Gemeine Esche

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Professur für Waldbau und Professur für Forstschutz & Dendrologie, ETH Zürich 1995
c) Weitere abiotische Gefährdungen
Fraxinus excelsior L.
Empfindlich gegen Stammbesonnung (Sonnenbrand).
Empfindlich gegen Steinschlag (empfindliche Rindenstruktur, daher entstehen leicht
Risse und Quetschungen).
4.2. Biotische Gefährdungen
Komplexkrankheit: Rindennekrose / Schleimfluss (infolge von Witterungsextre-men,
Laus- und Pilzbefall).
Pilze: Nectria ditissima (Buchenkrebs), Nectria coccinea (wichtiger Faktor bei der
Entstehung von Rindennekrosen), Rhizoctonia solani (an Früchten), Phytophthora
cactorum (an Keimlingen); verschiedene Fäuleerreger (Wund- bzw. Schwächeparasiten):
Fomes fomentarius (Zunderschwamm), Ustulina deusta (Brandiger Krustenpilz),
Ganoderma spp. (Lackporlinge), Pleurotus ostreatus (Austernseitling), Schizophyllum
commune (Spaltblättling), Trametes hirsuta (Striegelige Tramete).
Insekten: Agrilus viridis (Buchen-Prachtkäfer), Cryptococcus fagisuga
(Buchenwollschildlaus), Rhynchaenus fagi (Buchenspringrüssler).
Familie:
Oleaceae
dtsch.:
franz.:
ital.:
engl.:
Gemeine Esche
frêne
frassino
ash
1. Artbeschreibung
1.1 Morphologie
Gestalt: Grosser, bis 40 m hoher, gegenständig und meist wenig verzweigter Baum;
Längenwachstum stets streng monopodial.
Rinde: Gelblich grau, lange Zeit glatt; Borke grau, dicht längsrissig.
Triebe: Graugrün, kahl. Knospen wenigschuppig, matt schwarz, dicht kurzfilzig behaart;
Endknospe breit eiförmig, viel grösser als die kugeligen Seitenknospen. Blätter
gegenständig oder schief gegenständig, gefiedert mit 9-13 (15) Blättchen; diese
lanzettlich bis oval, am Rand deutlich gesägt, die Seitenfiedern sämtlich sitzend oder
höchstens kurzgestielt.
Blüten: Aus seitlichen Blütenknospen am vorjährigen Trieb. In vielblütigen, anfangs
abstehenden, später überhängenden Rispen; zwittrig oder eingeschlechtig, ein- oder
zweihäusig verteilt; ohne Kelch und Krone, 2 (3) braunrote bis violette Staubblätter.
Anemogam.
Früchte: Flache, 3-4 cm lange, braune, einseitig zungenförmig geflügelte Nüsse; meist in
dichten, hängenden Büscheln. Windverbreitung.
Wurzel: Anfangs tiefgehende Pfahlwurzel, mit zunehmendem Alter Bildung eines tiefund weitreichenden Herz- bis Senkerwurzelsystems.
1.2 Phänologie
Verantwortlich für den Inhalt:
Professur Waldbau: Kap. 2.2, 3, 4.1
Professur Forstschutz & Dendr.: Kap. 1, 2.1, 4.2
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Blüht von Ende März bis Mai vor dem spät erfolgenden Laubaustrieb (unter den
einheimischen Baumarten treibt Fraxinus excelsior als eine der letzten aus). Die Früchte
reifen von Juli bis Oktober, bleiben jedoch oft noch den Winter über (nicht selten bis ins
kommende Frühjahr) am Baum ("Wintersteher"). Die Blätter fallen im Herbst sehr früh
und meist ohne vorherige Verfärbung.
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3. Standortsansprüche
1.3 Fortpflanzung
Beginn der Blüte oft schon im Alter 15, im Bestand gewöhnlich erst mit 30-40 Jahren. Die
Samen haben eine Keimhemmung (zumindest teilweise verursacht dadurch, dass der
Embryo zur Zeit der Fruchtreife noch nicht voll entwickelt ist). Gute Keimergebnisse
werden im ersten Frühjahr nach der Reife erzielt, wenn die Früchte sehr früh im noch
grünen Zustand geerntet (sog. Frühernte) und danach sofort ausgesät oder stratifiziert
werden. Eingelagertes Saatgut (bis etwa 7 Jahre lagerfähig, die Früchte sollten hierfür
spät, etwa Ende Oktober/November, geerntet werden) muss vor der Saat mehrere
Monate stratifiziert werden.
3.1 Physiologische und ökologische Amplitude, Grenzen
a) Physiologisches Ökogramm (ohne Konkurrenzeinfluss)
dürr
Physiologisches Optimum
Tausendkorngewicht (TKG): 65-360 g (je später die Ernte, desto geringer).
Physiologische Amplitude
frisch
1.4 Wachstum
Grenze waldfähiger Standorte
Vorkommensgrenze der Buche
In den ersten Jahren langsam, dann sehr rasche Jugendentwicklung und relativ lang
anhaltendes Wachstum. Höchstalter etwa 200-300 Jahre.
Esche
nass
2. Verbreitung
sehr
sauer
2.1 Horizontalverbreitung
mässig
sauer
basisch
b) Soziologisch - ökologisches Ökogramm und Gesellschaftsanschluss
Europäische Pflanze (siehe Arealkarte).
