Soziale Investitionen

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Soziale Investitionen
Neuere Formen des Engagements und der Kooperation
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung3
Formen sozialer Investitionen
5
Corporate Social Responsibility
Corporate Citizenship
Philanthropie
Venture Philanthropy
Stiftung Socially Responsible Investing
Social Venture Capital
Charity
Donor-Advised Funds
Giving Circles
Partner sozialer Investitionen
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Social Entrepreneurship
Social Enterprises
Social Business
Nonprofit Organisationen
Hybride Organisationen
Social Impact
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Ausgewählte Bibliographie
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Einleitung
Social Investment – soziale Investition – ist ein Schlagwort der
Stunde, steht für private Beiträge zum Gemeinwohl – geleistet
von Unternehmen, Einzelpersonen, Non-Profit Organisationen
oder Stiftungen und umfasst verschiedene Ansätze, Organisationsformen, Instrumente und Konzepte. Die Denkweise findet
auch zusehends Eingang in den Bereich öffentlicher Sozialausgaben. Verbindendes Element sozialer Investitionen ist, dass
unternehmerische sowie marktorientierte Ansätze und die
moderne Betriebswirtschaftslehre herangezogen werden, um
einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Problemstellungen
zu leisten. Kurz: Soziale Investition bedeutet, Herausforderungen der Gesellschaft mit kreativen unternehmerischen Aktivitäten zu begegnen.
3 | Factsheet 2011
Grundannahme des sozialen Investment ist, dass sich gesellschaftliche Investitionen für das Unternehmen
rechnen und sozial gewinnbringend sind. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Messbarmachung des „Returns“, also der erzielten gesellschaftlichen Verbesserung. Zwar stecken adäquate Messinstrumente aufgrund
von Unschärfen und ideologischer Spielräume bei der Bewertung von gesellschaftlichem „Wert“ noch in den
Kinderschuhen, dennoch ist Social Investment eine geeignete Herangehensweise, um das Engagement von
Unternehmen, Privatpersonen und Institutionen professionell neu zu denken. Nicht zuletzt aufgrund der
Wirtschaftskrise und der explodierenden Staatsverschuldung ist der Sozialstaat Österreich an viele Grenzen
gestoßen, sodass durch öffentliche Leistungen alleine, Bildung, Klimaschutz und soziale Absicherung nicht
mehr garantiert werden können. Die Wirtschaft trägt deshalb nicht nur für ökonomische, sondern auch für
soziale und ökologische Entwicklungen Verantwortung. Neben einer im internationalen Vergleich weit
überdurchschnittlichen Steuerbelastung leisten österreischische Unternehmen mit darüber hinausgehendem
Engagement einen entscheidenden Beitrag, das gesellschaftliche Zusammenleben zu verbessern. Die Industrie lebt Leistung mit Verantwortung und weiß: Wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlich verantwortliches
Handeln sind kein Widerspruch. Vielmehr bringen soziale Investitionen einen wertvollen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und auch Wettbewerbsvorteile mit sich. Diese Broschüre soll einen ersten,
kompakten Überblick in die mannigfaltigen Begriffe geben, die sich in den vergangenen Jahren im Kontext
neuerer Formen des sozialen Engagements etabliert haben. Wir sind überzeugt, dass unternehmerische
Ansätze einen wertvollen Beitrag u.a. zur Armutsbekämpfung, zur Integration von sozial benachteiligten
Menschen sowie zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten können.
4 | Vorwort
Formen sozialer Investitionen
Soziale Investitionen | 5
Corporate Social Responsibility (CSR) umschreibt freiwillige Beiträge von Unternehmen zu einer nachhaltigen Entwicklung, die über die gesetzlichen Forderungen (Compliance) hinausgehen. Im Wesentlichen
bedeutet CSR, dass die negativen externen Effekte wirtschaftlichen Handelns auf Gesellschaft und Umwelt
vermieden und die positiven gestärkt werden. CSR kann zahlreiche Formen annehmen, von Einzelmaßnahmen bis zu CSR als strategische Option im Rahmen der wirtschaftlichen Tätigkeit: Dabei werden Produktangebot, Wertschöpfungskette und soziale bzw. ökologische Themen so verbunden, dass sowohl gesellschaftlicher als auch unternehmerischer Nutzen generiert wird.
