Schriftliche Unterrichtsvorbereitung Fach: Sachunterricht Thema: Untersuchen und Erklären von optischen Täuschungen Klasse: 3 Begründung des Themas durch den Lehrplan Sachunterricht Jgst.3: Seherlebnisse (S.192) Deutsch Jgst.3 (S.171): Sprechfreude und Mitteilungsbedürfnise in Gesprächsbeiträgen aufeinander eingehen persönliche Meinungen situationsangemessen äußern Sachzusammenhänge begrifflich klar darstellen Gegenstände treffend beschreiben Mathematik Jgst. 1/2: Beziehungen zu Gegenständen zueinander (S.90) Kenntnis über Flächenformen (S.97) mit dem Maßband messen(S.102) Kunst Jgst.3: Optische Effekte (S.42) Das Thema wurde, aus der Interessenslage der Klasse heraus, in den Unterricht mit aufgenommen, obwohl es nicht explizit im Lehrplan erwähnt ist. Es spricht aber nichtsdestotrotz mehrere Fächer an. Die Hauptlernfelder liegen in dieser Unterrichtsstunde in den Bereichen Erkennen und Erklären von optischen Phänomenen differenzierte Wahrnehmung Sachanalyse und Bildungsgehalt Sehen ist ein Zusammenspiel von Auge und Gehirn. Durch das Auge landen Farben und Muster im Kopf, das Gehirn interpretiert sie. Im 19. Jahrhundert entdeckte man, dass man das Gehirn mit falschen Perspektiven verwirren kann. Auch Bilder verwirren uns, bei denen die Linien zwar parallel angeordnet sind, die starken Helligkeitskontraste die Linien aber gekrümmt erscheinen lassen. Optische Täuschungen, den objektiven Gegebenheiten widersprechende Wahrnehmungen, v. a. bei geometrischen Konfigurationen; beruhen physiologisch auf der Bau- und Funktionsweise des Auges, psychologisch auf einer Fehldeutung beziehungsweise einem Schätzfehler bei Erfassung des Wahrgenommenen. Als weitere Ursachen können (besonders bei perspektivischen Täuschungen) Lernerfahrungen oder das Phänomen der Größenkonstanz (Größenschätzung eines Gegenstands unter unbewusster Berücksichtigung seiner Entfernung) sowie Einschätzungen von Farbhelligkeit und Farbverlauf eine Rolle spielen. Optische Täuschungen können auch durch die Unvollkommenheit oder einen Defekt des Augenapparates auftreten. Es ist aber zu bemerken, daß eine optische Täuschung meist nicht auf der optischen Unvollkommenheit des Auges beruht, sondern auf der falschen Beurteilung des Gesehenen. Man kann deshalb annehmen, daß die Täuschung bei der gedanklichen Verarbeitung des Gesehenen zustande kommt. Derartige Täuschungen lassen sich dadurch vermeiden, daß man die Beobachtungsbedingungen in passender Weise variiert, einfache Vergleichsmessungen vornimmt oder sonst in irgendeiner Form die eine richtige Beobachtung störenden Faktoren ausschaltet. Formentäuschung (Täuschung., die durch übereinanderliegende Formen entstehen) Viele Täuschungen entstehen dadurch, dass die betrachteten Figuren nicht alleine gesehen werden, sondern in Beziehung zu anderen Figuren. a) Ganzes und Teil: Betrachten wir zwei verschieden große Objekte, so erscheinen alle Teile des kleineren kleiner, und alle Teile des größeren größer. Je größer also das Ganze ist, umso größer ist auch das Teil. b) Überbewertung vertikaler Linien: Durch die horizontale Anordnung der Augen und der Lebenserfahrung in einer „ebenen“ Welt kann der Mensch Entfernungen in der Horizontalen besser einschätzen, als in der Vertikalen. Vertikale Linien werden so überschätzt. c) Überschätzung spitzer Winkel: Diese Täuschungen lassen sich durch die Tatsache erklären, dass das Auge spitze Winkel, die sich auf ebenen Figuren befinden, vergrößert ansieht. Die helle Fläche zwischen den Linien erscheint uns größer, somit erscheint auch der Winkel größer. Die “Hering- Illusion“: Die beiden horizontalen Linien sind gerade, aber sie sehen aus,als ob sie nach außen gebogen wären. Die Verzerrung wird durch das strahlenförmige