Virale Lebensmittelinfektionen – Erkrankungen an Hepatitis A und

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Virale Lebensmittelinfektionen –
Erkrankungen an Hepatitis A und Norovirus durch pflanzliche Lebensmittel
M. Ed. Anna-Lisa Kratzel
In den letzten Jahren kam es in Deutschland verstärkt zu viralen Lebensmittelinfektionen bedingt durch pflanzliche Lebensmittel, insbesondere tiefgefrorenem Beerenobst. Menschen infizieren sich mit Viren vor allem durch den direkten Kontakt
zu erkrankten Menschen. Insbesondere Noroviren, Rotaviren sowie Hepatits A- und Hepatitis E-Viren können aber auch
durch kontaminierte Lebensmittel übertragen werden. Prof. Dr. Dietrich Mäde vom Landesamt für Verbraucherschutz
Sachsen-Anhalt berichtete auf dem Symposium – Schnellmethoden und Automatisierung in der Lebensmittelmikrobiologie 2014 in Lemgo, dass es sich bei Noroviren und Hepatitis A-Viren (HAV) um die wichtigsten lebensmittelassoziierten Viren in Europa handelt. Nach Ansicht des Fachtierarztes für Lebensmittelhygiene erfolgt „die Kontamination von Lebensmitteln mit diesen Erregern überwiegend sekundär, über Ausscheidungen infizierter Menschen bzw. über belebte oder unbelebte Zwischenträger. Bei lebensmittelassoziierten Krankheitsausbrüchen werden Viren überwiegend durch pflanzliche
Lebensmittel übertragen, indem die Pflanzen mit viruskontaminierten Abwasser gedüngt und die Viruspartikel endophytisch in essbare Pflanzenteile gelangen.“
Insbesondere bei Kontakt mit fäkal-verunreinigtem Wasser oder bei
Nicht-Einhaltung entsprechender
Hygieneregeln kann ein Lebensmittel mit Viren kontaminiert werden.
Wichtig ist zu berücksichtigen, dass
im Gegensatz zu anderen Mikroorganismen sich die Viren im Lebensmittel zwar nicht vermehren, dennoch bleiben sie aber längere Zeit
infektiös. Bedingt durch die Tatsache, dass Viren nicht zu einem Verderb des kontaminierten Lebensmittels führen, bleibt ihr Vorkommen zumeist unentdeckt, da sie weder über das Aussehen, noch über
Geruch und Geschmack erkennbar
sind. Im Rahmen von Routinekontrollen sowie bei Krankheitsausbrüchen konnten Viren auf gefrorenen Beeren nachgewiesen werden. Eine mögliche Eintragsquelle
könnte bereits kontaminiertes Wasser sein, das während des Gefrierprozesses den Beeren zugegeben
wird. Im Gegensatz dazu waren
in Deutschland vertriebene frische
Beeren bislang unauffällig.
Grundsätzlich besteht bei allen Lebensmitteln, die unter schlechten
hygienischen Bedingungen verarbeitet wurden, die Gefahr einer Kontamination mit Noroviren oder Hepatitis A-Viren, sofern sie nicht direkt vor dem Verzehr ausreichend
erhitzt wurden. Des Weiteren kann
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eine Kontamination der bereits zubereiteten Speisen auch während
der Ausgabe erfolgen.
Nach Ansicht von Prof. Dr. Mäde
ist es ausgehend von diesen Aspekten erforderlich, „Maßnahmen
zu schaffen, um die Gefahr einer
Virusübertragung durch pflanzliche
Lebensmittel zu reduzieren.“ Dabei
verweist er auch auf entsprechend
veröffentlichen Leitlinien im Codex
alimentarius.
Hepatitis A-Viren (HAV)
Zur Charakterisierung der
Hepatitis A-Viren
Bei Hepatitis A handelt es sich um
eine akute Leberentzündung. Die
Hepatits A-Erkrankung wurde früher
auch als Hepatitis infectiosa oder
Hepatitsis epidemica bezeichnet.
