Ernährung bei Diabetes - Ernaehrungs

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Ausgabe 15, Herbst 2011
www.ernaehrungs-forum.com
Nutrition Letter
Aktuelle Erkenntnisse für den Ernährungsberater/Arzt
Ernährung bei Diabetes
Derzeit sind ca. 8 % der erwachsenen Be­­
völkerung in Deutschland Typ-2-Diabetiker.
Ihre Zahl wird bis zum Jahr 2030 voraus­
sichtlich stärker als bisher erwartet anstei­
gen. Dabei könnten 21 % (Männer) bzw.
31% (Frauen) der zukünftigen Neuerkran­
kungen durch Lebens­
stilinterventionen mit
Gewichtsreduktion,
körperlicher Bewe­
gung und einer
gesünderen Ernäh­
rung ­verhindert
werden.1
Abb. 1: Beeren-Quark-Dessert (je 100 g
94 kcal, 14 g Zucker) vs. Creme Caramel
(je 100 g 175 kcal, 30 g Zucker)
Zeitgemäße Ernährung
bei Diabetes mellitus
Lt. ErnSTES-Studie2 (Ernährung älterer
­Menschen in stationären Einrichtungen)
erhielten ca. 30 % der Studienteilnehmer
eine besondere Kostform, für immerhin 2/3
davon, also insgesamt jeden fünften, war es
eine Diabeteskost. Die „Diabetesdiät“ hat
damit eine große Bedeutung bei der Spei­
senplangestaltung in der Gemeinschaftsver­
Aus dem Inhalt
pflegung, aber auch in der Ernährungsbera­
tung. In den letzten Jahrzehnten hat die
Ernährung als gezielte Therapiemaßnahme
bei Diabetes an Gewicht gewonnen. Zuneh­
mend wird mehr über die Wirkung der Nähr­
stoffe auf den Stoffwechsel von Diabetikern
bekannt. Mit diesen Erkenntnissen lässt
sich die Ernährung gezielt für die Prävention
des Diabetes und seiner Begleitrisiken wie
zum Beispiel Fettstoffwechselstörungen,
Bluthochdruck und Adipositas e­ insetzen.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über
die Rolle der Kohlenhydrate und Fette in der
Ernährung des Diabetikers haben sich von
Grund auf gewandelt.
Zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert
spielten streng kohlenhydratarme und
zumeist fettreiche Diäten eine bedeutende
Rolle in der Behandlung von Diabetikern,
diese waren aber oftmals nicht leicht an
den Patienten zu bringen. So konstatiert
Hermine von Gilgen in ihrem „Kochbuch für
Zuckerkranke“ von 1897 (Abb. 2) aus ihrer
persönlichen Erfahrung: „Wohl bei keiner
Diät ist die einzuhaltende Diät so wichtig als
bei der Zuckerharnruhr (Diabetes mellitus);
sie bildet den wesentlichsten Factor bei der
Bekämpfung dieses Leidens,…So wichtig
die Diät ist, so schwierig
ist es zugleich, den Kran­
ken zu bestimmen sich
ihr zu fügen. Aus­
schliessliche Fleischnah­
rung widersteht bald. Der
Arzt muss oft Concessio­
nen machen, nur um die
Ernährung zu ermögli­
chen, Concessionen,
welche dann auch meist
einen Rückfall herbeifüh­
ren.“3
Abb. 2
➤ Zeitgemäße Ernährung bei Diabetes mellitus
➤ Diabetikerlebensmittel – Überbleibsel einer
alten Zeit
➤ Keine Angst vor Kohlenhydraten!
