Entwicklung eines individuellen Förderkonzeptes für eine verhaltensauffällige Schülerin an der Schule für Körperbehinderte Hausarbeit zur zweiten Staatsprüfung für das Lehramt für Sonderpädagogik vorgelegt dem Staatlichen Prüfungsamt für zweite Staatsprüfungen für Lehrämter an Schulen - Dortmund - Abtlg. Sonderpädagogik von Nicole Marcella Liesenhoff Studienseminar für das Lehramt für Sonderpädagogik - Gelsenkirchen - Fachleiter: Datum: 24.08.2001 Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung 1 Problemstellung 1 1.1 Bedürfnislage der Schülerin und des Schulpersonals 1 1.2 Bedürfnislage der Eltern 2 2 Interpersonaler und situativer Kontext der Schülerin 3 2.1 Anamnestische Daten 4 2.2 Zusammengefasste Verhaltensbeobachtungen 5 2.3 Ätiologische Erklärungsmodelle 7 2.3.1 Medizinische Indikation 7 2.3.2 Psychoanalytische Indikation 8 2.3.3 Verhaltenstheoretische Indikation 8 2.3.4 Sozioökologische Indikation 8 2.3.5 Kombination der Erklärungsmuster 9 2.4 Mögliche Bedeutungen und Funktionen des auffälligen Verhaltens 9 2.5 Förderbedarf und Zielformulierungen 13 3 Entwicklung eines individuellen, kombinierten Förderkonzeptes 14 3.1 Verhaltensmodifikation 16 3.1.1 Allgemeine Informationen 16 3.1.2 Situationsbezug 17 3.1.3 Praktische Umsetzung 19 3.2 23 Spielen als pädagogisch-therapeutisches Verfahren 3.2.1 Allgemeine Informationen 23 3.2.2 Situationsbezug 24 3.2.3 Praktische Umsetzung 25 3.3 27 Pädagogische Mototherapie 3.3.1 Allgemeine Informationen 27 3.3.2 Situationsbezug 28 3.3.3 Praktische Umsetzung 29 4 31 Resümee Literaturverzeichnis I A Anhang A A.1 Kategorien zur Anamneseerhebung A A.2 Beobachtungsbögen A A.2.1 Zusammengefaßte Verhaltensbeobachtungen der Schülerin Lena B A.2.2 Gelegenheitsbeobachtungen E A.2.3 Beobachtungen durch einen Kollegen F A.2.4 Verhaltensbeobachtungen von mehreren Kollegen G A.3 Tokensystem H A.4 Übersicht über das kombinierte Konzept Erklärung I Einleitung Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung eines individuellen Förderkonzeptes für eine verhaltensauffällige, kognitiv eingeschränkte und körperbehinderte Schülerin der Klasse 3 an der Schule für Körperbehinderte. Eine Konzeptentwicklung ist mit dem Ziel unerwünschtes Verhalten zu vermindern und erwünschtes Verhalten aufzubauen sowohl für die Schülerin selbst, als auch für das "Klassenklima" von großem Interesse, um eine ausreichende Förderung und Inhaltsvermittlung für alle Schüler der Klasse 3 gewährleisten zu können. Neben allgemeinen ausreichen, um pädagogischen den spezifischen Umgangsformen, Situationen, die Bedürfnis- nicht und Problemlagen von Lenas Verhalten gerecht zu werden, bedarf es der zusätzlichen Förderung eines situationsangemesseneren Verhaltens in individueller Form und Passung. Die Entwicklung eines individuellen Förderkonzeptes für die betreffende Schülerin Lena resultiert zunächst aus den Schwierigkeiten, die sich in ihrem Verhalten innerhalb des Schulalltages aber auch Zuhause zeigen. Hieraus ergeben sich die Bedürfnislage von Schülerin, Schulpersonal und Eltern, die im ersten Schritt dargestellt werden. Um ein sinnvolles individuelles Förderkonzept entwickeln zu können, muss das Bedingungsfeld der Schülerin umrissen werden. Einige in Frage kommende Erklärungsansätze werden über ätiologische Zusammenhänge erörtert, aus denen sich im nächsten Schritt der Förderbedarf bzw. die Förderziele in kurzfristiger, mittelfristiger und langfristiger Form formulieren lassen. Das individuell entwickelte Förderkonzept ist eine Kombination aus bestehenden Ansätzen zur Förderung verhaltensauffälliger Schüler. Es handelt sich im vorliegenden Falle um eine individuelle Zusammenstellung von Methoden, die zur Verbesserung des Verhaltens, im Sinne einer Verminderung der Symptomatik der betreffenden Schülerin Lena beitragen soll. Diese sollen in modifizierter Form als "kombiniertes Konzept" in Zukunft in der Schule Anwendung finden. Nach einer kurzen theoretischen Abhandlung werden, bezogen auf die formulierten Förderziele, erste Schritte der praktischen Umsetzung dargestellt. Da die vorliegende Arbeit sich mit der Entwicklung des Förderkonzeptes beschäftigt und eine Erprobungsphase erst im kommenden Schuljahr durchgeführt wird, kann sich vor dem Hintergrund gemachter Erfahrungen eine Evaluation zunächst nur auf Vermutungen aufbauen. Neben einem kurzen Anriss von Möglichkeiten zur Überprüfung der Effektivität werden Gedanken zur Generalisierung beschrieben. Im Anschluss daran findet die Arbeit ihren Ausklang in einem Resümee. Die pädagogischen Handlungsfelder, die dieser Arbeit schwerpunktmäßig zugrunde liegen, lassen sich aus dem Titel der Arbeit und dem Aspekt der Bedürfnislage der Eltern erklären. Das Konzept zur "Förderung" eines situationsangemesseneren Verhaltens, basiert auf einer hinreichenden interdisziplinären "Kooperation" und einer kooperativen Zusammenarbeit mit den Eltern, welche den Grundstein einer effizienten Anwendung für das entwickelte Konzept bilden. Die Aspekte zu den Lehrerfunktionen "fördern" und "kooperieren" fließen in die Abhandlung einzelner Kapitel mit ein. Anmerkungen: 1) Im Hinblick auf die Konzeptentwicklung wird der Fokus innerhalb der vorliegenden Arbeit vornehmlich auf das negativ auffallende Verhalten der Schülerin Lena gerichtet, um den Förderbedarf nach angemessenerem Verhalten deutlich zu machen. Die Verfasserin dieser Arbeit schätzt die Schülerin Lena insgesamt als eine Person, die dennoch viele positive Eigenschaften und Fähigkeiten in sich birgt. 2) In dieser Arbeit werden aus Gründen der flüssigeren Lesbarkeit in der Regel nur die männlichen Nennformen für beide Geschlechter verwendet, mit Ausnahme der Schülerin selber. Dabei ist keine Diskriminierung des weiblichen Geschlechtes beabsichtigt. 3) In der vorliegenden Arbeit sind einige Informationen gekennzeichneten Quellen entnommen, die nicht als Anlage beigefügt werden können, wie z.B. die Schülerakte, Bedingungsfeldanalyse, Teamgespräche, Protokolle von Elterngesprächen etc. Diese können jedoch eingesehen werden. 4) Der Name der Schülerin ist aus Gründen des Datenschutzes geändert worden. -1- 1 Problemstellung Lenas Verhalten bereitet sowohl im Schulalltag als auch Zuhause oftmals große Schwierigkeiten. In der Klasse kommt es häufig zu eskalierenden, spannungsreichen Situationen, die ein inhaltliches, förderndes Arbeiten weder für Lena, noch für die anderen Schüler möglich machen. Auch in den Differenzierungsgruppen, in der Therapie, beim Bustransport und auch zu Hause bei den Eltern treten solche Situationen oftmals auf. Die Problemstellungen, die eine Konzeptentwicklung zur Verbesserung von Lenas Verhalten erforderlich machen, ergeben sich vornehmlich auf den folgenden Ebenen, wobei insbesondere die Schulsituation von der Verfasserin aus eigener Erfahrung beurteilt wird. 1.1 Bedürfnislage der Schülerin und des Schulpersonals Um die Ausgangslage bzw. die Problemstellung zu verdeutlichen, müssen einige Aspekte von Lenas Verhalten, mit dem Hinweis auf eine spätere konkretere Beschreibung, kurz angesprochen werden (Verweis: Kapitel 2, S. 3 ff). Lena erscheint als ein Kind voller Widersprüche. Ihr Verhalten ist besonders durch wenig Ruhe bzw. große Unruhe, Freundlichkeit aber auch starke Aggressionen gekennzeichnet, die sie nicht nur Mitschülern gegenüber oftmals in starkem Maße auslebt, sondern auch Lehrern gegenüber in distanzloser Art sichtbar werden läßt. Offene, unstrukturierte Phasen provozieren Lena häufig zu schwierigen Verhaltensweisen. Entstehende Aggressivität in positive Bahnen umzulenken fällt oft sehr schwer. Sowohl im Schulalltag, als auch zu Hause (Aussage der Eltern) bindet sie durch ihre permanenten Ausbrüche eine Person an sich (vgl. ZEUGNIS 2001). Es sollte jedoch auch hinzugefügt werden, dass Lena sich in einer Klasse befindet, die insgesamt große Probleme im "sozialen Miteinander" aufweist. Dennoch ist erkennbar, dass Schwierigkeiten oft durch Lenas Aktionen ausgelöst werden. Lenas Verhalten hat sich in der letzten Zeit zunehmend verschlechtert. Dieser Eindruck intensivierte sich nach regelmäßig geführten Gesprächen mit Lehrern und Therapeuten (interdisziplinäre Kooperation). Das Bedürfnis nach einem Konzept zur -2- Förderung angemesseneren Verhaltens von Lena wurde formuliert, um in der Klasse ein inhaltliches Arbeiten und eine entspanntere Atmosphäre für Lena und alle anderen Schüler, aber auch das Schulpersonal, gewährleisten zu können. Bestärkt wird das permanente Verlangen durch Erzählungen der Eltern. Um über Lenas Verhalten und Probleme zu Hause auf dem Laufenden zu bleiben und um Zusammenhänge für Lenas Verhalten so genau es geht eruieren zu können, finden in regelmäßigen Abständen Gespräche mit einem Elternteil (meist mit der Mutter) und dem Lehrpersonal statt. Nur auf der Ebene einer interdisziplinären Kooperation und der kooperativen Zusammenarbeit mit den Eltern kann eine Problemlösungsstrategie entwickelt werden, die zu einer Besserung der täglich schwierigen Situationen führen soll. 1.2 Bedürfnislage der Eltern Die Bedürfnislage der Eltern ist aus den Gesprächen mit ihnen deutlich hervorgegangen. Insbesondere die Mutter, die in großem Maße um Lena bemüht ist, stellt sich selbst im Umgang mit ihrer Tochter zunehmend hilfloser dar. Das Bedürfnis nach Besserung des unangemessenen (laut Aussage der Mutter: egozentrischen, aggressiven, gleichgültigen, provozierenden etc.) Verhaltens ihrer Tochter in unterschiedlichen täglichen Situationen, deckt sich weitestgehend mit dem des Lehrpersonals, und ist die beste Voraussetzung für eine kooperative Zusammenarbeit beider Seiten. Lena zeigt Zuhause eine massive Zunahme an Verhaltensauffälligkeiten, die dadurch geprägt sind, dass sie sich nicht an Absprachen hält, ständig wegläuft, Gegenstände absichtlich zerstört etc. Auch der Bustransport zur Schule ist im Moment nicht durchführbar, da sie während der Fahrt dem Fahrer ins Lenkrad greift, die Türen aufreißt und Mitschülern gegenüber handgreiflich wird, die sie zudem verbal traktiert. Nun wird Lena von ihrer Mutter selber zur Schule gefahren und auch wieder abgeholt. (Quellenangabe: Gesprächsprotokolle der Elterngespräche vom 30.04., 29.05. u. 19.6.01, pädagogisches Tagebuch der LAA etc.). Weitere Beschreibungen zu Lenas Verhalten und ihrem Bedingungsfeld, sind dem Kapitel 2, S. 3 ff u. Anhang, S. B ff zu entnehmen. -3- Aus den hier kurz beschriebenen