Regie Drehbuch Kamera Licht Bauten Plastiken Kostüme Schnitt Fritz Lang Thea von Harbou, Fritz Lang Erich Nitzschmann & Hermann Saalfrank (Rahmenhandlung) Fritz Arno Wagner (Episoden) Robert Hegerwald Walter Röhrig, Hermann Warm, Robert Herlth Walter Schulze-Mittendorff Museum Heinrich Umlauff Fritz Lang Darsteller Uraufführung: 6. Oktober 1921, Berlin (Mozartsaal sowie U.T. Kurfürstendamm) Originallänge: 2.307 Meter Länge der Rekonstruierten Fassung: 2.152 Meter (79 Minuten bei 24 fps) Filmkopie: Deutsche Kinemathek Prädikat (1925): Volksbildend Lil Dagover Walter Janssen Bernhard Goetzke Hans Sternberg Carl Rückert Max Adalbert Wilhelm Diegelmann Erich Pabst Karl Platen Hermann Picha Paul Rehkopf Georg John Lydia Potechina Max Pfeiffer Grete Berger Rudolf Klein-Rogge Eduard v. Winterstein Paul Biensfeld Karl Huszar-Puffy Paul Neumann Das Mädchen u.a. Bräutigam u.a. Tod / El Mot / Bogner Bürgermeister Pfarrer Notar Arzt Lehrer Apotheker Schneider Totengräber Bettler Wirtin Nachtwächter Eine Mutter Derwisch / Girolamo Kalif A Hi, der Zauberer Kaiser Henker Inhalt Ein geheimnisvoller Fremder ist in das kleine Biedermeierstädtchen eingezogen - der Tod. Sein Totenreich verbirgt er hinter einer unüberwindbaren Mauer nahe dem Friedhof. Einer jungen Frau muss er den Geliebten entführen. Sie folgt ihm ins Totenreich und fordert den Geliebten zurück. Der Tod will ihr den Wunsch erfüllen, wenn es ihr gelingt, durch Liebe eines von drei vergehenden Lebenslichtern zu retten. Im Orient, in Venedig und im alten China beginnt für sie ein Wettlauf gegen das Schicksal. Aber auch in der Realität bekommt sie eine Chance. Siegt die Liebe über den Tod? Text und Gestaltung: Richard Siedhoff „Die ihr an die Zukunft des Kinos glaubt, seht euch dieses Lichtspiel an! Die ihr dem Kino mißtraut, seht es euch erst recht an - aber laßt alle Bühnenweisheit, laßt die Hamburgische Dramaturgie und den Lakoon hübsch zu Hause. Denn ihr seid bei einer neuen Muse zu Gaste.“ (Hans Wollenberg in der Lichtbild-Bühne Nr. 41 vom, 8. Oktober 1921) Wahrheit, Dichtung, Märchen, Literatur, Kunst, Darstellerkunst mit prachtvoller Malerei, Architektur und Technik. (…) Auch Fritz Lang darf den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, dem Film neue Wege geebnet, bahnbrechend gewirkt zu haben (…) Von fabelhafter Wirksamkeit Echtheit und malerischer Schönheit die Bauten. - Paläste. Eine orientalische Stadt. Moscheen. Palmenwälder. Bambusdschungeln. Wasserfälle. Felskuppeln mit Buddhabildern. Renaissance-Paläste. - Walter Röhrig stellte den deutschen, Hermann Warm den orientalischen und Renaissance, Robert Herlth den chinesischen Teil.“ (Wolffgang Fischer in Neue Zeit, Charlottenburg, 5. Oktober 1921). Und „Der müde Tod“ schlägt eine Brücke vom Stummfilm-Expressionismus zu dessen Wurzeln: der deutschen Romantik eines E. T. A. Hoffmann. Ein Schritt des Films zur traditionsreichen Kunstform. Rekonstruktion Vom „Müden Tod“ ist keine Originalfassung überliefert. Atlas-Film brachte in den 1960er Jahren eine leicht gekürzte Fassung mit rückübersetzten Zwischentiteln in neutraler Graphik heraus. Jene Version hatte mit dem OriHintergründe Bevor der 1890 geborene Fritz lang sich mit „Die Nibelungen“ ginal nicht mehr viel gemein - das Schicksal vieler Stummfilmklassiker. (1922/23) und „Metropolis“ (1926) in den Olymp der großen Materialverschwender der Filmgeschichte einreihte, begann der gebürtige Wiener und absolvierte Kunststudent als Drehbuchautor für Joe May. Die Inszenierung seiner Ideen missfiel ihm jedoch bald so sehr, dass er schließlich mit „Halbblut“ (1919) selbst als Regisseur tätig wurde. Der erste Teil von „Die Spinnen“ aus demselben Jahr war bereits so erfolgreich, dass Lang nach eigener Aussage die Regie zu „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1919) an Robert Wiene abgeben musste, um an den „Spinnen“ weiter zu arbeiten. Zwei Jahre später legte er mit seiner Drehbuchautorin und Ehefrau in spe, Thea von Harbou, das Werk vor, dass ihn zum endgültigen Durchbruch verhalf und mit dem der deutsche Film international Furore machen sollte „Der müde Tod“ (1921), eine kunterbunt verspielte, scheinbar realitätsferne Volksliedhafte Im Gosfilmofond in Moskau befand sich bis vor einigen Jahren ein Negativ der ExportfasParabel über den sehnsuchtsvoll erwünschten Sieg der Liebe über den Tod. Analogie zur sung mit russischen Zwischentiteln und einigen erhaltenen Springtiteln (Einzelbilder) der Bitternis jener Zeit: Nach dem ersten Weltkrieg ist die Ermüdung des Todes kein Zufall. ursprünglichen deutschen Titel. Dieses bisher beste erhaltene Material gilt derzeit mysteEbenso die Weltflucht aus der zerstörten bürgerlichen Idylle in den Traum der Kinder- riöser Weise als Verschollen. Das Münchner Filmmuseum erwarb jedoch bereits 1976 eine buch-Exotik. Und am Ende wieder das unentrinnbare Schicksal, in das man sich immer Kopie dieser russischen Fassung. Die verschollenen kunstvollen deutschen Zwischentitel wieder selbst gebracht hat: der Tod - der nichts dafür kann. Mehr als der Tod spielt das wurden anhand des Textes der Zensurkarte und entsprechend der Graphik der wenigen Schicksal die wesentliche Rolle in diesem grotesken Filmwerk, die alles will: unterhalten, erhaltenen deutschen Springtitel in Handarbeit von Rudolf Pfenninger neu gezeichnet. erheitern, beängstigen, verstören, Abgründe aufzeigen. Am Ende ist es Filmkunst auf Kopien dieser einen Münchner Kopie, welche inzwischen leicht verschlissen ist, finden sich höchstem Niveau. „Bild an Bild reiht sich in einer fabelhaft anmutenden, nahezu unüber- glücklicher Weise auch in einigen anderen Filmarchiven. Eine mustergültige Rekonstrukbietbaren dramaturgischen Technik (…) Und dann prasselt, in feinem Übergang zudem ein tion steht jedoch noch aus. Da die Quelle aller zugänglichen Fassungen augenscheinlich wenig verschnitten, eine fremde Welt herein, schlägt der wahnsinnige Tanz der Derwische nur das Exportnegativ (hier verwendete man meist die schlechteren Takes und weniger mitten hinein in die Gefühlswelt der verzweifelten Braut. (…) Jede Erzählung dieser anek- gelungenen Kameratricks), wird der Eindruck des originalen Films heute nur mangelhaft dotischen Einakter ist ungemein reizvoll, der Bericht der Fiametta ist sogar von entzü- repräsentiert. Auch kann davon ausgegangen werden, dass der Film ursprünglich farbig, ckendem Reiz, - aber die Episoden durchbrechen die Aufgabe der Rahmenerzählung in genauer: viragiert (monochrom eingefärbt) war - Blau für Nacht, Rot für Feuer, Sepia für der stilfremden Form und gipfeln im chinesischen Teil sogar in einer vollkommenen Ver- Tag etc. (eine Farbversion des ZDF von 1984 und eine amerikanische DVD-Version entzerrung der ursprünglichen Fabel-Konstruktion.“ (Paul Ickes im Film-Kurier Nr. 236 vom sprechen leider keinem brauchbaren Kino-Standard). 10. Oktober 1921) Der Film schlägt stilistische Wellen, die den Zuschauer im Bilderrausch Musik Den musikalisch vielseitigen Filmklassiker begleitet der beinahe überschwemmen. Darin spiegelt sich, wie so oft im deutschen Film jener Tage, eine Weimarer Stummfilmpianist Richard Siedhoff mit seiner eigenen, punktgenauen, Interunentrinnbare innere Zerrissenheit wieder. Dennoch: „Eine glückliche Mischung von pretation des Films. Eine Mischung aus Improvisation und Komposition.