Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater 28. Mai bis 9. Juni 2016 OmU Original mit Untertiteln Dr. Hans-Georg Küppers Kulturreferent der Landeshauptstadt München 02 Initial Daniel Ott und Manos Tsangaris Künstlerische Leitung der Münchener Biennale 03 Biographien Daniel Ott und Manos Tsangaris 05 OmU: Original mit Untertiteln Marion Hirte und Malte Ubenauf Dramaturgie Münchener Biennale 06 Programmübersicht 09 Programm 12 Diskurse 37 Plattformen 40 Daten & Fakten 42 Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater Künstlerische Leitung: Daniel Ott und Manos Tsangaris Ludwigstraße 8, 80539 München T +49 89-280 56 07, F +49 89-280 56 79 [email protected], www.muenchenerbiennale.de Veranstalter: Kulturreferat der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit Spielmotor München e.V. Dr. Hans-Georg Küppers Kulturreferent der Landeshauptstadt München Als Hans Werner Henze gemeinsam mit der Landeshauptstadt München die Münchener Biennale ins Leben rief, stand im Mittelpunkt des Festivals für neues Musiktheater der Gedanke eines Experimentierlabors, in dem junge Komponistinnen und Komponisten Neues ausprobieren und Grenzen ausloten können, ohne Angst vor dem Scheitern haben zu müssen. Sein Nachfolger Peter Ruzicka führte diese Tradition fort und legte dabei den Schwerpunkt auf Uraufführungen von größeren Werken in theatralen Räumen. Daniel Ott und Manos Tsangaris stellen nun die Vernetzung, Experimentierfreude und Nachwuchsförderung in den Mittelpunkt der Programmgestaltung der ersten von ihnen verantworteten Münchener Biennale. Die von ihnen initiierte internationale Plattform ermöglicht Musikschaffenden gemeinsam mit Akteuren anderer Sparten interdisziplinäre Möglichkeiten auf Augenhöhe auszuloten und miteinander unterschiedlichste Denk- und Arbeitsansätze auszuprobieren. »OmU« – »Original mit Untertiteln« lautet ihr erstes Festival-Thema – und wenn man die Vielgestaltigkeit der Projekte sieht, denkt man unwillkürlich nicht nur an Untertitel, sondern auch an Übertitel, Kommentare, Anmerkungen, Streitgespräche, Überprüfen von vertrauten Begriffen, neugieriges Erkunden von ungewohnten Formen … Fließende Übergänge zu anderen Kunstsparten, wie Bildender Kunst, Film, Literatur oder Tanz, werden hier sicht- und hörbar, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Man sieht dem Programm in seiner inspirierenden Fülle an, das es nicht »im stillen Kämmerlein« erdacht wurde, sondern im künstlerischen Austausch entstanden ist, im Dialog mit allen Beteiligten, also kollaborativ. Als Kulturreferent freue ich mich auch über die neuen Kooperationspartner in der Stadt – beispielsweise das Volkstheater und die Lothringer 13 –, und dass das Festivalprogramm durch zahlreiche Vermittlungsangebote ergänzt wird, wie etwa das große Mitmachprojekt »Gaach – quasi eine Volksoper« in Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule. Das umfangreiche Programm strahlt Neugier und künstlerische Begeisterung aus, gleichzeitig aber auch eine fachkundige und sorgfältige Auswahl der Akteure, und ich freue mich schon sehr auf die Realisierung im kommenden Frühjahr. 2 Daniel Ott und Manos Tsangaris Künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater Initial Die Münchener Biennale ist weltweit das einzige Festival, das ausschließlich Uraufführungen von Werken des neuen Musiktheaters zeigt. Sie hat jungen Komponisten und Komponistinnen schon in der Vergangenheit vielfältige Möglichkeiten eröffnet, sich und ihre künstlerischen Ambitionen auf höchstem Niveau auszuprobieren. Als uns der Kulturreferent der Stadt München, Dr. Hans-Georg Küppers, fragte, ob wir Interesse hätten, ab 2016 die künstlerische Leitung dieses besonderen Festivals zu übernehmen, waren wir nicht nur überrascht und hoch erfreut ob der wunderbaren Aussichten, sondern haben das