Schwierigkeiten, die sich aus Lenas Verhalten im Schulalltag und dem Alltag zu Hause ergeben, kann man feststellen, dass Lena eine Förderung zu situationsangemessenerem Verhalten erhalten sollte, um ihr das Leben sowohl in der Schule als auch Zuhause in vielerlei Hinsicht zu erleichtern. Welche konkreten Zielsetzungen und welche Methoden diesbezüglich angewendet werden sollen, ergibt sich aus den lebensweltlichen Zusammenhängen der Schülerin Lena. 2 Interpersonaler und situativer Kontext der Schülerin Die Aufbereitung der Verhaltensauffälligkeiten ist ein komplexer Vorgang der sowohl Sorgfalt, Zeit, multiprofessionelles Vorgehen, interdisziplinäre Zusammenarbeit als auch die Kooperation mit den Eltern erfordern. Um sich pädagogisch zurecht zu finden, weist THEUNISSEN auf die Wichtigkeit hin, dass die "ganze" Person im interpersonalen und situativen Kontext zu erfassen ist (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 28). Um eine Arbeitshypothese bzw. Förderziele, im Rahmen einer "VerstehensDiagnose" formulieren zu können, die als Ausgangslage für weitere Maßnahmen dienen sollen, erscheint es also notwendig, sich näher mit Lena und ihrem Bedingungsfeld bzw. mit den Situationen in denen auffälliges Verhalten auftritt, auseinanderzusetzen, um von dort aus die multifaktorielle Bedingtheit ihrer Verhaltensauffälligkeiten ableiten zu können, welche als Basis für eine individuelle Konzeptentwicklung notwendig ist. Dabei wirft eine systematische Klassifikation und Katalogisierung von Lenas auffälligem Verhalten Schwierigkeiten auf. Auffälliges Verhalten ist im lebensweltbezogenen, systemökologischen Kontext zu betrachten, die Symptomatik ist vielfältig und hängt stets von dem Urteil anderer Personen ab, ist also insgesamt immer subjektiv bemessen. Somit kann keine allgemeingültige Definition für "auffälliges Verhalten" formuliert werden, sondern nur vor dem Hintergrund einer zugrundeliegenden Bezugstheorie, wie z.B. hier der zugrundeliegenden systemökologischen Sichtweise, ein Beschreibungsansatz formuliert werden. Demzufolge handelt es sich bei auffälligem Verhalten um ein spezifisches, problemlösendes, also für den "Symptomträger" ein sinn- -4- machendes Verhalten, welches für das Individuum Bewältigungscharakter hat und als Ausdruck einer Beziehungsstörung zwischen ihm und der Umwelt zu interpretieren ist (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 19). Um den Ursachen und Funktionen für Lenas Verhalten genauer auf den Grund zu gehen, werden nun im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit einige allgemeinanamnestische Daten und mögliche Ursachen für einige wesentliche Verhaltensweisen von ihr beschrieben. Dabei richtet sich der Fokus auch auf deren mögliche Bedeutungen und Funktionen für Lena, um auf der Basis einer "Verstehens-Diagnose" ein individuelles Förderkonzept für sie entwickeln zu können. Die Ausführungen dazu beziehen sich insbesondere auf Beobachtungen des Schulalltages, die zusammengefasst aufgeführt werden (Verweis: Anhang, S. B ff). Die Beobachtungsdaten sind sowohl den in der Einleitung genannten Beobachtungsbögen Quellen entnommen, zusammengetragen, als welche auch aus blanko als Kopiervorlage dem Anhang angefügt sind (Verweis: Anhang, S. E, F, G). 2.1 Anamnestische Daten Bei der betreffenden Schülerin handelt es sich um ein Mädchen deutscher Herkunft, im Alter von nun mehr 9,7 Jahren. Laut Akte hat Lena eine sehr seltene Behinderung, das sog. Hanhart-Syndrom, welches jedoch nicht in seinem Vollbild ausgeprägt ist. Die Behinderung von Lena ist im Groben gekennzeichnet durch • eine Intelligenzminderung, • massive Konzentrationsstörungen, die unter anderem durch absolute Sprunghaftigkeit und sehr große Ablenkbarkeit gekennzeichnet sind, • eine übermäßige Reaktion auf Außenreize, • Verhaltensauffälligkeiten im sozialen Bereich, • eine Hypermotorik, mit kaum zu kontrollierendem Bewegungsdrang und mangelnder Gefahreneinschätzung, • eine psychomotorische Entwicklungsverzögerung, mit unterent- wickeltem Körperschema, Koordinationsschwäche, problematischer Raumlage-Wahrnehmung und Visuomotorik, -5- • Fehlbildungen beider Füße und der rechten Hand, • eine erheblich gestörte Feinmotorik mit leichtem Tremor, • eine eher unauffällig erscheinende Grobmotorik, • eine Sprachentwicklungsverzögerung, • eine Anfallsbereitschaft, die medikamentös eingestellt ist. (Quelle: Schülerakte) Der Schülerakte ist weiter zu entnehmen, daß Lena kurz nach ihrer Geburt als Adoptivkind bei einer Arztfamilie mit einer weiteren, 9 Jahre älteren und ebenfalls adoptierten Schwester lebt. Das Verhältnis der beiden Kinder scheint sehr problematisch zu sein (laut der Elterngespräch vom 30.04.01). Lena wird in ihrer Familie unterstützt und erhält durch vielfältige Angebote die Möglichkeit sich positiv entwickeln zu können. Zum Großteil wird sie von einer Tagesmutter betreut, die für sie eine starke Bezugsperson darstellt, insbesondere dann, wenn die Mutter arbeiten geht. Erschwerend kommt im Moment hinzu, dass sich die Eltern von Lena in absehbarer Zeit trennen werden und es Streitigkeiten um das Sorgerecht der Kinder geben wird. (vgl. MYSCHKER 1993, S. 130; Quellen: Bedingungsfeldanalyse, Elterngespräche vom 30.04., 29.05. u. 19.06.01, Schülerakte) 2.2 Zusammengefasste Verhaltensbeobachtungen Um ein individuelles Förderkonzept entwickeln zu können, müssen dem IST-SOLL-WEG-Raster folgend (IST-Lage beschreiben, Ziele beschreiben, pädagogische Maßnahmen festlegen) die wichtigsten Informationen zur IST-Lage von Lena, aus Beobachtungsbögen, Gesprächen, Zeugnissen, Erinnerungen, pädagogischem Tagebuch, Therapieberichten etc., zusammengetragen werden. Um die Komplexität der auftretenden Verhaltensschwierigkeiten zu erfassen, werden diese zusammengefasst, folgenden Bereichen zugeordnet aufgeführt: -6- a) Sozialverhalten gekennzeichnet z.B. durch Egozentrik, Distanzlosigkeit, Aggressionen anderen gegenüber, mangelndes Gemeinschaftsgefühl, soziales Desinteresse, Lügen, andere zu Unsinn anstiften, Dominanz schwächeren Schülern gegenüber, andere verletzen, schlagen etc., b) Spiel, Arbeits- und Leistungsbereich gekennzeichnet z.B. durch mangelnde Ausdauer und Konzentration, Interessenlosigkeit, Arbeitsflucht, Regelverletzung etc., c) Somatisch-psychischer Bereich gekennzeichnet z.B. durch Hyperaktivität, Jactationen, ständiges Hinund Herrennen etc., d) Psychischer Bereich gekennzeichnet z.B. durch Stimmungsschwankungen, läppisches Verhalten etc., e) Sachobjekten gegenüber gekennzeichnet z.B. durch Zerstören, Beschädigen von Objekten anderer, unsachgemäßer Umgang, Gleichgültigkeit etc. (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 30-31). Dabei unterscheidet REDLICH (1967; vgl. THEUNISSEN 1995, S.32) nach schwerer, ausgeprägter und extremer Auffälligkeit, wobei dies situationsgebunden unterschiedlich ausgeprägt auftritt und von der subjektiven Einschätzung des Betrachters abhängig ist und auch schwankt. Lenas Verhalten ist derart komplex und an viele Situationen gebunden, so dass im Rahmen dieser Arbeit nur ein komprimierter Einblick in die oft schwierigen Verhaltensweisen von Lena gewährleistet werden kann. Einige konkretere Angaben sind exemplarisch dem Anhang zu entnehmen (Verweis: Anhang S. B ff). Nach einer kurzen Darstellung der ätiologische Zusammenhänge von Lenas auffälligem Verhalten, wird ein Interpretationsansatz gewagt, woraus konkrete Zielformulierung und die Entwicklung eines individuellen Förderkonzeptes abgeleitet werden. -7- 2.3 Ätiologische Erklärungsmodelle Auf der Grundlage der anamnestischen Daten und der zusammengefassten Verhaltensbeobachtungen provoziert auffälliges Verhalten neben Annahmen über Ursachen und Bedingungen seiner Entstehung auch dazu, über den Sinn im aktuellen Lebenszusammenhang von Lena nachzudenken. Zur Entwicklung eines individuellen Förderkonzeptes, mit dem Ziel des Aufbaus situationsadäquater Fähigkeiten und der Verminderung unangemessener Verhaltensweisen, ist es notwendig, die Hintergründe für Lenas oftmals als schwierig empfundenen Verhaltens, tiefer zu ergründen. Man kann davon ausgehen, dass die Entstehung auffälligen Verhaltens multifaktoriell ist, das heißt man muss auch in Lenas Fall die vielfältige Bedingtheit ihrer Verhaltensauffälligkeiten beachten. Die folgende Ausführung soll einige denkbare Erklärungsansätze, im Sinne einer "Verstehens-Diagnose" nach THEUNISSEN beschreiben, die der pädagogischen Arbeit mit Lena im wesentlichen zugrunde liegen (vgl. BERGSSON 1998, S. 17; HACKENBERG 1996; SENCKEL 1997; THEUNISSEN 1995, S. 12 ff; DERS. 1992, S. 33 ff.). Hierbei handelt es sich um zusammengetragene, z.T. interpretierte Fakten, basierend auf Gesprächen in der Schule mit Pädagogen und Therapeuten und mit den Eltern. 2.3.1 Medizinische Indikation Nach dem medizinischen Erklärungsmodell haben viele Verhaltensstörungen eine organische Grundlage. Demzufolge ist eine Ursache für Lenas Verhaltensauffälligkeiten durch eine hirnorganische Dysfunktion indiziert. Bei der Betrachtung ihres Behinderungsbildes (Verweis: Kapitel 2.1, S. 4 ff) ist ein Zusammenhang zwischen dem organpathologischen Befund und den Auffälligkeiten ihres Verhaltens nicht auszuschliessen (Quelle: Schülerakte, Elterngespräche). Kritisch sei hier jedoch angemerkt, dass dieses Erklärungsmodell den Ausschluss des sozialen Wesens von Lena beinhaltet und somit sehr Defizit orientiert ist. Daher müssen ergänzend die folgenden Erklärungsansätze in Betracht gezogen werden (Verweis: Kapitel 2.3.2 ff, S. 8 ff). -8- 2.3.2 Psychoanalytische Indikation Der psychoanalytischen Theorie liegt die Annahme zugrunde, dass sich frühkindliche Erfahrungen lebenslang auswirken. Demnach wäre, rein interpretativ, Lenas Verhalten Ausdruck ihrer inneren Not, evtl. zustande gekommen durch den Verlust der leiblichen Mutter und der insgesamt, gerade momentan schwierigen Verhältnisse in der Adoptivfamilie (Verweis: Kapitel 2.1, S. 4 ff; vgl. BERGSSON 1998, S. 18 ff; SENCKEL 1997; THEUNISSEN 1992, S. 35 ff). Um genauere Zusammenhänge interpretieren zu können bedarf es der Profession eines Psychoanalytikers, die hier jedoch nicht vorliegt. 