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32/07
Sonntag, 21. Oktober 2007
Missionar Walter Gschwandtner
Thema: „Gehilfen zur Freude!“
2. Kor. 1,12-24
Liebe Gemeinde,
Herzlich willkommen zum Missionssonntag! „MACHET ZU JÜNGERN“ heißt unser diesjähriges Thema.
Gewiss ist uns allen klar woher dieses Motto entlehnt ist. Natürlich von dem großen Missionsauftrag
unseres Herrn Jesus Christus:
„Mir ist gegeben alle Vollmacht im Himmel und auf Erden. Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker,
indem ihr sie taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und sie halten
lehret alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der
Weltzeit!“(Schlachter Übersetzung)
Das ist ein Lieblingstext für Missionare – nur für Missionare? Sicher sind wir doch alle als Jünger Jesu da
mit eingeschlossen: Jesus möchte durch jeden seiner Kinder den guten Samen aussäen, damit er reichlich
und vielerorts verteilt wird. Wie sollen wir das tun?
Ein lieber Bruder erklärte mir dieser Tage, dass der Säemann die Samenkörner hinter sich wirft während er
die Furchen entlang schreitet, und das wir das im geistlichen Bereich des Säens auch so halten sollten.
Warum wohl? Wenn wir die Saat vor uns werfen wären wir schnell entmutigt, wie wenig direkte Resultate
man sieht. Manch einer würde da bald aufgeben. - Aber ebensowenig sollten wir kontrollieren wie schnell
die Pflanze wächst oder gar nachmessen wie viel Frucht sie trägt. Denn dann könnten wir stolz werden auf
unseren Erfolg. Gott allein ist es, der das Wachstum gibt. Und er gibt es ganz zu Seiner Zeit.
Oft braucht es viele Jahre bis die Zeit zum Ernten kommt. In vielen Ländern Ostafrikas pflanzt man Nüsse:
Erdnüsse, Cashewnüsse, oder die Königin der Nüsse, Macadamia. Es dauert sieben Jahre bevor man das
erste Mal ernten kann. Da braucht es viel Mut zum Dranbleiben. So geht es uns als Missionaren oft in
unserem Dienst. Wir alle brauchen Ermutigung zum Dranbleiben. Wir brauchen einander: Gemeinde und
Mission, ihr hier in der Heimat und wir Missionare draußen. Über diese Ermutigung wollen wir heute
nachdenken, deshalb unser Thema GEHILFEN DER FREUDE. Wir lesen dazu aus 2. Kor 1: 8-24.
Missionare schreiben gerne Briefe - wie Paulus hier an die Korinther. Unterwegs in der Chefsache Gottes
gibt es immer viel zu berichten, viel Schönes, aber immer wieder auch von Zeiten der Bedrängnis,
Entmutigung, oder gar Verzweiflung. Paulus nimmt hier kein Blatt vor den Mund. Er bekennt ganz ehrlich:
Auf unserer ersten Reise zu euch nach Asien waren wir „übermäßig schwer beladen durch Trübsal, es ging
über unser Vermögen, wir waren am Leben verzweifelt, überzeugt dass wir dem Tode Geweihte waren“.
Dürfen Missionare so ehrlich sein? Können Gemeinden so etwas verkraften? „Wo bleibt denn dein Glaube,
Bruder Missionar? Hast Du vergessen, dass Du einem allmächtigen Gott dienst“, fragt vielleicht mancher
besorgte Gläubige. Nein, das hatte Paulus gewiss nicht vergessen. Er wusste: Gott kann selbst von den
Toten auferwecken – Halleluja.
ABER: Missionare sind keine Übermenschen, keine unbesiegbaren Helden, denen keine Waffe etwas
anhaben kann. Deshalb brauchen sie GEBET, und auch Paulus macht das den jungen, unvollkommenen
Gläubigen in der geschäftigen, ausschweifenden Weltstadt Korinth klar: Gott rettet uns immer wieder vom
Tode, „vorausgesetzt, daß auch ihr behilflich seid durch eure Fürbitte, damit viele Menschen für uns um
Gottes Gnade in dieser Situation beten und dann auch viele Gott danken, weil er erhört hat.“
Für mich waren die letzten Jahre stark geprägt von persönlichen Verlusten. Ich musste immer wieder lieb
gewordene Kollegen und Freunde loslassen, teils aus der unmittelbaren Zusammenarbeit, teils für immer.
