Der Hofmeister - daad

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Der Hofmeister
Der Hofmeister (auch: Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung) ist eine
Tragikomödie (vom Autor allerdings mit „Eine Komödie“ untertitelt) in fünf Aufzügen von
Jakob Michael Reinhold Lenz, die der Epoche des Sturm und Drang zugeordnet wird. Das
Werk entstand im Jahr 1774 und gilt als eines der bedeutendsten des Dichters; Lenz
verwendete in dem Drama künstlerische Formen wie die Situationstechnik oder eine
Szenenanordnung, wie sie später für den Impressionismus typisch wurde. Eine äußerst
schlüssige Inszenierung auf der Basis der Urfassung erarbeitete 1989 der Regisseur Bruno
Klimek für das Nationaltheater Mannheim. Der Aufführung gelang es, die geradezu filmisch
anmutende Erzählweise des komplexen Stücks, die auf moderne dramatische Erzähltechniken
vorzugreifen scheint, sinnlich erfahrbar zu machen.
Die Grundanlage des Stoffs um die Liebesbeziehung eines Hofmeisters und seiner Schülerin
entnahm Lenz der Geschichte um Peter Abaelard und Heloisa (der Stoff war 1761 auch von
Jean-Jacques Rousseau für seinen Briefroman Julie oder Die neue Heloise adaptiert worden).
Darauf und auch auf Origenes wird im Drama selber explizit Bezug genommen (II/5 bzw.
V/3).
Erster Aufzug
Die Handlung beginnt in Ostpreußen. Der Theologe Läuffer sucht eine Anstellung und findet
eine Stelle als Hofmeister beim Major von Berg, dessen Sohn Leopold er „in allen
Wissenschaften, Artigkeiten und Weltmanieren“ unterrichten soll (S.6, 8 f.). Leopold soll
Soldat werden.
Der Geheime Rat von Berg, Bruder des Majors, hat Läuffer als Lehrer an einer Stadtschule
abgelehnt. Fritz, der Sohn des Geheimrats, besucht die Stadtschule und ist so unter
bürgerlichen Mitschülern, was dem Major nicht gefällt. Einer seiner Freunde ist Pätus, der
später eine wichtige Rolle für Fritz spielen wird.
Leopold erweist sich als faul, unwissend und dumm. Läuffers Bezahlung von anfänglich 300
Dukaten wird auf 150 Dukaten heruntergesetzt, dafür soll er noch zusätzlich der etwa
vierzehnjährigen Tochter Gustchen Christenlehre und Zeichnen beibringen, sie allerdings
vorsichtig behandeln, denn sie ist des Majors „Herzens einziger Trost“ (S. 12 f.). Wer ihr zu
nahe kommt, wird umgebracht. Damit beginnt die erste tragische Entwicklung. Gustchen ist
in ihren Cousin verliebt. Sie möchte mit Fritz wie das klassische Paar Romeo und Julia sein
und verabredet mit ihm, während der bevorstehenden Trennung treu zu bleiben. Die Familie
des Majors zieht zeitweise weg nach Heidelbrunn und Fritz soll nach Halle zum Studieren.
Der Geheimrat von Berg hat alles belauscht und meint, dass ihr Eid wirkungslos sein werde,
denn sie würden sich in Zukunft nur unter Zeugen sehen. Die zweite tragische Entwicklung
beginnt. Fritz soll ein Jahr länger die Schule besuchen, da Berg seine Schwüre für
unvernünftig hält.
Zweiter Aufzug
Auf dem Landgut Heidelbrunn quält sich der Hofmeister inzwischen mit Gustchen, weil diese
ihn zu übersehen scheint, dennoch bahnt sich eine intimere Beziehung an. --- Fritz sehnt sich
in Halle, wo er tatsächlich erst seit einem Jahr studiert, nach Gustchen. Sein Jugendfreund und
Studienpartner Pätus versucht ihn mit Mädchen zusammenzuführen, damit Fritz auf andere
Gedanken kommt, er soll auch zu ihm ziehen, weil Pätus eine derb-freundliche Wirtin hat.
