Elektronik 1 MUSTERLÖSUNG zum Kurztest 3 vom 13. Mai 2013 1) Anwendung von Schutzdioden (TVS) a) Aufgabe: Eine elektronische Einheit zur Anwendung in einem Automobil (12 V Batteriespannung) soll mit einer für diese Zwecke vorgesehenen Z-Diode (TVS) gegen Überspannung und Falschpolung geschützt werden. Ist ein uni- oder ein bidirektionaler TVS zu wählen (Antwort mit Begründung)? Lösung: Da nicht nur gegen Überspannung, sondern auch gegen Falschpolung geschützt werden soll, ist ein unidirektionaler TVS einzusetzen. b) Aufgabe: Wie gross ist die nominelle Durchbruchsspannung der TVS für eine optimale Schutzwirkung zu wählen, wenn deren Toleranz 10% ist und die Batteriespannung im Normalbetrieb maximal 14.4 V beträgt (Antwort mit Begründung / Rechnung)? Lösung: Wäre die Durchbruchsspannung UBR exakt (0% Toleranz), würde man sie idealerweise gleich der maximalen Betriebsspannung wählen; wegen der Toleranz muss sie 10% höher sein, damit nicht bei einigen Exemplaren bereits bei 14.4 V ein hoher Ableitstrom fliesst, also: U BR,nom c) U Batt,max 0.9 16.0 V Aufgabe: Was sind die Nachteile, wenn anstelle eines für Schutzanwendungen spezifizierten TVS eine normale Z-Diode verwendet wird? Nennen Sie deren zwei. Lösung: Folgende Nachteile können hier genannt werden: Für normale, für Spannungsstabilisierungzwecke vorgesehene Z-Dioden sind keine hohen Spitzenverlustleistungen spezifiziert, wie sie bei Schutzanwendungen regelmässig vorkommen (sehr hohe Leistung bis zum Schmelzen der Sicherung). Es werden auch keine Spitzenströme spezifiziert (sehr hoher Strom bis zum Schmelzen der Sicherung). Bei normalen Z-Dioden ist das Ausfallverhalten nicht spezifiziert, während TVS bei Ausfall durch Überlastung einen Kurzschluss bilden (Schutz der Einheit auch bei Überlastung der TVS, diese opfert sich in einem solchen Falle quasi selber). 2) Grundlagen von MOSFET's a) Aufgabe: Erklären Sie in Worten und mit Hilfe von Skizzen, wodurch sich Enhancementvon Depletion-MOSFET's im elektrischen Verhalten (nicht im Aufbau) unterscheiden. Lösung: Enhancement-MOSFET's (auch Anreicherungs- oder selbstsperrende MOSFET's genannt) leiten bei einer Steuerspannung 0 V nicht, während Depletion-MOSFET's (auch Verarmungs- oder selbstleitende MOSFET's genannt) bei 0 V leiten und durch Anlegen einer Spannung gesperrt werden müssen. Anders gesagt: Bei n-Kanal-Enhancement-MOSFET's muss eine positive Gate-Spannung angelegt werden, um sie einzuschalten, während bei n-Kanal-Depletion-MOSFET's eine negative Gate-Spannung zum Sperren angelegt werden muss. Dies lässt sich mit der Transferkennlinie auch grafisch darstellen (für n-Kanal; für p-Kanal müssen alle Polaritäten vertauscht werden): 257856865 Seite 1 W. Baumberger b) Aufgabe: Bei diskreten MOSFET's (Einzel-MOSFET's) ist der Bulk- (Substrat-) Anschluss praktisch immer mit dem Source-Anschluss verbunden. Was bedeutet dies für die Anwendung solcher MOSFET's als Schalter? Lösung: n-Kanal- (p-Kanal-) MOSFET's können nur mit einer positiven (negativen) DrainSource-Spannung betrieben werden, umgekehrt leitet die Drain-Source-Strecke wie eine Diode (0.7 V Flussspannung). Wäre der Bulk-Anschluss frei zugänglich, könnte der FET bidirektional betrieben werden. In integrierten Schaltungen wird dies oft ausgenutzt, z. B. in CMOS-Analogschaltern; dort ist das Substrat aller n-Kanal-FET's mit der negativen, dasjenige aller p-Kanal-FET's mit der positiven Speisespannung verbunden. 