White Paper Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten

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Maurer Magnetic AG – White Paper
Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten als
Prozessvorbereitung vor Schweissverfahren
Entmagnetisieren von
Konstruktionsrohren
Entmagnetisieren einer Trägerstruktur
Marek Rohner
Head of Technology
Maurer Magnetic AG
8627 Grüningen
Switzerland
Konzept automatisierte Entmagnetisieranlage für Grossrohre
Maurer Magnetic AG & Schuler Pressen GmbH
www.maurermagnetic.ch
© Maurer Magnetic AG 04.2015
Seite 1
Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Einführung
Dieses White Paper gibt einen Überblick über bekannte Entmagnetisierverfahren im Umfeld der
Schweissprozesse. Zur Entmagnetisierung von grossflächigen Objekten eignen sich diese Verfahren
jedoch nur bedingt. Für diese Anwendungsfälle wird hier eine neue Methodik zur vollständigen
Entmagnetisierung von grossflächigen Stahlobjekten vor der Endmontage eingeführt.
Beispiele von grossflächigen Stahlstrukturen:
• Konstruktionsrohre und Pipelines
• Schiffsmodule
• Offshore Module
• Druckbehälter und Tanks
• Brückenträger und Fachwerke
• Stahl-Panele
• Wärmetauscher
Durch Fertigungs- und Handlingsverfahren werden die Rohbau-Stahlkomponenten oft magnetisiert.
Verfahren wie magnetische Rissprüfung, Schweissprozesse, Umformung, Plasmaschneiden und
Flusskonzentration aufgrund induzierter Magnetfelder (Erdmagnetfeld) magnetisieren Stahlkomponenten.
Beim Handling sind es vorallem elektromagnetische oder permanentmagnetische Lasthebemagnete, die
den Stahl magnetisieren [1].
Hochfeste Konstruktionsstähle lassen sich tendenziell stärker magnetisieren als solche niedriger
Festigkeit, was auf die relativ hohen Koerzitivfeldstärken von feinkörnigen Stahlwerkstoffen zurückzuführen
ist. Hohe Nickelanteile (z.B. 9% Ni-Stahl für LNG-Tanks) bewirken ebenfalls stärker magnetisierbare
Stähle [3]. Lokale Gefügeveränderungen rufen erfahrungsgemäss Stellen mit hohen Koerzitivfeldstärken
hervor.
Dies führt dazu, dass Stellen oder ganze Flächenanteile des Stahlmaterials einen erhöhten
Restmagnetismus aufweisen. Der Restmagnetismus tritt am Übergang vom Material zur Luft in
Erscheinung und kann an diesen Stellen als magnetische Feldstärke gemessen werden. An
vorspringenden Kanten und Engstellen sind die Feldstärken aufgrund von Flussbündelungseffekten stark
erhöht. Der Restmagnetismus kann auch in geschlossenen Magnetkreisen im Material verlaufen, wie dies
oft in Unter-Pulver geschweissten Rohren (UP-Schweissen) der Fall ist. Er verläuft geschlossen im
Umfang des Rohres und wird erst bei einer unregelmässigen Form der Rohrenden oder Aussparungen im
Material als austretende Streufeldstärke erkennbar.
Erhöhter Restmagnetismus bringt in der weiteren Verarbeitung und in Hinblick auf die Lebensdauer der
Endkonstruktion Nachteile.
In der weiteren Verarbeitung sind folgende Prozesse betroffen:
• Schweissprozesse
• Zerstörungsfreie Prüfung (Wirbelstromverfahren, Röntgenverfahren)
• Vorbereitende Verfahren vor Beschichtungsprozessen (Kugelstrahlen, Partikelprobleme)
Im Bereich der Lebensdauer:
• Untersuchungen zeigen eine erhöhte Anfälligkeit auf Wasserstoffversprödung (gem.
Forschungsberichten [6, 7])
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Stand der Technik im Umgang mit störenden Magnetfeldern bei Schweissverfahren
Die häufigste Problematik mit zu hohem Restmagnetismus an Stahlobjekten ist die Störung von
Schweissprozessen. Das Phänomen ist als „magnetische Blaswirkung“ bekannt. Das magnetische
Gesamtfeld im Schweissspalt bewirkt durch Lorentzkraft eine Ablenkung des Lichtbogens [4].
