Aggregat 4 – Wikipedia

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Aggregat 4
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A4 (National Air & Space Museum, Washington, ca. 2004)
HVA-Peenemünde, Raketenabsturz
Aggregat 4 (A4) war die Typenbezeichnung der weltweit ersten funktionsfähigen Großrakete
mit Flüssigkeitstriebwerk. Die ballistische Boden-Boden-Rakete wurde im Deutschen Reich in
der Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVA) auf Usedom ab 1939 unter der Leitung von
Wernher von Braun entwickelt und kam im Zweiten Weltkrieg ab 1944 in großer Zahl zum
Einsatz.
Als eine der „Wunderwaffen“ der NS-Propaganda wurde neben der Fieseler Fi 103 (V1) die A4
im Oktober 1944 von Joseph Goebbels zur Vergeltungswaffe 2, kurz „V2“ erklärt; die
Starteinheiten von Wehrmacht und SS nannten sie schlicht „Das Gerät“. Die A4 war als
ballistische Artillerie-Rakete großer Reichweite konzipiert und das erste von Menschen
konstruierte Objekt, das die Grenze zum Weltraum (nach Definition der FAI mehr als 100 km
Höhe, die Kármán-Linie) am 20. Juni 1944 durchstieß.
Inhaltsverzeichnis













1 Entwicklung
2 Aufbau
o 2.1 Sprengstoff
o 2.2 Steuerung
o 2.3 Antrieb
3 Fertigung
4 Opfer
5 Startliste der Versuchsstarts in Peenemünde
6 Einsatz
7 Weiterentwicklung
8 Nach dem Krieg
9 Museale Rezeption
10 Siehe auch
11 Literatur
12 Weblinks
13 Einzelnachweise
Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Für die Raketenentwicklung in der Heeresversuchsanstalt bestand seit März 1936 ein
Anforderungsprofil. Eine Tonne Sprengstoff sollte über 250 Kilometer befördert werden.[1]
Neben dem Technischen Direktor Wernher von Braun war eine große Zahl von Wissenschaftlern
und Ingenieuren in der HVA tätig, unter ihnen Walter Thiel, Helmut Hölzer, Klaus Riedel,
Helmut Gröttrup, Kurt Debus und Arthur Rudolph. Leiter der HVA bzw. deren Kommandant
war Major Walter Dornberger, Chef der Raketenabteilung im Heereswaffenamt.
Die Vorgängermodelle des Aggregats 4 waren nur teilweise erfolgreich: Aggregat 1 explodierte
beim Brennversuch in der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf, Aggregat 2 absolvierte 1934
zwei erfolgreiche Starts auf Borkum und im Dezember 1937 hatte Aggregat 3 vier Fehlstarts.
Erst der direkte Nachfolger Aggregat 5 war 1938 erfolgreich. Das Aggregat 4 wurde ab 1939
entwickelt und erstmals im März 1942 getestet. Am 3. Oktober 1942 gelang ein erfolgreicher
Start, bei dem es mit einer Spitzengeschwindigkeit von fast Mach 5 (4824 km/h) eine Gipfelhöhe
von 84,5 km erreichte und damit erstmals in den Grenzbereich zum Weltraum vordrang. Am
20. Juni 1944 wurde bei einem Senkrechtstart eine Höhe von 174,6 km erzielt.[2]
Nach dem ersten Luftangriff der Royal Air Force auf die militärischen Anlagen bei Peenemünde
am 17. August 1943 (Operation Hydra) wurden viele Schießübungen der A4 mit scharfem
Sprengkopf, vor allem zur Ausbildung der Raketeneinheiten, durchgeführt. Anfangs auf dem SSTruppenübungsplatz Heidelager bei Blizna im Generalgouvernement. Später wurden die
Übungen wegen der anrückenden Roten Armee in die Tucheler Heide nördlich von Bromberg,
auf den SS-Truppenübungsplatz Westpreußen verlegt.[3]
Die Bevölkerung um Blizna war dabei rücksichtslos den A4- und „V1“-Einschlägen ausgeliefert.
Auf Flugblättern warnte man vor Ort lediglich vor gefährlichen Kraftstoffbehältern, die aber
keine Bomben seien.[4]
Am 20. Mai 1944 stellten Mitglieder der polnischen Heimatarmee Teile einer abgestürzten A4
sicher. Die wichtigsten Teile wurden zusammen mit den in Polen vorgenommenen
Auswertungen in der Nacht vom 25. Juli zum 26. Juli 1944 mit einer DC-3 der RAF, die in der
Nähe von Żabno gelandet war, nach Brindisi ausgeflogen (Operation Most III). Von dort aus
kamen die Teile nach London.
Neben den Tests von der HVA Peenemünde und der Greifswalder Oie aus erfolgten dort noch
bis zum 21. Februar 1945 Versuchsstarts von A4-Raketen.
Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aufbau der Rakete „Aggregat 4“
Die A4-Rakete war 14 Meter hoch und hatte eine Masse von 13,5 Tonnen. Die einstufige Rakete
bestand aus etwa 20.000 Einzelteilen.[5] Der Rumpf bestand aus Spanten und Stringern, die mit
dünnem Stahlblech beplankt waren. Die Technik bestand aus vier Baugruppen:




