Gottfried Liedl/Manfred Pittioni

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Manfred Pittioni
070533 VO Mittelalter 2 SS 2011 – Islamische Welt
(ca. 1200 bis ca. 1500)
Die großen Player des Spätmittelalters
1.Einleitung
Der Raum – die Geographie – das Klima – die Verkehrswege im Sinne Braudels
Große Zonen von aridem Klima, aber fruchtbare Regionen – Mittelmeerküste, Schwarzes
Meer, Nordafrika und Mesopotamien. Klima Mittelmeere bis extrem kontinental. Hochebenen
Irans und Gebirge Afghanistans, Anatolien Mittelgebirge bis Kaukasus Hochgebirge.
Verkehrswege – Mittelmeer – Persischer Golf und Rotes Meer. Große Flüsse Nil,
Euphrat/Tigris, Amu Darya und Syr Darya. Karawanenstraßen aus dem Sudan über Kairo bis
Alexandria, vom persischen Golf bis Aleppo und über Bursa noch Istanbul, nördliche
Seidenstraße (China – Schwarzes Meer). Handelswege über Schwarzes Meer – Krim –
westliche Hafenstädte des Schwarzen Meeres und nach Ragusa.
Italienische Seefahrtsrouten und arabische Fernhandelsrouten.
Kulturen und Sprachen
Die großen Kulturkreise – slawisch – ungarisch – byzantinisch/griechisch – islamisch –
persisch – mongolisch – arabisch – türkisch.
Die Sprachen – slawisch – griechisch – arabisch – persisch – türkisch
Politische Konstellationen
Die Großreiche und ihre Wandlungen – Byzanz – Seldjuken – Mongolen – Mamlucken –
Osmanen. Reste der Reiche der Sassaniden, Abbasiden, Seldjuken.
Die Europäer und ihre Invasionen in Palästina und Byzanz.
Zwischenspiele der Mongolen – Dschingis Kahn und Timur
Der Krieg
Kriegsverständnis des „Abendlandes“:
Krieg als Mittel der Eroberung des Heiligen Landes (Kreuzzüge), Ausdehnung der civitas dei
(Lehre des Augustinus), Mittel, um Fehden des Adels auszutragen.
Hauptwaffe: schwere gepanzerte Reiter, Schocktaktik.
Kriegsverständnis des Islam:
Islam verbietet Blutvergießen unter Muslimen, verbietet jeden Krieg außer dem Dschihad.
Aufruf zum Krieg durch den Imam.
Kriegsbeginn: Aufruf an den Feind, sich zum Islam zu bekehren.
Kriegsende: Sieg über den Feind oder dessen freiwillige Unterwerfung unter den Islam.
Zweiteilung der Welt in dar al harb (Haus des Krieges) und dar al islam (Haus des Islam).
Kriegsgefangene: werden zumeist Sklaven.
Kriegsführung: Reiterei, Fußsoldaten (Lanze und Schwert), Bogenschützen.
Kriegsziel ist eher die Gefangennahme der Gegner als deren Tötung.
Die Religionen und ihr Zusammenspiel
Islam1 in Sunna und Schia geteilt, Christentum in Katholizismus und Orthodoxie. Auf beiden
Seiten Bestehen lokaler „Kirchen“ und zahlreiche „Häresien“.
Christliche Glaubensbekenntnisse in Mittelost:
Armenisch – Katholisch – Orthodox – Nestorianer.
Soziale Systeme
Moderner Verwaltungsstaat gegen und Stammesverbände bzw. deren Varianten. Verschieden
hohe Ausprägungen von Staatlichkeit. Z.B. Byzanz im Gegensatz zu arabischen Stämmen.
Wirtschaft
Agrarische Systeme vs. Nomaden. Viehhandel und Warenhandel. Ost-West und Nord-Süd
Achsen des Warenflüsse. Rolle der Fernkaufleute und Bedeutung des Luxushandels. Italiener
und Ansätze von Welthandel.
