Innen wirds immer bewegter, aussen immer grösser traffic media Bildschirmwerbung und grossflächige Aussenplakate sind die zwei Haupttrends im Bereich Traffic Media. Doch auch klassische Formate wie Hängekartons oder Fensterkleber finden nach wie vor ihr Publikum und werden laut den Experten so schnell nicht vom Markt verschwinden. VON JEANETTE KUSTER Im Bus mit dem Sitznachbarn ein Schwätzchen zu halten, ist in der Schweiz nicht üblich. So kann die Fahrt zur Arbeit ziemlich langweilig werden, wenn man keine Gratiszeitung erwischt. Es sei denn, man sitzt in einem Bus mit Traffic Screens: Die Bildschirme liefern aktuelle News, unterhalten und lassen die Fahrt wie im Flug vergehen. «Befragungen von Fahrgästen haben ergeben, dass diese den Screen als klaren Mehrwert sehen», sagt Christian Imhof, Leiter Marketing der auf Fahrgastinformationssysteme spezialisierten Firma Livesystems. «Die ausgestrahlten Newsmeldungen und Sportresultate sind ein zusätzlicher Service», so Imhof, «und dass dieser bezahlt werden muss, leuchtet den Fahrgästen ein. Deshalb akzeptieren sie die Werbung.» Das bestätigt Henrik Jasek, Leiter E-Business bei Publicitas: «Die Akzeptanz von Werbung auf Traffic Screens ist überdurchschnittlich hoch. Auch deshalb, weil die einzelnen Werbungen Anzeige IKEA-Tram der TPG: Die Aussenwerbeflächen werden tendenziell grösser. in die News-Schlaufe eingebettet sind und dadurch nicht penetrant wirken.» Pionier in Sachen Traffic Screens waren die Genfer Verkehrsbetriebe TPG. Seit drei Jahren rollen die Bildschirme durch Genf, mittlerweile erreichen die 400 Screens rund 490 000 Passagiere pro Tag. Diverse andere Städte haben die elektronischen Werbemittel ebenfalls eingeführt, so etwa Luzern, Bern, Basel St.Gallen und Aargau. In Zürich hingegen findet man in Tram und Bus nur die Haltestelleninformation auf dem Einzel-Screen. «Alle Fahrzeuge nachzurüsten würde hohe Kosten verursachen», sagt Daniel Andres, Leiter Zusatzgeschäfte der VBZ. Der definitive Entscheid dafür oder dagegen sei noch nicht gefallen. «Bei der neuen Tramgeneration wird in den ‹Briefings für die Tramausschreibung› die Option auf einen Zweitbildschirm aber integriert.» Kaum Streuverluste Neben der Tatsache, dass die Passagiere die gezeigte Werbung positiv aufnehmen, bieten die Screens diverse weitere Vorteile. So ist nicht bloss eine Liniengarantie gewährleistet, die Werbung kann sogar ganz gezielt nur auf einem bestimmten Strecken- abschnitt eingespielt werden. Ausserdem werden die Werbespots zeitspezifisch geschaltet. «Dadurch lassen sich Streuverluste fast auf null minimieren», sagt Christian Imhof. Die Firma Livesystems, die als einziger Schweizer Anbieter mit UMTSTechnologie arbeitet, bietet ihren Werbekunden die Möglichkeit, via Internet jederzeit Zugriff auf die eigene Kampagne zu nehmen und diese zu verändern. So kann der Kunde zum Beispiel regelmässig die aktuellen Aktionen aufschalten. «Zurzeit testen wir ein neues Tool, das zusätzliches Controlling und Monitoring der eigenen Kampagne ermöglicht. Sprich: Der Kunde sieht stets, in welchem Stadtteil, zu welcher Zeit und in welchem Fahrzeug seine Werbung gerade ausgestrahlt wird», sagt Imhof. Während die Platzierung der Werbung bereits perfekt läuft, könnte deren Form oft optimiert werden. Denn obwohl auf den Screens Bewegtbilder am besten wirken, sind Standbilder noch news Bern kommt jetzt immer zuerst