Spitze mit Gefechtskopf und Aufschlagzünder
Geräteteil mit Batterien und Kreiselsteuerung
Mittelteil mit Tanks für Ethanol und Flüssigsauerstoff
Heckteil mit Schubgerüst, Druckflaschen mit Stickstoff, Dampferzeuger, Turbopumpe,
Brennkammer („Ofen“), Schubdüse, Strahlruder und Luftruder.
Sprengstoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die etwa 738 kg Sprengstoff einer Amatol-Mischung waren in der Raketenspitze untergebracht.
Da sich diese während des Flugs durch die Reibung aufheizte, konnten nur
Sprengstoffmischungen verwendet werden, deren Zündtemperatur über 200 °C lag.[6]
Steuerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Für die Stabilisierung und Steuerung sorgte das Leitwerk mit den Luftrudern, welche aber erst
bei höherer Geschwindigkeit wirkten. Kurz nach dem Start waren die direkt im Gasstrom
liegenden vier Strahlruder aus Graphit für die Stabilisierung zuständig. Alle Ruder wurden von
Servomotoren bewegt.
Als einer der ersten Flugkörper war die A4 mit einem für die damalige Zeit sehr fortschrittlichen
Trägheitsnavigationssystem ausgestattet, das mit zwei Kreiselinstrumenten (Gyroskopen)
selbsttätig den eingestellten Kurs hielt. Die elektrische Energie für Kurssteuerung und
Ruderanlage wurde den beiden Bordbatterien entnommen, die aus dem Werk Hagen der
Accumulatoren Fabrik AG (AFA) stammten. Die Batterien waren unterhalb des Sprengkopfes im
Geräteraum eingebaut, wo sich auch das sogenannte „Mischgerät“ befand, ein elektronischer
Analogrechner, der die von den Gyroskopen registrierten Abweichungen von Quer- und
Seitenachse auswertete und zur Kurskorrektur die Servomotoren der Strahl- und Luftruder
ansteuerte.[7][8] Um eine bessere Zielgenauigkeit zu erreichen, wurde in mehreren
Versuchsraketen auch eine Funksteuerung erprobt, die aber im späteren Einsatz wegen möglicher
Störungen von Seiten des Feindes nicht verwendet wurde.
Die beim Start eingestellte Zeitschaltuhr sorgte dafür, dass der Neigungswinkel der
Kreiselplattform nach drei Sekunden Brennzeit so verändert wurde, dass die Rakete aus der
Senkrechten in eine geneigte Flugbahn überging. Der Neigungswinkel war so eingestellt, dass
sich je nach zu erzielender Entfernung die gewünschte ballistische Flugbahn ergab. Vor dem
Start musste die Rakete auf ihrem Starttisch exakt senkrecht gestellt und so gedreht werden, dass
eine besonders markierte Flosse in Zielrichtung zeigte.

Eines der beiden Gyroskope zur Kurssteuerung

Zeitschaltuhr der A4

Einer der vier Servomotoren zur Rudersteuerung

Die vier Strahlruder hinter dem Raketenmotor

Die vier Strahlruder

Geräteraum einer A4 mit Kreiselsteuerung, HVA Peenemünde, 1942
Antrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Aggregat 4 war eine Flüssigkeitsrakete und wurde mit einem Gemisch aus 75-prozentigem
Ethanol und Flüssigsauerstoff angetrieben. Unter der Leitung des Ingenieurs Walter Thiel
wurden das beste Mischungsverhältnis der Treibstoffe, die Einspritzdüsenanordnung sowie die
Formgebung des Raketenofens ermittelt. Eine Pumpenbaugruppe war nötig, welche die großen
Mengen an Alkohol und flüssigem Sauerstoff in die Brennkammer fördern konnte, um die
erforderliche Schubkraft des Triebwerks zu erzeugen. Zum Antrieb dieser Doppelpumpe diente
eine integrierte Dampfturbine von 500 PS Leistung. In einem Dampferzeuger wurde durch die
katalytische Zersetzung von Wasserstoffperoxid mittels Kaliumpermanganat Dampf erzeugt. Zur
Förderung des Wasserstoffperoxids war auf 200 Bar komprimierter Stickstoff in mehreren
Druckbehältern an Bord; dieser diente auch zur Betätigung diverser Ventile. Die
Kreiselsteuerung und das präzise und daher sehr aufwendig zu fertigende Pumpenaggregat waren
die beiden teuersten Bauteile des A4.
Die Rakete erreichte nach einer Brenndauer von etwa 60 Sekunden ihre Höchstgeschwindigkeit
von etwa 5500 km/h (etwa Mach 5). Die Verbrennungsgase verließen den Brennofen
(Raketenmotor) mit ca. 2000 m/s. Da der gesamte Flug bei einer Reichweite von 250 bis 300 km
nur 5 Minuten dauerte, gab es damals keine Abwehrmöglichkeit gegen diese Waffe.

Treibstoffpumpe (Schnittmodell): Dampf (rot), Alkohol/Sauerstoff (blau).

A4-Raketenmotor, ausgestellt in der Flugwerft Schleißheim

Demonstrationsaufbau der Triebwerkanlage im Deutschen Museum

Demonstrationsaufbau der Triebwerkanlage im Deutschen Museum

von Konrad Dannenberg entwickelt: Triebwerkstopf (einer von 18) mit Zerstäuberdüsen