➤ Fette – auch hier zählt die Qualität
➤ Auswahl geeigneter Lebensmittel als Ersatz
für Diabetikerlebensmittel
Wenig später wurden kohlenhydrathaltige
Nahrungsmittel wieder vermehrt in den
Speiseplan integriert. Je nach Höhe der
Zuckerausscheidung im Harn bzw. der indi­
viduellen Kohlenhydrattoleranz wurde ein
Kostplan zusammengestellt. Um die Kohlen­
hydratmengen besser vergleichbar zu
machen, führte Carl von Noorden die „Weiß­
brötchen-Einheit“ (WBE) ein: 1 WBE = 20 g
Semmel. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel
wurden im Vergleich zu 20 Gramm Brötchen
in Äquivalenztabellen, später Austauschta­
bellen zusammengestellt (Abb. 3). Das Koh­
lenhydratemanagement mit Zuckerverbot
und BE-Berechnung blieb dabei lange Zeit
zentraler Punkt der Diabetesernährung.
Die Diabetesernährung heute unterscheidet
sich kaum von der empfohlenen Ernährung
des Gesunden, d.h., dass für den Diabetiker
nicht extra gekocht werden muss. Hin­
sichtlich der Energiezufuhr gibt es grund­
sätzlich keine unterschiedlichen Empfehlun­
gen für Diabetiker und
Nicht-Diabetiker. Sie sollte
so hoch sein, dass ein
normales Körpergewicht erreicht bzw.
gehalten wird.
Der Fokus hat sich weg
von der BE-Berechnung
und der kohlenhydrat­
zentrierten Diät mit absolu­
tem Zuckerverbot hin zu
einer bedarfsgerechten und
„Wissen ums Genießen“
abwechslungsreichen Ernährung verlagert.
Die Ernährung des Diabetikers soll der voll­
wertigen und ausgewogenen Ernährung ent­
sprechen, die von den Fachgesellschaften
wie DGE, ÖGE oder SGE für Jedermann emp­
fohlen wird. In dieser Ernährung ist z. B. auch
Zucker zum Würzen kein Tabu mehr. Abgera­
ten wird weiterhin vom Verzehr mit Zucker
gesüßter Getränke und anderer stark zucker­
haltiger Lebensmittel. Toeller et al. stellten
2005 die aktuellen evidenzbasierten Ernäh­
rungsleitlinien zur Behandlung und Präven­
tion des Diabetes mellitus zusammen, in
Abb. 4 ein Auszug.
Diabetikerlebensmittel –
Überbleibsel einer alten
Zeit
Diätetische oder Diät-Lebensmittel sind
Lebensmittel, die für eine besondere
Ernährung geeignet und bestimmt sind. Sie
müssen sich von Lebensmitteln des allge­
meinen Verzehrs unterscheiden. Die konkre­
ten Anforderungen sind in Deutschland in
der Verordnung über diätetische Lebensmit­
tel (Diät-VO)5 geregelt. Nicht alles, wo
„Diät“ draufsteht, ist bzw. war für Diabetiker oder zum Abnehmen bestimmt!
Es gibt diätetische Lebensmittel für ver­
schiedene diätetische Zwecke, z.B. fett­
modifizierte Lebensmittel für die Diät bei
Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien),
Lebensmittel für Natriumempfindliche z.B.
bei Nierenerkrankungen oder Bluthoch­
druck, und bis 2010 gab es in Deutschland
auch ­Diabetikerlebensmittel.
Der Zusatz von „Zucker“ (d.h. Glukose,
Invertzucker, Disaccharide, Maltodextrine
und Glukosesirup) war in Diabetikerlebens­
mitteln verboten. Stattdessen waren
­Fruktose, Fruktosesirup und Süßungsmittel
(Zuckeraustauschstoffe, Süßstoffe) zum
Süßen zulässig. Maltodextrin durfte mit
unter 2 % im verzehrfertigen Lebensmittel
enthalten sein. Diabetikerlebensmittel
­durften nicht mehr Fett und Alkohol als ver­
gleichbare Lebensmittel des allgemeinen
Verzehrs enthalten. Insofern ist die häufig
geäußerte Kritik, sie enthielten mehr
­Kalorien und Fett als vergleichbare normale
Lebensmittel, inhaltlich nicht gerechtfertigt.
Falls das Wort „Diät“ aber als Freibrief
genommen wurde: „Es steht doch „für Dia­
betiker geeignet“ drauf, es ist für mich also
besonders gut geeignet, und deshalb kann
ich unbegrenzte Mengen essen!“, dann
gaben sie tatsächlich ein falsches Signal
gegen eine ausgewogene Ernährung.