Muster im Hintergrund produziert, das Perspektive vortäuscht und somit einen falschen Eindruch der räumlichen Tiefe entstehen lässt. Kontrasttäuschungen (Täuschung., die durch Helligkeitskontraste entstehen) Die Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden ist sehr subjektiv. Die Überbetonung der Kontraste rührt aus der Verschaltung der Rezeptoren im Auge her. Sie bewirkt eine verstärkte Wahrnehmung von Kanten und lässt Bilder schärfer erscheinen. Diese Täuschungen werden durch Helligkeitsunterschiede zwischen Objekt und Hintergrund hervorgerufen. Wir sehen Figuren auf dunklem Grund heller und umgekehrt. Dieses sog. “Hermann-Gitter” zeigt an den Kreuzungsstellen dunkle Flecken, die verschwinden wenn man den Blick darauf richtet. Das Hermann-Gitter wurde seit fast 5 Jahrzehnten als Anzeichen der sog. “lateralen Hemmung” auf der Netzhaut gedeutet. 2004 wurde die gekrümmten Variante vorgestellt, die beweist dass auch die Verarbeitung im Sehzentrum im Gehirn dabei eine gleich große Rolle spielt. Farbtäuschungen (Täuschung., die durch nebeneinander liegende Farben entstehen) Täuschungen können auch entstehen, indem die benachbarte Farbe des betrachteten Objekts Einfluss auf die Wahrnehmung nimmt. Es entstehen Farbmischungen entsprechend der Farblehre. Die Quadrate haben in Wirklichkeit eine konstante rote Farbe. Die Umgebung beeinflusst jedoch die Farbwahrnehmung. Dieses Phänomen ist seit dem 18. Jh. bekannt und heisst simultaner Farbkontrast. Diese Täuschung ist auf die laterale Hemmung zwischen benachbarten Nervenzellen des visuellen Systems zurückzuführen Das Thema „optische Täuschungen“ lässt sich nicht direkt einem der im Lehrplan beschriebenen Aufgabenschwerpunkte der Klasse 3 zuordnen. Da durch die Schüler beim Thema „Auge“ Interesse bekundet wurde, mehr über optische Täuschungen zu lernen, hielten wir es aber dennoch für wichtig. Auf Grund des zunehmenden Verlustes sinnlicher Eindrücke soll den Kindern in dieser Stunde die Möglichkeit gegeben werden, speziell zum Sehsinn intensive Erfahrungen zu machen. Sehen ist eine Sinnesleistung, die alltäglich geschieht, die allerdings nichts als bewusst zu gestaltendes Verhalten wahrgenommen wird. Oft wird den Augen und dem Sehsinn erst dann wieder Beachtung zuteil, wenn man Probleme oder Beschwerden mit ihnen hat. Die Beschäftigung mit optischen Täuschungen in dieser Stunde soll die Kinder zum einen zum Staunen und Wundern einladen, zum anderen sollen die Kinder ansatzweise erfahren, wie kompliziert und reichhaltig der Sehvorgang ist und dass mehr dazu gehört, als ein intakter Sehapparat. Auch erfüllt die Betrachtung des heutigen Unterrichtsgegenstandes viele Forderungen der Grundlagen und Leitlinien des Lehrplans. So haben die Kinder Raum für selbstständiges Beobachten, Ausprobieren und Entdecken (S.9) und können sich aktiv mit dem Lerngegenstand auseinandersetzen. Die Wahrnehmung mit allen Sinnen wird zudem geschult. (ebd.). Die Kinder lernen, die Wirklichkeit zunehmend differenziert wahrzunehmen. Durch den handelnden Umgang mit den Täuschungen sollen sie ihre Erfahrungen ordnen und mit bereist vorhandenem Wissen verknüpfen. Die Gestaltung der Unterrichtsstunde soll fächerverbindend gestaltet sein, und sich somit an Lernvoraussetzungen, Interessen sowie dem Lerngegenstand orientieren. Innerhalb des Sachunterrichts der 3.Jgst. finden sich 8 Themenbereiche, die es zu bearbeiten gilt. Das Thema „optische Täuschungen“ fällt in den Bereich „Ich und meine ErfahrungenSinnesleistungen“. Die Kinder erschließen sich in dieser Stunde einfache physikalische bzw. biologische Zusammenhänge, nämlich das Zusammenspiel von Augen und Gehirn in Bezug auf die visuelle Wahrnehmung. Begründung Maßnahmen der