uns entgegengebrachte Vertrauen sofort als eine Aufforderung verstanden, die außergewöhnlich erfolgreiche Geschichte der letzten Jahrzehnte hin zu neuen inhaltlichen und formalen Dimensionen weiterzudenken. Es wurden nach Hans-Werner Henze und Peter Ruzicka wieder zwei Komponisten gefragt. Schon das spricht eine eigene Sprache. Musiktheater ist für uns mehr als nur ein genrebezogenes, sinnliches Vergnügen. Der klassische Kompositionsbegriff hat sich erweitert. Und das aus gut nachvollziehbaren Gründen. Unsere lebensweltlichen Verhältnisse, gerade was ästhetische und formale Rahmensetzungen angeht, überstürzen sich, von den gravierenden politischen Veränderungen zunächst einmal abgesehen. Wie reagieren die Künste? Oder besser noch: wie agieren sie! Denn das, was im Modellversuch, scheinbar nur dem Wahren und Schönen verpflichtet, erfunden, experimentell verdichtet und ausprobiert wird, findet sich, oft unter anderen Namen und Masken, bald in ganz anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen wieder, nicht zuletzt in Werbung, Film, Kommunikationsund Medienpraxis. Aber auch dort, wo Nachrichten übermittelt und Meinungen geformt werden. Für uns bedeutet es, den Kunstraum als Forschungsstätte zu öffnen und zu schützen. Der erweiterte Kompositions-Begriff schließt sehr unterschiedliche Formate ein. Von neuer Oper bis szenischer Installation, von minimalisierter künstlerischer Intervention im Stadtraum zu komponierter Performance, um nur einige zu nennen. Dieses Spektrum bildet einen Raum, der unsere gesellschaftliche »Vielsprachigkeit«, die alltägliche mediale Polyphonie künstlerisch zuspitzt und reflektiert. Von daher ist neues Musiktheater ein offenes Feld geworden, das gesellschaftliche und auch politische Fragestellungen unter besonderen Bedingungen ausleuchten kann. Gerade zu Beginn unserer Arbeit scheint es uns naheliegend, ein Thema zu wählen, das die Vielsprachigkeit, die Übersetzungs-Qualitäten, die Konjunktion unter den Teilsprachen des neuen Musiktheaters befragt und ausführt. »OmU – Original mit Untertiteln« kommt zunächst aus dem Filmzusammenhang, aber sehr schnell wird klar, dass es zum Beispiel auch OmÜ heißen könnte, Original mit Übertitelung, wie sie in den meisten Opernaufführungen geschieht. Und was heißt Originalität, was ist Übersetzung innerhalb des Musik-Theaters, seiner Vorlagen, Libretti, Partituren, Aufführungen, Traditionen, Dokumentationen und Rezeptionsgeschichten … um den Themenkreis hier nur anzudeuten. 3 Von Anfang an hatten wir beschlossen, die Münchener Biennale in erster Linie wieder zu einem Nachwuchsforum zu machen. Das Durchschnittsalter der Künstlerinnen und Künstler im Jahr 2016 liegt etwa um die 30 Jahre. Um den jungen Kunstschaffenden neue Wege zu öffnen, haben wir schon ab 2013 zunächst in München, dann aber auch mit internationalen Partnern weltweit so genannte Internationale BiennalePlattformen durchgeführt, beispielsweise in Bern, Rotterdam, Buenos Aires, Beijing u.a.. Hierbei treffen ausgewählte junge Kunstschaffende aus unterschiedlichen Disziplinen, also nicht nur Komponist_innen, sondern auch Bühnenbildner_innen, Autoren_innen, Regisseur_innen, Video-Künstler_innen, Performer_innen usw. zu bestimmten Themen- und Fragestellungen aufeinander, lernen sich und ihre Arbeiten gegenseitig kennen und bilden schließlich Arbeitsteams, die ihre jeweiligen Projekte in den nächsten Monaten und Jahren gemeinsam verfolgen werden. Teamarbeit ist uns genauso wichtig wie die individuell-künstlerische Konzentration am Arbeitstisch. Unsere erste Ausgabe im Jahr 2016 bezieht einen wichtigen Anteil ihrer Projekte aus diesen Plattformen. Entscheidend hierbei ist, dass die künstlerischen Gewerke einander auf Augenhöhe begegnen und austauschen und von Anfang an produktive Auseinandersetzungen eingehen. Die Münchener Biennale 