bis an die sterne weit

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BIS AN DIE STERNE WEIT
Prof. Dr. H. Bönnemann
Nanochemistry Consultant
Nanowelten
Schwarze Löcher
Sonnenfeuer
Vom Ende der Zeiten
Erkenntnis - ein geraubtes Stück aus dem Paradies
Goethe’s Faust ist nach wie vor das große Wissenschaftlerdrama.
Geplagt von Wissensdurst und Selbstzweifeln sucht er Hilfe beim Teufel.
► Wir suchen nach der Wahrheit, aber wir besitzen sie nicht
► Neue Erkenntnisse müssen experimentell überprüft werden
► Was sich nicht bewährt, ist falsch
► Bewährtes Wissen bleibt solange richtig bis ihm ein neues
Experiment widerspricht
Fazit: "Unser Wissen ist "objektives Vermutungswissen"
Gottfried Benn (1886 – 1956)
Arzt, Lyriker und Essayist
Nanowelten
Nanowelten
Definition „Nanotechnologie“
nano (griechisch) heißt „ Zwerg“
Nano ist eine Größenangabe
1 nanometer = 1Millionstel Millimeter
► Materialien dieser Größe bestehen nur aus wenigen Atomen (z.B.: 13 oder 55)
► In diesem Bereich befindet sich Materie erst im "embryonalen Zustand"
► Stoffeigenschaften folgen nicht der klassischen Physik
► sondern den Gesetzen der Quantenmechanik
Nanowelten
massives Gold
schmilzt bei 1064°C
Nano-Gold
(bestehend aus 1,4 nm Partikeln
mit je 55 Goldatomen)
schmilzt bei 500°C
und hat eine völlig andere Farbe
Nanowelten
Herstellungsmethode - Bottom Up
Nanowelten
Nano for Energy
Nanowelten
Katalyse = gezielter Abbau von Hemmschwellen
Nanowelten
Film: Daimler Werksfilm: Brennstoffzellen-Auto
Nanowelten
Nano for Medicine
Nanowelten
Doppelhelix DNA
Nanowelten
Film: Tumor-Behandlung durch “Magnetische Hyperthermie”
Sonnenfeuer
Sonnenfeuer
Albert Einstein 1905: E = m . c2
Äquivalenz von Masse und Energie
Sonnenfeuer
Film: Äquivalenz von Masse und Energie:
Das „Sonnenfeuer“ wird erzeugt durch Kernfusion
Sonnenfeuer
Film: Energiehunger: Ist Kernfusion die Lösung?
Sonnenfeuer
Film: Das Sonnenfeuer ist 100 Mio°C heiß! Kein Werkstoff hält solche
Temperaturen aus. Wesentlicher Fortschritt: Erfindung des „Magnetfeldkäfigs“
für das Plasma verhindert Wandberührung. Brennzeit von 6 Minuten erreicht.
Sonnenfeuer
Film: MPI für Plasmaphysik, München
Das internationale Projekt Iter in Cadarache. Ein „futuristischer Rückblick“ auf
die Entwicklung der Kernfusion aus Sicht des Jahres 2100
Schwarze Löcher
Unter Einwirkung der Schwerkraft
►
gehen Uhren langsamer
►
nimmt die Masse von Körpern zu
„ Allgemeine Relativitätstheorie“
Schwarze Löcher
Film: Pendeluhr geht bei verdoppelter Gravitation nur halb so schnell
und klingt eineOktave tiefer!
Schwarze Löcher
Unter Einwirkung der Schwerkraft verlangsamt sich der Ablauf der Zeit und verkürzt
sich der Raum
Schwarze Löcher
Unter Einwirkung der Schwerkraft verlangsamt sich der Ablauf der Zeit und verkürzt
sich der Raum
► Ergebnis: gekrümmte Raumzeit
Schwarze Löcher
Wird die Schwerkraft an einer Stelle extrem groß,
entsteht in der Raumzeit ein trichterförmiges Loch
Schwarze Löcher
Die extreme Schwerkraft saugt alles hinein, auch die Lichtphotonen
Schwarze Löcher sind vollkommen strahlungslos (dunkel)
Schwarze Löcher
Schwarzes Loch „SgrA“ in der Milchstrasse,
kenntlich an der engen Ellipse seiner Trabanten,
die durch die extreme Massenanziehung des Loches bewirkt wird.