Verwendete Bezeichnungen für Magnetfelder (Begriffserläuterung):
Umgebungsfeld Hu:
Das Umgebungsfeld (Erdmagnetfeld) induziert im Stahlobjekt einen
magnetischen Fluss.
Restmagnetismus Br:
Im Stahl vorhandene Remanenz (Restmagnetismus).
Schweissstromfeld Hs:
Durch Schweissstrom entstehendes Magnetfeld (Masse-Rücklaufstrom).
Gegenfeld Hg:
Von einer Gleichstromquelle erzeugtes und einstellbares Magnetfeld, das im
Schweissspalt wirkt.
Gesamtfeld Htot:
Die im Material verlaufenden magnetischen Flüsse sowie die äusseren
Magnetfelder bewirken im Schweissspalt ein Gesamtfeld. Das Gesamtfeld
ergibt sich als Summenfeld der einzelnen Magnetfeld-Anteile (für
Magnetfelder gilt das Superpositionsprinzip).
Die Ablenkung des Lichtbogens wird verhindert durch weitgehende Reduktion des Gesamtfeldes im
Schweissspalt. Die im Stahl verlaufenden magnetischen Flüsse spielen im Hinblick auf magnetische
Blaswirkung keine direkte Rolle, sie bewirken aber die Magnetisierung von grösseren Flächenbereichen
des Stahls.
Zur Verringerung des im Schweissspalt wirkenden Gesamtfeldes werden neben schweisstechnischen
Massnahmen, wie z.B. dem Verändern der Schweissparameter oder Umplatzieren der Masse,
nachfolgende Verfahren eingesetzt: Gegenfeld-Verfahren: Das Gesamtfeld wird mit einem gezielten
Gegenfeld neutralisiert. Knock-Down-Verfahren: Es wird eine Gegenfeld appliziert, so dass sich nach
Entfernung dieses Gegenfeldes kein Gesamtfeld mehr einstellt. Entmagnetisierungs-Verfahren: Das
Material wird durch Wechselfeld-Umpolung entmagnetisiert.
Spule
Stromquelle
Gerätemodule
GegenfeldVerfahren
Knock-DownVerfahren
EntmagnetisierungsVerfahren
Schweissgleichrichter bzw.
Standard Gleichstromquelle
Ja
Ja
Nein
Geregelte, umpolbare
Gleichstromquelle
Ja
Ja
Ja
Sinus-Wechselstromquelle
hoher Leistung
Nein
Nein
Ja
Aufgewickelte Spule aus
flexiblen Kabeln
Ja
Ja
Ja
Aufgewickelte Spule auf
starrem Rahmen
Ja
Ja
Ja
Klammerspule
Ja
Ja
Bedingt
(Auf stationäre Entmagnetisierungsverfahren wird hier nicht eingegangen).
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Einsatzbeispiele von Gegenfeld-, Knock-Down- und Entmagnetisierungsverfahren
Aus Kabeln umwickeltes Objekt nahe der
Schweissnaht: Umfangwicklung
- Gegenfeld-, Knock-Down- oder
Entmagnetisierungsverfahren einsetzbar.
- Es wird nur der Stahlanteil in unmittelbarer
Nähe der Wicklung magnetisch
beeinflusst (gilt für alle Beispiele).
- Erheblicher Wickelaufwand.
- Bei Einsatz von Klammerspulen oder
Rahmenspulen reduzierter
Wickelaufwand.
Magnetfeldmessung
im Schweissspalt
(optional)
Lichtbogen
Schweissprozess
Feldlinien
(illustrativ)
Reduktion
Gesamtfeld Htot
Umfangwicklung an einem Plattenende:
- Entmagnetisierungsverfahren oder KnockDown-Verfahren einsetzbar.
- Nur mit Kabelspulen realisierbar,
erheblicher Wickelaufwand.
- Entmagnetisierung des ganzen Objekts
erfordert Umpositionieren und neu
Wickeln der Spule.
Aus Kabeln gewickelte Spule aufgelegt auf der
Oberfläche des Objekts: Auflagewicklung
- Gegenfeld-, Knock-Down- oder
Entmagnetisierungsverfahren einsetzbar.
- Spulen müssen häufig umpositioniert-, aber
nicht neu gewickelt werden.