Auslöser dieser Erkrankung ist das
humanpathogene Hepatitis A-Virus (HAV). Hierbei handelt es sich
um ein einzelsträngiges RNA-Virus
aus der Familie der Picornaviridae
(Genus Hepatovirus). Das HAV verfügt über besondere Charakteristika, beispielsweise eine ausgeprägte
Umweltstabilität, eine hohe Thermostabilität sowie eine besonders
starke Resistenzbildung gegenüber
Desinfektionsmitteln. Insgesamt ist
das HAV auf der ganzen Welt verbreitet, tritt jedoch deutlich häufiger
und ausgeprägter in den Entwicklungsländern auf. Dort machen nahezu alle Menschen die Infektion
bereits im Kindes- und Jugendalter
durch. In Europa und Nordamerika hingegen herrscht ein hoher Hygienestandard. Bedingt durch diesen Aspekt kam es in den letzten
Jahrzehnten zu einem erheblichen
Rückgang der Häufigkeit von Hepatitis A-Erkrankungen. Dieser Aspekt
hat weitreichende Konsequenzen.
Bedingt durch den Rückgang der
Erkrankungen in den westlichen
Industrienationen weisen immer
mehr Jugendliche und Erwachsene keine Immunität gegen HAV
auf. Das hat zur Folge, dass Personen, die in Deutschland aufgewachsen sind, durch Reisen in Länder mit starker HAV-Verbreitung
infektionsgefährdet sind. Hiermit
lässt sich auch der hohe Anteil der
„Reisehepatitis“ in den letzten Jahren erklären, der etwa 40-50 % aller in Deutschland gemeldeten Hepatitis-A-Fälle umfasst.
indirekt, wobei auch verunreinigte
Lebensmittel als Übertragungsvehikel fungieren können. In erster Linie erfolgt die Übertragung fäkaloral durch Kontakt- oder Schmierinfektion. Dies kann auf verschiedene Weise erfolgen. Zum einen
bei engem Personenkontakt, beispielsweise in Einrichtungen der
Gemeinschaftsverpflegung oder im
gemeinsamen Haushalt sowie auch
durch kontaminierte Lebensmittel,
Wasser oder Gebrauchsgegenstände. Die Inkubationszeit beträgt ca.
15-50 Tage, im Durchschnitt etwa
25-30 Tage. Personen, die sich mit
dem Hepatitis A-Virus infiziert haben, sind 1-2 Wochen vor und
bis zu 1 Woche nach Auftreten
des Ikterus oder der Transaminasenerhöhung anstecken. Erkrankte scheiden das Virus über mehrere Wochen mit dem Stuhl aus. Insbesondere bei infizierten Säuglingen besteht die Möglichkeit, dass
HAV noch über mehrere Wochen
im Stuhl ausgeschieden werden.
Übertragungsweg der HAV
Durch HAV hervorgerufene
Erkrankungen
Der Mensch bildet das epidemiologische einzig bekannte Reservoir
dieses Erregers und ist folglich auch
der Hauptwirt. Der HAV-Erreger wird
über den Darm ausgeschieden. Die
Übertragung erfolgt entweder direkt von Mensch zu Mensch oder
Viele der in Deutschland auftretenden Hepatitis A-Erkrankungen
stammen aus dem Ausland. Erst
vier Wochen nach der Ansteckung
zeigen sich die ersten Krankheitszeichen. Der Verlauf einer HAV-In-
fektion ist häufig subklinisch. Sie
ist mit unspezifischen gastrointestinalen Symptomen sowie einem
allgemeinem Krankheitsgefühl verbunden. Oftmals geht eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur mit der Erkrankung einher. Die
Krankheitssymptome zeigen sich
erst nach einer Inkubationszeit von
mehreren Wochen und zeichnen
sich durch Übelkeit, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht aus. Daran kann sich eine über wenige Tage
bis hin zu mehreren Wochen anhaltende ikterische Phase anschließen.
Die Folgen sind eine Vergrößerung
der Leber sowie oftmals auch der
Milz. Neben dem Hautjucken besteht des Weiteren häufig die Möglichkeit der Ausprägung einer Cholestase. Es folgt eine Genesungsphase mit einer Dauer von 2-4 Wochen. Hierbei findet eine Normalisierung des subjektiven Befindens
sowie der labordiagnostischen Befunde statt. Bei 10 % der Erkrankungen kann es zu speziellen Verlaufsformen kommen. Diese zeichnen sich durch eine mehrere Monate andauernde Krankheitsphase aus, die jedoch anschließend
ausheilt. Letale Verläufe treten nur
bei 0,01-0,1 % der Erkrankungsfälle auf, jedoch zumeist nur bei Älteren oder Personen mit entsprechenden Vorerkrankungen. Die Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Besteht die Gefahr einer Übertragung durch Lebensmittel?