Corporate Citizenship (CC) beschreibt einen weiteren Teil der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen und bezeichnet das über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgehende Engagement von Unternehmen zur Lösung sozialer Probleme in seinem lokalen Umfeld. Maßnahmen des Corporate Citizenship
sind oftmals Sponsoring, das zur Verfügung stellen von Mitarbeiterzeiten (Corporate Volunteering), Unternehmensspenden (Corporate Giving) oder Unternehmensstiftungen (Corporate Foundations). Viele dieser
Maßnahmen werden in Kooperationen mit gemeinnützigen Organisationen umgesetzt.
Philanthropie, wörtlich übersetzt Menschenliebe, umfasst im Wesentlichen finanzielle (Spenden) oder
andere materielle Zuwendungen von Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen. In einem weiteren
Verständnis werden darunter auch Zeitspenden (Freiwilligenarbeit) erfasst. Philanthropie ist Ausdruck
gesellschaftlicher Solidarität und bürgerschaftlichen Engagements. Besonders im Rahmen des Engagements
6 | Formen sozialer Investitionen
von gemeinnützigen Stiftungen bzw. wohlhabender Privatpersonen (high-net worth individuals) hat sich
der Venture Philanthropy-Ansatz etabliert. Der in den USA geprägte Begriff des Philanthropen wird dabei
oftmals auf wohlhabende Einzelpersonen bzw. auf gemeinnützige Stifterinnen und Stifter angewandt.
Venture Philanthropie (VP) ist ein Konzept, das auch unter den Begriffen „Strategic Philanthropy“, „HighEngagement Philanthropy“ oder „Philanthropic Investment“ bekannt ist. VP ist eine Übertragung von
Ansätzen der Venture-Capital-Finanzierung auf die Philanthropie und entlehnt auch Methoden des traditionellen Venture Capital-Bereichs, in dem gemeinnützige Organisationen und Initiativen im Rahmen einer
aktiven Partnerschaft unterstützt werden. Kennzeichen sind ein längerfristiges Engagement, die Unterstützung mit Finanzmitteln, aktive Mitarbeit bzw. Mithilfe bei der Organisationsentwicklung sowie die Zurverfügungstellung von Know-How, die Forderung nach einer adäquaten Performance-Messung (Social Impact
Assessment) sowie gegebenfalls ein Rückzug (Exit) aus dem Engagement zu einem Zeitpunkt, an dem sich
die Organisation z.B. mit erwirtschafteten Einkünften selbst trägt oder weitere Ressourcen aus anderen
philanthropischen Quellen angezogen werden konnten. Die Ausprägungen dieses Engagements können in
unterschiedlichen Formen erfolgen; so kann eine Eigenkapitalposition oder aber ein rein philanthropisches
Investment angestrebt werden.