Schwarze Löcher
Extreme Schwerkraft entsteht, wenn Materieteilchen
mit nahe Lichtgeschwindigkeit kollidieren
Schwarze Löcher
Film: Large Hadron Collider am CERN (Genf)
Im Large Hadron Collider am CERN (Genf) lässt man Materieteilchen auf
gegenläufigen Bahnen bei nahe Lichtgeschwindigkeit zusammenprallen
Schwarze Löcher
Nach neuesten Ergebnissen besteht das Universum zu
>90% aus strahlungsloser "dunkler" Materie
Galaxien mit "heißen Sternen" sind die Ausnahme
Vom Ende der Zeiten
Bibliothek des Ashurbanipal in Ninive (650 v. Chr., Rekonstruktion)
Vom Ende der Zeiten
Babylonische Schöpfungsmythen
Kosmos = Ordnung aus dem Chaos
Vom Ende der Zeiten
Ptolemäus (Alexandria, 160 v. Chr.)
Kopernikus (Thorn, 1543 posthum)
Geozentrisches Weltbild
Heliozentrisches Weltbild
Vom Ende der Zeiten
Galilei (Pisa, Florenz, 1636)
Voraussetzungslose Experimentalphysik
Newton (Cambridge, 1702)
Dreidimensionaler Raum
gleichmäßig fließende Zeit
Vom Ende der Zeiten
James B. Hartl, Stephan Hawking und Thomas Hertog arbeiten an der Grundfrage:
Wie entstand der Kosmos aus dem Chaos?
Vom Ende der Zeiten
Die Berechnungen zeigen: Der Urknall war vor 13,7 Milliarden Jahren
Vom Ende der Zeiten
Film: Hawkings Universum [Hintergrundstrahlung = „Echo“ des Urknalls]
Vom Ende der Zeiten
Film: Die Horn-Richtantenne auf dem Dach der Princeton-Universität
Erbrachte schließlich den experimentellen Beweis des Urknalls anhand
der Frequenz der Hintergrundstrahlung
Vom Ende der Zeiten
Film: Ergebnis „Singularität“ [d.h. punktförmiger Anfang als (vorläufiger)
theoretischer Schluss-Stein der Urknalltheorie]
Vom Ende der Zeiten
1981 ermunterte Papst Johannes Paul lI. Hawking ausdrücklich, das Universum weiter
zu erforschen. Der Urknall sollte jedoch - als Gottes Refugium – unangetastet leiben.
Vom Ende der Zeiten
Film: Um zu erklären, wie sich nach dem Urknall Galaxien und Sterne bilden
konnten, musste man nach „Unvollkommenheiten“ im Weltall suchen
(Temperatur-Unterschiede)
Vom Ende der Zeiten
Film: Das erste Weltraumteleskop „Cobe“ erbrachte dann
endgültig den Nachweis des Urknalls
Vom Ende der Zeiten
Film: Physik des Allerkleinsten: Singularität als Punkt ohne Ausdehnung?
Vom Ende der Zeiten
Peter Higgs mit dem ATLAS Detektor: Wie entstand aus Strahlung Masse?
Vom Ende der Zeiten
Film: Die Anwendung des quantenphysikalischen Unsicherheitsprinzips
erzwingt es, die Theorie eines „Urknalls aus einem Punkt“ aufzugeben,
da ein Punkt per Definitionem keine Ausdehnung hat.
Vom Ende der Zeiten
Stephen Hawkins korrigiert sein Model vom Urknall
Vom Ende der Zeiten
Die punktuelle Singularität wird nun durch ein unscharfes „Bouncing“ ersetzt:
Einführung der „Imaginären Zeit“
Folgerung: Die Unordnung des gegenwärtigen Weltalls strebt einem Maximum zu.
