Natur-Erlebnis-Konzept OGS Grundschule Heiden Nachbericht und Vorausschau des naturpädagogischen Programmkonzeptes der offenen Ganztagsschule Heiden • Stand: 15. Januar 2016 1 Inhaltsverzeichnis Grundlagen der tiergestützten Pädagogik und der Naturpädagogik 2 Hygieneplan 8 Rechtsnormen in Schule und Heim 8 RIsikobewertung für das Hygienekonzept 8 Natur-Erlebnis Angebote in der OGS Inhalte des OGS-Naturkonzeptes 10 11 Naturwerkstatt 13 AG-Angebot 2014-2015 13 Pädagogisches Konzept 13 Themen der Naturwerkstatt 14 Natur-Erlebnis-Tage 16 Beginn 1. Halbjahr 2015/2016 16 Pädagogisches Konzept 16 Pläne und Wünsche 18 Evaluationsbögen 18 weitere mögliche Projekte 18 1 Grundlagen der tiergestützten Pädagogik und der Naturpädagogik Bevor wir auf die praktischen Aspekte unserer Arbeit näher eingehen, stellen wir im folgenden zuerst die theoretischen Grundlagen der tiergestützten und der Naturpädagogik vor. Unser pädagogisches Konzept des tiergestützten Einsatzes und der Naturerfahrungen beruht auf dem Ansatz der Biophiliethese des USamerikanischen Insektenkundler Edward Osborne Wilson von 1984. Demnach fühlen sich die Menschen aufgrund der ihnen angeborenen Biophilie zu anderen Lebewesen hingezogen und brauchen diesen Kontakt mit der Natur in einem ausreichenden Maße, um gesund zu bleiben, um den Sinn ihres Lebens zu finden und sich zu verwirklichen. Laut Prof. Dr. Erhard Olbrich liegt in ihr u.a. die Begründungen für eine enge und wirkungsvolle Beziehung zwischen Mensch und Tier. Unter Biophilie wird eine tiefenpsychologische Verbundenheit zwischen verschiedenen Spezies verstanden. Sie bezieht sich auf die gemeinsame urgeschichtliche Vergangenheit von Mensch und Tier, neben der auch soziale und psychologische Beziehungen eine Rolle spielen. Laut Olbrich sind Tiere evulotionär bedeutsam gewordene Beziehungsobjekte für uns Menschen und stehen in einem Gefüge der ständigen Transaktion. Demnach sind Tiere nicht nur passive Wirkfaktoren, sondern beeinflussen Prozesse der Beziehungen (vgl. Skript Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung, Olbrich). Nach der Biophiliethese können Tiere die Lebenssituation von Menschen vervollständigen oder ergänzen. Tiere schaffen eine für Menschen 2 evolutionär bekannte Situation, die beim Menschen durch vorbewusste, ursprüngliche Erfahrungen und Erleben heilsame Impulse auslösen können (vgl. Skript Tiergestützte Förderpädagogik, Fitting-Dahlmann). „Allerdings sind die biophilen Tendenzen mit der fortschreitenden Beherrschung rationalen der und Natur von kulturellen technologischen, Gestaltungen des wissenschaftlichLebens- und Zusammenlebens überlagert worden.“ (vgl. Skript Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung, Olbrich). Damit liegt eine Herausforderung in der tiergestützten Arbeit darin, das Sehnen nach der Einheit und der Beziehung zur Natur wieder herzustellen. Ausgehend von einer Verbundenheit von Mensch und Tier durch die Biophilie, kann ein Anreiz geschaffen werden, um Empathie und Fürsorge zu schulen. Der Wunsch der Kinder, einen harmonischen und freundschaftlichen Kontakt mit dem Tier zu bekommen, macht es notwendig, die Regeln und Verhaltensweisen zu beobachten und auch zu achten, um zum Ziel zu kommen. Der Umgang mit den Tieren schafft diesen Anreiz nach draußen zu gehen und um mit der Biophiliethese zu sprechen, sich wieder „anderen Lebewesen zu nähern und den Kontakt mit der Natur wieder herzustellen, den wir in ausreichendem Maße brauchen, um gesund zu bleiben.