Berner Zeitung, Thuner Tagblatt und Berner Oberländer, die abonnierten Tageszeitungen der Tamedia-Gruppengesellschaft Espace Media AG erscheinen seit dem 5. November als Zweibund-Zeitungen in einer neuen Gestaltung. Die klassische Zeitungshierarchie wurde dabei umgekehrt. Der erste Zeitungsbund beginnt neu mit der Berichterstattung über die Region, anschliessend folgen der Kanton Bern, die Schweiz und das Ausland. Die von Typodesign in Hamburg entworfene Gestaltung soll moderner, leichter und frischer wirken. Stärker betont werden die Hausfarben. Mehr Raum erhalten die Leserinnen und Leser. Reaktionen, die in der gedruckten Zeitung keinen Platz finden, werden im Leserblog publiziert. Die Verbindung zu den Onlineportalen der drei Ausgaben wird ausgebaut. Der Relaunch wird begleitet von einer Imagekampagne, die von der Agentur Neue LGK konzipiert worden ist. Neu gilt der Slogan: «Die BZ ist die einzige Zeitung der Welt, bei der Bern immer zuerst kommt.» IMPRESSUM 38. Jahrgang, erscheint monatlich ISSN 1023-8913 Druckauflage 9000 Ex. Verkaufte Auflage 6158 Ex. (Wemf/sw-beglaubigt) Gratisauflage 649 Ex. (Wemf/sw-beglaubigt) Herausgeber René Wuffli Redaktion Dr. Jaromir O. Löffler (Chefredaktor), Ruedi Ulmann (stellvertretender Chefredaktor), Jeanette Kuster Verlagsleitung Oliver Zuckschwerdt Anzeigenleitung Urs Dick, [email protected] Verlag, Satz, Druck Rheintaler Druckerei und Verlag AG, Hafnerwisenstrasse 1, 9442 Berneck, Tel. 071 747 22 22, Fax 071 747 22 20, [email protected] Redaktion Zweierstrasse 35, Postfach 8930, 8036 Zürich, Tel. 044 296 10 40, Fax 044 296 10 49, [email protected] Anzeigen künzlerbachmann medien ag, Geltenwilenstrasse 8a, 9001 St.Gallen, Tel. 071 226 92 92, Fax 071 226 92 93 Abonnemente und Schnupper-Abonnemente bestellen www.m-k.ch/abo Adressänderungen bitte direkt an den Verlag. Papier Umschlag: Mega Gloss FSC, 170 gm2, geliefert von Antalis AG, 5242 Lupfig, www.antalis.ch Ein Produkt der Rheinaler Druckerei und Verlag AG 62 MEDIEN in der Mehrheit. Nicht jede Firma kann sich einen aufwendig produzierten Spot leisten. «Wir ermuntern unsere Kunden jedoch intensiv, ihre Werbespots animiert anzuliefern, oder bieten ihnen auch die Möglichkeit, kostengünstige Spots produzieren zu lassen», sagt Henrik Jasek. Mit Erfolg: «Mittlerweile zeichnet sich eine klare Tendenz vom Stand- zum Bewegtbild ab.» Laut Jasek eignet sich das neue Medium besonders gut für Branding und Markenaufbau, wobei die Botschaften kurz und prägnant sein müssen. «Komplexe Werbebotschaften von Dienstleistungen und Produkten mit hohem Erklärungsbedarf werden in den Screen-Werbespots hingegen nicht optimal transportiert.» Screen kontra Hängekarton Ob die Traffic Screens die altbewährten Hängekartons verdrängen werden, darüber sind sich die Experten nicht einig. Jasek bejaht die Frage, weil Hängekartons statisch seien und weit weniger Aufmerksamkeit generierten als Bildschirme. Andres hingegen glaubt, dass der Karton sicher bestehen bleibt: «Die Hängekartons sind für klassische Promo nach wie vor sehr effektiv – nicht ohne Grund sind sie fast immer ausgebucht.» Der Geschäftsführer APGTraffic Schweiz, Daniel Flück, pflichtet Andres bei: «Hängekartons sind durch ihre Platzierung nicht zu übersehen und erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. TrafficMediaScreen, unser digitales Fahrgastinformationssystem bei den vbl, hat zudem