Hirn Herz Agar

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IVD in vitro diagnosticum - Gebrauch nur durch den Fachanwender
Hirn Herz Agar
Hirn Herz Agar
Art. Nr. 1.13825.0500
(500 g)
Hochwertiges Vollmedium zur Züchtung anspruchsvoller, pathogener Mikroorganismen als
auch als Basis zur Herstellung verschiedener Spezialnährböden.
Siehe auch Allgemeine Gebrauchsanweisung
Warnhinweise und Vorsichtsmassregeln siehe ChemDAT®
ROSENOW beschrieb 1919 die Isolierung von schwer kultivierbaren Bakterien aus Infektionen der
Mundhöhle mit Hilfe einer Glucose Bouillon, der er Hirn-Gewebe hinzufügte. Hirn-Herz Bouillon/Agar
ist eine Modifikation des von ROSENOW beschrieben Mediums, in dem das Hirn-Gewebe durch HirnExtrakt und das Calciumcarbonat durch di-Natriumhydrogenphosphat ersetzt wurden (MacFADDIN,
1985; ATLAS, 1997). Der Hirn-Herz Agar enthält zusätzlich Agar-Agar.
Prinzip
Mikrobiologische Methode
Wirkungsweise
Der Nährboden eignet sich zur Züchtung vieler anspruchsvoller Bakterien, wie Streptokokken,
Pneumokokken und Meningokokken. Gonokokken lassen sich nach Zugabe von Ascites züchten.
Das Nährsubstrat aus Hirn-Herzextrakt und Peptonen liefert ein breites Spektrum an organischen
Stickstoffverbindungen, C-Quellen, Schwefel, Vitaminen und Spurenelementen. Glucose dient als
zusätzliche C- und Energiequelle. Der pH-Wert wird durch di-Natriumhydrogenphosphat eingestellt
und stabilisiert.
Durch Zugabe von Blut (5 – 10%) wird das Nährstoffangebot erweitert. So konnten DOUGHERTY et.
al. (1996) mit Hirn-Herz-Blut-Agar anspruchsvolle Bakterien wie Mycobacterium avium, Bartonella
henselae oder Cryptococcus neoformans aus dem Blut von AIDS-Patienten isolieren.
Der Hirn-Herz Agar wird auch als Basis-Medium für verschiedene Selektivmedien beschrieben.
QUEIROZ et al. (1987) entwickelten ein Selektivmedium zum Nachweis von Campylobacter pylori auf
Basis des Hirn-Herz Agars (Belo Horizonte Medium/BHM).
MacKENZIE et al. (2002) bestimmten die Antibiotika-Sensitivität von Staphylococcus Isolaten aus
Blutkulturen auf Hirn-Herz Agar, dem Vancomycin oder Teicoplanin zugesetzt wurden.
2003 wurde auf Hirn-Herz-Blutagar, dem Spectinomycin und Polymyxin B zugesetzt wurden, zum
ersten Mal die Isolierung von Brachyspira aalborgi aus Stuhl beschrieben (BROOKE et. al.).
Durch Zusatz von 9-Chlor-9-(4-Diethylaminophenyl)-10-Phenylacridan zum Hirn- Herz Agar konnte
Pseudomonas aeruginosa aus Sputum, Urin und Stuhl isoliert werden (ARAJ, 1984).
Hirn-Herz-Agar ist außer für den bakteriologischen Bereich auch zur Isolierung pathogener Pilze aus
klinischem Material wie Proben aus Augeninfektionen, Zerebrospinalflüssigkeit, Blut, Knochenmark,
Urin, Sekrete aus dem Vaginalbereich und dem Atmungstrakt und Proben aus dem oberen
Atmungstrakt wie Ohren, Nase und Mund geeignet (ROBERTS et al., 1985). Zur Unterdrückung von
Begleitkeimen wird empfohlen, dem Hirn-Herz-Agar eine Mischung von Gentamycin (5 mg/l) und
Chloramphenicol (16 mg/l) bzw. Penicillin (20 mg/l) und Streptomycin (40 mg/l) hinzuzufügen.
Alternativ kann Gentamycin in einer Konzentration von 50 mg/l ohne weiteren Zusatz von Antibiotika
zum Hirn-Herz-Agar gegeben werden.
Cycloheximid (0,5 mg/l) kann dem Hirn-Herz-Agar ebenfalls hinzugefügt werden, auch in Kombination
mit den oben genannten Antibiotika. Da einige pathogene Pilze durch Cycloheximid gehemmt werden,
sollte immer eine Parallelprobe auf einem Medium ohne Cycloheximid mitgeführt werden.
Ebenso sollte zum Nachweis besonders anspruchsvoller Pilze ein bluthaltiger Hirn-Herz-Agar (5 –
10% Schafblut) parallel beimpft werden. Dieser kann die oben genannten Antibiotika enthalten.
Typische Zusammensetzung (g/Liter)
Nährsubstrat (Hirn- Herzextrakt und Peptone) 27,5; D(+)-Glucose 2,0; Natriumchlorid 5,0; diNatriumhydrogenphosphat 2,5; Agar-Agar 15,0.
Zubereitung und Lagerung
52 g Hirn Herz Agar in 1 Liter demineralisiertem Wasser unter Erhitzen im Dampftopf vollständig
lösen, autoklavieren (15 min. bei 121°C), im Wasserbad auf 45 – 50°C abkühlen und Platten gießen.