Die Übertragung der HAV erfolgt
entweder direkt von Mensch zu
Mensch oder indirekt. Im Rahmen
der indirekten Übertragung können auch verunreinigte Lebensmittel als Übertragungsvehikel auftreten. Dabei werden insbesondere in den Entwicklungsländern epidemische Ausbrüche zumeist durch
kontaminiertes Trinkwasser hervor-
gerufen, ebenso durch belastetes
Badewasser. Des Weiteren besteht
die Möglichkeit, dass kontaminierte
Lebensmittel sowie mit Fäkalien gedüngtes Gemüse und Salate eine
Hepatitis A-Erkrankung beim Menschen hervorrufen kann. Insbesondere bei Muscheln besteht die Gefahr einer Anreicherung von Viren
aus dem Wasser. Dementsprechend
kann es zu einer Hepatitis A-Erkrankung kommen, wenn verunreinigte
Austern oder andere Muscheln roh
bzw. unzureichend erhitzt verzehrt
werden. Außerdem konnten HAV
bei Routinekontrollen und im Rahmen von Krankheitsausbrüchen auf
gefrorenen Beeren nachgewiesen
werden. Eine mögliche Eintragsquelle für die HAV auf den Beeren könnte das während des Gefrierprozesses zugegebene Wasser sein .Im Vergleich dazu waren
in Deutschland vertriebene frische
Beeren bislang unauffällig.
Erkrankungshäufungen
durch HAV durch Erdbeeren
aus China
Nach Informationen des BMELV
(2012) gelangen Hepatits A-Viren
häufig über kontaminierte tiefgefrorene Erdbeeren aus China nach
Europa. Insbesondere in den vergangenen Jahren kam es zu Erkrankungshäufungen mit HAV durch importierte tiefgefrorenen Erdbeeren.
Nach Informationen des SWRinfo
(2012) ist China der größte Erdbeerexporteur weltweit. Die Ernte
der Erdbeeren gestaltet sich als beschwerliche Handarbeit. Des Weiteren sind die Arbeitskräfte in diesen Ländern günstig, so dass sich
dieser Aspekt auch auf den Preis
der Erdbeeren auswirkt. Darüber
hinaus gibt es kaum Kontrollen
bezüglich der hygienischen Bedingungen. Nach Ansicht der Branchenkenner gelangt nahezu die
Hälfte aller Tiefkühlerdbeeren aus
1
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China in die EU. In einem speziellen Fall im Jahr 2012 spürten belgische Behörden HAV auf Tiefkühlerdbeeren auf. Bei der Eintragsquelle könnte es sich zum einen
um eine Übertragung durch Fäkaldüngung oder aber zum anderen
auch durch einen infizierten Mitarbeiter handeln. Auch nach Informationen des BMELV (2012) wurden
sowohl Noroviren als auch Hepatits A-Viren von europäischen Behörden in Erdbeer-Lieferungen aus
China nachgewiesen. Daher plant
das BMELV zukünftig, dass aus China in die EU importierte Tiefkühlerdbeeren von den europäischen
Behörden verstärkt auf Noroviren
und Hepatitis A-Viren untersucht
werden. Deutschland unterstützt
dabei die geplanten Maßnahmen.
Verhinderung einer
Hepatitis A-Erkrankung
Um sich angemessen vor HAV-Infektionen zu schützen, gibt es in
Deutschland die Möglichkeit einer
Impfung. Dabei besteht eine Indikation für eine Hepatitis A-Impfung
primär für Reisende in Gebiete mit
hoher Hepatitis A-Prävalenz. Zu diesen Gebieten gehören neben den
meisten tropischen Ländern bereits
der gesamte Mittelmeerraum sowie
Osteuropa. Des Weiteren kommt
auch der Hygiene eine besondere
Bedeutung zu. Da ein fäkal-oraler
Übertragungsweg zur Verbreitung
der HAV führt, kann durch eine
konsequente Händehygiene sowie
eine wirksame Händedesinfektion
mit einem viruzid wirkenden Händedesinfektionsmittel eine Übertragung des Erregers vermieden werden. Erschwerend kommt die Möglichkeit hinzu, dass das Virus außerhalb des Wirts bei genügenden
Gegebenheiten monatelang stabil
bleibt. Dementsprechend wird empfohlen, belastete Oberflächen mit
einem viruzid wirkenden Desinfekti-
onsmittel zu behandeln. Nach § 42
IfSG besteht ein Beschäftigungsverbot für Personen, die an Hepatitis
A erkrankt sind und beim Herstellen, Behandeln oder Inverkehrbringen von Lebensmitteln mit diesen
in Berührung kommen oder aber in
Küchen von Gaststätten und sonstigen Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung tätig sind. Des
Weiteren besteht eine Meldepflicht
nach § 7 IfSG an das zuständige
Gesundheitsamt.