“ Auf diese Weise erzeugen wir bei den Kindern Emotionen. Betrachten wir die Anziehung von Tieren bei uns Menschen, so können wir Tiere als Auslöser für Fürsorgeverhalten wahrnehmen. Dieses Verhalten wurde zuerst in dem vom Zoologen Konrad Lorenz geprägten Konstrukt des „Kindchenschemas“ beschrieben. Die Kindchenschema-Hypothese bestand wissenschaftlichen Überprüfungen. Des weiteren baut unsere Arbeit auf der neurologischen Hypothese der Spiegelneuronen: Mitte der 90er Jahre wurden bei Affen Neuronen entdeckt, die dann „feuern“, wenn das Tier eine bestimmte Aktivität ausübt und gleichzeitig einen anderen Affen (oder Menschen) bei der gleichen Aktivität beobachtet. Anscheinend kann das Gehirn von Affen so etwas wie Entsprechungen zwischen bei anderen Individuen wahrgenommenen Aktionen und eigenen neuralen Prozessen erfassen, die auf die gleichen Aktionen hinauslaufen. Zudem ist heute bekannt, dass Spiegelneuronen-Systeme (Mirror Neuron Systems. MNS) bei 3 Menschen häufiger anzutreffen sind, als bei Affen (vgl. Skript Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung, Olbrich). Gehen wir von dieser Hypothese aus, so dürfen wir annehmen, dass Tiere das Verhalten des Menschen bis zu einem gewissen Grad mit denen ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten spiegeln oder zumindest darauf reagieren. Die Spiegelneuronen verdienen Beachtung als Aufweis einer weiterentwickelten neurologischen Basis für das aufeinander bezogene und miteinander abgestimmte Zusammenleben von Menschen. Hier wird eine neurologische Basis zur Erklärung von Beobachtungen gelegt, die gelingende Interaktionen betreffen, die möglicherweise Imitation und Imitationslernen erklären, und die Empathie verstehbar machen (vgl. Skript Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung, Olbrich). Möchten wir das Sozialverhalten im Sinne einer Förderung der Empathie der Kinder schulen, so liegen die Chancen in der gemeinsamen Interaktion zwischen Mensch und Tier. „Tiere reagieren generell sehr authentisch und direkt auf das Kind/ den Jugendlichen. Die Kommunikation findet dabei über die analoge Kommunikation statt, welche bei dem Kind Resonanz auf tieferen Schichten findet. Tiere können dabei helfen, die Konsequenzen einer problematischen Sozialisation auszugleichen. Da sie selber „stimmig“ sind, lassen Tiere einen Umgang zu, der sich nicht nur an kulturelle, soziale Normen orientieren muss, und helfen dadurch Kindern, selber ein Stück weit echt und stimmig zu werden.“ (Skript Tiergestützte Förderpädagogik, Fitting-Dahlmann) Der US-amerikanische Psycholanalytiker Heinz Kohut (1984) beschreibt, dass Kinder schon in sehr frühen Interaktionen beginnen, ein Konzept von sich selbst, von ihrem Können und ihren Stärken entwickeln und spricht dabei auch von hilfreichen „Selbstobjekten“. „Selbstobjekte“ können Menschen, Tiere oder Objekte sein. Sie können dabei helfen, mit der Einsicht fertig zu werden, dass die eigenen, persönlichen Möglichkeiten zu begrenzt sind, um alle ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen und dienen somit u.a. zur Steigerung des Selbstbewusstseins. Der Psychoanalytiker Ernest S. Wolf (1988) unterscheidet drei Typen von Selbstobjekten. Eine davon ist das „spiegelnde Selbstobjekt“. Es 4 unterstützt und fördert die Person, indem es Akzeptanz und Bestätigung signalisiert. Es ermöglicht ihr, sich kompetent zu erleben und wertvoll zu fühlen. Wir sprechen in Bezug auf die Spiegelneuronen von einem ReizReaktionsverhalten zweier Individuen, welches nicht zuletzt im Kontext von Bindung und Fürsorge steht (vgl. Bindung zu Tieren, 2014). Das widerspiegelnde Verhalten der Tiere bietet eine sehr gute Gesprächsgrundlage für Kinder, um reflektiert über die eigenen Verhaltensweisen/ -muster zu sprechen. Die Chancen, die die Kinder in der Arbeit mit Tieren haben, liegen in der analogen Kommunikation Körperbewegung. Die Tiere - in