Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater 28. Mai bis 9. Juni 2016 OmU Original mit Untertiteln Dr. Hans-Georg Küppers Kulturreferent der Landeshauptstadt München 02 Initial Daniel Ott und Manos Tsangaris Künstlerische Leitung der Münchener Biennale 03 Biographien Daniel Ott und Manos Tsangaris 05 OmU: Original mit Untertiteln Marion Hirte und Malte Ubenauf Dramaturgie Münchener Biennale 06 Programmübersicht 09 Programm 13 Diskurse 41 Plattformen 45 Daten & Fakten 46 Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater Künstlerische Leitung: Daniel Ott und Manos Tsangaris Ludwigstraße 8, 80539 München T +49 89-280 56 07, F +49 89-280 56 79 [email protected], www.muenchenerbiennale.de Veranstalter: Kulturreferat der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit Spielmotor München e.V. Dr. Hans-Georg Küppers Kulturreferent der Landeshauptstadt München Als Hans Werner Henze gemeinsam mit der Landeshauptstadt München die Münchener Biennale ins Leben rief, stand im Mittelpunkt des Festivals für neues Musiktheater der Gedanke eines Experimentierlabors, in dem junge Komponistinnen und Komponisten Neues ausprobieren und Grenzen ausloten können, ohne Angst vor dem Scheitern haben zu müssen. Sein Nachfolger Peter Ruzicka führte diese Tradition fort und legte dabei den Schwerpunkt auf Uraufführungen von größeren Werken in theatralen Räumen. Daniel Ott und Manos Tsangaris stellen nun die Vernetzung, Experimentierfreude und Nachwuchsförderung in den Mittelpunkt der Programmgestaltung der ersten von ihnen verantworteten Münchener Biennale. Die von ihnen initiierte internationale Plattform ermöglicht Musikschaffenden gemeinsam mit Akteuren anderer Sparten interdisziplinäre Möglichkeiten auf Augenhöhe auszuloten und miteinander unterschiedlichste Denk- und Arbeitsansätze auszuprobieren. »OmU« – »Original mit Untertiteln« lautet ihr erstes Festival-Thema – und wenn man die Vielgestaltigkeit der Projekte sieht, denkt man unwillkürlich nicht nur an Untertitel, sondern auch an Übertitel, Kommentare, Anmerkungen, Streitgespräche, Überprüfen von vertrauten Begriffen, neugieriges Erkunden von ungewohnten Formen … Fließende Übergänge zu anderen Kunstsparten, wie Bildender Kunst, Film, Literatur oder Tanz, werden hier sicht- und hörbar, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Man sieht dem Programm in seiner inspirierenden Fülle an, das es nicht »im stillen Kämmerlein« erdacht wurde, sondern im künstlerischen Austausch entstanden ist, im Dialog mit allen Beteiligten, also kollaborativ. Als Kulturreferent freue ich mich auch über die neuen Kooperationspartner in der Stadt – beispielsweise das Volkstheater und die Lothringer 13 –, und dass das Festivalprogramm durch zahlreiche Vermittlungsangebote ergänzt wird, wie etwa das große Mitmachprojekt »Gaach – quasi eine Volksoper« in Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule. Das umfangreiche Programm strahlt Neugier und künstlerische Begeisterung aus, gleichzeitig aber auch eine fachkundige und sorgfältige Auswahl der Akteure, und ich freue mich schon sehr auf die Realisierung im kommenden Frühjahr. 2 Daniel Ott und Manos Tsangaris Künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater Initial Die Münchener Biennale ist weltweit das einzige Festival, das ausschließlich Uraufführungen von Werken des neuen Musiktheaters zeigt. Sie hat jungen Komponisten und Komponistinnen schon in der Vergangenheit vielfältige Möglichkeiten eröffnet, sich und ihre künstlerischen Ambitionen auf höchstem Niveau auszuprobieren. Als uns der Kulturreferent der Stadt München, Dr. Hans-Georg Küppers, fragte, ob wir Interesse hätten, ab 2016 die künstlerische Leitung dieses besonderen Festivals zu übernehmen, waren wir nicht nur überrascht und hoch erfreut ob der wunderbaren Aussichten, sondern haben das uns entgegengebrachte Vertrauen sofort als eine Aufforderung verstanden, die außergewöhnlich erfolgreiche Geschichte der letzten Jahrzehnte hin zu neuen inhaltlichen und formalen Dimensionen weiterzudenken. Es wurden nach Hans-Werner Henze und Peter Ruzicka wieder zwei Komponisten gefragt. Schon das spricht eine eigene Sprache. Musiktheater ist für uns mehr als nur ein genrebezogenes, sinnliches Vergnügen. Der klassische Kompositionsbegriff hat sich erweitert. Und das aus gut nachvollziehbaren Gründen. Unsere lebensweltlichen Verhältnisse, gerade was ästhetische und formale Rahmensetzungen angeht, überstürzen sich, von den gravierenden politischen Veränderungen zunächst einmal abgesehen. Wie reagieren die Künste? Oder besser noch: wie agieren sie! Denn das, was im Modellversuch, scheinbar nur dem Wahren und Schönen verpflichtet, erfunden, experimentell verdichtet und ausprobiert wird, findet sich, oft unter anderen Namen und Masken, bald in ganz anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen wieder, nicht zuletzt in Werbung, Film, Kommunikationsund Medienpraxis. Aber auch dort, wo Nachrichten übermittelt und Meinungen geformt werden. Für uns bedeutet es, den Kunstraum als Forschungsstätte zu öffnen und zu schützen. Der erweiterte Kompositions-Begriff schließt sehr unterschiedliche Formate ein. Von neuer Oper bis szenischer Installation, von minimalisierter künstlerischer Intervention im Stadtraum zu komponierter Performance, um nur einige zu nennen. Dieses Spektrum bildet einen Raum, der unsere gesellschaftliche »Vielsprachigkeit«, die alltägliche mediale Polyphonie künstlerisch zuspitzt und reflektiert. Von daher ist neues Musiktheater ein offenes Feld geworden, das gesellschaftliche und auch politische Fragestellungen unter besonderen Bedingungen ausleuchten kann. Gerade zu Beginn unserer Arbeit scheint es uns naheliegend, ein Thema zu wählen, das die Vielsprachigkeit, die Übersetzungs-Qualitäten, die Konjunktion unter den Teilsprachen des neuen Musiktheaters befragt und ausführt. »OmU – Original mit Untertiteln« kommt zunächst aus dem Filmzusammenhang, aber sehr schnell wird klar, dass es zum Beispiel auch OmÜ heißen könnte, Original mit Übertitelung, wie sie in den meisten Opernaufführungen geschieht. Und was heißt Originalität, was ist Übersetzung innerhalb des Musik-Theaters, seiner Vorlagen, Libretti, Partituren, Aufführungen, Traditionen, Dokumentationen und Rezeptionsgeschichten … um den Themenkreis hier nur anzudeuten. 3 Von Anfang an hatten wir beschlossen, die Münchener Biennale in erster Linie wieder zu einem Nachwuchsforum zu machen. Das Durchschnittsalter der Künstlerinnen und Künstler im Jahr 2016 liegt etwa um die 30 Jahre. Um den jungen Kunstschaffenden neue Wege zu öffnen, haben wir schon ab 2013 zunächst in München, dann aber auch mit internationalen Partnern weltweit so genannte Internationale BiennalePlattformen durchgeführt, beispielsweise in Bern, Rotterdam, Buenos Aires, Beijing u.a.. Hierbei treffen ausgewählte junge Kunstschaffende aus unterschiedlichen Disziplinen, also nicht nur Komponist_innen, sondern auch Bühnenbildner_innen, Autoren_innen, Regisseur_innen, Video-Künstler_innen, Performer_innen usw. zu bestimmten Themen- und Fragestellungen aufeinander, lernen sich und ihre Arbeiten gegenseitig kennen und bilden schließlich Arbeitsteams, die ihre jeweiligen Projekte in den nächsten Monaten und Jahren gemeinsam verfolgen werden. Teamarbeit ist uns genauso wichtig wie die individuell-künstlerische Konzentration am Arbeitstisch. Unsere erste Ausgabe im Jahr 2016 bezieht einen wichtigen Anteil ihrer Projekte aus diesen Plattformen. Entscheidend hierbei ist, dass die künstlerischen Gewerke einander auf Augenhöhe begegnen und austauschen und von Anfang an produktive Auseinandersetzungen eingehen. Die Münchener Biennale 2016 präsentiert sich in zeitlich und räumlich konzentrierter Form. Das heißt, es wird in kürzerem Zeitraum mehr Premieren und eine deutlich höhere Aufführungsdichte geben, und das alles in großer Nähe zum Muffatwerk, unserem Festivalzentrum. Alle Spielstätten sind von hier aus fußläufig gut zu erreichen, sei es das Müllerʼsche Volksbad, der Gasteig, die Kunsträume Lothringer 13 oder Einstein Kultur. Einige Aktionen finden im Stadtraum statt, eine Bus-Oper etwa, ein »homöopathischer Mob« oder eine Stadtteil-Oper. Zudem wird in einer weitläufig diskursiven Bewegung das gesamte Programm des Festivals in einer Vielzahl von Veranstaltungen unterdessen auch vorbereitend, vermittelnd und reflektierend begleitet von verschiedenen Kooperationspartnern. Und auch innerhalb der Biennale selbst wird über ihr Thema während eines dreitägigen Symposiums nachgedacht und diskutiert werden. Wir hoffen und wünschen uns, dass die Münchener Biennale als international einzigartiges Festival für neues Musiktheater weiterhin und in intensiver Form die Praxis und den lebendigen Diskurs des zeitgenössischen Musiktheaters befruchten und beflügeln kann, dass möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer die Vielfalt und Qualität des künstlerischen Angebots wahrnehmen und dass nicht zuletzt auch die beteiligten Künstler_innen in ihrer forschenden Tätigkeit gefördert, angeregt und unterstützt werden. Daniel Ott, Manos Tsangaris November 2015 4 Daniel Ott und Manos Tsangaris Biographien Daniel Ott (www.danielott.com) Geboren 1960 in Grub/Appenzell. Komponist, Pianist, Theaterschaffender, Autor landschaftsbezogener Werke. Klavierstudium, Aufbau freier Theatergruppen, Straßentheater mit Wagenbühne und Pferden, Theaterstudien in Paris und London. Kompositionsstudium bei Nicolaus A. Huber und Klaus Huber. Vor allem und das seit 25 Jahren: Arbeit als Komponist, Pianist, Innovator im Bereich Neues Musiktheater, interdisziplinär und situationsbezogen. Gründung des Festivals »neue musik rümlingen«. Zehn Jahre Lehrauftrag für Experimentelle Musik in Berlin. Musiktheater u.a. für die Staatsoper Stuttgart, das Theater Bielefeld, für die Donaueschinger Musiktage und die Wittener Tage für neue Kammermusik. Situationsbezogene Arbeiten für die Expo Hannover (Musik zum Schweizer Pavillon von Peter Zumthor), für das Museum für Moderne Kunst MMK Frankfurt am Main, das Festival Alpentöne/Altdorf und den Wasserturm Berlin/Prenzlauer Berg. Landschaftskompositionen für den Hafen Sassnitz/Rügen, den Wallfahrtsort Heiligkreuz/Entlebuch, die Neisse zwischen Görlitz und Zgorzelec, den Rheinhafen Basel, die Elbe bei Hitzacker und die Ruhr bei Witten. Seit 2005 Professor für Komposition und Experimentelles Musiktheater an der Universität der Künste Berlin, seit 2015 Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Ab 2016 gemeinsam mit Manos Tsangaris künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater. Manos Tsangaris (www.tsangaris.de) Geboren 1956 in Düsseldorf. Komponist, Trommler, Installationskünstler, Protagonist des neuen Musiktheaters. Studium bei Mauricio Kagel (Komposition) und Christoph Caskel (Schlagzeug) an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Studien bei Alfonso Hüppi an der Kunstakademie Düsseldorf. Grundsätzlich: Forschungen zu einem erweiterten Kompositionsbegriff, der radikal den Menschen in den Mittelpunkt nimmt. Untersuchung der Schnittstellen zwischen Bild, Ton, Wort und Szene – und ihre Synthese in einem universell verstandenen, neuen Musiktheater. Regelmäßige Aufführungen seiner Werke bei international renommierten Festivals (Donaueschinger Musiktage, Wittener Tage für neue Kammermusik, Theaterfestival Belgrad, Musik-Biennale Berlin, Biennale Venedig, Ultima Festival Oslo, Tonlagen Dresden, Warschauer Herbst). Seit 25 Jahren werden auch seine installativen und bildnerischen Arbeiten in wichtigen Galerien und Museen weltweit gezeigt. Initiator des Kongresses Praemoderne in Köln. Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln, Stipendium der Akademie Schloss Solitude Stuttgart, Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin, Ehrengast der Villa Massimo. Lehrer für transdisziplinares Komponieren, Leiter des Akademieprojekts Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen, seit 2009 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Dresden und Mitglied der Akademie der Künste Berlin (Direktor der Sektion Musik ab 2013), Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste seit 2010. Ab 2016 gemeinsam mit Daniel Ott künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater. 5 Marion Hirte und Malte Ubenauf Dramaturgie OmU: Original mit Untertiteln Die Münchener Biennale 2016 Original mit Untertiteln. Für all jene passionierten Kinobesucher und Serienfans, die synchronisierte Versionen der von ihnen verehrten Filmwerke leidenschaftlich ablehnen, ist bereits an dieser Stelle alles gesagt: »OmU« – das ist der entscheidende Hinweis (mehr noch: das Symbol!) für unverfälschte Filmvorführung auf allen öffentlichen und privaten Leinwänden dieser Erde. Doch was bedeutet die berühmteste Abkürzung der TV- und Kinogeschichte im Zusammenhang mit der ersten Ausgabe der »Münchener Biennale für neues Musiktheater« unter der künstlerischen Leitung von Daniel Ott und Manos Tsangaris? Es ist die dem ersten der drei Buchstaben innewohnende Uneindeutigkeit, die Tsangaris und Ott dazu bewogen hat, sich selbst und alle am Festival beteiligten Künstler mit der Frage zu konfrontieren, um was es sich tatsächlich handelt, wenn von einem »Original« die Rede ist. Bezogen auf Oper und Musiktheater scheint die Antwort rasch gefunden: ein Original – das ist die auf einem Libretto basierende Partitur des Komponisten. Doch ist die Sache wirklich so einfach? Sind nicht vielmehr alle musikdramatischen Ausdrucksformen auf Zusammenkunft und Interaktion zahlreicher unterschiedlicher Künstler hin konzipiert? Darauf, gemeinsam eine in Zeichenform ausgearbeitete musikalische Erfindung in ein klingendes und szenisches Ereignis zu verwandeln? Was also ist die Partitur? Tatsächlich das Original? Verhält es sich nicht vielmehr so, dass erst in der öffentlichen Aufführung, im Zusammenwirken von Klang, Szene, Raum und Publikum ein Original wahrnehmbar wird? Eines, das sich von Aufführung zu Aufführung, von Inszenierung zu Inszenierung immer wieder verändert und erneuert? Gibt es einen Unterschied zwischen »Autoren« und »Interpreten«, wenn die an der Aufführung beteiligten Künstler das Original überhaupt erst ermöglichen? Die Frage nach dem Original ist – unter anderem – die Frage nach den Ursprüngen eines künstlerischen Werkes, den einer Musiktheatererfindung zugrundeliegenden (wiederum »originalen«) Inspirationen bzw. Stoffen, und damit eine Frage nach dem Mythos des Werkbegriffs schlechthin. Im Rahmen der von Daniel Ott und Manos Tsangaris bereits vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufenen ersten internationalen Biennale-Plattform, zu der fast dreißig junge Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Komposition, Regie, Raum, Kostüm, Dramaturgie und Video sowie zahlreiche Instrumentalinterpretinnen- und Interpreten in München zusammen kamen, wurden die Dimensionen der OmU-Problematik ausgeleuchtet: Welcher Künstler ist auf welche Weise an der Erfindung eines Musiktheater-Originals beteiligt? Inwiefern ist der Anspruch auf originale künstlerische Leistungen überhaupt produktiv? Welche »Ursprünge« für musikdramatische Werke wären denkbar, wenn nicht eine librettobasierte Partitur die ausschlaggebende Bezugsquelle ist? Szenische? Choreographische? Räumliche? Die Behauptung »Original mit Untertiteln« beinhaltet eine Vielzahl grundlegender Differenzen. Diese finden sich im komplizierten Verhältnis von Schriftlichkeit und Bildlichkeit, von zeichensprachlicher Struktur und abbildender bzw. klingender Wiedergabe. Zwar hat sich die westlich-europäische Kultur mit der Notenschrift ein Zeichensystem erfunden, welches nicht auf Übersetzung im klassischen Sinne angewiesen ist (von einer Landessprache in die andere); und doch erfordert das musikalische Zeichensystem zahlreiche simultane Lesarten von den zur Aufführung gehörenden Teilnehmern. Lesarten, die als Formen der Übersetzung verstanden 6 werden müssen, als Übertragungen von Schriftzeichen in Klänge, Gesänge, Bilder, Räume und Bewegungen. Und da bekanntlich alle Übersetzungen auch Erfindungen sind, weil es keine eindeutigen, geschweige denn originalgetreuen Übersetzungen gibt, sind die Übertragenden im Bereich des Musiktheaters stets Co-Autoren, die das vorliegende Schriftsystem durch ihre persönlichen Verständnisfilter leiten und bei der Übersetzung entsprechend anreichern, kommentieren und verändern. Ähnliches gilt auch umgekehrt. Und zwar immer dann, wenn Komponisten im Zuge einer so genannten »Vertonung« außermusikalische Inhalte in ihre Notensysteme transformieren. Mehr noch jedoch in solchen Fällen, in denen szenische oder räumliche Überlegungen in ein musikalisches Zeichensystem übersetzt werden sollen. Zu all dem gesellt sich die Frage, wem eigentlich die Copyrights an Übersetzungsvorgängen gehören, in denen sich der Autor eines »Originals« aus einer Vielzahl von übersetzenden Autoren zusammensetzt? Was also genau ist ein Original? Und welche Bedeutung besitzen Untertitel, wenn das Original selbst bereits ein komplex untertiteltes Gebilde ist, das sich aus einer Vielzahl originaler künstlerischer Erfindungen und Übertragungen zusammensetzt? Diesen Fragen nachzuspüren gilt das Interesse der an der Münchener Biennale für neues Musiktheater 2016 beteiligten Künstler. Auf Initiative von Daniel Ott und Manos Tsangaris entwickelten seit Herbst 2014 neun Teams, die sich eigenständig bei der Biennale-Plattform gefunden haben, insgesamt neun konkrete Projekte, die sich mit der OmU-Thematik befassen und nunmehr im Rahmen des kommenden Festivals ihre Uraufführung erleben. Neun »Originale«, die auf sehr unterschiedliche Weise die Vieldeutigkeit künstlerischer Autorenschaft thematisieren. Neun Entwürfe gegenwärtigen Musiktheaters, die – ergänzt durch drei weitere, außerhalb der BiennalePlattform initiierte Projekte – einerseits für traditionelle Konzerträume und Theaterbühnen im Muffatwerk und Gasteig, andererseits aber auch für ungewöhnliche Aufführungssituationen in der näheren Umgebung des Festivalzentrums sowie für den öffentlichen Raum konzipiert wurden. Mit der Erweiterung der Spielorte in die Nachbarschaft der Muffathalle gehen die Biennale-Künstler der Frage nach, inwiefern die Bedingungen eines OriginalSchauplatzes die OmU-Problematik ihrer jeweiligen Projekte verschärfen bzw. bereichern. So bespielen die künstlerischen Teams der Biennale während der Festivalzeit neben Muffathalle und Carl-Orff-Saal (Gasteig) das in der unmittelbaren Nachbarschaft gelegene Müllerʼsche Volksbad, den Ausstellungsraum Lothringer 13, Einstein Kultur sowie verschiedene Orte im öffentlichen Stadtraum. Entsprechend vielfältig gestalten sich die Aufführungsformate: Performances und Installationen mit mehrstündigen Öffnungszeiten (»Hundun«, »The Navidson Records«) verlaufen ganztags, und damit im Vorfeld sowie synchron zu Abendvorstellungen mit eher klassischen Aufführungszeiten von 90 Minuten oder 120 Minuten (»if this then that and now what«, »Speere, Stein, Klavier«, »Sweat of the Sun«, »Für immer ganz oben«, »Mnemo/scene: Echos«), unangekündigte Interventionen im Stadtraum (»Staring at the Bin«) ereignen sich parallel zu den mehrmals täglich angebotenen Touren im Biennale-Kino-Bus (»ANTICLOCK OmU«). Der sich immer wieder überkreuzende zeitliche Verlauf der Vorstellungen evoziert dabei eine sich stets wandelnde gegenseitige Untertitelung der jeweils laufenden Ereignisse. Ein eher subversives Phänomen, das sich für jeden Biennale-Zuschauer anders darstellt – je nachdem, welche Veranstaltungen des Festivalangebots in welcher Reihenfolge ausgewählt werden. Auf diese Weise wird der Zuschauer selbst zum Co-Autor eines Originals - dem eines von seiner Wahrnehmung und Interaktion abhängigen Verlauf eines Festivaltages. Während sich für den einen Besucher die Musiktheaterkomposition über David Foster Wallaceʼs kurze Erzählung »Für immer ganz oben« mit einem Besuch der durch den 7 800 Seiten starken Roman »House of Leaves« des amerikanischen Autors Mark Z. Danielewski inspirierten Installation zu einem echten Labyrinth der Untertitelungen verknüpft, hat der andere Besucher bereits ein Road-Movie der performativen Art absolviert. Die originalen und live improvisierten Soundtracks dieser Kinotour beeinflussen zwangsläufig den weiteren Verlauf des Tages und untertiteln zum Beispiel den Besuch der Produktion »Sweat of the Sun«, deren OmU-Auseinandersetzung im Spiel mit Texten aus Werner Herzogs »Eroberung des Nutzlosen« entsteht. Wer in der zweiten Woche des Festivals unterwegs ist, erlebt schließlich, wie ein ganzer Stadtteil zum Original mit Untertiteln wird. Das Education-Projekt »GAACH« forscht mit ungefähr 100 Bewohnern des Festival-Stadtteils nach OmUPhänomenen der nächsten Umgebung. Das hierbei angestrebte Ergebnis: quasi eine Volksoper. 8 PROGRAMMÜBERSICHT Legende: (K) Komposition, (R) Regie, (B) Bühne/Raum, (D) Dramaturgie, (T) Text, (V) Video, (S) Sounddesign ––– Muffathalle, 28.5., 18.00 | 29.5. – 31.5., 20.00 Jil Bertermann (B), David Fennessy (K,T), Katharina Ortmann (D), Marco Štorman (R,T) Sweat of the Sun nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog ––– Gasteig / Carl-Orff-Saal, 28.5., 21.00 | 29.5. – 31.5., 20.00 Simon Steen-Andersen (K,B,R,T) if this then that and now what ––– Stadtraum, 28.5. – 9.6., durchgehend Meriel Price (K,R) Staring at the Bin ––– Lothringer 13, 29.5. – 3.6., 18.00 – 24.00, Einlass alle 30 Minuten bis 23.00 Ole Hübner (K), Kristian Hverring (S), Rosalba Quindici (K), Benedikt Schiefer (K), Tassilo Tesche (B), Till Wyler von Ballmoos (R) The Navidson Records Ein Musiktheater als Installation ––– Muffatwerk, 29.5. – 9.6., Installation jeweils 18.00 – 22.00 | Performances am 29.5., 30.5., 1.6., 3.6., 4.6., 6.6., 7.6., 8.6., jeweils 18.00 – 18.30 Judith Egger (B), Neele Hülcker (K) Hundun ––– Stadtraum, 30.5. – 8.6., 20.00 Mirko Borscht (R), Christian Beck (B), Hannes Hesse (V) ANTICLOCK (OmU) __ Gasteig / Black Box, 30.5., 1.6., 3.6.: 22.00 | 31.5., 2.6.: 18.00 Georges Aperghis (K) Pub – Reklamen Arno Camenisch (T) SEZ NER ––– 9 Open Air, Treffpunkt: Muffathalle, Foyer, 31.5., 2.6., 4.6., 6. – 8.6., 22.00 Cathy van Eck (K), Isabelle Kranabetter (D), Blanka Radoczy (R), Claudia Irro (Ko): Phone Call to Hades ––– Müllerʼsches Volksbad, 1.6. – 5.6., jeweils 20.30 Abdullah Kenan Karaca (R,T), Vincent Mesnaritsch (B), Brigitta Muntendorf (K,T) Für immer ganz oben nach einer Erzählung von David Foster Wallace ––– Einstein-Kultur, 2.6. – 5.6., 20.00 sowie 4.6. und 5.6., 16.00 | 6.6. – 8.6., 18.00 | 9.6., 11.00 Pauline Beaulieu (R), Ariel Farace (T), Stephanie Haensler (K), Yvonne Leinfelder (B) Mnemo/scene: Echos ––– Muffatwerk / Ampere, 3.6., 22.00 und 4.6., 20.00 Charles Sadoul (K,B), Adelin Schweitzer (V) HolyVj #Digression no°1 ––– Gasteig, Foyers, 5.6., 18.00 GAACH – quasi eine Volksoper Ein Partizipationsprojekt Künstlerische Leitung: Catherine Milliken, Robyn Schulkowsky, Dietmar Wiesner ––– Gasteig / Carl-Orff-Saal, 5.6., 6.6., 8.6., 20.00 Christian Grammel (R), Genoel von Lilienstern (K), Elisabeth Tropper (D), Yassu Yabara (B) Speere Stein Klavier ––– Muffathalle, 6.6. – 9.6., 20.00 Deville Cohen (R,B), Hugo Morales Murguia (K) UNDERLINE ––– 10 DISKURSE ––– OFFENE AKADEMIE der Münchner Volkshochschule 5.4.2016, 19.30 Uhr Gasteig / Black Box OmU: VORLAGE UND FILM - LOST IN TRANSLATION? Asta Scheib (Drehbuch- und Romanautorin), Jochen Striebeck (Synchronsprecher), Steven Uhly (Romanautor) und Michael Verhoeven (Filmregisseur) im Gespräch. Moderation: Christoph Lindenmayer, Münchner Volkshochschule 3.5.2016, 20.00 Uhr Gasteig / Black Box ORIGINAL MIT UNTERTITELN Die Münchner Biennale 2016 Daniel Ott und Manos Tsangaris sowie Marion Hirte und Malte Ubenauf im Gespräch zu OmU und dem Konzept des Festivalprogramms. Moderation: Heike Lies, Kulturreferat und Marianne Müller-Brandeck, Münchner Volkshochschule ––– KURSPROGRAMM der Münchner Volkshochschule: 18.4. / 2.5. / 9.5.2016 Gasteig BIENNALEWERKSTATT »Sweat of the Sun« nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog Die intensive Beschäftigung mit Text und Komposition des Stücks im Vorfeld seiner Uraufführung bieten Raum für Erfahrung und Diskussion und erleichtern den Zugang zu ungewohnten Höreindrücken und neuen Perspektiven. Leitung: Shoshana Liessmann, Musik- und Kulturwissenschaftlerin ––– 11.5.2016, 12.00 Uhr – 14.00 Uhr Ludwig-Maximilians-Universität, München Institut für Theaterwissenschaft Ringvorlesung mit Prof. Dr. David Roesner: Inszenierungsgeschichte im 20./21. Jahrhundert Die Münchener Biennale Prof. Dr. David Roesner im Gespräch mit Manos Tsangaris und Daniel Ott ––– 12.5.2016, 20.00 Uhr Gasteig / Black Box BR-KLASSIK. THEMA MUSIK LIVE »Münchener Biennale – eine neue Etappe?« Sendetermine: ARD-alpha, 21.5.2016, 22.30 Uhr (»Denkzeit«) BR-KLASSIK, 26.5.2016, 20.05 Uhr – 21.30 Uhr ––– U21-VERNETZT von der Münchener Biennale Sendetermine: ARD-alpha, 5.6.2016, 11.00 Uhr – 12.00 Uhr 11 BR-KLASSIK Radio und Video-Stream brklassik.de, 6.6.2016, 21.05 Uhr – 22.00 Uhr einsfestival, voraussichtlich Juni 2016 ––– Gasteig / Black Box, 3.