Norovirus
Zur Charakterisierung der
Noroviren
Nach dem neusten Stand der Erkenntnis handelt es sich bei den
nach ihrer Entdeckung im amerikanischen Norwalk zuerst Norwalk-Viren und heute Noroviren genannten Erreger um die wahrscheinlich
häufigsten Verursacher von MagenDarm-Erkrankungen. Die Noroviren wurden bereits 1972 entdeckt
und sind weltweit verbreitet. Noroviren sind gegenwärtig für einen
beachtlichen Teil der nicht bakteriellen Gastroenteritiden bei Kindern
und Erwachsenen verantwortlich.
Besonders häufig sind Kinder unter
5 Jahren und ältere Personen über
70 Jahre betroffen. Dieser Aspekt
trägt dazu bei, dass Norovirus bedingte Erkrankungen die überwiegende Ursache von akuten Gastroenteriden in Gemeinschaftseinrichtungen, Krankenhäusern und Altenheimen bilden. Insgesamt können
die Infektionen über das ganze Jahr
auftreten, wobei jedoch eine saisonale Häufung zu beobachten ist.
Denn im Gegensatz zu SalmonellenErkrankungen, die den Menschen
besonders in den Sommermonaten
zu schaffen machen, werden Norovirus-Erkrankungen schwerpunktmäßig in den Wintermonaten beobachtet, insbesondere in den Monaten Oktober bis März. Besonders
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häufig sind Erkrankungen in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung von Alten-, Pflege- und Kinderheimen nachweisbar. Die Noroviren bilden bei Säuglingen und
Kleinkindern nach den Rotaviren
die zweithäufigste Ursache akuter
Gastroenteritiden.
Der Norovirus gehört zur Familie der
Caliciviriae. Diese wird in 4 Genera
untergliedert. Die Gattungen Norovirus und Sapovirus sind humanpathogen. Genera Vesivirus und
Lagovirus gehören zu den tierpathogenen Erregern. Innerhalb der
Gattung Norovirus existieren neben den humanpathogenen auch
tierpathogene Arten, bspw. Procine-Enteric-Calicivirus und murines
Norovirus. Die Viruspartikel besitzen ein ikosaedrisches (zwanzigflächiges) Kapsid, das aus 180 Kopien eines viralen Strukturproteins
gebildet wird. Es hat eine Größe
von 27 bis 40 nm. Das Fehlen einer Hüllmembran, wie sie zum Beispiel bei Herpesviren vorkommt, ist
ein Grund für die hohe Umweltresistenz der Noroviren. Somit werden besondere Anforderungen an
die hygienischen Maßnahmen gestellt. Noroviren konnte bisher nicht
in Zellkulturen vermehrt werden.
Insgesamt zeichnen sich diese Viren durch eine hohe Resistenz gegenüber Desinfektionsmitteln und
Umwelteinflüssen aus.
Übertragungsweg der
Noroviren
Das einzig bekannte Reservoir des
Erregers ist der Mensch. Die meisten Norovirus-Infektionen werden
im direkten Kontakt von Mensch zu
Mensch übertragen, es kann aber
auch über kontaminierte Lebensmittel zu einer Erkrankung kommen. Noroviren werden von infizierten Menschen mit dem Stuhl
oder mit Erbrochenem ausgeschieden. Dabei kann der Stuhl bereits
schon Noroviren enthalten, selbst
wenn die infizierte Person noch
keine Krankheitssymptome aufweist. Des Weiteren ist der Virus
auch nach Abklingen der Erkrankung noch bis zu zwei Wochen
infektiös. Das Norovirus zeichnet
sich durch eine besondere Stabilität
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aus. Nach dem Ausscheiden kann
es für mehrere Tage an Gegenständen und Oberflächen haften bleiben. Auf diese Weise können sich
andere Menschen darüber oral infizieren. Eine Übertragung von Noroviren kann ebenfalls durch kontaminiertes Trink- und Badewasser
sowie auch über Bedarfsgegenstände erfolgen. Eine weitere Quelle für
Infektionen und Erkrankungen stellen auch mit Noroviren verunreinigte Lebensmittel dar, wenn diese vor
dem Verzehr nicht mehr ausreichend
erhitzt werden. Sehr häufig ereignen sich Ausbrüche von NorovirusErkrankungen in Einrichtungen mit
Gemeinschaftsverpflegung. Neben
der fäkal-oralen Übertragung gibt
es noch eine aerogene Übertragungsmöglichkeit der Noroviren.