A4-Triebwerk, Schnittmodell, Steven F. Udvar-Hazy Center
Fertigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Triebwerksteil einer A4 im Stollen des Lagers Dora-Mittelbau (2012)
Leichen von KZ-Arbeitern am Boden, Baracke Dora-Mittelbau, 11. April 1945
Kohnstein, Stollen für die Produktion der „V2“, Rümpfe, 1945
Die Fertigungsstätten für Teile der A4 waren über ganz Deutschland und Österreich verstreut:
Unter dem Tarnnamen „Rebstock“ bei Ahrweiler an der Ahr wurden in unfertigen
Eisenbahntunneln Bodenanlagen und Fahrzeuge für die Rakete unter Tage produziert. Zwischen
1942 und September 1944 wurde unter starker Geheimhaltung auch in Oberraderach gefertigt.
Das Gelände wurde im Januar 1945 beim Herannahen französischer Truppen geräumt.[9] Weitere
Lieferanten waren die Firmen Gustav Schmale in Lüdenscheid, in der Teile der Brennkammer
gefertigt wurden,[10] und die Accumulatoren Fabrik AG (AFA) in Hagen-Wehringhausen,[11] die
die speziellen Akkumulatoren herstellte. Anfang 1944 wurde im KZ-Nebenlager Redl-Zipf auf
dem Gemeindegebiet von Neukirchen an der Vöckla der Betrieb eines Triebwerksprüfstandes
aufgenommen.
1943 lief in insgesamt vier Orten die Serienfertigung der A4, welche, so Dornberger in einem
Protokoll zu einer Besprechung mit Gerhard Degenkolb und Kunze, „grundsätzlich mit
Sträflingen durchgeführt werde“.[12] Dafür zog man Häftlinge aus folgenden
Konzentrationslagern heran: KZ Buchenwald (HVA-Peenemünde ab Juni), KZ Dachau
(Luftschiffbau Zeppelin „Friedrichshafener Zeppelinwerke“ ab Juni/Juli), KZ Mauthausen (RaxWerke in Wiener Neustadt ab Juni/Juli) und KZ Sachsenhausen (DEMAG-Panzer in Falkensee
bei Berlin ab März).[13] Einzelne wissenschaftliche Mitarbeiter wählte Wernher von Braun
persönlich unter den Häftlingen im KZ-Buchenwald aus.
Insgesamt wurden während des Zweiten Weltkrieges 5975 Raketen von Zwangsarbeitern, KZHäftlingen und deutschen Zivilbeschäftigten aus tausenden Einzelteilen zusammengebaut.
Am 29. Oktober 1944 wurde Dornberger nach dem Einsatz der V2 an der Westfront mit dem
Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern ausgezeichnet.
Ab 1944 fand die Montage der A4 im unterirdischen Komplex der Mittelwerk GmbH im
Kohnstein nahe Nordhausen durch Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora statt. Im Schnitt waren etwa
5000 Häftlinge des KZ Mittelbau unter Aufsicht von ungefähr 3000 Zivilangestellten mit dem
Zusammenbau beschäftigt.[14] Für das hochtechnologische Projekt wurden auch spezialisierte
inhaftierte Facharbeiter und Ingenieure aus dem gesamten Reichsgebiet und den besetzten
Staaten gezielt herangezogen. Obwohl viele von ihnen erst nach einer handwerklichen Prüfung
in den Kohnstein verschleppt wurden, erwarteten sie dort keine besseren Arbeits- und
Haftbedingungen als in anderen Konzentrationslagern. Vielmehr befürchteten sie, dass man sie
wegen ihrer Einblicke in dieses Staatsgeheimnis nicht mehr freilassen würde. Wie unmenschlich
die Behandlung auch durch zivile Ingenieure zeitweise war, zeigt etwa eine schriftliche
Anweisung, die Häftlinge bei Verfehlungen nicht mehr mit spitzen Gegenständen zu stechen.
Dennoch kam es immer wieder zu Sabotageakten, die allerdings die Fertigung der Rakete nie
ernstlich behinderten. Zwar erwies sich bei der Endabnahme jede zweite Rakete als nicht voll
funktionstüchtig und musste nachgebessert werden, dies lag jedoch in erster Linie daran, dass die
Ingenieure aus Peenemünde fast täglich bauliche Änderungen vorgaben, die den laufenden
Produktionsprozess erheblich beeinträchtigten.
Opfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
16.000 bis 20.000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, die meisten zwanzig- bis vierzigjährig,
starben nach zurückhaltenden Schätzungen zwischen September 1943 und April 1945 im
Lagerkomplex Mittelbau-Dora, auf Liquidations- oder sogenannten Evakuierungstransporten.[15]
Etwa 8.000 Menschen verloren ihr Leben durch den Einsatz der Waffe, die meisten im Raum
London und Antwerpen (s.u. Einsatz).
Laut Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte KZ Mittelbau-Dora, sind somit „mehr
Häftlinge bei der Produktion der Waffe ums Leben gekommen als [andere Opfer] bei ihrem
Einsatz. Das ist ein Unikum; ich glaube, es hat keine andere Waffe gegeben, die schon in der
Produktion so viele Menschenleben gefordert hat.“[16] Einziger Ingenieur der „V2“-Produktion,
der je vor Gericht gestellt wurde, war der DEMAG-Geschäftsführer und Generaldirektor der
Mittelwerk GmbH Georg Rickhey. 1947 im „Dachauer Dora-Prozess“ angeklagt, wurde er
freigesprochen, obwohl im Prozess der Mitangeklagte Funktionshäftling Josef Kilian aussagte,
dass Rickhey bei einer besonders brutal inszenierten Massenstrangulation von 30 Häftlingen am
21. März 1945 in Mittelbau-Dora anwesend war.[17]
Startliste der Versuchsstarts in Peenemünde[Bearbeiten |
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Start einer A4 von Prüfstand VII, Sommer 1943
A4-Start, Prüfstand VII, März 1942
Prüfstand VII in Peenemünde:
A4 beim Start (1943)
Startvorbereitungen einer A4 in Peenemünde
Modell des Prüfstands VII
Originalgetreue Lackierung „Frau im Mond“ der V2-Nachbildung im HIT Peenemünde
Versuchsstarts in Peenemünde[T 1]
Brennzeit Reichweite
Nr.
Datum
Bemerkungen
(s)
(km)
1
16. Mär. 1942
—
—
Explosion bei Zündung
stieg etwa 4900 m, bis eine
2
13. Juni 1942
36
1,3
Treibstoffpumpe brach, rollte zudem im
Flug, stürzte ab
durchbrach Schallgrenze, aber dann
3
16. Aug. 1942
45
8,7
Spitze abgebrochen, Flugzeit: 194
Sekunden
4
03. Okt. 1942
58
190
5
21. Okt. 1942
84
147
6
7
9
10
11
12
13
16
18
19
20
21
22
26
25
24
23
29
31
28
09. Nov. 1942
28. Nov. 1942
12. Dez. 1942
07. Jan. 1943
25. Jan. 1943
17. Feb. 1943
19. Feb. 1943
03. Mär. 1943