Vorrat nach LFI: 2.5 % des gesamtschweizerischen Holzvorrates.
dürr
2.2 Vertikalverbreitung
Optimum der Buche
Die Esche steigt bis ca. 1400 m Höhe. Ihre Hauptverbreitung liegt in der kollinen und
submontanen Stufe. Im Qualitätswaldbau findet sie bis ca. 800 m ü.M. Verwendung.
Herrschaftsbereich der Baumart
(ökologisches Optimum)
frisch
Ökologische Nische
Grenze waldfähiger Standorte
Esche
nass
sehr
sauer
mässig
sauer
basisch
Die Esche gelangt auf basenreichen, feucht-nassen (z. T. zeitweilig überfluteten)
Standorten zur Herrschaft. Für die Buche ist auf diesen Standorten die Durchlüftung zu
gering.
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Die Esche ist eine Charakterart der Querco-Fagetea und gilt hier als FrischeFeuchtezeiger.
d) Boden
Gesellschaftsanschluss:
Geologisches Substrat: Grosse Amplitude bezüglich geologischer Unterlage, fehlt aber
auf stark saurem Substrat.
Meist dominierend:
26-30
Stellenweise dominierend: 7-11, 13, 17, 20, 22-25, 33, 35, 36, 49
Beigemischt:
(1), 6, 12, 14-16, 18, 21, 31, 32, 34, 37 - 42, 44, 61, 62
Wasserhaushalt: Breite Amplitude. Beste Voraussetzungen auf frisch-feuchten, vergleyten Böden. Die Annahme, eine Besiedelung derart unterschiedlicher Standorte sei
nur durch die Ausbildung ökologischer Rassen möglich, wurde widerlegt.
c) Limitierende Faktoren, Grenzen
Nährstoffversorgung: Breite Amplitude bezüglich Nährstoffbedarf. Bestes Gedeihen auf
nährstoffreichen, lehmigen und tiefgründigen Böden.
für Vorkommen, Verbreitung: Die Esche meidet stark saure Standorte sowie Stand-orte
mit längerfristiger Überschwemmung und stagnierender Nässe. Sie ist spätfrostempfindlich.
Bodenstruktur, physikalische Eigenschaften: Gutes Gedeihen auf feinerdereichen wie
auch vergleyten Böden.
für waldbauliche Arbeit: Durch die hohe Spätfrostgefährdung sind dem Eschenanbau in
Lagen über ca. 800 m Grenzen gesetzt.
4. Gefährdungen
d) Ökologische Kurzbeschreibung
4.1 Abiotische Gefährdungen
Die Esche hat zwar eine breite ökologische Amplitude, gedeiht aber nur bei
reichlicher Wasser- und Nährstoffversorgung gut. Stehendes Wasser erträgt sie
nicht. Sie ist eine Lichtbaumart, die leichten Seitendruck noch erträgt. Die Esche
bevorzugt luftfeuchte Lagen und ist sehr empfindlich gegenüber Spätfrösten.
a) Verhalten unter Stress
3.2 Detaillierte Standortsansprüche
Wasserstress/Trockenheit: Mässig trockenheitsempfindlich.
Überschwemmung: Mässig resistent. Erträgt bis 2 Monate sommerliche Überschwemmung.
Vernässung: Meidet stagnierende Nässe, erträgt Pseudogley.
a) Klimacharakter
Wechselhafter Wasserhaushalt: Stark wechselfeuchte Böden werden gemieden.
Die Esche ist eine Baumart der kollinen bis montanen Stufe und gehört zu den
subatlantisch-submediterranen Florenelementen. Sie bevorzugt luftfeuchte Lagen.
b) Schattentoleranz/Lichtcharakter
in der frühen Jugend: Reaktionskräftige Halbschattenbaumart.
ab Dickungsstufe: Schattentoleranz lässt bereits in der Dickungsphase merklich nach;
steilrandempfindlich. Im Alter benötigt sie als Lichtbaumart volle Kronenfreiheit.
Frost:
Spätfrost: Sehr grosse Gefährdung (trotz spätem Austreiben).
Frühfrost: Keine besondere Gefährdung.
Frostrisse: Mässig empfindlich.
b) Standfestigkeit
Wind: Sturmfest.
Schnee, Schneebruch: Belaubt sehr gefährdet, unbelaubt mittel gefährdet.
c) Wärme
Gesamtwärme: Mässig wärmebedürftig.
c) Weitere abiotische Gefährdungen
Winterkälte: Mässig empfindlich.
Keine.
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4.2 Biotische Gefährdungen
Bakterien: Pseudomonas syringae ssp. savastoni pv. fraxini (Bakterieller Eschen-krebs),
Mykoplasmen (Eschenvergilbung).
Pilze: Nectria galligena (Nectria-Krebs), Inonotus hispidus (Zottiger Schillerporling).
Insekten: Leperisinus varius (Eschenbastkäfer), Prays fraxinella (Eschenzwiesel-motte).
Wild: Häufig Verbiss- und Fegeschäden.
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Professur Waldbau: Kap. 2.2, 3, 4.1
Professur Forstschutz & Dendr.: Kap. 1, 2.1, 4.2
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