Der grauer Star oder die Katarakt

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Dr. med. Béatrice Klein
Katarakt
Stand: V 2.0
Augenärztin
Werderstr. 1
68165 Mannheim
[email protected]
Der grauer Star oder die Katarakt
Unter Graue Star oder einer Katarakt versteht man eine Trübung der Augenlinse. Die weitaus häufigste
Ursache ist ein Alterungsprozess der Augenlinse, der sich meistens nach dem 60sten Lebensjahr
bemerkbar macht. Daher ist der Altersstar keine Krankheit im eigentlichen Sinn. Seltener führen
schwere Verletzungen und Entzündungen des Augeninneren oder verschiedene
Stoffwechselerkrankungen wie z.B. die Zuckerkrankheit zur Katarakt. Gelegentlich kann die Katarakt
angeboren sein. Die häufigsten Ursachen für die angeborene Katarakt sind eine Röteln- oder
Mumpsinfektion der Mutter während der Schwangerschaft.
Nach einer Operation ist die Sehschärfe meistens deutlich besser, vor allem Farben werden wieder viel
klarer erkannt. Nachtsehvermögen und Kontrastempfinden bleiben allerdings herabgesetzt, was
insbesondere Autofahrer beachten müssen. Ebenso kann eine etwas erhöhte Blendungsempfindlichkeit
bestehen bleiben.
Leidet der Patient nicht nur an einer Katarakt, sondern zusätzlich an einer weiteren Augenerkrankung,
wie etwa einer Makuladegeneration oder einem Glaukom, muss leider mit einem schlechteren Ergebnis
gerechnet werden. Infolge der höheren Lebenserwartung nehmen solche Mehrfacherkrankungen zu.
Daher ist es unbedingt erforderlich, dass vor der Operation die Augen genau untersucht werden.
Behandlungsmöglichkeiten:
Bis heute ist es noch nicht gelungen, die Katarakt nachweislich durch Medikamente zu beseitigen.
In einem sehr frühen Stadium verändert die Katarakt die optischen Eigenschaften des Auges. Dies führt
dazu, das die Patienten mit ihrer Brille nicht mehr zurecht kommen, manchmal sogar ohne Brille besser
sehen als mit. Viele Patienten klagen im frühen Stadium der Katarakt über eine zunehmende
Blendungsempfindlichkeit, die dadurch entsteht, dass das in das Auge einfallende Licht durch die
getrübte Linse vermehrt gestreut wird. Tagsüber können Sonnenbrillen oder auch eine Schirmmütze
helfen. Nachtfahrten mit dem Auto können durch die erhöhte Blendungsempfindlichkeit unmöglich
werden. Farben verlieren ihre Klarheit. Verdichtet sich die Linsentrübung so stark, dass das
Sehvermögen für die täglichen Anforderungen nicht mehr ausreicht, hilft nur noch eine Operation.
Operationsmethode
Mit den heutigen Verfahren ist die Komplikationsrate der Staroperation sehr gering.
Die Operation findet im Allgemeinen in örtlicher Betäubung und ambulant statt. Von einigen
Ausnahmen abgesehen, brauchen Medikamente vor der Operation nicht abgesetzt zu werden. Am
Operationstag wird die Pupille mit Augentropfen erweitert. Zur Senkung des Augeninnendruckes wird
für etwa 5 Minuten ein Druckverband angelegt. Während der Operation sollte der Patient ruhig liegen
und die Hände nicht zum Kopf führen!
Eine Staroperation besteht aus zwei völlig getrennten Schritten, die aber in enger Beziehung
zueinander stehen. Der erste Schritt der Operation besteht in der Entfernung der getrübten
Augenlinse, der zweite Schritt im Ersatz der entfernten Linse.
Die Standardoperation ist die sogenannte Phakoemulsifikation. Das Auge wird mit einem etwa 3 mm
kleinen Schnitt, der so schräg durch die Lederhaut gelegt wird, dass später keine Naht erforderlich ist,
eröffnet. Nachdem der vordere Teil der Linsenkapsel geöffnet ist, wird die getrübte Linse zerkleinert,
indem ein Ultraschallgenerator Energie zu einer sehr kleinen ausgehöhlten Nadel leitet, deren Spitze
mit etwa 40.000 Schwingungen pro Sekunde vibriert. Die zerkleinerte Linse wird dann mittels der
hohlen Nadelspitze abgesaugt. Gleichzeitig wird das Auge mit einer sterilen Lösung gefüllt, um die
Flüssigkeit, die dem Auge entnommen wird, zu ersetzen.
In einem zweiten Operationsschritt wird in den vorne offenen Kapselsack die Kunstlinse eingepflanzt.
Eine neuere Variante dieser „Standardoperation“ ist die Femtosekundenlaser-assistierte
Kataraktoperation, bei der einige Operationsschritte mit dem Femtosekundenlaser anstatt manuell
erfolgen.
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Nachbehandlung
Komplikationen im Zusammenhang mit der Staroperation sind sehr selten und können in den meisten
Fällen gut beherrscht werden. Es können allerdings auch ernsthafte Zwischenfälle wie zum Beispiel
Blutungen, Netzhautablösungen, Infektionen und Hornhauttrübungen auftreten, die das Sehvermögen
ernsthaft gefährden.
Um ein gutes Operationsergebnis zu sichern, ist eine sorgfältige Nachbehandlung erforderlich.
Unter keinen Umständen sollte am Auge gerieben oder gedrückt werden! Nach der Operation müssen
regelmäßig Augentropfen nach Vorschrift des Augenarztes in das operierte Auge geträufelt werden.