2016 präsentiert sich in zeitlich und räumlich konzentrierter Form. Das heißt, es wird in kürzerem Zeitraum mehr Premieren und eine deutlich höhere Aufführungsdichte geben, und das alles in großer Nähe zum Muffatwerk, unserem Festivalzentrum. Alle Spielstätten sind von hier aus fußläufig gut zu erreichen, sei es das Müllerʼsche Volksbad, der Gasteig, die Kunsträume Lothringer 13 oder Einstein Kultur. Einige Aktionen finden im Stadtraum statt, eine Bus-Oper etwa, ein »homöopathischer Mob« oder eine Stadtteil-Oper. Zudem wird in einer weitläufig diskursiven Bewegung das gesamte Programm des Festivals in einer Vielzahl von Veranstaltungen unterdessen auch vorbereitend, vermittelnd und reflektierend begleitet von verschiedenen Kooperationspartnern. Und auch innerhalb der Biennale selbst wird über ihr Thema während eines dreitägigen Symposiums nachgedacht und diskutiert werden. Wir hoffen und wünschen uns, dass die Münchener Biennale als international einzigartiges Festival für neues Musiktheater weiterhin und in intensiver Form die Praxis und den lebendigen Diskurs des zeitgenössischen Musiktheaters befruchten und beflügeln kann, dass möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer die Vielfalt und Qualität des künstlerischen Angebots wahrnehmen und dass nicht zuletzt auch die beteiligten Künstler_innen in ihrer forschenden Tätigkeit gefördert, angeregt und unterstützt werden. Daniel Ott, Manos Tsangaris November 2015 4 Daniel Ott und Manos Tsangaris Biographien Daniel Ott (www.danielott.com) Geboren 1960 in Grub/Appenzell. Komponist, Pianist, Theaterschaffender, Autor landschaftsbezogener Werke. Klavierstudium, Aufbau freier Theatergruppen, Straßentheater mit Wagenbühne und Pferden, Theaterstudien in Paris und London. Kompositionsstudium bei Nicolaus A. Huber und Klaus Huber. Vor allem und das seit 25 Jahren: Arbeit als Komponist, Pianist, Innovator im Bereich Neues Musiktheater, interdisziplinär und situationsbezogen. Gründung des Festivals »neue musik rümlingen«. Zehn Jahre Lehrauftrag für Experimentelle Musik in Berlin. Musiktheater u.a. für die Staatsoper Stuttgart, das Theater Bielefeld, für die Donaueschinger Musiktage und die Wittener Tage für neue Kammermusik. Situationsbezogene Arbeiten für die Expo Hannover (Musik zum Schweizer Pavillon von Peter Zumthor), für das Museum für Moderne Kunst MMK Frankfurt am Main, das Festival Alpentöne/Altdorf und den Wasserturm Berlin/Prenzlauer Berg. Landschaftskompositionen für den Hafen Sassnitz/Rügen, den Wallfahrtsort Heiligkreuz/Entlebuch, die Neisse zwischen Görlitz und Zgorzelec, den Rheinhafen Basel, die Elbe bei Hitzacker und die Ruhr bei Witten. Seit 2005 Professor für Komposition und Experimentelles Musiktheater an der Universität der Künste Berlin, seit 2015 Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Ab 2016 gemeinsam mit Manos Tsangaris künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater. Manos Tsangaris (www.tsangaris.de) Geboren 1956 in Düsseldorf. Komponist, Trommler, Installationskünstler, Protagonist des neuen Musiktheaters. Studium bei Mauricio Kagel (Komposition) und Christoph Caskel (Schlagzeug) an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Studien bei Alfonso Hüppi an der Kunstakademie Düsseldorf. Grundsätzlich: Forschungen zu einem erweiterten Kompositionsbegriff, der radikal den Menschen in den Mittelpunkt nimmt. Untersuchung der Schnittstellen zwischen Bild, Ton, Wort und Szene – und ihre Synthese in einem universell verstandenen, neuen Musiktheater. Regelmäßige Aufführungen seiner Werke bei international renommierten Festivals (Donaueschinger Musiktage, Wittener Tage für neue Kammermusik, Theaterfestival Belgrad, Musik-Biennale Berlin, Biennale Venedig, Ultima Festival Oslo, Tonlagen Dresden, Warschauer Herbst). Seit 25 Jahren werden auch seine installativen und bildnerischen Arbeiten in wichtigen Galerien und Museen weltweit gezeigt. Initiator des Kongresses Praemoderne in Köln. Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln, Stipendium der Akademie Schloss Solitude Stuttgart, Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin, Ehrengast der Villa Massimo. Lehrer für transdisziplinares Komponieren, Leiter des Akademieprojekts Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen, seit 2009 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Dresden und Mitglied der Akademie der Künste Berlin (Direktor der Sektion Musik ab 2013), Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste seit 2010. Ab 2016 gemeinsam mit Daniel Ott künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater. 5 Marion Hirte und Malte Ubenauf Dramaturgie OmU: Original mit Untertiteln Die Münchener Biennale 2016 Original mit Untertiteln. Für all jene passionierten Kinobesucher und Serienfans, die synchronisierte Versionen der von ihnen verehrten Filmwerke leidenschaftlich ablehnen, ist bereits an dieser Stelle alles gesagt: »OmU« – das ist der entscheidende Hinweis (mehr noch: das Symbol!) für unverfälschte Filmvorführung auf allen öffentlichen und privaten Leinwänden dieser Erde. Doch was bedeutet die berühmteste Abkürzung der TV- und Kinogeschichte im Zusammenhang mit der ersten Ausgabe der »Münchener Biennale für neues Musiktheater« unter der künstlerischen Leitung von Daniel Ott und Manos Tsangaris? Es ist die dem ersten der drei Buchstaben innewohnende Uneindeutigkeit, die Tsangaris und Ott dazu bewogen hat, sich selbst und alle am Festival beteiligten Künstler mit der Frage zu konfrontieren, um was es sich tatsächlich handelt, wenn von einem »Original« die Rede ist. Bezogen auf Oper und Musiktheater scheint die Antwort rasch gefunden: ein Original – das ist die auf einem Libretto basierende Partitur des Komponisten. Doch ist die Sache wirklich so einfach? Sind nicht vielmehr alle musikdramatischen Ausdrucksformen auf Zusammenkunft und Interaktion zahlreicher unterschiedlicher Künstler hin konzipiert? Darauf, gemeinsam eine in Zeichenform ausgearbeitete musikalische Erfindung in ein klingendes und szenisches Ereignis zu verwandeln? Was also ist die Partitur? Tatsächlich das Original? Verhält es sich nicht vielmehr so, dass erst in der öffentlichen Aufführung, im Zusammenwirken von Klang, Szene, Raum und Publikum ein Original wahrnehmbar wird? Eines, das sich von Aufführung zu Aufführung, von Inszenierung zu Inszenierung immer wieder verändert und erneuert? Gibt es einen Unterschied zwischen »Autoren« und »Interpreten«, wenn die an der Aufführung beteiligten Künstler das Original überhaupt erst ermöglichen? Die Frage nach dem Original ist – unter anderem – die Frage nach den Ursprüngen eines künstlerischen Werkes, den einer Musiktheatererfindung zugrundeliegenden (wiederum »originalen«) Inspirationen bzw. Stoffen, und damit eine Frage nach dem Mythos des Werkbegriffs schlechthin. Im Rahmen der von Daniel Ott und Manos Tsangaris bereits vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufenen ersten internationalen Biennale-Plattform, zu der fast dreißig junge Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Komposition, Regie, Raum, Kostüm, Dramaturgie und Video sowie zahlreiche Instrumentalinterpretinnen- und Interpreten in München zusammen kamen, wurden die Dimensionen der OmU-Problematik ausgeleuchtet: Welcher Künstler ist auf welche Weise an der Erfindung eines Musiktheater-Originals beteiligt? Inwiefern ist der Anspruch auf originale künstlerische Leistungen überhaupt produktiv? Welche »Ursprünge« für musikdramatische Werke wären denkbar, wenn nicht eine librettobasierte Partitur die ausschlaggebende Bezugsquelle ist? Szenische? Choreographische? Räumliche? Die Behauptung »Original mit Untertiteln« beinhaltet