Eine Stiftung ist im Wesentlichen ein Vermögen, welches einem vom Stifter bestimmten Zweck gewidmet
ist. Üblicherweise soll die Vermögensdotierung für eine (un)bestimmte Dauer erhalten und den Begünstig-
Formen sozialer Investitionen | 7
ten der Stiftung zugutekommen. Zentrale Charakteristika dieser Organisationsform sind in der Regel deren
Unabhängigkeit sowie eine langfristige Orientierung. Stiftungen haben eine lange Tradition, ihr Ursprung
reicht bis ins europäische Mittelalter und in Ansätzen historisch sogar noch weiter zurück und war ursprünglich im kirchlichen Kontext angesiedelt. Im internationalen Verständnis sind Stiftungen ausschließlich
oder überwiegend gemeinnützigen Zwecken gewidmet. Weltweit haben sich zahlreiche Ausprägungen von
gemeinnützigen Stiftungen herausgebildet. Man unterscheidet zwischen Förderstiftungen (grantmaking)
und operativen Stiftungen. Letztere setzen dabei eigene gemeinnützige Projekte und Programme um. Galten die USA im 20. Jahrhundert als das Mutterland der Stiftungen, so hat Europa im Besonderen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutend aufgeholt und die USA mittlerweile überholt, sowohl hinsichtlich
der Anzahl der Stiftungen, als auch des gewidmeten Vermögens. Typische Aktivitäten von Stiftungen sind
finanzielle Unterstützungen in Form von Stipendien, Projektförderungen oder das eigenständige Umsetzen
von Projekten sowie Öffentlichkeitsarbeit für bestimmte Themen und aktive oder fördernde Forschungsanstrengungen. Investitionen von Stiftungen können von zwei Seiten betrachtet werden. Programme Related
Investments (PRI) bezeichnen die Investitionen in die gemeinnützigen Stiftungsaktivitäten (Mittelverwendung, vgl. Social Venture Capital). Beim Socially Responsible Investment (SRI) liegt der Fokus auf Vermögensverwaltung und –vermehrung (Mittelherkunft), wobei auch hier eine große Bandbreite an sozialen
Überlegungen berücksichtigt werden können.
Socially Responsible Investing (SRI) wird üblicherweise im Kontext von Finanzinvestitionen diskutiert. Je
nach Auftraggeber (z.B. Pensionsfonds) können die Investitionen an bestimmte Auflagen gebunden sein
und zahlreiche unterschiedliche Zielfunktionen berücksichtigen, wie Umweltaspekte, Menschenrechte u.v.m.
8 | Formen sozialer Investitionen
(vgl. auch Ethical Investing). Im Rahmen von SRI können positive oder negative Screening-Maßnahmen von
Investments, also das bewusste Aus- oder Einschließen bestimmter Investitionstitel, unterschieden werden.
Bei der sogenannten shareholder action (proxy voting) machen die Anlegervertreter ihr Abstimmungs- und
Entscheidungsverhalten von bestimmten sozialen und/oder ökologischen Forderungen abhängig und versuchen aktiv, die Strategien von Unternehmen, in die sie investieren, zu beeinflussen.
Social Venture Capital, darunter werden soziale Investitionen verstanden, bei denen der Investor einen
Teil oder die gesamten Erwartungen an finanzielle Renditen zugunsten bestimmter gewünschter sozialer
Wirkungen bzw. Zielsetzungen aufgibt. Die Investition kann als Eigenkapitaleinlage, als Kredit, Kreditlinie, Spende oder in Form von Garantien erfolgen. Während Venture Philanthropy oftmals im Kontext von
Stiftungen ansetzt, wird Social Venture Capital auch von Unternehmen oder sozialen Fonds zur Verfügung
gestellt. Neuere Fonds-Ansätze bedienen sich des Crowd Fundings, bei dem kleinere bis mittlere Beiträge
sowie Projekte über Internetplattformen gesammelt und finanziert werden.
Charity umschreibt vorbehaltlose Hilfeleistungen in Form von Benefiz oder Spenden (finanzielle Mittel,
Sach- und Zeitspenden) an Bedürftige und kann sich an Einzelpersonen oder Organisationen richten. Die
Bandbreite an Aktivitätsfeldern ist groß und reicht von Armutsbekämpfung über soziale Hilfestellung bis
hin zur Unterstützung für Gesundheitsleistungen. Charakteristisch sind aber die kurzfristige und schnelle
Möglichkeit zur Hilfestellung sowie die Einbettung von Charity in diverse Veranstaltungen bzw. Aktionen
von Privatpersonen oder Unternehmen. Ursprünglich eine Form der Hilfe, die mit religiösen Überzeugun-
Formen sozialer Investitionen | 9
gen verbunden war, hat sich der Charity-Ansatz mit Ausweitung der wohlfahrtsstaatlichen Aktivitäten als
ein eher unmoderner Ansatz erwiesen. Neuere Formen wie Venture Philanthropy, Giving Circles oder Social
Venture Capital setzen eher auf nachhaltige Strategien zur Bekämpfung der Ursache anstatt der Linderung
von Symptomen. Im britischen Sprachraum werden unter Charities auch spendenfinanzierte Organisationen
verstanden.
