Übungsblatt 7 Geometrische und Technische Optik WS 2012/2013 Astronomische Teleskope (Parabolspiegel, Kugelspiegel, Schmidt-Kamera) Ein einfaches astronomisches Teleskop, das ein Bild auf einem photographischen Film erzeugen soll, besteht aus einem einzigen Spiegel. a) Betrachten Sie einen sphärischen Hohlspiegel mit Krümmungsradius R=1000 mm und einem Durchmesser von 300 mm. Der Spiegel wird nun mit ebenen Wellen (unendlich weit entfernten Objektpunkten, wie z.B. einem Stern) unter 0o, 0.25o, 0.5o, 1o und 2o beleuchtet. Die Wellenlänge sei =500 nm. Setzen Sie eine kreisförmige Blende mit einem Durchmesser von 200 mm zuerst kurz vor den Spiegel, dann in die Brennebene des Spiegels und schließlich in die Ebene, in der sich der Krümmungsmittelpunkt des Spiegels befindet. Setzen Sie sinnvollerweise gleich bei der Lichtquelle die Strahleintrittspupille auf die Position der Blende, dann können Sie sich die physikalische Blende auch sparen. Berechnen Sie die Positionen der Bildpunkte und betrachten Sie die Aberrationen (Spotdiagramm, Wellenaberration, Zernike-Polynome). Welche Blendenposition ist die sinnvollste und welche Aberrations-Typen gibt es bei dieser Blendenposition ? b) Benutzen Sie nun anstatt des sphärischen Spiegels einen parabolischen Spiegel mit gleichem Krümmungsradius und gleichem Durchmesser. Auch die Beleuchtungswellen seien die gleichen und setzen Sie die Blende an die Position, die sie bei der Aufgabe a) als sinnvollste herausgefunden haben. Berechnen Sie wieder die Aberrationen und vergleichen Sie diese mit der Aufgabe a). c) Wir wollen nun eine Schmidt-Kamera konstruieren. Dazu wird in die Ebene des Krümmungsmittelpunktes des sphärischen Spiegels von a) eine sogenannte Schmidt-Platte aus BK7 gestellt. Die Schmidt-Platte soll die sphärische Aberration korrigieren. Um diese zu berechnen, setzen wir in den Brennpunkt des Spiegels eine Punktlichtquelle und leuchten den Spiegel auf mindestens 200 mm Durchmesser (besser 220 mm) aus. In der Ebene des Krümmungsmittelpunktes haben wir dann eine mit sphärischer Aberration behaftete ebene Welle. Die Schmidt-Platte soll aber gerade diese Aberrationen korrigieren. Deshalb fitten wir in dieser Ebene eine Phasenfunktion (Rotationssymmetrisches Polynom, Grad 6, nur gerade Potenzen) an und berechnen uns eine asphärische Oberfläche, die gerade diese Aberrationen kompensiert. Zur Umrechnung der Phasenfehler in Oberflächenabweichungen verwenden wir die Gleichung: n 1d d 2 n 1 2 Die Größe /2 wird gerade vom Programm ausgerechnet (Phase in Vielfachen von 2 bzw. einer Wellenlänge). Die entsprechenden Koeffizienten des Phasen-Polynoms müssen also nur noch mit /(n-1) multipliziert werden, um die Koeffizienten der asphärischen Fläche zu erhalten. Berechnen Sie nun die Aberrationen ? Welche treten noch auf ? Betrachten Sie nun außerdem noch die chromatischen Aberrationen für 450 nm, 550 nm und 650 nm Wellenlänge. d) Geben Sie eine Plankonvex-Linse aus BK7 mit gleicher NA und gleicher Brennweite wie bei dem Hohlspiegel aus a) ein und vergleichen Sie die sphärische Aberration mit der des sphärischen Hohlspiegels. Lösung: Zu a) Die Brennweite des Spiegels ist 500 mm. Liegt die Blende nahe am Spiegel oder in der Brennebene, so gibt es für außeraxiale Punkte Koma und Astigmatismus (neben den anderen Aberrationen, die auch bei der idealen Blendenlage auftreten). Liegt die Blende in der Ebene des Krümmungsmittelpunktes, so ist das System vollkommen symmetrisch bezüglich einer schiefen Beleuchtung und es gibt nur noch sphärische Aberration und Bildfeldwölbung. Die Bildschale ist eine Kugeloberfläche um den Krümmungsmittelpunkt, hat also 500 mm Krümmungsradius. Zu b) Der parabolische Spiegel hat auf der Achse keine Aberrationen. Für außeraxiale Punkte zeigt sich aber starke Koma und mit zunehmendem Feldwinkel auch Astigmatismus. Zu c) Die Phasenfunktionskoeffizienten betragen: a2=-1.099e-6/mm2; a4=-4.996e-7/mm4, a6=-7.900e-13/mm6 Hinweis: Die exakten Werte insbesondere des