2.3.3 Verhaltenstheoretische Indikation Das Erklärungsmodell der verhaltenstheoretischen Indikation geht davon aus, dass bestimmte auffällige Verhaltensweisen von Lena gelernt sind. Dieser Ansatz zielt darauf ab, das ge-lerntes Verhalten auch wieder verlernt werden kann (vgl. BERGSSON 1998, S. 20 ff). Den Beobachtungen des Schulalltags nach zu urteilen, scheinen manche Verhaltensweisen von Lena tatsächlich an-ge-lernt zu sein. Erfahrungsgemäß kann demnach ein Ziel sein, Lena durch positive Verstärkung zu selbststeuerndem Verhalten hinzuführen. Auf diesem Ansatz basiert das alltagsbegleitende Informationen sind Konzept dem der Kapitel Verhaltensmodifikation. zur Weitere Konzeptionsentwicklung zu entnehmen (Verweis: Kapitel 3.1, S. 16 ff). 2.3.4 Sozioökologische Indikation Dem sozioökologischen Ansatz liegt zugrunde, dass Lenas auffälliges Verhalten durch ein Ungleichgewicht zwischen Erwartungen, Forderungen und Angeboten, die nicht dem Bedürfnis und den Fähigkeiten von Lena entsprechen, zustande kommt (vgl. BERGSSON 1998, S. 22 ff; HACKENBERG 1996, S. 10). Die zusätzlich systemische Sichtweise beinhaltet, dass Lenas Verhalten für sie in ihrem System Sinn macht, was für Außenstehende jedoch oftmals schwer nachvollziehbar ist (vgl. BERGSSON 1998, S.23). Demzufolge bleibt auffälliges Verhalten im Zuge der Sinnhaftigkeit für Lena als solches bestehen (Verweis: Kapitel 3.1.2, S. 17 ff). -9- 2.3.5 Kombination der Erklärungsmuster Vor dem Hintergrund des interpersonalen und situativen Kontextes von Lena besteht die Vermutung, dass Lenas Verhaltensauffälligkeiten ein Konglomerat aus den beschriebenen Erklärungsansätzen ist. Demzufolge ist eine Kombination aus genannten Erklärungsmodellen als Ursache für Lenas Verhalten anzusehen. Genau genommen ist das nicht situationsadäquate Verhalten von Lena insgesamt auf eine behinderungsbedingte, psychosoziale, emotionale Entwicklungsverzögerung unter Berücksichtigung weiterer behinderungsspezifischer Bedingungen, wie kognitiver und motorischer Einschränkungen etc. zurückzuführen (vgl. BERGSSON 1998, S. 24; FISCHER 1995). Diese werden durch lerntheoretische Konstrukte des täglichen Lebens, unter Berücksichtigung möglicher Bedeutungen und Funktionen, die bestimmte Verhaltensweisen für Lena haben, verstärkt und erhalten. 2.4 Mögliche Bedeutungen und Funktionen des auffälligen Verhaltens Neben den allgemeinen Ursachen für das auffällige Verhalten von Lena ist es von Bedeutung, im Sinne einer "Verstehens-Diagnose" (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 28; FISCHER 1995, S. 65) das Spektrum möglicher Bedeutungen und Funktionen des auffälligen Verhaltens enger zu fokussieren. Dabei ist auch hier eine sogenannte "verstehende Vorgehensweise" auf interdisziplinäre Kooperation und Kooperation mit dem Elternhaus, z.B. durch Gespräche, hin angelegt, um die Bedeutungen und Funktionen bestimmter Verhaltensweisen so genau wie möglich eruieren zu können. Dabei geht es darum, zu erkennen, dass bei ein und demselben Verhalten verschiedene Erklärungen denkbar sind. Hierfür folgend einige Hypothesen als Beispiel, bezogen auf die Schülerin Lena: Vermeidungshypothese Lena versucht oftmals für sie unangenehme Situationen zu vermeiden und Aufforderungen, wie auch Lehreranweisungen oder –leistungen auszuweichen. Aufgaben und Wünsche führen bei Lena oft dazu, dass sie wegrennt oder die Arbeit verweigert. Damit zieht sie dann die - 10 - pädagogische Aufmerksamkeit auf sich und lenkt von der eigentlichen Aufgabenstellung ab. Überforderungshypothese Diese steht der Vermeidungshypothese sehr nah und zeigt zum Beispiel o.g. Verhalten in Situationen, in denen Lena sich überfordert fühlt. Unterforderungshypothese In diesem Falle verhält sich Lena auffällig, wenn sie infolge sensorischer Deprivation oder mangels an entwicklungsgemäßen, stimulierenden Aufgabenstellungen unterfordert ist. Sie macht dann Unsinn und versucht Mitschüler anzustecken. In anderen Situationen führt Lena sich selber Reize zu, um sich scheinbar zu stimulieren (z.B. matscht sie mit den Händen auf einem zu bedruckenden Blatt herum, haut darauf etc.). Zuwendungshypothese Lena benötigt die permanente Aufmerksamkeit für sich und fordert diese auch in vielen Situationen für sich ein. Dabei geht es ihr primär um die kommunikative Zuwendung. Verhaltensweisen in diesem Zusammenhang, können erfahrungsgemäß auch als gelernt interpretiert werden. Durch ihre permanenten, auffallenden Verhaltensweisen versteht sie es, sich in den Mittelpunkt der Geschehnisse zu bringen. Durch ihr oft provokatives (und teilweise zerstörerisches) Verhalten bewirkt sie in solchen Situationen die Bindung einer Person nur an sich. Insbesondere bezüglich dieser Hypothese müssen die Pädagogen, Therapeuten und möglicherweise auch die Eltern neue Handlungsstrategien entwickeln (Verweis: Kapitel 3.1, S. 16 ff). Kontrollverlusthypothese Unüberschaubare, meist in Anwesenheit von mehr als 5 Personen, komplexe Situationen, im Sinne von Reizüberflutungen, denen Lena sowohl in der Schule, als auch privat ausgesetzt ist, kann sie nur durch Unsinn machen und Aufmerksamkeit auf sich ziehen entrinnen. - 11 - Da sich in Lenas Klasse mehrere, als sehr verhaltensschwierig eingestufte Schüler befinden, ist zu beobachten, dass Lena in ungeregelten Situationen die Kontrolle über ihr Verhalten zunehmend verliert und entweder das Verhalten anderer nachahmt (Verweis: Kapitel 3.1.1, S. 16 ff; vgl. ZIMBARDO 1995) oder sich selbstbestimmt unkontrolliert verhält. In solchen Situationen wird Lena hin und wieder zu einer Auszeit ("time-out") gebeten, um die Kontrolle über sich wieder zu gewinnen. Durchsetzungsstrategie Lena versucht mit vielen Mitteln die Aufmerksamkeit von Erwachsenen auf sich zu ziehen. In dem Moment, wo es ihr gelingt, hat sie mit ihrem Verhalten Erfolg und setzt sich gegen die anderen Schüler durch, die auch dazu neigen, Lehrerpersonen an sich binden zu wollen (Verweis: Kapitel 3.1.1 ff S. 16 ff). Das Verhalten wird in diesem Moment zu einem selbstbestimmten Verhalten, was allerdings restringent erscheint, da Lena nur über einfache Problemlösungsmuster (Coping) verfügt. Mittel der Spannungsabfuhr Lenas hyperaktiv bestimmtes Verhalten in der Klasse und auch zu Hause führt dazu, dass Lena extrem unruhig ist und scheinbar ständig Bewegung braucht. Handlungsorientierter Unterricht und körperliche (sportliche) Betätigungen tragen zu einer Entladung ihrer Energie, die sie ansonsten nicht zu kompensieren weiss, bei (Verweis: Kapitel 3.3.2, S. 28 ff). Mittel der Kommunikation Lena kann sich zwar verbal ihren Verhältnissen entsprechend gut ausdrücken, dennoch fehlen ihr teilweise Problemlösungsstrategien sich in Konfliktsituationen verbal auszudrücken, was dazu führt, dass sie dann z.B. handgreiflich wird. Demnach ist ihr situatives Verhalten auch als Mittel der ihr möglichen Kommunikation zu sehen. Lerntheoretische Sicht Wie aus der vorangegangenen Ausführung bereits hervorgegangen ist, scheinen auch lerntheoretische Mechanismen dazu geführt zu haben, - 12 - dass Lena einige Verhaltensweisen, im Sinne einer negativen Konditionierung (Verweis: Kapitel 3.1, S. 16 ff) gelernt hat, und diese Verhaltensweisen eigendynamisch dazu geführt haben sich zu automatisieren. Mit dem Hinweis, dass geistigbehinderte Kinder, wie Lena, ihr Verhalten nicht reproduzieren, sondern dies auch aus einem Zwang heraus entwickeln können (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 35 ff). Crowding Dieses Phänomen entsteht, wenn viele Personen auf einem engen Raum zusammengefasst sind und sich nicht ihrem persönlichen Bewegungsdrang und Freiraum nach bewegen können (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 43). Beobachtungen veranlassen zu der Annahme, dass Lena einen großen persönlichen Raum benötigt, um ihre Bedürfnisse abzudecken. Bei Durchbrechen von Lenas persönlichem Raum kann es z.B. zu aggressivem Verhalten kommen. Ein unlösbares Problem dieses Phänomens scheint darin zu liegen, neben den eingeschränkten Räumlichkeiten und den Bedürfnissen der anderen Schüler, Lenas Bedürfnissen diesbezüglich gerecht zu werden, zumal Lena nicht in der Lage ist andere Personen mit deren Bedürfnissen wahrzunehmen. Zusammenfassend kann man sagen, dass es viele Gründe, Funktionen und Bedeutungen gibt, weshalb Lena sich in bestimmten Situationen nicht situationsangemessen und sogenannt verhaltensauffällig benimmt. Die jeweiligen Situationen lassen auf der Grundlage der beschriebenen Hypothesen unterschiedliche Interpretationen zu. Mit Bestimmtheit läßt es sich jedoch nie sagen, wieso Lena sich gerade jetzt entsprechend verhält. Man kann nur spekulieren, weiterhin gezielt beobachten und miteinander in Kooperation versuchen immer wiederkehrende Situationen zu analysieren. Aus den sich ergebenden Erkenntnissen sollten sich die Beteiligten bemühen Abhilfe zu schaffen, um Lena zu angemessenerem Verhalten zu verhelfen. Hier liegen jedoch auch die Schwierigkeiten, denn selten genug läßt es der Schulalltag in der Realität zu, den Aspekt des "Verstehenden Vorgehens" nach THEUNISSEN (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 27 ff) zu - 13 - praktizieren. Lena ist wie erwähnt, in ihrer Klasse nicht die einzige verhaltensauffällige Schülerin. 