Bedingt durch die Bildung von Virus enthaltenden Aerosolen während des Erbrechens kann der Virus auch auf andere Personen übergehen. Bedingt durch die sehr geringe minimale Infektionsdosis von
10 bis 100 Viruspartikeln ist die Infektiosität sehr hoch. So kann es
bei Masseninfektionen durch diese Viren zu einer extrem schnellen
Ausbreitung des Erregers kommen.
Dieser Aspekt begründet auch die
sehr rasche Infektionsausbreitung
innerhalb von Altenheimen, Krankenhäusern und anderen Gemeinschaftseinrichtungen.
Durch Noroviren hervorgerufene Erkrankungen
Im Gegensatz zu den Rota-Viren können Noroviren Menschen
aus allen Altersgruppen infizieren.
Dabei ist der Mensch das wichtigste Reservoir für diesen Erreger, denn außerhalb des Menschen existiert nach derzeitigem
Erkenntnisstand kein Reservoir für
humane Noroviren. Diese verursachen akut beginnende Gastroenteritiden. Die typischen Symptome sind schwallartiges Erbrechen sowie eine starke Diarrhöe.
Dies kann zu einem erheblichen
Flüssigkeitsdefizit führen. Häufig
werden diese Symptome von Übelkeit, abdominalen Beschwerden,
Kopfschmerzen und Myalgien begleitet. Gewöhnlich ist die Körpertemperatur nur leicht erhöht.
Die klinischen Symptome dauern
über einen Zeitraum von 12-48
Stunden an. Die ersten Symptome
treten etwa 24 Stunden nach der
Infektion auf. Die Inkubationszeit
ist mit 6-50 Stunden sehr gering.
Charakteristisch für eine Norovirus-Erkrankung ist eine Dauer von
etwa 1-3 Tagen. Während der akuten Erkrankung sind die Personen
hoch infektiös. Des Weiteren wurde durch Untersuchungen bestätigt,
dass das Virus noch ca. 7-14 Tage
nach einer akuten Erkrankung über
den Stuhl ausgeschieden werden
kann. Folglich ist eine sorgfältige
Sanitär- und Händehygiene auch
über die akute Erkrankungsphase
hinaus von Bedeutung.
Besteht die Gefahr einer Übertragung durch Lebensmittel?
Hauptsächlich ist eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch die
Ursache für die hohe Zahl an Norovirus-Infektionen. Des Weiteren
können Infektionen aber auch von
belasteten Speisen, beispielsweise
in Form von tiefgefrorenen Beerenfrüchten, Salaten, Krabben, Muscheln u. a. oder aber auch durch
kontaminierte Getränke bedingt
durch verunreinigtes Wasser, ausgehen. Vor allem werden Noroviren
in erster Linie durch den direkten
Kontakt mit erkrankten Personen
oder indirekt über verschmutzte
Flächen übertragen. Darüber hinaus kann eine Infektion aber auch
durch kontaminierte Lebensmittel
ausgelöst werden. Insbesondere ist
dass der Fall, wenn die Hände vor
der Zubereitung von Lebensmitteln nicht gründlich genug gewaschen wurden. Sollte im Anschluss
daran das Lebensmittel nicht genügend erhitzt werden, können die
Noroviren über das Lebensmittel
durch den Menschen aufgenommen werden und somit zu einer
Erkrankung führen. Bei allen unter
mangelhaften hygienischen Bedingungen zubereiteten Lebensmitteln, die einem nicht ausreichenden
Erhitzungsprozess ausgesetzt waren, besteht die Gefahr einer Kontaminierung mit infektiösen Noroviren. In der Vergangenheit waren
insbesondere Salate, Beeren, tiefgekühlte Himbeeren und Erdbee-
ren, rohes Gemüse und Muscheln
maßgeblich an Norovirus-Erkrankungen beteiligt.