gezeigt, dass sich Hängekartons und Bildschirmwerbung nicht kannibalisieren. Durch eine gezielte Verkaufssteuerung können neue Kundensegmente angesprochen und zusätzlicher Umsatz generiert werden.» Auch im Zug verkauft sich die klassische Werbung weiterhin bestens: Das RailPoster generiert von Jahr zu Jahr höhere Umsätze, «aktuell liegen die Zahlen bereits 20 Prozent über denjenigen des Vorjahres», sagt Benjamin Keil, Geschäftsführer Wigra RailTools. Davon wird die Wigra jedoch nicht mehr lange profitieren können: Per 1. Januar werden die SBB die Werbeflächen in ihren Zügen selber bewirtschaften. Neben den Screens warten die Anbieter mit vielen weiteren Neuheiten auf. Im Trend sind grössere Aussenformate wie Ganzheck. «Solche grossflä- Wettbewerb TPG Publicité veranstaltet zur Lancierung des Tango-Trams einen Kreativwettbewerb: Wer die schickste Tramverkleidung designt, dessen Kreation wird verwirklicht und während zweier Monate durch Genf gefahren. Mehr Infos gibts auf www.tpgpub.ch Bodenkleber erregen Aufsehen. chigen Formate eignen sich ideal für kreative Umsetzungen, fallen auf und bleiben beim Betrachter haften», sagt Daniel Flück, «mehrere Fallstudien beweisen, dass die Reichweiten von Aussenformaten im ÖV überdurchschnittlich sind.» Die diesbezüglich eher zurückhaltenden VBZ haben ihre Aussenwerbeflächen auch vergrössert und bieten neu Ganzheckwerbung am Bus und Moving Poster am Tram an. In einer ersten Phase wollen die VBZ nicht mehr als zwanzig Fahrzeuge aufs Mal mit Moving Posters bekleben. «Der Fahrgast soll immer noch freien Ausblick haben», sagt Andres, «zudem wollen wir das charakteristische Erscheinungsbild der VBZ nicht aufweichen und den Werbern eine gewisse Exklusivität garantieren.» Weitere News bei den VBZ sind Bodenkleber. «Diese sind eher für «Guerilla-Aktionen» oder integrierte Marketingaktionen angezeigt. Einige Kunden haben Mühe damit, dass Fahrgäste ihren Brand sozusagen mit den Füssen treten», sagt Andres. Noch eine Nummer grösser ist das geplante Angebot der TPG: Spätestens ab Herbst 2011 werden die Tango-Trams durch Genf fahren «und sich als 44 m langerWerbeträger anbieten, auf welchem die Ganzverkleidung Wun- der wirkt», sagt TPG-Publicité-Direktor Jean-Claude Schmalz. Um die Umwelt nicht zu belasten, planen Schmalz und seine Partner zukünftig die Verwendung von biologisch abbaubaren Farben und Vinylplakaten. Zukunftstrend Interaktivität Auch in Sachen Interaktivität will TPG Publicité Vorreiter sein. Zur Zeit arbeitet man daran, Werbeplakate mit Smartphones zu verlinken. Konkret soll der Fahrgast die mit einem Code versehene Werbung fotografieren und so automatisch Infos zum angebotenen Produkt aufs Phone erhalten. Ein Service, den man auch bei der VBZ gerne anbieten würde. «Wir haben bereits erste Erfahrungen mit einer iPhone-App gesammelt, die den Passagieren die Szenebars und Clubs in der Nähe jeder Haltestelle anzeigte», so Andres, «das war ein Erfolg.» Schmalz sieht «die Interaktivität zwischen Werbeträger und Smartphone» als grossen Trend der Zukunft. Andres glaubt, dass die Bildschirmwerbung an Relevanz zunehmen und sich in Zukunft für nationale Kampagnen eignen werde. «Und das Moving Poster wird immer wichtiger, weil es in den Innenstädten schwierig ist, attraktive Plakatstellen zu erhalten.» ■ Traffic Screen: Die Kombi aus Info, News und Werbung kommt gut an. Marketing & Kommunikation 11/10