parabolischen Terms hängen davon ab, wie groß Sie den ausgeleuchteten Bereich bei der Berechnung wählen. Die oben genannten Werte wurden bei einem Radius von 120 mm ermittelt. Allerdings ändert dies am Ergebnis kaum etwas, da der parabolische Term nur zu einer minimalen Verschiebung des Fokus längs der optischen Achse führt, so dass man ihn eigentlich auch gleich auf Null setzen könnte. Wichtig sind dagegen der Term 4. Ordnung und, wenn auch schon deutlich weniger wichtig, der Term 6. Ordnung. Mit =0.0005 mm und n(500 nm)=1.521415 erhält man für die Asphären-Koeffizienten: a2’=-1.054e-9/mm; a4’=-4.791e-10/mm3, a6’=-7.576e-16/mm5 Der Koeffizient a2’ kann auf zwei Weisen eingegeben werden. „Saubere Lösung“: K=-1 und C=2a2’ und a2=0 bei der asphärischen Fläche, da damit der konische Term zu einer Parabel wird. „Intuitivere Lösung“: direkt bei a2 eingeben und den Krümmungsradius des konischen Terms auf einen sehr großen Wert setzen. Diese Lösung wurde in der Übung vorgeschlagen, ist aber nicht ganz sauber, da ein Restfehler im endlichen Wert des Krümmungsradius bleibt. Die sphärische Aberration tritt nun nicht mehr auf und die Punktbildaberrationen sind praktisch alle Null. Nur die Bildfeldwölbung bleibt nach wie vor erhalten und die Bildschale ist eine Kugel um den Krümmungsmittelpunkt des sphärischen Spiegels. Außerdem führt die Schmidt-Platte chromatische Aberrationen ein. Zu d) Die Plankonvexlinse zeigt fast 10-fach höhere sphärische Aberration als der sphärische Spiegel. Zusatzanmerkung: Die Schmidt-Platte zeigt gewisse chromatische Aberrationen. Diese können zum Teil korrigiert werden, indem ähnlich wie bei einem Achromaten zwei verschiedene Materialien genommen werden. Es sind zwar auf diese Weise zwei Asphären nötig, so dass die Herstellung in der Praxis schwierig sein wird. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist es aber interessant und mit neuen Herstellungsverfahren könnte auch die Herstellung einfacher werden. 22 Es bezeichne d1 die Dicke der ersten Platte mit Brechzahl n1 und d2 die Dicke der zweiten Platte mit Brechzahl n2. Die zu korrigierende Wellenfront wird durch die Funktion f(r) (optischer Gangunterschied in Luft) beschrieben, die nur vom Ort, nicht aber von der Wellenlänge abhängt. Für den Gangunterschied sollte dann gelten: r f r n1 d1 d1 n2 d 2 d 2 2 Dabei ist die Phasenfunktion und die jeweilige Wellenlänge, bei der die Phasenfunktion berechnet wurde. Um Achromasie bei den Wellenlängen 1 und 2 zu erzielen, muss gelten: n1 1 d1 d1 n2 1 d 2 d 2 n1 2 d1 d 1 n 2 2 d 2 d 2 d 2 d1 n n1 1 n1 2 d1 1 n 2 n2 2 n 2 1 mit ni : ni 1 ni 2 und i 1,2 Weiterhin definieren wir eine Brechzahl n i : ni bei einer zentralen Wellenlänge . Bei dieser Wellenlänge soll die Aberration exakt korrigiert werden, also: n1 d1 d1 n 2 d 2 d 2 f n d1 n1 1 d 2 n 2 1 d1 n1 1 n 2 1 1 f n2 f d1 n n1 1 n 2 1 1 n2 Weiterhin braucht man zur Beschreibung der zweiten Fläche die Summe aus den beiden Dicken: n n f 1 1 d1 d 2 d1 1 1 n 2 n1 1 n 2 1 n1 n2 n 2 Verwendet man als Materialien BK7 (Material 1) und SF10 (Material 2) und die Wellenlängen 1 400 nm, 546 nm und 2 700 nm , so gilt: n1 1 1.530848 n1 2 1.513066 n1 n1 1.518725 n1 0.017782 n2 1 1.778248 n2 2 1.717291 n 2 n2 1.734315 n2 0.060957 Es gilt also: 23 d1 3.28391 f d 2 0.95796 f d1 d 2 2.32595 f Die Koeffizienten der Funktion f betragen (Koeffizienten a2, ... mit =0.0005 mm und –1 multiplizieren, der Faktor –1 ist nötig, da die Schmidtplatte ja die Aberrationen kompensieren soll): a 2, f 5.495e 10 / mm a 4, f 2.498e 10 / mm 3 a 6, f 3.95e 16 / mm 5 Damit berechnen sich die Koeffizienten der beiden asphärischen Flächen zu: a 2,d 1 1.805e 9 / mm a 4,d 1 8.203e 10 / mm 3 a 6,d 1 1.297e 15 / mm 5 a 2,d 1 d 2 1.278e 9 / mm a 4,d 1 d 2 5.810e 10 / mm 3 a 6,d 1 d 2 9.188e 16 / mm 5 Mit dieser achromatischen Schmidt-Platte ergeben sich um fast den Faktor 10 geringere Farblängsfehler als bei der einfachen Schmidt-Platte. Auch der Spotdurchmesser ist deutlich reduziert. 24