Größter Gastroenteritis-Ausbruch durch humanpathogene Noroviren auf Lebensmitteln in Deutschland
Im Zeitraum vom 19.9. bis zum
07.10.2012 trat in fünf ostdeutschen Bundesländern ein großer
Ausbruch von akuten Brechdurchfällen auf. Bei dem betreffenden Personenkreis handelte es sich überwiegend um in Gemeinschaftseinrichtungen verpflegte Kindern und
Jugendliche. Die Lebensmittelrückverfolgung, Laboruntersuchungen
sowie die Ergebnisse epidemiologischer Untersuchungen wiesen gleichermaßen auf mit Noroviren kontaminierten Tiefkühlerdbeeren sowie
die daraus hergestellten Produkte
als Ursache für den Ausbruch hin.
Die aus dem Ausland nach Deutschland importierten Tiefkühl-Erdbeeren wurden über Catering-Unternehmen an Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung geliefert
und von dort an die Endverbraucher abgegeben. Bedingt durch
eine nicht ausreichende Erhitzung
der kontaminierten Lebensmittel
konnten die Noroviren auf den Menschen übertragen werden. Bei dem
Ausbruch handelt es sich bislang
um den in Deutschland größten
bekannten lebensmittelbedingten
Krankheitsausbruch.
Verhinderung einer
Norovirusinfektion
Die Vermeidung von Norovirus-Infektionen erfolgt über eine entsprechende Hygiene auf allen Produktionsstufen. Insbesondere die hygienische Zubereitung von Lebensmitteln ist von Bedeutung, damit eine
eventuelle Weiterverbreitung möglicher Noroviren rechtzeitig verhindert werden kann. Wichtig ist dabei
eine konsequente Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln, insbesondere in Altenheimen, Krankenhäusern, Gemeinschaftseinrichtungen
und Küchen. Darüber hinaus verringert eine gründliche Händehygiene
mit Händedesinfektion mittels eines
viruzid wirksamen Händedesinfek-
tionsmittels die Gefahr der Ansteckung und der Kontamination. Die
Noroviren verfügen ebenfalls über
eine sehr ausgeprägte Hitzestabilität. Dennoch werden sie durch den
Prozess des Kochens zerstört. Aus
diesem Grund sollten mit Erkrankten in Kontakt gelangende Lebensmittel entweder vernichtet oder gekocht werden. Zur Vermeidung einer Übertragung durch kontaminierte Speisen sollten insbesondere Gerichte mit Meeresfrüchten gut
durchgegart sein. Bislang existiert
keine geeignete Schutzimpfung gegen Norovirus-Erkrankungen. Nach
§ 42 IfSG besteht ein Beschäftigungsverbot für Personen, die an
Noroviren erkrankt sind und beim
Herstellen, Behandeln oder Inverkehrbringen von Lebensmitteln mit
diesen in Berührung kommen oder
aber in Küchen von Gaststätten und
sonstigen Einrichtungen mit oder
zur Gemeinschaftsverpflegung tätig sind. Des Weiteren besteht eine
Meldepflicht nach § 7 IfSG an das
zuständige Gesundheitsamt.
Virale Lebensmittelinfektionen
Insgesamt erweisen sich Noroviren,
Rotaviren und Hepatitis-Viren als
sehr widerstandsfähig gegenüber
Umwelteinflüssen. Nach Ausscheidung können die Viren für mehrere
Tage an Gegenständen und Oberflächen haften bleiben. Dementsprechend besteht für andere Menschen die Gefahr einer Kontamination. Des Weiteren verweisen experimentelle Untersuchungen auf
die ausgeprägte Hitzestabilität. Dabei sind Hepatitis- und Noroviren
hitzestabiler als die meisten anderen Krankheitserreger in Lebensmitteln. Das Risiko einer viralen Infektion kann jedoch durch vollständiges Durcherhitzen der Lebensmittel reduziert werden, wohingegen
das Erhitzen in der Mikrowelle unzureichend sein kann. Des Weiteren
hat auch das Tiefgefrieren keinen
abtötenden Effekt auf die Viren.