geben Mimik, ihnen die Körperhaltung passende und soziale Resonanz auf ihr Verhalten. Gehen wir davon aus, dass der Kern aller Motivation es ist, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben, so erfahren die Kinder in dem Kontakt mit den Tieren (bei angemessenem Verhalten) genau das, was ihnen unter Umständen fehlt. Die Tiere fungieren als soziale Katalysatoren. Im Umgang mit den Tieren erfahren sie, dass sie ohne Vorurteile so angenommen werden, wie sie sind. Man kann in diesem Zusammenhang auch den sogenannten Aschenputtel-Effekt erwähnen: „Tiere bringen den Aschenputtel-Effekt zustande: Sie sehen auch im faltigen Gesicht der alten Frau die „Prinzessin“, sie erkennen im schwach gewordenen alten Mann die starke Güte und Zugewandtheit. Tiere konstruieren uns förmlich als genau die Menschen, die wir mit unserem Verhalten ihnen gegenüber sind.“ (Skript Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung, Olbrich) Somit beinhaltet das Lernen mit Tieren meist die Korrekturen eines fehlgeleiteten Lernens durch neues Lernen (vgl. Skript Tiergestützte Förderpädagogik, Fitting-Dahlmann). Wir wollen in unserer Arbeit die soziale-emotionale Entwicklung stärken. Dazu gehören die Verbesserung der sozialen Fähigkeiten durch Verantwortungsübernahme in der Tierpflege, die Erfahrung von gesetzten Grenzen der Tiere, sowie deren Bindung, der Aufbau von Kontakt und Vetrauen zu Menschen über Tiere und auch das Erreichen resozialisierender Wirkungen (z.B. durch Integration in neue „Peer 5 Groups“ über die Tiere) (vgl. Skript tiergestützte Förderpädagogik, Fitting-Dahlmann). Erwähnt werden soll in der tiergestützten Pädagogik noch die Bedeutung von Hormonen. Das Hormon Oxytocin hat in der Forschung Aufmerksamkeit erworben. Heute ist bekannt das es sowohl als Hormon, aber auch als Neurotransmitter wirkt. Es beeinflusst nicht nur das Verhalten zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Geschlechtspartnern, sondern auch ganz allgemein soziale Interaktionen. In der neurochemischen Forschung wird Oxytocin beim Menschen mit psychischen Zuständen wie Liebe, Vertrauen und Ruhe in Zusammenhang gebracht. „Bei Säugetieren einschließlich des Menschen, dienen Oxytocin und Arginin-Vasopressin unter anderem dazu, Gehirne mittels eines konservativ beibehaltenen Mechanismus an Nachwuchs oder andere Geschlechtspartner zu binden. (...) Bei der vaginalen Geburt wird Oxytocin (...) ausgeschüttet (...) und unterstützt die Prägung und Bindung der Mutter auf das Neugeborene. Ferner werden die Belohnungssysteme im Gehirn aktiviert. Zudem fördert Oxytocin nicht nur die Bindung zum Kind, sondern im Falle einer extremen Bedrohung auch dessen entschlossene Verteidigung.“ (Bindung zu Tieren, 2014) Das Hormon Oxytocin spielt somit auch eine wichtige Rolle in der Regulation von Reaktionsmustern. „Sowohl in Tierversuchen, als auch in Humanexperimenten konnte nachgewiesen werden, dass Oxytocin prosoziales Verhalten stimuliert.“ (Bindung zu Tieren, 2014) Bei allen Säugetieren wird dieses Hormon in chemisch gleicher Form zusammengesetzt und kann im Blut gemessen werden. Dadurch ergeben sich für die tiergestützte Arbeit wichtige wissenschaftliche Belege. Oxytocin wird bei Tieren und wahrscheinlich auch bei Menschen durch Berührungen ausgeschüttet. Oxytocin hat für soziale Verhalten und Beziehungen Auswirkungen. Die Ausschüttung von Oxytocin kann durch sensorische Stimulation wie z. B. Hautkontakt, Streicheln oder sogar Blickkontakt, sofern sie in 6 vertrauensvoller Beziehung stattfindet, gefördert werden (vgl. Bindung zu Tieren, 2014). Neuere Forschungsergebnissen legen nahe, das Oxytocin auch in Mensch-Tier-Interaktionen freigesetzt wird (vgl. Bindung zu