September 2006 News & Trends Bio-Boom: Exporte nötig, um Nachfrage zu befriedigen Die Deutschen werden immer gesundheitsbewusster und legen zunehmend Wert auf ökologisch sinnvoll produzierte Produkte. Und das nicht nur bei Lebensmitteln. infos im internet Ökologischer Landbau u www.oekolandbau.de u www.bio-siegel.de u www.oekotest.de Dachorganisationen der Ökologischen Landwirtschaft u www.ifoam.org (englische Seite) u www.boelw.de J eder Zweite, so ein Ergebnis von Forsa und der Kommunikationsagentur FischerAppelt, achtet beim Einkauf auf Bio-Qualität. Dabei ist Bio für 13 Prozent nicht nur bei Lebensmitteln ein wichtiges Kaufkriterium. Auch bei Kosmetik, Textilien oder Möbeln würde die ökologische Herkunft an Bedeutung gewinnen. Der Modekonzern H&M reagiert auf die veränderte Die Entwicklung des Öko-Landbaus in Deutschland Jahr Anzahl Betriebe Fläche 1999 9.572 489.000 ha 2001 11.620 607.000 ha 2003 13.863 731.000 ha 2005 17.020 807.000 ha Einstellung der Kunden und setzt bei der Herbstkollektion verstärkt auf Öko-Kleidung. Schwerpunkt des BioBooms bleibt jedoch der Lebensmittelsektor. 38 Prozent der Verbraucher halten hier Bio-Qualität für ein wichtiges Kaufkriterium, was sich bei den steigenden Umsatzzahlen bemerkbar macht: 15 Prozent Zuwachs in 2005. Bio-Boom macht Sorgen Was die Regierung als positiv bewertet, sehen Öko-Verbände und der Deutsche Bauernverband jedoch kritisch. Zwar sei der Umsatz um 15 Prozent gestiegen, die Zahl der deutschen Bio-Betriebe habe sich jedoch nur um 2,5 Prozent, die zertifizierte Bio-Anbaufläche nur um 5,1 Prozent erhöht. Deutsche Bio-Bauern profitierten demnach nur mäßig vom Bio-Boom, bemerkt Dr. Heinrich Graf von Bassewitz, Ökobeauftragter des Deutschen Bauernverbands. Mit dieser Kritik ist er nicht allein. Auch Thomas Dosch, Vorsitzender des größten Anbauverbands Bioland, stößt ins gleiche Horn. Der Wegfall von Umstellungsförderungen würde das Wachstum der Bio-Branche in Deutschland hemmen. Die heimische Erzeugung könne mit der Nachfrage also nicht mithalten. Discounter, die ihre Regale zunehmend mit Bio-Produkten füllen, seien daher auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Von Bassewitz: „Der Marktzuwachs werde so weitestgehend über die Einfuhr von Produkten gedeckt.“ Bald vielleicht auch durch Importe aus Indien. Das Land kann, nach einem beschlossenen Plan der EUKommission, ausgewählte Erzeugnisse in die EU exportieren. Indiens Name steht damit auf der Liste der akzeptierten Drittländer, von denen die EU-Mitgliedsstaaten verschiedene Bio-Produkte importieren dürfen. Vorstellung der wichtigsten Bio-Eigenmarken Bioness Die Bio-Eigenmarke von Lidl existiert seit August 2005, Obst und Gemüse werden seit Anfang 2006 unter dem Label angeboten. Bioness-Produkte unterliegen der EG-Öko-Verordnung. Lidl betreibt darüber hinaus ein eigenes Qualitätsmanagement mit regelmäßigen Kontrollen vom Erzeuger bis in die Filialen. BioBio BioBio ist die Bio-Eigenmarke von Plus. Die Produkte genügen den gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Union. Als erstes Handelsunternehmen in Deutschland erhielt Plus im März 2006 zusätzlich eine Zertifizierung gemäß EG-Öko-Verordnung. PrimaBio PrimaBio nennt sich das Label von Aldi Nord, das seit Anfang Juli 2006 im Einsatz ist. Es kennzeichnet Bio-Produkte, die nach dem Standard der EG-Öko-Verordnung produziert und kontrolliert wurden. Eigene Maßnahmen zur Qualitätssicherung ergänzen dies. Bio Smiley Auf Bio-Produkten, die bei Aldi Süd erhältlich sind, klebt seit Kurzem ein Smiley, genauer der Bio Smiley. Aldi Süd garantiert damit die Standards der EG-Öko-Verordnung und sichert dies mit eigenen Kontrollen zusätzlich ab. Bio Sonne Die Bio-Marke von Norma heißt Bio Sonne. Sie ist seit Februar 2006 in allen Filialen vorhanden und umfasst rund 40 