Diabetiker brauchen keine besonderen
Lebensmittel6. Deshalb wurden in Deutsch­
Evidenz-basierte Ernährungsempfehlungen4,
in Klammern der Evidenzhärtegrad von A bis C nach Vorschlag Sign*
Bei Übergewicht abnehmen durch reduzierte Energieaufnahme und erhöhten
Energieverbrauch (A)
Beratung zur Reduktion energiedichter Lebensmittel, solchen mit viel gesättigten
Fettsäuren und freien Zuckern unterstützt die Gewichtsabnahme (C)
10-20 En% Eiweiß (ohne Nephropathie) (B)
Max. 10 En% gesättigte und trans-Fettsäuren, bei erhöhtem LDL auch < 8 En% (A)
Max. 10 En% mehrfach ungesättigte Fettsäuren (C)
Max. 35 En% Fett (C)
10-20 En% einfach ungesättigte Fettsäuren, bei max. 35 En% Fett (B)
Ausreichend n-3-Fettsäuren (B)
Max. 300 mg Cholesterin/d (A)
45-60 En% Kohlenhydrate (C)
Bei kohlenhydratreicher Ernährung auf Kombination mit Ballaststoffen achten (A)
Ballaststoffe 40g/d (A): Obst und Gemüse – 5 am Tag, plus 4x Hülsenfrüchte pro Woche (C)
Kost mit niedrigem glykämischen Index (A)
Freie Zucker bis 50g/d (A); definiert als zugefügter Zucker plus Honig, Sirup, Zucker aus Fruchtsaft
Max. 6 g Salz /d, bei erhöhtem Blutdruck auch weniger (A)
Moderater Alkoholkonsum akzeptabel (B)
Abb. 4
*SIGN: Scottish Intercollegiate Guidelines Network
Abb. 3: Beispiel für eine Kohlen­
hydrataustauschtabelle von 1929
land in der Diätverordnung die Regelungen
für diätetische Lebensmittel für Diabetiker
gestrichen sowie die Regelung zur Angabe
von Broteinheiten außer Kraft gesetzt. Dia­
betikerlebensmittel dürfen noch bis Oktober
2012 nach der alten Regelung in Verkehr
gebracht werden, danach ist ein Abverkauf
bis Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums
möglich. Den Satz „geeignet für die Ernäh­
rung bei Diabetes mellitus im Rahmen eines
Diätplanes“ wird man in Zukunft auf
Lebensmittelverpackungen nicht mehr
finden.
Für Diabetiker gelten die Empfehlungen
für eine bedarfsgerechte, ausgewogene
und abwechslungsreiche Ernährung!
Keine Angst vor
­Kohlenhydraten!
Kohlenhydrate sind die einzigen Nährstoffe,
die Einfluss auf den Blutzuckerspiegel
haben. Sie sollten in angemessener
Menge und Qualität auf dem Speiseplan
des Diabetikers stehen. Ihr Anteil an der
Gesamtaufnahme sollte wie beim Gesunden
bei etwa 50% der Gesamtenergiezufuhr
liegen. Es kann aber beispielsweise sinnvoll
sein, die Kohlenhydrate auf mehr Mahlzeiten (z.B. 6 statt nur 3) aufzuteilen, um star­
ke Blutzuckerschwankungen zu vermeiden.
Kohlenhydrate werden vom Körper unter­
schiedlich schnell aufgenommen und erhö­
hen deshalb in ungleichem Maße die Blut­
zuckerwerte. Diese unterschiedliche Wir­
kung ist lange bekannt und mit Schlagwor­
ten wie Glykämischer Index und Glykämi­
sche Last verknüpft (vgl. Nutrition Letter 9
unter www.ernaehrungs-forum.com).