–5.6.2016 Symposium zur Münchener Biennale: OmU - Echoräume und Suchbewegungen im heutigen Musiktheater Leitung: Jörn Peter Hiekel (Dresden) und David Roesner (München) ––– Partner Diskurse Positionen. Texte zur aktuellen Musik 12 PROGRAMM 13 Uraufführung Muffathalle 28.5., 18.00 | 29.5. – 31.5., 20.00 Jil Bertermann (B), David Fennessy (K,T), Katharina Ortmann (D), Marco Štorman (R,T) Sweat of the Sun nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog Sprache: Deutsch und Englisch mit Übertiteln Dauer: 75 Minuten Tickets: € 18, ermäßigt € 10 Weitere Aufführungen: Juni 2017, Theater Osnabrück Komposition, Text: David Fennessy Regie, Text: Marco Štorman Bühne, Kostüm: Jil Bertermann Dramaturgie: Katharina Ortmann Klangregie: Zoro Babel Video: Ole Heinzow Mitwirkende: Susann Vent-Wunderlich (Sopran), Leslie Visco (Sopran), Annette Schönmüller (Alt), Marco Vassalli (Bariton), José Gallisa (Bass) Stephanie Schadeweg (Schauspielerin), Dennis Pörtner (Schauspieler) Münchener Kammerorchester Musikalische Leitung: Alexander Liebreich Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Theater Osnabrück Kooperation mit Operadagen Rotterdam 1982 drehte der deutsche Regisseur Werner Herzog den Film »Fitzcarraldo«. Herzog kommentiert den Filmdreh in einem Tagebuch, das unter dem Titel »Eroberung des Nutzlosen« veröffentlicht wurde. Das messianische Pathos von Sprache und Bildern, durch die im Tagebuch die Vorgänge geschildert werden, steht dem Bewusstsein der Nutzlosigkeit des Vorhabens gegenüber. Das Musiktheater »Sweat of the Sun« ist ein Zoom in den Kopf eines Besessenen. Die radikal subjektive Perspektive des Textes »Eroberung des Nutzlosen« wird im Musiktheater »Sweat of the Sun« intensiviert, gebrochen und erweitert in eine dreidimensionale Darstellung in Raum, Szene und Klang. Die Aufführung bildet eine »Landschaft« aus Orchester, Schauspieler*innen, Sänger*innen und Publikum: aus ihr entfaltet sich die Erzählung des Protagonisten, sie ›ist‹ gleichsam seine Erzählung. David Fennessy – Komposition David Fennessy begann seine musikalische Laufbahn als Gitarrist in einer Schulrockband, bevor er im Alter von 15 Jahren ins klassische Fach wechselte. Während seines Studiums am Dublin College of Music erwachte sein Interesse für Komposition. Er studierte an der Royal Scottish Academy of Music and Drama, wo er nun selbst seit 2005 unterrichtet. 2006/2007 erhielt er ein Stipendium des Ensemble Modern. Es folgte der Dewar Arts Award (Schottland), der es ihm erlaubte, zwölf 14 Monate in Deutschland zu verbringen. Fennessys Kompositionen werden weltweit von namhaften Ensembles aufgeführt, darunter das Royal Scottish National Orchestra, Endymion Ensemble, Irish National Chamber Choir, Concorde, Castagneri Quartet (Frankreich), Zephyr Quartet (Niederlande) und Synchronia (USA). Marco Štorman – Regie Marco Štorman, geboren 1980 in Hamburg, schloss 2005 sein Regiestudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München ab. Er assistierte u.a. bei Christoph Schlingensief, Jossi Wieler, Andreas Kriegenburg, Stephan Kimmig und Schorsch Kamerun, erhielt diverse Stipendien und gründete 2006 die Gruppe Kulturfiliale. 2011 drehte er seinen ersten Film »Juliaugust«, der bei den 9. berlin film awards ausgezeichnet wurde. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut realisierte er 2011 und 2013 Stadtrauminstallationen in Melbourne und Adelaide. Er arbeitet als freier Regisseur, u.a. am Thalia Theater in Hamburg, am Schauspiel Hannover, am Düsseldorfer Schauspielhaus und an der Jungen Oper Stuttgart. Katharina Ortmann – Dramaturgie Katharina Ortmann ist Musikdramaturgin im Bereich Konzert und Musiktheater mit Schwerpunkt auf zeitgenössischem Repertoire und Projektentwicklung. Seit 2014 arbeitet sie freischaffend, derzeit u.a. als Produktionsleitung und Dramaturgin des Internationalen Musiktheaterwettbewerbs Darmstadt, den das Staatstheater Darmstadt in Zusammenarbeit mit den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt 2015/16 für Komponist*innen ausgelobt hat. Von 2011 bis 2014 war Katharina Ortmann Musiktheaterdramaturgin an der Staatsoper Hannover, wo sie in der Spielzeit 2012/13 zudem kommissarisch die Junge Oper leitete. Von 2008 bis 2011 war sie Dramaturgin am Oldenburgischen Staatstheater. Katharina Ortmann studierte von 2000 bis 2006 Musikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Berlin und Paris. 2007 bis 2009 war sie Stipendiatin der Akademie Musiktheater Heute und ist jetzt Mitglied des Alumnibeirats. Jil Bertermann – Bühne und Kostüme Jil Bertermann studierte Freie Kunst mit dem Schwerpunkt Bühnenraum an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Nach ihrem Diplom folgten Arbeiten für die Opera Stabile der Staatsoper Hamburg sowie für das Rokokotheater Schwetzingen. Der Kinofilm »TEENAGE RESPONSE« von Eleni Ampelakiotou, für den sie Setdesigns entwarf, lief im offiziellen Programm der 59. Berlinale. Von 2009 bis 2012 war sie an den Münchner Kammerspielen als Bühnenbildassistentin tätig. Dort realisierte sie eigene Bühnenbilder, u.a. für die Produktionen »Gleis 11« und »München/ Diyarbakir« von Christine Umpfenbach, »They shoot horses, donʼt they?« von Susanne Kennedy, »Hotel Europa« von Johan Simons, für »Holt mich hier raus« und das Stadtprojekt »München komplett« von Schorsch Kamerun sowie für »Das war auf einer Lichtung da sie zum ersten Mal Geld dafür nahm« von Malte Jelden. ––– Rundfunk-Mitschnitt BR-KLASSIK Sendetermin: BR-KLASSIK, 2.7.2016, 20.05 Uhr 15 Uraufführung Gasteig / Carl-Orff-Saal 28.5., 21.00 | 29.5. – 31.5., 20.00 Simon Steen-Andersen (K,B,R,T) if this then that and now what Dauer: ca. 70 Minuten Tickets: € 18, ermäßigt € 10 Weitere Aufführungen: 23. und 30. Juni 2016, jeweils 19.30 Uhr, Staatstheater Mainz/ Kleines Haus Komposition, Regie, Bühne, Text: Simon Steen-Andersen Dramaturgie: Ina Karr Schauspieler: Rüdiger Hauffe Philharmonisches Staatsorchester Mainz Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Staatstheater Mainz »if this then that and now what« ist ein Musiktheater für achtzehn Musiker und vier Schauspieler, das sich zwischen Theater, Lecture Performance, Konzert, Lichtinszenierung und Installation bewegt. Oder vielmehr: Statt eines »Zwischendrin« wird dieser Abend versuchen, alles gleichzeitig zu sein. Denn Simon Steen-Andersen verbindet in seinen Werken musikalisches und akustisches Material mit visuellen Elementen. Daraus entstehen Kompositionen, in denen Bilder, Bewegungen und Gesten eine ebenso wichtige Rolle einnehmen wie die Musik und sich in polyphoner Vielschichtigkeit zueinander verhalten. Das Musizieren ist dabei selbst Teil des kompositorischen Denkens. So entsteht musikalische Struktur zum Beispiel aus der choreografisch komponierten Bewegung der Musiker. Darüber hinaus entwickelt Steen-Andersen für das Werk mehrere Klangobjekte, deren Faszination in eben dieser Verbindung von Visuellem und Akustischem besteht. »Ich betrachte das Projekt als Übersetzung meiner Hauptinteressen aus den letzten drei bis vier Jahren in ein großes szenisches Format, in dem ich die Verbindung zwischen Klang und Vision erforschen werde.« (Simon Steen-Andersen) Simon Steen-Andersen – Idee, Komposition, Text, Regie, Bühne (www.simonsteenandersen.dk) Geboren 1976 in Odder (Dänemark). Musikalische Ausbildung (Komposition) ab 1998 in Århus bei Karl Aage Rasmussen, 2001/02 bei Mathias Spahlinger in Freiburg, 2003/04 bei Gabriel Valverde in Buenos Aires und 200 bis 2006 bei Bent Sørensen und Hans Abrahamsen in Kopenhagen. Zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, u.a. von der Dänischen Kunststiftung, der Léonie-Sonning-Musikstiftung und den Darmstädter Ferienkursen (Kranichsteiner Musikpreis 2008); diverse Gastaufenthalte. Kompositionsaufträge unter anderen von ensemble recherche / Donaueschinger Musiktage 2007, Ensemble Modern, Radio-Kammerphilharmonie Hilversum, Sinfonieorchester Shanghai, außerdem Aufführungen seiner Werke durch Ensembles wie ICTUS, das Collegium Novum Zürich und das Silesian String Quartet. Seit 2008 Lehrtätigkeit (Komposition) an der 16 Königlichen Musikakademie in Århus; Veröffentlichungen in Zeitschriften wie kunstMUSIK, Dansk Musik Tidsskrift, Parergon (Norwegen); Mitherausgeber der dänischen Zeitschrift für neueste Kunstmusik »AUTOGRAF.org«. Das Schaffen von Simon Steen-Andersen umfasst neben Kompositionen für Solisten, Ensembles und Orchester, zum Teil mit ungewöhnlichen Zusatz-Instrumenten, Gerätschaften und verschiedenen elektroakustischen Dispositiven, auch audiovisuelle Installationen. Häufig wird die Musik durch Aktionen der Ausführenden um eine theatrale Dimension erweitert. Ina Karr - Dramaturgie Ina Karr studierte Schulmusik, Musikwissenschaft und Germanistik in Freiburg. Im Anschluss wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Albert Ludwigs Universität Freiburg, Autorin für Tagesund Fachzeitschriften, Festivalkorrespondentin für BBC London, Dramaturgin des Festivals „Eclat“ sowie Geschäftsführerin des Ensemble Aventure . Ab 2002 Dramaturgin am Nationaltheater Mannheim und ab 2006 leitende Musiktheaterdramaturgin am Oldenburgische Staatstheater, wo sie ab 2009 auch Operndirektorin war. Seit 2014 ist Ina Karr Chefdramaturgin Musiktheater am Staatstheater Mainz. Lehraufträge an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst Frankfurt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch in der Weiterentwicklung des zeitgenössischen Kindermusiktheaters. Rüdiger Hauffe - Schauspieler Rüdiger Hauffe, geboren 1983, von 2007 bis März 2011 Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Während des Studiums spielte er am St.PauliTheater, später am Thalia-Theater Hamburg u. a. in den Produktionen Leonce und Lena (Regie: Dimiter Gotscheff) und am Schauspielhaus Hamburg in Roger Vontobels Das Käthchen von Heilbronn. Erstengagement 2011 an das Oldenburgische Staatstheater, wo er u.a. die Titelrolle in Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui spielte. Seit der Spielzeit 2014/15 Ensemblemitglied am Staatstheater Mainz, hier war er bisher u.a. als Tempelherr in K.D. Schmidts Inszenierung Nathan der Weise oder Lucie Depauws Deutsche Erstaufführung von Lilli/Heiner und der Uraufführung Die Sirenen des Titan zu erleben. 17 Aktionen im öffentlichen Raum 28.5. – 9.6., durchgehend Meriel Price (K,R) Staring at the Bin Komposition, Konzept, Regie: Meriel Price mit Karina Erhard, Philipp Kolb, Johann-Michael Schneider, Christoph Theussl, und Meriel Price Video: Aron Kitzig Produktion der Münchener Biennale »Staring at the Bin«, also ›Einen Mülleimer anstarren‹, ist die unmittelbare Begegnung von Öffentlichkeit, Musik und Theater, unangekündigt und unerwartet, eine Sammlung von Miniatur-Performances im öffentlichen Raum, so winzig, dass sie wie zufällige merkwürdige Begebenheiten erscheinen. Musikalische und theatrale Ereignisse werden nahtlos ins urbane Leben eingebettet, maximal reduziert, als Pause, als Impuls, Wiederholung oder Variation. Eingerahmt und fokussiert wird das Alltagsleben zur Grundlage intimer Interaktion. Der unmittelbare Kontakt des Publikums mit dem Werk, ganz ohne ›künstlerischen‹ Kontext ermöglicht eine neue Beziehung, eine direkte Reaktion, weil der Wegfall jeglicher Etikettierung Raum für die ganz persönliche Bedeutung lässt. Die Störung des Tagesrhythmus zwingt zum Innehalten, zum Nachdenken und bietet damit die Chance, die Alltagsroutine des städtischen Lebens neu zu interpretieren. Unerklärt und grundlos verwundern die Ereignisse, schärfen die Wahrnehmung, geben Impulse für eine direktere Verbindung mit Menschen, Orten und Geschehnissen der Umgebung. Im Vorfeld der Biennale und während der gesamten Veranstaltung werden verschiedene Orte in ganz München vor Zufallspublikum mit Eventminiaturen bespielt, die dokumentiert werden. Die Aufzeichnungen werden in einem Ausstellungsbereich gezeigt, der sich während der Biennale weiterentwickelt und so zum lebenden Protokoll der laufenden Begegnungen wird. Meriel Price – Idee, Komposition, Regie (www.merielprice.com) Die Solistin und Kammermusikerin arbeitet eng mit zeitgenössischen Komponisten zusammen, die Werke für sie schrieben, wie Luke Bedford, Larry Goves, Pete Meechan und Jordan Hunt. Sie spielt mit dem Redux Orchestra und nahm die CD Symphony X auf, die u.a. beim Springdance Festival in Utrecht präsentiert wurde. Regelmäßig tritt sie als Orchester-Saxophonistin auf, u.a. mit den Berliner Philharmonikern. Meriel Price wurde als Saxophonistin und bildende Künstlerin vielfach ausgezeichnet. Ihre Spezialisierung liegt in der Kombination von Musik und bildender Kunst. 