Basel, 30. März 2015 Medienmitteilung Schweizer Tierschutz STS DAS TIER ALS AUSSTELLUNGSOBJEKT Hunde und Katzen exzessiv gestylt, Nager, Kaninchen und Vögel tagelang in Minikäfigen und Reptilien in Plastikboxen eingesperrt - vielfache Realität an Tierausstellungen in der Schweiz. Der Schweizer Tierschutz STS hat im vergangenen Jahr die grossen nationalen sowie einige regionale Tierausstellungen besucht und fand dabei nur wenige beispielgebende Tierhaltungen. Eine Ausstellung stellt für die meisten Tiere eine ungewohnte Situation dar: Sie werden aus ihrem vertrauten Lebensumfeld gerissen, über teilweise weite Strecken transportiert und in eine neuartige Umgebung verbracht, wo sie nicht nur fremden Gerüchen und Geräuschen, sondern auch der unmittelbaren Nähe fremder Tiere und grosser Menschenmengen ausgesetzt sind. Für alle Tiere – ob Haus-, Nutz- oder Wildtier – bringt eine Ausstellungssituation eine erhöhte Belastung mit sich. Ob diese in der normalen Anpassungsfähigkeit des Tieres liegt und damit akzeptabel ist, hängt insbesondere davon ab, ob die angebotene Haltung den Bedürfnissen und Verhaltensweisen der Tiere entspricht und ob die Tiere die Möglichkeit haben, belastenden Faktoren (z.B. Lärm, Menschenmenge, Manipulationen, etc.) auszuweichen. Vielfach entsprechen die heutigen Ausstellungssituationen aber diesen TierschutzAnforderungen nicht. Es finden sich zumeist beengte, unstrukturierte Haltungsformen (Käfige, Boxen) etc.), es fehlen oft geeignete Rückzugsmöglichkeiten, und die Tiere sind neugierigen Besuchern und deren Berührungen schutzlos ausgesetzt. Die Stalleinrichtungen für die meist mehrere Tage dauernde Unterbringung an der Messe entsprechen teilweise nicht einmal den Minimalanforderungen der Tierschutzverordnung, welche bekanntlich die Grenze zur Tierquälerei definieren. Dabei wäre gerade an einer Tierausstellung mit den zusätzlichen Belastungsfaktoren eine vorbildliche Haltungsweise zu erwarten. Zudem sollten sie nach Meinung des STS auch eine didaktische und Vorbildfunktion punkto Tierhaltung haben. Zoologen, Agronomen und Veterinäre haben 2014 im Auftrag des Schweizer Tierschutz STS neun Messen von nationaler Bedeutung, eine Kaninchenausstellung und zwei Reptilienbörsen besucht. Der neu veröffentlichte Tierschutz-Bericht "Tierausstellungen 2014" zeigt: Nur an wenigen Messen und Ausstellungen wird den interessierten Besuchern eine artgemässe Tierhaltung präsentiert. Viel öfter ist es so, dass die Tiere leiden und zur Schau gestellt oft tagelang völlig widernatürlich in engsten Behältnissen ausharren müssen. Ausstellungsobjekte in Einzelhaft Negativ aufgefallen sind sowohl die Hunde- wie auch die Katzenausstellung in Genf. An der Hundeausstellung "Exposition Canine Internationale" wurde gesprayt und gepudert was das Zeug hält. Im Ring wurden die Hunde herumgezerrt, hochgestreckt und mit gesetzlich verbotenen Würgehalsbändern vorgeführt und trotzdem von den Richtern kommentarlos prämiert. An der Katzenausstellung sassen die Tiere meist ohne Rückzugsmöglichkeiten und ohne Sichtschutz, bedrängt von Ausstellungsbesuchern, einzeln in kleinsten Käfigen. Ausgezeichnet wurden hier auch Extremzuchten wie Nacktkatzen oder Perser mit starker Brachycephalie. Ähnlich wie in Genf erging es Hunden und Katzen an der im vergangenen Jahr letztmals durchgeführten Animalia in St. Gallen. Einen schlechten Eindruck hinterliessen die Streichelzoos an der Zentralschweizer Frühlingsmesse LUGA wie auch an der BEA in Bern. Da wie dort wurden Rückzugsräume für die "Streicheltiere" weder respektiert noch überwacht. Die Einzelhaltung unzähliger Vögel in kleinen Pappkartonkäfigen warf, wie bereits im Jahr zuvor, ein schlechtes Licht auf die in Zofingen stattfindende SwissBird. An der "Thurgauer Stämmeschau" in Bischofszell waren es Kaninchen und Meerschweinchen, sozial lebende Fluchttiere also, die tagelang alleine in kleinen, unstrukturierten Käfigen eingesperrt, zur Schau gestellt wurden. Wenig zu meckern gab es für die Ziegen und die meisten anderen Tiere am Comptoir Suisse in Lausanne. Die OLMA St. Gallen optimierte erfreulicherweise die Tierhaltungen nach der STS-Kritik vom Vorjahr und kaum Kritikpunkte fanden sich an der ebenfalls in St. Gallen stattfindenden Frühlings- und Trendmesse OFFA. Wo Tierhalter und Bevölkerung aufeinandertreffen Der Schweizer Tierschutz STS wendet sich nicht grundsätzlich gegen Ausstellungen mit Tieren. Er fordert aber eine tierfreundliche, gut strukturierte Haltung, die den Tieren ausreichend Platz und die notwendigen Rückzugsmöglichkeiten bietet. Tierschauen an Publikumsmessen haben eine nicht zu vernachlässigende pädagogische Wirkung. Viele der Besucher gehen davon aus, dass ihnen vorbildliche Haltungsformen gezeigt werden. Das ist, wie die STS-Recherche zeigt, oftmals nicht der Fall. Der STS kritisiert die gesetzlichen Ausnahmeregelungen vehement, welche es den Ausstellern erlauben, die Tiere tagelang unter Bedingungen zu präsentieren, die weit unterhalb der Mindestanforderungen der Tierschutzverordnung liegen. Für Rückfragen --------------------------------Dr. med.vet. Martina Schybli, Fachstelle Heimtiere, Schweizer Tierschutz STS, Telefon 079 195 79 72 Dr. med.vet. Julika Fitzi, Fachstelle Hunde, Schweizer Tierschutz STS, Telefon 071 310 12 38 oder 079 332 02 54 STS-Medienmitteilungen online --------------------------------STS-Report «Tierausstellungen 2014» online unter www.tierschutz.com/tierausstellungen Absender --------------------------------Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4018 Basel Telefon 061 365 99 99 www.tierschutz.com [email protected]