Thema_12_13_14

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Thema der Woche 12
Vermächtnisse des Propheten Muhammad (S) als religiös-ethische
Wegweisungen 1:
"Der Neid"
Elsayed Elshahed - Kairo/Wien
Sozialpsychologische und gesellschaftsethische sowie rein theologische
Aspekte enthält der folgende Hadith (Aussage) des Propheten
Muhammad (S): Abu Zarr Al-Ghifari (r) sagte: "Mein Herzensfreund (s.
A. s.) empfahl mir, die folgenden guten Eigenschaften anzueignen:
1. Er empfahl mir, nicht neidisch auf die übergeordneten
Menschen, sondern Gott dankend auf die Untergeordneten zu
schauen.
2. Er empfahl mir, die Armen zu lieben und hilfsbereit in ihrer
Nähe zu bleiben.
3. Er empfahl mir, die Beziehung zu meinen Blutsverwandten stets
fürsorglich zu pflegen (silat ar-rahim).
4. Er empfahl mir, aus Ehrfurcht vor Allah stets Zivilcourage zu
zeigen, auch wenn ich dafür kritisiert oder getadelt werden sollte.
5. Er empfahl mir, die Wahrheit stets zu sagen, auch wenn sie für
mich bittere Folgen haben sollte.
6. Er empfahl mir, möglichst oft den folgenden Satz zu wiederholen:
"Allein durch Allah sind Macht und Kraft zu erlangen (la hawla
wala quwata illa billah)". Denn dieser Satz ist ein paradiesischer
Schatz" (s. Tabarani, Ibn Hibban und Imam Ahmad).
Wir werden diese sechs Vermächtnisse des Propheten Muhammad (S) in
mehreren Folgen zusammenfassend behandeln:
Neid (hasad) um Vermögen, Position oder Gesundheit und sonstiges ist
bekanntlich einer der gefährlichsten Charakterzüge eines Menschen. Er
ist nicht nur einer der Hauptursachen für die meisten Kriege und
Gesellschaftskonflikte, sondern ebenso eine Ursache für individuelle
Persönlichkeitsstörungen, sprich: chronisch tief sitzende psychische
Unzufriedenheit. Daher gebietet Allah uns in Sure 113/1u.5, IHN um
Beistand gegen Neider zu bitten. Dort heißt es: "Sprich: Ich ersuche um
Beistand des Herrn des anbrechenden Morgenlichts vor dem Übel Seiner
Geschöpfe, …und vor dem Übel des Neiders, der dem Neid verfällt".
Das prophetische Gegenkonzept empfiehlt, anstelle neidisch auf
diejenigen zu sein, die mehr haben, dankbar dafür zu sein, dass man mehr
als viele andere Menschen besitzt. Dafür soll man Gott dankbar sein.
Neid ist hingegen erlaubt, wenn es sich um Wissen, Religiosität oder
Menschlichkeit handelt. Dafür gibt es im Arabischen einen anderen
Ausdruck, nämlich "Ghibta", bei der man sich in Bezug auf die o. g.
guten Charakterzügen wünscht, davon gleich viel wie der andere oder
sogar noch mehr zu besitzen.
E. Elshahed
Thema der Woche 13
Vermächtnisse des Propheten Muhammad (S) als religiös-ethische
Wegweisungen 2
"Die Nähe zu den Armen und Hilfsbedürftigen"
Elsayed Elshahed - Kairo/Wien
2. Die Nähe zu den Armen und Hilfsbedürftigen ist ein Zeichen des
aufrichtigen Glaubens. Die Vernachlässigung der Armen ist dagegen ein
Zeichen der Heuchelei und Verleugnung des wahren Glaubens.
In Sura 107 (al-ma`un) heißt es: "Erkennst du denjenigen, der den
Jüngsten Tag leugnet? Er ist derjenige, der den Waisen unrecht tut. Und
der nicht dazu anhält, den Bedürftigen (miskin) zu speisen. Wehe den
Betenden, die den eigentlichen Sinn Ihrer Gebete nicht wahrnehmen. Und
nur heucheln und Hilfeleistung verweigern".
In diesem Zusammenhang richtete der Prophet Muhammad (S) an Allah
(T), in einem authentischen Hadith das folgende Bittgebet: "Oh, Allah!
Lasse mich als Bedürftiger leben und lasse mich als Bedürftiger sterben
und lasse mich unter den Bedürftigen im Jenseits vor dir stehen".