18. Mär. 1943
25. Mär. 1943
14. Apr. 1943
22. Apr. 1943
14. Mai 1943
26. Mai 1943
26. Mai 1943
27. Mai 1943
01. Juni 1943
11. Juni 1943
16. Juni 1943
22. Juni 1943
54
37
4
—
64,5
61
18
33
60
28
66
59
62
66,5
40
55
62
63,5
60,5
62,5
14
8,6
0,1
—
105
196
4,8
1,0
133
1,2
287
252
250
265
27
138
235
238
221
75
30
24. Juni 1943
65,1
287
36
38
40
33
26. Juni 1943
29. Juni 1943
29. Juni 1943
01. Juli 1943
64,9
15
63,6
—
235
3
236
—
41
09. Juli 1943
4
0,1
34
—
09. Juli 1943
12. Aug. 1943
—
64
—
?
—
06. Okt. 1943
68
?
—
21. Okt. 1943
63
?
erster erfolgreicher Flug, stürzte nach
296 Sekunden Flug ins Meer,
Gipfelhöhe 84,5 km
Probleme mit dem Dampfgenerator,
Flugzeit: 256 Sekunden
vertikaler Aufstieg bis auf 67 km
taumelte, verlor Flossen
Explosion
Explosion bei Zündung
zu steil, rollte im Flug
Aufstieg zu flach
Feuer im Heck
vertikaler Aufstieg, Heckexplosion
zu steil, Rotation im Flug
taumelte, explodierte
Absturz in Pommern
Absturz in Pommern
Abschaltung versagt
Erfolg, Flugzeit: 349 Sekunden
Brennschluss nach 40 Sekunden
—
vorzeitiger Brennschluss
erfolgreicher Start
vorzeitiger Brennschluss
nach 70 Sekunden explodiert
erster Start vom Prüfstand X,
Abschaltung versagt
erfolgreicher Start
Absturz auf Flugplatz
Einschlag nicht beobachtet
Brennschluss nach Abheben, Explosion
Absturz auf Pumpenhaus des Prüfstands
VII
Brennschluss nach Abheben, Explosion
erfolgreicher Start
erfolgreicher Start mit 272 Sekunden
Dauer, erster Start nach dem Luftangriff
am 17. August 1943
erfolgreicher Start, Flugzeit: 286
Sekunden
—
04. Dez. 1943
63
?
—
10. Dez. 1943
69
?
—
21. Dez. 1943
33
?
—
07. Jan. 1944
43
?
—
27. Jan. 1944
?
?
—
02. Mär. 1944
?
?
—
11. Mär. 1944
59
?
—
—
05. Apr. 1944
13. Juni 1944
?
?
?
?
—
20. Juni 1944
?
?
erfolgreicher Start, Flugzeit: 286
Sekunden
erfolgreicher Start, Flugzeit: 247
Sekunden
nur Teilerfolg, vorzeitiger Ausfall des
Triebwerks, Flugzeit: 104 Sekunden
explodierte 43 Sekunden nach dem Start
erster Testflug einer im Mittelwerk
gefertigten Rakete, Fehlschlag
explodierte
erfolgreicher Start, Flugzeit: 282
Sekunden
explodierte
Absturz in Schweden
Senkrechtschuss; bisherige Rekordhöhe
174,6 km
Anmerkungen
1. ↑ Sofern nicht anders angegeben, erfolgte der Start vom Prüfstand VII.
Für den Zeitraum zwischen Juli 1943 und Februar 1945 liegen keine vollständigen Startlisten
vor. Bei einem Versuchsstart am 13. Juni 1944 zur Erprobung von Komponenten der
Flugabwehrrakete Wasserfall stürzte eine von Peenemünde aus gestartete A4-Rakete in
Südschweden ab.
Siehe auch: Liste der Versuchsstarts der A4-Rakete
Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
A4 auf einer mobilen Startrampe der Münchner Firma Meiller („Meillerwagen“) bei der
Operation Backfire in der Nähe von Cuxhaven (→ Raketenstarts in Cuxhaven)
Start einer V2 aus einem Waldstück bei Den Haag
Als am 8. September 1944 die erste A4 nur den Londoner Vorort Chiswick und nicht die
Großstadt selbst traf, räumte Dornberger ein, dass es sich bei der A4 um eine „unzureichende“
Waffe handele. Trotzdem taufte Propagandaminister Goebbels die A4 sofort in „V2“ um und
propagierte diese als „Vergeltungswaffe“.[3] Mit Sprengköpfen bestückt und von mobilen
Startrampen aus wurden mit ihr vor allem London und später Antwerpen bombardiert; London
nach offizieller Verlautbarung als Vergeltung für britische Bombenangriffe. Zwar war die
Treffergenauigkeit gering, aber die plötzlichen Einschläge ohne Vorwarnung übten eine
psychologische Wirkung (Demoralisierung) auf die Beschossenen aus, wenngleich diese wohl
niedriger war als bei der V1. Während man bei Angriffen der V1 noch Fliegeralarm auslösen
konnte, war dies durch die hohe Geschwindigkeit der A4 kaum noch möglich, da der
Überschallknall erst nach der plötzlichen Explosion zu hören war.
Schon 1943 hatte die NS-Propaganda zur Erwiderung alliierter Luftangriffe auf deutsche Städte
die Bombardierung Englands mit „Vergeltungswaffen“ angekündigt, um den Durchhaltewillen
der deutschen Bevölkerung und den Kampfgeist der an der Front kämpfenden Soldaten
aufrechtzuerhalten. Mit ständigen Beschwörungen von der Wirksamkeit der neuen
„Wunderwaffen“ propagierte das NS-Regime den Glauben, die Wehrmacht habe mit neuen
überlegenen Waffensystemen ein technisches Mittel in Händen, um die Wende im Krieg doch
noch herbeiführen zu können. Allerdings schlug die nach dem Kriegseinsatz der
„Vergeltungswaffen“ kurzzeitig entstandene euphorische Stimmung der Bevölkerung schon im
Sommer 1944 wieder in Skepsis um, als die V-Raketen nicht die erwarteten spürbaren Erfolge
erzielen konnten. Auch vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Niederlage versprach am
30. Januar 1945 Adolf Hitler in seiner letzten Rundfunkrede immer noch den „Endsieg“ durch
einen verstärkten Einsatz sogenannter „Wunderwaffen“, zu denen auch die „V2“ gehörte.[18]
Wie wenig die propagierte Bezeichnung „Vergeltungswaffe“ für die A4 zutraf, zeigen die
Äußerungen von Walter Dornberger Ende März 1942, der Raketeneinsatz sei derart geplant, dass
„bei Tag und Nacht in unregelmäßigen Abständen, unabhängig von der Wetterlage, sich
lohnende Ziele wie London, Industriegebiete, Hafenstädte, pp. unter Feuer genommen werden“.
Zuvor hatte er schon, als er Juli 1941 für das neue Waffensystem warb, auf die „nicht mehr
vorhandene Luftüberlegenheit“ hingewiesen. Damit nahm er ganz klar auf die verlorene
Luftschlacht um England Bezug. Bereits ab Ende 1939 ging es schon dem Entwurf nach in der
Sache um eine Kriegsrakete. Auch Hitler drohte Großbritannien deutlich im September 1940:
„Wenn sie erklären, sie werden unsere Städte in großem Maße angreifen – wir werden ihre
Städte ausradieren!“[19][20]
V2-Explosion, Camberwell Road, London, ca. 1944
Insgesamt wurden etwa 3200 Raketen abgefeuert:


