Unispital Basel sucht Mittel ge- gen den

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Unispital Basel sucht Mittel gegen den Hörkiller Haarzellverlust
Cochlea-Implantate können ertaubten oder hochgradig schwerhörigen
Menschen ein Stück weit das Gehör zurückbringen. An den Schweizer
HNO-Kliniken werden verschiedene Forschungsschwerpunkte gesetzt.
An der HNO-Klinik des Universitätsspitals Basel laufen Innenohrforschungen zum Haarzellverlust.
Schwerhörigkeit ist ein häufiges Problem. Etwa 1 von 1000 Neugeborenen
leidet an einer Schwerhörigkeit. Auf
der anderen Seite der Alterspyramide
nimmt die Schwerhörigkeit zu. Hörbehinderte Personen leiden in Gesellschaft, sie verstehen nicht, was gesprochen wird, mit der Zeit kommt es zum
sozialen Rückzug: Die Betroffenen
bleiben zu Hause, anstatt sich mit
Freunden und Familie zu treffen.
Der Philosoph Immanuel Kant hat
es einmal sehr treffend formuliert:
Nicht sehen können trennt den Menschen von den Dingen, nicht hören
können aber von den Menschen.
sie von Hörgeräten profitieren können. Doch sie können heute mit einem Cochlea-Implantat (CI) versorgt
werden.
Forschungsziel
So weit, so gut; man könnte durchaus
meinen, die Probleme seien damit gelöst und alle Formen der Schwerhörig-
keit können entweder durch eine Operation, durch Hörgeräte oder aber
durch ein CI gelöst werden. Man darf
aber nicht vergessen: Bei aller technischen Raffinesse sind Hörgeräte und
das CI auch nur technische Hilfsmittel
und können die Präzision des gesunden Hörorganes nicht erreichen.
Das Laboratorium des Universitätsspitals Basel interessiert sich für die
dezibel 1/2016
Verschiedene Hörprobleme,
verschiedene Therapien
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Zum Glück stehen wir der Schwerhörigkeit aber nicht hilflos gegenüber.
Gewisse Formen der Schwerhörigkeit
(vor allem die Schallleitungsschwerhörigkeit) sind einer chirurgischen Therapie zugänglich. So kann beispielsweise
das fixierte Gehörknöchelchen bei der
Otosklerose durch eine Prothese ausgetauscht werden und der Patient hat danach einen schönen Hörgewinn.
Bei der sogenannten Schallempfindungsschwerhörigkeit liegt das Problem meistens im Bereich der Hörschnecke (Cochlea). Patienten mit
dieser Form der Schwerhörigkeit profitieren oft von Hörgeräten.
Für eine kleine Anzahl von Patienten ist der Hörverlust zu gross, als dass
Fig. 1a
Fig. 1c
in Figur 1a sieht man Haarzellen vor und in Figur 1c Haarzellen nach Schädigung durch
eine haarzellschädigende Substanz (Aminoglykosid). Illustrationen: Uniklinik Basel
wissen
Unispital Basel …
biologischen Vorgänge, die hinter der
Schwerhörigkeit stehen. Was sind die
molekularen Mechanismen, die zur
Schwerhörigkeit führen und sind diese
beeinflussbar?
Ursachen der Schwerhörigkeit
sind vielfältig
Wir wissen seit langem, was zu einer
Schwerhörigkeit führen kann. So kann
etwa lauter Lärm das Innenohr schädigen und eine Schwerhörigkeit verursachen. Daneben ist auch eine Vielzahl
von Medikamenten in der Lage, das
Gehör zu schädigen. Hierzu gehören
beispielsweise Cisplatin, ein Chemotherapeutikum, und Aminoglykoside, eine
Gruppe von Antibiotika. Der häufigste
Grund für eine Schwerhörigkeit ist aber
das Alter. Mit zunehmendem Alter
kommt es zu einer Akkumulation von
Schäden und zu degenerativen Vorgängen im Innenohr.
Welche Strukturen des Innenohres
sind bei einer Schwerhörigkeit geschädigt? Das Innenohr, respektive die
Hörschnecke (Cochlea), ist das eigentliche Hörorgan. Das äussere Ohr wirkt
wie ein Trichter und fängt Schallwellen
auf. Diese werden dann im äusseren
Gehörgang und im Mittelohr verstärkt. Der kleinste Knochen im
menschlichen Körper, der Steigbügel,
überträgt dann den Schalldruck auf die
Flüssigkeit, die sich in der Gehörschnecke befindet. Es kommt zu wellenartigen Bewegungen dieser Flüssigkeit. In der Folge werden die feinen
Fig. 1b
In Figur 1b sieht man, dass eine Substanz X (die zugleich mit der haarzell­
schädigenden Substanz gegeben wurde) die Haarzellen schützen kann.
Härchen der Haarzellen gebogen. Sie
leiten dann diese Information an den
Hörnerv weiter, der schlussendlich die
Information dem Gehirn zuführt.
Warum kommt es zum
Haarzell­verlust?
Die Haarzellen sind die empfindlichsten
Elemente im Innenohr und ihre Schädigung ist der häufigste Grund für eine
Innenohrschädigung. Figur 1 der Illus­
tration zeigt Haarzellen vor (1a) und
nach Schädigung (1b) durch ein Aminoglykosid. Auch lauter Lärm schädigt die
Haarzellen und es kommt bei starker
Lärmeinwirkung zu Haarzell- und damit zum Hörverlust. Im Alter können
wir auch einen Haarzellverlust beobachten. Das Labor des Unispitals Basel untersucht die molekularen Vorgänge, die
bei der Schädigung und beim Absterben
der Haarzellen eine Rolle spielen. Dabei
sind schon grosse Fortschritte gemacht
worden.
So ist es bereits möglich, am Tiermodell Haarzellverlust u. a. durch
Aminoglykoside und Lärm zuverlässig
zu verhindern. In Figur 1c sieht man,
dass im Vergleich zu Figur 1b Haarzellen durch eine Substanz X geschützt wurden. Es werden auch klinische
Studien
vorbereitet,
die
untersuchen sollen, ob die im Labor
gefundenen Substanzen auch beim
Menschen wirksam sind.
Haarzellen schützen
Haarzellverlust ist der häufigste Grund
für eine Innenohrschwerhörigkeit. Zumindest am Tiermodell können heute
die Haarzellen zuverlässig vor schädigenden Einflüssen geschützt werden.
Klinische Studien, die diese Konzepte
am Menschen verifizieren sollen, sind
in Vorbereitung.
Professor Dr. med. Daniel Bodmer,
Leiter HNO-Klinik Unispital Basel
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