„Wissen ums Genießen“
Kohlenhydrat ist nicht
gleich K
­ ohlenhydrat
Diabetiker sollten solche kohlenhydrathalti­
gen Lebensmittel bevorzugen, die den
­Blutzuckerspiegel langsam ansteigen
­lassen. Die Hauptrolle sollten Vollkorn­
produkte, Gemüse und Hülsenfrüchte
spielen, da sie außerdem gut sättigen und
reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mine­
ralstoffen sind. Hochverarbeitete Getreide­
produkte und Obst sollten in kleineren
­Mengen Bestandteil des Speiseplanes sein.
BE-Berechnung anhand der
­Nährwertkennzeichnung
Die Einschätzung der Kohlenhydratmenge
ist weiterhin wichtig für Typ-1-Diabetiker
und tabletten- bzw. insulinpflichtige Typ2-Diabetiker. Hier dient das Konzept der
Brot- bzw. Kohlenhydrateinheiten (BE, KE
bzw. KHE) im deutschsprachigen Raum vie­
len Diabetikern zur Orientierung und als
Hilfsmittel zur Portionierung von kohlen­
hydrathaltigen Lebensmitteln und wird in
der Diabetesschulung eingesetzt. Es handelt
sich dabei allerdings nicht um exakt defi­
nierte Berechnungsgrößen, sondern um
Schätzeinheiten, die von Land zu Land
unterschiedlich gehandhabt werden.
10 bzw. 12 g Kohlenhydrate entsprechen
dabei einer KE/KHE bzw. BE als Schätzeinheit.
Der Kohlenhydratgehalt wird zukünftig euro­
paweit bei allen verpackten Lebensmitteln aus
der Nährwertkennzeichnung lt. Lebensmittel­
informationsverordnung7 ersichtlich sein.
Zucker, Zuckeraustauschstoff
oder Süßstoff?
Haushaltszucker, Honig und Sirupe sollten
nicht als Lebensmittel in größeren Mengen
verzehrt, sondern vom Diabetiker eher wie
ein Gewürz verwendet werden. 50 g „freie
Zucker“ sind schnell erreicht, z.B. mit
1 Glas Apfelsaft (250 ml)
+ 2 TL Zucker in den Kaffee
+ 1 Butterkeks (10 g)
+ 1 EL Honig.
Zum Süßen eignen sich Süßstoffe (Saccha­
rin, Cyclamat, Aspartam, Acesulfam, Sucra­
lose). Sie werden unverändert als geeignet
für den Diabetiker empfohlen, denn sie
schlagen kalorisch nicht zu Buche und
­können damit hilfreich auch bei der
Gewichtsabnahme sein. „Leere Kalorien“,
bzw. Zucker zum Süßen von Getränken und
Süßspeisen, können eingespart werden.
Die sogenannten Zuckeraustauschstoffe
(z.B. Sorbit) besitzen dagegen keinen ent­
scheidenden Vorteil für den Diabetiker. Sie
können aber abführend und blähend wirken.
Von der Fruktose, die in Diabetikerlebens­
mitteln bevorzugt eingesetzt wurde, gehen
zudem ungünstige Einflüsse auf das metabo­
lische Syndrom bzw. den (Fett-) Stoffwech­
sel8 aus. Größere Mengen sind für viele Men­
schen aufgrund einer Fruktosemalabsorption
(vgl. Nutrition Letter 11) unverträglich.
Eiweiß
Eine Eiweißzufuhr von 10-20% der
­Gesamtenergie (d.h. bei 2000 kcal ca.
50-100 g pro Tag) ist angemessen. Bei
­Mikroalbuminurie sollte ggf. die Eiweiß­
zufuhr adaptiert werden.
Fette – auch hier
zählt die Qualität
Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Rahmen
des metabolischen Syndroms sind Fettstoff­
wechselstörungen (erhöhte Triglyzerid- bzw.
LDL-Cholesterinspiegel, vermehrte kleine,
dichte LDL-Partikel und niedrige HDL-Cho­
lesterinspiegel, = Diabetische Dyslipid­
ämie) ein weiterer wichtiger und beein­
flussbarer kardiovaskulärer Risikofaktor und
­verdienen besondere Beachtung. Das LDLCholesterin ist dabei normalerweise ein
­etablierter Marker für das KHK-Risiko.
