Garten ■ BAUERNBLATT l 26. Mai 2012 Sorgsamer Umgang mit der Pflanze Jakobskreuzkraut – meiden, dulden und bekämpfen Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) ist in den vergangenen Jahren immer wieder im Blickpunkt gewesen, da es für Pferde, Rinder und Schafe giftig ist. Auch wenn bei Kaninchen und anderen Nagetieren keine Vergiftungserscheinungen auftreten, ist es wichtig, diese Pflanze aus der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae) zu erkennen und ihre weitere Ausbreitung einzuschränken. Seit mehreren Jahren kann man die schon immer bei uns heimische Art in steigender Häufigkeit an Straßenrändern, auf Wiesen und in Gärten finden. Im ersten Jahr erscheinen nur die Blattrosetten dieser Kreuzkrautart. Die bis zu 1 m hohe, kantige, gerillte, rötlich überlaufene sowie im oberen Teil buschig verzweigte Sprossachse mit den gelben Blütenständen bildet sich erst im darauffolgenden Jahr. Die Wurzel ist kurz und verzweigt. Während die zwölf bis 15 gelben Der an Blutflecke erinnernden Zeichnung verdankt der Falter seinen zweiten deutschen Namen: Blutbär – hier ein Weibchen. Zungenblüten schon mal fehlen können, sind die meist mit schwarzen Spitzen versehenen 13 Hüllblätter immer vorhanden. Äußere Hüllblätter fehlen oder liegen (zwei bis fünf Blätter) eng an. Die wechselständig sitzenden Laubblätter sind stumpf gefiedert und weisen am Ende zum Teil stängelumfassende Öhrchen auf. Durch ihre für Greiskrautarten typische weißliche Behaarung sind die Im ersten Jahr bildet Jakobskreuzkraut nur eine Blattrosette aus. Ein weiteres Erkennungsmerkmal: der rötlich überlaufene Stängel. Erwachsene Raupe des Jakobskrautbären. Samen flugfähig. Sie können im Boden bis zu 25 Jahre überleben. Selbst zur Blüte sind noch Verwechslungen mit weiteren Senecioarten leicht möglich. Aber auch eine Reihe anderer Pflanzen wird bei flüchtigem Hinsehen häufig mit Jakobskreuzkraut verwechselt, wobei die verwandten Senecioarten ebenfalls giftig für viele unserer Nutztiere sind. Will man das Vorkommen von Jakobskreuzkraut eindämmen, gilt es, die jungen Blattrosetten auszustechen oder mit einem im Haus- und Kleingarten zugelassenen Unkrautvernichtungsmittel zu bestreichen. Da es sich bei Senecio jacobaea um einen Lichtkeimer handelt, werden kahle Stellen in der Grasnarbe bevorzugt. So ist es sinnvoll, die entstehenden Kahlstellen sofort wieder mit Rasensaat zu versehen. Dichter, gut gepflegter Rasen wirkt einer Ausbreitung entgegen. Sehr häufig zu beobachten ist der im Mai/Juni fliegende Blut- oder Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae). Er legt seine Eier in Gruppen auf die Blattunterseite von Jakobskreuzkraut und anderen Senecioarten ab. Für diese tagaktiven,aber zu den Nachtfaltern zählenden Schmetterlinge aus der Familie der Bärenspinner (Arctiidae) ist die Giftigkeit der Pflanze sogar vorteilhaft, da ihre gelb-schwarz gefärbten Raupen durch Aufnahme der Giftstoffe für Fressfeinde ebenfalls ungenießbar werden. Obwohl die- se „Helfer im Garten“ sehr gefräßig sind und es schaffen, ganze Pflanzen komplett kahl zu fressen, wird es ihnen nicht gelingen, die Jakobskreuzkrautpopulation zu vernichten, zumal noch genügend Exemplare im ersten vegetativen Jahr vorhanden sind. Auf diese Weise ist für den Falter, der bis zum Jahr 2008 noch als gefährdet galt, sichergestellt, dass die nächste Generation ebenfalls wieder Futterpflanzen vorfindet. Jakobskreuzkrautpflanzen sollten spätestens vor Ausbildung der Samen aus dem Garten entfernt werden, um eine flächige Ausbreitung zu verhindern. Die Raupen des Jakobskrautbären haben sich zu diesem Zeitpunkt in die Bodenstreu zurückgezogen, wo sie als Puppe in einem Kokon überwintern. Herausgerissene Pflanzen gehören nicht auf den Kompost, da es auch dort noch zur Samenbildung kommen kann. Neben weiteren Raupen wie der des Zimtbären ist der Flohkäfer (Longitarsus jacobaeae) eine große Hilfe bei der Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes. Dieser zu den Erdflöhen gehörende Käfer, dessen Larven an den Wurzeln fressen, wird zum Teil gezielt zur Bekämpfung eingesetzt. Weitere Infos zum Thema Jakobskreuzkraut befinden sich auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unter Pflanze/ Grünland und Ackerfutterbau/Dauergrünland. Eine Broschüre zum Jakobskreuzkraut kann beim Landesamt für Landwirtschaft in Flintbek bestellt werden. Susanne Höhnl Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-373 [email protected] Ein Erkennungsmerkmal sind die schwarzen Spitzen der 13 Hüllblätter. Fotos: Susanne Höhnl 65