Zeitepochen und großräumige Entwicklungen
Nach Dominanz von Großreichen (Persische Sassaniden, Byzantiner, arabische Abbasiden)
Entstehung von Regionalmächten (Seldjuken, Zengiden, Mamlucken).
Große Zeitepochen:
1200 – 1300 Byzantinisches Reich – Italiener – Kreuzfahrerstaaten – Balkanländer Mongolen – Mamelucken – Seldjuken
1300 – 1400 Mamelucken – Osmanen – Timur
1400 – 1500 Das Werden einer Großmacht – die Osmanen.
Fünf Pfeiler des Islam: Glaubensbekenntnis –shahada, Almosen – zakat, Wallfahrt – hadj, Gebet – salat und
Fasten – saum.
1
Östliches Mittelmeer ab 1200
Kreuzzüge in Palästina
4. Kreuzzug – Eroberung von Byzanz – Lateinerherrschaft
5. Kreuzzug – 1128 – 1229. Vertrag zwischen römisch-deutschem Kaiser Friedrich II. und
Ayyūbiden al – Malik al – Kāmil.
6. Kreuzzug 1248 – 1254. 1249 erobert König Ludwig der Heilige von Frankreich Dimyāt
(Damiette), wird aber bei al Manşūra geschlagen und gefangen genommen.
7. Kreuzzug: Mamelucken erobern 1266 Safad von den Templern, 1268 Antakia, 1271 Hisn
al Akrad von den Hospitalitern, 1298 Tripoli und 1291 Akkon. Damit Ende der
Kreuzfahrerstaaten.
Ägypten
1171 – 1250 Ayyubiden – Salah ud - din als herausragendste Herrscherfigur.
1250 – 1517 Mamelucken – 1260 Sieg über Mongolen bei Ain Dschalut
1250 – 1390 Bahrī – Mamelucken – Kasernen auf der Insel ar – Rawda im Nil.
Erster Sultan Aybak
1382 – 1517 Burği – Mamelucken – Kasernen in Türmen (burğ), der Zitatelle – Zirakssier.
ab 1517 Osmanenherrschaft
Syrien
Herrschaft der Zengiden
Ayyubiden
Mamelucken
Osmanen
Iran
1200 – 1220 Choresm Schah Ala – ud din Mohammad
1220 – 1231 Dschalal du – din letzter Choresm Schah
1220
Dschingis Khan erobert Transoxanien
1242
Schlacht bei Köşe Dağ – Mongolen unterwerfen Seldschuken.
Anatolien
Seldschuken (Salğūqen)
Name vom Stammesführer Seldschuk. Oghusische Türken aus Zentralasien. Ursprünglich
Schamenenreligion.
Erste türkische Staatsgründer in Asia minor. Hinterließen ein großartiges Kulturerbe
(Architektur, Dichtung und Kunsthandwerk). Nehmen Islam (Sunna in Hanefitischer2
Richtung) und persische Kultur an, Arabisch für Religion Recht und Wissenschaft, Persisch
für Hofsprache und Dichtung, Türkisch für Alltagssprache und Kommandosprache.
Tugrul Beg 1038 – 1063 unterwirft Khalifen in Bagdad, wird 1055 sulţān
Alp Arslan schlägt byzantinischen Kaiser Romanos IV bei Mantzikert 1071.
Frühes 12. Jahrhundert Seldschukenherrschaft von Afghanistan bis Libanon und Anatolien,
nicht aber Ägypten. Sog. Großseldschuken (Iran mit Hauptstadt Isphahan, Irak, Syrien) und
Rumseldschuken mit Hauptsatdt Konya.
1064 -1092 wazīr Nizāmalmulk („Ordnung des Reichs“) in Bagdad. Eigentlich Abu Ali al
Hassan, geboren 1018 in Rādkān in Khorassan. Hauptwerk Siyāsatnāma Buch der
Staatskunst. Zur Zeit Nizams gab es drei Khalifate – Abbasiden – Fatimiden und Cordoba
Abdurrahman III. Ermordet von Assassinen 1092 auf dem Weg von Isfahan nach Bagdad.
Intermezzo mongolico („Tatar“)3 und die Turkmenen.