2.5 Förderbedarf und Zielformulierungen An der Schule für Körperbehinderte, an der Lena beschult ist, werden die Schüler nach individuellen Förderplänen in Anlehnung an entsprechende Richtlinien (für Lena gelten die "Richtlinien für Geistigbehinderte") unterrichtet und gefördert. Die Zielsetzungen zur Förderung angemesseneren Verhaltens, die sich aus den vorangegangenen Ausführungen bezüglich des auffälligen Verhaltens von Lena ergeben, sind auch unter Berücksichtigung ihres schulischen Förderplanes formuliert worden. Vor dem Hintergrund von Lenas lebensweltlichen Bezügen, werden neben lang-, und mittelfristigen Zielsetzungen, zunächst konkrete Förderziele für die nahe Zukunft, die den Bereichen Sozialverhalten, Spielen und Motorik zuzuordnen sind formuliert, die als Grundlage des vorliegenden individuellen Förderkonzeptes für die Schülerin Lena dienen sollen: Kurzfristige Zielsetzung Mittelfristige Zielsetzung Lena soll lernen, Lena soll lernen, im Sozialverhalten • Regeln zu beachten, • ruhig und verträglich neben den Sitznachbarn sitzen zu bleiben, • Mitschüler nicht mit Worten zu ärgern, • Mitschülern gegenüber nicht handgreiflich zu werden, • in Konfliktsituationen eigene Wünsche und Ansprüche zurückzustellen, • Eigentum und Arbeiten anderer nicht wegzunehmen oder zu zerstören, • • • • • • Langfristige Zielsetzung Lena soll lernen, Regeln besser einhal- • ten zu können, sich weniger egozentrisch zu verhalten, ihre Bedürfnisse zurückzustellen, sich weniger ablenken zu lassen und ausdauernder zu arbeiten, Unruhephasen mit Ausruhphasen oder Bewegungsphasen aufzufangen, Lösungsstrategien für bestimmte Situationen zu entwickeln. situationsadäquates Verhalten zu entwickeln. - 14 - Kurzfristige Zielsetzung Mittelfristige Zielsetzung Langfristige Zielsetzung im Spielverhalten • Spielregeln anzunehmen • gemeinsam zu spielen, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Spielpartner, im motorischen Verhalten • während des Unterrichts auf dem Platz sitzen zu bleiben, • ruhiger und verträglich nebeneinander zu sitzen und zu arbeiten. Tabelle 1 (Quellen: Förderplan und Zeugnis 2001, Verhaltensbeobachtungen, vgl. RICHTLINIEN, S. 105, 109 ff, 113, 128, 133). Wie bislang den Ausführungen der vorliegenden Arbeit zu entnehmen ist, ist das Verhalten von Lena auf mehreren Ebenen als auffällig zu bezeichnen (Verweis: Kapitel 2.2, S. 5 ff u. Anhang, S. B ff). Anhand der hohen Komplexität kausaler Zusammenhänge und Erscheinungsformen wird jedoch auch deutlich, dass es nicht möglich ist, alle als unerwünscht auffallenden Verhaltensweisen von Lena gleichzeitig zu modifizieren. Mittels der vielfältigen Erfassung der IST-Lage (Verweis: Kapitel 2.2, S. 5 ff u. Anhang, S. B ff), der Berücksichtigung der ätiologischen Zusammenhänge (Verweis: Kapitel 2.3, S. 7 ff) und der Funktionen und Bedeutungen die Lenas Verhalten für sie haben (Verweis: Kapitel 2.4, S. 9 ff), wird im nächsten Kapitel auf der Grundlage der konkret formulierten Förderziele (Verweis: Tabelle 1), die im Einzelnen mit Lena erarbeitet werden, ein individuelles Förderkonzept entwickelt. 3 Entwicklung eines individuellen, kombinierten Förderkonzeptes Der Gedanke für Lena ein kombiniertes Konzept zu entwickeln, ist an den Grundgedanken von DANK angelehnt, die "Das kombinierte Konzept zur Förderung von schwerstbehinderten Menschen" entwickelt hat (vgl. DANK 1992). Demnach erscheint es wichtig einzelne Ansätze nicht in "Reinform" zu praktizieren, sondern verschiedene Fördermaßnahmen zu - 15 - kombinieren und zu modifizieren, um eine Passung an den individuellen Förderbedarf zu erreichen. Die Vorgehensweise zielt, wie bereits beschrieben, neben einem normativen Bezugsrahmen (Menschenbild, Erziehungsziele, Richtlinien; Verweis: Kapitel 2, S. 3 ff) auf eine offene, methodenintegrierte Förderkonzeption hin. Entwickelt unter Berücksichtigung der Schülerpersönlichkeit und deren lebensweltlichen Bezügen. Das kombinierte Konzept, welches dieser Arbeit zugrunde liegt, ist eine Kombination aus modifizierten Einzelkonzepten, das zur Förderung situationsadäquaterer Verhaltensweisen für die Schülerin Lena zusammengestellt worden ist. Für eine längerfristige Anwendung mit Erfolg, muss eine permanente Evaluation über die Eignung der einzelnen Konzepte und die IST-Lage (Verweis: Anhang, S. B ff) durch interdisziplinäre und elterliche kooperative Zusammenarbeit angestrebt werden. Neben allgemeinen pädagogischen Umgangsformen (Verweis: THEUNISSEN 1995, S. 128-138) sind insbesondere die speziellen Methoden zur Intervention auffälligen Verhaltens für Lena von Interesse, welchen jeweils Grundannahmen über die Kausalitäten (Verweis: Kapitel 2.3, S. 7 ff u. 2.4, S. 9 ff) als Basis dienen. In diesem Zusammenhang gibt THEUNISSEN an, dass eine effektive Förderung nur geleistet werden kann, wenn das Angebot nicht entkontextualisiert ist, sondern sich auf die Lebenswelt der jeweiligen Person bezieht. Demnach ist es wichtig, unter Berücksichtigung des Alltags von Lena, ein "therapeutisches Schulalltagsmillieu" auf der Basis einer lebensweltorientierten, behindertenspezifischen Konzeption anzustreben. Bei der Konzeptionsentwicklung und -durchführung ist die Förderung, hier angemesseneren Verhaltens als zentrale Kategorie der speziellen Pädagogik durch gemeinsames kooperierendes Handeln zu fokussieren (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 213 ff). Das Lehrerverhalten ist dabei nicht nur durch pädagogische, sondern auch durch therapeutische Anteile gekennzeichnet. Um Lena ein Angebot zu machen, von dem man begründet annehmen kann, dass es für sie Sinn macht und in die Ordnung ihres Lebens passt, müssen bei der Auswahl entsprechender Konzepte zuvor grundlegende - 16 - Entscheidung über die Praktikabilität für den Schulalltag unter Berücksichtigung von Lenas Interessen und Fähigkeiten, überdacht worden sein. Nach reichlicher Überlegung über Fähigkeiten von Lena und besondere Merkmale ihres Alltags (konditionierte Verhaltensweisen, Lernen am Modell, spielerisches Lernen und starker Bewegungsdrang) werden in Zukunft folgende Konzepte im Umgang mit Lenas Verhaltens- schwierigkeiten erprobt. 3.1 Verhaltensmodifikation 3.1.1 Allgemeine Informationen Die auf den Lerntheorien basierende Verhaltensmodifikation bedient sich den Prinzipien der Konditionierung und Verstärkung. Dieser lerntheoretische Ansatz geht davon aus, dass Verhalten durch Lernprozesse erworben ist, d.h. ge-lerntes Verhalten auch wieder ver-lernt werden kann (vgl. BERGSSON 1998, S. 20 ff). Dabei umfasst der Begriff Verhalten alle Reaktionen, die durch Lernen beeinflusst werden können, ebenso wie Gedanken, Handlungen und Gefühle. Ziel der Verhaltensmodifikation ist die Steigerung der Häufigkeit erwünschter und/oder Senkung der Häufigkeit problematischer Verhaltensweisen. Die Methoden basieren dafür auf der Grundlage des klassischen (PAWLOW) oder operanten Konditionierens (SKINNER) oder auf einer Kombination aus beiden. Bei der im vorliegenden Falle wesentlichen Methode des operanten Konditionierens wird ein Verstärkersystem (z.B. Tokensystem) eingesetzt, welches als Belohnung auf gewünschte Verhalten zu einem vermehrten Auftreten dessen führen soll (Lernen am Erfolg). Diese Verstärker sind für jede betreffende Person herauszufinden. Eine weitere, ergänzende Methode, die dem lerntheoretischen Paradigma folgt und für die Verhaltensmodifikation im Falle der Schülerin Lena von Bedeutung ist, ist die des Lernens am Modell oder Imitationslernen (BANDURA; vgl. MYSCHKER 1993, S. 177). Das Lernen am Modell beruht auf der Beobachtung anderer Personen in bestimmten - 17 - Situationen und der Nachahmung derer. Dabei werden Reaktionen dann besonders gut erworben, wenn die verhaltensauffällige Person beobachten kann, dass die Personen, die das erwünschte Verhalten zeigen, nach dem Prinzip der operanten Konditionierung, belohnt werden. Weitere Informationen zur Verhaltensmodifikation kann der interessierte Leser der aufgeführten Literatur entnehmen (BERGSSON 1998; MYSCHKER 1993, S.177 ff; KRECH/CRUTCHFIELD 1992; PETERMANN 1993, S. 94 ff; ZIMBARDO 1995). 3.1.2 Situationsbezug Laut DUMAS (1989; vgl. PETERMANN 1993, S. 94 ff) ist auffälliges, z.B. aggressives Verhalten erlernt. Es ist u.a. ein Resultat der Belohnung (im Sinne einer negativen Konditionierung) und Bestrafung, die das Kind im Laufe des Tages erfährt. Neben anderen aufgeführten zugrundeliegenden ätiologischen Zusammenhängen und Funktionen scheint dies im Hinblick auf Lenas schwieriges Verhalten in der Schule und die daraus resultierenden Verhaltensweisen der Pädagogen, Therapeuten etc. eine denkbare Erklärung für viele auftretende Schwierigkeiten mit Lena zu sein. Demnach wird Lenas Verhalten, gemäß einer negativen Verstärkungsmechanismus Konditionierung, aufrechterhalten, indem über ihr z.B. einen durch auffälliges Verhalten ihrerseits die Aufmerksamkeit geschenkt wird, die sie sucht (Verweis: Kapitel 2.4, S. 9 ff). Demzufolge muss das Verstärkungskontingent geändert werden und zwar dahingehend, dass positive Verhaltensweisen verstärkt und negative mehr ignoriert oder "bestraft" (gelöscht) werden. Hier wird ersichtlich, wie wichtig eine kooperative Zusammenarbeit aller Bezugspersonen von Lena ist, um sich nicht zu widersprechen und kontraproduktive pädagogische Handlungen zu vermeiden. Für eine kongruente Handlungsstrategie sind weitestgehend einhellige Meinungen zu bestimmten Situationen wichtig, worin möglicherweise die Schwierigkeiten in der Durchführung liegen könnten. Demnach muss zunächst einmal, in Absprache mit allen beteiligten Personen, eine gemeinsame pädagogische Handlungsstrategie im Kontext der Verhaltensmodifikation gefunden werden, nach der sich ein, in bestimmten Situationen berufener "Problem-Manager" - 18 - verhalten soll (Verweis: Kapitel 3.1.3, S. 19; vgl. THEUNISSEN 1995, S. 121 ff). Um sich zu vergegenwärtigen, in welcher Form die Verhaltensmodifikation im Falle der Schülerin Lena anzuwenden ist, bedarf es der Beantwortung spezifischer Fragestellungen bezogen auf die jeweils konkreten kurzfristigen Förderziele (vgl. PETERMANN 1993, S. 97). Diese müssen im Zuge einer permanenten kritischen Reflexion immer wieder neu beantwortet werden, um sich eine Vorstellung davon zu machen, wie sich die aktuelle Situation bei Lena in lerntheoretischer Hinsicht widerspiegelt. Ein Beispiel wird anhand des Förderziels "Lena soll die Regeln beachten" aufgeführt: Fragen Antworten 1. Wie hat sich die "Nichtbeachtung von • Regeln" entwickelt/wird aufrecht erhalten? • Durch Nichtbeachtung der Regeln wird Lena Aufmerksamkeit geschenkt. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit der Pädagogen wird das negative Verhalten von Lena aufrecht erhalten. 2. Auf welche Weise wird das uner- • wünschte Verhalten oft unabsichtlich verstärkt? Durch Zuwendung wird das negative Verhalten von Lena oft verstärkt. 3. Wie sollte das günstigste Verhalten der • Lehrer aussehen? Der Lehrer sollte das Fehlverhalten von Lena mehr ignorieren und umlenken. Positives (regelhaftes) Verhalten von Lena muss verstärkt werden. • 4. Wie sollte das günstigste Verhalten der • Eltern aussehen? Regeln, Absprachen und Verstärker (Handlungsstrategien) sollten mit denen in der Schule konform sein. 5. Welche Bedeutung haben klare Gren- • zen und Regeln für Lena? Lena braucht klare Grenzen und Regeln. Sie fordert diese immer wieder für sich ein, um ihren Alltag strukturieren zu können und sich zu orientieren. 