methodischen Schritte und sonderpädagogischen Aktivierung der Vorerfahrungen/ Vorwissen Durch ein kreuzworträtsel soll das bereits behandelte Thema „Auge“ reaktiviert werden. Da die optischen Täuschungen mit den Leistungen des Augesund des gehirns zusammenhängen, sollt sichergegangen werden, dass die Grundlagen vorhanden sind. Außerdem bekommen die Schüler dadurch die Möglichkeit aktives Wissen offenzulegen. Stummer Impuls (SI): Zum Einstieg in die Thematik werde ich eine optische Täuschung als stummen Impuls an die Tafel hängen. Die Kinder sollen dann zunächst einmal beschreiben, was sie sehen. Ich habe mich hier für ein Bild entschieden (siehe Anhang), bei dem die Täuschung sehr deutlich zu sehen ist. Die Kinder werden vermuten, dass das die Strecke zwischen den Pfeilspitzen oben größer ist, als die des unteren. Äußerung eigener Gedanken und Ideen: Alle Schüler bekommen die Möglichkeit zur Äußerung. Diese wird verschriftlicht und erst am Ende der Stunde nachgeprüft. Die Spannung der Auflösung muss also über die gesamte Stunde hiinweg ausgehalten werden. Gruppenarbeit: Die Gruppenarbeit gewährleistet, dass die Kinder über das Gesehene ins Gespräch kommen. Der Austausch mit den Mitgliedern der Gruppe kann den Kindern helfen, auch einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Manche optische Täuschungen wirken etwa nur aus einer ganz bestimmten Sichtweise. Vor allem bei der Suche nach einer möglichen Erklärung hilft die Diskussion. So wird die soziale Kompetenz gefördert, denn die Kinder müssen Argumente des Anderen aufnehmen, sich darüber Gedanken machen und dann überprüfen. Sie haben ferner die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu vertreten und zu begründen. Als zeitliche Strukturierungshilfe dient die „Sanduhr“, die den Schülern die Möglichkeit gibt, einen Überblick über bereits verstrichene und noch zur Verfügung stehende Zeit zu erhalten. Sie können dementsprechend ihr Arbeitstempo anpassen. Ruhephase: Durch das Einbringen einer kurzen Ruhephase, soll durch die entstehende Entspannung vermieden werden, dass Probleme durch überlastung entstehen. Die Schüler können kurz durchatmen, bevor weiter gearbeitet wird. Integrationsphase im Plenum: Da die Kinder von ihren Plätzen aus eine gute Sicht auf die Tafel haben, an der die Entdeckungen zusammengetragen werden, halte ich es für sinnvoll, diese Sitzordnung auch beizubehalten. Es geht zudem auch in gewisser Weise um eine Präsentation von Gruppenergebnissen, deswegen sollten die Kinder auch in ihren Gruppen bleiben. Andere Sozialformen, etwa ein Sitz- oder Theaterkreis kann dazu führen, dass die einzelnen Gruppenmitglieder einer Gruppe über den Kreis verteilt sind. Rückbesinnung: Durch das Aufgreifen der 2geheimen Zettel“ wird die Spannung aufgelöst. Die Kinder können nun nachprüfen, was sie vorher gewusst haben und was sie am Ende der Stunde wissen. Durch den Vergleich kann ein offensichtlicher Lernzuwachs erkennbar werden und die Schüler können sich einen Lernerfolg sichern. Sicherung: Durch ein Arbeitsblatt können die erfahrenen Einzelinformationen zusammengetragen und fixiert werden. Somit ist jederzeit ein Wiederholen der Thematik gesichert. Lernziele und Sequentierung Lehrplan: 3.2.2. Sinnesleistungen des Auges Grobziel: Wir untersuchen optische Täuschungen Teilziele: intensive Erfahrung zur visuellen Wahrnehmung. Hypothesen und Erklärungen der optischen Täuschungen Austausch von Hypothesen in der Gruppe Vorstellen der Ergebnisse aus der Gruppe (Einigung auf eine Hypothese/ mehrere Lösungen) Erweiterung oder Verwerfen der vorher selbst gefassten Hypothese Feinziele: Fachkompetenz: Die Kinder sollen… erkennen, dass das Gehirn manche von den Augen empfangene Bilder falsch