BIS AN DIE STERNE WEIT Prof. Dr. H. Bönnemann Nanochemistry Consultant Nanowelten Schwarze Löcher Sonnenfeuer Vom Ende der Zeiten Erkenntnis - ein geraubtes Stück aus dem Paradies Goethe’s Faust ist nach wie vor das große Wissenschaftlerdrama. Geplagt von Wissensdurst und Selbstzweifeln sucht er Hilfe beim Teufel. ► Wir suchen nach der Wahrheit, aber wir besitzen sie nicht ► Neue Erkenntnisse müssen experimentell überprüft werden ► Was sich nicht bewährt, ist falsch ► Bewährtes Wissen bleibt solange richtig bis ihm ein neues Experiment widerspricht Fazit: "Unser Wissen ist "objektives Vermutungswissen" Gottfried Benn (1886 – 1956) Arzt, Lyriker und Essayist Nanowelten Nanowelten Definition „Nanotechnologie“ nano (griechisch) heißt „ Zwerg“ Nano ist eine Größenangabe 1 nanometer = 1Millionstel Millimeter ► Materialien dieser Größe bestehen nur aus wenigen Atomen (z.B.: 13 oder 55) ► In diesem Bereich befindet sich Materie erst im "embryonalen Zustand" ► Stoffeigenschaften folgen nicht der klassischen Physik ► sondern den Gesetzen der Quantenmechanik Nanowelten massives Gold schmilzt bei 1064°C Nano-Gold (bestehend aus 1,4 nm Partikeln mit je 55 Goldatomen) schmilzt bei 500°C und hat eine völlig andere Farbe Nanowelten Herstellungsmethode - Bottom Up Nanowelten Nano for Energy Nanowelten Katalyse = gezielter Abbau von Hemmschwellen Nanowelten Film: Daimler Werksfilm: Brennstoffzellen-Auto Nanowelten Nano for Medicine Nanowelten Doppelhelix DNA Nanowelten Film: Tumor-Behandlung durch “Magnetische Hyperthermie” Sonnenfeuer Sonnenfeuer Albert Einstein 1905: E = m . c2 Äquivalenz von Masse und Energie Sonnenfeuer Film: Äquivalenz von Masse und Energie: Das „Sonnenfeuer“ wird erzeugt durch Kernfusion Sonnenfeuer Film: Energiehunger: Ist Kernfusion die Lösung? Sonnenfeuer Film: Das Sonnenfeuer ist 100 Mio°C heiß! Kein Werkstoff hält solche Temperaturen aus. Wesentlicher Fortschritt: Erfindung des „Magnetfeldkäfigs“ für das Plasma verhindert Wandberührung. Brennzeit von 6 Minuten erreicht. Sonnenfeuer Film: MPI für Plasmaphysik, München Das internationale Projekt Iter in Cadarache. Ein „futuristischer Rückblick“ auf die Entwicklung der Kernfusion aus Sicht des Jahres 2100 Schwarze Löcher Unter Einwirkung der Schwerkraft ► gehen Uhren langsamer ► nimmt die Masse von Körpern zu „ Allgemeine Relativitätstheorie“ Schwarze Löcher Film: Pendeluhr geht bei verdoppelter Gravitation nur halb so schnell und klingt eineOktave tiefer! Schwarze Löcher Unter Einwirkung der Schwerkraft verlangsamt sich der Ablauf der Zeit und verkürzt sich der Raum Schwarze Löcher Unter Einwirkung der Schwerkraft verlangsamt sich der Ablauf der Zeit und verkürzt sich der Raum ► Ergebnis: gekrümmte Raumzeit Schwarze Löcher Wird die Schwerkraft an einer Stelle extrem groß, entsteht in der Raumzeit ein trichterförmiges Loch Schwarze Löcher Die extreme Schwerkraft saugt alles hinein, auch die Lichtphotonen Schwarze Löcher sind vollkommen strahlungslos (dunkel) Schwarze Löcher Schwarzes Loch „SgrA“ in der Milchstrasse, kenntlich an der engen Ellipse seiner Trabanten, die durch die extreme Massenanziehung des Loches