2012 entwickelte sie mithilfe des Elsa-Neumann-Stipendiums ihr Multimedia-Projekt »Stimuli«. Als bildende Künstlerin realisierte sie u.a. Installationen für das Tempelhof Theater Festival Berlin, für das Filmund Musik-Festival Blind Spot und ein multimediales Konzert für die Martinů Festtage in Basel. Bei der Münchener Biennale 2012 war sie an »A Game of Fives« beteiligt. Meriel Price studierte am Royal Northern College of Music in Manchester und absolvierte ein DAAD-Stipendium an der Universität der Künste in Berlin. 18 Uraufführung Lothringer13 29.5. – 3.6., 18.00 – 24.00, Einlass alle 30 Minuten bis 23.00 Ole Hübner (K), Kristian Hverring (S), Rosalba Quindici (K), Benedikt Schiefer (K), Tassilo Tesche (B), Till Wyler von Ballmoos (R) The Navidson Records Ein Musiktheater als Installation Sprache: Englisch, Deutsch, Italienisch, Dänisch, Französisch, Kroatisch, Serbisch, Isländisch Dauer: ca. 60 Minuten Tickets: € 18, ermäßigt € 10 Weitere Aufführungen: 8., 10., 11. September, KonzertTheaterBern Performance von Noémie Brun, Dragana Bulut, der chor, Andries Cloete, Estelle Costanzo, Marie-Clémence Delprat, Maxine Devaud, Leo Dick, Michael Feyfar, Béatrice Gaudreault-Laplante, Ole Hübner, Kristian Hverring, Katelyn King, Lana Kostic, Rosalba Quindici, Ruben Mattia Santorsa, Pierre Sublet, Tassilo Tesche, Sibill Urweider, Till Wyler von Ballmoos Künstlerische Leitung: Tassilo Tesche und Till Wyler von Ballmoos Regie: Till Wyler von Ballmoos Raum- und Videoinstallation: Tassilo Tesche Komposition: Ole Hübner, Rosalba Qindici, Benedikt Schiefer Sounddesign: Kristian Hverring Sänger: Andries Cloete, Michael Feyfar Tänzerin: Dragana Bulut Musiker*innen: Noémie Brun, Estelle Costanzo, Marie-Clémence Delprat, Béatrice Gaudreault-Laplante, Katelyn King, Lana Kostic, Ruben Mattia Santorsa, Sibill Urweider der chor, Leitung: Audur Jónsdóttir Musikalische Leitung: Pierre Sublet Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit KonzertTheaterBern und der Hochschule der Künste Bern – Studiengang Théâtre musical In Zusammenarbeit mit Lothringer13 Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kunststiftung Jemand öffnet eine Tür. Dahinter verbirgt sich etwas. In diesem Moment gerät die Situation in der Lothringer13 außer Kontrolle. Für »The Navidson Records« arbeiten 18 Performer/innen und ein Chor gemeinsam anhand von Text, Musik und Choreografien die Idee eines Labyrinths zeichenhaft aus. Mittels einer intermedialen und raumgreifenden Installation untersucht die Aufführung das Kippmoment zwischen dem Gefühl Zuhause zu sein und dem Zusammenbruch dieser alltäglichen Vertrautheit. Was tun, wenn wir uns plötzlich im Nichts und Nirgends befinden? Dieser unheimliche Augenblick kann stellvertretend für Situationen stehen, in denen wir uns verloren wähnen und auf uns zurückgeworfen werden. Die Gestaltwerdung unsicherer Situationen erproben die Performer/innen mit dem Publikum als gemeinsame performativ-musikalische Erkundung. 19 Für die Produktion und für die Aufführung wird ein offener Arbeitsprozess gewählt, zeitweiliger Verlust der Orientierung bewusst in Kauf genommen. Fortwährend stellt sich die Frage, welche Entscheidungen wir treffen müssen, um zum Kern des Labyrinths vorzudringen. Till Wyler von Ballmoos – Konzept, Performance, Regie (www.tillwylervonballmoos.com) Geboren 1979 in Bern, studierte er an der dortigen Universität Theaterwissenschaft sowie an der Hochschule der Künste Bern und Luzern Violoncello. 2006 bis 2011 studierte er Regie für Theater und Musiktheater an der Theaterakademie August Everding in München. Seit mehreren Jahren entwickelt er themenbezogene Musikperformance-Projekte in der freien Szene und inszeniert an diversen Staats- und Stadttheatern. Er ist unter anderem an den Münchner Kammerspielen, am Stadttheater Bremerhaven, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, in Kopenhagen am Mammutteatret sowie an der Biennale Bern tätig. 2011 erhielt Wyler von Ballmoos den Debütförderpreis der Landeshauptstadt München für seine Produktion »Was isʼn los?« und gewann für seine Inszenierung »Der Tod und das Mädchen – ein Wiederhall« bei den Bayerischen Theatertagen 2011 in Bamberg den Preis für die beste Regie. Er komponiert und produziert Musik für internationale Film-, Tanz- und Theaterproduktionen und war künstlerischer Leiter der WIM Bern (Werkstatt Improvisierte Musik Bern) und der Musikfestwochen Bern. Benedikt Wolfgang Schiefer – Komposition, Performance (http://benediktschiefer.de) In Rosenheim geboren, studierte er Komposition in München und Basel. Neben zahlreichen Stipendien und Einladungen war er 2005 Stipendiat der Akademie Schloss Solitude, 2012 erhielt er den »Preis der deutschen Filmkritik«. Sein Werk erstreckt sich von klassischen Kompositionen mit oder ohne Live-Elektronik bis zu Filmmusik und Klanginstallationen. Seine Werke wurden unter anderem vom Ensemble Phönix Basel, Ensemble Ascolta, Ensemble Wiener Collage, Ensemble Gelberklang, Neue Vocalsolisten Stuttgart, bei Festivals wie ADevantgarde-Festival, Wien Modern, Ludwigsburger Festival für Neue Musik, Festspiele Europäische Wochen Passau u.a. aufgeführt. Tassilo Tesche – Bühne, Video, Performance (www.tassilotesche.de) In München geboren, studierte er Bühnenbild an der Accademia di Belle Arti in Venedig und diplomierte an der Universität der Künste Berlin bei dem Architekten Benedict Tonon und der Künstlerin Katarina Sieverding. Seitdem freischaffend, bewegt er sich mit seiner Arbeit zwischen bildender Kunst, Theater, Film und Architektur. Der Fokus seiner Theaterarbeit liegt auf der gemeinsamen Konzeption und Stückentwicklung mit Autoren, Komponisten und Regisseuren. 2008 gewann er zusammen mit dem Komponisten Leo Dick für »Kann Heidi brauchen, was es gelernt hat?« den Förderpreis Fonds experimentelles Musiktheater Nordrhein-Westfalen. Mit dem gleichen Team gestaltete er für das Musikfestival 2011 am Stadttheater Bern das experimentelle Musiktheater »Der Wunsch, Indianer zu werden«. 20 Krishve aka Kristian Hverring – Sounddesign, Performance (www.krishve.com) In Dänemark geboren, begann er bereits in seiner Kindheit mit einem alten Kassettenrecorder zu experimentieren, und Klänge seiner Umgebung aufzunehmen und zu bearbeiten. Nach seinem Master in Komposition für elektronische Musik an der Kgl. Hochschule für Musik Dänemark arbeitete er u.a. zusammen mit Andrew M. McKenzie (Hafler Trio) und Derek Holzer aka Macumbista. Krishve bewegt sich mit seinen Arbeiten an der Grenze zwischen Klangkunst und elektronischer Musik. Neben seiner eigenen Arbeit wie den Independentlabels phloq und clang arbeitet Krishve als Komponist und Sounddesigner für Performances, Installationen, Theater, Film und seit 2012 als festes Mitglied von Hotel Pro Forma, dem international erfolgreichen Ensemble für Visual-Music-Performance und Installation. Rosalba Quindici – Komposition (www.rosalbaquindici.com) Die Komponistin und Pianistin Rosalba Quindici wurde 1976 in Neapel geboren. 1998 schloss sie ihr Studium am Konservatorium »Domenico Cimarosa« in Avellino ab. Parallel studierte sie Philosophie und schrieb 2004 ihre Abschlussarbeit über »Husserl and the phenomenology of musical listening«. Von 2002 bis 2010 studierte sie Komposition in Avellino und belegte Meisterkurse. Als Komponistin wurde sie 2013 zum Music Composerʼs Forum nach Kiew eingeladen und nahm 2014 an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil. Ihre Kompositionen wurden vielfach bei Festivals in Deutschland, Italien und der Schweiz aufgeführt. Ole Hübner – Komposition (https://olehuebner.wordpress.com) Ole Hübner, 1993 geboren, studierte Komposition an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bei Johannes Schöllhorn und bei Michael Beil an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Zusätzlichen Unterricht erhielt er unter anderem bei Sarah Nemtsov, Brigitta Muntendorf und Orm Finnendahl. Er arbeitete mit dem Theater Aachen, dem Studio für Stimmkunst, der Deutschen Oper Berlin, dem Xenon Saxophonquartett, dem Ensemble Garage u.a. In seiner oft stark konzeptuellen Arbeit spielen verschiedene Ebenen von »Realität« und »Virtualität« eine zentrale Rolle. Stücke von ihm wurden international aufgeführt und von zahlreichen Rundfunkanstalten gesendet. 2014 gründete er mit dem Pianisten Felix Knoblauch und weiteren Studierenden der Musikhochschulen in Köln und Essen das Ensemble Electronic ID für intermediale Musik des 21. Jahrhunderts. Seit 2015 studiert er im Masterstudiengang am Institut für angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. 21 Uraufführung Muffatwerk 29.5. – 9.6., Installation jeweils 18.30 – 22.00 Performances am 29.5., 30.5., 1.6., 3.6., 4.6., 6.6., 7.6., 8.6., jeweils 18.00 – 18.30 Während den Vorstellungen in der Muffathalle ist der Zugang zur Installation geschlossen. Eintritt frei Judith Egger (B), Neele Hülcker (K) Hundun Komposition, Klangkonzept: Neele Hülcker Idee und Konzept/visuelle Umsetzung: Judith Egger Produktion der Münchener Biennale Hundun* lebte sein makelloses und ewiges Leben im Zentrum der Welt. Er bekam regelmäßig Besuch von den Herren des Südmeeres, Shu, und des Nordmeeres, Hu. Da er ihnen immer große Gastfreundschaft gewährte, beschlossen sie, ihm im Gegenzug etwas Gutes zu tun. Sie sagten sich: »Alle Menschen verfügen über sieben Körperöffnungen - zum Sehen, Hören, Essen und Atmen. Doch der große Hundun verfügt über keine einzige Öffnung, deshalb wollen wir ihm welche zufügen.« Hundun nahm den Vorschlag begeistert an. So bohrten sie ihm Tag für Tag eine Öffnung in den Körper. Am siebten Tag aber, als sie die siebte Körperöffnung zu Ende gebohrt hatten, verstarb Hundun. Ist nun der große, unförmige Körper, der im Halbdunkel an dicken Gurten von der Decke baumelt, der sterbliche Überrest des großen Herrschers Hundun? Spärlich beleuchtet in einer geheimen Laborsituation wird er von zwei Personen akribisch abgetastet und erforscht: Neele Hülcker untersucht die Oberfläche und die Körperöffnungen mit hochsensiblen Mikrophonen und tritt so eine akustische Entdeckungsreise an. Ähnlich verfährt Judith Egger, die mit unterschiedlichen Bildgebungsverfahren den Körper äußerlich und innerlich abtastet und durchleuchtet und so in eine fremde visuelle Welt eintaucht. Es entsteht ein synästhetischer Dialog, in dem sich ganz neue Assoziationsräume auftun. * Hundun 混沌 (in klassischen Texten 渾沌, auch 渾敦), steht in der chinesischen Mythologie für das Konzept der urzeitlichen Formlosigkeit und den Zustand der paradiesischen Ungetrenntheit vor dem Beginn der Welt. Aus: »Dschuang Dsi« (Das wahre Buch vom Südlichen Blütenland), Buch VII, 7. Geschichte, Übersetzung: Richard Wilhelm. Neele Hülcker– Komposition (www.neelehuelcker.de) 1987 in Hamburg geboren. Kompositionsstudium bei Dieter Mack und Harald Muenz in Lübeck, bei Tapio Nevanlinna in Helsinki und bei Franz Martin Olbrisch und Manos Tsangaris in Dresden. Für ihre Arbeiten in den Bereichen Klangkunst, Musiktheater, Performance, instrumentaler und elektronischer Musik wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Sie wurden u.a. bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik, Blurred Edges Festival Hamburg und bei der Klangwerkstatt Berlin aufgeführt. Zusammenarbeit u.a. mit Ensemble Garage, Ensemble Radar, Ensemble ascolta, Eva Zöllner, Frauke Aulbert. 22 Judith Egger – Video (www.judithegger.com) Die Holzbildhauerin und Kommunikationsdesignerin (geb. 1973) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Prozessen des Wachsens, des Werdens und der Transformation von Materie und Energie. Sie bewegt sich dabei in den Grenzbereichen von bildender Kunst, Installation und Performance. Neben zahlreichen Preisen und Förderungen erhielt sie im Jahr 2000 ein Jahresstipendium des DAAD für einen London-Aufenthalt und im Jahr 2011 ein Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Bundes. 2012 erhielt sie das Musikstipendium der Landeshauptstadt München. 23 Uraufführung 30.5. – 8.6., 20.00 Treffpunkt wird noch bekannt gegeben (www.muenchenerbiennale.de) Mirko Borscht (R) Christian Beck (B), Hannes Hesse (V) ANTICLOCK (OmU) Tickets: € 18, ermäßigt € 10, erhältlich nur im Festivalbüro (Ludwigstr. 