Produkte. Leitlinie ist die EG-ÖkoVerordnung. Naturkind Die Bio-Marke von Tengelmann besteht seit 1986. Für alle Naturkind-Produkte gilt mindestens die EG-Öko-Verordnung. Strenger ist beispielsweise, dass der Einsatz synthetischer Spritz- und Düngemittel mindestens drei anstatt der vorgeschriebenen zwei Jahre verboten ist, bevor die Produkte als Öko vermarktet werden dürfen. Grünes Land Die Bio-Marke Grünes Land ist seit rund zehn Jahren bei den Vertriebslinien der Metro-Gruppe erhältlich, wozu etwa Kaufhof, Real und Extra gehören. Die Marke erfüllt ebenfalls mindestens die EG-Öko-Verordnung. Unter Grünes Land werden auch Produkte der strengeren Anbauverbände Naturland und Bioland vertrieben. Füllhorn Produkte mit dem Label Füllhorn genügen mindestens den Anforderungen der EG-Öko-Verordnung. Startschuss der Rewe-Bio-Marke war 1988. Das Sortiment umfasst allein im Trockensortiment fast 100 Artikel. Unter Füllhorn finden sich auch Erzeugnisse von Bioland und Naturland. Rewe betreibt zusätzlich eigene Kontrollstellen. Bio-Wertkost Inhaber der Handelsmarke Bio-Wertkost ist Edeka. Die WertkostProdukte unterliegen mindestens der EG-ÖkoVerordnung, was im Rahmen eigener Qualitätssicherungsmaßnahmen zusätzlich überprüft wird. 15 DLG initiiert Wettbewerb für Bio-Produkte Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) führt im Spätherbst 2006 erstmals einen internationalen Qualitätswettbewerb für Bio-Produkte durch. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Qualität des Geschmacks. „Der Genusswert ist heute auch bei Bio entscheidend. Die Produkte müssen geschmacklich überzeugen und sich gegen konventionell hergestellte Produkte behaupten“, erklärt Rudolf Hepp, Geschäftsführer des DLG-Testzentrums Lebensmittel, die Hintergründe. Für den Wettbewerb können Bio-Erzeugnisse aus den Bereichen Fleisch- und Wurstwaren, Molkereiprodukte, Back- und Süßwaren, Tiefkühlkost, Fertiggerichte, Feinkost sowie Fruchtgetränke, Bier und Wein angemeldet werden. Anmeldeschluss ist der 5. Oktober. Die Ergebnisse werden im Fachmagazin DLG-Test Lebensmittel sowie im Internet unter www.dlg.org/ biotest veröffentlicht. Alnatura startet Kindergartenprogramm Fast Food ist in Maßen in Ordnung, eine ausgewogene und vitaminreiche Kost aber die Basis für eine gesunde Ernährung. Damit auch Kinder diese Zusammenhänge verstehen, startet der Naturkosthersteller Alnatura die bundesweite Kindergartenaktion „Kinder entdecken Bio“. Die Kleinen sollen so früh wie möglich den Wert von Lebensmitteln kennen und schätzen lernen und hinterfragen, was sie täglich essen. Im September verlost Alnatura an Kindergärten insgesamt 12.000 Handbücher mit kindgerecht aufgearbeiteten Informationen zu Landwirtschaft und Ernährung, sowie zur Arbeit auf einem Bio-Bauernhof. In den Nachschlagewerken werden Fragen beantwortet, die Kinder in diesem Zusammenhang interessieren. „Welche Tiere gibt es auf dem Bauernhof und was fressen sie?“ oder „Wann wachsen bei uns Pflanzen, aus denen unser Essen gemacht wird?“ Zehn Kindergartengruppen können diese Fragen auch vor Ort stellen. Sie werden zu einem Besuch eines BioBauernhofs eingeladen. u www.alnatura.de UK: Supermärkte starten Bio-Lieferservice In Großbritannien streiten zwei Supermarktketten um den Titel der grünsten Einkaufsoase. Verhärten werden sich die Fronten im Herbst, wenn J Sainsbury und Tesco zeitgleich mit einem Lieferservice für Kisten mit Bio-Erzeugnissen beginnen. Beide Unternehmen wollen mit ihrem Vorstoß ein größeres Stück des BioLebensmittelmarktes des Landes, der einen Wert von 1,6 Milliarden Pfund hat und jährlich um 30 % wächst, erfassen. Dazu testet Sainsbury´s sein Modell ab Ende August an etwa 500.000 Kunden in den East Midlands und in East Anglia. Tesco folgt etwas später im September mit der Bio-Kisten-Belieferung in Südlondon. MUM