Nach seiner größten Ausdehnung wird es kollabieren und am „Ende der
Zeiten“ erfolgt dann – zufällig ausgelöst - ein erneuter Urknall.
Vom Ende der Zeiten
Film: Die Lösung „Das Universum hat weder Anfang noch Ende“
Vom Ende der Zeiten
Michelangelo & Benn:
" Was dann nach jener Stunde sein wird….
.…wird es sich neu entzünden….
…doch sehe ich ein Zeichen…
…und das bist Du"
Ist das naturwissenschaftliche Weltbild vereinbar mit der Vorstellung von Gott?
Die aktuellen Ergebnisse der Forschung zeigen uns einen Kosmos, in dem
„alles mit rechten Dingen zugeht“ und in dem es nur den Zufall, aber keine
außerweltlichen Eingriffe durch dämonische Fabelwesen gibt. Alle Ereignisse
des kosmischen Weltgeschehens laufen planlos und zufällig ab.
Mit diesem empirischen Weltbild wäre die Vorstellung von „Gott“ als „Summe
allen Seins“, definiert als unpersönliches Wesen, das jenseits unserer
Wahrnehmung den gesamten Kosmos erfüllt, durchaus vereinbar. Die
Existenz eines Wesens zu bestreiten, das per Definitionem nicht
wahrgenommen werden kann, wäre ja auch unsinnig.
Die konkrete Ausgestaltung der Gottesvorstellung durch die verschiedenen
Religionsgemeinschaften (z.B. als Person, die einen spezifischen Heilsplan
verfolgt) sind eine großartige Kultur- und Phantasieleistung des menschlichen
Gehirns, haben aber - naturwissenschaftlich gesehen – nur den Charakter von
„unnötigen Zusatzannahmen“.
Einstein soll einmal gesagt haben: „Gott würfelt nicht!“ Da lag er wohl fasch.
Inzwischen wissen wir: Er scheint den Zufall zu mögen.
Er würfelt alle 15 – 25 Milliarden Jahre.
Die Präsentation wurde erstellt von
www.brinkmann-medien.de
© H. Bönnemann und bmp Mülheim 2010
Prof. Dr. Helmut Bönnemann
Wissenschaftliches Mitglied
Karlsruhe Institute of Technology
Helmut-Boennemann.de
Bis an die Sterne weit
Einführung
#0
[Sternenhimmel]
Wenn man in einer klaren Nacht zu den Sternen hochsieht, überblickt man mit bloßen Auge
Milliarden von Kilometern.
Diese weiß opalisierende Gebiet ist die Milchstraße, unsere Heimat-Galaxie, zu der wir
gehören. Sie enthält ein paar hundert Milliarden Sterne.
Der uns nächste, dieser strahlende Punkt, - der Sirius – ist acht Lichtjahre, das heißt –
achtzigtausend Milliarden Kilometer entfernt.
Und dieser kaum wahrnehmbare Punkt ist der Andromedanebel, eine andere Galaxie, 200
Millionen Lichtjahre entfernt.
Von diesen Galaxien gibt es Milliarden, deren jede wieder aus Milliarden von Sternen
besteht.
Das gibt uns eine Idee des unermesslichen Universums, in dem wir auf unserer kleinen Erde
leben, ein Universum mit zugleich unbestimmten und unerreichbaren Grenzen.
Vor 14,3 Milliarden Jahren war es komprimiert auf kleinstem Raum, in einem Punkt, der viel
kleiner war als ein Atom. In einer gewaltigen Explosion ist es daraus entstanden. Den
Widerhall dieses „Urknall“ hören die Radioastronomen in ihren Kopfhörern bis heute.
Ist dies, was wir hier sehen die erste und einzige Welt?
Oder gab es davor schon eine oder sogar mehrere solcher Explosionen? Und frühere
Universen?
Am Ende meines Vortrags werden Sie es wissen.