Bei steigenden Triglyzeridwerten kann durch die
Bestimmung von LDL-Cholesterin das kardiovas­
kuläre Risiko unterschätzt werden, da der Chole­
steringehalt der LDL-Partikel abnimmt, so dass
der LDL-Cholesterinspiegel die Anzahl kleiner,
dichter, besonders atherogener LDLPartikel nicht
adäquat reflektiert. Bei Patienten mit diabetischer
Dyslipidämie (und hohen Triglyzeridwerten) sind
Non-HDL-Cholesterin und Apolipoprotein B u.U.
besser als LDL-Cholesterin geeignet, das kardio­
vaskuläre Risiko abzuschätzen.9
In der Praxis werden die Zielwerte der
Fachgesellschaften hinsichtlich der Fett­
stoffwechsel-Parameter (z.B. LDL, Triglyze­
ride) häufig nicht erreicht. Präventiv, als
erste Maßnahme bzw. als zusätzliche Option
neben der Medikation sollte auch bezüglich
Fettmodifikation eine Ernährungsberatung
und dauerhafte Ernährungsumstellung
­erfolgen.
Fette spielen in der Ernährung des Diabeti­
kers eine wichtige Rolle. Grundsätzlich soll­
te die Fettaufnahme nicht mehr als 30-35%
der Energieaufnahme ausmachen. Das
bedeutet oft eine Reduktion gegenüber der
tatsächlichen Aufnahme. Eine Umstellung
auf eine fettarme Kost mit weniger als
30 Energie % Fett ist nicht unbedingt sinn­
voll, da bei einer kompensatorisch erhöhten
Kohlenhydrataufnahme (insbesondere
zuckerhaltiger Lebensmittel) der Triglyzerid­
spiegel ansteigen kann. Außerdem ist es
sinnvoll, tierische Fette (Butter, Sahne,
fettreiche Käse-, Milch-, Wurst- und Fleisch­
produkte) und damit die gesättigten Fettsäuren zu reduzieren. Erhöht werden sollte
im Gegenzug die Aufnahme hochwertiger
pflanzlicher Öle und Fette mit viel mehrfach
ungesättigten Fettsäuren.
Eine Fettmodifikation (entsprechend der
Empfehlungen der DGE etc.) hat, im Ver­
gleich zur oft üblichen Ernährung, einen
günstigen Einfluss auf den Fettstoffwechsel
bzw. den LDL-Cholesterinspiegel.
Bedeutung der Streichund Zubereitungsfette
Streich- und Zubereitungsfette stehen zwar
nur für einen Teil der Gesamtfettaufnahme,
für den Diabetiker ist es aber oft am ein­
fachsten, hier, und damit manchmal an der
falschen Stelle, zu sparen. Die bessere
Alternative ist die bewusste Auswahl geeig­
neter pflanzlicher Streich- und Zuberei­
tungsfette. Gespart werden sollte an ver­
steckten Fetten in Wurst, Käse und fettrei­
chen Milchprodukten sowie Fertiggerichten.