6. Wie kann unangemessenes Verhalten • von Lena sanktioniert werden (worauf reagiert sie)? Durch weniger Zuwendung, durch Verteilen von Klassenaufgaben bei positivem Verhalten oder Entzug dessen, durch ein "time-out". Tabelle 2 - 19 - 3.1.3 Praktische Umsetzung Das Konzept zur Verhaltensmodifikation für Lena setzt sich im wesentlichen aus fünf Merkmalen unter Berücksichtigung einer interdisziplinären Kooperation und der Kooperation mit den Eltern zusammen. Es soll generell, gebunden an aufgestellte Regeln seine Anwendung wie folgt finden: 1) Alltagsbegleitende Umsetzung Das Verstärkerprogramm sollte, basierend auf der Aufstellung konkreter Regeln, alltagsbegleitend durchgeführt werden. 2) Verhaltensregeln für und mit Lena aufstellen In der Schule gibt es viele Regeln, an denen sich auch Lena orientiert. Um ihr Verhalten zu reglementieren und ihr mehr bewußt zu machen, was nicht erlaubt ist, aber vor allem welches Verhalten besonders wünschenswert ist, erscheint es sinnvoll, die kurzfristigen Förderziele als Verhaltensregeln (Verweis: Kapitel 2.5, S. 13 ff) anhand von Piktogrammen zu visualisieren und mit Lena im Gespräch oder in konkreten Situationen zu erarbeiten. Die Erarbeitung der Einhaltung von Regeln ist dann am sinnvollsten mit einem individuellen Verstärkersystem (Verteilung von "tokens") verbunden anzuwenden. 3) Problem-Manager wählen Im Zuge der extremen Strukturierung des Alltags, welche für die Orientierung und Sicherheit für Lena notwendig ist, ist es sinnvoll, für jede Unterrichtseinheit einen sogenannten "Problem-Manager" ("Chef") zu berufen. Er kümmert sich ausschliesslich um auftretende, schwierige Situationen, damit ein stringentes Vorgehen gewährleistet ist und in der Situation kein "Zuständigkeitsgerangel" der Kollegen entsteht. Für Lena und die übrigen Schüler ist dann auch Klarheit geschaffen, wer Ansprechpartner im Sinne einer Bezugsassistenz ist (vgl. THEUNISSEN 1995, S.121 ff). - 20 - 4) Tokensystem erarbeiten Das Tokensystem kann als Motivationssystem bezeichnet werden, bei dem Lena für das Ausführen zuvor definierter Verhaltensweisen bezogen auf die kurzfristigen Förderziele (Regeln) sogenannte "tokens" erwerben kann. Diese können in Form von Stempeln, die sich Lena aussuchen kann, an Lena verteilt und in einer "Tagesbilanz" (Verweis: Anhang, S. H) von Lena gesammelt werden. Nach jeder Phase des Schulalltags muss Lena reflektieren, ob sie sich an die entsprechend definierte Regel/-n gehalten hat und somit einen Stempel verdient hat oder nicht. Eine zuvor festgelegte Anzahl "tokens" (Stempel) können gegen verschiedene, vorher mit Lena festgelegte Privilegien in der Schule, die sie gerne erledigt, eingetauscht werden (z.B. ein Rollstuhlkind schieben, in der Pause Spielgeräte benutzen etc.). Die Verteilung der "tokens" sollte längerfristig nicht mehr nach jeder Unterrichtsphase statt finden, sondern nach jedem Tag und später z.B. nach einer Woche. Auf Dauer ist es auch wichtig, dass der Verstärker ausgeblendet wird und der Eintauschverstärker vermehrt mit sozialen Verstärkern gekoppelt ist (vgl. ORTNER 1991, S. 29). 5) Mitteilungsheft für Eltern, Lehrer und Therapeuten Da der Schulalltag in Differenzierungsgruppen gestaltet ist und nicht immer alle Lehrer anwesend sind, scheint es sinnvoll zu sein, ein Mitteilungsheft für Lenas Verhalten anzulegen, in das kurze Mitteilungen über besondere Verhaltensauffälligkeiten, aber auch positive Verhalten, kurz schriftlich fixiert werden, ebenso die Verhaltensregel, an die Lena sich halten soll. Dem beigefügt werden kann auch der Zettel zur Tagesbilanz, damit der entsprechende Lehrer ein "token" verteilen kann. Normalerweise kann Lena selber mitteilen, wenn etwas besonderes geschehen ist. Da sie, aufgrund ihrer kognitiven Einschränkung, ihr unangemessenes Verhalten jedoch noch nicht eingehend reflektiert oder manchmal absichtlich nicht die Wahrheit erzählt, ist die Einführung eines solchen Heftes wichtig. Lena soll dabei u.a. erkennen, dass alle Bezugspersonen sich über das - 21 - Verhalten von ihr informieren. Zudem gibt es allen an der Förderung Beteiligten einen Überblick über Tendenzen von Lenas Verhalten. Die Einführung bzw. Erprobung der Verhaltensmodifikation mit Hilfe der genannten Merkmale ist zunächst einmal optional, auf einen Zeitraum bis zu den Osterferien 2002 angelegt. Die Komplexität und Verzahnung der einzelnen Merkmale, Methoden bzw. Schritte, die u.a. aus der Tabelle (Verweis: Tabelle 3) hervorgeht, zeigt deutlich, wie wichtig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Kooperation mit den Eltern ist. Um sich untereinander nicht zu widersprechen und konsequent eine pädagogische/therapeutische Linie einzuhalten, müssen alle an der Förderung beteiligten Bezugsperson im Gespräch bleiben und sich untereinander verständigen. Die aufgeführte Tabelle soll einen Überblick über die geplante Vorgehensweise darstellen. Sie wird den am Förderprozess von Lena beteiligten Personen zur Orientierung ausgehändigt. Desweiteren soll das gesamte vorliegende Förderkonzept als Information dienen. Herangehensweise 1. Besprechung von Zielen und Regeln (erster Erarbeitungsschritt) Erläuterungen • • • • • Einige Regeln bezogen auf die Förderziele sind der Schülerin bekannt. Abgeleitet von den kurzfristigen Förderzielen, beginnend mit "Ich soll", z.B. "Ich soll Mitschüler nicht mit Worten ärgern" (Verweis: Kapitel 2.5, S. 13). Regeln werden mit Piktogrammen visualisiert. Regeln und Ziele werden mit Lena im Gespräch und an konkreten Situationen erörtert. Der "Problem-Manager" wird eingeführt (das "Chef"-Prinzip ist Lena im Ansatz bekannt). - 22 - Herangehensweise Erläuterungen 2. Erteilen von Handlungsanweisungen • • Lena soll im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Regeln, im Schulalltag zunächst auf ein bestimmtes Verhaltenselement achten, wie z.B. "Ich soll Mitschüler nicht mit Worten ärgern" und nach der Unterrichtsphase reflektieren, ob sie die Einhaltung der Regel geschafft hat. Für die Regeleinhaltung erhält sie ein "token" ("do-report"-Sequenz; PANIAGUA 1992; vgl. PETERMANN 1993, S. 100). 3. Verbalisierung von Handlungen und • situationsbezogenen Äußerungen Konstruktive Handlungen von Lena werden durch den "Chef der Stunde" verbalisiert. 4. Stimulierung alternativer Denk- und • Handlungsmodelle Lena wird auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht; ihr werden Handlungsalternativen angeboten. • Ist an bestimmte Situationen gebunden. Der "Problem-Manager" macht das erwünschte Verhalten vor. Der "Problem-Manager" weist auf Schüler hin, die das gewünschte Verhalten zeigen und dafür individuell belohnt werden (Verweis: BANDURA Kapitel 3.1.1, S. 16). 5. Lernen am Modell • • 6. Soziale Schritte Verstärkung einzelner • Bei erwünschten Verhaltensweisen, wird Lena z.B. gelobt und es werden andere positive Signale gesetzt. - 23 - Herangehensweise 7. Tokensystem ein/-durchführen Erläuterungen • • • • • • • • 8. Verbale und aktionale Rückführung • Lena erhält für die Einhaltung der Regel/-n: 1. Zunächst Privilegien. Diese Verstärkung hat in der letzten Zeit schon gut funktioniert und kann bald in der zweiten Ebene ausgebaut werden. 2. "Tokens", welche Lena in der Tagesbilanz sammelt (stempelt selber) und gegen einen vereinbarten Verstärker eintauschen kann (z.B. s.1.). Dies entspricht der "do-report"-Sequenz (PANIAGUA 1992; vgl. PETERMANN 1993, S. 100). Für unangemessenes Verhalten werden Lena "tokens" weggenommen (sie muss die Stempel selber durchstreichen). Dies entspricht der "response-cost"Sequenz (PANIAGUA 1992; vgl. PETERMANN 1993, S. 101). Eine Kooperation mit Kollegen und Eltern ist erforderlich (Mitteilungsheft verwenden). Lena muss häufig in ihrem Aktionismus verbal oder durch "an die Hand nehmen" gebremst werden. Tabelle 3 (nach DÖPFNER/SATTEL 1991; vgl. PETERMANN 1993, S. 98) Während die Verhaltensmodifikation alltagsbegleitend im Gesamtkonzept für Lena übergeordnet anzusiedeln ist, sind die nun folgenden Konzepte des "Spielens" und der "pädagogischen Mototherapie" als pädagogischtherapeutisches Verfahren auf spezielle, an den Stundenplan gebundene Zeiteinheiten hin angelegt und werden in ihrer Durchführung kurz und konkret erörtert. 3.2 Spielen als pädagogisch-therapeutisches Verfahren 3.2.1 Allgemeine Informationen Ausgehend von Lenas Lebenswelt, in der Spielen einen großen Teil ihrer Beschäftigung und ihres Lernens ausmacht, und welches obendrein - 24 - ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht, bietet das Spielen neben diagnostischen Hinweisen vielfältige Möglichkeiten zur Bewältigung von Schwierigkeiten und zur Reduzierung von Verhaltensproblemen (vgl. MYSCHKER 1993, S. 204 ff). Was das Spiel eigentlich ist, läßt sich nur schwer erfassen. Wesentliche Merkmale sind in der Definition des Spiels von den Sichtweisen geprägt. Zusammengetragen aus verschieden Grundannahmen werden die für Lena zugrunde liegenden Merkmale des Spiels herausgestellt. Spiel ist demzufolge gekennzeichnet durch: • aktives Handeln, welches das Lernen erleichtert und erfolgreicher macht, • individuell angepaßte Aktivität, über die sich Spannungen abbauen lassen, • Probehandeln, in einer Quasi-Realität, • eine vereinfachte, den individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten angepaßte Realität, • eine Abbildung sozialer Situationen, in denen sozialadäquates Verhalten ausprobiert und eingeübt werden kann, • eine Möglichkeit mit Regeln umzugehen, • eine Möglichkeit, das persönliche "Ich" im Sinne des Autonomiegedankens, aber auch das soziale "Ich" im Sinne von Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Verantwortung etc. entfalten zu können (vgl. MYSCHKER 1993, S. 207). Bezogen auf spielerisches Lernen, mit der Betonung auf Verhaltensänderung, ist das Spielen als Aktivität, handelndes Tun und Reflexion und somit als Aneignung zu bewerten (nach LEONTJEW/GALPERIN, vgl. MYSCHKER 1993, S. 207). In den aufgeführten Merkmalen sind in Bezug auf die Schülerin Lena die Chancen für das Spiel und deren Wirksamkeit zu sehen. 