#1
[Sternenhimmel] mit Big Bang Sound]
So klingt das Echo des Urknalls vor 14,3 Milliarden Jahren
#2
Untertitel [Übersicht]
# 3 Erkenntnis – ein geraubtes Stück aus dem Paradies (altpersisches Sprichwort).
Die erkenntnisorientierte Forschung begann mit der Vertreibung aus dem
Paradies. Sie hatten verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis genascht, denn
die Schlange hatte ihnen (in klassischem Latein) versprochen: >Ihr werdet klug
werden und wissen und sein wie Gott!<
Einspieler Eritis sicut deus ....Gottähnlichkeit bange" [Mephisto, Faust I]"
Nun stehen sie draußen. Angewiesen allein auf ihre fünf Sinne und ihren
Menschenverstand.
In Mephistos spöttischem Zwischenruf lauert eine entscheidende Frage: Wie
sicher ist euer Wissen? Bange sind wir ja inzwischen genug…
# 4 Goethe’s Faust ist nach wie vor das große Wissenschaftlerdrama. Geplagt von
Wissensdurst und Selbstzweifeln sucht er Hilfe beim Teufel.
2
• ...und sehe, dass wir nichts wissen können!
•
Das ist die erste Grundfrage aller wissenschaftlichen Forschung:
Was können wir wissen?
Aber es gibt noch eine zweite Grundfrage:
• …dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Wie kommen wir zu Erkenntnissen?
#5
Eine Antwort hat in den 1970er Jahren der Wissenschafts-Philosoph Karl
Popper gegeben: Unser Wissen ist "objektives Vermutungswissen".
Mit der Wissenschaft geht es also immer nur bis zu einem gewissen,
vorläufigen Punkt. Jede noch so kleine Unstimmigkeit kann dieses
vermeintlich sichere Weltbild von einem Tag zum anderen umstürzen. Ein
paar Mal ist das auch schon passiert!
#6
Einer, der im Berlin der 1920er Jahre den Umsturz im Weltbild der Physik
unmittelbar miterlebt und in seiner Lyrik verarbeitet hat, war Gottfried Benn. In
einem Interview hat er einmal erklärt:
•
Einspieler "Als ich jung war ....
Wer heute auf der Höhe der Zeit sein und an die Grundfragen der Gegenwart
herankommen will, muss sich um die aktuellen Ergebnisse der Nanoforschung
und um die großen kosmologischen Fragen kümmern.
Elektronenmikroskop und Weltraumteleskop haben den Horizont unserer
Erkenntnis erweitert: Vom unfassbar Kleinen bis an die Sterne weit…
______________________________________________________________
#7
Zwischentitel Nanowelten
Beginnen wir mit meinem eigenen Arbeitsgebiet, der Welt im Kleinsten
#8
Definition „Nano“
#9
Massives Gold (Renaissancebecher) und Nanogold (G. Schmid, Univ. EssenDuisburg)
# 10
Größenselektiver Aufbau (Bottom-up) von Goldclustern mit 55 Atomen (Au55)
___________________________________________________________________
# 11
Zwischentitel Nano for Energy
# 12
Was ist ein Katalysator (Erniedrigung von Hemmschwellen; Katalysatoren
lenken und leiten den Ablauf chemischer Reaktionen gezielt in bestimmte,
gewünschte Richtungen)
# 13
Daimler Werksfilm: Brennstoffzellen-Auto
3
[Platin Nanokatalysatoren ermöglichen on-board Stromgewinnung
Brennoffzellenautos aus Wasserstoff; Abgas: reiner Wasserdampf]
für
___________________________________________________________________
# 14
Zwischentitel Nano for Medicine
# 15
Au55 Teilchen blockieren Vermehrung von Krebs-DNA
(G. Schmid, Univ. Essen-Duisburg)
# 16
Film Magnetische Cobalt Nanopartikel „verbrennen“ im Tierversuch selektiv
Tumorgewebe (H. Bönnemann & I. Hilger MPI Mülheim, Uni Jena)
___________________________________________________________________
# 17 Zwischentitel Sonnenfeuer
Die Wärme und Licht spendende Sonne stand schon immer im Zentrum
menschlichen Denkens. Die alten Ägypter erhoben sie sogar zum göttlichen
Prinzip (Ammun-Rê).