Becel Diätprodukte sind diätetische Lebens­
mittel für die fettmodifizierte Ernährung
bei Fettstoffwechselstörungen. Mit ande­
ren Worten, sie sind besonders geeignet für
eine cholesterinbewusste, herzgesunde
Ernährung. Sie unterscheiden sich von
einem Lebensmittel des allgemeinen
­Verzehrs durch ihren niedrigeren Gehalt an
gesättigten Fettsäuren und ihren hohen
Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäu­
100 g / ml enthalten
Energie
(kJ/kcal)
EW
(g)
KH
(g)
F
(g)
Becel fettreduzierte Diät Margarine Original
Becel fettarme Diät Margarine Vital
Becel pro-activ Diät Halbfettmargarine
Becel Diät Pflanzencreme
Omega-3-Pflanzenöl
2200/540
1500/360
1500/360
2700/670
3400/830
0
0
0
0
0
0
0
0
<0,1
0
60
40
40
74
92
SAFA MUFA PUFA
(g)
(g)
(g)
12
8
9
9
10
14
9
10
28
36
33
22
20,5
37
46
n-6
(g)
n-3
(g)
Na
(g)
28
17,7
17
32
40
5,6
4,3
3,5
5
6
<0,02
<0.02
<0,02
<0.05
0
Abb. 5: fettmodifizierte Becel Produkte - Auswahl
ren. Dazu gehören die Omega-3- und
­Omega-6-Fettsäuren. Außerdem sind die
Diätmargarinen streng natriumarm. Die
Becel Streich- und Zubereitungsfette (fettar­
me und fettreduzierte Margarine, Pflanzen­
creme etc., Abb. 5) sind keine speziellen
Diabetiker-Diätlebensmittel, sondern sie
sind fettmodifizierte Produkte zur Ergänzung
eines gesunden und ausgewogenen Speise­
planes, die helfen, den Cholesterinspiegel
normal und damit das Herz-Kreislaufsystem
gesund zu halten. Becel pro-activ Diätmar­
garine mit Pflanzensterinzusatz kann bei
regelmäßigem Verzehr innerhalb von
2 – 3 Wochen als zusätzliche Option den
LDL-Cholesterinspiegel im Rahmen einer
ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und
Gemüse und einer gesunden Lebensweise
um bis zu 10 % senken. Diese Lebensmittel
sollen aber ­keinesfalls eine ausgewogene
Ernährung ersetzen, sondern diese sinnvoll
ergänzen. Die Becel fettarme, fettreduzierte
und Becel pro-activ Diätmargarine sind
auch in Portionspackungen für Hotel, Kran­
kenhaus und Altenheim erhältlich. Alle
genannten ­Produkte enthalten übrigens lt.
Rezeptur keine Milchbestandteile.
Konkrete Beispiele für die Fettmodifikation im
Haushalt oder in der Gemeinschaftsverpfle­
gung sind z.B. das Angebot von „Kräuterbe­
cel“ statt Kräuterbutter, das Anrühren von
Magerquark mit etwas Öl statt Sahnequark
und die Verwendung geeigneter Frittier- und
alt
Mit Süßstoff und Fruktose
gesüßte Erfrischungsgetränke
Diabetikerjoghurts und
–desserts, Süßspeisen
Diabetikerschokolade
Diabetikerkekse, -kuchen,
-waffeln und -plätzchen
Diabetikerkonfitüre
Diabetikereis
Diabetikerbier, -sekt, -wein
Bratfette mit möglichst wenig gesättigten
und trans-Fettsäuren. Soll die Kost kalorisch
mit Fett aufgewertet werden, ist eine Ener­
gieanreicherung mit hochwertigen pflanzli­
chen Ölen und Streichfetten ernährungsphy­
siologisch günstiger als mit Butter oder
Sahne.
Auswahl geeigneter
Lebensmittel als Ersatz
für Diabetikerlebens­
mittel – Beispiele
Im Rahmen der erlaubten Menge an freiem
Zucker können normale Lebensmittel ver­
zehrt werden. Besonders wichtig ist es aber,
auf die verschiedenen Portionsgrößen zu
achten, denn Kohlenhydrate, insbesondere
Mono- und Disaccharide, im Übermaß ver­
zehrt, können neben dem Blutzuckerspiegel
auch den Triglyzeridspiegel negativ beein­
flussen! Wenn bisher zum Kaffee ein kleiner
Keks gereicht wurde, sollte der nun nicht
durch ein großes Stück Marmorkuchen
ersetzt werden. Alkohol sollte allenfalls in
kleinen Mengen konsumiert werden, da er
einen ungünstigen Einfluss auf die Triglyzeri­
de hat.
Die Diabeteskost ist eine ausgewogene,
abwechslungsreiche Ernährung, die auf den
Energie- und Nährstoffbedarf des Patienten
zugeschnitten ist – sprich: eine ­Vollkost.