Tieren, 2014). Die Gabe von Oxytocin bei Tieren zeigt, dass es verschiedene Formen des sozialen interaktiven Verhaltens verstärkt, wie z.B. Fürsorgeverhalten, stärkere Bindungen, sinkende Aggressionsbereitschaft und Verstärkung der prosozialen Interaktion. Die Effekte bei der Verabreichung beim Menschen sind schon seit langem bekannt (z. B. durch die intravenöse Injektion oder als Nasenspray um den Milcheinschuss oder den Geburtsvorgang zu stimulieren). Laut vieler Studien reduziert Oxytocin Angst, Stress und Schmerz und fördert Lern- und Heilungsprozesse wie Ruhe, Wohlbefinden und das Gedächtnis (vgl. Bindung zu Tieren, 2014). Ebenfalls eine große Bedeutung im Rahmen der tiergestützten Arbeit, kommt dem Nachweis des Stresshormons Kortisol zu. Der Kortisolwert eines Menschen lässt sich durch Messungen ebenso wie beim Oxytocin gut messen und liefert somit eine weitere wissenschaftliche Grundlage für den Nachweis des positiven Nutzens in der tiergestützten Interaktion. Für uns ist in der tiergestützten Arbeit der Ansatz wichtig, das das artspezifische und individuelle Management von Stress von zentraler Bedeutung im Zusammenhang mit jeglichem Sozialverhalten steht. „Um potentielle, stressreduzierende Effekte von Tieren zu identifizieren, wurden auch hormonelle Stressindikatoren untersucht. Dazu gehören in erster Linie Kortisol, sowie Epinephrin und Norepinephrin (auch bekannt als Adrenalin und Noradrenalin).“ (Bindung zu Tieren, 2014). Studien belegen, dass z. B. die Interaktion des Streichelns eines Therapiehundes zu einer signifikanten Reduktion des SpeichelKortisolspiegels führt. Die Interaktion, als auch der Körperkontakt mit einem freundlichen Tier hat einen dämpfenden Effekt auf das hormonelle Stresssystem, der sich in Veränderungen im Kortisol-, Epinephrin- und Norepinephrinspiegel zeigt (vgl. Bindung zu Tieren, 2014). 7 Ebenfalls scheint die Anwesenheit eines Tieres das Ruheempfinden zu erhöhen (vgl. Bindung zu Tieren, 2014). HYGIENEPLAN Bei dem Einsatz von Tieren in der Schule als öffentliche Einrichtung achten wir natürlich auch auf die hygienischen Erfordernisse und beachten die entsprechenden Rechtsnormen. Grundlage eines tiergestützten Einsatzes ist immer die vorherige medizinische Betreuung der Tiere (Impfungen, Tierarztbesuche, Routineentwurmungen, Hygiene für die Tiere, Pflege, Reinigung, Ausschluss infektiöser oder besiedelter Parasiten). RECHTSNORMEN IN SCHULE UND HEIM • Infektionsschutzgesetz (§33-36) • Schulgesetz des Landes NRW • Schulordnung • Lebensmittelrecht: EG 852/2004 • Tierschutzgesetz (artgerechte Haltung) • Berufgenossenschaftliche Vorgaben • Vorgaben des regionalen Gesundheitsamts bzw. Veterinäramtes RISIKOBEWERTUNG FÜR DAS HYGIENEKONZEPT Die Risikobewertung für die dauerhaft in der OGS vorhanden Tiere (Schnecken und Fische) ist als sehr gering einzuschätzen. Berücksichtigt werden bei diesen Tieren, als auch bei den Besuchstieren die Punkte: • Erreger Analyse (Pathogenität und Virulenz, Umweltresistenzen, Übertragungswege) • Risikoeinschätzung für das Kind (zelluläre Abwehr eingeschränkt, Grunderkrankungen, Eintrittspforten) 8 • Möglichkeiten für Maßnahmen (Isolierung räumlich/ funktional, Reinigung, Desinfektion) INFEKTIONEN/ INFEKTIONSKRANKHEITEN DURCH TIERE (ZOONOSEN) - ÜBERTRAGUNGSWEGE • Tier-Tier-Mensch (Kontakt, Belecken) • Futter-Tier-Mensch (Enteral, Kontakt) • Tier-Vektor-Mensch (Stich, Biss) • Tier-Lebensmittel-Mensch (Enteral) • Tier-Luft-Mensch (Staub, Atemwege) • Tier-Wasser-Mensch (Wunden, Enteral) • Mensch-Tier-Mensch (Kontakt, Belecken) 9 Natur-Erlebnis Angebote in der OGS Als offene Ganztagsgrundschule haben wir es uns zu unserer Aufgabe gemacht, den Kindern die Naturpädagogik, u.a. mit