•
# 18
Einspieler: "Es ist ein groß Ergetzen - bis an die Sterne weit"
Im Zeitalter der Weltraumteleskope sehen wir die Sonne nüchterner. Wir
wissen, woraus sie besteht und warum sie strahlt.
Einstein 1909: Äquivalenz von Masse und Energie.
Wie ist das zu verstehen?
# 19
Film: Äquivalenz von Masse und Energie: Das „Sonnenfeuer“ wird erzeugt
durch Kernfusion
# 20
Energiehunger: Ist Kernfusion die Lösung?
# 21
Das Sonnenfeuer ist 100 Mio°C heiß! Kein Werkstoff hält solche
Temperaturen aus. Wesentlicher Fortschritt: Erfindung des „Magnetfeldkäfigs“
für das Plasma verhindert Wandberührung. Brennzeit von 6 Minuten erreicht.
Film Kernfusion
# 22 Video MPI für Plasmaphysik, München
Das internationale Projekt Iter in Cadarache. Ein „futuristischer Rückblick“ auf
die Entwicklung der Kernfusion aus Sicht des Jahres 2100
___________________________________________________________________
# 23
Zwischentitel Schwarze Löcher
Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie in drei Minuten:
# 24
Pendeluhr geht bei verdoppelter Gravitation nur halb so schnell und klingt eine
Oktave tiefer!
# 25
Newton: Raum und gleichmäßig fließende Zeit
4
# 26
Erhöhte Schwerkraft bewirkt: Gekrümmte Raumzeit [Beispiel Tischdecke, an
der man unten in der Mitte zieht]
# 27
Extreme Schwerkraft erzeugt [wie in der Tischdecke] an einer Stelle ein
trichterförmiges schwarzes Loch
# 28
Schwarze Löcher sind Punkte extremer Gravitation im Universum. Weil sie
auch die Lichtphotonen an sich ziehen, sind sie vollkommen strahlungslos
(dunkel)
Umfang eines schwarzen Loches: 3-5 Mio Sonnenmassen. Saugt
kontinuierlich einen gewaltigen Materiestrom in sich hinein. Pro Stunde etwa 2
Erdmassen oder in 19 Jahren1 komplette Sonnenmasse.
# 29
Schwarzes Loch „SgrA“ in der Milchstrasse, kenntlich an der engen Ellipse
seiner Trabanten, die durch die extreme Massenanziehung des Loches
bewirkt wird.
# 30
Kollision von 2 Materieteilchen verdoppelt die Masse bei gleichem Volumen
# 31
Videoclip: Large Hadron Collider am CERN (Genf)
#32 Dunkle Materie (nimmt > 90 % des Weltalls ein)
___________________________________________________________________
# 33
Zwischentitel Vom Ende der Zeiten
# 34
Bevor wir das "Ende der Zeiten" besprechen, müssen wir kurz auf den Anfang
kommen.
Als im Jahre 1853 in Ninive die Bibliothek des Königs
• Assurbanipal
ausgegraben worden war, entdeckte man
•
in den Keilschrifttexten
den frühesten Bericht von der Entstehung der Welt. Er wurde niedergeschrieben
wahrscheinlich am Anfang des ersten Jahrtausends vor Christi Geburt. Die
altbabylonischen Schriften lassen den Kosmos aus dem Chaos entstehen. Der
Kosmos entsteht also aus etwas Vorhandenen, dem Chaos, etwas völlig
Ungeordneten. In den Schrifttafeln wird das Chaos symbolisiert durch einen
Drachen von archaischer Schrecklichkeit. Dieser Drache wird von dem Gott
Marduk erschlagen. Aus der Leiche des Drachens wird das Weltall geformt.
Parallelen zu den Keilschrifttexten entdeckte man in allen Hochkulturen, bei den
Sumerern, Assyrern, Ägyptern und auch im Schöpfungsbericht der Bibel. Es ist
ein Mythos höchsten intellektuellen Ranges.