3) Thermisches Design a) Aufgabe: Berechnen Sie den maximal erforderlichen Wärmewiderstand des Kühlkörpers Rth auf Grund der unten wiedergegebenen Transistorgrenz- und -kenndaten (PD = 35 W, TA,max = 40C, TJ,max = 175C). Lösung: Der Gesamtwärmewiderstand zwischen Chip (Junction) und Umgebung Rth,tot berechnet sich wie folgt, mit T = Temperaturdifferenz Chip-Umgebung (135 K) und PD = Verlustleistung (35 W): Rth,tot T 3.86 K/W PD Die Übergangswiderstände zwischen Chip und Halbleitergehäuse (RJC) und zwischen Halbleitergehäuse und Kühlkörper (RCS) 1.1 und 0.5 K/W müssen von diesem Gesamtübergangswiderstand in Abzug gebracht werden, um den Wärmewiderstand des Kühlkörpers allein zu erhalten: Rth Rth,tot RJC RCS 2.26 K/W b) Aufgabe: Weshalb ist es sinnvoll, den Kühlkörper grösser zu dimensionieren (geringerer Rth) als auf Grund der obigen Transistordaten minimal notwendig? Lösung: Zunächst ist für RCS nur ein typischer, kein garantierter Wert angegeben (hängt unter anderem von der Oberflächenrauhigkeit des Kühlkörpers ab); ferner erhöht ein Derating der maximalen Chip-Temperatur zu einer verbesserten Zuverlässigkeit. c) Aufgabe: Auf welchen Wert muss die Verlustleistung PD reduziert werden, wenn derselbe Transistor bei derselben max. Umgebungstemperatur ohne Kühlkörper betrieben werden soll? Lösung: Hier kommt der ebenfalls im Datenblatt spezifizierte Übergangswiderstand zwischen Chip und Umgebung (RJA = 62 K/W) zum Zug: PD T 2.18 W RJA 257856865 Seite 2 W. Baumberger 4) Abwärtswandler a) Aufgabe: Skizzieren Sie qualitativ (ohne Zahlenwerte) den Verlauf der Spannung UD über der Freilaufdiode sowie des Stromes IL durch die Speicherdrossel. In Ihrer Skizze soll auch die Flussspannung der Diode sichtbar sein, solange diese Strom führt. Lösung: b) Aufgabe: Berechnen Sie das benötigte Tastverhältnis d und die Induktivität L, und zwar für folgende Vorgaben: Uein = 15 V, Uaus = 3 V, Schaltfrequenz f = 100 kHz, Welligkeit des Spulenstroms IL = 0.5 A. Nehmen Sie ferner an, dass Leistungsschalter und Induktivität keinerlei Verluste haben und die Flussspannung der Diode 0.5 V sei. Lösung: Das Verhältnis von ON- zu OFF-Zeit entspricht generell dem Verhältnis der Spulenspannungen während der OFF- und der ON-Phase. Wegen dem Spannungsverlust über der Freilaufdiode ist die Spulenspannung während der OFF-Phase nun nicht mehr gleich der Ausgangsspannung, sondern der Ausgangsspannung plus UF. Während der ON-Phase ist die Spulenspannung nach die vor gerade Uein – Uaus. Somit gilt: t ON U L ,OFF U aus U F t OFF U L ,ON U ein U aus Substituiert man tOFF und tON durch Ausdrücke mit d, so erhält man: U UF d aus 1 d U ein U aus Nach d aufgelöst, das jetzt das Tastverhältnis unter Berücksichtigung von UF ist, folgt: d U aus U F 0.226 U ein U F Für die benötigte Induktivität L kann sowohl die ON- wie die OFF-Phase herangezogen werden, wir verwenden die ON-Phase mit der ON-Zeit tON: (t = Periodendauer = 10 s) tON d t 2.26 s Man erhält für L: L c) U ON tON 54 H I L Aufgabe: Dimensionieren Sie den Glättungskondensators C approximativ für eine Welligkeit der Ausgangsspannung Uaus = 50 mVpp. Sie dürfen dazu annehmen, der Spulenstrom habe einen Rechteckverlauf mit Amplitude IL. 257856865 Seite 3 W. Baumberger Lösung: Unter der weiter