deutet, wir Dinge wahrnehmen können, die nicht den objektiven Gegebenheiten entspricht, entdecken, dass die optischen Täuschungen dieser Stunde durch folgende Dinge entstehen: durch Kontraste, durch Muster, durch Kontraste Selbstkompetenz Die Kinder können… ihre bereits erworbenen Kenntnisse vertiefen und auf neue Sachverhalte übertragen, in der Diskussion ihre Fähigkeit zu argumentieren ausbauen, selbstständig zu lernen und zu handeln, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu erweitern. Sozialkompetenz: Die Kinder können… ihre Fähigkeit vertiefen, sich an vereinbarte Regeln zu halten, eine Aufgabe gemeinschaftlich in Gruppenarbeit lösen und so soziale und vor allem kooperative Verhaltensweisen und die Kommunikationskompetenz weiter ausbauen. Sequenzplanung: Phase 1 2 Thema Einstieg Erkennen von optischen Täuschungen Entstehung von optischen Täuschungen Gestalten von optischen Täuschungen 3 4 Ziele Alltagsbezug: Wo habe ich opt. Täuschungen kennen gelernt? Kennenlernen verschiedener Täuschungen, Hypothesenbildung der Entstehung Klärung der Zusammenhänge der Wahrnehmung (Auge, Gehirn) Vorgänge bei der Wahrnehmung optischer Täuschungen Kunst: Gestaltung einer eigenen optischen Täuschung Literatur - http://www.michaelbach.de/ot/index.html Picon, Daniel (2005): optische Täuschungen. Köln:Fleurus Verlag. Block/ Yuker/ Rendl(2006) : Ich sehe was, was du nicht siehst.München:Goldmann. Medien Arbeitsblatt mit Kreuzworträtsel: Differenzierung mit A und B Folie mit dem Kreuzworträtsel / Overheadprojektor Tafelbild Sanduhr an der Tafel zur Visualisierung der Arbeitszeit Arbeitsblatt mit optischen Täuschungen: für die einzelnen Gruppen spezifisch Geheimzettel zur Notierung der Hypothesen Arbeitsblatt als Sicherung mit einer Zusammenfassung Folie des Arbeitsblattes Stundenverlauf Artikulation: Unterrichtsverlauf: Einstieg Rätsel: Auge Aktivierung des Vorwissens Tobi setzt sich zu Kevin Medien/Sozialform: AB/ Kreuzworträtsel Kreuzworträtsel Überleitung Motivation Gemeinsames Sammeln der Ergebnisse und Kontrolle auf Tageslichtprojektor L: Dein Wissen über das Auge brauchst du jetzt! Folie Stummer Impuls Tafelbild Sonderpädagogische Maßnahmen Differenzierung durch 2 Schwierigkeitsgrade der AB Reinhard, Kevin, Tobi bearbeiten die schwierigere Version, Kevin hilft hierbei Tobi beim lesen. L.“Ich habe gemerkt, dass euch das neue Thema interessiert…“ Sch. beschreiben, was sie sehen, vermuten… Möglichkeit des Nachmessens Zielangabe Stunde der Begriff Täuschungen“ „optische Tafelüberschrift: „Wir untersuchen optische Täuschungen“ Sch. bekommen „geheime Zettel“, auf die sie Vermutungen/ Erklärung für Phänomen beschreiben Strukturgebung L. sammelt Zettel ein Einführung der Sanduhr + Erklärung zur Funktionsweise Erklärung Gruppenarbeit Einteilung in Gruppen -Kevin,Tobi. Reinhard - Ludwig, Edis, Fenja - Claudio, Yasmin, Billy Sanduhr an Tafel Prävention für Störungen Struktur/ Zeitübersicht der Kevin/Tobi bewährt im Team Arbeitsphase 1.Durchlauf: : opt. Phänomen beschreiben und Erklärungsansätze finden 2. Durchlauf: mit Hilfestellung (Erklärung) Vorbereitung für Vorstellung im Plenum Gruppenarbeit Opt. Täuschungen Schriftliche Fixierung der erarbeiteten Beobachtungen und Erklärungen Ruhephase Vorstellung Jede Gruppe bestimmt 1 Sprecher Augen entspannen, Kopf auf Tisch L. „weckt“ Schüler einzeln in den Stuhlkreis Sch. stellen opt. Phänomene vor Entspannung Bewegung Wechsel Tafelbild Opt. Täuschungen werden an Tafel geheftet Diskussion Unstimmigkeiten bei Auflösen des Stuhlkreises „geheime Zettel“ werden ausgeteilt. Wiederaufnahme: L: “Hattest du recht mit deiner Annahme von vorhin?!“ Vergleich: Was hast du vorher gewusst, was weißt du jetzt? Sch. auf Platz Geheime Zettel