Ca. 1220
Dschingis Khan zerschlägt die Herrrschaft des Chorezm Schah.
1256 – 1355 Reich der Il-Ħāne, der Nachfolgeherrscher.4
1258
Hülagü Khan erobert Bagdad. Ende des letzten Abbasisdenkhalifs.
Im Iran und Irak herrschen dann die mongolischen Il – Khane.
Schlagwort Pax Mongolica – fördert den Handel, unterdrückt Städte und Landwirtschaft.
Interessen der mongolischen Steppenbewohner gegen Bauern und Städter.
Mongolische Verwaltung mit yasa = Gesetz und yarlıq = Erlässe, beschlossen am kuriltai =
große Ratsversammlung.
1260 Mamelucken besiegen Mongolen bei Ayn Ğālūt (Gazza).
Vier Mongolenreiche ab dem 13. Jhdt. – İl-Hane im Iran und Irak, die Goldene Horde im
heutigen Rußland, Čaġatay in Zentralasien und in China (Yuan Dynastie).
Ab ca. 1340 wird die Mongolenherrschaft schwach, es entstehen die großen
Stammesföderationen
-
1468 Qarā Qoyonlu (Schwarze Schafe) – Schiiten
in Anatolien und dem Iran
1508 Aq Qoyunlu (Weiße Schafe) – Sunniten bei
Diyabekir und Iran
Vier große Rechtsschulen: hanefitische, malikitische, shafi’itische und hanbalitische.
Tatar v. griechisch tartaros.
4
İl = türkisch Heimat, Region, Provinz.
2
3
Osmanen
1326 Orhan in Bursa
1360 – 1398 Murad I. Adrianopel (Edirne) wird 1366 Hauptstadt
1370 – 1405 Timur in Anatolien.
1398 – 1405 Osmanensultan Bayezit I.
Zwischenspiel des Tīmūr Lang (Der Lahme)
Geboren 1336 in Šahresabs (heute Usbekistan). Residenz Samarkand. 1390 trifft Timur in
Schiras den Dichter Hafez.1393 erste Eroberung von Bagdad. 1401 Damaskus, 1402 Sieg
über den Osmanensultan Bayezit I. bei Ankara.
1405 – 1447 Timuride Šāh Ruħ.
Anatolien im 14. und 15. Jahrhundert: eine Anzahl von „Beyliks“ = Kleinfürstentümer.
Bekannteste: Qarāmāniden mit Hauptstadt Konya.
1453 Mehmet der Eroberer – Fall von Konstantinopel.
Zusammenfassung
Trotz der vielen politischen Wirren zwischen 1200 und 1500 hat der Islam einen globalen
Kulturkreis geschaffen, der von Westafrika bis Indonesien reicht. Durch die Wirkung des
Koran, seiner arabischen Schrift und der Unverrückbarkeit seines Inhaltes entstand ein Gefühl
der Zusammengehörigkeit aller gläubigen Muslime. Dadurch entstanden auch eine Vielzahl
von sakralen Bauten in ähnlichem Stil, ein wunderbares Kunsthandwerk und eine reiche
Literatur. Durch die Regeln des Korans wurde die Wirtschaft, vor allem der Handel
Beeinflusst. Starke Migrationsflüsse gab es durch die vorgeschriebene Pilgerfahrt (hadsch)
und durch die Fernhandelsbeziehungen, aber auch durch den ausgeprägten Sklavenhandel und
die vielen Kriege.
Literatur (Überblicksdarstellungen):
Fischer Weltgeschichte – Zentralasien, Frankfurt 1966.
Faroqhi Suraiya, Geschichte des Osmanischen Reiches, München 2000.
Hösch, Geschichte der Balkanländer
Matuz Joseph, Das Osmanische Reich, Grundlinien seiner Geschichte, Darmstadt
Haarman Ulrich, Geschichte der arabischen Welt, München 1987.
Lewis Bernard Hsg., Der Islam von den Anfängen bis zur Eroberung von Konstantinopel, 2
Bde. Zürich – München 1981 – 1982.
11.6.2011
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