V2-Angriffe auf England
o London 1358
o Norwich/Ipswich 44
V2-Angriffe auf Frankreich
o Lille 25
o Paris 22
o Tourcoing 19
o Arras 6
o Cambrai 4
Gefallener US-Soldat nach einem V2-Angriff auf Antwerpen am 27. November 1944



V2-Angriffe auf Belgien
o Antwerpen 1610
o Lüttich 27
o Hasselt 13
o Tournai 9
o Mons 3
o Diest 2
V2-Angriffe auf die Niederlande
o Maastricht 19
V2-Angriffe auf Ziele in Deutschland
o Remagen 11
Kuppelbau von Helfaut-Wizernes, A4-Raketenbunker, Nord-Frankreich, September 1944,
Rekonstruktion
Von Den Haag aus wurden 1039 Raketen gestartet, die vor allem auf London gerichtet waren.
Bei einem alliierten Luftangriff auf die Startrampen am 3. März 1945 kamen 510 Menschen ums
Leben.
In Frankreich waren mehrere große Bunker zum Start der A4 geplant oder im Bau, welche aber
durch Bombardierungen oder wegen des Vormarschs der Alliierten nach der Invasion nicht mehr
fertiggestellt wurden und nicht zum Einsatz kamen. Die bekanntesten sind das Blockhaus von
Éperlecques, der Kuppelbau von Helfaut-Wizernes und die Anlagen im Raum Cherbourg.
Die Raketenstarts gegen die diversen Städte sind als reine Terrormaßnahmen gegen Zivilisten zu
werten. Ausnahmen waren zum einen die elf erfolglosen Starts gegen die Ludendorff-Brücke bei
Remagen und Erpel, nachdem die Rhein-Brücke von den Alliierten eingenommen worden war,
zum anderen die 1610 Einsätze gegen den Seehafen von Antwerpen. Die „V2“-Treffer
behinderten hier zumindest den Truppentransport der Alliierten für Wochen ganz erheblich. Am
meisten hatte aber auch hier die Zivilbevölkerung zu leiden.[21] Die letzte Rakete im
Kampfeinsatz wurde am 27. März 1945 von deutscher Seite gegen Antwerpen gestartet.
Danach wurden nach und nach nahezu alle A4-Batterien aufgelöst. Trotzdem wurden noch
Vorbereitungen für das VIII. Sonderschießen getroffen. Dazu war die ehemalige „Lehr- und
Versuchsbatterie 444“, jetzt umbenannt in „Lehr- und Versuchsabteilung z. V.“, bereits am
28. Januar 1945 aus dem Einsatz in Holland zurückgezogen und zur Ruhe und Auffrischung
nach Buddenhagen (Wolgast) befohlen worden.[22] Von hier aus verlegte man diese Abteilung
zusammen mit der „Gruppe Erprobung“ bzw. dem „Entwicklungskommando Rethem“ über
Rethem (Aller) in den Raum Kirchlinteln (Kreis Verden (Aller)).[23] Ziel des Sonderschießens
war die „Schwerpunkterhöhung der Treffgenauigkeit und Einschlagprozente“.[24] Die Zielpunkte
lagen im Wattenmeer östlich der Insel Sylt und zwischen den dänischen Inseln Römö und
Fanö.[25] Im Zeitraum von Mitte März 1945 bis zum 6. April 1945 wurden aus zwei
Startstellungen etwa zehn Versuchsraketen abgefeuert.[26] Dabei kam auch die Steuerung mit
Hilfe der Leitstrahltechnik zum Einsatz.[22] Nach dem Abzugsbefehl vom 6. April 1945 durch
General Hans Kammler (der am 9. Mai Suizid beging) verlegte man die „Lehr- und
Versuchsabteilung z. V.“ aus dem „Stellungsraum Neddenaverbergen“ (heute Gemeinde
Kirchlinteln, Kreis Verden/Aller) über den Kreis Herzogtum Lauenburg nach Welmbüttel im
Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein, etwa 10 km östlich von Heide gelegen.[27] Hier
wurden die mitgebrachten Fahrzeuge und Sondergerätschaften und vermutlich auch einige
Raketen, die durch eine nicht weiter bekannte Nachschubeinheit angeliefert worden waren, in
einem Moor versenkt bzw. gesprengt.[28] Am 1. Mai 1945 wurden noch 20 bis 30 Soldaten zu
einem Flakregiment in den Raum Bargteheide/Trittau abgestellt. Ab dem 3. Mai 1945 wurde die
letzte noch existierende und voll ausgerüstete A4-Abteilung aufgelöst, indem die noch
verbleibenden Soldaten durch die Vorgesetzten offiziell entlassen wurden.[22]
Der Einsatz der A4 als Terrorinstrument führte in London zu Diskussionen, diesen mit
chemischen Waffen zu vergelten.
Insgesamt forderte der Einsatz der A4-Raketen mehr als 8000 Menschenleben, hauptsächlich
Zivilisten. Die größte Zahl an Opfern auf einen Schlag war am 16. Dezember 1944 in Antwerpen
zu beklagen, als eine A4 das vollbesetzte Kino „Rex“ traf und 567 Menschen tötete.
Weiterentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wernher von Braun in Peenemünde, Frühjahr 1941
Größenvergleich
Rekonstruktion nach Wernher von Brauns Planung. Die A9/A10 – Rakete, die Amerika treffen
sollte
Wernher von Braun hatte den Auftrag erhalten, eine Waffe mit der Reichweite von 300 km und
einer Sprengkraft von etwa einer Tonne zu bauen, wofür er Geld und Personal vom Militär und
später von der SS zur Verfügung gestellt bekam.
Am 24. Januar 1945 wurde in Peenemünde eine geflügelte Version der A4-Rakete, die A4b,
erstmals erfolgreich gestartet. Sie sollte die doppelte Reichweite der A4 erreichen, stürzte
allerdings wegen eines Flügelbruchs vorzeitig ab. Zu weiteren Starts dieses Flugkörpers kam es
aufgrund der Kriegslage nicht mehr.