Auflagewicklung an einem Rohrende:
- Entmagnetisierungsverfahren oder KnockDown-Verfahren einsetzbar.
- Entmagnetisierung des ganzen Objekts
erfordert nur Umpositionieren der Spule,
ohne neu wickeln zu müssen.
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Der magnetische Zustand im Material
Der magnetische Zustand (Domänenstruktur) im ferromagnetischen Material lässt sich mit einer
Betrachtung
der
magnetischen
Neukurve
verdeutlichen.
Die
Neukurve
beschreibt
die
Magnetisierungsvorgänge im Material in Abhängigkeit vom angelegten Feld H.
Die Domänen bestehen aus bis zur Sättigung magnetisierten Zonen, die durch Wände (Blochwände)
begrenzt sind. In der Blochwand dreht sich die Magnetisierungsrichtung der angrenzenden Domänen. Bei
grösser werdender Feldstärke H dreht sich die Magnetisierungsrichtung der Domänen zunehmend in
Richtung des äusseren Feldes H, so dass die Blochwände als Domänengrenze verschwinden. Bei
vollständiger Sättigung existiert nur noch eine grosse Domäne.
H: Summe aller von aussen
auf das Material wirkenden
Magnetfelder
H
Neukurve B(H) gem. [8]
1. unmagnetischer Zustand* mit Flussschluss-Struktur
(es tritt kein magnetischen Streufluss aus).
2. reversible Wandverschiebungen.
3. irreversible Wandverschiebungen.
4. Wandverschiebungen werden beendet, reversible
Drehprozesse.
5. weitere Steigerung der Flussdichte B mit Einmünden
in die Sättigung nur noch durch Drehprozesse der
Polarisation.
5.
B
4.
3.
* Dieser Zustand wird nur durch Glühprozesse oder durch
Wechselfeld-Entmagnetisierung erreicht. Das Material
wird aus der magnetischen Sättigung durch eine hohe
Anzahl Umpolungen abnehmender Amplitude wieder in
den unmagnetischen Ursprung zurückgeführt.
2.
H
1.
Darstellung der magnetischen Domänenstruktur:
Pfeil: Magnetisierungsrichtung der Domäne
Linie: Domänen-Grenze = Blochwand
(Grösse magnetische Domäne: ca. 10µm bis 1mm)
Die nachfolgend beschriebenen
referenzieren auf die Neukurve.
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Gegenfeld-,
Knock-Down
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und
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Entmagnetisierungsverfahren
Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Beschreibung der Verfahren inkl. Vor- und Nachteilen
1) Gegenfeld-Verfahren
Bei dieser Methode wird versucht die störenden Magnetfelder im Schweissspalt durch gezielte
Gegenfelder zu neutralisieren. An der Gleichstromquelle (z.B. Schweissgleichrichter) wird ein Gleichstrom
eingestellt, der in der gewickelten Spule das Gegenfeld erzeugt. Dieses Gegenfeld überlagert sich mit dem
störenden Gesamtfeld im Schweissspalt. Bei einem bestimmten Spulenstrom kann das Gesamtfeld im
Optimalfall weitgehend neutralisiert werden.
Im Material passiert folgendes:
B = µ0(H + M)
Br
Btot
Neukurve
-HcB
H
H u + Hs
Hysteresekurve des Stahlmaterials
 Erläuterungen Hg, Hu, Hs, Br siehe Seite 3.
 Koerzitivfeldstärke der magnetischen Flussdichte: HcB
 Gegenfeld Hg = Hu + Hs + HcB. Der Gesamtfluss Btot wird
im von der Spule umwickelten Stahlbereich in die Nähe
von null gedrückt.
 Das Gegenfeld bleibt während dem Schweissprozess
eingeschaltet.
 Nach Entfernung des Gegenfeldes baut sich wieder der
Gesamtfluss Btot auf.
Schweissspalt
 Im Schweissspalt stellt sich das Gesamtfeld als
Überlagerung des Streuflusses* und der umgebenden
Felder dar (in der Grafik nicht dargestellt).
* Als Streufluss werden aus dem Stahl austretende
Feldlinien bezeichnet.
Vorteile
• Umsetzbar mit herkömmlichem Schweissequipment. Benötigt wird ein einstellbarer
Schweissgleichrichter und Schweisskabel ausreichender Länge.