8) und am Treffpunkt Regie: Mirko Borscht Video- und Sounddesign: Hannes Hesse Szenenbild: Christian Beck Gäste: Alexander Kluth, Susanne Meyer, Jørgen Callesen, Christian Van Schijndel, Carla Fra Helles7d Eine Produktion der Münchener Biennale Ein Road-Movie ist ja bekanntermaßen ein Film, in dessen Verlauf die Protagonisten größere Strecken zurücklegen, zumeist in Autos, manchmal auf Motorrädern, selten in Zügen oder zu Fuß; immer jedoch auf der Suche nach Verheißungen, die sich (im besten Fall) allein im Unterwegssein einzulösen vermögen und an solche Orte führen, die den Reisenden in ihrer Fremdartigkeit und Surrealität oftmals viel näher erscheinen als der Ausgangspunkt ihres Weges. Für die Münchener Biennale lädt der Regisseur Mirko Borscht die Zuschauer ein, gemeinsam mit ihm und seinem Ensemble nach diesen Orten zu suchen: Hundertzwanzig Minuten »on the road« mit einem motorisierten Hybrid, umgeben von Audio- und Bildspuren, Synchronstimmen, originalen und abweichenden Soundtracks sowie unerwarteten Programmänderungen, Zwischenstopps, Fahrrichtungswechseln, und vielleicht gar: einer Ankunft. »ANTICLOCK (OmU)«, dessen Titel auf einen von Claude Chabrol als »Meisterwerk des futuristischen Kinos« bezeichneten Fantasy-Spielfilm von 1979 verweist (und damit auf das diesem Biennale-Projekt zugrundeliegende Original), beginnt ab 30. Mai täglich an einem Treffpunkt oberhalb des Festivalzentrums. Mirko Borscht – Regie Mirko Borscht wurde 1971 in Cottbus geboren. Seine Arbeit als Film- und Theaterregisseur wurde wesentlich durch die Zusammenarbeit mit jugendlichen Laiendarstellern bestimmt. Vor diesem Hintergrund entstanden 2005 Borschts erster Spielfilm »Kombat Sechzehn« sowie 2007 das Theaterstück »Opferpopp« am Thalia Theater Halle (letzteres ausgezeichnet mit dem Hans-Götzelmann-Preis und dem BKM-Preis für kulturelle Bildung). Am Centraltheater Leipzig waren in seiner Regie »Sweet Dreams«, »Der Tag des Opritschniks«, »Unfun« (nach Matias Faldbakken) sowie »Deutschland tanzt nicht« zu sehen. Für das Junge Schauspiel Hannover bearbeitete er 2010 das Stück »komA« von Georg Staudacher/Volker Schmidt und setzte es in der Tellkampfschule Hannover mit 19 Jugendlichen, zwei Lehrern und zwei professionellen Schauspielern in Szene. Es folgten »Kristus Monster of Münster« für das Junge Schauspiel Hannover sowie 2012 die 24 Inszenierung von Simon Stephens »Harper Regan« am Thalia Theater in Halle. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist Mirko Borscht als Regisseur am Theater Bremen tätig, hat dort Lars von Triers »Europa« inszeniert, ein Projekt über den Rechtsextremen Odfried Hepp unter dem Titel »Larger than life« mit Jugendlichen entwickelt, sowie Jelineks »Tod-krank.Doc« uraufgeführt. Es folgten »Die Schutzbefohlenen« (Elfriede Jelinek) sowie in der laufenden Spielzeit »Verbrennungen« von Wajdi Mouawad. Am Berliner Maxim Gorki Theater inszenierte Borscht zuletzt u.a. »Woyzeck III« nach Georg Büchner. Christian Beck – Szenenbild Der Bühnen- und Kostümbildner Christian Beck wurde 1965 in Jena geboren und studierte Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Er war Mitbegründer und Ausstattungsleiter am Theaterhaus Jena sowie Ausstattungsleiter am staatlichen Puppentheater Dresden und Thalia Theater Halle. Als freier Bühnenund Kostümbildner arbeitete er unter anderem mit den Regisseuren Carlos Medina, Andreas Kriegenburg, Armin Petras und Annegret Hahn an der Volksbühne Berlin, am Schauspiel Leipzig, dem Theater der jungen Generation Dresden und dem Theater Mühlheim an der Ruhr. Mit dem Regisseur Enrique Vargas und dem Teatro de los Sentidos verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit in Bogotá, Ljubljana, London, Aarhus, Modena und Barcelona. Für Mirko Borschts Inszenierungen entwarf er bereits mehrfach die Bühne, darunter für die Produktionen »Opferpopp«, »Sweet Dreams«, »Kristus – Monsters of Münster« und »Harper Regan« am Thalia Theater Halle, dem Centraltheater Leipzig und dem Schauspiel Hannover, sowie für Mirko Borschts Inszenierungen »Europa« und »Tod-krank.Doc« am Theater Bremen. Hannes Hesse – Video- und Sounddesign Hannes Hesse ist Videokünstler aus Halle an der Saale und studiert Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 2006 ist er an verschiedenen Theatern aktiv gewesen. U.a. für Mirko Borscht entwarf und entwirft er seit mehreren Jahren Videoinstallationen: z.B. für »Sweet Dreams«, »Der Tag des Opritschniks«, »Harper Regan« und »Die Welt ohne uns IV« am Centraltheater Leipzig, dem Thalia Theater Halle und dem Schauspiel Hannover. Als VJ arbeitet Hannes Hesse mit diversen Acts und Clubs aus der elektronischen Musikszene zusammen und entwickelt für sie Video- und Lichtkonzepte. 25 Gasteig / Black Box 30.5., 1.6., 3.6.: 22.00 31.5., 2.6.: 18.00 Doppelvorstellung Tickets: € 18 ermäßigt €10 Uraufführung Georges Aperghis (K) Pub – Reklamen Sprache: Französisch mit deutschen Übertiteln | Dauer: 30 Minuten Komposition: Georges Aperghis Stimme: Donatienne Michel-Dansac Produktion der Münchener Biennale in Kooperation mit Gare du Nord, Basel Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung Kompositionsauftrag mit Unterstützung des Fachausschusses Musik Basel-Stadt/ Basel-Land In unserem Alltag sind wir von Bildern und Klängen umgeben, von Werbung, die uns anregt, unsere Wünsche zu erfüllen, um glücklicher zu sein oder mehr Komfort zu genießen, die zugleich jedoch Wünsche in uns weckt, die uns noch gar nicht bewusst waren. So wird mit jeder Reklame für ein anderes Produkt geworben (Zahnpasta, Vitamine, Getränke, Shampoo etc.). In diesen Stücken soll der Inhalt der einzelnen Anzeigen durch eine spezielle stimmliche Bearbeitung transponiert werden, die eine Spannung zwischen den Werbetexten und der musikalischen Wiedergabe schafft. Arno Camenisch (T) SEZ NER Text und Lesung: Arno Camenisch Sprache: rätoromanisch und deutsch Dauer: 30 Minuten »Kühn und radikal« nannte die Literaturkritik den Debütroman »Sez Ner« von Arno Camenisch, der hoch oben auf einer Alp in Graubünden spielt und den Camenisch zweisprachig Deutsch und Rätoromanisch schrieb, und der inzwischen in zahlreichen Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Auszüge daraus wurden im »Harper's Magazine« (New York) publiziert und in »Best European Fiction« (USA). Arno Camenisch, der mit seinen Performances die Welt bereist, liest bei der Münchener Biennale aus »Sez Ner«, er tut dies auf Rätoromanisch und Deutsch, in seinem unvergleichlichen »Camenisch-Sound«. 26 Georges Aperghis – Komposition (www.aperghis.com) Geboren 1945 in Athen, wuchs Aperghis als Sohn des Bildhauers Achille Aperghis und der Malerin Irène Aperghis auf. Er bildete sich weitgehend autodidaktisch als Maler und Komponist aus. 1963 zog er nach Paris. Musikalisch wurde er von Komponisten wie Pierre Schaeffer, Pierre Henry und Iannis Xenakis, John Cage und Mauricio Kagel beeinflusst. 1971 erschien mit »La Tragique histoire du nécromancien Hieronimoet et de son miroir« sein erstes Werk für das Musiktheater, dessen profiliertester Vertreter in Frankreich er wurde. 1976 gründete er die Theatergruppe Atelier Théâtre et Musique (ATEM) in Bagnolet (seit 1991 am Théâtre des Amandiers in Nanterre). Hier wurden bis zur Auflösung der Gruppe mehr als zwanzig Stücke aufgeführt, darunter »La bouteille à la mer« (1976), »Conversations« (1985), »Énumérations« (1988), »Jojo« (1990), »H« (1992), »Sextuor« (1993) und »Commentaires« (1996). Donatienne Michel-Dansac – Stimme Begann ihr Musikstudium mit sieben Jahren am Conservatoire National de Région in Nantes (Violine und Klavier). Mit elf Jahren wurde sie Mitglied des Kinderchors der Oper in Nantes. 1985 wurde sie in die Gesangsklasse des Pariser Konservatoriums aufgenommen. Dank ihrer engen Zusammenarbeit mit dem IRCAM (seit 1993) hat sie zahlreiche Werke uraufgeführt, u. a. von Philippe Manoury, Pascal Dusapin, Luca Francesconi, Georges Aperghis, Fausto Romitelli und Philippe Leroux. Arno Camenisch – Lesung (www.arnocamenisch.ch) 1978 in Tavanasa im Kanton Graubünden geboren, lebt in Biel und schreibt auf Deutsch und Rätoromanisch. 2009 erschien sein Roman »Sez Ner«, 2010 »Hinter dem Bahnhof«, 2012 »Ustrinkata«, 2013 »Fred und Franz«, 2014 »Nächster Halt Verlangen« und 2015 ist sein Roman »Die Kur« erschienen. Publikationen im »Harper's Magazine« (New York) und in »Best European Fiction 2012« (USA). Seine Texte wurden in über 20 Sprachen übersetzt und seine Lesungen führten ihn quer durch die Welt, von Hongkong über Moskau und Buenos Aires bis nach New York. Zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Hölderlin-Förderpreis, den Schweizer Literaturpreis, den ZKB Schillerpreis, und mit seiner »Bündner Trilogie« wurde er in den Niederlanden für den Europäischen Literaturpreis nominiert. 2015 strahlten das Schweizer Fernsehen und 3sat den Dokumentarfilm »Arno Camenisch – Schreiben auf der Kante« aus. 27 Uraufführung Open Air, Treffpunkt: Muffathalle, Foyer 31.5., 2.6., 4.6., 6. – 8.6., 22.00 Uhr Cathy van Eck (K), Isabelle Kranabetter (D), Blanka Radoczy (R), Claudia Irro (Ko): Phone Call to Hades Dauer: 30 Minuten Eintritt frei Komposition: Cathy van Eck Dramaturgie: Isabelle Kranabetter Regie: Blanka Radoczy Kostüm: Claudia Irro Sänger*innen: Elizabeth Marshall (Sopran), Bavo Orroi (Bassbariton), Andromahi Raptis (Sopran) Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung Koproduktion der Münchener Biennale, der Theaterakademie August Everding, der Hochschule für Musik und Theater München und enoa (european network of opera academies), mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung Die Stimme als ein Phänomen des Übergangs steht im Zentrum nächtlicher Ereignisse. Stimmen bewegen sich zwischen Körper und Geist, Sinnlichem und Sinn, Affekt und Intellekt. Was passiert, wenn sich die Stimme vom Körper ablöst - wie es mittels technischer Medien perfektioniert wurde? Im 19. Jahrhundert hatten die körperlosen Stimmen aus dem neuartigen Phonographen eine enorme Anziehungskraft: man konnte nun scheinbar die Stimmen der Toten konservieren und erneut vergegenwärtigen. Selbst der Forscher Thomas Edison arbeitete an einem Gerät zur Kommunikation mit dem Jenseits. Doch trotz des enormen wissenschaftlichen Fortschritts liegt die Schwelle zwischen Leben und Tod nach wie vor außerhalb unserer Imagination und Möglichkeit. Der Zugang ist allein den Sagengestalten unserer mythologischen Narrative vorbehalten. Und auch in der Orpheuserzählung ist es die Stimme, welche den Weg zu den Toten ebnet. Die Stimmen des allabendlich an der Isar erklingenden Kunstgesangs werden nach und nach technisch modifiziert - nur Spuren der singenden Körper bleiben zurück. Die stimmlichen Transformationen sprechen wie aus anderen Welten zu uns. 28 Cathy van Eck – Komposition (www.cathyvaneck.net) Niederländische Komponistin und Klangkünstlerin. Ihre Werke sind für Instrumente, oft in der Kombination mit Live-Elektronik sowie für selbstgebaute und -gespielte Klangerzeuger. Sie studierte am Königlichen Konservatorium in Den Haag und an der Universität der Künste Berlin. Als Stipendiatin nahm sie an Kursen beim Centre Acanthes, dem Pariser IRCAM und an der Sommerakademie des Schloss Solitude in Stuttgart teil. Ihre Arbeiten wurden u.a. beim Gaudeamus Festival, bei TRANSIT, NYCEMF New York, Klangwerkstatt Berlin und den Klangspuren Schwaz aufgeführt. Zurzeit arbeitet sie an einer Dissertation am Orpheusinstitut in Gent. Seit 2007 unterrichtet sie Musik und Medien an der Kunstuniversität in Bern. Isabelle Kranabetter – Libretto, Dramaturgie (https://de.linkedin.com/in/isabelle-kranabetter) Jungstudium an der Hochschule für Musik in Dresden, Dramaturgiestudium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding bei Prof. Klaus Zehelein, gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes, und als DAAD-Stipendiatin an der Université Paris 8. Ab der Spielzeit 2012/13 freie Musiktheater-Dramaturgin und 2014 Referentin der Sparte ›Oper‹ bei Bayer Kultur. Musikjournalistische Arbeit für mehrere CD-Labels und seit 2014 freie Autorin für ›Musiktheater‹ und ›Alte Musik‹ bei WDR3. Freie Dramaturgin im Bereich Musiktheater mit dem Arbeitsschwerpunkt ›Projektentwicklung‹ u.a. am Prinzregententheater und Gasteig München, Radialsystem Berlin, für das Europäische Zentrum der Künste Hellerau, das Festival d’Aix-en-Provence/De Nationale Opera Amsterdam/Aldeburgh Music/Fundação Calouste Gulbenkian/LOD muziektheater Gent/Polish National Opera Teatr Wielki (Aufführungen u.a. La Monnaie/De Munt, Philharmonie de Paris), das Staatstheater Darmstadt, die Nederlandse Reisopera, die Kölner Philharmonie, das International Festival of Contemporary Music of the Biennale di Venezia; Stipendiatin der Akademie »Musiktheater heute« der Deutsche Bank Stiftung. 