Von 1943 bis zum Kriegsende 1945 entwickelte man zudem eine Interkontinentalrakete. Diese
war als zweistufige Fernrakete ausgelegt und trug die Bezeichnung A 9/10. Sie übertraf die A4 in
Umfang und Höhe um das Doppelte. Die A 9/10 bestand aus zwei unabhängigen Raketen, der
A10 und der A9, die bis zum Abtrennen der ausgebrannten Startrakete A10 unter einer
gemeinsamen Hülle miteinander verbunden blieben. Nach dem Ausbrennen der A10 sollte der
Weiterflug von der A9 übernommen werden, die in etwa den Plänen der späteren A4b entsprach.
Die projektierte Reichweite dieser sogenannten „Amerikarakete“, deren erklärtes Ziel es war,
New York anzugreifen, betrug 5500 km. Über das Planungsstadium kam dieses Projekt jedoch
nicht hinaus. Allerdings war der Prüfstand VII der HVA-Peenemünde schon beim Bau 1938 für
die A9-/A10-Rakete dimensioniert.
Nach dem Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Den Amerikanern waren am 29. März 1945 auf einem Militärzug am Bahnhof Bromskirchen in
Hessen zehn komplette A4-Raketen des Artillerieregimentes z.b.V. 901 (mot) mit den mobilen
Startrampen, Treibstoff und Bedienungsanleitung in die Hände gefallen. Dieser Zug war auch in
den alliierten Wochenschauen ausführlich thematisiert worden.[29] Der Zug[30] sollte die Raketen
vom Westerwald kommend am 22. März über die Aar-Salzböde-Bahn in neue Stellungen im
Raum Schelderwald bzw. in die Nähe von Marburg bringen. Diese zehn A4 wurden drei Tage
später von den Amerikanern vom Hafen Antwerpen aus in die USA verschifft,[31] wo sie die
Grundlage der neuen amerikanischen Raketentechnik bildeten.
Am 2. Mai 1945 stellte sich von Braun der US-Armee und wurde zusammen mit anderen
Wissenschaftlern aus seinem Mitarbeiterstab ebenfalls in die USA geschickt (Operation
Paperclip).
Die Briten ließen im Oktober 1945 mehrere A4-Raketen durch Kriegsgefangene aus ehemaligen
deutschen Starteinheiten in der Nähe von Cuxhaven starten, um Vertretern der alliierten
Besatzungsmächte die „Wunderwaffe V2“ beim Start zu demonstrieren (Operation Backfire).
Hierbei entstand auch ein zunächst geheimer Dokumentarfilm, der heute im Museum
Peenemünde zu sehen ist.[32]
Start einer modifizierten A4 am 24. Juli 1950 von Cape Canaveral
Erstes Foto aus dem Weltraum, aus ca. 105 km Höhe von einer modifizierten White-Sands-A4
aufgenommen, 24. Oktober 1946
Start einer V2 vom Flugzeugträger Midway am 6. September 1947
Etwa 100 erbeutete A4 und Teile davon wurden im Mittelwerk Nordhausen noch vor dem
Einmarsch der Roten Armee von US-Truppen verladen und in die USA verfrachtet. Sie bildeten
den Grundstock der Raumfahrtentwicklungen der USA. Eines dieser Exemplare kann im
National Air and Space Museum in Washington (D.C.) begutachtet werden, ein weiteres kam
anlässlich von Filmarbeiten Ende der 1950er-Jahre wieder nach Deutschland zurück und befindet
sich heute im Deutschen Museum in München. Die Übersiedlung der führenden
Raketentechniker ab Sommer 1945 in die USA lief im Rahmen der geheimen Operation
Overcast.
Teststarts mit erbeuteten A4-Raketen in den USA erfolgten beispielsweise im März 1948 von der
White Sands Missile Range in New Mexico. Die Modifizierung der A4 mit einer CorporalRakete als zweite Stufe nannte man Bumper. Die ersten Raketenstarts von Cape Canaveral in
Florida wurden 1950 mit Bumper-Raketen durchgeführt. Auf US-Seite wurden unter anderem
Fruchtfliegen im Juli 1946 mit einer A4 transportiert und als erste Organismen im All
bezeichnet.
In Huntsville (Alabama) wurde mit dem Redstone Arsenal ein erstes Zentrum für die
Raketenentwicklung gegründet, wo zusammen mit den deutschen Wissenschaftlern insgesamt 67
A4-Raketen gestartet wurden. Sie bildeten den Grundstock für die späteren Redstone-Raketen
und für diverse Weiterentwicklungen ähnlicher Kriegswaffen, letztlich aber auch für die SaturnV-Raketen.
Ebenso wurde von der Sowjetunion zunächst eine große Anzahl von deutschen Wissenschaftlern
in der Sowjetischen Besatzungszone schon im Sommer 1945 verhaftet und dann 1946 mit ihren
Familien sowie Resten der Raketentechnik und der Fertigungsanlagen in die Sowjetunion auf die
Insel Gorodomlija gebracht, um dort ebenfalls die Basis für spätere Entwicklungen zu bilden. So
war die sowjetische R-1-Rakete ein direkter Nachbau der A4. Sie wurde erstmals 1947 vom
Testgelände Kapustin Jar gestartet. Die A4 bildete somit eine der Grundlagen der sowjetischen
Raumfahrttechnologie und Raketenwaffen.
Im Rahmen der Operation Sandy gelang am 6. September 1947 mit dem Start einer V2 vom
Flugdeck des amerikanischen Flugzeugträgers Midway erstmals der Start einer
Langstreckenrakete von einem Schiff aus.
Die gegenseitige Bedrohung mit Raketen von Land wie auch von Unterseebooten aus stellte ein
wesentliches Moment des Kalten Krieges dar.