eine Vielzahl grundlegender Differenzen. Diese finden sich im komplizierten Verhältnis von Schriftlichkeit und Bildlichkeit, von zeichensprachlicher Struktur und abbildender bzw. klingender Wiedergabe. Zwar hat sich die westlich-europäische Kultur mit der Notenschrift ein Zeichensystem erfunden, welches nicht auf Übersetzung im klassischen Sinne angewiesen ist (von einer Landessprache in die andere); und doch erfordert das musikalische Zeichensystem zahlreiche simultane Lesarten von den zur Aufführung 6 gehörenden Teilnehmern. Lesarten, die als Formen der Übersetzung verstanden werden müssen, als Übertragungen von Schriftzeichen in Klänge, Gesänge, Bilder, Räume und Bewegungen. Und da bekanntlich alle Übersetzungen auch Erfindungen sind, weil es keine eindeutigen, geschweige denn originalgetreuen Übersetzungen gibt, sind die Übertragenden im Bereich des Musiktheaters stets Co-Autoren, die das vorliegende Schriftsystem durch ihre persönlichen Verständnisfilter leiten und bei der Übersetzung entsprechend anreichern, kommentieren und verändern. Ähnliches gilt auch umgekehrt. Und zwar immer dann, wenn Komponisten im Zuge einer so genannten »Vertonung« außermusikalische Inhalte in ihre Notensysteme transformieren. Mehr noch jedoch in solchen Fällen, in denen szenische oder räumliche Überlegungen in ein musikalisches Zeichensystem übersetzt werden sollen. Zu all dem gesellt sich die Frage, wem eigentlich die Copyrights an Übersetzungsvorgängen gehören, in denen sich der Autor eines »Originals« aus einer Vielzahl von übersetzenden Autoren zusammensetzt? Was also genau ist ein Original? Und welche Bedeutung besitzen Untertitel, wenn das Original selbst bereits ein komplex untertiteltes Gebilde ist, das sich aus einer Vielzahl originaler künstlerischer Erfindungen und Übertragungen zusammensetzt? Diesen Fragen nachzuspüren gilt das Interesse der an der Münchener Biennale für neues Musiktheater 2016 beteiligten Künstler. Auf Initiative von Daniel Ott und Manos Tsangaris entwickelten seit Herbst 2014 neun Teams, die sich eigenständig bei der Biennale-Plattform gefunden haben, insgesamt neun konkrete Projekte, die sich mit der OmU-Thematik befassen und nunmehr im Rahmen des kommenden Festivals ihre Uraufführung erleben. Neun »Originale«, die auf sehr unterschiedliche Weise die Vieldeutigkeit künstlerischer Autorenschaft thematisieren. Neun Entwürfe gegenwärtigen Musiktheaters, die – ergänzt durch drei weitere, außerhalb der BiennalePlattform initiierte Projekte – einerseits für traditionelle Konzerträume und Theaterbühnen im Muffatwerk und Gasteig, andererseits aber auch für ungewöhnliche Aufführungssituationen in der näheren Umgebung des Festivalzentrums sowie für den öffentlichen Raum konzipiert wurden. Mit der Erweiterung der Spielorte in die Nachbarschaft der Muffathalle gehen die Biennale-Künstler der Frage nach, inwiefern die Bedingungen eines OriginalSchauplatzes die OmU-Problematik ihrer jeweiligen Projekte verschärfen bzw. bereichern. So bespielen die künstlerischen Teams der Biennale während der Festivalzeit neben Muffathalle und Carl-Orff-Saal (Gasteig) das in der unmittelbaren Nachbarschaft gelegene Müllerʼsche Volksbad, den Ausstellungsraum Lothringer 13, Einstein Kultur sowie verschiedene Orte im öffentlichen Stadtraum. Entsprechend vielfältig gestalten sich die Aufführungsformate: Performances und Installationen mit mehrstündigen Öffnungszeiten (»Hundun«, »The Navidson Records«) verlaufen ganztags, und damit im Vorfeld sowie synchron zu Abendvorstellungen mit eher klassischen Aufführungszeiten von 90 Minuten oder 120 Minuten (»if this then that and now what«, »Speere, Stein, Klavier«, »Sweat of the Sun«, »Für immer ganz oben«, »Mnemo/scene: Echos«), unangekündigte Interventionen im Stadtraum (»Staring at the Bin«) ereignen sich parallel zu den mehrmals