In einem anderen unbestrittenen Hadith (muttafaqun `alaih) berichtete
Sahl Ibn Sa`d (R) vom Propheten Muhammad (S) folgendes: " Derjenige,
der eine Witwe oder einen Bedürftigen versorgt, gleicht demjenigen, der
für die Sache Allahs kämpft. Ich glaube. Er (S) habe gesagt: Dieser
gleicht einem, der ununterbrochen betet und ebenso demjenigen, der
ununterbrochen fastet".
Die Verbindung zwischen dem Gebet einerseits und dem sozialen
Verhalten eines Menschen wird in dem o. g. Qur`anvers wie auch in den
darauf folgenden zwei Hadithen hervorgehoben. Mehr noch wird die
Akzeptanz des allerwichtigsten islamischen Gebots, nämlich das Gebet,
seitens Allahs (T) von einigen sozialen Verhaltenswiesen abhängig
gemacht. Im zweiten Hadith wird die Fürsorge für einen hilfsbedürftigen
Menschen, sei es eine Witwe oder ein anderer hilfsbedürftiger Mensch,
wie ein ununterbrochener Gottesdienst bewertet.
Hervorzuheben ist ebenfalls, dass sowohl im Qur`anvers als auch in den
zwei erwähnten Hadithen von hilfsbedürftigen Menschen im
Allgemeinen und nicht nur von Muslimen die Rede ist. Auch
hilfsbedürftige Nichtmuslime haben in einer mehrheitlich islamischen
Gesellschaft ein Anrecht auf einen Teil der
religiös-sozialen
Pflichtabgabe der Muslime (Zakat), wie dies in Sura 9/60 manifestiert ist
und damit die Universalität der karitativen Arbeit im Islam unterstreicht.
E. Elshahed
Thema der Woche 14
Vermächtnisse des Propheten Muhammad (S) als religiös-ethische
Wegweisungen 3
"Die Verantwortung für die Blutsverwandten"
Elsayed Elshahed - Kairo/Wien
Die fürsorgliche Verantwortung für die Blutsverwandten (al-arham),
insbesondere Waisen und Frauen hat im Qur`an den zweiten Rang als
Gottes Gebot direkt nach der Gottes Ehrfurcht.
In Sura 4/1 (an-nisa`) lesen wir: "O Ihr Menschen ehrfürchtet euren
Herrn, DER euch allen aus einem einzigen Wesen erschuf, aus dem ER
seine Gattin erschaffen hat. Und dann aus beiden ließ ER viele Männer
und Frauen entstehen. Erfürchtet Gott, DESSEN Namen ihr euch bei
allen Bedürfnissen bedient. Ebenso achtet gut (fürsorglich) auf die
Blutsverwandten. Gewiss beobachtet Gott euch sehr genau".
Der familiäre Zusammenhalt insbesondere unter den Blutsverwandten
genießt in der islamischen Weltanschauung einen besonders hohen Rang.
Allein die Bezeichnung der Blutsverwandtschaft als "arham“ (Plural von
rahim auf Deutsch "Mutterleib") verdient eine genaue Analyse. "Rahim"
ist eine philologische Ableitung aus der arabischen Wurzel "rahima". Aus
derselben Wurzel wurde das Wort "rahma = Barmherzigkeit" ebenso wie
einer der schönsten Namen bzw. Eigenschaften Gottes "Rahman und
Rahim" abgeleitet. In der Eröffnungsformel aller Qur`ansuren, mit
Ausnahme der 9. Sura, wurden die aus der Wurzel "rahima" zwei der
schönsten Namen Gottes "Arrahman“ und „Arrahim" auserwählt. Diese
Eröffnungsformel lautet: "Bismillah arrahman arrahim = Mit dem Namen
Allahs des Barmherzigen des Allerbarmenden".
Diese philologische Verbindung zwischen "Rahim" im Sinne von
Verwandtschaft und "Rahman" im Sinne von Gottes Barmherzigkeit wird
u. a. im folgenden Hadith von Abu Huraira (R) dargestellt. Er berichtet,
der Gesandte Gottes (S) sagte: "Das Wort "ar-Rahim = die
Verwandtschaft" und das Wort "ar-Rahman = die Barmherzigkeit Gottes"
haben dieselbe Wurzel. Gott sagte zu dem "Rahim" (Mutterleib): „Wer
dir wohlgesinnt ist, dem bin auch ich wohlgesinnt. Und wer sich aber von
dir abwendet, von dem werde auch ich mich abwenden". (Buchari).
Der diesseitige bzw. gesellschaftliche Aspekt dieses Gebotes wird in
einem weiteren Hadith von Anas Ibn Malik (R) unterstrichen. Er
berichtet, der Gesandte Gottes habe gesagt: "Wer ein langes und
glückliches Leben führen möchte, der pflege ein gutes Verhältnis zu
seiner Verwandtschaft".
E. Elshahed
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