bewirkt wird. Schwarze Löcher Extreme Schwerkraft entsteht, wenn Materieteilchen mit nahe Lichtgeschwindigkeit kollidieren Schwarze Löcher Film: Large Hadron Collider am CERN (Genf) Im Large Hadron Collider am CERN (Genf) lässt man Materieteilchen auf gegenläufigen Bahnen bei nahe Lichtgeschwindigkeit zusammenprallen Schwarze Löcher Nach neuesten Ergebnissen besteht das Universum zu >90% aus strahlungsloser "dunkler" Materie Galaxien mit "heißen Sternen" sind die Ausnahme Vom Ende der Zeiten Bibliothek des Ashurbanipal in Ninive (650 v. Chr., Rekonstruktion) Vom Ende der Zeiten Babylonische Schöpfungsmythen Kosmos = Ordnung aus dem Chaos Vom Ende der Zeiten Ptolemäus (Alexandria, 160 v. Chr.) Kopernikus (Thorn, 1543 posthum) Geozentrisches Weltbild Heliozentrisches Weltbild Vom Ende der Zeiten Galilei (Pisa, Florenz, 1636) Voraussetzungslose Experimentalphysik Newton (Cambridge, 1702) Dreidimensionaler Raum gleichmäßig fließende Zeit Vom Ende der Zeiten James B. Hartl, Stephan Hawking und Thomas Hertog arbeiten an der Grundfrage: Wie entstand der Kosmos aus dem Chaos? Vom Ende der Zeiten Die Berechnungen zeigen: Der Urknall war vor 13,7 Milliarden Jahren Vom Ende der Zeiten Film: Hawkings Universum [Hintergrundstrahlung = „Echo“ des Urknalls] Vom Ende der Zeiten Film: Die Horn-Richtantenne auf dem Dach der Princeton-Universität Erbrachte schließlich den experimentellen Beweis des Urknalls anhand der Frequenz der Hintergrundstrahlung Vom Ende der Zeiten Film: Ergebnis „Singularität“ [d.h. punktförmiger Anfang als (vorläufiger) theoretischer Schluss-Stein der Urknalltheorie] Vom Ende der Zeiten 1981 ermunterte Papst Johannes Paul lI. Hawking ausdrücklich, das Universum weiter zu erforschen. Der Urknall sollte jedoch - als Gottes Refugium – unangetastet leiben. Vom Ende der Zeiten Film: Um zu erklären, wie sich nach dem Urknall Galaxien und Sterne bilden konnten, musste man nach „Unvollkommenheiten“ im Weltall suchen (Temperatur-Unterschiede) Vom Ende der Zeiten Film: Das erste Weltraumteleskop „Cobe“ erbrachte dann endgültig den Nachweis des Urknalls Vom Ende der Zeiten Film: Physik des Allerkleinsten: Singularität als Punkt ohne Ausdehnung? Vom Ende der Zeiten Peter Higgs mit dem ATLAS Detektor: Wie entstand aus Strahlung Masse? Vom Ende der Zeiten Film: Die Anwendung des quantenphysikalischen Unsicherheitsprinzips erzwingt es, die Theorie eines „Urknalls aus einem Punkt“ aufzugeben, da ein Punkt per Definitionem keine Ausdehnung hat. Vom Ende der Zeiten Stephen Hawkins korrigiert sein Model vom Urknall Vom Ende der Zeiten Die punktuelle Singularität wird nun durch ein unscharfes „Bouncing“ ersetzt: Einführung der „Imaginären Zeit“ Folgerung: Die Unordnung des gegenwärtigen Weltalls strebt einem Maximum zu. Nach seiner größten Ausdehnung wird es kollabieren und am „Ende der Zeiten“ erfolgt dann – zufällig ausgelöst - ein erneuter Urknall. Vom Ende der Zeiten Film: Die Lösung „Das Universum hat weder Anfang noch Ende“ Vom Ende der Zeiten Michelangelo & Benn: " Was dann nach jener Stunde sein wird…. .