Verbraucher können sich jedoch
vor viralen Lebensmittelinfektionen
schützen. Obst, Gemüse und Blattsalate gilt es vor dem Verzehr sorgfältig zu waschen. Des Weiteren
sollte nach Ansicht des BfR (2013)
auf den Rohverzehr folgender Lebensmittel verzichtet werden: Gefrorene Beeren, Austern und andere
Muscheln sowie Fleisch und Innereien von Wild- und Hausschweinen. Zum Schutz vor Infektionen
müssen deshalb insbesondere diese Lebensmittel vor dem Verzehr
kräftig erhitzt werden. Insbesondere bei Aufenthalten in Ländern
mit geringen hygienischen Bedingungen wird empfohlen, neben
gegartem Gemüse nur gewerblich abgefülltes Wasser zu konsumieren und auf den Verzehr von
ungeschältem rohem Obst, frisch
gepressten Säften sowie Getränken
mit Eiswürfeln zu verzichten.
Nach Ansicht von Prof. Dr. Mäde
sollten „Lebensmittelhersteller für
das von ihnen und in ihrer Einrichtung erzeugte Produkt das spezifische Risiko bewerten und dieses
Risiko anhand genannter Bewertung
minimieren“. Dabei ist insbesondere „bei der Verarbeitung von rohen
Beerenfrüchten die Qualität der
Rohmaterialien wichtig. Die Früchte müssen unter hygienischen Bedingungen angebaut, geerntet und
bearbeitet werden, um eine Kontamination mit humanpathogenen
Viren zu vermeiden. Dabei ist entsprechend die Bewässerung und
Düngung, die Personalhygiene und
Verwendung von sauberem Wasser
bei der Arbeit zu berücksichtigen.“
Einen weiteren Schwerpunkt bildet
nach Ansicht von Prof. Dr. Mäde
„die Vermeidung einer Kontamination während der Herstellungsprozesse im Betrieb.“ Bei in Mitteleuropa zumeist virusbedingten Fällen
von Durchfall oder Erbrechen sind
in lebensmittelverarbeitenden Betrieben entsprechende „Notfallpläne erforderlich, die auch den virologischen Risiken gerecht werden.“
Dabei können Untersuchungen mittels Tupferproben Aufschluss über
kontaminierte Bereiche geben, die
gezielt zu beseitigen sind. Des Weiteren weist Prof Dr. Mäde ausdrücklich darauf hin, dass „die herkömmlichen im Lebensmittelbetrieb eingesetzten Desinfektionsmittel gegenüber Noroviren und HAV unwirksam sind. Zur Beseitigung einer Kontamination mit den sehr resistenten Erregern ist ≥ 1.000 ppm
freies Chlor, z.B. als frisch zubereitete Natriumhypochloritlösung bei 5
min Einwirkzeit bei Raumtemperatur,
effektiv.“ Darüber hinaus macht er
deutlich, dass „die Probenahme zur
Untersuchung auf lebensmittelassoziierte Viren derzeit nicht geregelt
ist, auch sind verfügbare normative Dokumente kaum anwendbar.“
Dabei muss „eine Probenahmestrategie die stets inhomogene Verteilung der Erreger in der Partie berücksichtigen. Allein durch die stratifizierten Probenahme gelingt es,
das in der Laborprobe die kontaminierten Früchte auch tatsächlich
vorhanden sind.“ Des Weiteren verweist Prof. Dr. Mäde auf die in der
Amtlichen Sammlung nach
§ 64 LFGB festgelegten und beschriebenen Nachweisverfahren von
Viren in bestimmten Lebensmitteln:
„In gleicher Weise werden u.a. für
weiche Beerenfrüchte, frische Salate und Mineralwasser in Flaschen
durch das CEN-Methoden als technische Spezifikation standardisiert
und derzeit im Ringversuch validiert.
Diese Verfahren sind für die entsprechenden Produktmatrizes optimiert.“ Nach Ansicht von Prof. Dr.
Mäde geht „die Anwendung anderer Methoden mit einer erheblichen
Verminderung der Sensitivität einher, so dass die Zahl falsch negativer Ergebnisse zunimmt“. Diesen
Aspekt gilt es insbesondere bei Bewertung negativer Untersuchungsergebnisse zu berücksichtigen. Des
Weiteren kann seiner Ansicht nach
„nicht ausgeschlossen werden, dass
in einigen Laboren die Untersuchungen nicht hinreichend sensitiv durchgeführt werden.“
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