3.2.2 Situationsbezug Lenas Spielverhalten kann der zweiten Phase der Spielentwicklung zugeordnet werden. Gegenstände haben für sie Symbolgestalt, oder - 25 - werden anthropomorphisiert, d.h. eine Puppe ist die Mutter etc. Neben Konstruktionsspielen (spielt gerne mit Legobausteinen), schlüpft Lena gerne in andere Rollen und versucht reale Situationen spielerisch nachzustellen (Rezeptions- und Rollenspiel). Dennoch ist Lena, vor dem Hintergrund ihrer Behinderung, nicht immer in der Lage auf Spielangebote adäquat einzugehen und mit Spielmaterialien und Spielpartnern entsprechend umzugehen. Durch Lenas hyperkinetisches Spielverhalten (sprunghaft, unruhig, affektiv-ungesteuert, ideenflüchtig) ist das Spielen zwar in vielerlei Hinsicht noch problembehaftet, dennoch haben der Schulalltag und das Freizeitverhalten gezeigt, dass hier die Stärken und Interessen von Lena liegen. Da Lena auch die Lehrer immer wieder zu kleineren Rollenspielen auffordert, ist insbesondere die Aufnahme eines regelbehafteten, strukturierten und sozialen Rollenspiels in das kombinierte Konzept zur Förderung angemesseneren Verhaltens in realen Situationen für Lena als geeignet anzusehen. Da Lena über eine verhältnismäßig gute sprachliche Kompetenz verfügt, ist das "soziale Rollenspiel" als Methode des sozialen Lernens zur Erweiterung oder Verbesserung des Verhaltensrepertoires für Lena einsetzbar. Insbesondere das "soziale Rollenspiel" ist als eine Art "Einübung der Wirklichkeit" zu sehen (nach SHAFTEL/SHAFTEL 1977, vgl. MYSCHKER 1993, S. 214). Neben der Möglichkeit verschiedene soziale Situationen mit ihr in der Klasse in den Spielphasen unter Berücksichtigung der Regeln und der Bedürfnisse der Spielpartner durchzuspielen und dem Einüben sozialadäquater Verhaltensweisen, kann ein Probehandeln und ein Ausprobieren verschiedener Handlungsstrategien zu einer Erweiterung von Lenas Verhaltensrepertoir führen. 3.2.3 Praktische Umsetzung Das soziale Rollenspiel verläuft in drei Phasen, der Warming-up-Phase, in der das Thema und die Rollenverteilung besprochen wird. Der Aktionsphase, gekennzeichnet durch die eigentliche Spielhandlung und der Reflexionsphase, mit anschliessender Diskussion über den Spielverlauf und die Herausstellung der Ergebnisse (vgl. MYSCHKER 1993, S. 214). Bei allen Phasen des Spiels ist es notwendig, Lena durch einen - 26 - Erwachsenen zu begleiten und im Falle auftretender Probleme und fehlender Handlungsstrategien ihr als Modell (Verweis: Kapitel 3.1.1, S. 16 ff) oder in verbaler Form Hilfestellung zu leisten. Bezogen auf die Reflexionsphase ist hier die Verbindung zur Verhaltensmodifikation, insbesondere zum Verstärkersystem, herzustellen. Der Pädagoge, oder im besten Fall andere Schüler, machen das situationsadäquate Verhalten vor und werden dafür belohnt. Lena kann sich dieses Verhalten abgucken und dafür ebenfalls (mit Privilegien oder "tokens") belohnt werden. Mit Hilfe dieser Methode kann Lena eine Verhaltensänderung für bestimmte Situationen erproben und das Handlungsrepertoire, mit dem Ziel situationsangemessenere Verhaltensweisen zu lernen, erweitern. Im Stundenplan von Lena und ihren Mitschülern sind montags bis donnerstags täglich zweimal 30 Minuten und freitags einmal 30 Minuten zum Spielen vorgesehen. Somit läßt sich das soziale Rollenspiel problemlos in den Stundenplan ("Spielen") integrieren. Da Lena von sich aus immer wieder den Wunsch anmeldet mit Erwachsenen kleinere Rollenspiele spielen zu wollen, kann die von ihr signalisierte Bereitschaft dafür genutzt werden, um im pädagogisch-therapeutischen Sinne Einfluss auf Lenas Verhalten zu nehmen. Lena ist empfänglich für neue Rollenspielideen, die von Erwachsenen eingebracht werden. Demzufolge ist es erfahrungsgemäß wahrscheinlich, dass Lena die Ideen zum sozialen Rollenspiel aufnimmt und umsetzen möchte. Hier liegt die Chance, u.a. kritische Situationen in der Klasse, z.B. Streit mit einem Mitschüler nachzustellen und Lena in der "Quasi-Realität" neue Handlungsstrategien anzubieten, sie zu erproben und vertiefend einzuüben. Es erscheint sinnvoll, aufkommende problembehaftete Situationen in der Klasse aufzugreifen und nachzuspielen, wenn möglich, mit den am Streit beteiligten Schülern, unter Aufsicht eines Lehrers. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Einhaltung der Spielregeln, an denen sich in der abschliessenden Reflexionsphase des Spiels auch die Verteilung positiver Verstärker ("tokens") orientiert. - 27 - Da immer mindestens eine Lehrperson zur Betreuung und zum Mitspielen in den Spielphasen anwesend ist, ist eine Umsetzung des sozialen Rollenspiels mit Lena im Schulalltag als praktikabel zu bezeichnen. Das soziale Rollenspiel kann auch mit einem Konstruktionsspiel kombiniert werden, indem Lena z. B. mit Legobausteinen "Baustelle" spielt (ist dem Spielen von Lena entlehnt) und jeder Mitspieler eine Rolle, wie "Steinlieferant" o.ä. inne hat. Der erwachsene Mitspieler hat die Aufgabe Anregungen zu geben, zu lenken und eigendynamisch entwickelte Schwierigkeiten, die erfahrungsgemäß in fast jeder Spielphase von Lena auftreten, aufzufangen, das Spiel neu zu strukturieren und Lena (und ihren Mitspielern) Lösungsvorschläge zu machen, um auftretende Schwierigkeiten zu lösen. Dieses realitätsnahe Handeln wird dann mehrfach erprobt und wiederholt. In der abschliessenden Reflexionsphase werden auftretende Probleme auf einem Lena sprachlich und kognitiv angepassten Niveau besprochen und bei positivem Verlauf darf Lena sich ein "token" in Form eines Stempels als positiven Verstärker in die Tagesbilanz stempeln. Unter Berücksichtigung von Lenas individueller Situation und dem Aspekt, Lenas Schulalltag nicht von zuviel erhöhter Zuwendung durch die Lehrer zu prägen, soll sie auch gerade beim Spielen noch Zeit für sich haben. Das bedeutet, dass das soziale Rollenspiel zunächst einmal auf 3 - 4 Einheiten a 30 Minuten in der Woche beschränkt durchgeführt wird. Je nach Verlauf kann entschieden werden, ob mehr oder weniger Spieleinheiten zum sozialen Rollenspiel für Lena gut wären. Diese Entscheidung wird nach ersten Erfahrungen und in Absprache mit den Kollegen getroffen. Ein weiteres in den Schulalltag von Lena integriertes Konzept, soll die in bestimmten Unterrichtseinheiten durchgeführte pädagogische Mototherapie sein, um Lenas Drang nach Bewegung nachkommen zu können. 3.3 Pädagogische Mototherapie 3.3.1 Allgemeine Informationen Unter der pädagogischen Mototherapie versteht man eine "...bewegungsorientierte Methode zur Behandlung von Auffälligkeiten, - 28 - Retardierung und Störungen im psychomotorischen Verhaltens- und Leistungsbereich. Sie versteht sich als eine ganzheitlich-humanistische, entwicklungs- und kindgemäße Art der Bewegungserziehung und Rehabilitation." (MYSCHKER 1993, S.239). Bei der Methode der pädagogischen Mototherapie geht es neben den motorischen Kompetenzen vorwiegend um die Persönlichkeitsentwicklung und um Handlungskompetenzen, die gefördert werden sollen. Aus diesem Grund scheint dieser Ansatz auch für die Schülerin Lena von Interesse zu sein. Die pädagogische Mototherapie soll in der Praxis dahingehend ausgerichtet sein, dass neben der Körper-Ich-Kompetenz und materieller Handlungskompetenz, die auch für Lena wichtig sind, insbesondere soziale Handlungskompetenzen, wie Körpersprache wahrnehmen und verstehen, Regeln einhalten, eine soziale Rolle realisieren, Konflikte gewaltfrei lösen etc., zu vermitteln. Die in der Literatur verankerten Indikationen, wie z.B. motorische Unruhe, die eine pädagogische Mototherapie im Falle von Lena rechtfertigen, weisen darauf hin, dass durch körperliche Übungen psychomotorisch enthemmte oder auch "steuerlose" Kinder, wie Lena, in ihrer Fähigkeit sich zu bremsen, ihren übermäßigen Antrieb, ihre Planlosigkeit und Aggressionen verbessern können (vgl. MYSCHKER 1993, S. 241). 3.3.2 Situationsbezug Lenas motorische Probleme sind primär in ihren hyperaktiven Bewegungsmustern zu sehen. Die hyperaktive Motorik stellt für Lena eine sinnvolle und notwendige Eigenstimulation dar. Nach KIPHARD (1989, vgl. MYSCHKER 1993, S. 241) führt sie ihrem unzureichend funktionierenden und reagierenden Vestibulärsystem starke Reize zu, indem sie sehr bewegungsaktiv ist und z.B. hin und her rennt. So muss also in Zukunft vermehrt darauf geachtet werden, dass Lena sich in den Pausen oder in den speziell ausgewiesenen Unterrichtseinheiten "austoben" kann, um ihren Bedürfnissen nach Bewegung nachzukommen. Dies wird zukünftig möglicherweise dazu beitragen, dass Lena im Unterricht vermehrt auf ihrem Platz sitzen bleiben kann und ruhiger und verträglicher am Unterricht teilnehmen wird. Welche Angebote ihr in - 29 - welchen Stunden gemacht werden können, ist exemplarisch der nachfolgenden Tabelle 4 zu entnehmen. 3.3.3 Praktische Umsetzung Einzelne konkrete Angebote als Stundenverlauf in differenzierter Form darzustellen scheint an dieser Stelle keinen Sinn zu machen und würde den Rahmen der Arbeit überschreiten. Es werden im folgenden lediglich Merkmale aufgeführt, die in Betracht kommen, um eine Übersicht zu verschaffen, in welcher Form und in welchen Phasen des Schulalltages pädagogische Mototherapie im kommenden Schuljahr integriert praktiziert wird. Einzelne konkrete Abläufe sind in Kooperation mit den jeweils durchführenden Zuständigkeiten abzusprechen. Wichtig ist jedoch der Hinweis für alle Ausführenden, dass sich das Angebot für Lena in den mototherapeutischen Einheiten im optimalen Falle mindestens zwei der folgenden Phasen enthalten soll. Zu Beginn der Einheiten soll Lena die Möglichkeit erhalten, in der sogenannten "Enthemmungsphase", sich abzureagieren, um ihre hyperaktiven Bewegungsmuster ausleben zu können, z.B. durch Bälle schiessen, werfen, rennen etc. In der zweiten Phase, der "Strukturierungsphase", ist Lena dazu anzuhalten, durch gelenkte Entspannungs-, Brems- und Steuerungsübungen ihre Selbststeuerung und Kontrolle zu verbessern, indem sie z.B. als "Auto" o.