…wird es sich neu entzünden…. …doch sehe ich ein Zeichen… …und das bist Du" Ist das naturwissenschaftliche Weltbild vereinbar mit der Vorstellung von Gott? Die aktuellen Ergebnisse der Forschung zeigen uns einen Kosmos, in dem „alles mit rechten Dingen zugeht“ und in dem es nur den Zufall, aber keine außerweltlichen Eingriffe durch dämonische Fabelwesen gibt. Alle Ereignisse des kosmischen Weltgeschehens laufen planlos und zufällig ab. Mit diesem empirischen Weltbild wäre die Vorstellung von „Gott“ als „Summe allen Seins“, definiert als unpersönliches Wesen, das jenseits unserer Wahrnehmung den gesamten Kosmos erfüllt, durchaus vereinbar. Die Existenz eines Wesens zu bestreiten, das per Definitionem nicht wahrgenommen werden kann, wäre ja auch unsinnig. Die konkrete Ausgestaltung der Gottesvorstellung durch die verschiedenen Religionsgemeinschaften (z.B. als Person, die einen spezifischen Heilsplan verfolgt) sind eine großartige Kultur- und Phantasieleistung des menschlichen Gehirns, haben aber - naturwissenschaftlich gesehen – nur den Charakter von „unnötigen Zusatzannahmen“. Einstein soll einmal gesagt haben: „Gott würfelt nicht!“ Da lag er wohl fasch. Inzwischen wissen wir: Er scheint den Zufall zu mögen. Er würfelt alle 15 – 25 Milliarden Jahre. Die Präsentation wurde erstellt von www.brinkmann-medien.de © H. Bönnemann und bmp Mülheim 2010 Prof. Dr. Helmut Bönnemann Wissenschaftliches Mitglied Karlsruhe Institute of Technology Helmut-Boennemann.de Bis an die Sterne weit Einführung #0 [Sternenhimmel] Wenn man in einer klaren Nacht zu den Sternen hochsieht, überblickt man mit bloßen Auge Milliarden von Kilometern. Diese weiß opalisierende Gebiet ist die Milchstraße, unsere Heimat-Galaxie, zu der wir gehören. Sie enthält ein paar hundert Milliarden Sterne. Der uns nächste, dieser strahlende Punkt, - der Sirius – ist acht Lichtjahre, das heißt – achtzigtausend Milliarden Kilometer entfernt. Und dieser kaum wahrnehmbare Punkt ist der Andromedanebel, eine andere Galaxie, 200 Millionen Lichtjahre entfernt. Von diesen Galaxien gibt es Milliarden, deren jede wieder aus Milliarden von Sternen besteht. Das gibt uns eine Idee des unermesslichen Universums, in dem wir auf unserer kleinen Erde leben, ein Universum mit zugleich unbestimmten und unerreichbaren Grenzen. Vor 14,3 Milliarden Jahren war es komprimiert auf kleinstem Raum, in einem Punkt, der viel kleiner war als ein Atom. In einer gewaltigen Explosion ist es daraus entstanden. Den Widerhall dieses „Urknall“ hören die Radioastronomen in ihren Kopfhörern bis heute. Ist dies, was wir hier sehen die erste und einzige Welt? Oder gab es davor schon eine oder sogar mehrere solcher Explosionen? Und frühere Universen? Am Ende meines Vortrags werden Sie es wissen. #1 [Sternenhimmel] mit Big Bang Sound] So klingt das Echo des Urknalls vor 14,3 Milliarden Jahren #2 Untertitel [Übersicht] # 3 Erkenntnis – ein geraubtes Stück aus dem Paradies (altpersisches Sprichwort). Die erkenntnisorientierte Forschung begann mit der Vertreibung aus dem Paradies. Sie hatten verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis genascht, denn die Schlange hatte ihnen (in klassischem Latein) versprochen: >Ihr werdet klug werden und wissen und sein wie Gott!