Donor-Advised Funds sind intermediäre Institutionen, welche die Verwaltung und Investition philanthropischer Mittel administrieren. Diese Organisationsform eignet sich im Besonderen für Beträge, die zwar weit
höher liegen als durchschnittliche Individualspenden, für die sich aber der administrative Aufwand einer
Stiftungseinrichtung nich lohnen würde. Die verwaltende Institution übernimmt Back-Office-Aufgaben
und bietet auch Beratungsleistungen für die Auswahl der Projekte an. Donor-Advised Funds stellen somit
ein flexibles Instrument dar und erlauben weniger Publizität, wodurch die Anonymität des Spenders eher
gewahrt bleibt. Diese soziale Investitionsform hat im Besonderen in den USA an Popularität gewonnen und
genießt dort ebenso steuerliche Vorteile.
Im Rahmen von Giving Circles schließen sich Privatpersonen zu einer Gruppe zusammen, um ihre Ressourcen für gemeinsame philanthropische Aktivitäten und soziale Ziele zu bündeln. Sie agieren in ihre Entscheidungsfindung üblicherweise unabhängig von bestimmten einzelnen wohltätigen Organisationen und können
sich als kleine Gruppen oder lose Netzwerke formieren bzw. als formalisierte Organisation ausgeprägt sein.
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Partner sozialer Investitionen
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Social Entrepreneurship wird als Ansatz verstanden, bei dem unternehmerisch an der Lösung gesellschaftlicher Probleme gearbeitet wird. Soziale und ökologische Ziele sowie das Erreichen nachhaltiger positiver
Wirkungen (Social Impact) für die diversen Stakeholder stehen dabei im Vordergrund oder zumindest
gleichberechtigt neben der ökonomischen Nachhaltigkeit. Weitere Charakteristika sind das unternehmerische Vorgehen sowie der innovative Charakter der erarbeiteten Güter und Dienstleistungen. Social Enterprises können dabei als Unternehmen, als Nonprofit-Organisationen oder als Mischformen (Hybride Organisationen) geführt werden. In den vergangenen Jahren haben sich weltweit zahlreiche Förderinstitutionen
gegründet, die sich der Förderung von Social Entrepreneurs verschrieben haben. Unternehmen, Venture
Philanthropen, Stiftungen oder Social Venture Capital stehen hierbei den Sozialunternehmern als soziale
Investoren oftmals nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern auch mit Know-How und sozialem Kapital
zur Seite.
Ähnlich wie traditionelle Unternehmen versuchen Social Enterprises mit erfolgreichen Konzepten zu expandieren (Scaling und Replication), um die Güter und Dienstleistungen einer großen Zahl von Empfängern zugänglich zu machen. Die Fähigkeit zur Replizierung bezieht sich dabei auf die Effektivität einer Organisation,
die initiierten Aktivitäten und Programme zu reproduzieren. Diese können z.B. vertieft oder erweitert werden.
Bei Ersterem werden die Outcomes, also das Ausmaß der erzielten Wirkungen erhöht, während bei Letzterem
die Dienstleistungen einer größeren Zahl an Personen zugutekommen sollen. Eine Möglichkeit des Scalings
stellt das Social Franchising dar, bei dem ein eingeführtes Konzept in Lizenz verbreitet wird. Der Begriff Social Enterprise kam zunächst aus den USA und UK und hat sich dort spätestens in den 1990ern etabliert. Unter
New Labour haben Social Enterprises auch große Unterstützung aus dem öffentlichen Sektor erfahren.