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Manche, die viel jünger waren als ich, wurden direkt in die Gemeinschaft mit ihrem Herrn berufen. Wie gut
ist es da von Freunden ermutigt und an den Gott allen Trostes erinnert zu werden.
Ich mag es wie ehrlich Paulus hier mit diesen jungen Gläubigen in Korinth umgeht, wie fest er sich mit
ihnen verbunden weiß: Ihr seid unser Ruhm, so wie wir euer Ruhm sind.
Und dann erklärt er, warum er seine Absicht geändert hat und doch nicht in eigener Person zu ihnen
gekommen ist, sondern durch seine Mitarbeiter lieber einen Brief mitgibt bevor er später hoffentlich selbst
kommen wird. Was war der Grund? Etwa ein wichtiger Termin der dazwischen gekommen ist; eine große
Reise, oder ein Gelübde, dass er erst einhalten will, vielleicht Krankheit oder andere Pläne? – Nein, nichts
von alledem. Er kommt nicht zu ihnen weil er sie schonen will!
Das ist doch wirklich ganz außerordentlich. Stellt euch doch mal vor: einer eurer Missionare, z.B. Ehepaar
Deininger aus Thailand hätten ihren Heimataufenthalt abgesagt, um der Gemeinde daheim eine Blöße zu
ersparen. Würde das wohl einer in der Brüdergemeinde verstehen?! –
Hier bei Paulus scheint es tatsächlich so zu sein, dass er nebst aller eigenen Kämpfe so traurig über den
Zustand der Gemeinde war, dass er befürchtete bei einem Besuch zu diesem Zeitpunkt die Gemeinde noch
mehr zu betrüben, in dem Masse, dass er selbst dadurch so niedergedrückt sein würde, dass wohl niemand
ihm den Trost geben könnte, den er selber dringend braucht. Wir merken wie vollständig verbunden und
eins sich Paulus mit der Gemeinde wusste: wenn ein Glied in eurer Mitte in Korinth leidet, dann leide ich
mit, wo immer ich mich auch gerade befinde. An anderer Stelle (Kap. 11:23-27) gibt er uns eine Liste seiner
schweren Erfahrungen in seinem Dienst und fügt dann als Ultimum seiner Leiden hinzu: „...zu alledem der
tägliche Zulauf zu mir, die Sorge für alle Gemeinden. Wer ist schwach, und ich bin nicht schwach? Wer
nimmt Anstoß, und ich entbrenne nicht?“
Wir merken: Paulus ist so lebendig, organisch, fest mit seinen Gemeinden verbunden, dass er mit ihnen
lebt, liebt, leidet. Er möchte ihnen Freund und Helfer sein, ein echter Gehilfe zur Freude! – So sagt er’s hier
im 24ten Vers: „Denn wir wollen nicht Herren sein über euren Glauben, sondern Gehilfen eurer
Freude; denn ihr stehet im Glauben.“
Mir ist dieser Gedanke zum Leitmotiv unseres Dienstes geworden. In allen Ländern, die wir besuchen gibt
es bereits Gläubige. Manchmal eine kleine Schar, oftmals, wie z.B. in Nigeria oder Indien, aber auch in
Kenia, wo wir leben, sind es mehrere Millionen. Wir Missionare vom Westen sollen und wollen nicht die
Macher sein, sondern Gehilfen – Helfer in Evangelisation unter Muslimen. Denn sie sind es, die nationalen
Jünger Jesu, die ihre muslimischen Mitbürger am besten verstehen, ansprechen, und dann auch die
Neubekehrten begleiten können. Wenn wir sie ignorieren und einfach unser Ding durchziehen, dann
würden viele Unerreichte nie die Freude in Jesus erfahren, aber auch viele Christen würden der Freude
beraubt selbst Muslime zu gewinnen und zu begleiten.
Missionare als Herren – wie kann das aussehen?