< Einspieler Eritis sicut deus ....Gottähnlichkeit bange" [Mephisto, Faust I]" Nun stehen sie draußen. Angewiesen allein auf ihre fünf Sinne und ihren Menschenverstand. In Mephistos spöttischem Zwischenruf lauert eine entscheidende Frage: Wie sicher ist euer Wissen? Bange sind wir ja inzwischen genug… # 4 Goethe’s Faust ist nach wie vor das große Wissenschaftlerdrama. Geplagt von Wissensdurst und Selbstzweifeln sucht er Hilfe beim Teufel. 2 • ...und sehe, dass wir nichts wissen können! • Das ist die erste Grundfrage aller wissenschaftlichen Forschung: Was können wir wissen? Aber es gibt noch eine zweite Grundfrage: • …dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält. Wie kommen wir zu Erkenntnissen? #5 Eine Antwort hat in den 1970er Jahren der Wissenschafts-Philosoph Karl Popper gegeben: Unser Wissen ist "objektives Vermutungswissen". Mit der Wissenschaft geht es also immer nur bis zu einem gewissen, vorläufigen Punkt. Jede noch so kleine Unstimmigkeit kann dieses vermeintlich sichere Weltbild von einem Tag zum anderen umstürzen. Ein paar Mal ist das auch schon passiert! #6 Einer, der im Berlin der 1920er Jahre den Umsturz im Weltbild der Physik unmittelbar miterlebt und in seiner Lyrik verarbeitet hat, war Gottfried Benn. In einem Interview hat er einmal erklärt: • Einspieler "Als ich jung war .... Wer heute auf der Höhe der Zeit sein und an die Grundfragen der Gegenwart herankommen will, muss sich um die aktuellen Ergebnisse der Nanoforschung und um die großen kosmologischen Fragen kümmern. Elektronenmikroskop und Weltraumteleskop haben den Horizont unserer Erkenntnis erweitert: Vom unfassbar Kleinen bis an die Sterne weit… ______________________________________________________________ #7 Zwischentitel Nanowelten Beginnen wir mit meinem eigenen Arbeitsgebiet, der Welt im Kleinsten #8 Definition „Nano“ #9 Massives Gold (Renaissancebecher) und Nanogold (G. Schmid, Univ. EssenDuisburg) # 10 Größenselektiver Aufbau (Bottom-up) von Goldclustern mit 55 Atomen (Au55) ___________________________________________________________________ # 11 Zwischentitel Nano for Energy # 12 Was ist ein Katalysator (Erniedrigung von Hemmschwellen; Katalysatoren lenken und leiten den Ablauf chemischer Reaktionen gezielt in bestimmte, gewünschte Richtungen) # 13 Daimler Werksfilm: Brennstoffzellen-Auto 3 [Platin Nanokatalysatoren ermöglichen on-board Stromgewinnung Brennoffzellenautos aus Wasserstoff; Abgas: reiner Wasserdampf] für ___________________________________________________________________ # 14 Zwischentitel Nano for Medicine # 15 Au55 Teilchen blockieren Vermehrung von Krebs-DNA (G. Schmid, Univ. Essen-Duisburg) # 16 Film Magnetische Cobalt Nanopartikel „verbrennen“ im Tierversuch selektiv Tumorgewebe (H. Bönnemann & I. Hilger MPI Mülheim, Uni Jena) ___________________________________________________________________ # 17 Zwischentitel Sonnenfeuer Die Wärme und Licht spendende Sonne stand schon immer im Zentrum menschlichen Denkens. Die alten Ägypter erhoben sie sogar zum göttlichen Prinzip (Ammun-Rê). • # 18 Einspieler: "Es