• Die Methode kann theoretisch jedes in der Praxis vorkommende Gesamtfeld neutralisieren.
Nachteile
• Ohne Einsatz von Magnetfeld-Messung im Schweissspalt ist es schwierig, das richtige Gegenfeld
einzustellen. Dies führt zu einer „Trial and Error“ Methode mit entsprechend geringer Produktivität und
Qualität.
• Bei unregelmässig verlaufender Gesamtfeldstärke im Schweissspalt muss mehrfach nachjustiert
werden.
• Die Spulenwicklung kann nicht in jedem Fall aufgebracht werden.
• Neuere Schweissgeräte basieren auf Invertertechnologie mit gepulstem Schweissstrom. Damit lässt
sich die Gegenfeldmethode nicht ohne weiteres umsetzen.
• Das Material ist nicht entmagnetisiert (Zustand 3. in der magnetischen Neukurve, siehe Seite 5).
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
2) Knock-Down-Verfahren
Bei dieser Methodik wird der umwickelte Stahlbereich zunächst in einer Richtung möglichst bis zur
Sättigung magnetisiert. Dadurch werden mehrpolige Felder vor dem Knock-Down gleichgerichtet. Danach
wird ein definiertes Gegenfeld aufgebracht, so dass nach Entfernung des Gegenfeldes das Gesamtfeld im
Schweissspalt auf null abfällt [9].
B
Bsat
Br
Btot
Hsat
-Hx
Hu + Hs
H
Hysteresekurve
 Erläuterungen Hg, Hu, Hs, Br siehe Seite 3.
 Hx: Feld, bei welchem der Fluss B nach Entfernung von
Hg null wird.
 Das Material wird zunächst bis zur Sättigung
magnetisiert (Bsat, Hsat).
 Einstellung Gegenfeld Hg = Hu + Hs* + Hx.
 Das Gegenfeld wird während dem Schweissprozess
ausgeschaltet.
 Nach Entfernung des Gegenfeldes bleibt der
Gesamtfluss Btot (eine gewisse Zeit lang) in der Nähe
von null.
* In der Praxis wird zur Bestimmung des Gegenfeldes das
Schweisstromfeld Hs häufig weggelassen.
Schweissspalt
 Im Schweissspalt stellt sich das Gesamtfeld als
Überlagerung des Streuflusses und der umgebenden
Felder dar (in der Grafik nicht dargestellt).
Vorteile
• Das Gegenfeld und die Spule kann nach dem Knock-Down-Verfahren entfernt werden.
• Die Schweissstellen können mit diesem Verfahren vorgängig für den Schweissprozess vorbereitet
werden (z.B. durch Einsatz von Entmagnetisierteams).
Nachteile
• Nach einer gewissen Zeit stellt sich im Stahl wieder eine erhöhte Magnetisierung ein, weil die mit dem
Knock-Down-Verfahren nicht beeinflussten magnetischen Zonen das benachbarte Material wieder
magnetisieren (typischerweise nach ca. 1-2 Stunden).
• Bei starken äusseren Feldern kann mit diesem Verfahren alleine das Gesamtfeld nicht eliminiert
werden. Der Einsatz des Gegenfeldverfahrens wird zusätzlich notwendig.
• Das Material ist nicht entmagnetisiert (Zustand 3. in der magnetischen Neukurve, siehe Seite 5).
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3) Entmagnetisierungs-Verfahren
Bei dieser Methode werden in Spulen magnetische Wechselfelder abnehmender Amplitude generiert. Die
Stromquelle erzeugt dazu Ströme abnehmender Amplitude. Das Verfahren bewirkt
eine
Entmagnetisierung des Materials durch die sukzessive-Verkleinerung der Hysteresekurve. Magnetisch
wird der Stahl zunächst möglichst voll magnetisiert (Gleichrichten aller magnetischen Domänen). Danach
wird durch laufende Umpolung mit abnehmender Amplitude eine statistische Verteilung der DomänenMagnetisierungsrichtung erreicht [10].
Die Güte des Prozesses hängt von folgenden Parametern ab:
• Maximale Feldstärke (zur magnetischen Sättigung des Materials).
• Frequenz der Umpolung (tiefe Frequenz für mehr Eindringtiefe).