dem Schwerpunkt der tiergestützten Intervention, näher zubringen. Dadurch, dass wir den Kindern in unserem Schulalltag die Tier- und Pflanzenwelt durch unterschiedlichste Projekte näher bringen, schaffen wir eine Sensibilisierung für die Umwelt. Die Wahrnehmungs-, Lern-, Interpretations- und Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungs- bereitschaft und Motorik werden hierdurch gestärkt. In einer schnelllebigen Zeit, die durch häufigen, oft übermäßigen Medienkonsum geprägt ist und Störungen des natürlichen MenschTier-Natur Gefüges alltäglich sind, setzen die tiergestützte Pädagogik und die Naturpädagogik einen Gegentrend. Durch Verbundenheit, Empathie und Naturnähe ergeben 10 sich heilsame Mensch-Tier- Beziehungen, die psychologisch erklärbar und sogar durch Messungen wissenschaftlich nachweisbar sind. Mit der Naturwerkstatt und unseren Ferienangeboten begann unser neues Natur-Erlebnis-Konzept im Jahr 2014, dass sich in den nächsten Jahren noch weiter entwickeln und wachsen soll. INHALTE DES OGS-NATURKONZEPTES • Schnecken-Terrarium Wir halten in der OGS zur Zeit 3 afrikanische Riesenschnecken (Achatina fulica) in einem 100l Terrarium • Aquarium Wir haben in der OGS ein 60l Aquarium als Gesellschaftsbecken für Guppys, Mollys und Welse. Die Kinder sind in die Versorgung des Schnecken-Terrariums und des Aquariums mit eingebunden. Die tägliche Versorgung und Beobachtung der Tiere ist fester Bestandteil der OGS. • Natur-Erlebnis-Tage Eine ausführliche Beschreibung der Naturwerkstatt und der NaturErlebnis-Tage finden Sie in den nachfolgenden Kapiteln. • tägliches nach-draußen-gehen Für uns gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Wir gehen täglich mit den Kindern nach draußen. Gerne unternehmen wir dabei auch Spaziergänge, verlassen das Schulgelände, erkunden die nähere Umgebung in Parks und Wäldern. 11 • Ferienangebote In den Ferien widmen wir uns ganz einem oder auch mehreren Naturthemen. Bisherige Themen des OGS-Ferienangebotes waren: ★ Walderkundungen ★ Bienen (Besuch beim Imker) ★ Schmetterlinge (Schmetterlinge schlüpfen in der OGS) ★ Schafe (tierischer Besuch durch die Schafe Frederike und Frida, Wollverarbeitung - waschen, kämmen, filzen) ★ Kaninchen- und Hühnerbesuch • Tierbesuche Die Kinder dürfen in Absprache mit den Eltern an bestimmten Tagen ihr Haustier mitbringen und vorstellen (Expertenvortrag). Bisher waren in der OGS zu Besuch: Hamster, Huhn, Bartagame und Meerschweinchen 12 Naturwerkstatt AG-ANGEBOT 2014-2015 Die Naturwerkstatt der Grundschule Heiden ist in den Jahren 2014 und 2015 fester Bestandteil der AG-Angebote gewesen. PÄDAGOGISCHES KONZEPT Wer weiss, wie Hühner schwitzen, oder warum Kaninchen gar keine Nagetiere sind? Wie gehe ich richtig mit den Tieren um, damit sie und ich keine Angst voreinander haben müssen und wir uns gut verstehen? Viele Kinder sind den Umgang mit Tieren nicht mehr gewohnt. Die Zusammenhänge von Mensch-Tier und Natur sind durch Bärchenwurst und Co. nicht mehr präsent. Die Kinder lernten in den NaturwerkstattKursen zu den unterschiedlichsten Themen Wissenswertes aus der Tier- und Pflanzenwelt. Dabei wurde insbesondere Wert auf die Förderung des ganzheitlichen Lernens und der Sozialkompetenz durch 13 tiergestützte Interventionen gelegt. Die Kinder erlebten positive Emotionen durch den Natur-Tier-Kontakt. In dem Zeitraum von 2014-2015 wurde die Naturwerkstatt 4 x (immer halbjährlich) für die Kinder ausgeschrieben. Teilgenommen haben in den Kursen jeweils immer 8-10 Kinder Klasse 1.