ist ein groß Ergetzen - bis an die Sterne weit" Im Zeitalter der Weltraumteleskope sehen wir die Sonne nüchterner. Wir wissen, woraus sie besteht und warum sie strahlt. Einstein 1909: Äquivalenz von Masse und Energie. Wie ist das zu verstehen? # 19 Film: Äquivalenz von Masse und Energie: Das „Sonnenfeuer“ wird erzeugt durch Kernfusion # 20 Energiehunger: Ist Kernfusion die Lösung? # 21 Das Sonnenfeuer ist 100 Mio°C heiß! Kein Werkstoff hält solche Temperaturen aus. Wesentlicher Fortschritt: Erfindung des „Magnetfeldkäfigs“ für das Plasma verhindert Wandberührung. Brennzeit von 6 Minuten erreicht. Film Kernfusion # 22 Video MPI für Plasmaphysik, München Das internationale Projekt Iter in Cadarache. Ein „futuristischer Rückblick“ auf die Entwicklung der Kernfusion aus Sicht des Jahres 2100 ___________________________________________________________________ # 23 Zwischentitel Schwarze Löcher Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie in drei Minuten: # 24 Pendeluhr geht bei verdoppelter Gravitation nur halb so schnell und klingt eine Oktave tiefer! # 25 Newton: Raum und gleichmäßig fließende Zeit 4 # 26 Erhöhte Schwerkraft bewirkt: Gekrümmte Raumzeit [Beispiel Tischdecke, an der man unten in der Mitte zieht] # 27 Extreme Schwerkraft erzeugt [wie in der Tischdecke] an einer Stelle ein trichterförmiges schwarzes Loch # 28 Schwarze Löcher sind Punkte extremer Gravitation im Universum. Weil sie auch die Lichtphotonen an sich ziehen, sind sie vollkommen strahlungslos (dunkel) Umfang eines schwarzen Loches: 3-5 Mio Sonnenmassen. Saugt kontinuierlich einen gewaltigen Materiestrom in sich hinein. Pro Stunde etwa 2 Erdmassen oder in 19 Jahren1 komplette Sonnenmasse. # 29 Schwarzes Loch „SgrA“ in der Milchstrasse, kenntlich an der engen Ellipse seiner Trabanten, die durch die extreme Massenanziehung des Loches bewirkt wird. # 30 Kollision von 2 Materieteilchen verdoppelt die Masse bei gleichem Volumen # 31 Videoclip: Large Hadron Collider am CERN (Genf) #32 Dunkle Materie (nimmt > 90 % des Weltalls ein) ___________________________________________________________________ # 33 Zwischentitel Vom Ende der Zeiten # 34 Bevor wir das "Ende der Zeiten" besprechen, müssen wir kurz auf den Anfang kommen. Als im Jahre 1853 in Ninive die Bibliothek des Königs • Assurbanipal ausgegraben worden war, entdeckte man • in den Keilschrifttexten den frühesten Bericht von der Entstehung der Welt. Er wurde niedergeschrieben wahrscheinlich am Anfang des ersten Jahrtausends vor Christi Geburt. Die altbabylonischen Schriften lassen den Kosmos aus dem Chaos entstehen. Der Kosmos entsteht also aus etwas Vorhandenen, dem Chaos, etwas völlig Ungeordneten. In den Schrifttafeln wird das Chaos symbolisiert durch einen Drachen von archaischer Schrecklichkeit. Dieser Drache wird von dem Gott Marduk erschlagen. Aus der Leiche des Drachens wird das Weltall geformt. Parallelen zu den Keilschrifttexten entdeckte man in allen Hochkulturen, bei den Sumerern, Assyrern, Ägyptern und auch im Schöpfungsbericht der Bibel. Es ist ein Mythos höchsten intellektuellen Ranges. „Nur“ ein Mythos? • "Daran erkenn ich den gelehrten Herrn ..." 