29 Uraufführung Müllerʼsches Volksbad / Kleine Schwimmhalle 1.6. – 5.6., jeweils 20.30 Abdullah Kenan Karaca (R,T), Vincent Mesnaritsch (B), Brigitta Muntendorf (K,T) Für immer ganz oben nach einer Erzählung von David Foster Wallace Sprache: Deutsch Dauer: 50 Minuten Tickets: € 18, ermäßigt € 10 Komposition, Libretto: Brigitta Muntendorf Regie, Libretto: Abdullah Kenan Karaca Bühne: Vincent Mesnaritsch Dramaturgie: Caroline Schlockwerder Kostüm: Sita Münchner Knabenchor, Musikalische Leitung: Ralf Ludewig Musiker: Sachiko Hara, Keyboard / Johannes Öllinger, E-Gitarre/ Hans-Henning Ginzel, Violoncello/ Thomas Hastreiter, Schlagwerk Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Münchner Volkstheater Ein Freibad. Es ist Sommer. Pommes und Eis, die SNACKBAR, in der Nacktheit prallen nicht zu versteckende Krampfadern auf sich brüstende Arschbomben. Der Junge ist 13 Jahre alt. Seine Wahrnehmung bildet für David Foster Wallace die Projektionsfläche für den Moment, der alles verändert. Es ist der Weg zum Sprungturm, die metaphorische Grenze zwischen Kindheit und Adoleszenz. Es ist die dringliche Suche nach einem Platz in der Welt, nach einem Rhythmus, der Sinn, Sinnlichkeit und Empfindung ordnet, nach einer Kartographie von Menschen und Lauten, nach der Kontrolle im Rausch der Metamorphose. Der Regisseur Abdullah Kenan Karaca, die Komponistin Brigitta Muntendorf und der Bühnenbildner Vincent Mesnaritsch projizieren diesen Moment auf die Körper von 18 Knabensopranen im Müllerʼschen Volksbad. Zusammen mit Schauspielern des Münchner Volkstheaters und einer bandartigen Musikerformation lassen sie eine Maschinerie des Unbändigen, Zügellosen und unvermeidbar Verletzlichen losbrechen. Brigitta Muntendorf – Komposition (www.brigitta-muntendorf.de) 1982 in Hamburg geboren, absolvierte sie ihr Kompositionsstudium bei Younghi PaaghPaan und Günther Steinke an der Hochschule für Künste Bremen, sowie bei Krzysztof Meyer, Rebecca Saunders und Johannes Schöllhorn an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Während des Studiums gründete sie das mittlerweile zehnköpfige und sieben Nationen verbindende Ensemble Garage. Es folgen Stipendien an der Cité Internationale des Arts in Paris und bei der Internationalen Ensemble Modern Akademie. Seit 2013 unterrichtet sie Komposition an der Universität Siegen und lehrt derzeit als Gastdozentin im Fach Komposition an der Hochschule für Musik und Tanz 30 Köln. Ihre Tätigkeiten als freischaffende Komponistin und künstlerische Leiterin des Ensemble Garage setzt sie derzeit als Stipendiatin in der Villa Concordia in Bamberg fort. 2014 erhielt Brigitta Muntendorf den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung. Aufträge und Aufführungen führten sie u.a. zu Festivals wie Acht Brücken Köln, Eclat Stuttgart, ensembl[:E:]uropa (WDR), den Wittener Tagen für neue Kammermusik, Klang Festival Kopenhagen oder Ultraschall Berlin. Neben ihrer engen Zusammenarbeit mit dem Ensemble Garage komponierte sie u.a. auch für das Ensemble Modern, Ensemble Mosaik, Asko/Schönberg Ensemble, CALEFAX, Klangforum Wien und das Ensemble musikFabrik. Abdullah Kenan Karaca – Regie Abdulla Kenan Karaca wurde 1989 in Garmisch-Partenkirchen geboren und wuchs in Oberammergau auf. Nach dem Abitur wurde er 2009 Regieassistent am Münchner Volkstheater und arbeitete bei den Salzburger Festspielen als Regieassistent bei »Jedermann« unter Christian Stückl. 2011 assistierte er Christian Stückl bei der Produktion »Joseph und seine Brüder« nach dem Roman von Thomas Mann im Oberammergauer Passionstheater. Ebenfalls 2011 leitete er das erste Mal den Jugendclub am Münchner Volkstheater. 2012 inszenierte er sein Regiedebut »Arabboy«. »Der große Gatsby« war seine zweite Arbeit am Münchner Volkstheater. In der Volkstheater-Spielzeit 2014/15 brachte er »Woyzeck« von Georg Büchner auf der großen Bühne heraus. 2015 wurde Abdullah Kenan Karaca zum stellvertretenden Spielleiter der Passionsspiele 2020 in Oberammergau gewählt. Vincent Mesnaritsch – Bühne (www.vincent-mesnaritsch.com) Vincent Mesnaritsch, 1982 in Graz geboren, studierte Szenografie an der Akademie der bildenden Künste Wien und diplomierte 2009. Er assistierte u. a. bei Martin Zehetgruber, Annette Murschetz und Bernhard Kleber. 2006 realisierte er zusammen mit Falko Herold »alles mozart!«, eine mobile Karaoke Station, in der von Passanten gesungene Mozartarien aufgezeichnet und anschließend online gestellt wurden. Das Preisträgerstück des Wettbewerbs der Stadt Wien wurde anlässlich des 250. Geburtstages Mozarts produziert. Als Bühnenbildner arbeitete Vincent Mesnaritsch u. a. mit Rudolf Frey, Michael Höppner, Esther Muschol, Michael Schachermaier, Christoph Batscheider und Thomas Birkmeir an verschiedenen Spielstätten des Burgtheaters, Stadttheater Klagenfurt, Theater Ulm, am Alten Schauspielhaus Stuttgart, Schauspielhaus Wien sowie am Schauspielhaus Salzburg. Vincent Mesnaritsch lebt als freischaffender Bühnenbildner und Maler in Wien. 31 Uraufführung Einstein-Kultur 2.6. – 5.6., 20.00 sowie 4.6. und 5.6., 16.00 6.6. – 8.6., 18.00 9.6., 11.00 Pauline Beaulieu (R), Ariel Farace (T), Stephanie Haensler (K), Yvonne Leinfelder (B) Mnemo/scene: Echos Sprache: Deutsch (Übersetzung aus dem Spanischen) Dauer: 85 Minuten Tickets: € 18, ermäßigt € 10 Komposition, Konzept: Stephanie Haensler Text: Ariel Farace Konzept, Regie: Pauline Beaulieu Choreografie: Katrin Schafitel Ausstattung, Video: Yvonne Leinfelder Kostüm: Carolin Schogs Performer: Ilona Grandke, Sylvana Krappatsch, Katrin Schafitel Musiker: Odilo Zapf, Posaune/ Fabian Reinhard, Horn/ Stefan Schneider, Klarinette/ Anna Gebhard, Klavier/ Cristobal Gajardo ,Schlagzeug/ Judith Krins, Violine/ Andreas Schmalhofer, Violoncello/ Dominik Luderschmid, Kontrabass Musikalische Leitung: Johannes X. Schachtner Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Produktion der Münchener Biennale/ production of the Munich Biennale Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung sowie des Auswärtigen Amts, des Goethe-Instituts und des Instituto Cervantes München »Mnemo/scene: Echos« ist ein Resonanzraum der Erinnerung. Die Regisseurin Pauline Beaulieu und die Komponistin Stephanie Haensler formen auf vielschichtige Weise individuelle Erfahrungen des ›Sich Erinnerns‹: In konkreten und imaginären Räumen entsteht eine Begegnung und Berührung von Musik, Installation und Inszenierung. Die Demontage oder Überzeichnung eines musikalischen Materials beschwört durch dessen Projektionen auf andere Medien in Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin Yvonne Leinfelder und dem Autor Ariel Farace Erinnerungslandschaften: Im Zusammentreffen all dieser Ebenen im Parcours erfahren Begriffe wie ›Nachklang‹, ›Vorahnung‹ oder ›Déjà-vu‹ eine sinnliche Dimension. Es ist eine Einladung zu einer metaphorischen wie physischen Wanderung durch ein klingendes Labyrinth auf der Suche nach dem Original. 32 Pauline Beaulieu – Konzept, Regie (www.paulinebeaulieu.com) Pauline Beaulieu, geboren 1981 in Frankreich, studierte Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Schauspiel und zog 2005 nach Berlin. Von 2007 bis 2011 studierte sie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (Diplominszenierung: »Troerinnen« nach Euripides – Mentor: Luk Perceval). Zwischen 2007 und 2012 veröffentlichte sie einen Theateressay, vier Theaterstücke und einen Roman (Verlag Séguier). Seit 2012 arbeitet sie freischaffend und entwickelt hybride Formen von Sprechtheater/Performance/Installation/Choreographie und Musik. Ihre Arbeiten wurden u.a. in den Sophiensaelen in Berlin, beim Théâtre de l´Epée de Bois in Paris, im Staatstheater Halle, dem Grenzenlos Kulturfestival in Mainz und dem Festival Primeurs des saarländischen Staatstheaters aufgeführt. 2015 wurden die TheaterPainting-Performance »A/way« und die Musik-Theater-Performance »Draußen die Welt« in Berlin uraufgeführt. Stephanie Haensler – Komposition und Konzept (www.stephaniehaensler.musicaneo.com) Geboren 1986, studierte sie an der Zürcher Hochschule der Künste Violine bei Robert Zimansky und Barockvioline bei Monika Baer sowie Komposition bei Isabel Mundry. Ein Hauptinteresse gilt dem Dialog zwischen Alter und Neuer Musik. Sie komponierte Auftragswerke u. a. für das Swiss Chamber Music Festival, das Ensemble Resonanz Hamburg, die Kammersolisten Zug und das Forum Alte Musik Zürich. Für ihre Kompositionen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Als Barockviolinistin spielt sie u.a. im Ensemble Picaro. Als Dozentin lehrt sie in den Fächern Violine, Komposition und Musiktheorie. Ariel Farace – Text (http://arielfarace.tumblr.com) Der Dramaturg, Autor und Regisseur Ariel Farace ist Mitbegründer des Künstlerkollektivs »Compañía Vilma Diamante«. Er wurde 1982 in Lanús (Buenos Aires, Argentinien) geboren. Seine Werke wurden in Argentinien, Mexiko, Brasilien, Uruguay, Deutschland und Spanien aufgeführt. 2008 inszenierte er in Buenos Aires Anja Hillings Stück »Nostalgie 2175«. Farace erhielt für seine Arbeiten zahlreiche Preise, u.a. den Premio Fondo Nacional de las Artes und den Premio Armando Discépolo. Yvonne Leinfelder – Video (www.yvonneleinfelder.de) 1972 geboren in Las Palmas/Gran Canaria, absolvierte sie eine Ausbildung zur Steinbildhauerin und studierte an der Akademie der bildenden Künste München bei James Reineking und Stephan Huber. 2007 erhielt sie ein Projektstipendium für Neue Medien der Stadt München. 2006 wurde sie mit dem Kulturpreis Bayern der EON Bayern AG und 2007 mit dem Förderpreis der Stadt Konstanz ausgezeichnet. Seit 2010 ist sie künstlerische Mitarbeiterin an der Technischen Universität München (Fakultät Architektur, Lehrstuhl für bildende Kunst). 33 Uraufführung Muffatwerk / Ampere 3.6., 22.00 und 4.6., 20.00 Charles Sadoul (K,B), Adelin Schweitzer (V) HolyVj #Digression no°1 Dauer: 60 Minuten Tickets: € 18, ermäßigt € 10 Musik & Programming: Charles Sadoul Robotic & Visuals: Adelin Schweitzer Objekt: George – the skateboard Kurator: Dietmar Lupfer Produktion: deletere Koproduktion: ZINC, AADN, Dispositif SCAN Rhône-Alpes, Muffatwerk und Münchener Biennale Eine Veranstaltung der Münchener Biennale und des Muffatwerks Im Mittelpunkt der Performance steht die Geschichte eines Objekts: Das Skateboard George ist die zentrale Figur der Dramaturgie. George sitzt in einem Labor in der Falle. Durch die Erinnerung an seine Vergangenheit zum Leben erweckt, sucht er nach einem Ausweg. Jetzt, wo er ein Bewusstsein besitzt, will er sein früheres Dasein zurück, in dem er mit seinem Besitzer zu einer Einheit verschmolzen spielerisch die Stadt eroberte. Diese Darstellung ›aus der Sicht des Objekts‹ und die Schaffung einer intimistischen Atmosphäre lassen das Bild einer Menschheit entstehen, die mit denkenden Objekten durchsetzt ist. Verschiedene Erzählweisen bestimmen den Rhythmus der Geschichte: Dokumentarbericht, Objekttheater, elektronische Musik mit Tonkomposition in Echtzeit und immersive Videoprojektion. Der Wechsel zwischen direkten Bildern (Georges Auge, Laborkameras) und Dokumentarteilen mit Filmen, die Georges Weg nachzeichnen, schafft eine dramatische Intensität, die unerbittlich zur Tötung von George führt. Die Szenografie wandelt sich im Laufe der Erzählung, von der Beklemmung des Eingeschlossenseins im Labor hin zur Freiheit der großen städtischen Räume, die George einst durchstreifte. Charles Sadoul – Musik & Programming (http://circuitb.com/wordpress_3/) Ausgehend von der Entdeckung neuer Technologien in der Musik und in RealtimeGrafikprogrammen entwickelt Charles Sadoul hybride Kreationen, die elektronische Musik, akustische Signale, interaktive Installationen und digitale Bühnenbilder kombinieren. Er verwendet neue Technologien (mapping, tracking, augmented reality, sensors), um einen neuen Kontext herzustellen, in dem wir anders wahrnehmen und fühlen, in den das Publikum eingebunden wird und aktiv daran mitwirkt, was am Ende zu sehen ist. Charles Sadoul stellt sich den Heraus-forderungen, die die digitalen Technologien bereithalten und die Beziehung zwischen Kunst und Technik neu definieren – indem sie bestehende Konventionen einreißen und etablierte Denkmuster hinter sich lassen. 