Vom Nützling zum Schädling Der Asiatische Marienkäfer Ing. Stephan Waska Marienkäfer entzücken Kinder und erfreuen Erwachsene. In Kinderliedern wird er besungen und Erwachsene schätzen ihn als Glücksbringer. Wenn im Frühjahr die ersten Käfer mit ihren leuchtend roten Flügeldecken sichtbar werden, ist sicher, dass endlich die warme Jahreszeit gekommen ist. Besonders die Gartenbesitzer freuen sich über diesen Käfer, denn sowohl die erwachsenen Tiere als auch ihre Larven sind in erster Linie Blattlausvertilger. Sie greifen Blattläuse auf Blumen, Bäumen und Gemüse an und fressen sie auf. Vollentwickelte Käfer können pro Tag bis zu 150 Blattläuse verzehren. Für eine biologische Blattlausbekämpfung– also ohne Spritzmittel – wurde vor etwa 20 Jahren wegen seiner noch größeren Fressfreudigkeit der Asiatische Marienkäfer zuerst in belgischen Gärtnereien eingesetzt. Der Asiatische Marienkäfer frisst große Mengen von Blattläusen. Er kann pro Tag 100 bis 300 Blattläuse vertilgen. Das prädestinierte ihn dazu, rasch mit Blattlauskolonien aufzuräumen. Ursprünglich kommt die Art aus Japan und China und wurde Ende des 20. Jahrhunderts zunächst in die USA und dann auch nach Europa zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingeführt. Wie immer, wenn fremde Tierarten vom Menschen in andere Verbreitungsgebiete verbracht werden (siehe Kaninchen in Australien) verbreiten sich die neuen arten sehr oft ungewollt. So ist auch diese Käferart offenbar zuerst aus belgischen oder niederländischen Gärtnereien entflohen und hat sich seit 2001 in ganz Europa ausgebreitet. Auch ei uns tritt er nun schon seit einigen Jahren massiv auf. Der Asiatische Marienkäfer mit seinem typischen Halsschild Der Asiatische Marienkäfer ist sehr gefräßig. Ist seine bevorzugte Nahrung, die Blattläuse, nicht mehr verfügbar, schreckt er nicht davor zurück, Mitglieder der eigenen Familie zu vertilgen. Das macht ihn für die einheimischen Arten zum ernst zunehmenden Feind. Er frisst sowohl die Larven anderer Marienkäferarten als auch ausgewachsene Exemplare. Da keiner die genaue Entwicklung des Asiatischen Marienkäfers in unseren Breitengraden vorhersagen kann, ist es möglich, dass irgendwann einheimische Arten durch den Asiatischen Marienkäfer ausgerottet werden. Neben der Verdrängung der einheimischen Arten des Marienkäfers besteht eine besondere Gefahr für die Weinbauer. Die Käfer nutzen gerade im Herbst gerne die Weintrauben als Schutz gegen Witterungseinflüsse. Dabei gelangen sie bei der Lese auch manchmal in die Verarbeitung. Der bitter schmeckende Stoff, den sie bei Gefahr ausscheiden, kommt dadurch in den Most und verdirbt diesen. Bereits ein Käfer kann ein ganzes Kilo Trauben unbrauchbar machen. Auch im Obstbau stellt diese Käferart bereits eine Gefahr dar. Sobald Zwetschken, Pfirsiche oder Marillen weich werden, beißt der Käfer die Schale an und frisst sich in die Frucht hinein. Die Larve des Asiatischen Marienkäfers mit ihrem gelben Längsstreifen Die Unterscheidung zwischen unseren heimischen Marienkäferarten und dem Asiatischen Käfer ist nicht leicht, da beide Arten in sehr unterschiedlichen Flügelfärbungen auftreten. Das kann von rot mit schwarzen Punkten bis zu schwarz mit roten Punkten gehen. Unterscheiden kann der Laie nur, wenn er den Halsschild genau beachtet. Der Halsschild ist hell-gelblich und wird mittig durch eine schwarze „M“- bzw. „W“-förmige Zeichnung charakterisiert. Auch die Larven (Jungtiere) des Käfers sind durch ihre Borsten und den gelben Längsstreifen am Körper deutlich anders. Unser heimischer Marienkäfer hat ein deutlich anders gefärbtes Halsschild (siehe Bild) und die Larven tragen an der Seite nur zwei gelbe Punkte. Die immer wieder von unbedarften Laien geäußerte Meinung, dass ein ZweipunktMarienkäfer noch wüchse und zu einem Siebenpunkt werde, ist natürlich Unsinn. Die Anzahl der Punkte und deren Verteilung ist artspezifisch, Marienkäfer wachsen auch nicht, die Größe der Käfer hängt von der Art und der Ernährung der Larven ab, als erwachsene Käfer wachsen sie nicht mehr! So gibt es heimische Marienkäfer mit gelben Flügeln und schwarzen Punkten, mit ganz schwarzen Flügeln oder sogar welche mit orangen Flügeln und Punkten. Für den Menschen geht von den Asiatischen Marienkäfern keine direkte Gefahr aus. Unangenehm werden die Asiatischen Marienkäfer allerdings im Winter. Zum Überwintern ziehen sie sich gerne in Spalten von Mauern und Felsen zurück. Bevorzugt werden helle Steinflächen, so dass sich unversehens mancher Hausbesitzer im Herbst einer Invasion von Asiatischen Marienkäfern gegenübersehen kann, die in Fenster- und Türritzen und in jedem kleinsten Spalt der Fassade ein Quartier für den Winter suchen. Eine Gefahr für die Gesundheit stellen die Käfer aber nicht dar. Unser heimischer Marienkäfer mit seinem schwarzen Halsschild Die Larve unseres heimischen Marienkäfers mit 2 gelben Punkten an der Seite beim Blattlausfressen