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Social Business ist ein Konzept bzw. ein Begriff, der weitestgehend von Muhammad Yunus (Friedensnobelpreisträger 2006) geprägt und verbreitet wurde. Darunter werden Organisationsformen verstanden, die
sich der Lösung gesellschaftlicher Probleme bzw. einem Beitrag für sozialen Wandel verschrieben haben.
Die soziale Mission steht über finanziellen Zielen, Social Businesses sollen aber die Aufwendungen für ihre
Aktivitäten über die Teilnahme
an marktwirtschaftlichen Austauschprozessen erwirtschaften
Financial profit maximization
und auch betriebswirtschaftlich
Financial profit maximization
nachhaltig agieren. Die dadurch
erzielten Gewinne werden nicht
Profit
an die Eigentümer ausgeschüttet,
N/A
maximizing
Profit
diese sollen aber einen Anspruch
business
N/A
maximizing
Repayment of
Non recovery of
haben, das eingesetzte Kapital zubusiness
invested capital
invested capital
Repayment of
(self sustainability)
Non recovery of
rückzuerhalten. Es werden keine
invested capital
invested capital
Not-for-profit
SOCIAL
(self sustainability)
Dividenden ausgeschüttet. Yunus
organizations
BUSINESS
Not-for-profit
SOCIAL
versteht Social Business als Teilorganizations
BUSINESS
menge des Social EntrepreneurQuelle: Yunus 2010
ship-Ansatzes, welche sowohl
Quelle: Yunus 2010
Social profit maximization
als Nonprofit Organisation als
Social profit maximization
auch in Form von Unternehmen
geführt werden können.
Einordnung Social Business nach M. Yunus.
Einordnung Social Business nach M. Yunus.
Partner sozialer Investitionen | 13
Als Nonprofit Organisationen (NPO)bezeichnet man gemeinnützige Organisationen der Zivilgesellschaft,
die im Wesentlichen durch eine Orientierung an einem bestimmten Zweck und das Ausschüttungsverbot
von Gewinnen gekennzeichnet sind. NPO können dabei zum Wohle der Mitglieder oder zur Bereitstellung
von Leistungen für externe Empfängerinnen und Empfänger gegründet werden und übernehmen oftmals
gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die z.B. aufgrund von Marktversagen oder Staatsversagen nicht von Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen übernommen werden. Die mit Abstand häufigste Rechtsform für
NPO in Österreich ist die des Vereins.
Hybridorganisationen weisen sowohl Elemente von Nonprofit Organisationen als auch von Unternehmen
auf. Oftmals wird dies durch das Zurückgreifen auf typische Rechtsformen aus den jeweiligen Sektoren erreicht. So können Vereine, Stiftungen oder gemeinnützige Formen von Kapitalgesellschaften mit den Rechtsformen von Unternehmen kombiniert werden, z.B. GmbH mit Verein, AG mit gemeinnütziger Unternehmensstiftung. Diese Varianten erlauben es der NPO über Markteinkünfte ihre gemeinnützigen Aktivitäten
(quer) zu finanzieren oder aber Unternehmen eine eigene Organisationsform für ihre sozialen Aktivitäten zu
etablieren, z.B. Bündelung von wissenschaftlichen oder CSR-Aktivitäten in einer Unternehmensstiftung. Solche hybriden Formen ermöglichen auch, auf üblicherweise NPO-spezifische Ressourcen wie Spenden oder
Freiwillige zurückgreifen zu können. Auch Organisationen, die eine double oder triple bottom line in ihren
Zielfunktionen haben, werden vereinzelt als hybride Organisationen bezeichnet. Double oder triple bottom
line bedeutet, dass vielfach finanzielle, soziale und/oder ökologische Ziele von der Organisation bzw. dem
Unternehmen zumindest gleichberechtigt verfolgt werden.