• Grösse des erzeugten Magnetfeldes (grösse Wirkbereich).
• Homogenität des Wirkbereiches (Gleichmässigkeit des Feldes innerhalb Wirkbereich).
• Abnahmepräzision (kleines Dekrement der Amplitude [10] und hohe Genauigkeit der Feldsymmetrie).
3.1) Entmagnetisierung durch Gleichfeld-Umpolung
B
Feldstärke
Neukurve
H
Zeit
Vorteile
• Das Material ist entmagnetisiert (Zustand 1. bis 3. in der magnetischen Neukurve, siehe Seite 5).
• Erfordert keine Einstellung und Justierung am Generator. Prozess-Auslösung per Taste.
Nachteile
• Relativ lange Dauer des Entmagnetisierzyklus (ca. 30s bis 3min, je nach Stromquelle).
• Bei Geräten aus der Praxis führt die lange Zyklusdauer zu einer verhältnissmässig hohen StromEinschaltdauer. Dadurch wird eine hohe Erwärmung im Leiter bewirkt und das Erzeugen von hohen
Spitzen-Feldstärken ohne erweiterte Kühlungsmassnahmen der Spule verunmöglicht.
• Die vollständige Entmagnetisierung von grossflächigen Objekten wird dadurch sehr zeitintensiv.
• Der Magnetismus kann nicht in jedem Fall beseitigt oder genügend reduziert werden. Mögliche
Gründe dafür sind eine zu geringe Wirkung der Entmagnetisierung oder das Verbleiben von
induzierten Magnetfeldern grosser Intensität.
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3.2) Entmagnetisierung durch Sinuspuls hoher Feldstärke
B
Feldstärke
viele Umpolungen und
hohe Abnahmepräzision
H
Zeit
kleine Hystereseschleife
am Ende des Pulses
hohe Spitzenfeldstärke
Nachfolgende Puls-Parameter wurden in praktischen Versuchen eruiert und werden vorzugsweise zur
Entmagnetisierung von grossflächigen Stahlobjekten (bis ca. 60mm Wandstärke) eingesetzt:
• Hohe Feldstärke (ca. 50...100kA/m) zur Umpolung hartmagnetischer Zonen und zur Erhöhung der
Eindringtiefe.
• Entmagnetisierfrequenz ca. 5...20Hz.
• Pulsdauer ca. 6...20s, abhängig von der Entmagnetisierfrequenz.
• Spule mit ausreichend grossem Wirkbereich (Durchmesser ca. 600...1‘000mm). Dies wird benötigt,
um im Material verlaufende, geschlossene Magnetkreisläufe erfolgreich zu unterbrechen und ein
Verschieben von Magnetismus im Material zu verhindern.
• Sinusschwingung hoher Abnahmepräzision. Dadurch wird ferromagnetisches Gefüge mit grober
Domänenstruktur bestmöglich aufgebrochen und fein aufgelöst.
Vorteile
• Das Verfahren ist schnell, deshalb eignet es sich zur Puls-Entmagnetisierung von grossen
Stahlflächen.
• Das Material ist optimal entmagnetisiert (Zustand 1. in der magnetischen Neukurve, siehe Seite 5).
• Das Verfahren erfordert keine Einstellung oder Justierung an der Stromquelle. Pulsauslösung per
Taste, äusserst einfache Bedienung und Handhabung.
Nachteile
• Der Magnetismus kann nicht in jedem Fall beseitigt oder genügend reduziert werden (identische
Gründe zum vorangehenden Verfahren 3.1)).
• Das Verfahren erfordert einen elektrischen Anschluss höherer Leistung, was den Einsatz im Feld
erschwert.
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Entmagnetisieren von grossflächigen Teilkomponenten vor dem Zusammenbau
Vollständige
KomponentenEntmagnetisierung
Transport
Montage
Schweissen
Diese Methode wurde in der Vergangenheit bereits eingesetzt, allerdings oft mit beschränktem Erfolg. Die
Gründe dafür werden mit zu geringer Wirkung der Entmagnetisierverfahren oder mit der zu umständlichen
und zeitintensiven Durchführung beschrieben [1, 5].
