Testudo marginata, ein anderer Charakter von Petra Friesleber Testudo marginatas, die Breitrandschildkröten, sind in meinen Augen die interessantesten Tiere unter den europäischen Landschildkröten. Sie kommen hauptsächlich in Griechenland, auf einigen griechischen Inseln und auf Sardinien vor. Durch Ihre Größe sind sie, wenn sie sich eingelebt haben, weniger scheu als Testudo hermanni. Somit finde ich meine Tiere oft auf freien Flächen grasen. Dabei lassen sie sich auch nie durch meine Anwesenheit stören. Man sollte sich vor dem Kauf gut überlegen, ob man diesen Schildkröten wirklich den notwendigen Platz und die Ausrüstung bieten kann. Durch die große Lauffreudigkeit und Neugier der Breitrandschildkröten sollte man den erwachsenen Tieren mindestens 25 qm pro Geschlecht an Freigehege zugestehen. Je größer, desto besser ist dies für diese Tiere. Des weiteren sollte man niemals nur ein einzelnes Tier kaufen. Die T. marginatas sind sehr friedliche Tiere, anders als T. hermanni. Hier kann man gut ein Männchen mit zwei und mehr Weibchen zusammen halten, ohne dass die Weibchen zu sehr vom Männchen gestresst werden. Und auch das Männchen gönnt sich ausreichend Ruhe. Jegliche Wohnungshaltung ist reine Quälerei für diese Tiere, da man u.a. nie den notwendigen Platz bieten kann. Die Fütterung dieser Schildkröten, junge wie alte Tiere, ist recht einfach: verschiedene Wildkräuter und im Sommer und Herbst verstärkt Kräuterheu. Auch ist Agrobs-Fibre in meinen Augen ein gutes Futter, welches meist ohne Probleme angenommen wird. Ich selbst lehne mittlerweile die mit Wasser eingeweichten Agrobs-Pellets ab. In meinen Augen ist es unnatürlich, dass die Tiere solch überfeuchtes Futter zu sich nehmen. In der Natur ist das Futter entweder frisch oder trocken. Weiterhin fressen die Marginatas auch gerne normales Gras, was die Rasenpflege sehr erleichtert. Da schon viele Artikel über die Haltung von T. marginata vorhanden sind und auch bereits von mir ein Bericht auf der Homepage: http://home.arcor.de/schroete/arten/index.html unter „Testudo marginata“ steht, möchte ich hier mehr auf kleine Unterschiede der T. marginatas gegenüber Testudo hermanni eingehen. Die Testudo marginata gelten oft als empfindlich in der Haltung. Dies kann ich nur bestätigen. Sie neigen tatsächlich leichter zu Schnupfen oder Lungenentzündungen als T. hermanni. Besonders ist dies immer wieder bei Wohnungs-/Terrarienhaltung zu beobachten. Aber es ist einfach diese Tiere trotzdem gesund zu halten, indem gewisse Grundvoraussetzungen im Gehege vorhanden sind. Eine der wichtigsten Vorraussetzungen ist die Größe des Geheges, aber auch ein von oben beheizbares, großes Frühbeet oder Gewächshaus. Bedingt durch die Größe der Tiere, sollte das Frühbeet Minimum 2x1m lang sein. Auch hier gilt wieder: je größer, desto besser. Diese Tiere sind einerseits wärmebedürftiger als T. hermanni, marschieren aber auch andererseits bei 12°C unbeirrt durch den Garten, um Futter zu suchen. Dabei wärmen sie sich zwischendurch immer wieder im Frühbeet auf. Diesen Wechsel vertragen sie dann gut. Ein weiterer Unterschied zu Testudo hermanni fällt mir während der Eingewöhnungszeit auf. Erwachsene Tiere von T. marginata benötigen hierzu teilweise 1-3 Jahre. Je älter die Tiere sind desto länger dauert die Eingewöhnungszeit. Dies äußerst sich oft durch große Scheu und durch geringe Futteraufnahme. Um als Halter zu wissen, dass es den Tieren gut geht, sollte man sie ab und zu wiegen. Wenn sie ihr Gewicht halten oder sogar zunehmen, kann man davon ausgehen, dass erst einmal alles in Ordnung ist. Weiterhin sollte man den Tieren während der Eingewöhnung Ruhe gönnen. Sie kommen eines Tages von selbst auf uns zu. Auch wenn dies etwas dauern kann. Sowieso sollte nach jedem Kauf einer Schildkröte der Gang zum schildkrötenerfahrenen Tierarzt Pflicht sein. Besonders auch jetzt nach den neusten Todesfällen durch den Rana Virus. Ich gehe davon aus, dass auch die Marginata durch diesen Virus gefährdet ist. Weiterhin können T. marginata als Herpesträger fungieren, ohne dass die Krankheit selbst bei ihnen ausbricht. Ich rate oft, nur Marginatas aus einem Bestand zu holen wo gleichzeitig T. hermanni direkt mit im Gehege lebt. T. hermanni verträgt in der Regel den Herpes-Virus nicht und stirbt recht schnell daran. Allerdings eine Garantie ist dies nicht. Ein Erfahrungspunkt von mir ist, dass die Tiere auf keinen Fall einzeln gehalten werden sollten. Dies ist besonders im Frühjahr