„Nur“ ein Mythos?
•
"Daran erkenn ich den gelehrten Herrn ..."
5
Mephisto’s spöttischer Einwurf erinnert uns daran, dass es zwischen Himmel
und Erde mehr gibt als wir - sogar mit unseren neuesten Instrumenten erfassen können.
Für die heutige Astrophysik sind die alt-orientalischen Mythen allerdings hoch
aktuell. Wie wir gleich sehen werden, stehen die letzten Ergebnisse der
Sternenphysik mit der mythischen Vorstellung von Chaos und Kosmos sogar
in guter Übereinstimmung.
Auch in der Physik gibt es etwas, das Ordnung in das Chaos bringt, und das
ist der Zufall. Der Zufall ist der Erbfeind der Wahrscheinlichkeit. Ohne den
Zufall gäbe es keinen Kosmos, kein Universum und kein Leben!
Machen wir uns klar: Auch in der Tiefe unseres Wesens wird Lotterie gespielt!
# 35
[links] Ptolemäus (Alexandria, 160 v. Chr.) Geozentrisches Weltbild
[rechts] Kopernikus (Thorn, 1543 posthum) Heliozentrisches Weltbild
# 36
[links] Galilei (Pisa, Florenz, 1636) Erstmals voraussetzungslose
Experimentalphysik
[rechts] Newton (Cambridge, 1702) Dreidimensionaler Raum, gleichmäßig
fließende Zeit. Direkter Zusammenhang von Ursache und Wirkung (Actio =
Reactio)
# 37
Auf Newton’s Lehrstuhl in Cambridge sitzt heute: Stephen Hawking, (hier mit
seinen Kollegen James Hartl und Thomas Hertog)
Hawking * 1942, ist mithin heute 68 Jahre alt. Mit 20 Jahen, während seiner
Doktorarbeit entwickelte er die Theorie des Urknalls.
Gleichzeitig: Lateralsklerose. 1985 verlor er die Stimme. Seitdem
Verständigung über Sprachcomputer.
# 38
Seine Berechnungen zeigen: Urknall war vor 13,7 Milliarden Jahren
# 39
Jetzt ging es aber darum, den Urknall auch experimentell nachzuweisen.
Film: Hawkings Universum [Hintergrundstrahlung = „Echo“ des Urknalls]
# 40 Film: Hawkings Universum
Hawking’s Stimme ist im Clip anhand früherer Tondokumente synthetisch
simuliert. Anfangs konnte er zur Eingabe von Texten in den Computer noch
die Finger bewegen, dann Eingabe von Buchstaben und Zeichen mittels
Zucken seiner Wangenmuskeln, heute geht die Computer- und SprachSteuerung bei ihm nur noch über die Bewegung seiner Augäpfel
Die Horn-Richtantenne auf dem Dach der Princeton-Universität erbrachte
schließlich den experimentellen Beweis des Urknalls anhand der Frequenz der
Hintergrundstrahlung
6
# 41 Hawking’s Doktorvater Roger Penrose erklärt Hawking’s Vorschlag für eine
Doktorarbeit (1962).
Ergebnis: „Singularität“ [d.h. punktförmiger
theoretischer Schluss-Stein der Urknalltheorie]
# 42
Johannes Paul II besucht Hawking in Cambridge
# 43
Film Hawkings Universum
Anfang
als
(vorläufiger)
Um zu erklären, wie sich nach dem Urknall Galaxien und Sterne bilden
konnten, musste man nach „Unvollkommenheiten“ im Weltall suchen
(Temperatur-Unterschiede)
# 44 Das erste Weltraumteleskop „Cobe“ erbrachte dann endgültig den Nachweis
des Urknalls
# 45 Physik des Allerkleinsten: Singularität als Punkt ohne Ausdehnung?
# 46
Peter Higgs erforscht am CERN die Frage: Wie entstand eigentlich aus
Strahlung Masse? (Denn anfangs gab es ja nur die energiereiche Strahlung
und keine soliden Massen)
# 47 Film Hawkings Universum:
Anwendung des quantenphysikalischen Unsicherheitsprinzips erzwingt es,
die Theorie eines „Urknalls aus einem Punkt“ aufzugeben, da ein Punkt per
definitionem keine Ausdehnung hat.