Maurer Magnetic AG hat die Entmagnetisierung von Teilkomponenten mit dem vorangehend
beschriebenen Verfahren Entmagnetisierung durch Sinuspuls hoher Feldstärke und einer neuen Methodik
mehrfach erfolgreich eingesetzt. Das Verfahren ist durch mehrere Patente geschützt.
Das Verfahren eliminiert die Magnetisierung (Restmagnetismus) der kompletten Teilkomponenten.
Nicht verhindert wird, dass äussere Felder weiterhin magnetische Flüsse im Bauteil induzieren. Die
Flussdichte ist abhängig von Material, Geometrie und der Feldstärke des anliegenden Feldes. In
Extremfällen kann das induzierte Feld trotz vorheriger kompletter Entmagnetisierung Schweissprozesse
immer noch stören.
Im Weiteren ist bekannt, dass insbesondere DC oder hybride DC/AC Schweissverfahren das Potential
haben, Stahl wieder zu magnetisieren [1]. In Ausnahmefällen reicht deshalb die vorgängige
Entmagnetisierung der Komponenten alleine nicht aus, so dass sensible Schweissprozesse mit der
vorgängig beschriebenen Gegenfeldmethode 1) unterstützt werden müssen.
Entwicklungen im Bereich der Schweisstechnologie (AC-Verfahren, z.B. G-FCAW-AC, Tandem-Wire
DC/AC) führen jedoch zunehmend zu stabileren Lichtbögen, so dass auch bei höheren magnetischen
Feldstärken geschweisst werden kann [2].
Gesamtheitlich betrachtet bewirkt die hier beschriebene Methode Vorteile bezüglich anschliessenden
Schweissverfahren und zerstörungsfreien Prüfungen mit Wirbelstrom oder Röntgen, und sie reduziert die
Anfälligkeit auf Magnetokorrosion [6, 7]. In Verbindung mit anschliessenden nicht- bzw. schwach
magnetisierenden Fertigungsverfahren werden diese Vorteile in die Endkonstruktion übernommen.
Gerätemodule zur Entmagnetisierung von grossflächigen Teilkomponenten
Die Entmagnetisiermaschine besteht aus einem Leistungsmodul der Baureihe MM DM /-P /-PC. Die Spule
wird aus zwei bis drei flexiblen Entmagnetisierkabeln aufgewickelt, vorzugsweise Kabeltyp K8/10-30 zu je
30m Kabellänge. Dieses Kabel beinhaltet 8 Leiter und ist mehrfach verkoppelbar. Bei Einsatz von 3 Kabeln
ergibt sich eine gesamte Leiterlänge von ca. 3 x 30 x 8 = 720m, die zu einer Spule von ca. 1m
Durchmesser aufgewickelt werden.
Bei maximaler Stromstärke erzeugt ein Leistungsmodul MM DM200 an 3 Kabeln eine Leistung von ca.
60kW. Diese maximale Leistung (ca. Faktor 30 höher als in den vorangehenden Verfahren 1), 2) und 3.1))
wird beim Pulsverfahren nur kurzzeitig während ein paar hundert Millisekunden verbraucht. Die mittlere
Leistung beträgt bei einer Taktrate von 1 bis 2 Pulsen pro Minute ca. 3 bis 6% der maximalen Leistung.
Dadurch reduziert sich die thermische Belastung und somit die Erwärmung der Spule. Zu Beachten ist,
dass die kurzzeitige Maximalleistung vom Stromnetz bzw. vom Stromgenerator erbracht werden muss.
Angeschlossen am Stromnetz reicht ein Drehstromanschluss 3x380...480VAC 50/60Hz von 63A aus
(kurzzeitige Überlast von bis zu 200A liegt innerhalb der Sicherungskennlinie).
Die hohe Feldstärke ermöglicht die Entmagnetisierung bei verhältnismässig hohen Frequenzen (5...20Hz)
mit trotzdem ausreichender Eindringtiefe ins Material. Die hohe Frequenz erlaubt wiederum eine kurze
Pulsdauer mit hoher Anzahl Umpolungen.
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Ablauf der Entmagnetisierung:
Die Entmagnetisierung der Komponenten erfolgt durch die pulsweise Entmagnetisierung sämtlicher
Oberflächen. Die von der Spule überlappte Fläche wird bei jedem Puls (Dauer ~6...20s) entmagnetisiert,
zwischen den Pulsen muss die Spule auf das nächste Flächenstück verschoben werden. Während dem
Puls verweilt die Spule stationär.