5 Mephisto’s spöttischer Einwurf erinnert uns daran, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als wir - sogar mit unseren neuesten Instrumenten erfassen können. Für die heutige Astrophysik sind die alt-orientalischen Mythen allerdings hoch aktuell. Wie wir gleich sehen werden, stehen die letzten Ergebnisse der Sternenphysik mit der mythischen Vorstellung von Chaos und Kosmos sogar in guter Übereinstimmung. Auch in der Physik gibt es etwas, das Ordnung in das Chaos bringt, und das ist der Zufall. Der Zufall ist der Erbfeind der Wahrscheinlichkeit. Ohne den Zufall gäbe es keinen Kosmos, kein Universum und kein Leben! Machen wir uns klar: Auch in der Tiefe unseres Wesens wird Lotterie gespielt! # 35 [links] Ptolemäus (Alexandria, 160 v. Chr.) Geozentrisches Weltbild [rechts] Kopernikus (Thorn, 1543 posthum) Heliozentrisches Weltbild # 36 [links] Galilei (Pisa, Florenz, 1636) Erstmals voraussetzungslose Experimentalphysik [rechts] Newton (Cambridge, 1702) Dreidimensionaler Raum, gleichmäßig fließende Zeit. Direkter Zusammenhang von Ursache und Wirkung (Actio = Reactio) # 37 Auf Newton’s Lehrstuhl in Cambridge sitzt heute: Stephen Hawking, (hier mit seinen Kollegen James Hartl und Thomas Hertog) Hawking * 1942, ist mithin heute 68 Jahre alt. Mit 20 Jahen, während seiner Doktorarbeit entwickelte er die Theorie des Urknalls. Gleichzeitig: Lateralsklerose. 1985 verlor er die Stimme. Seitdem Verständigung über Sprachcomputer. # 38 Seine Berechnungen zeigen: Urknall war vor 13,7 Milliarden Jahren # 39 Jetzt ging es aber darum, den Urknall auch experimentell nachzuweisen. Film: Hawkings Universum [Hintergrundstrahlung = „Echo“ des Urknalls] # 40 Film: Hawkings Universum Hawking’s Stimme ist im Clip anhand früherer Tondokumente synthetisch simuliert. Anfangs konnte er zur Eingabe von Texten in den Computer noch die Finger bewegen, dann Eingabe von Buchstaben und Zeichen mittels Zucken seiner Wangenmuskeln, heute geht die Computer- und SprachSteuerung bei ihm nur noch über die Bewegung seiner Augäpfel Die Horn-Richtantenne auf dem Dach der Princeton-Universität erbrachte schließlich den experimentellen Beweis des Urknalls anhand der Frequenz der Hintergrundstrahlung 6 # 41 Hawking’s Doktorvater Roger Penrose erklärt Hawking’s Vorschlag für eine Doktorarbeit (1962). Ergebnis: „Singularität“ [d.h. punktförmiger theoretischer Schluss-Stein der Urknalltheorie] # 42 Johannes Paul II besucht Hawking in Cambridge # 43 Film Hawkings Universum Anfang als (vorläufiger) Um zu erklären, wie sich nach dem Urknall Galaxien und Sterne bilden konnten, musste man nach „Unvollkommenheiten“ im Weltall suchen (Temperatur-Unterschiede) # 44 Das erste Weltraumteleskop „Cobe“ erbrachte dann endgültig den Nachweis des Urknalls # 45 Physik des Allerkleinsten: Singularität als Punkt ohne Ausdehnung? # 46 Peter Higgs erforscht am CERN die Frage: Wie entstand eigentlich aus Strahlung Masse? (Denn anfangs gab es ja nur die energiereiche Strahlung und keine soliden Massen) # 47 Film Hawkings Universum: Anwendung des quantenphysikalischen Unsicherheitsprinzips erzwingt es, die