Es hat sicher sehr viel zu tun mit unserer Einstellung zu der Würde der Menschen, denen wir dienen. Wie
wir sie betrachten so werden wir sie behandeln: als vor 160 Jahren die ersten Missionare Krapf und
Rebmann aus ihrer schwäbischen Heimat auf den Schwarzen Kontinent segelten, galten in der Vorstellung
vieler Zeitgenossen von damals Afrikaner als kulturell und geistig Minderwertige, ja man diskutierte noch,
ob sie nicht näher am Tier als am Menschen angesiedelt wären; bestenfalls sah man sie als sehr primitive
Wesen an, die man wie Kinder behandeln sollte. Über lange Zeit waren sie ja als Sklaven verschifft worden,
unfähig zu lernen, Verantwortung zu tragen, also selbständig zu entscheiden. Oft wird Missionaren heute
vorgeworfen, dass sie mit den Kolonialherren gemeinsame Sache machten, das Bild vom in Sänften
getragenen weißen Missionar wird sozusagen als Standard gesehen. Die Wirklichkeit war doch ganz
anders. Krapf und Rebmann taten ihren Dienst in großer Bescheidenheit und Opferbereitschaft und so
werden sie auch heute noch von den Kirchen in Ostafrika in hoher Wertschätzung gehalten.
Aber diese Haltung „Ich gehe hin und sage oder zeige ihnen wie’s gemacht wird“, die „my-tribe-is-the-best“
Mentalität liegt uns allen näher als wir zugeben wollen.
Sicher ist: Herren-Missionare sind meist nicht lange auf dem Feld. Sie richten viel Schaden an, und
kommen oftmals selbst schwer geschädigt zurück. Manche Missionarsehen zerbrechen, oder es kommt zu
Zerwürfnissen mit nationalen Mitarbeitern. Missionare sind keine Übermenschen.
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Auch heute noch ist vieles in Afrika für unser westliches Empfinden sehr chaotisch, zum Beispiel der
Verkehr in Nigeria’s größter Stadt Lagos. Oder Menschen erscheinen uns unglaublich heruntergekommen,
apathisch und unberechenbar, weil sie über Jahre hinweg täglich dieses berauschend-betäubende Gras,
das Kat, gekaut haben, um sich aufzuputschen. Da ist es nicht leicht den richtigen Umgang mit solchen
Herausforderungen zu finden. Ich denke da an den Koreanischen Missionar in Kenia, der bekannte: „Nach
einem Jahr der Frustration mit den Menschen hier kam ich zu der Erkenntnis: wahrscheinlich werde ich es
nicht schaffen alle Kenianer so zu verändern, wie ich mir das vorstelle, da ist es wohl doch einfacher, dass
ich mich ändere um mit ihnen zurecht zu kommen.“ Natürlich kaut er kein Kat, aber er hat seine Maßstäbe
und Erwartungen an die Menschen um ihn her aus Liebe zu Jesus und seinem Auftrag angepasst. Dieser
Missionar ist noch heute in Kenia und dient vielen Studenten in der theologisch-missiologischen Ausbildung!
Missionare als Gehilfen – wie kann das am besten umgesetzt werden?
 Menschen befähigen Gott mit Freuden zu dienen; glückliche, erfüllte Mitarbeiter im Team
 Einsame Missionare an entlegenen Plätzen vor Ort besuchen, sich mit hineinbegeben in die
Schwierigkeiten und Enttäuschungen, die ihren Dienst prägen;
 am Ende einer Konferenz ruft Abou mich auf sein Zimmer: „Würdest Du bitte mein geistlicher Vater
sein?“ – „Sicher, du darfst mir gerne schreiben. Ich verspreche für dich zu beten und
zurückzumailen“. Ein Jahr später wurden sein Bruder und sein Schwager beim Brunnen graben für
eine Dorfgemeinschaft durch austretende Gase getötet. Wir teilen den Schmerz mit ihm von der
anderen Seite unseres Kontinents.
 Immer wieder gilt es in Afrika Schicksalsschläge zu teilen: wenn ein Familienglied stirbt, ein Freund
an AIDS erkrankt ist, schwere Angriffe die Arbeit oder Familie lähmen wollen
 Oder wir werden gebeten Besorgungen zu tätigen, einfache Hilfeleistungen, oder auch einen
Geldbetrag vorzustrecken oder zu schenken.
 Oft gilt es auch unseren Terminkalender auf den Altar Gottes zu legen und ungeplant Zeit zu haben
für jemanden, der natürlich völlig unangemeldet vor der Tür steht, oder unsere Hilfe dringend
braucht. Wir sind nicht die Herren, sondern als Diener Gottes zu Gehilfen der Gläubigen bestellt.
Weshalb war es dem Apostel Paulus solch ein Anliegen den Gläubigen in Korinth klar zu machen, dass er
nicht wortbrüchig geworden war? Böse Zungen mochten das wohl so interpretiert haben, aber Paulus
verwehrt sich entschieden dagegen mit Hinweis auf das Wesen Gottes.