34 Uraufführung Gasteig, Foyers, 18.00 Uhr GAACH - quasi eine Volksoper Ein Partizipationsprojekt Sprache: Deutsch | Dauer: ca. 60 Minuten | Tickets: € 5 Künstlerische Leitung: Catherine Milliken, Robyn Schulkowsky und Dietmar Wiesner Mitwirkende: Kursteilnehmer*innen der Münchner Volkshochschule Dozenten: Andreas Agler (Chor), Sacha Anema (Theater), Emine Capartas (Kreatives Entwerfen und Nähen), Petra Dahlemann (Deutsch, Schreibkultur), Angela Flesch (Bayerischer Volkstanz), Sabine Klem (Fotografie als Experiment, GAACH – die Fotodokumentation), Eva Kölln (Tribal Fusion Belly Dance), Veronika von LauerMünchhofen (Stepptanz), Shoshana Liessmann (NeueMusikSalon), Barbara Löffler (Chor), Manuela Malakooti (Deutsch), Patricia Petapermal (Französisch), Gérard Pleynet (Plattform für Fotografie, GAACH – die Fotodokumentation), Ulrich Pöppl (Interkultureller Schülertreff der MVHS), Gabi Probst-Eisenreich (Streicherensemble), Anatol Regnier (Gitarrenensemble), Thomas Rödl (Sambapercussion), Christian Roßmeißl (Saxophonensemble) , Gisela Rüger (Malen und Zeichnen), Astrid Schleusener (Griechischer Volkstanz), Anastasia Simopoulos (Literaturkreise), Alexander Strauch (Orchester) Projektleitung MVHS: Marianne Müller-Brandeck Blasmusik der Münchner Philharmoniker, Leitung: Albert Osterhammer Mitglieder des Odeon – Jugendsinfonieorchester München Refugio – Doris Kohlenberger, Pascal Momboisse, Sam Ritzinger, Dozent: Babou Bojang Erzbischöfliches Maria-Ward-Gymnasium Nymphenburg - Leiter der Chorklasse: Reinhold-Michael Kutscher Samba Sole Luna Koproduktion der Münchener Biennale und der Münchner Volkshochschule Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, des Vereins der Freunde und Förderer der Münchner Volkshochschule und der Münchner Philharmoniker Fotoausstellung: 28.5. bis 9.6., Gasteig / Foyer Kleiner Konzertsaal GAACH - Fotoprojekte Drei Fotokurse der MVHS unter der Leitung von Sabine Klem und Gérard Pleynet haben sich in den Kursen »Fotografie als Experiment« und »Plattform Fotografie« auf unterschiedliche Weise an »GAACH - quasi eine Volksoper« beteiligt. Der Kurs »GAACH – die Fotodokumentation» hält den Entstehungsprozess des Partizipationsprojekts fest. ›Gaach‹ heißt laut Bayerischem Lexikon ›steil‹ und steht ursprünglich für die Namensgebung des Gasteig im Stadtteil Haidhausen. »GAACH - quasi eine Volksoper« ist ein partizipatorisches Projekt, bei dem alle Autor*innen, Dramaturg*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen (vom Amateur bis zum Profi) im ständigen Dialog miteinander und dem GAACH-Team über zehn Monate den Entstehungs-, Entwicklungs- und Aufführungsprozess bestimmen. Der Fokus liegt dabei auf Haidhausen: geografisch, literarisch, geschichtlich und ethnologisch sowie auf der persönlichen Perspektive jedes Teilnehmers. Die Teilnehmer*innen kommen aus verschiedensten kulturellen Hintergründen und Generationen wie der Münchner Volkshochschule, REFUGIO – dem Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer –, dem Odeon Jugendorchester und Mitgliedern der Münchner Philharmoniker. Die Abschlussperformance im Gasteig stellt die Mosaikteile eines Stadtteils in seiner Einzigartigkeit dar. Das Projekt transponiert Haidhausen in eine musikalische Partitur, die wiederum in einer installativen Übersetzung räumlich neu aufgebaut wird: als »Original mit Untertiteln« (OmU). 35 Künstlerische Leitung Die Musiker*innen Catherine Milliken, Robyn Schulkowsky und Dietmar Wiesner stehen sich seit mehr als drei Jahrzehnten durch gemeinsame Auftritte künstlerisch nahe. Seit zehn Jahren arbeiten sie mit professionellen Künstler_innen und Laien zusammen, entwickeln neue Wege von Aufführungspräsentationen, teilen ihre Erfahrungen als Solist*innen, Komponist*innen und Dozent*innen sowie ihre Leidenschaft für neue Musikformen der Gegenwart. Zusammen konzipieren sie partizipative Formate und führen diese international erfolgreich für Festivals und Konzerthäuser durch, wobei ihnen das Erforschen künstlerisch hochwertiger Entwicklungsprozesse mit Menschen unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft ein besonderes Anliegen war und ist. Catherine Milliken – Oboe, Komposition, Performance (www.cathymilliken.com) Geboren in Australien, Studium in Europa, Gründungsmitglied des Ensemble Modern. Seit 1990 komponiert sie Musiktheater-, Instrumental- und Kammermusikwerke, Hörspiele, Installationen, Theater- und Filmmusik und gründete 1994 die Komponistengruppe HCD-Productions zusammen mit Dietmar Wiesner und Hermann Kretzschmar. Ihre Tätigkeiten als Komponistin, Oboistin und Creative Director führen sie als international gefragte Musikerin in die ganze Welt. Dem nicht genug: 2005 bis 2012 war sie der führende kreative Kopf des Education-Programms der Berliner Philharmoniker und setzte dort neue Impulse, indem sie alle Bereiche des künstlerischen Ausdrucks, Tanz, Malerei, Digitale und Darstellende Kunst mit einbezog. Robyn Schulkowsky – Perkussion, Komposition Die US-amerikanische Perkussionistin Robyn Schulkowsky lebt seit 1980 in Deutsch-land. International gefragt sind ihre Interpretationen und Uraufführungen der bedeutendsten Stücke für Solo Perkussion des 20. und 21. Jahrhunderts. Die vielseitige Musikerin und Komponistin konzertiert und unterrichtet Kinder, Jugendliche, Studierende, Berufsmusiker_innen und Laien kontinuierlich in der ganzen Welt. Mit vielen bedeutenden Komponist_innen verbindet sie langjährige Formen der Zusammen-arbeit, wie z.B. mit Christian Wolff, der wie manche seiner Kollegen einige Werke speziell für Robyn Schulkowsky schreibt. Regelmäßig ist sie zusammen mit den Musikern Joey Baron, Reinhold Friedrich, Kim Kashkashian, dem Komponisten Christian Wolff, der Choreografin Sasha Waltz und dem Künstler Günther Uecker auf Tournee. 2014 nahm sie mit Joey Baron und Fredy Studer ihre eigene Komposition »Armadillo« für Percussion-Trio bei New World Records auf. Ihr Perkussionprojekt mit Fabrikarbeitern in Österreich wurde mit dem »Junge Ohren«-Preis 2006 ausgezeichnet. Seit 2005 ist ihr »Rhythm Lab« auf Reisen zu neuen Klanghorizonten und Hör-erfahrungen rund um den Globus, ob in der Grand Central Station New York, in mehreren Städten Rumäniens, in Ingolstadt, Island, Mexico und Uruguay. Weitere Stationen in China und Argentinien sind noch für 2016 geplant. Dietmar Wiesner – Flöte, Komposition Als Mitbegründer und Flötist des Ensemble Modern ist er seit Beginn aktiv in alle künstlerischen und organisatorischen Prozesse des Ensembles eingebunden und arbeitet mit den wichtigsten Komponist_innen seiner Zeit zusammen. Regelmäßige Auftritte im In- und Ausland, auch als Solist u.a. mit Orchestern wie dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Arbeiten als Komponist für Installationen und Musiktheaterproduktionen u.a. an der Comédie Française Paris, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Schauspiel Frankfurt. 1994 gründete er zusammen mit Hermann Kretzschmar und Catherine Milliken die Komponisten-formation HCD Productions. Seit 2005 ist er Dozent an der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) und der Frankfurter Musikhochschule. Seit 2007 leitet er u. a. die Education-Projekte »lautstark« des Musikfestivals Klangspuren Schwaz und ›Zukunft@Bphil‹ der Berliner Philharmoniker. 36 Uraufführung Gasteig / Carl-Orff-Saal 5.6., 6.6., 8.6., 20.00 Christian Grammel (R), Genoël von Lilienstern (K), Elisabeth Tropper (D), Yassu Yabarra (B) Speere Stein Klavier Sprache: Deutsch Dauer: 110 Minuten Tickets: € 18, ermäßig € 10 Weitere Aufführungen: 6. und 13. Juli 2016, Theater Augsburg/ Brechtbühne Komposition: Genoël von Lilienstern Regie: Christian Grammel Bühne und Kostüm: Yassu Yabara Dramaturgie: Elisabeth Tropper Licht: Kai Luczak Sänger*innen: Kerstin Descher (Mezzosopran), Georg Festl (Bassbariton), Samantha Gaul (Sopran) Schauspieler: Florian Innerebner, Gerd Lohmeyer Opernchor des Theaters Augsburg, Einstudierung: Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek Augsburger Philharmoniker Musikalische Leitung: Domonkos Héja Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Theater Augsburg Gefördert durch die Carl-Orff-Stiftung Dießen am Ammersee Vor dem Verwaltungsgebäude der GEMA in München thront der Erich-Schulze-Brunnen: eine riesige, glänzende Tuba aus Messing. Darunter, im Verborgenen unter den Pflastersteinen, liegen die Trümmer des Bürgerbräukellers: Überreste eines missglückten Attentats auf den »Führer«. Die archäologische Spurensuche – eine Expedition durch den Schalltrichter – bringt verschüttete Artefakte ans Licht; Objekte der Geschichte Münchens seit 1933: Tondokumente, Grundrisspläne, Modellbauten, Weißbier, Granitplatten. Die Fundstücke werden klassifiziert und einander zugeordnet. Carl Orffs »Reigen und Einzug der Kinder« für Olympia 1936 findet eine Entsprechung im »Gruß der Jugend« für Olympia 1972; Werner Egks »Marsch der deutschen Jugend« von 1941 steht seinen »Variationen über ein karibisches Thema« von 1959 gegenüber. Doch das analytisch-nüchterne Vorhaben gerät aus dem Ruder: Die Fragmente entwickeln ein Eigenleben, unerwartete Widersprüche und Kontinuitäten treten zutage – die ausgetriebenen Geister werden sichtbar. Sie sind der gefilterte, geleugnete Teil eines historischen Zusammenhangs. 37 Genoël von Lilienstern – Komposition 1979 in Monschau in der Eifel geboren, lebt als freischaffender Komponist in Berlin. Genoël von Lilienstern studierte Komposition in Bremen, Berlin und Den Haag, u.a. bei Younghi Pagh-Paan, Clarence Barlow und Hanspeter Kyburz. Er besuchte Meisterkurse von Georges Aperghis, Douglas Repetto, Brian Eno und Peter Eötvös und war Stipendiat der Ensemble Modern Akademie in Frankfurt, der Darmstädter Ferienkurse, der Akademie der Künste Berlin und der Cité Internationale des Arts Paris. Er erhielt den Hanns-Eisler-Preis für Komposition und Interpretation zeitgenössischer Musik, den Ring.Award.off (2008), einen Sonderpreis der Komischen Oper Berlin für seine Oper Rigolator und den Gargonza Arts Award (2012). 2013 war er Guest Lecturer am Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) an der Stanford University. Seine Werke werden u.a. vom Ensemble Intercontemporain, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR oder dem Ensemble Modern aufgeführt. Christian Grammel – Regie (https://dergrammel.wordpress.com) Freischaffender Regisseur und Dramaturg, studierte Angewandte Theater-wissenschaft an der Justus-Liebig-Universität in Gießen u.a. bei Heiner Goebbels, Rabih Mroué und Laurent Chétouane, wo er 2011 mit einer Arbeit über den Körper in der zeitgenössischen Musik sein Diplom erwarb. 2012 brachte Grammel die Produktion »Josefine« am Theater Mönchengladbach zur Uraufführung, deren Konzept die Ausschreibung des »Fonds experimentelles Musiktheater NRW« gewinnen konnte. Zudem war die Performance »the phantom piper of corrieyairrack« von 2009, die bereits auf Kampnagel Hamburg und im HAU Berlin zu sehen war, zum Tonlagen Festival in Hellerau 2012 eingeladen. Bereits während des Studiums realisierte er zahlreiche Projekte u.a. mit dem Ensemble Modern in Frankfurt, dem Ensemble musikFabrik Köln oder der Internationalen Ensemble Modern Akademie. Yassu Yabara – Bühne und Kostüme (www.yassuyabara.com) Yassu Yabara ist freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin in Berlin und arbeitet mit verschiedenen Teams an Stückentwicklungen, experimentellen Musiktheater-konzepten und Opernperformances. Seit ihrem Diplom 2011 an der UdK machte sie viele verschiedene Erfahrungen mit diversen künstlerischen Teams in freien Pro-duktionen in Berlin, der Schweiz und an Stadttheatern in Deutschland, unter anderem arbeitete sie gemeinsam mit Nis-Momme Stockmann am Schauspiel Frankfurt und Stadttheater Heidelberg, mit Georg Schütky an der Oper Leipzig und Staatstheater Mainz, mit Julia Lwowski an den Sophiensälen, dem Ballhaus Ost, Galerina Steiner und Neuköllner Oper. Zuletzt realisierte sie mit Beate Baron »Drei Einakter« von Bohuslav Martinů an der Oper Frankfurt im Bockenheimer Depot und mit Nele Jahnke und dem Theater Hora »Normalität - ein Musical« in Zürich in der Roten Fabrik. Elisabeth Tropper – Dramaturgie (www.prothein.de/mag-phil-elisabeth_tropper) Elisabeth Tropper, geboren 1984 in Graz, studierte Germanistik und Publizistik an den Universitäten in Graz und Klagenfurt. Sie arbeitete als freie Mitarbeiterin in der Kulturredaktion einer regionalen Tageszeitung, absolvierte Praktika im Kulturbereich (u.a. beim steirischen herbst 2003) und war als Regie- und Dramaturgiehospitantin sowie -assistentin in Oper und Schauspiel tätig. 2007 wurde sie Dramaturgieassistentin und Jungdramaturgin am Schauspielhaus Graz, wo sie u.a. mit Patrick Schlösser, Georg Schmiedleitner und Bernadette Sonnenbichler zusammenarbeitete. Zudem betreute sie verschiedene Formate auf der Spielstätte Ebene 3. 2007 nahm sie an der International Exposure of Israeli Theatre in Tel Aviv teil. Seit August 2009 ist sie als freie Dramaturgin tätig und arbeitete zuletzt am Hebbel am Ufer (»Man braucht keinen Reiseführer für ein Dorf, das man sieht« von Tim Staffel, Regie: Nurkan Erpulat) sowie am Heimathafen Neukölln (»Sisters« von Andreea Clucerescu, Regie: Nicole Oder). 