ä. auf einer Turnhallenlinie fährt und für entgegenkommende "Autos" bremsen muss etc. In der dritten Phase geht es um die "Integrationsphase", in der soziomotorische Übungen zur Anpassung in die Gemeinschaft, zu Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit führen sollen. Sich auf den letztgenannten Ebenen zu verhalten, gelingt Lena oft nicht, da sie ihre Belange im Vordergrund sieht. Eine Förderung im Kontext der sozialen Kompetenzen kann dennoch z.B. durch Vorgänge wie mit dem Auto beschrieben, erfolgen. Inhalte für die Fördereinheiten werden in einen spielerischen Zusammenhang verpackt (Thema Waschstrasse, Indianer etc.), welches dem Lern- und Förderniveau von Lena und den übrigen Schülern der Klasse entspricht. - 30 - Phase des Schulalltags Bedingungen/ Merkmale strukturiertes Bewe- • gungsangebot in der Turnhalle mit mindestens 2 der 3 folgenden Phasen: 1) Enthemmungsphase 2) Strukturierungsphase 3) soziale Integrationsphase • mit der Gesamtklasse • Angebot vielfältiger Bewegungsmöglichkeiten • differenziertes Angebot orientiert sich u.a. an Lenas Bedürfnissen nach viel Bewegung • muss sich den Bedingungen der Klasse eingliedern Zuständigkeit 1) Sport • (dienstags 1,5 Stunden) Pädagogen 4) Psychomotorikgruppe • (mittwochs 0,5 Stunden) Pädagogen und Therapeuten Bewegungsangebot in • der Turnhalle mit folgenden Phasen: 1) Enthemmungsphase 2) soziale Integrationsphase • Lena muss sich den Bedürfnissen in der Gruppe, mit Schülern anderer Klassen, anpassen, da sie sonst nicht mehr teilnehmen darf (Hinweis Löschung unangepassten Verhaltens) 3) Pädagogische Moto- • therapie (donnerstags 1.5 Stunden) 1) 2) 3) 4) • 4) Pausensport (täglich 0,5 Stunden) • • strukturiertes Bewe- • gungsangebot im "Abenteuerraum", mit Rutsche und Bällchenbad etc. Enthemmungsphase Strukturierungsphase soziale Integrationsphase Entspannungsphase mit der Gesamtklasse Pädagogen unstrukturiertes Bewe- • gungsangebot in der Turnhalle oder auf dem Schulhof der Enthemmungsphase folgend Pädagogen und Therapeuten Tabelle 4 (vgl. MYSCHKER 1993 u. KESPER/ HOTTINGER 1993) - 31 - Die Durchführung der pädagogischen Mototherapie soll auch mit dem alltagsbegleitenden Konzept der Verhaltensmodifikation verzahnt sein. Zu diesem Zweck bekommt Lena ihr Mitteilungsheft und die Tagesbilanz zur Verteilung der "tokens" immer mit, wenn sie zu Fördereinheiten außerhalb der Klasse geht. Dies erfordert in hohem Maße Kooperationsbereitschaft, Disziplin und Aufmerksamkeit aller beteiligten Kollegen, um das Konzept zum Wohle für Lena stringent durchzuhalten. Anmerkung: Die verwendeten Konzepte, Methoden und Zuständigkeiten sind zur Übersicht im Anhang tabellarisch aufgeführt (Verweis: Anhang, S. I). 4 Resümee Wie sich im Verlauf der Arbeit gezeigt hat, bedurfte es der Entwicklung eines individuellen Förderkonzeptes für die Schülerin Lena, um in Zukunft konkret eine Verminderung ihres unangemessenen Verhaltens und eine Förderung situationsadäquater Verhaltensweisen zu bewirken. Dies soll insbesondere zum Wohle der Schülerin Lena geschehen, aber auch, um das tägliche Zusammensein mit Lena für alle mit ihr in Kontakt stehenden Personen zu erleichtern, resultierende Schwierigkeiten zu vermeiden und eine entspanntere Atmosphäre zu bewirken. In der Schule ist dieses Ziel zudem vor dem Hintergrund der Inhaltsvermittlung und einer angemessenen Förderung aller Schülern wichtig. Da sich der Hintergrund der vorliegenden Arbeit als sehr komplex darstellt, wurde der Fokus auf die, für diese Arbeit als wesentlich erachteten Aspekte, gerichtet. Im Rahmen dessen konnte nur ein Auszug der multikausalen Zusammenhänge von Bedingungsfeld, Ursachen, Funktionen und Wirkungen auffälligen Verhaltens in einem situativen Kontext aufgezeigt werden, um die Notwendigkeit für die Entwicklung eines individuellen Förderkonzeptes bezogen auf die Verhaltensproblematik herauszustellen. Eine "Verhaltensmodifikation", Auswahl des der "Spielens" einzelnen und der Methoden, der "pädagogischen Motopädagogik" zu einem kombinierten Gesamtkonzept, ist mit der Überlegung der Integration in den Schulalltag, auf der Basis der Interessen und Fähigkeiten im lebensweltlichen Zusammenhang der Schülerin, entschieden worden. Vor dem Hintergrund, eine Umsetzung - 32 - im Schulalltag zu ermöglichen und das Konzept in den Kontext des Schulalltages einfliessen lassen zu können, ist die Entscheidung für entsprechend ausgewählte Konzepte zu rechtfertigen. In welcher Form die Umsetzung im einzelnen erfolgen wird, ist den entsprechenden Kapiteln zu entnehmen (Verweis: Kapitel 3, S. 14 ff u. Anhang, S. I). Eine Entscheidungshilfe war in diesem Zusammenhang auch, dass auf diesem Wege das kombinierte Konzept generalisierbar wird, das heisst, dass ein Transfer in viele Situationen des täglichen Lebens gewährleistet werden kann, da sich die Veränderung des Verhaltens von Lena in Situationen ihres täglichen Lebens vollziehen wird. Eine Durchführung in ausschliesslich zeitlich limitierten, extra dafür vorgesehenen Einheiten, wie beispielsweise in einer Therapiestunde, die nur ein- bis zweimal die Woche stattfinden kann, würde im Falle der Schülerin Lena nicht zu dem gewünschten Erfolg führen. Demzufolge ist die Schaffung eines "therapeutischen Schulalltagsmilieus" nach THEUNISSEN (vgl. THEUNISSEN 1995, S. 213 ff.) die sinnvollste Lösung, um eine Verhaltensänderung von Lena zu bewirken. Da es sich bei dem vorliegenden Konzept um eine individuelle Zusammenstellung, hoffentlich geeigneter Förderkonzepte zu einem kombinierten Gesamtkonzept für die Schülerin Lena handelt, ist das Konzept in der vorliegenden Form auch nur für diese Schülerin anwendbar. Ausgehend von dem interpersonalen und situativen Kontext eines jeweilig anderen verhaltensauffälligen Schülers, möglicherweise mit ähnlichen körperlichen und geistigen Voraussetzungen, sind die multikausalen Zusammenhänge, auf der Basis von Merkmalen und Situationen, die dessen Alltag bestimmen, zu eruieren. Von dort ausgehend kann ein individuelles Förderkonzept unter Berücksichtigung des jeweiligen Förderbedarfs neu kombiniert werden, immer mit Blick auf die Umsetzbarkeit im Schulalltag und eventuell auch zu Hause. Wichtig ist, dass die Wirkung einzelner Konzepte im Rahmen einer Evaluation stetig überprüft wird. Um eine Beurteilung des Konzeptes vornehmen zu können, muss es zunächst einmal durchgeführt worden sein. Da dies noch nicht der Fall ist, kann es sich bei der Evaluation, im vorliegenden Falle der Schülerin - 33 - Lena, nur um einen Ausblick handeln, wie man zukünftig beurteilen kann, ob sich das Förderkonzept eignet oder nicht. Zunächst einmal ist es wichtig, die kurzfristigen Förderziele, die dem kombinierten Förderkonzept von Lena zugrunde liegen, im Blick zu behalten und kritisch zu hinterfragen, ob diese mit den angewendeten Methoden gefördert werden können. Dafür können, wie im Vorfeld, Beobachtungsbögen (Verweis: Anhang, S. A ff) dienen, die dann miteinander verglichen und ausgewertet werden. Unter dem Aspekt der Kooperation dienen weiterhin regelmäßige interdisziplinäre Gespräche und Gespräche mit den Eltern dazu, zu überprüfen, ob die angewendeten Methoden zu einer Verhaltensänderung von Lena führen. Beobachtungen und Meinungen können schriftlich festgehalten werden, neue Ideen werden daraus entwickelt, Schwierigkeiten werden nötigenfalls besprochen, um Änderungen herbeizuführen. Stellt sich auf Dauer heraus, dass ein Teil des Konzeptes in seiner Durchführung nicht praktikabel ist oder nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, müssen Alternativen überdacht werden. Die Alternativen entwickeln sich aus der neuen Sichtweise und den aktuellen Problemen. Konkrete Alternativen im Falle von Lena können deshalb zur Zeit nicht genannt werden. Bewährt sich die Kombination des Förderkonzeptes in seiner Durchführung jedoch, so müssen wie bei der Evaluation beschrieben, die kurzfristigen Förderziele neu definiert werden, um Anhand dessen ein vermehrtes Auftreten positiver Verhaltensweisen von Lena hervorzurufen. Welche kritischen Aspekte das vorliegende Konzept aufweist, erkennt man schon an der Komplexität der zugrundeliegenden Problematik und der starken Abhängigkeit von äußeren Bedingungen, wie Einhalten von Teamabsprachen, organisatorische Rahmenbedingungen, Verhalten anderer Schüler etc. Eine Durchführung des Förderkonzeptes erfordert neben einer intensiven Kooperation, ein hohes Maß an Engagement aller Beteiligten, welches zweifelsohne vorhanden ist und einen Teil der Basis zur Entwicklung des vorliegenden Konzeptes bildet. Ebenso ist zu beachten, dass neben der Schülerin Lena auch noch andere Schüler differenziert gefördert werden - 34 - müssen, deren Schwierigkeiten entweder ähnlich oder anders gelagert sind. Da sich im Laufe der Arbeit herausgestellt hat, wie verzahnt die einzelnen Verhaltensweisen, Ursachen und Methoden miteinander sind, ist es sinnvoll die vorliegende Arbeit z.B. bei dem nächsten Eltern- und Teamgespräch vorzustellen und allen zugänglich zu machen. Ebenso sind einige spezielle Auszüge, wie die Förderziele bzw. die Regeln z.B. auf einem Thesenpapier stehend, zu verteilen und in der Klasse aufzuhängen, damit sich Pädagogen und Therapeuten daran orientieren können. Haben sich die Absprachen bezüglich der Handlungsstrategien der Pädagogen und Lehrer erst einmal verinnerlicht, so ist eine Durchführung des kombinierten Konzeptes in der Schule im vorliegenden Falle der Schülerin Lena sicherlich denkbar. Fazit: Unter Berücksichtigung der bislang gemachten Erfahrungen und vorliegenden Ausführungen läßt sich vermuten, dass das vorliegende Förderkonzept in Kooperation aller beteiligten Personen für die verhaltensauffällige Schülerin Lena zum Erfolg führen kann. Die Pädagogen, Therapeuten und Eltern bekommen mit der Vorlage dieses kombinierten Konzeptes eine strukturierte Arbeitsanleitung und Orientierung, die ihnen als Leitfaden für den Umgang mit Lena im täglichen Leben dienen soll. -I- Literaturverzeichnis Aust-Claus, E.; Hammer, P.-M.. Das A–D-S-Buch Aufmerksamkeit – Defizit – Syndrom. Neue Konzentrations-Hilfen für Zappelphilippe und Träumer. ObersteBrink Verlag 2001. Bergsson, M.; Luckfield, H.. Umgang mit "schwierigen" Kindern. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor GmbH & Co. KG 1998. Dank, Susanne. Individuelle Förderung Schwerstbehinderter. Dortmund: Verlag modernes lernen -. 4. verbesserte und erweiterte Auflage 1992. Dupius, G.; Kerkhoff, W.. Enzyklopädie der Sonderpädagogik, der Heilpädagogik und ihrer Nachbargebiete. Berlin: Edition Marhold 1992, S. 696 ff. Eisert, M.. Konzentrationsstörungen.- Behinderung und Schule. Einführung in behindertenpädagogische Probleme an allgemeinen Schulen. Studienbrief 5. Deutsches Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen 1988. Fischer, E.. ""Verhaltensauffälligkeiten" als Ausdruck subjektiven Erlebens und Befindens"- Aspekte des Verstehens und Helfens. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 2/1995, Seite 59-67. Goetze, H. (Hrsg.). Pädagogik bei Verhaltensstörungen – Innovationen -. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt 1994. Große, G.. Hyperaktivität - Wie Michel aus Lönneberger?! Hyperaktive Kinder verstehen lernen und... besser mit ihnen umgehen können. München Forchheim: Bundesverband für Aufmerksamkeitsstörungen Hyperaktivität 1999. Gürtler, H.. "Hannes haut immer". In: Spielen und Lernen 11/1998. und - II - Hackenberg, W.. "Psychische Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung- Ansätze zum Verstehen und Ansätze zur Behandlung". In: Zeitschrift für Heilpädagogik 1/1996, Seite 10-17. Hillenbrand, C.. Einführung in die Verhaltensgestörtenpädagogik. München: Ernst Reinhardt Verlag 1999. Hillenbrand, C.. Didaktik bei Unterrichts- und Verhaltensstörungen. München: Ernst Reinhardt Verlag 1999. Kesper, G. Hottinger, C.. Mototherapie bei sensorischer Integrationsstörung. Eine Anleitung zur Praxis. München: Ernst Reinhardt Verlag 1993. Kiphard, E. J.. Mototherapie - Teil I. Dortmund: verlag modernes lernen 1990. Kiphard, E. J.. Mototherapie - Teil II. Dortmund: verlag modernes lernen 1994. Kohlberg, A.. "Warum bleibt Zappelphilipp nicht sitzen?" In: Grundschule 9/1998. Krech/ Crutchfield. Grundlagen der Psychologie. Beltz Psychologie Verlag 1992. Kultusminister des Landes NRW (Hrsg.). Richtlinien der Schule für Geistigbehinderte (Sonderschule) in Nordrhein-Westfalen. Heft 6451. 1. Auflage. Düsseldorf: 1980. Leyendecker, C./ Sevening, H.. "Verhaltensmodifikation mit Methoden des lerntheoretischen Ansatz." In: Haupt, U./ Jansen G.W. (Hrsg.). Pädagogik der Körperbehinderten. Berlin: Carl Marhold Verlagsbuchhandlung 1983, S. 326 - 345. Lingg, A.; Theunissen G.. Psychische Störungen bei geistig Behinderten. Freiburg im Breisgau: Lambertus Verlag 1994. Mühl, H.. "Spielförderung." In: Bach, H. (Hrsg.). Pädagogik der Geistigbehinderten. Berlin: Carl Marhold Verlagsbuchhandlung 1979, S. 174 - 178. - III - Myschker, N.. Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: W. Kohlhammer GmbH 1993. Nick, S.. "Schwerpunkte erkennen und setzen: Förderung der Emotionalität und des Sozialverhaltens." In: Lernwege entdecken. Entwicklungsförderung in Grund- und Sonderschulen. Bönen: LSW Soest, Kettler 1996. Ortner, A.; Ortner, R.. Verhaltens- und Lernschwierigkeiten. Weinheim und Basel 1991. Petermann, F. u. U.. Angst und Aggression bei Kindern und Jugendlichen. München: Quintessenz Verlags-GmbH 1993. Senckel, B.. "Paul - geistig behindert und dazu psychisch gestört? Zum entwicklungspsychologisch orientierten Umgang mit ´Verhaltensauffälligkeiten´". In: Zeitschrift für Heilpädagogik 8/1997, Seite 323-328. Sprau-Kuhlen, V.. "Verhaltenstherapeutische Methoden." In: Bach, H. (Hrsg.). Handbuch der Sonderpädagogik; Pädagogik bei Geistigbehinderten. Berlin: Carl Marhold Verlagsbuchhandlung 1979, Seite 163-173. Theunissen, G.. Pädagogik bei geistiger Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten.- Ein Kompendium für die Praxis -. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt 1995. Theunissen, G.. Heilpädagogik und soziale Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Eine Einführung. Freiburg im Breisgau: Lambertus Verlag 1992. Zimbardo, Philip. Psychologie. Springer Verlag 1995, Seite 657- 696. - IV - Internetquellen: www.hypies.de www.stk-heilpaedagogik.de www.ruhr-uni-bochum.de/Sven.Bielski - A- A Anhang A.1 Kategorien zur Anamneseerhebung Kategorie Intention 1. Familienverhältnisse (Ungünstige) Umweltverhältnisse 2. Körperliche und geistige Entwicklung Auffälligkeiten in der Entwicklung 3. Erziehung Erziehungsstil, Verhältnis der Eltern untereinander, zum Kind 4. Interessen und Fähigkeiten Freizeitgestaltung, Interessen 5. Beziehungen zu anderen Personen Sozialverhalten 6. Schule Schulschwierigkeiten, Lernstörungen 7. Entwicklung des Problemverhaltens Zusammenhänge ProblemverhaltenUmweltgegebenheiten (MYSCHKER 1993, S. 130) A.2 Beobachtungsbögen In der Anlage A.2.1 sind Verhaltensbeobachtungen aufgeführt, zusammengefasst aus verschiedenen Beobachtungsbögen, unter einer bestimmten Fragestellung. Die unter A.2.2 - A.2.4 vorliegenden Anlagen dienen als Vorlage für weitere Verhaltensbeobachtungen. - B- A.2.1 Zusammengefaßte Verhaltensbeobachtungen der Schülerin Lena Fragestellungen Zusammenfassung von Verhaltensbeobachtungen In welchen Situationen tritt ein bestimmtes • Problem-Verhalten auf? • • • • • • • Was ging diesem Verhalten voraus? • in größeren Gruppen in ungeregelten, unstrukturierten Situationen wenn Lena zu wenig Aufmerksamkeit bekommt wenn sie keine Lösungsstrategie hat in der Pause (viele Kinder unüberschaubare Situationen) beim Essen (große Gruppe) wenn die Mutter arbeiten geht unvorhergesehen und plötzlich • • • • unüberschaubare, ungeregelte Situationen Ärgern durch andere Schüler lange Phasen des Sitzens wenig handlungsorientiertes Arbeiten zu geringe Berücksichtigung von Lenas Bedürfnissen und Interessen Wie reagieren die Mitschüler darauf? • • • mit Wut und verbalen Attacken hilflos, ohne Problemlösungstrategie gar nicht Wie reagieren die Lehrer etc. darauf? • • mit Zuwendung mit Herausnehmen aus der Gruppe ("time-out") mit Gesprächen ärgerlich und fassungslos, über manche unvorhergesehene Ausbrüche mit handgreiflichen Attacken ignorierend • • • In welchen Situationen tritt Problem- • verhalten von Lena weniger auf? • • • • • in extrem strukturierten und geregelten Situationen in kleineren Gruppen wenn sie mit einem Erwachsenen alleine ist (z.B. in der Therapie) wenn sie Interessen bezogen handlungsorientiert arbeitet kann wenn sie sich viel bewegen kann wenn sie Privilegien als Motivation bekommt - C- Fragestellungen Zusammenfassung von Verhaltensbeobachtungen Was macht Lena in solchen Situationen • anders? • • • Was machen MitschülerInnen in solchen • Situationen anders? • • Was machen die Lehrer etc. in solchen • Situationen anders? • • • Was ist in schwierigen hilfreich für alle Beteiligten? Situationen • • • • • • • läßt die Mitschüler in Ruhe kann besser abwarten und ihre Belange zurückstellen sie ist motorisch ruhiger sie versucht weniger die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen sind weniger auffällig oder unruhig kümmern sich nicht um Lena, gucken sie nicht an lassen sich nicht durch Lena ärgern bieten ihr in Kleingruppen handlungsorientierte Arbeiten ihren Neigungen entsprechend an sind ruhiger und gelassener sind extrem strukturiert ignorieren Lenas Störungen mehr ein "Problem-Manager" regelt die Situation strukturiertes Vorgehen und Regeln wiederholen die Gruppe "entzerren" umlenken Aufgaben verteilen negatives Verhalten ignorieren und positives Verhalten verstärken Bewegungsmöglichkeiten anzubieten Welche besonderen Fähigkeiten zeigt • Lena vermehrt? (kommunikative • Fähigkeiten, soziale Fähigkeiten, aufgabenbezogene Fähigkeiten) • • ist aufgeschlossen und kontaktfreudig geht auf schwächere Mitschüler zu und kümmert sich um diese spielt gerne (Rollenspiele) übernimmt gerne Aufgaben für die Klasse Was tue ich als Lehrperson in schwierigen • Situationen, um Lena zu ermutigen? • das freundliche Gespräch suchen umlenken und positive Verhaltensmerkmale ansprechen sie mit Worten und Privilegien motivieren • - D- Fragestellungen Zusammenfassung von Verhaltensbeobachtungen Welche wesentlichen Merkmale • bestimmen Lenas Schulalltag? • • • • • • Regeln strukturierte Phasen Spielen bewegtes, handlungsorientiertes Lernen Kleingruppen Therapie indirektes belohnen und sanktionieren ihres Verhaltens - E- A.2.2 Gelegenheitsbeobachtungen Beobachter Name des Kindes Fragestellungen Was fällt mir als Erstes an dem Kind auf? Was stört mich persönlich an dem Kind? In welchen Situationen tritt ein bestimmtes (Problem-) Verhalten des Kindes auf? Was ging dem Verhalten voraus? Wie reagieren die Mitschüler und das Lehrpersonal darauf? Wann tritt das (Problem-) Verhalten des Kindes nicht auf, wann zeigt es angemessenes Verhalten? Was macht das Kind in solchen Situationen anders? Was machen MitschülerInnen und Lehrpersonal in solchen Situationen anders? Was ist hilfreich in solchen Situationen für alle Beteiligten? (vgl. BERGSSON 1998, S. 30-31) Beobachtungen Datum -F- A.2.3 Beobachtungen durch einen Kollegen Name des Schülers: Unterrichtsphase (vgl. BERGSSON 1998, S. 31) Datum: Situation/Anforderung Mitschülerverhalten Lehrerverhalten - G- A.2.4 Verhaltensbeobachtungen von mehreren Kollegen Beobachtetes Verhalten Unterrichtssituation Mitschülerverhalten Lehrerverhalten Schülerreaktion - H- A.3 Tokensystem Tokensystem Tagesbilanz Name: Datum: Phase 1. Block (z.B. Textilgestaltung) Spielen (Soziales Rollenspiel) Frühstück Pause (z.B. Sandkasten) 2. Block (z.B. Sport) Mittagessen Spielen (Soziales Rollenspiel) 3. Block (z.B. pädagogische Mototherapie) Ergotherapie Token (Stempel) -I- A.4 Übersicht über das kombinierte Konzept Förderziele Konzepte • Lena soll lernen, im Sozialverhalten: • • Regeln zu beachten, • verträglich neben und den Sitznachbarn sitzen zu bleiben, • • Mitschüler nicht mit Worten zu ärgern, • Mitschülern gegenüber nicht handgreiflich zu werden, • in Konfliktsituationen eigene Wünsche und Ansprüche zurückzustellen, • Eigentum und Arbeiten anderer nicht wegzunehmen oder zu zerstören. Methoden Zuständigkeiten kombiniert Verhaltens-modifikation • • soziales Rollenspiel (s.u.) • • Verhaltensregeln aufstellen und erarbeiten "Problem-Manager" wählen Tokensystem à Tagesbilanz Mitteilungsheft für Pädagogen, Therapeuten (und Eltern) • • • Pädagogen Therapeuten (Eltern) Anmerkung: alltagsbegleitend im Spielverhalten: • gemeinsam zu spielen, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Spielpartner, • Spielregeln anzunehmen. • Spielen als pädagogisch-therapeutisches Verfahren • soziale Rollenspiele • • • Pädagogen Therapeuten (Eltern) in der Motorik • während des Unterrichts auf dem Platz sitzen zu bleiben, • ruhiger und verträglich nebeneinander zu sitzen und zu arbeiten. • pädagogische Mototherapie • Pausensport • Psychomotorikgruppe • • • Pädagogen Therapeuten (Eltern) • Sportunterricht • pädagogische Mototherapie Anmerkung: • immer neu eruieren Anmerkung: • vor dem Hintergrund der Lebenswelt, Fähigkeiten und Interessen gewählt • greifen ineinander über (Quellen: Förderplan, Zeugnisse, Anmerkung: • Kooperation Verhaltensbeobachtungen, RICHTLINIEN, S. 105, 109 ff, 113, 128, 133) vgl. -J- Anmerkung: Lena erhält zur Zeit 2x pro Woche ergotherapeutische Behandlung in der Schule. Zusätzlich bekommt sie von zu Hause aus 1x pro Woche 1 Stunde heilpädagogisches Reiten und 1x Schwimmen. Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst habe, keine Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt und die Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, in jedem Fall unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht habe. Das gleiche gilt auch für beigegebene Zeichnungen, Kartenskizzen und Darstellungen. Ort, Datum Unterschrift