Wie einzigartig ist doch unser Gott, dass Er sich wiederholt verbürgt hat, nicht wortbrüchig zu werden. „Ich
der Herr, ändere mich nicht.“ „Was Er zusagt, das hält er gewiss.“ - Normal ist ja, wer die Macht hat,
braucht sich nicht an die Regeln zu halten. Da können Präsidenten schon mal die Verfassung ändern, um
noch ein paar Jahre weiter zu regieren, Macht und Status weiter zu nutzen. Nicht so unser Gott: Er hat sich
durch sein Wort gebunden; er setzt sich nicht darüber hinweg.
Deshalb sind die Verheißungen Gottes in Seinem Wort ein einzigartiger Beweis der Wahrheit des
biblischen Glaubens, aber auch der Güte Gottes. Ich sehe da zweierlei Kategorien von Verheißungen. Da
sind zum einen die Verheißungen auf den Messias hin, zum anderen aber auch viele Verheißungen für uns
als Nachfolger Jesu.
Die messianischen Verheißungen zeigen uns in einzigartiger Weise, das Jesus Christus schon vor
Grundlegung der Welt als der Erlöser für unsere Schuld auserwählt wurde: Micha 5:2 – Daniel 9:24-27 –
Jesaja 7:14. 35:4-5. 53 – Sacharja 9:9. 11:12 – Psalm 41:9. 22:7-9 und 13-18. 16:8-10. Diese Prophetien
finden in keiner anderen Religion ihresgleichen!
Und dann sind da die ganz persönlichen Verheißungen, die uns befähigen und neuen Mut schenken als
Gehilfen der Freude unseren Dienst zu tun.
Den Trauernden wird zugesprochen: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; kein Tod wird
mehr sein...“
Den Müden gilt: „Gib nicht auf, meine Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung...“
Fühlst Du Dich entwurzelt und heimatlos? Jesus erinnert daran: „In meines Vaters Haus sind viele
Wohnungen...“
Welche Zusagen gibt er den Demütigen, Sanften und Bescheidenen, die so gar nicht in diese Welt passen:
„den Demütigen gibt Er Gnade“; „ Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden einmal diese Erde
besitzen“; „Er gibt umso reichlicher Gnade...“
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Für die Freigebigen wird verheißen: „wer reichlich gibt wird gelabt“, „und wer fröhlich gibt, den hat Gott
lieb...“
Und den Gehorsamen, die sich von Freunden, ja dem eigenen Vater oder der Mutter unverstanden fühlen,
spricht Jesus zu: „Die den Willen Gottes in ihrem Leben tun, die sind meine Brüder, Schwestern, Vater und
Mutter“. – Das habe ich selbst erlebt, als ich vor 37 Jahren die Entscheidung traf nicht auf die
Pädagogische Hochschule zu gehen; zunächst völlig unverständlich für meinen Vater. Heute hat Gott mir
mehrere Väter in Christus geschenkt, und ein Vielzahl von Brüdern und Schwestern in vielen Ländern in
Afrika und Asien.
Wir könnten noch gut und gerne eine Extra-Stunde anhängen, um durch die Verheißungen Gottes zu
gehen. Aber eines sollte ich doch noch verraten für alle, die von Gottes Geist heute Morgen bewegt wurden
und sich fragen: Wie kann ich Mitarbeiter an der Chefsache unseres Gottes werden? Es ist ein offenes
Geheimnis: Es gibt ganz besonders viele Verheißungen in der Bibel für Mitarbeiter!
Diese wenigen Beispiele sollen genügen:
Daniel 12:3 „...die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit
weisen wie die Sterne“;
Markus 9:41 „...wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt, es wird ihm nicht unvergolten bleiben“;
Hebr. 6:10 „...denn Gott ist nicht ungerecht, dass er vergäße euer Werk und die Liebe, die ihr seinem
Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient.“
1. Kor. 15:58 „Seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass
eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“
Ich freue mich, wenn ich Ihnen heute Morgen Mut machen durfte in ihrem Umfeld, in ihrer Berufung solch
ein Helfer zur Freude zu sein, denn idavon können wir auch in Korntal nie genug haben.
Amen.
Herausgeber:
Evang. Brüdergemeinde Korntal, Saalstr. 6, 70825 Korntal-Münchingen
Tel.: 07 11 / 83 98 78 - 0, Fax: 07 11 / 83 98 78 – 90; e-Mail: [email protected]
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