-4. gemischt. Die Naturwerkstatt fand 1 x wöchentlich für 1,5 Std. statt. In der Arbeit wurde sich an dem Konzept der „Wir-Werkstatt“ orientiert, welches sich wiederum aus der Großgruppenmethode „Appreciative Inquiry“ entwickelt hat. Appreciative Inquiry ist eine Methode und Philosophie, die in den USA um 1994 von David Cooperrider „erfunden“ worden ist. Die „Wir -Werkstatt“ umfasst einen 4-Phasen-Prozess: 1. Discovery: Erkunden, Verstehen, Wertschätzen 2. Dream: Visionieren 3. Design: Gestalten 4. Destiny/Delivery: Umsetzen, Verwirklichen Die Grundphilosophie lautet dabei: Wir stärken das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. THEMEN DER NATURWERKSTATT ★ Hühner: Kükenschlüpfen in der OGS (Kontrolle und Schutz des Schlupfbrüters, Versorgung der (Kennzeichnung Küken), der Eier), Besprechung der Verhaltensforschung Haltungsformen (insbesondere Kommunikation), Experimente rund ums Ei, Basteln des idealen Hühnerstalles ★ Schnecken: Drehen eines eigenen Dokumentationsfilmes (s. Anlage), Beobachten, Verhalten, Artenbestimmung, Körperbau, Erfindung des SchneckenMonopoly-Wissenspiels 14 ★ Pflanzen: Pflanzen sammeln und pressen, Artenbestimmung, Anzucht eigener Pflanzen und Beobachtung des Wachstums) ★ Vögel: Beobachten und Bestimmen der heimischen Vogelarten ★ Fotosafari: Die Kinder machten Makroaufnahmen von Tieren und Pflanzen die sie umgeben. Anschließend wurden die Fotos ausgestellt Foto: Amelie 6 Jahre 15 Natur-Erlebnis-Tage BEGINN 1. HALBJAHR 2015/2016 Das Angebot der Naturwerkstatt wurde im 1. Halbjahr 2015/2016 abgelöst durch die Natur-Erlebnis-Tage. PÄDAGOGISCHES KONZEPT Ab sofort nehmen wir uns 2 x für jeweils 1,5 Std statt 1x in der Woche Zeit, um mit den Kindern natur- und tierpädagogisch zu arbeiten. Das Angebot wechselte von einer geschlossenen AG, welches einer max. Gruppe von 8-10 Kindern vorbehalten war, zu einem offenen Angebot der OGS. Die Kinder können sich je nach Thema überlegen ob sie Interesse haben und mitmachen möchten. Auch wird das Angebot nicht mehr nur von einer OGS-Mitarbeiterin begleitet, sondern mindestens zu zweit. Dadurch wird das Konzept von unserem OGS-Team gemeinschaftlich getragen und ist nicht nur an eine Mitarbeiterin gebunden. 16 Wir fördern in unseren Angeboten: • Motorik und Empathie • Schulung der (u.a. auch auditiven) Wahrnehmung • Lern-, Interpretations- und Kommunikationsfähigkeit • Verantwortungsbereitschaft • Das Erleben von Jahreszeiten (z. Bsp. LandArt-Ecke in den OGS-Räumen) 17 Pläne und Wünsche Evaluationsbögen Um eine Dokumentation über die Nachhaltigkeit unserer Arbeit zu bekommen, haben wir vor Evaluationsbögen zu entwickeln. Die Bögen sollen uns über folgende Themen eine Entwicklungsübersicht verschaffen: • Ruhe und Konzentration • Empathievermögen • Sozialverhalten • Übertragung der erworbenen Kompetenzen in den Lebensalltag • Dauer-/ Zeiterfassung der Verhaltensänderungen weitere mögliche Projekte ★ Anlegen eines kleinen Schulgartens (z. Bsp. Bäckerkisten als Pflanzkisten, Kräutergarten, kleines Gewächshaus) ★ Flaschenläm18merprojekt ★ Zertifizierung als Partner des BUND-Jugend-NRW Projektes „UmweltAgent/innen“ ★ Fotodokumentation über „Werden, Wachsen & Vergehen“ im Naturkreislauf ★ Fallbericht Erfassung ★ Kooperationen mit Bauernhöfen aus der näheren Umgebung 18 Das vorgestellte Naturkonzept entspricht den Wünschen und Bedürfnissen unserer OGS-Kinder nach mehr Naturnähe, Tierkontakten und Umwelterfahrungen. Die Erfahrungen, die wir bisher gemacht haben, zeigen uns, dass das Konzept gerade auch bei Kindern mit geringer Sozialkompetenz wirkungsvoll ist. Es trägt bei zu einem ruhigeren, entspannteren Miteinander, hilft Gesprächsbrücken zu bauen und schafft einen Ausgleich zum Schulalltag. „Mit allen Kreaturen bin ich in schönster Seelenharmonie. Wir sind verwandt, ich fühle es innig und eben darum liebe ich sie.“ Wilhelm Busch 19