Läuffers Gehalt ist inzwischen auf 40 Dukaten gesenkt worden, er hat bereits ein Verhältnis
mit Gustchen, sie gibt ihm das, was er sonst in Bordellen gesucht hätte. Gustchen fühlt sich
krank, es sind die Anzeichen einer Schwangerschaft. An Stelle von Fritz (als Romeo) tritt nun
Läuffer, der das Stück von Shakespeare nicht zu kennen scheint. Der Major schuftet auf dem
Acker, um einen Platz für seine Tochter im Hospital zu sichern, da er sie für krank hält, aber
in Wirklichkeit sind dies die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft. Fritz hat für Pätus in
Halle gebürgt, weil dieser seine Schulden nicht bezahlen konnte, und landet im Gefängnis.
Pätus bekommt kein Geld vom Vater und will sich umbringen, wird aber von seinem Freund
Bollwerk aufgehalten, daraufhin flieht Pätus.
Dritter Aufzug
Als die Majorin den Major über das Verhältnis von Gustchen und dem Hofmeister aufklärt
und anschließend in Ohnmacht fällt, wird Major vor Wut fast wahnsinnig. Läuffer flieht und
findet Schutz in der Stadtschule und wird vom Schullehrer beschützt. Gustchen flieht
ebenfalls und hinterlässt keine Spur.
Vierter Aufzug
Major von Berg, der von seiner Tochter ein Jahr lang nichts gehört hat, will in seiner
grenzenlosen Enttäuschung im Russisch-Osmanischen Krieg (1768–1774) sterben. Der
Geheimrat befindet sich in einer ähnlichen Situation: Sein Sohn ist geflüchtet und die
Gläubiger suchen nach ihm. Der Major hält seine Familie für ruiniert, den Neffen für einen
„Spitzbuben“ und die eigene Tochter für eine „Gassenhure“. Währenddessen hat Gustchen
Unterschlupf im Wald bei der blinden Bettlerin Marthe gefunden und dort ihr Kind zur Welt
gebracht. Sie will ins nächste Dorf, um ihren Vater, von dem sie geträumt hat, zu
benachrichtigen, dass sie noch am Leben sei. Der Major findet Läuffer in der Stadtschule, wo
dieser seit einem Jahr als Aushilfslehrer arbeitet, und schießt auf ihn; da Läuffer von
Gustchen nichts weiß, verschwindet der Major wieder. Gustchen schafft es nicht, den Vater
zu benachrichtigen, und stürzt sich verzweifelt in einen Teich, wird jedoch vom Vater
gerettet. Der Major verzeiht Gustchen. Fritz ist mit Pätus nach Leipzig gegangen, um den
Verfolgern zu entgehen.
Fünfter Aufzug
Die blinde Marthe findet mit Gustchens Kind zu Läuffers Schule, da Gustchen nicht
wiedergekommen ist. Läuffer erkennt sein Kind. Läuffer kastriert sich und wird dafür vom
Schullehrer gelobt. Der Schullehrer hält eine Predigt, die Läuffer gewidmet ist, der er jedoch
nicht zuhört, da er seine Aufmerksamkeit einem schönen Mädchen namens Lise schenkt. Sie
kommt auch bald zu ihm, die beiden küssen sich und heiraten, trotz des Schullehrers
Warnung, dass er keine Kinder bekommen könne, aber das ist ihr egal, denn sie hat schon
genug Sorgen mit ihren Enten und Hühnern (S. 89, 22). Fritz und Pätus treffen, nachdem
Pätus Geld bei der Lotterie gewonnen hatte und die Reise bezahlen konnte, in Insterburg ein,
der Geheimrat verzeiht Fritz. Sein Sohn sieht ebenfalls sein geliebtes Gustchen wieder. Fritz
nimmt Läuffers Kind an, beschließt aber, sein Kind nie von Hofmeistern erziehen zu lassen.
Das Drama endet also scheinbar versöhnlich: Der Geheimrat versöhnt sich mit Fritz, der mit
Gustchen zusammen kommt; Läuffer soll mit Lise glücklich werden.
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