Mit Blutzusatz (5% Blut): 95 ml steriler Basisnährboden bei 45 – 50°C mit 5 ml Blut homogen mischen
und Platten gießen.
Der pH-Wert des gebrauchsfertigen Nährbodens ist pH 7,4 ± 0,2 bei 25 °C.
Die zubereiteten Basis-Nährbodenplatten sind klar bis leicht opaleszent und gelb-braun. Mit
Blutzusatz sind sie hellrot und nicht hämolytisch.
Anwendung und Auswertung
Anwendung
Die klinischen Proben werden direkt nach der Probenahme auf dem Hirn-Herz Agar im
Oberflächenverfahren ausgestrichen. Die Inkubations-Temperatur und Dauer richten sich nach dem
Anwendungszweck. Der Nachweis von Bakterien erfolgt üblicherweise bei 35°C für 1 – 2 Tage.
Pilzkulturen werden üblicherweise bei 30°C bis zu 4 Wochen inkubiert. Bei längerer Inkubation sind die
Platten vor dem Austrocknen zu schützen.
Auswertung
Jedes Wachstum wird als positives Ergebnis gezählt. Die isolierten Kolonien werden anschließend mit
entsprechenden Tests identifiziert.
Analytische Spezifität
Der Grundnährboden enthält keine Hemm- und Farbstoffe und es wächst ein breites Spektrum an
Bakterien und Pilzen. Eine Differenzierung ist nur über die typische Kolonie-Morphologie möglich.
Auch nach Blutzusatz ist eine Differenzierung aufgrund der Hämolyseform nur schwer möglich, da die
Hämolyse durch den Glucose-Gehalt gehemmt wird.
Durch Zusatz von Hemmstoffen (Antibiotika) wird der Hirn-Herz Agar zum Selektivagar.
Weitere Tests zur Identifizierung der Isolate sind notwendig.
Lactobacillus acidophilus
ATCC 4356
Staphylococcus aureus
ATCC 25923
Streptococcus pneumoniae
ATCC 6301
Streptococcus pyogenes
ATCC12344
Qualitätskontrolle des Nährbodens
Der Basis-Nährboden enthält keine Hemmstoffe. Es wächst ein breites Spektrum an Bakterien und
Pilzen. Bei einer Inkubationstemperatur von 35°C wachsen folgende Bakterien innerhalb von 24
Stunden, die Pilze Candida albicans und Aspergillus niger bei 28°C innerhalb von 3 Tagen.
Teststamm
Inokulum
(KBE/ml)
Wiederfindungsrate %
(ohne Blut)
(mit Blut)
Escherichia coli ATCC 25922
Staphylococcus aureus ATCC 25923
Streptococcus pyogenes ATCC 12344
Streptococcus pneumoniae ATCC 6301
Enterococcus faecalis ATCC 19433
Bacillus cereus ATCC 11778
Candida albicans ATCC 10231
Aspergillus niger ATCC 16404
103 - 105
> 70
103 - 105
> 70
3
5
10 - 10
> 70
103 - 105
> 70
3
5
10 - 10
> 70
3
5
10 - 10
> 70
103 - 105
> 70
Wachstum gut bis sehr gut
> 70
> 70
> 70
> 70
> 70
> 70
> 70
Literatur
Rosenow, E.C. 1919. Studies on elective localization. Focal infection with special reference to oral sepsis.
The Journal of Dental Research, Vol. 1, No. 3: 205 – 267.
nd
Atlas, R.M. 1997. Handbook of microbiological media, 2 ed., p. 195 – 198, CRC Press, Boca Raton, USA.
MacFaddin, J.F. 1985. Media for isolation-cultivation-identification-maintenance of medical bacteria, Vol. 1, p. 92 – 95,
Williams & Wilkins, Baltimore, USA.
Dougherty, M.J., Spach, D.H., Larson, A.M., Hooton, T.M. and Coyle, M.B. 1996. Evaluation of an extended blood culture
protocol to isolate fastidious organisms from patients with AIDS. J. Clin. Microbiol. 34: 2444 – 2447.
Queiroz, D.M.M., Mendes, E.N., and Rocha, G.A. 1987. Indicator Medium for Isolation of Campylobacter pylori. J. Clin.
Microbiol. 25: 2378 – 2379.
MacKenzie, F.M., Greig, P., Morrison, D., Edwards, G., and Gould, I.M. 2002. Identification and characterization of
teicoplanin-intermediate Staphylococcus aureus blood culture isolates in NE Scotland. J. Antimicrob. Chemother. 50: 689 –
697.
Brooke, C.J., Riley, T.V., and Hampson, D.J. 2003. Evaluation of selective media for the isolation of Brachyspira aalborgi
from human faeces. J. Med. Microbiol. 52: 509 – 513.
Araj, G.F. 1984. Use of 9-Chloro-9-(4-Diethylaminophenyl)-10-Phenylacridan as a Primary Medium for Recovery of
Pseudomonas aeruginosa from Clinical Specimens. J. Clin. Microbiol. 20: 330 – 333.
Roberts, G.D., Goodman, N.L., Land, G.A., Larsh, H.W., and McGinnis, M.R. 1985. Detection and Recovery of Fungi in
Clinical Specimens, p. 500-513. In E.H. Lennette, A. Balows, W.J. Hausler, Jr., and H.J. Shadomy (ed.), Manual of clinical
th
microbiology, 4 ed. American Society for Microbiology, Washington, USA.
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