Die Firma Canadian Arrow baute im Rahmen des Ansari X-Prize eine (um zwei Meter
verlängerte) A4-Rakete nach, die Touristen ins All bringen sollte.
Der ehemalige Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion Albert Speer schrieb später zur
Bewertung des V2-Projektes: „Unser aufwendigstes Projekt war zugleich unser sinnlosestes.
Unser Stolz und zeitweilig mein favorisiertes Rüstungsziel erwies sich als einzige
Fehlinvestition.“[33]
Ein offizieller Festakt der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie unter der Schirmherrschaft
der damaligen Bundesregierung zum 50. Jahrestag des Erstfluges der „V2“ wurde erst wegen
internationaler Proteste kurzfristig abgesagt. Die A4-Großrakete wurde im Ausland stark mit
dem KZ Mittelbau-Dora in Bezug gebracht, in dem auch KZ-Insassen die Rakete in
Serienfertigung bauten.[34]
Museale Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden ist eine vollständig erhaltene „V2“Rakete in der Dauerausstellung aufgestellt. Auch in der Luft- und Raumfahrtabteilung des
Deutschen Museums in München befindet sich eine komplette A4-Rakete. Das
Heeresgeschichtliche Museum in Wien besitzt in der Dauerausstellung „Republik und Diktatur“
(Saal VII) ein Triebwerk einer „V2“, das kurz nach dem Kriegsende aus dem Toplitzsee, wo
zwischen 1943 und 1945 zahlreiche waffentechnische Versuche durchgeführt worden waren,
geborgen wurde.[35] Im Deutschen Museum Flugwerft Schleißheim und im Deutschen
Technikmuseum Berlin ist ebenfalls je ein A4-Triebwerk ausgestellt. Zusammenhänge und
Hintergründe sind in der ständigen Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
(Nordhausen) dokumentiert; Besichtigungen der Untertageanlage sind möglich.[36]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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KZ Mittelbau-Dora
Regener-Tonne
Wernher von Braun
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Geschichte der Raumfahrt
Operation Crossbow
KZ-Nebenlager Redl-Zipf
KZ Ebensee
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Ralf Blank: Energie für die „Vergeltung“. Die Accumulatoren Fabrik AG Berlin-Hagen
und das deutsche Raketenprogramm im Zweiten Weltkrieg. In: Militärgeschichtliche
Zeitschrift. 66 (2007), S. 101–118.
Volkhard Bode und Gerhard Kaiser: Raketenspuren. Peenemünde 1936–2000. 2.
Auflage. Ch. Links, Berlin 2001, ISBN 3-86153-239-5.
Walter Dornberger: Peenemünde. Die Geschichte der V-Waffen. 12. Auflage. Ullstein,
Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-548-33119-X.
T. D. Dungan: V-2. A Combat History of the First Ballistic Missile (Weapons in History).
Westholme Publishing, 2005, ISBN 1-59416-012-0 (westholmepublishing.com
(Memento vom 21. Juli 2010 im Internet Archive)).
Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem
Geist der Barbarei. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-60943-6.
Joachim Engelmann: Geheime Waffenschmiede Peenemünde. V2 – „Wasserfall“ –
„Schmetterling“. Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg, ISBN 3-7909-0118-0.
Karsten Porezag: Geheime Kommandosache. Geschichte der „V-Waffen“ und geheime
Militäraktionen des Zweiten Weltkrieges an Lahn, Dill und Westerwald, Dokumentation.
2. überarbeitete Auflage. Verlag Wetzlardruck, Wetzlar 2003, ISBN 3-926617-20-9.
Uli Jungbluth: Hitlers Geheimwaffen im Westerwald. Zum Einsatz der V-Waffen gegen
Ende des Zweiten Weltkrieges. (= Werkstatt-Beiträge zum Westerwald. Nr. 2). Verein für
Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, 7. Zweigverein, Geschichts- und
Kulturwerkstatt Westerwald, Montabaur 1996, DNB 948504145.
Heinz Dieter Hölsken: Die V-Waffen. Entstehung – Propaganda – Kriegseinsatz.
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, ISBN 3-421-06197-1.
Dieter Hölsken: V-Waffen. Entwicklung und Einsatz im II. Weltkrieg. Motorbuch,
Stuttgart 2001, ISBN 3-613-02145-5.
Michael J. Neufeld: Die Rakete und das Reich. Wernher von Braun, Peenemünde und der
Beginn des Raketenzeitalters. Henschel, Berlin 1999, ISBN 3-89487-325-6.
Dr. Olaf Przybilski: Das Geheimnis der deutschen Raketen und raketengetriebenen
Fluggeräte. In: Spurensuche Band 10. Podzun-Pallas-Verlag, 2002, ISBN 3-7909-07634.
Gerhard Reisig: Raketenforschung in Deutschland. Wie die Menschen das All eroberten.
Agentur Klaus Lenser, Münster 1997, ISBN 3-89019-500-8.
Georg Metzler: Geheime Kommandosache. Raketenrüstung in Oberschwaben – Das
Außenlager Saulgau und die V2 (1943–1945). Wilfried Eppe, Bergatreute 1996, ISBN 389089-053-9.
Johannes Weyer: Wernher von Braun. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3499-50552-5.
Stefan Brauburger: Wernher von Braun – Ein deutsches Genie zwischen Untergangswahn
und Raketenträumen. Pendo, München 2009, ISBN 978-3-86612-228-4.