Theorie eines „Urknalls aus einem Punkt“ aufzugeben, da ein Punkt per definitionem keine Ausdehnung hat. # 48 Hawking korrigiert darauf hin sein Urknallmodell: Kein punktförmiger Start! # 49 Die punktuelle Singularität wird nun durch ein unscharfes „Bouncing“ ersetzt: Einführung der „Imaginären Zeit“ Folgerung: Die Unordnung des gegenwärtigen Weltalls strebt einem Maximum zu. Nach seiner größten Ausdehnung wird es kollabieren und am „Ende der Zeiten“ erfolgt dann – zufällig ausgelöst - ein erneuter Urknall. Aber: Wo bleibt dann der „Schöpfungsgedanke“? • # 50 Nicht im Entferntesten ist das zu deuten… (Benn)…. Film Hawking: “No beginning... no end!” Die Lösung „Das Universum hat weder Anfang noch Ende“ Am Ende der Zeiten erfolgt ein „Bouncing“, und dann ein erneuter Urknall! Da in der Unschärfe des „Bouncings“ (im subatomaren Bereich) der pure Zufall waltet wird auch nur durch reinen Zufall bestimmt, ob irgendwo in dem sich in den nächsten 15 – 25 Milliarden Jahre neu entfaltenden Weltall wieder exakt die (eng umgrenzten) Bedingungen getroffen werden, die für die erneute 7 Entstehung von Leben auf einem erdähnlichen Planeten Voraussetzung sind. Vielleicht entsteht aber auch ein neues Weltall ohne jedes Leben darin! Soweit das aktuelle kosmologische Weltbild nach Stephen Hawking. Die Auswertung der Daten, die die neuen Weltraumteleskope Planck, Herschel und Hubble uns aus der Tiefe des Weltraums in den nächsten Jahren liefern sollen, wird zeigen, ob es sich experimentell bewährt. Das ist der letzte Stand der Naturwissenschaft. Wie gesagt, er kann sich jederzeit ändern. „Was bleibet aber, stiften die Künstler“: Betrachten wir zum Abschluss Michelangelo’s Fresco an der Stirnwand der Sixtinischen Kapelle. [Adam im Schattenland, die Hand des Schöpfers] Der Dichter Gottfried Benn hat das mit ein paar wunderbaren Zeilen kommentiert… # 51 Michelangelo & Benn • " Was dann sein wird .. und das bist Du" Schlussbemerkung Ist das naturwissenschaftliche Weltbild vereinbar mit der Vorstellung von Gott? Die aktuellen Ergebnisse der Forschung zeigen uns einen Kosmos, in dem „alles mit rechten Dingen zugeht“ und in dem es nur den Zufall, aber keine außerweltlichen Eingriffe durch dämonische Fabelwesen gibt. Alle Ereignisse des kosmischen Weltgeschehens laufen planlos und zufällig ab. Mit diesem empirischen Weltbild wäre die Vorstellung von „Gott“ als „Summe allen Seins“, definiert als unpersönliches Wesen, das jenseits unserer Wahrnehmung den gesamten Kosmos erfüllt, durchaus vereinbar. Die Existenz eines Wesens zu bestreiten, das per definitionem nicht wahrgenommen werden kann, wäre ja auch unsinnig. Die konkrete Ausgestaltung der Gottesvorstellung durch die verschiedenen Religionsgemeinschaften (z.B. als Person, die einen spezifischen Heilsplan verfolgt) sind eine großartige Kultur- und Phantasieleistung des menschlichen Gehirns, haben aber - naturwissenschaftlich gesehen – nur den Charakter von „unnötigen Zusatzannahmen“. Einstein soll einmal gesagt haben: „Gott würfelt nicht!“ Da lag er wohl fasch. Inzwischen wissen wir: Er scheint den Zufall zu mögen. Er würfelt alle 15 – 25 Jahre.