deutlich in meinem Gehege zu sehen. Da in meinem Gehege das Geschlechter-Verhältnis noch nicht ideal ist, trenne ich oft die Tiere voneinander. Dieses passt aber speziell im Frühjahr meiner Marginata-Dame überhaupt nicht und sie versucht jedes Mal über den Zaun zu den Männchen zu klettern. Aus diesem Grund lasse ich zu dieser Zeit die Abgrenzung meist offen. Eines Tages, es war gerade kein so ideales warmes Wetter und alle Männchen waren im Frühbeet, öffnete ich wieder einmal das Gehege von beiden Geschlechter. Meine T. marginata - Dame lief sofort schnurgerade in das Männerfrühbeet. Nach ca. 5 Minuten dachte ich, dass ich das Weibchen retten muss vor so einer Männerflut. Also holte ich sie aus dem Frühbeet unter den Herren hervor, und setzte sie in das Damenfrühbeet zurück. Aber meine T. marginata -Dame lief sofort wieder zurück in das Männerfrühbeet. Wieder holte ich sie nach einiger Zeit dort heraus, da ich der festen Ansicht war, dass das „arme, arme“ Weibchen jetzt doch untergeht. Aber mein Bemühen half nichts, immer wieder lief das Weibchen zu den Herren in das Frühbeet. So gab ich auf und sah dann abends eine sichtlich zufriedene (rein von mir so interpretiert) T. marginata -Dame in das Damenfrühbeet zurückwandern. Ohne Herrenbegleitung. Nach der letzten Eiablage, meist 3 Ablagen im Frühjahr mit je 8-12 Eier, verliert mein Weibchen das Interesse an den Herren und begrüßt in meinen Augen die Abtrennung des Geheges. Wobei dann die Herren weiter aktiv bleiben und ihrerseits mit den Kletterversuchen beginnen, die oft sogar erfolgreich enden. Eine andere Besonderheit der Marginata-Dame ist, dass sie fast nie den Eiablage-Hügel für Ihre Ablage benutzt. Sie sucht eher Verstecke auf, die zwar noch gut von der Sonne erwärmt werden, aber wo trotzdem noch ein gewisser Sichtschutz vorhanden ist. Bei mir ist dies dann häufig ein Platz zwischen den noch jungen Tomaten-Pflanzen oder neben einem kleinen Busch. Noch niemals aber hat mein Weibchen das Gewächshaus als Eiablage-Platz angenommen, so wie es die meisten meiner Hermanni-Damen bei schlechtem Wetter machen. Im Jahr 2007 hatte ich bereits die ersten Eier der ersten Ablage nicht gefunden und die 2. Ablage stand an. Am 18. Mai morgens um 9.00 Uhr, nach einer längeren SchlechtwetterPeriode, waren es nach einer klaren Nacht im Freien zu diesem Zeitpunkt erst 8°C. Die Lampen des Gewächshauses waren gerade angesprungen, als ich mein Marginata-Weibchen im Garten nach einem Ablageplatz suchen sah. Ich wollte es nicht glauben und dachte, das lässt sie bald wieder bei dieser Kälte. Aber nein, sie fing an zu graben. Da ich schon früher erlebt hatte, dass meine Dame auch bei kühler Witterung ablegte und sie hinterher total erschöpft war, lief ich schnell in den Garten und hing sehr provisorisch zwei Rotlicht-Wärmelampen über dem Ablageplatz auf (Abb. 4). Das Marginata Weibchen ließ sich dabei beim Graben nicht stören. Um 10.00 Uhr war die Luftemperatur auf 10°C gestiegen und unter den Lampen wurde es endlich etwas wärmer. Das Weibchen legte bis ca. 10.30 Uhr 10 Eier ab und trabte dann sichtlich müde in das Gewächshaus und schlief dort unter einer Heizlampe ein. Und weiterhin ein großer Unterschied gegenüber T. hermanni boettgeri ist im Herbst/Winter zu sehen. Kaum gehen die Nachttemperaturen unter 8°C, fängt T. hermanni boettgeri an, sich teilweise tief in die Erde einzugraben. Zuerst sind immer die Weibchen verschwunden. Die toskanischen T. h. hermannis sowie auch die T. marginatas sind aber auch bei Nachttemperaturen von 1-4°C, Tagestemperaturen von 8-12°C noch am Tag rege und fressen teilweise sogar noch leicht. Dies bedeutet, dass wenigstens während der Fressphase die Heizlampen noch 2-3 Stunden am Tag brennen müssen. Diese Tiere tauchen erst ab, wenn die Nachttemperatur um/unter 0°C geht. D.h. aber nicht, dass sie sich unbedingt eingraben. Diese Tiere sitzen eher versteckt unter einen Haufen Laub auf der Erdoberfläche. Erst wenn die Temperaturen noch kälter werden, graben sich diese Tiere auch halb, selten ganz, ein. Wer regelmäßig auf der AETOS Seite schaut, weiß, dass die T. marginata teilweise nachts festgefroren in einem Versteck saß und später am Tag, als es wieder wärmer wurde, fit durch die Landschaft trabte und sich aufwärmte. Testudo marginatas bleiben für mich die faszinierendsten Schildkröten, die immer wieder für eine Überraschung im Gehege sorgen. Stimmt die Gehege-Einrichtung, dann sind es auch pflegeleichte Schildkröten.