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
Niklas Reinke: Geschichte der deutschen Raumfahrtpolitik. Konzepte, Einflussfaktoren
und Interdependenzen: 1923–2002. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-56842-6.
Kurt Magnus: Raketensklaven. Deutsche Forscher hinter rotem Stacheldraht. 1. Auflage.
Elbe-Dnjepr-Verlag, Klitzschen 2002, ISBN 3-933395-61-5.
Ruth Kraft: Insel ohne Leuchtfeuer. Berlin 1959.
Thomas Pynchon: Die Enden der Parabel. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1981, ISBN
3-499-13514-0.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Aggregat 4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: White Sands Missile Range Museum – Album mit Bildern, Videos und
Audiodateien
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PeterHall.de
Die Accumulatorenfabrik in Hagen produzierte die Bordbatterien für die „V2“
A4 (V2) Raketenfertigung in Friedrichshafen 1942–1945
V2Rocket.com
Bernd-Leitenberger.de: Teil 1 und Teil 2
V2-Truppenübungsplatz Heidelager im Tucheler Wald HEUTE! (Memento vom 1.
Dezember 2007 im Internet Archive)
Technisch detaillierte Gerätebeschreibung
Die A4-Fibel: Handbuch zum Start der A4 (PDF, ePub, Kindle)
Originalpläne der A4 Rakete
Militärbericht bestimmt für The War Office, London, Januar 1946
History Channel – Videoaufnahmen des Tankvorganges, ab min. 30
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1. ↑ Johannes Weyer: Wernher von Braun. rororo, Hamburg 1999, S. 32 ff.
2. ↑ Michael J. Neufeld: Die Rakete und das Reich. Henschel, Berlin 1999, ISBN 3-89487325-6, S. 267.
3. ↑ a b Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus
dem Geist der Barbarei. Paperback, 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 142.
4. ↑ K. Gatland: Project Satellite. Allan Wingate Limited, London 1958.
5. ↑ Karl-Heinz Wellmann: Die Rakete V2 – Hitlers Wunderwaffe
6. ↑ Roger Ford: Die deutschen Geheimwaffen des Zweiten Weltkriegs.
7. ↑ Informationen zum Mischgerät gesammelt von „Stichting Centrum voor Duitse
Verbindingen en aanverwante Technologieën“. Abgerufen am 30. Dezember 2012.
8. ↑ Raúl Rojas, Ulf Hashagen (Hrsg.): The First Computers--History and Architectures.
MIT Press, 2002, ISBN 0-262-68137-4, Helmut Hoelzer – Inventor of the Electronic
Analog Computer, S. 323–348.
9. ↑ http://www.v2werk-oberraderach.de/ Raketenwerk Oberraderach.
10. ↑ Lüdenscheider Nachrichten; 25. März 2006.
11. ↑ Accumulatoren Fabrik AG
12. ↑ Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus
dem Geist der Barbarei. Paperback, 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 106–107.
13. ↑ Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus
dem Geist der Barbarei. Paperback, 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 106.
14. ↑ Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Begleitband zur ständigen
Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Göttingen 2007, S. 49 f.
15. ↑ Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus
dem Geist der Barbarei, zu Klampen, Springe 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 26 und
153.
16. ↑ Am Anfang war die V2. Vom Beginn der Weltraumschifffahrt in Deutschland. In: Utz
Thimm (Hrsg.): Warum ist es nachts dunkel? Was wir vom Weltall wirklich wissen.
Kosmos, 2006, ISBN 3-440-10719-1, S. 158.
17. ↑ Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus
dem Geist der Barbarei. zu Klampen, Springe 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 164.
18. ↑ Deutsches Historisches Museum Berlin: Die „Wunderwaffen“ V1 und V2
19. ↑ Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus
dem Geist der Barbarei. Paperback, 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 76–77.
20. ↑ http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-12/blitzkrieg-london/seite-2
21. ↑ Audio zu Die Rakete V2 – Hitlers Wunderwaffe
22. ↑ a b c P. Schiller u. a.: Die Luftwaffe zum Kriegsende in Schleswig-Holstein. Arbeitskreis
Geschichte im Amt Trave-Land. 2008.
23. ↑ Quelle: BA MA RH 8/1265.
24. ↑ Quelle: BA MA, RH 24 – 30/272.
25. ↑ Quelle: BA MA, RH 8/ 1307, Nr. 160.
26. ↑ Quelle: Heimatkalender für den Landkreis Verden. 2011 und 2012.
27. ↑ Quelle: BARCH, RH 24-30/274 fol 83.
28. ↑ Quelle: Dithmarscher Landeszeitung vom 14. Mai 2003.
29. ↑ Webseite mit einer Wochenschau und Filmaufnahmen als zweites Thema abgerufen am
27. September 2012.
30. ↑ Horst W. Müller: Ein geheimnisvoller Zug durchquerte 1945 das Hinterland.
Hinterländer Geschichtsblätter, Nr. 1, Biedenkopf März 2005, S. 127.
31. ↑ Karsten Porezag: Geheime Kommandosache. Geschichte der „V-Waffen“ und geheime
Militäraktionen des Zweiten Weltkrieges an Lahn, Dill und Westerwald, Dokumentation.
2. überarbeitete Auflage. Wetzlardruck, 2003, ISBN 3-926617-20-9, S. 326–344.
32. ↑ Britischer Film (21 Minuten) über die Operation Backfire auf YouTube, abgerufen
am 11. Januar 2015.
33. ↑ Albert Speer: Erinnerungen, Ullstein-Verlag, 1969.
34. ↑ Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus
dem Geist der Barbarei. Paperback, 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 12.
35. ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche
Museum in Wien. Graz/Wien 2000, S. 82.
36. ↑ Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Raketen mit der Bezeichnung „Aggregat“
A1 · A2 · A3 · A4 · A4b · A5 · A6 · A7 · A8 · A9 · A10 · A11 · A12
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