# 48
Hawking korrigiert darauf hin sein Urknallmodell: Kein punktförmiger Start!
# 49
Die punktuelle Singularität wird nun durch ein unscharfes „Bouncing“ ersetzt:
Einführung der „Imaginären Zeit“
Folgerung: Die Unordnung des gegenwärtigen Weltalls strebt einem Maximum
zu. Nach seiner größten Ausdehnung wird es kollabieren und am „Ende der
Zeiten“ erfolgt dann – zufällig ausgelöst - ein erneuter Urknall.
Aber: Wo bleibt dann der „Schöpfungsgedanke“?
•
# 50
Nicht im Entferntesten ist das zu deuten… (Benn)….
Film Hawking: “No beginning... no end!”
Die Lösung „Das Universum hat weder Anfang noch Ende“
Am Ende der Zeiten erfolgt ein „Bouncing“, und dann ein erneuter Urknall!
Da in der Unschärfe des „Bouncings“ (im subatomaren Bereich) der pure
Zufall waltet wird auch nur durch reinen Zufall bestimmt, ob irgendwo in dem
sich in den nächsten 15 – 25 Milliarden Jahre neu entfaltenden Weltall wieder
exakt die (eng umgrenzten) Bedingungen getroffen werden, die für die erneute
7
Entstehung von Leben auf einem erdähnlichen Planeten Voraussetzung sind.
Vielleicht entsteht aber auch ein neues Weltall ohne jedes Leben darin!
Soweit das aktuelle kosmologische Weltbild nach Stephen Hawking.
Die Auswertung der Daten, die die neuen Weltraumteleskope Planck,
Herschel und Hubble uns aus der Tiefe des Weltraums in den nächsten
Jahren liefern sollen, wird zeigen, ob es sich experimentell bewährt.
Das ist der letzte Stand der Naturwissenschaft. Wie gesagt, er kann sich
jederzeit ändern.
„Was bleibet aber, stiften die Künstler“:
Betrachten wir zum Abschluss Michelangelo’s Fresco an der Stirnwand der
Sixtinischen Kapelle. [Adam im Schattenland, die Hand des Schöpfers]
Der Dichter Gottfried Benn hat das mit ein paar wunderbaren Zeilen
kommentiert…
# 51
Michelangelo & Benn
•
" Was dann sein wird .. und das bist Du"
Schlussbemerkung
Ist das naturwissenschaftliche Weltbild vereinbar mit der Vorstellung von Gott?
Die aktuellen Ergebnisse der Forschung zeigen uns einen Kosmos, in dem
„alles mit rechten Dingen zugeht“ und in dem es nur den Zufall, aber keine
außerweltlichen Eingriffe durch dämonische Fabelwesen gibt. Alle Ereignisse
des kosmischen Weltgeschehens laufen planlos und zufällig ab.
Mit diesem empirischen Weltbild wäre die Vorstellung von „Gott“ als „Summe
allen Seins“, definiert als unpersönliches Wesen, das jenseits unserer
Wahrnehmung den gesamten Kosmos erfüllt, durchaus vereinbar. Die
Existenz eines Wesens zu bestreiten, das per definitionem nicht
wahrgenommen werden kann, wäre ja auch unsinnig.
Die konkrete Ausgestaltung der Gottesvorstellung durch die verschiedenen
Religionsgemeinschaften (z.B. als Person, die einen spezifischen Heilsplan
verfolgt) sind eine großartige Kultur- und Phantasieleistung des menschlichen
Gehirns, haben aber - naturwissenschaftlich gesehen – nur den Charakter von
„unnötigen Zusatzannahmen“.
Einstein soll einmal gesagt haben: „Gott würfelt nicht!“ Da lag er wohl fasch.
Inzwischen wissen wir: Er scheint den Zufall zu mögen. Er würfelt alle 15 – 25
Jahre.
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