Kranhaken
Entmagnetisierte Seitenfläche
der Komponente
Spule
Komponente
Leistungsmodul
Verschieberichtung
der Spule
Spule:
3x flexibles
Entmagnetisierkabel
K8/10-30
Träger 15m
Länge
Stromquelle:
Leistungsmodul
DM200-PC
Konstruktionsrohr
Rohr-Wendeinheit
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Zeitbedarf des Verfahrens
Der mehrfache Einsatz des Verfahrens hat eine hohe Produktivität bestätigt. Entscheidend für ein
schnelles Vorankommen ist im Wesentlichen das Handling bzw. das Verschieben der Spule zwischen den
Entmagnetisierpulsen. Bewährt hat sich das Handling der Spule mit einem Kran, bei der
Entmagnetisierung von Rohren ist eine Rohr-Dreheinheit von Vorteil. Das optimale Handling richtet sich
grundsätzlich nach dem vorliegenden Bauteil.
Entmagnetisierung von 20 Konstruktionsrohren DxL 2‘500x7‘000, Wandstärke 20 und 40mm, X52-Stahl:
Verwendeter Spulendurchmesser ~1m. Anzahl Entmagnetisierpulse / Rohr: 7 x 7 Pulse = 49 Pulse zu 10s.
Mit Rohr-Wendeeinheit wird zwischen den Pulsen im Mittel ca. 30s für das Handling der Spule gebraucht.
Insgesamt ergibt sich Entmagnetisierungsdauer tE = 49 x 10s + 49 x 30s = 1‘960s = 32,66min.
20 Konstruktionsrohre können auf der Baustelle in 20 x 32,66min = 653,2min, also in ca. 11h
entmagnetisiert werden (Be- und Entladezeit der Rohre nicht einberechnet).
Der Zeitraum zwischen der Entmagnetisierung, dem Transport und der endgültigen Verschweissung der
Konstruktionsrohre betrug in diesem Beispiel mehrere Tage.
Entmagnetisierung von 2 Trägern LxHxB 15‘000x2‘300x1‘000mm, Wandstärke 20mm, S355M-Stahl:
Verwendeter Spulendurchmesser ~1m. Anzahl Entmagnetisierpulse / Träger: 2 x 2 x 15 Pulse = 60 Pulse.
Die Zeitdauer pro Puls beträgt 10s, insgesamt ergeben sich 60 x 10s = 600s. Das Handling der Spule
benötigt ca. 40s im Mittel, 60 x 40s = 2‘400s. Insgesamt ergibt sich die Entmagnetisierungsdauer tE = 600s
+ 2‘400s = 3‘000s = 50min.
Der Zeitraum zwischen der Entmagnetisierung, dem Transport und der endgültigen Verschweissung der
Träger betrug in diesem Fall mehrere Wochen.
In beiden Beispielen ist der Entmagnetisierung und
Wiederaufmagnetisierung der Bauteile beobachtet worden.
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der
Endmontage
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vor
Ort,
keine
Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Vorteile durch Entmagnetisierung von Teilkomponenten
• Das Verfahren bewirkt eine weitgehende Reduktion bzw. Elimination des Restmagnetismus im
gesamten ferromagnetischen Materialgefüge.
• Die vollständige Entmagnetisierung des ferromagnetischen Gefüges wirkt sich von Vorteil auf das
Phänomen der Magnetokorrosion durch Wasserstoffversprödung aus.
• Eine Wiederaufmagnetisierung ist ohne erneute Einwirkung von stärkeren Magnetfeldern, hohen
Umformgraden bzw. nicht sachgemässem Handling nicht möglich.
• In Versuchen wurde beobachtet, dass das Restmagnetismus-Niveau nach erfolgter
Entmagnetisierung von alleine sogar noch weiter absinkt (insbesondere nach Transporten bzw.
leichten Erschütterungen).
• Die Entmagnetisierung erhöht Produktivität und Qualität von nachfolgenden Prozessen wie dem
Schweissen, der zerstörungsfreien Prüfung und dem Beschichten.
• Das Verfahren ist einfach zu beherrschen und erfordert keine besonderen Kenntnisse.