38 Uraufführung Muffathalle 6.6. – 9.6., 20.00 Deville Cohen (B,R), Hugo Morales Murguia (K) UNDERLINE Dauer: 75 Minuten Tickets: € 18, ermäßigt € 10 Weitere Aufführungen: 16./ 18./ 19./ 23./ 24. Juni, jeweils 20 Uhr, Deutsche Oper Berlin/ Tischlerei Komposition, Instrumente: Hugo Morales Murguía Storyline, Video, Ausstattung, Regie: Deville Cohen Lightdesign: Steffen Hoppe Dramaturgie: Dorothea Hartmann Künstlerische Beratung: Robyn Schulkowsky, Michael Höppner Choreographie: Elik Niv Projektionsdesign: Bodo Gottschalk Produktionsassistenz: Miika Hyytiäinen Performer: Elik Niv, Herve Guerrisi, Moritz Ostruschnjak, Margaux Marielle-Trehoüart Musiker: Anja Füsti, Diego Espinosa, Almut Lustig, Emily Yabe Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit der Deutschen Oper Berlin in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste Berlin Über 100 Jahre nach Veröffentlichung des Zukunftsomans »Flatland« verwandelt »UNDERLINE« E.A. Abbotts satirische Utopie in neues Musiktheater: In der assoziativen, multidimensionalen und polyphonen Komposition von Materialien, Bildern, Formen, Körpern, Bewegungen, Licht, Videos, Klängen und Musik entwickelt »UNDERLINE« aus Motiven, Konflikten, Charakteren und narrativen Elementen des Romans eine kinetische Skulptur als musikalisches Objekttheater. »Flatland« ist die autobiografische Geschichte von »A Square«, einem Einwohner von »Flatland«. In seiner Geschichte beschreibt er seine zwei-dimensionale Heimat und erzählt von seinen Reisen in Regionen mit mehr oder weniger Dimensionen, die die Grenzen seiner Wahrnehmung hinterfragen. Die fantastische Zukunftsvision, die dem Roman einst zur Kritik an seiner viktorianische Umwelt diente, liefert noch immer eine passende Analogie zu unserer Gegenwart: Szene und Musik zeigen Menschen, Lebenswelten, Stoffe und Requisiten als passgenaue Objekte und angepasste Instrumente in einer geometrischen Performance. »UNDERLINE« versetzt das Publikum in die Perspektive des Romanhelden, schickt es in Grenzbereiche der eigenen Vorstellungskraft und animiert zur Reflexion unserer eigenen Beschränkungen. 39 Hugo Morales Murguia – Komposition (www.hugomorales.org) Geboren 1979 in Mexiko City, lebt in den Niederlanden und arbeitet als freischaffender Komponist, Sonologist und Klangkünstler an der Schnittstelle zwischen traditionellen Instrumenten, gefundenen Objekten, Performance-Technik und Technologie. Essentiell für seine Arbeit ist die Entwicklung alternativer Formen von Klang-Erzeugung für die musikalische Komposition. Er studierte erst am Center of Research and Musical Studies (CIEM) in Mexiko City, dann in Den Haag Komposition an der Royal Conservatory sowie Sonologie am Institut für Sonologie und promovierte anschließend am Centre of Contemporary Music Practice der Brunel University in London. Auftragskompositionen entstanden für das Arditti Quartet, LʼEnsemble Intercontemporain, das IKTUS Percussion Quartet und viele andere Formationen. Deville Cohen – Regie, Video, Raum, Objekte (www.devillecohen.com) 1977 in Israel geboren, studierte Cohen an der Kunsthochschule Berlin Weißensee sowie an der Milton Avery Graduate School of the Arts in New York und lebt derzeit in Brooklyn, New York. In seinen Arbeiten hat er einen ganz eigenen Stil in der Kombination von Video, Animationen, Grafik sowie installativen und performativen Aspekten entwickelt, in denen sich zwei- und dreidimensionale Objekte und Bilder miteinander verschränken. 40 DISKURSE 41 ––– OFFENE AKADEMIE der Münchner Volkshochschule 5.4.2016, 19.30 Uhr Gasteig / Black Box OmU: VORLAGE UND FILM - LOST IN TRANSLATION? Asta Scheib (Drehbuch- und Romanautorin), Jochen Striebeck (Synchronsprecher), Steven Uhly (Romanautor)und Michael Verhoeven (Filmregisseur) sprechen über die Adaption von literarischen Vorlagen für Filme, die Synchronisation von Filmen in einer anderen Sprache, sowie die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Original. Moderation: Christoph Lindenmayer, Münchner Volkshochschule Tickets: € 10 3.5.2016, 20.00 Uhr, Gasteig / Black Box ORIGINAL MIT UNTERTITELN Die Münchener Biennale 2016 Daniel Ott und Manos Tsangaris sowie Marion Hirte und Malte Ubenauf im Gespräch zu OmU und dem Konzept des Festivalprogramms. Moderation: Heike Lies, Kulturreferat und Marianne Müller-Brandeck, Münchner Volkshochschule Eintritt frei ––– KURSPROGRAMM der Münchner Volkshochschule 18.4. / 2.5. / 9.5.2016, Gasteig BIENNALEWERKSTATT »Sweat of the Sun« nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog Leitung: Shoshana Liessmann, Musik- und Kulturwissenschaftlerin Anmeldung erforderlich, www.mvhs.de Die intensive Beschäftigung mit Text und Komposition des Stücks im Vorfeld seiner Uraufführung bieten Raum für Erfahrung, Erkenntnis und Diskussion und erleichtern den Zugang zu ungewohnten Höreindrücken und neuen Perspektiven. Darüber hinaus ermöglichen Probenbesuche und Gespräche mit mitwirkenden Künstlerinnen und Künstlern einen besonderen Einblick in die Entstehung der Produktion. Leitung: Shoshana Liessmann, Musik- und Kulturwissenschaftlerin ––– Ludwig-Maximilians-Universität, München Institut für Theaterwissenschaft Ringvorlesung mit Prof. Dr. David Roesner Inszenierungsgeschichte im 20./21. Jahrhundert 11.5.2016, 12.00 Uhr – 14.00 Uhr Die Münchener Biennale Prof. Dr. David Roesner im Gespräch mit Manos Tsangaris und Daniel Ott Im Rahmen der Ringvorlesung »Inszenierungsgeschichte im 20./21. Jahrhundert« der Theaterwissenschaft München werden Manos Tsangaris und Daniel Ott im Gespräch mit Prof. Dr. David Roesner über neueste Entwicklungen im zeitgenössischen Musiktheater sprechen. Insbesondere die zunehmende Verzahnung von Komposition, Inszenierung und musikalischer Performanz lässt sich am Beispiel der Münchener Biennale 2016 als stil-bildende Entwicklung beschreiben, deren Konsequenzen für den kreativen Prozess sowie die Erfahrung der Zuschauer in der Vorlesung erörtert werden sollen. ––– 42 ––– BR-KLASSIK THEMA MUSIK LIVE 12.5.2016, 20.00 Uhr Gasteig / Black Box Eintritt frei »Münchener Biennale – eine neue Etappe?!« Gäste: Catherine Milliken (Oboistin, Komponistin), Brigitta Muntendorf (Komponistin), Daniel Ott (Komponist, Münchener Biennale) und Manos Tsangaris (Komponist, Münchener Biennale) Konzept, Redaktion, Moderation: Meret Forster Musik von Brigitta Muntendorf u.a. Sendetermine: ARD-alpha, 21. Mai, 22.30 Uhr (»Denkzeit«) BR-KLASSIK, 26. Mai, 20.05 Uhr – 21.30 Uhr ––– BR-KLASSIK U21-VERNETZT von der Münchener Biennale Konzept, Moderation: Annekatrin Schnur und Patricius Mayer Sendetermine: ARD-alpha, 5.6.2016, 11.00 Uhr – 12.00 Uhr BR-KLASSIK Radio und Video-Stream brklassik.de, 6.6.2016, 21.05 Uhr – 22.00 Uhr einsfestival, voraussichtlich Juni 2016 ––– Partner Diskurse Positionen. Texte zur aktuellen Musik 43 SYMPOSIUM Gasteig / Black Box Freitag, 3. Juni, 14.00 – 17.30 Uhr Samstag, 4. Juni, 10.00 – 17.15 Uhr Sonntag, 5. Juni, 10.00 – 13.30 Uhr Detaillierter Ablaufplan: www.muenchenerbiennale.de OmU – Echoräume und Suchbewegungen im heutigen Musiktheater Leitung: Jörn Peter Hiekel (Dresden) und David Roesner (München) Im diesjährigen Biennale-Thema »OmU« klingt die Öffnung gegenüber dem Fremden und Unerwarteten an. Dies meint zunächst das Zulassen von neuen Formaten und Strategien im heutigen Musiktheater. Aber es kann auch auf jene Differenzen oder Querstände der Künste untereinander zielen, aus denen sich neue Möglichkeiten ihres Zusammenwirkens ergeben. Wie aber sehen veränderte Formate, Strategien und Möglichkeiten heute aus? Und in welcher Relation stehen sie zu den Wandlungen in unterschiedlichen Feldern der Gegenwartskunst? Das Symposion sucht Überlegungen wie diese mit Blick auf einige Produktionen der Biennale zu thematisieren, aber greift dabei auch ins Grundsätzliche aus – beginnend mit der durch die Formel »OmU« nahegelegten Frage, was überhaupt ein »Original« ist und welche Erwartungen es in uns weckt. Welche Vorstellungen von Werk, Autorschaft, Ereignis und Authentifizierung verbinden sich mit diesem Begriff? Und welche Bedeutung haben dann Untertitel? Sind sie bloß Übersetzung und Kommentar, oder fällt auch Umbesetzungen, Repertoire-Vorstellungen, Re-Enactments, Adaptionen, Bildunterschriften, Fußnoten, Randnotizen, YouTube und Twitter Kommentaren im erweiterten Sinne die Rolle von Untertiteln zu? Um dies zu untersuchen und zu diskutieren, bringt das Symposium Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus sehr unterschiedlichen Disziplinen zusammen. Vorträge von und Podiumsdiskussionen mit Freitag, 3. Juni, 14.00-17.30 Uhr Vorträge von: Jörn Peter Hiekel, Dresden Dieter Mersch, Zürich Nikolaus Rajewsky, Berlin Manos Tsangaris, Dresden / Daniel Ott, Berlin Samstag, 4. Juni, 10.00-17.15 Uhr Vorträge von: David Roesner (München) Regine Elzenheimer (Leipzig) Katja Schneider (München) Roman Brotbeck (Bern) Petra Maria Meyer (Kiel) Podium 1: „(Neue) Medien im Musiktheater“, mit Christopher Balme, Isabel Mundry, Brigitta Muntendorf, Simon Steen-Andersen, Malte Ubenauf. Moderation: Jörn Peter Hiekel Sonntag; 5. Juni, 10.00-13.30 Uhr Vorträge von: Tobias Schick (Dresden) Martin Zenck (Würzburg) Podium 2: “Originale und AutorInnen? Neue Formen der Ko-Kreativität im Musiktheater”, mit Sophie Becker, Leo Dick, Christian Grammel, Marion Hirte. Moderation: David Roesner 44 PLATTFORMEN Seit 2013 veranstaltet die Münchener Biennale regelmäßig internationale BiennalePlattformen. Sie stellen Labors für szenisch-musikalische Projekte dar, die einer beweglichen, ortsspezifischen und gesellschaftsreflektierenden Idee von Musiktheater verbunden sind. Der mit einer solchen Plattform-Idee verknüpfte Arbeitsansatz befragt den Zusammenhang und das traditionelle Verhältnis von Komposition, Inszenierung, Erzählung, Autorenschaft und Aufführungsort. Projekte, Stücke und Stoffe werden von Anfang an im Team und aus dem gemeinsamen Interesse an formalen und inhaltlichen Fragen entwickelt und diskutiert. Sie sind wesentliche Impulsgeber für das Programm der Münchener Biennale und reflektieren bereits frühzeitig die jeweiligen Festival-Themen, die das Team um Tsangaris und Ott vorschlägt. Chronologie der Plattformen Zeit Ort Partner Okt / Nov 2013 München Februar 2014 München Juni 2014 Bern KonzertTheater Bern & Hochschule der Künste Bern September 2014 Bern KonzertTheater Bern & Hochschule der Künste Bern Dezember 2014 Peking Beijing Youth Technology & Culture Central Conservatory of Music Mai 2015 Rotterdam Operadagen Rotterdam Juni 2015 Starnberger See Münchner Volkshochschule Juli 2015 Lima Goethe-Institut Lima Juli 2015 Buenos Aires Goethe-Institut Buenos Aires & Panorama Sur.& Maestría en Ópera Contemporánea Universidad Nacional de Tres de Febrero November 2015 Buenos Aires November 2015 München Februar 2016 München Herbst 2016 Hongkong Zürcher Hochschule der Künste Kowloon Cultural District Herbst 2016 Athen Onassis Cultural Centre 45 Daten & Fakten Veranstalter: Kulturreferat der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit Spielmotor München e.V. – eine Initiative der Stadt München und der BMW Group Künstlerische Leitung: Daniel Ott und Manos Tsangaris Dramaturgie: Marion Hirte, Malte Ubenauf Mentoren: Catherine Milliken, Isabel Mundry, Robyn Schulkowsky, Penelope Wehrli, Dietmar Wiesner Produktion und Veranstaltungsleitung: Tilmann Broszat Künstlerisches Betriebsbüro: Katrin Beck Festivalbüro: Karl Beckers, Maria Mosca, Franziska Alfons Projektleitung: Walter Delazer, Annette Geller Technische Leitung: Werner Kraft Verwaltungsleitung Spielmotor München e.V.: Viktoria Strohbach-Hanko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kathrin Hauser-Schmolck, Basel, Tel. +41 (0)61 422 0539 Christiane Pfau, München, Tel. +49 (0)89 48 920 970 [email protected] Design Müller + Hess, Basel Catherine Hersberger, München Partner & Förderer Auswärtiges Amt Carl Orff-Stiftung Dießen am Ammersee Deutsche Oper Berlin enoa (european network of opera academies) Ernst von Siemens Musikstiftung Fachausschuss Musik Basel-Stadt/ Basel-Land Gare du Nord, Basel Goethe-Institut Hochschule der Künste Bern Hochschule für Musik und Theater München Instituto Cervantes München KonzertTheater Bern Lothringer13 Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Theaterwissenschaft Münchner Philharmoniker Münchner Volkstheater Münchner Volkshochschule Muffatwerk Operadagen Rotterdam Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung Staatstheater Mainz Stadtwerke München/ Müllerʻsches Volksbad Theater Augsburg Theater Osnabrück Theaterakademie August Everding Universität der Künste Berlin 46 Medienpartner BR-KLASSIK NZfM – Neue Zeitschrift für Musik Spielorte Gasteig, Rosenheimer Straße 5, 81667 München Muffatwerk, Zellstr. 4, 81667 München Müllersches Volksbad, Rosenheimer Str. 1, 81667 München Lothringer13, Lothringer Straße 13, 81667 München Einstein-Kultur, Einsteinstr. 42, 81675 München diverse Orte im Stadtraum –––––––––––––––––––––– Festivalzentrum: Muffatwerk –––––––––––––––––––––– Tickets: www.muenchenticket.de Vorverkaufsbeginn: 15. April 2015 47