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Social Impact
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Social Impact bezieht sich allgemein auf die breiteren sozialen und/oder ökologischen Wirkungen, die eine
Aktivität umfassen; diese können grundsätzlich sowohl negativ als auch positiv sein. Beispiele sind verbesserte Lebensbedingungen, gesteigerte Einkommensmöglichkeiten, geänderte Verhaltensweisen oder Auswirkungen auf die Umwelt. Im Rahmen der Wirkungsmessung (Social Impact Assessment bzw. Measurement) haben sich in den letzten Jahren mehrere beschreibende Verfahren etabliert. Eine besondere Form des
Social Impact Assessments bzw. Social Impact Measurements ist das Konzept des Social Return on Investments, bei dem versucht wird, die gesellschaftlichen Wirkungen zu quantifizieren und zu monetarisieren.
Mit diesen Ansätzen der Wirkungsmessung geht oftmals das Konzept der Social Performance einher, welches darauf abzielt, das organisatorische Potenzial (organisational capacity), also die Leistungsfähigkeit und
Kompetenz von (sozialen) Organisationen oder Sozialunternehmen, und damit das Wirkungspotenzial zu
erfassen. Ausgehend von einer Theory of Change, dem grundsätzlichen Verständnis des kausalen Zusammenhangs einer Leistung mit den erwünschten Wirkungen in der Zielgruppe (Individuen, Organisationen,
Netzwerke, Politik, aber auch allgemein Ideen bzw. Meinungen), werden hierbei die Inputs, Aktivitäten und
Outputs von Organisationen in Relation zu den erreichten Zielwirkungen gestellt.
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Logisches Wirkungsmodell – Theory of Change
Input
Eingesetzte
Ressourcen:
Personal, Geld,
Partner,
Know-How,
Zeit etc.
Aktivitäten
Das, was eine
Organisation tut,
um die gesetzten
Ziele zu erreichen:
Projekte, konkrete
Maßnahmen wie
z.B. Beratungen,
Schulungen,
Kurse etc.
Outputs
Outcomes
Unmittelbare,
Erwünschte
konkrete und
Veränderungen bzw.
zählbare Leistungen
Stabilisierungen
bzw. Produkte:
bei Zielgruppen:
Anzahl von
Veränderungen in
Veranstaltungen,
Kenntnissen,
Kursen, Beratungen,
Einstellungen,
Publikationen,
Wertvorstellungen,
Kampagnen etc.
Fähigkeiten,
Verhalten oder
Status/Lebensbedingungen
Impact
Erzielte
Veränderungen
bei Zielgruppen
oder über
Zielgruppen hinaus
bzw. abzüglich
anderer
Einflussfaktoren
Zielanpassung
Aktivitäten- und
Zielanpassung
Quelle: vgl. NEF (2003), Frumkin (2006) Bertelsmann Stiftung (2010), Ebrahim (2010)
Social Accounting und Social Impact Reporting sind Ansätze bei denen gesellschaftlich positive oder negative Effekte der unternehmerischen Tätigkeit in das betriebliche Rechnungs- und Berichtswesen integriert
werden.
Social Impact | 17
Ausgewählte Bibliografie
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18 | Ausgewählte Bibliografie
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Nicholls, A. 2008. The landscape of social investment: A holistic topology of opportunities and challenges. Oxford: Skoll Centre for Social Entrepreneurship.
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Yunus, M., Moingeon, B., & Lehmann-Ortega, L. 2010. Building Social Business Models: Lessons from the Grameen Experience. Long Range Planning, 43(23): 308-325
Ausgewählte Bibliografie | 19
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber:
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Für den Inhalt verantwortlich:
Mag. Veronika Kotzab
Wissenschaftliche Begleitung:
MMag. Reinhard Millner
Abteilung für Nonprofit Management
Wirtschaftsuniversität Wien
Grafik:
Mag. Lisi Schörghofer
Wien, im September 2011
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