Jakobskreuzkraut - schön gelb und giftig In der Natur lauert eine Vielzahl von Giftpflanzen, die für Pferde und andere Tiere gesundheitsschädlich oder sogar tödlich sein können. Besonders in den Fokus gerückt ist in den letzten Jahren das Jakobskreuzkraut (Jakobs-Greiskraut, Senecio jacobaea). Diese zwei- bis mehrjährige Pflanze erreicht eine Höhe von 30 bis 100 cm und hat ihre Blütezeit von Juni bis September. Auffällig sind die goldgelben Blüten, die als Zungen- und Röhrenblüten in 15 bis 25 mm breiten Köpfen angeordnet sind, welche von jeweils 13 Hüllblättern umgeben sind. Erkennbar für Mensch und Tier ist diese Giftpflanze zudem an dem charakteristisch unangenehmen Geruch, der beim Zerreiben der Blätter verstärkt freigesetzt wird. Aline Kalb Das Jakobskreuzkraut ist in ganz Deutschland verbreitet. In den vergangenen Jahren nahm die Ausbreitung immer weiter zu, was auf verschiedene Faktoren, wie z.B. die Ausweitung von Brachflächen, die extensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden sowie deren ungenügende Pflege oder zu späte Mahd zurückzuführen ist. Begünstigt wird die Verbreitung zudem durch den Klimawandel und den damit einhergehenden früheren Vegetationsbeginn sowie durch die fehlende Aufmerksamkeit der öffentlichen Hand: Während z.B. in der Schweiz und in England bereits Programme zur Bekämpfung des Krauts angelaufen sind, begnügen sich die zuständigen Kommunen und Landkreise in Deutschland mit der bloßen Information. So erfolgt auch die Mahd von Böschungen und Straßenrändern, auf denen sich das Jakobskreuzkraut gerne niederlässt, häufig erst im Herbst, wenn die Pflanze bereits verblüht ist und ihre bis zu 3000 Samen mit Hilfe des Windes über weite Strecken verteilt hat. Alle Teile der Pflanze enthalten sogenannte PyrrolizidinAlkaloide, die sich in der Leber ansammeln und dort zur Schädigung der Zellen führen. Fatal ist, dass bereits geringe 38 alfavet Magazin - 02.2012 - Magen-Darm Mengen zum Tode führen können, wenn sie regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Die tödliche Dosis für Pferde beträgt 40 – 80 g der Frischpflanze pro kg Körpergewicht. Bei einem 350 kg schweren Kleinpferd wären das zum Beispiel 14 – 20 kg der Frischpflanze oder 2 – 4 kg getrocknet im Heu. Das klingt nach viel, birgt aber eine erhebliche Gefahr, wenn man bedenkt, dass ein Trieb der Pflanze 70 g wiegt. 15 Triebe wiegen also bereits 1 kg. Frisst das Pferd diese Menge 14 Mal, kann die tödliche Dosis schon erreicht werden. In akuten Fällen ist eine Behandlung zwecklos und auch bei chronischen Vergiftungen bestehen keine guten Heilungschancen. Hinzu kommt, dass die Symptome sehr vielfältig sind und daher häufig nicht eindeutig einer Intoxikation mit Jakobskreuzkraut zugeordnet werden können. Bei unklaren Vergiftungserscheinungen und Symptomen, die auf eine Leberschädigung hindeuten, empfiehlt sich daher die Gabe von Mariendistel-haltigen Produkten (z.B. HepatoSan® Horse). Aufgrund des in vielen Studien nachgewiesenen leberschützenden Effektes, der sich auf den Wirkstoffkomplex Silymarin zurückführen lässt, ist die Mariendistel in besonderer Weise zur Anwendung bei chronischen Vergiftungen mit leberschädigenden Giftstoffen geeignet. Sachkundeprüfung über den Umgang mit Pflanzenschutzmitteln abgelegt hat. Viel Arbeit kann sich der Tierhalter allerdings ersparen, wenn er das Jakobskreuzkraut erst gar nicht auf seinen Grünflächen keimen lässt. Dies kann durch eine dichte Grasnarbe, bedarfsgerechte Düngung und regelmäßige Mahd erreicht werden. Mariendistel (Silybum marianum) Die hepatoprotektive Wirkung der Mariendistel ist gut belegt. Sie enthält den Wirkstoffkomplex Silymarin, der sich aus den 3 Hauptkomponenten Silybin, Silydianin und Silychristin zusammensetzt. Untersuchungen auf molekularer Ebene zeigen eine membranstabilisierende, regenerationsfördernde, antioxidative, immunregulierende und antiinflammatorische Wirkung des Silymarins. Direkt auf der Weidefläche wachsendes Jakobskreuzkraut stellt ein eher geringeres Problem dar, da es aufgrund seines bitteren Geschmacks, seines unangenehmen Geruchs und des harten Stängels besonders von den älteren und damit erfahreneren Tieren gemieden wird. Lediglich die sehr jungen Pflanzen im Rosettenstadium werden von Weidetieren gerne angeknabbert. Besondere Gefährlichkeit erlangt die Pflanze jedoch durch die versehentliche Verarbeitung zu Heu und Silage, bei der sich die Bitterstoffe und der Geruch verlieren, während die toxischen Eigenschaften erhalten bleiben. Daher sollte die Verbreitung des Krauts vor allem auf Flächen, die zur Heu- und Grassilagegewinnung dienen, durch eine zeitige Mahd vor der Blüte verhindert werden. Abzuraten ist vom Abmähen während oder zu Beginn der Blüte, da die Pflanzen in der Folge noch einmal Triebe und Blüten bilden und die Gefahr besteht, dass sie mehrjährig werden. In Fällen, in denen die Mahd nicht ausreicht, muss der Einsatz von Herbiziden erwogen werden. Besonders wirkungsvoll ist dieser, wenn sich die Pflanze im Rosettenstadium befindet. Ist die Pflanze bereits im Knospenstadium, blüht sie zwar später nicht mehr, bleibt jedoch noch weitgehend erhalten und kann bei einer nachfolgenden Nutzung stören. Allerdings ist bei chemischen Maßnahmen Vorsicht geboten: Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen unterliegt der Einsatz von Herbiziden dem Pflanzenschutzgesetz. Dieses erfordert, dass der Verwender sachkundig ist bzw. erfolgreich eine alfavet Magazin - 02.2012 - Magen-Darm 39