Bewegungsprogramme MUM Mai 2013 Mit Tiefenwirkung Die Wege zu einer trainierten Bauch- und Rückenmuskulatur sind unterschiedlich. Manche Bewegungsprogramme fördern intensiv den Aufbau einzelner Muskeln, andere zielen auf Muskelgruppen und die unsichtbaren, tief liegenden Muskelstränge direkt an der Wirbelsäule ab. Fitnessstudio Fitnessstudios bieten Rückentraining an verschiedenen Kraftmaschinen an. Das Training stärkt die Muskelkraft, Sehnen, Bänder und Knochen. Außerdem kann man gezielt Muskeln aufbauen. Bevor es losgeht, wird der Kreislauf mit einem Aufwärmtraining auf Trab gebracht. Das lockert die Muskulatur und beugt Verletzungen vor. Die Übungen an den Kraftmaschinen sind im Idealfall nach einem individuellen Trainingsplan ausgearbeitet. Dabei besteht eine Übung aus mehreren Wiederholungen. Diese Kraftanstrengung wird meist dreimal wiederholt, um durch diesen Reiz vermehrt Muskeln aufzubauen. Wer nicht gern an Geräten trainiert, kann in vielen Studios an einer Wirbelsäulengymnastik teilnehmen. Die Übungen in der Gruppenstunde kräftigen gezielt die Muskulatur um die Wirbelsäule sowie die Bauchmuskulatur. Dazu kommen teilweise leichte Gewichte oder weitere Hilfsmittel wie Thera-Band oder Gymnastikbälle zum Einsatz. Empfehlung: Krafttraining kann in jedem Alter die Konstitution, Ausdauer und Muskelkraft verbessern. Es muss aber der individuellen Situation angepasst sein, das heißt die Gewichte werden ganz allmählich gesteigert. Wichtig ist auch ein ausgewogenes Training der gesamten Muskulatur. Die Qualität des Trainings hängt entscheidend von der Qualität des Studios ab. Ein gutes Studio führt zu Anfang ein ausführliches Beratungsgespräch zu Trainingszielen sowie individuellen Problemen. Ein Fitness- und Leistungstest sollte Basis des persönlichen Trainingsplans sein, der im Idealfall jedes Vierteljahr überprüft wird. Während des Trainings sollte immer eine Fachkraft, möglichst ein diplomierter Sportlehrer, ansprechbar sein. Am besten zunächst für ein Probetraining anmelden. Gyrotonic Das Trainingsgerät mit dem sperrigen Namen Gyrotonic soll die Vorteile von Yoga, Tanz, Gymnastik, Schwimmen und Tai-Chi vereinen. Erfinder ist der ehemalige Tänzer Juliu Horvath, der seinen Beruf wegen einer Wirbelsäulenverletzung aufgeben musste. Die mit Gewichten, Seilzügen und rotierenden Scheiben ausgestattete Trainingsstation ermöglicht dreidimensionale Bewegungsabläufe, es wird dabei kontrolliert gegen einen Widerstand gearbeitet. Dadurch werden nicht einzelne Muskeln trainiert, sondern komplette Muskelgruppen. Charakteristisch für dieses Gerätetraining sind kreisende, spiralund wellenförmige Bewegungen, dabei steht die Wirbelsäule immer im Mittelpunkt. Der Atemrhythmus spielt während der Übungen eine große Rolle. Er soll Stress und Verspannungen lösen. Wegen der sanften, gelenkscho- nenden Bewegungen wird Gyrotonic auch in Reha-Klinken eingesetzt. Rund 100 Studios und orthopädische Praxen bieten derzeit in Deutschland Gyrotonic-Training an. Empfehlung: Das Training ist für jedes Alter geeignet. Bei chronischen oder akuten Beschwerden vorher unbedingt den Arzt fragen. Es sollte auf jeden Fall eine fachlich versierte Anleitung geben. Weitere Infos: Gyrotonic Europe, Am Römerbrunnen 2, 79189 Bad Krozingen, Tel. 07633/ 406780, www.gyrotonic-europe.de Pilates Begründet von dem Deutschen Joseph Pilates. Er wanderte 1926 nach Amerika aus und eröffnete in New York ein Studio, in dem er mit Profitänzern arbeitete. Sein System vereint östliche und westliche Philosophien, zum Beispiel die Atemtechnik des Yoga mit Gymnastikübungen anderer Sportarten. Säulen im Pilates sind regelmäßige Atemtechnik, Konzentration auf jede einzelne Bewegung, Kontrolle über