Im Rahmen des Unilever Unikit-Konzeptes
haben wir uns dazu entschlossen, die diabe­
tikergeeignete Kostform zukünftig „Vital­
kost“ zu nennen. So werden auch gesund­
heitsbewusste Nichtdiabetiker nicht ausge­
grenzt oder abgeschreckt, sondern ggf.
ermuntert, sich für dieses Essen zu ent­
scheiden. Weitere Informationen zum UniKit
Konzept für Krankenhäuser, Rehakliniken
und Altenheime (Deutschland) bzw. Spitäler,
Kliniken und Heime (Österreich), erhalten Sie
unter www.unileverfoodsolutions.de bzw.
www.unileverfoodsolutions.at oder über den
Unilever Foodsolutions Außendienst.
Literatur
[1] Schätzungen des Institutes für Biometrie und Epidemiolo­
gie am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf (DDZ)
[2] DGE (Hg.): Ernährungsbericht 2008, S. 169f.
Gilgen, Hermine von: Kochbuch für Zuckerkranke.
[3]
Durchaus erprobte, ärztlicherseits anerkannte Recepte,
Wien 1897, S. IIIf.
[4] nach Toeller et al.:Evidenz-basierte Ernährungsempfeh­
lungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes
mellitus. Diabetes und Stoffwechsel 14 /2005, S. 75-94;
vgl. auch Evidenzbasierte Leitlinie der Deutschen Diabe­
tes-Gesellschaft zum Diabetes mellitus im Alter unter
http://www.deutsche-diabetes gesellschaft.de/redaktion/
mitteilungen/leitlinien/EBL_Alter_2004.pdf
[5] Verordnung über diätetische Lebensmittel (Diät­
verordnung) in der Fassung der Bekanntmachung vom
28. April 2005, zuletzt geändert am 1.10.2010
[6] Stellungnahme Nr. 043/2009 des BfR vom 14. Oktober
2009: BfR befürwortet ersatzlose Streichung von Diabeti­
kerlebensmitteln in der Diätverordnung
[7] EU-Lebensmittelinformationsverordnung, Entwurf Juli 2011
[8] Vgl. auch: Stellungnahme Nr. 041/2009 des BfR vom
06. März 2009: Erhöhte Aufnahme von Fruktose ist für
Diabetiker nicht empfehlenswert.
[9] z.B. www.diabetes-congress-report.de: Diabetes - Con­
gress Report, Ausgabe: 4, Jahr: 2009: ADA-Kongressbe­
richt Brödl U.C., Lehrke, M. und S. Rohrer: Diabetische
Dyslipidämie, Adipositas und Adipositaschirurgie
neu
Mit Süßstoff gesüßte kalorienfreie Erfrischungsgetränke
Fettarmer oder Magermilch-Fruchtjoghurt, am besten mit Süßstoff gesüßt
(Kalorienreduktion bei Übergewicht), Bechergröße beachten!
Naturjoghurt (1,5 % Fett) mit Fruchtmark aromatisieren und mit Süßstoff
oder kleiner Menge Zucker süßen
Kleine Dessertmengen und frische Früchte kombinieren, vgl. Abb. 1
Normale Schokolade, Portionsgröße beachten
Herkömmliche Backwaren; Achtung, kleine Einheiten wählen
Konfitüre, Alternative: brennwertverminderter Fruchtaufstrich
Kleine Portionen Sorbets, Frucht- oder anderes Eis, Fett- und Kalorien­
gehalte beachten!
Trockene Weine, Bier; kleine Mengen!
Nutrition Letter
Ausgabe 15, Herbst 2011
Herausgegeben von:
Ernährungs Forum
Unilever Deutschland GmbH
Strandkai 1
D- 20457 Hamburg
Verantwortlich für den Inhalt:
Susanne Koch (Dipl. oec. troph. und Diätassistentin)
Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit Genehmigung
des Herausgebers.
Leserservice: Ernährungs Forum
Telefon: 040/3493-1988, Fax: 040/3493-1999
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ernaehrungs-forum.com
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