vereinfachenden Annahme, dass der Stromrechteck ein Tastverhältnis von 50% hat, erhält man aus Q = CU: C t I L =50 F 2 U aus Bemerkung: In Tat und Wahrheit ergibt der dreieckige Stromverlauf einen parabelförmigen Spannungsverlauf am Kondensator. d) Aufgabe: Konkretisieren Sie in der Schaltung den Leistungsschalter S durch einen nKanal-Enhancement-MOSFET (Schemaskizze). Zeichnen Sie auch, wo die Steuerspannung (0 V im OFF- und +10 V im ON-Zustand) angelegt werden muss, z. B. durch einen Spannungspfeil oder ein Quellensymbol. Lösung: Die Steuerspannung liegt zwischen Gate und Source-Anschluss. 5) Schaltverhalten von MOSFET's a) Aufgabe: Skizzieren Sie qualitativ den Verlauf von Steuerspannung UGS(t) und Drainspannung UDS(t) während des Einschaltvorgangs unter der Annahme, der Treiber liefere einen Maximalstrom IGT (Strombegrenzung). Berücksichtigen Sie die Eingangsund die Rückwirkungskapazität des FET. Lösung: Während dem Abfall der Drain-Source-Spannung verharrt die Steuerspannung am Gate auf einem konstanten Wert in der Gegend der Schwellenspannung des FET Uth, da in dieser Phase die Gate-Drain-Kapazität umgeladen wird. Bemerkung: Der Spannungsabfall über dem FET im ON-Zustand (RDS,ONID) ist in dieser Aufgabe nicht gefragt, wurde in der Figur aber ebenfalls eingetragen. b) Aufgabe: Berechnen Sie die für den ganzen Einschaltvorgang vom Treiber zu liefernde Ladung QG unter folgenden Voraussetzungen: Gate-Source- und Gate-Drain-Kapazitäten sind spannungsunabhängig, CGS = 1.0 nF, CGD = 100 pF; UGS,max = 10 V; IGT = 1.0 A; U+ = 100 V, Schwellenspannung des FET Uth = 4.0 V. Lösung: 257856865 Seite 4 W. Baumberger Die Lösung der Aufgabe ist im Falle konstanter Kapazitäten CGS und CGD denkbar einfach: Es reicht, die Differenz der Ladung der Kapazitäten vor und nach dem Umschaltvorgang zu bilden. Es kommt die für die Ladung einer Kapazität relevante Formel Q = CU zum Zug. Vor dem Umschaltvorgang hat CGS keine Ladung (UGS = 0), an der Kapazität CGD liegt eine Spannung UGD = -100 V (Vorzeichen s. Schemaskizze). Somit gilt für die Anfangsladung: QOFF U GD,OFF CGD 100V 100 pF -10 nC Nach dem Umschalten liegen an CGS resp. CGD jeweils +10 V. Somit erhält man für die Endladung: QON U GD,ON CGD U GS ,ON CGS 10V 100 pF 10V 1000 pF +11 nC Die gesamte Ladungsdifferenz ist somit: QG QON QOFF 21 nC c) Aufgabe: Berechnen Sie auf Grund der in Teilaufgabe b) berechneten Gateladung QG die Schaltzeit tON (Anstieg von UGS = 0 auf UGS,max). Lösung: Hier kommt die Definitionsgleichung für die elektrische Ladung zum Zug: Q=It. Somit erhält man für die Umladezeit: t ON QG 21nC 21 ns I GT 1A Bemerkung: Alle Zahlenwerte sind realistisch für einen zeitgenössischen n-Kanal-MOSFET, der 10 A bei 100 V mit Reserve schalten kann (Bsp.: IRFR13N15), allerdings sind die Kapazitäten in der Realität alle stark spannungsabhängig, so dass man wenn immer möglich mit den Ladungswerten für QG aus dem Datenblatt arbeiten sollte. d) Aufgabe: Durch welche Schutzschaltung ist obige Schaltung zu ergänzen, damit der MOSFET beim Ausschalten nicht beschädigt wird (Schemaskizze und Erklärung)? Lösung: Parallel zur induktiven Last muss eine Freilaufdiode eingefügt werden, die es dem Strom durch die induktive Last erlaubt, nach dem Abschalten weiterzufliessen (Vermeidung einer Spannungsspitze beim Ausschalten). 257856865 Seite 5 W. Baumberger