Arbeitskreis „Individuell fördern – Praxisbeispiele aus dem Gymnasium“ Advance Organizer (Vorbereitende Organisationshilfe) Advance Organizer – eine Lernlandkarte: Der Advance Organizer gibt den Lernenden vor einer Unterrichtssequenz wie auf einer Landkarte einen anschaulichen Überblick über die zu erarbeitenden Lerninhalte. Mit Hilfe von Visualisierungen, Bildern, Begriffen und anderen Strukturen werden die wesentlichen Inhalte, Zusammenhänge und Ergebnisse konzentriert und abstrakt dargestellt. Hierbei ist es wichtig, dass der Advance Organizer eine zentrale Botschaft enthält, die die Schüler anspricht und ihre Neugierde weckt. Individuell lernen durch Vernetzung des Wissens: Lernen ist ein aktiver Prozess und findet in den Köpfen der Schüler statt. Lernprozesse sind dann erfolgreich, wenn der Lernende sein Wissen eingebettet in Zusammenhänge und Situationen erwirbt. Diese Aussagen stellen sehr verkürzt Kerngedanken der konstruktivistischen Didaktik dar. Übertragen auf die Arbeit mit einem Advance Organizer ergeben sich folgende Möglichkeiten des individuellen Lernens: Die Präsentation einer Lernlandkarte zu Beginn eines neuen Unterrichtsthemas gibt dem Lernenden Gelegenheit, sein eigenes Wissen zu „verorten“, indem er neue Inhalte mit bereits vorhandenem Vorwissen vernetzt. In der nachfolgenden Unterrichtssequenz dient der Advance Organizer als Gedankengerüst und Orientierungshilfe. Der Lernende kann die neuen Erkenntnisse und Detailinformationen sinnvoll einfügen und verbinden. Vorbereitung und Durchführung: Eine thematisch abgeschlossene Unterrichtssequenz wird von den Lehrkraft auf einer oder wenigen Folien visuell so aufbereitet, dass die Lernenden einen strukturierten Überblick erhalten und systematische Zusammenhänge präsentiert werden. Ein guter Advance Organizer sollte daher Begriffe, Bilder, Grafiken, Strukturelemente und kurze Texte enthalten. Wichtig ist zudem eine die Schüler ansprechende zentrale Botschaft. Zu Beginn der Unterrichtssequenz wird der Advance Organizer in einem Lehrervortrag (Zeitdauer ca. 15 Minuten) präsentiert, wohl wissend, dass zu diesem Zeitpunkt die Details der Darstellung von den Lernenden noch nicht verstanden werden können. Die Erklärung durch die Lehrkraft beschränkt sich zunächst auf die Verknüpfungen des Neuen mit Bekanntem und auf die Sinnzusammenhänge und Vernetzungen der zu erlernenden Wissensgebiete. Die fachliche Tiefe wird nach und nach durch die Beschäftigung mit den Lerninhalten und den fachlichen Zusammenhängen in der Unterrichtssequenz erreicht. Nach der Präsentation des Advance Organizers durch die Lehrkraft ist es wichtig, den Lernenden ausreichend Gelegenheit zu geben, vor dem Hintergrund ihrer individuellen Vorkenntnisse den Advance Organizer zu ergänzen. Außerdem sollte der Advance Organizer während der gesamten Unterrichtsreihe zur Verfügung stehen (z. B. in Plakatgröße an der Wand oder als Arbeitsblatt), damit er von Lehrenden und Lernenden immer wieder zur Zusammenfassung und als Überblick benutzt werden kann. Neurobiologischer Hintergrund „Der Hippocampus als Teil des menschlichen Gehirns beurteilt durch Vergleich von bereits gespeichertem Wissen mit neu ankommenden Informationen nicht nur deren Neuigkeitswert, sondern stellt auch fest, in wie weit die neuen Informationen in die bereits bestehenden Strukturen eingebaut werden können, zu welchen Nervenzellen also Synapsen gebildet werden müssen.“ (Vogt, Hechenleitner: Theorien des Lernens, Folgerungen für das Lehren, ISB München 2007). Damit der Schüler sich auf die Thematik einlassen will, muss in ihm das Gefühl entstehen, dass der AO für ihn persönlich eine Botschaft enthält (Bedeutsamkeit) und dass ihm klar wird, was es ihm persönlich bringt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen (Selbstoptimierung/Motivation). © ISB