• Die Entmagnetisierung kann beim Komponentenlieferanten im Werk implementiert werden, wodurch
eine konstant hohe Lieferqualität der Rohkomponenten sichergestellt wird.
• Das Verfahren lässt sich automatisieren und bei entsprechender Ausführung kontinuierlich im
Durchlauf einsetzen.
Nachteile
• Äussere Magnetfelder induzieren im Bauteil Magnetfelder. Nach der Entmagnetisierung liegen die
Stellen mit den höchsten induzierten Magnetfeldern üblicherweise im Bereich 2...10 Gauss an
vorspringenden Kanten des Bauteils. Diese induzierten Restfelder können nur durch das vorangehend
beschriebene Verfahren 1) vollständig eliminiert werden.
Fazit
Der Einsatz hochlegierter, feinkörniger Stahlwerkstoffe, die globalisierte Beschaffungskette verbunden mit
Stahlherstellern instabiler Qualitätsniveaus und lange Transportwege mit häufigem Umladen bewirken im
Schnitt eine Häufung der durch Restmagnetismus verursachten Probleme.
Schweissverfahren werden durch technologische Fortschritte zunehmend resistenter gegen magnetische
Störeinflüsse. Bei hohen Qualitätsanforderungen und sensiblen Schweissprozessen lassen sich
Prozessstörungen durch Einfluss von Magnetfeldern aber nicht vernachlässigen. Sie verzögern die
Produktion, generieren hohe Folgekosten und vermindern die Qualität und Lebensdauer des
Endproduktes.
Die vollständige Entmagnetisierung der Teilkomponenten vor dem Zusammenbau stellt eine
gleichbleibende Qualität des Materials auf der Baustelle sicher und minimiert unnötige Prozessstörungen
im Aufbau des Endproduktes.
Das in diesem Artikel vorgestellte Entmagnetisierverfahren zur Entmagnetisierung von grossflächigen
Objekten lässt sich bei Komponenten-Zulieferern oder an der endgültigen Baustelle manuell oder
automatisiert einsetzen. Die Sinusfeld-Entmagnetisierung mit massiv höherer Leistung unterscheidet sich
wesentlich von den bisher eingesetzten Verfahren und kennzeichnet sich durch Einfachheit, hohe
Produktivität und Prozesssicherheit aus.
Die zusammengebaute Endkonstruktion kann bei Bedarf nochmals mit dem gleichen Verfahren komplett
entmagnetisiert werden. Einerseits wird dadurch der Restmagnetismus im Material entfernt und
andererseits wird dadurch ebenfalls das nach aussen wirkende, magnetische Streufeld (permanente
magnetische Signatur) der Konstruktion, wesentlich verringert.
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Weiterführende Literatur
• [1] József Takács; Magnetism – A blow to welding; Welding & Metal Fabrication; 05.1999.
• [2] P. van Erk, D. Fleming; Combat old foes with new technology in LNG tank construction; The
Lincoln Electric Company; 17.03.2012.
• [3] Svetsaren; Welding and Cutting Journal; Vol. 57 No. 2; ESAB; 2002.
• [4] R. J. Perry, Z. Paley; Effects associated with arc blow; Welding Journal; 09.1970.
• [5] K. R Suresh, P. Senthilmurugan; Demagnetization of residual magnetism in plates of odd shapes;
Indian society for non-destructive testing; 12.2006.
• [6] Dr. D. Olson; Measurement of the effect of magnetism on hydrogen cracking susceptibility of
pipeline steels; Colorado School of Mines; 0.3.2011.
• [7] Dr. D. Olson; An assessment of magnetization effects on hydrogen cracking for thick walled
pipelines; Colorado School of Mines; 02.2006.
• [8] Dr. Otto Stemme; Magnetismus; Maxon Academy; 2004, Seite 87.
• [9] John Anderson; Around the pipe in 80 seconds; Engineerlive; Diverse-Technologies; 02.2013
• [10] Sóshin Chikazumi; Physics of Ferromagnetism; Oxford University Press; 1997, Seite 479.
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Entmagnetisieren von grossflächigen Objekten
Maurer Magnetic AG, Ihr Spezialist für:
• Entmagnetisiermaschinen für die Industrie
• Restmagnetismus-Messgeräte
• Entmagnetisierungseinsätze
• Problemlösungen in Magnetismus
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