Körper und Geist, Zentrierung auf die Körpermitte als Ausgangspunkt jeder Bewegung. Im Mittelpunkt des Trainings steht das „Powerhouse“ – das ist die Rumpfmuskulatur mit Bauchmuskeln, unterer Rückenmuskulatur und Gesäßmuskeln. Das Besondere: Die langsam und konzentriert ausgeführten Übungen erreichen die tiefe Muskulatur, auch um die Wirbelsäule. Das Training verbessert Körperkraft, Beweglichkeit, Balance, Koordination und Haltung. Im Idealfall wird die Haltung aufrechter und anmutiger. PilatesÜbungen können mit speziellen Geräten oder als Mattenübungen ausgeführt werden. Der Schwierigkeitsgrad steigert sich nach Trainings- und Ausbildungsstand. Empfehlung: Das Richtige für alle, die im Schulsport lieber Gymnastik statt Zirkeltraining gemacht haben. Pilates-Training erfordert keine besonderen Fähigkeiten oder Voraussetzungen und ist für jeden geeignet. Werden die Übungen richtig ausgeführt, ist der Erfolg schon nach acht bis zehn Einheiten an Muskulatur und Haltung spürbar, das motiviert zum Weitermachen. Wer krank ist, sollte vorher seinen Arzt fragen. Alle Übungen werden entsprechend der persönlichen Konstitution ausgeführt. Das Training wird teilweise als Ergänzung zu physiotherapeutischen oder osteopathischen Behandlungen empfohlen. Es eignet sich zur Rehabilitation von Sportverletzungen, bei Nackenproblemen, Rücken- und Schulterverletzungen. Die Übungen können auch zu Hause gut ausgeführt werden. Weitere Infos: Für die Pilatesausbildung gibt es keine gesetzlichen Vorschriften. Das bedeutet, jeder kann sich Pilates-Trainer nennen und jeder kann Pilates-Trainer ausbilden. Es gibt daher große Qualitätsunterschiede. Für qualifizierte Ausbildungs- und Prüfungskriterien nach dem Vorbild der amerikanischen Pilates Method Alliance (USA) haben sich verschiedene deutsche Pilates-Institute im Deutschen Pilates-Verband – Verband zertifizierter Pilatestrainer zusammengeschlossen, Alte Darmstädter Straße 12 a, 64367 Mühltal/Trautheim, www.pilates-verband.de Thera-Band Ein schmales Gummiband braucht wesentlich weniger Platz als ein klobiger Heimtrainer, der mahnend in der Zimmerecke steht. Das kleinste Fitnessstudio der Welt, wie das TheraBand manchmal beschrieben wird, passt in jede Handtasche und ist so auch auf Reisen oder im Büro überall zur Hand. Das Prinzip: mit Muskelkraft gegen einen elastischen Widerstand arbeiten. Jede Übung sollte 15- bis 20-mal wiederholt werden. Physiotherapeuten und Fitnesstrainer setzen die Latexbänder zum gezielten Training einzelner Muskelpartien ein. Je nach Trainingsstand können verschieden starke Bänder ausgewählt werden, sodass die Zugkraft variiert. Wer regelmäßig und richtig übt, verbessert Kraft, Ausdauer, Körperhaltung und Muskelaufbau sehr effektiv. Richtiges Training bedeutet vor allem: korrekte Haltung und eine langsame, kontrollierte Ausführung der Bewegung. Das Band soll dabei nicht durchhängen, sondern ständig auf Zug gehalten werden. Empfehlung: Das Band ist keine große finanzielle Investition, es kostet um 15 Euro. Es eignet sich für Sporteinsteiger und jedes Lebensalter. Um die Übungen richtig zu lernen, empfiehlt sich ein Kurs im Fitnessstudio oder beim örtlichen Sportverein. FPZ-Training Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein dreimonatiges Kraft- und Koordinationstraining für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Es entstand zu Beginn der 90er-Jahre am Forschungs- und Präventionszentrum zur Analyse und Optimierung der Funktion der Wirbelsäule und des Bewegungsapparats, kurz FPZ, in Köln. Zu Beginn stellen Mediziner mit einem speziell entwickelten Softwareprogramm die Beweglichkeit von Rumpf und Halswirbelsäure sowie die Kraft aller wichtigen Muskelgruppen fest. Die