Nachstar
Häufig kann sich nach Monaten oder Jahren die hintere Linsenkapsel, die die Kunstlinse trägt,
eintrüben und dadurch verschwommenes Sehen verursachen. Man unterscheidet zwei unterschiedliche
Nachstarformen: die Kapselschwiele entsteht durch Ablagerung von Kollagenfasern auf der hinteren
Kapsel. Beim regeneratorischen Nachstar ist die anhaltende Produktion von Linsenfasern aus
ausgewanderten Epithelzellen für die kugeligen, froschlaichartigen Ablagerungen verantwortlich. Der
Nachstar kann durch einen ambulanten Eingriff mit dem Neodym:YAG - Lasers durchtrennt werden
Danach ist das Sehen wieder klar.
Multifokale Intraokularlinsen ( MIOL)
Goldstandard sind zur Zeit monofokale (Einstärken-) Faltlinsen aus unterschiedlichen Materialien
(Acrylate, Silikon, PMMA). Daneben gibt es einige Sonderlinsen mit unterschiedlichen zusätzlichen
Eigenschaften:
Der Vorteil der MIOL gegenüber den monofokalen Intraokularlinsen ist die weitgehende
Brillenunabhängigkeit. Dem gegenüber stehen eine erhöhte Blendung, störende Halos und
Strahlenkränze um Lichtquellen sowie reduziertes Kontrastsehen insbesondere bei Dämmerung.
Es wird zwischen refraktiven und diffraktiven MIOL unterschieden:
In der Vergangenheit wurden MIOL mit refraktivem Optikdesign mit 5 ringförmigen Zonen implantiert.
Dabei stellt die zentrale Zone den entscheidenden Fernteil dar. Zone 2 und 4 enthalten den Nahteil,
Zone 3 und 5 dienen ebenfalls der Fernkorrektur, weisen aber auch intermediäre Fokussierungen auf.
Da der wesentliche Nachteil dieses Linsentyps die unzureichende Lesefähigkeit ohne Brillenkorrektur
darstellt, werden mittlerweile überwiegend Intraokularlinsen mit diffraktiver Optik implantiert. Bei
diesem System werden durch konzentrische Stufen Interferenzmuster erzeugt, die ihr Maximum im
Fern- und Nahfokus entwickeln. Im Vergleich zu den refraktiven MIOL-Systemen ist die Lesefähigkeit
ohne Brille wesentlich besser. Als Nachteil des diffraktiven Systems wird ein hoher Streulichtanteil mit
reduziertem Kontrastsehen sowie vermehrte Blendung angegeben.
Akkommodative IOL: Eine faszinierende Entwicklung stellen akkommodative Linsenimplantate dar.
Allerdings wird mit den zur Zeit auf dem Markt befindlichen Implantaten eine zu geringe Akkommodation
erzielt, so dass brillenfreies Lesen noch nicht zufriedenstellend „funktioniert“.
Blaulichtfilter - Intraokularlinsen ( „ gelbe IOL“)
Um einer lichtinduzierten toxischen Wirkung nach Katarakt-Operation vorzubeugen, wurden gelb
getönte IOL mit Blaufilter entwickelt, die ein der natürlichen Linse ähnliches Absorptionsspektrum
aufweisen. Ob dadurch das Fortschreiten der AMD tatsächlich aufgehalten werden kann, müssen,
angesichts der hohen Kosten für eine gelbe IOL, weitere Untersuchungen zeigen. Epidemiologische
Längsschnittstudien zeigen, dass
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weder die trockene noch die feuchte altersbedingte Makulopathie (AMD) durch eine
Kataraktoperation progredient wird.
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Makulagesunde nicht vermehrt an einer AMD nach Kataraktoperation erkranken.
Gesicherte experimentelle Ergebnisse zeigen, dass
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die mit zunehmendem Alter gelblich gefärbte Linse eine Schutzfunktion gegen das die Netzhaut
schädigende kurzwellige (blaue) Licht hat. Blaues Licht initiiert in der Netzhaut die Bildung von
reaktiven Sauerstoffmolekülen, die durch Oxidationsprozesse zur vermehrten Ablagerung von
nicht mehr abbaubaren Lipofuszinmolekülen führen.
•
Lipofuszin in Drusen als Photosensibilisator durch blaue Wellenlängen aktivierbar ist und so zu
oxidativen Prozessen führen kann. Diese oxidativen Reaktionen fördern über verschiedene
Stoffwechselwege die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren, was zur Dekompensation einer
AMD mit Entwicklung einer chorioidalen Neovaskularisation beitragen könnte.
Natürlich können Linsen mit einem Filter für den Blaulichtanteil des sichtbaren Spektrums auch
potentielle Nachteile haben. Zahlreiche Studien zeigen bei Patienten mit gelber IOL keinen
signifikanten Unterschied in der Sehschärfe. Einige Studien berichten über einen leichten
Kontrastverlust einer gelben IOL bei Dämmerung, worüber insbesondere Kraftfahrer aufgeklärt werden
sollten. Bei ausreichender Lichtintensität hat eine Blaulichtfilterlinse keinen Einfluss auf die
Farbkontrastwahrnehmung, allerdings wird die Farbtonwahrnehmung verändert. Es liegen bisher keine
belastbare Daten vor, die belegen, dass eine Blaulichtfilterlinse die Makula signifikant besser im
Vergleich zur Standard-IOL mit uv-Filter schützt.
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