Daten werden mit Referenzdaten von gleichaltrigen Menschen ohne Rückenschmerzen verglichen. Ziel ist es, diese Defizite auszugleichen. Kraftübungen an Geräten ergänzen gymnastische Übungen zur Mobilisierung der Wirbelsäule, zur Dehnung und Koordinationsverbesserung sowie zur Kräftigung der Rumpf-, Nacken- und Halsmuskulatur. In den Trainingseinheiten lernen die Teilneh- Seite 5 mer auch wirbelsäulenschonende Bewegungstechniken sowie Techniken zur Entlastung der Wirbelsäule und Entspannungsübungen. Das nachfolgende weiterführende Programm hängt vom vom erreichten Trainingszustand und der Motivation des Patienten ab. Empfehlung: Sehr spezielles und umfassendes Training. Laut FPZ verbessern sich Rücken- und Nackenschmerzen bei 93,5 Prozent aller Patienten, etwa jeder Zweite erlangt nach eigenen Aussagen völlige Beschwerdefreiheit. Weitere Infos: Forschungs- und Präventionszentrum (FPZ), Jakob-Kaiser-Straße 13, 50858 Köln, Tel. 0221/58980770, www.fpz.de Kieser-Training Begründer ist der Schweizer Werner Kieser. Wie im Fitnessstudio wird im Kieser-Training-Betrieb an Kraftmaschinen trainiert. Crosstrainer und andere Kardiogeräte, Sauna, Fitnessbar, Musik oder andere Wellnessangebote findet man hier allerdings nicht. In Deutschland gibt es bundesweit zahlreiche Kieser-Betriebe. Angeboten werden zwei Basisprogramme: Training Dieses präventive Training wird von speziell ausgebildeten Instruktoren geleitet. Zunächst wird ein individueller Trainingsplan erstellt. Die folgenden beiden Trainingstermine werden von Fachpersonal begleitet. Man lernt Schritt für Schritt alle Übungen und Maschineneinstellungen kennen. Außerdem erfährt man mehr zur Trainingsmethodik und der Wirkungsweise der Übungen. An den folgenden Terminen wird allein trainiert. Aufwärmübungen sind nicht vorgesehen, die Kunden beginnen sofort mit der Arbeit an den Kraftmaschinen. Dabei wird jede Muskelpartie isoliert trainiert. Bei jeder Übung arbeitet man gegen den Widerstand von Gewichten – bis zu dem Punkt, an dem die Muskeln nicht mehr können. Die Übung wird nicht mehr wiederholt. Nach zwei oder drei Tagen Ruhe geht es wieder an die Maschine. Zwei- bis dreimal pro Woche 30 Minuten sollen genügen, um die Muskulatur zu stärken und Rückenprobleme zu kurieren. Auf Basis von ärztlichen Beratungen, einer Rückenanalyse und Kraftmessungen wird das Trainingsprogramm kontrolliert und angepasst. Therapie Die medizinische Kräftigungstherapie für chronische Rücken- und Osteoporosepatienten wird von kooperierenden Ärzten, meist Orthopäden, verordnet und begleitet. Ziel ist es, die zu schwache Muskulatur wieder aufzubauen und so den Schmerzzustand an der Ursache zu bekämpfen. Es kommen Test- und Therapiemaschinen zum Einsatz, die eine Funktionsdiagnostik und eine gezielte Behandlung ermöglichen. Zuvor wird der Patient vom Arzt eingehend untersucht. Nach der Einführungsphase wird eine Kraftkurve über die Belastbarkeit der Rückenstreckmuskeln vom Computer aufgezeichnet. Das Ziel: Die Kraftkurve soll am Ende der Therapie auf dem Durchschnittsniveau eines gesunden Menschen sein. Nach etwa sechs Wochen Training oder 12 bis 18 Sitzungen kontrolliert der betreuende Mediziner den Erfolg und verordnet eventuell weitere Sitzungen oder ein Krafttraining. Empfehlung: Allen, die gern an Kraftmaschinen trainieren, dürfte dieses Trainingsprogramm liegen. Bestimmte Voraussetzungen müssen nicht mitgebracht werden. Körperliche Beschwerden sollten mit dem medizinisch ausgebildeten Personal besprochen werden. Weitere Infos: Kieser-Training GmbH, Schanzenstraße 39/D15, 51063 Köln, Tel. 0221/206510, www.kieser-training.de. Hier gibt es auch eine Übersicht über die Standorte der deutschen Kieser-Training-Betriebe. MUM