täglich angebotenen Touren im Biennale-Kino-Bus (»ANTICLOCK OmU«). Der sich immer wieder überkreuzende zeitliche Verlauf der Vorstellungen evoziert dabei eine sich stets wandelnde gegenseitige Untertitelung der jeweils laufenden Ereignisse. Ein eher subversives Phänomen, das sich für jeden Biennale-Zuschauer anders darstellt – je nachdem, welche Veranstaltungen des Festivalangebots in welcher Reihenfolge ausgewählt werden. Auf diese Weise wird der Zuschauer selbst zum Co-Autor eines Originals - dem eines von seiner Wahrnehmung und Interaktion abhängigen Verlauf eines Festivaltages. 7 Während sich für den einen Besucher die Musiktheaterkomposition über David Foster Wallaceʼs kurze Erzählung »Für immer ganz oben« mit einem Besuch der durch den 800 Seiten starken Roman »House of Leaves« des amerikanischen Autors Mark Z. Danielewski inspirierten Installation zu einem echten Labyrinth der Untertitelungen verknüpft, hat der andere Besucher bereits ein Road-Movie der performativen Art absolviert. Die originalen und live improvisierten Soundtracks dieser Kinotour beeinflussen zwangsläufig den weiteren Verlauf des Tages und untertiteln zum Beispiel den Besuch der Produktion »Sweat of the Sun«, deren OmU-Auseinandersetzung im Spiel mit Texten aus Werner Herzogs »Eroberung des Nutzlosen« entsteht. Wer in der zweiten Woche des Festivals unterwegs ist, erlebt schließlich, wie ein ganzer Stadtteil zum Original mit Untertiteln wird. Das Education-Projekt »GAACH« forscht mit ungefähr 100 Bewohnern des Festival-Stadtteils nach OmUPhänomenen der nächsten Umgebung. Das hierbei angestrebte Ergebnis: quasi eine Volksoper. 8 PROGRAMMÜBERSICHT Legende: (K) Komposition, (R) Regie, (B) Bühne/Raum, (D) Dramaturgie, (T) Text, (V) Video ––– Muffathalle, 28.5.–31.5.2016 Jil Bertermann (B), David Fennessy (K), Katharina Ortmann (D), Marco Štorman (R) Sweat of the Sun nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog ––– Gasteig / Carl-Orff-Saal, 28.5.–31.5.2016 Simon Steen-Andersen (K,B,R) if this then that and now what ––– Stadtraum, 28.5. –9.6.2016 Meriel Price (K,R) Staring at the Bin ––– Lothringer 13, 29.5. –3.6.2016 Ole Hübner (K), Rosalba Quindici (K), Benedikt Schiefer (K), Tassilo Tesche (B), Till Wyler von Ballmoos (R) The Navidson Records nach dem Roman »House of Leaves« von Mark Z. Danielewski ––– Muffatwerk, 29.5.–9.6.2016 Judith Egger (B), Neele Hülcker (K) Hundun ––– Gasteig / Black Box, 30.5.–3.6.2016 Georges Aperghis (K) Pub – Reklamen Arno Camenisch (T) SEZ NER ––– Müllerʼsches Volksbad, 1.6.–6.6.2016 Abdullah Kenan Karaca (R), Vincent Mesnaritsch (B), Brigitta Muntendorf (K) Für immer ganz oben nach einer Erzählung von David Foster Wallace ––– 9 ––– Einstein-Kultur, 2.6.–8.6.2016 Pauline Beaulieu (R), Ariel Farace (T), Stephanie Haensler (K), Yvonne Leinfelder (B) Mnemo/scene: Echos ––– Muffatwerk / Ampere, 3.6. und 4.6.2016 Charles Sadoul (K,B) HolyVj #Digression no°1 ––– Stadtraum, 4.–9.6. 2016 Mirko Borscht (R, K), Christian Beck (B), Hannes Hesse (V,K) ANTICLOCK (OmU) ––– Gasteig, 5.6.2016 GAACH – quasi eine Volksoper Ein Partizipationsprojekt Künstlerische Leitung: Cathy Milliken, Robyn Schulkowsky, Dietmar Wiesner ––– Gasteig / Carl-Orff-Saal, 5.6., 6.6., 8.6., 9.6.2016 Christian Grammel (R), Genoel von Lilienstern (K), Elisabeth Tropper (D), Yassu Yabara (B) Speere Stein Klavier ––– Muffathalle, 6.6.–9.6.2016 Deville Cohen (B,R), Hugo Morales Murguia (K) Underline DISKURSE ––– OFFENE AKADEMIE der Münchner Volkshochschule 5.4.2016, 19.30 Uhr Gasteig / Black Box OmU VORLAGE UND FILM: LOST IN TRANSLATION? Michael Verhoeven (Filmregisseur), Steven Uhly (Romanautor) und Jochen Striebeck (Synchronsprecher) im Gespräch. Moderation: Christoph Lindenmayer, Münchner Volkshochschule 10 3.5.2016, 20.00 Uhr Gasteig / Black Box ORIGINAL MIT UNTERTITELN Die Münchner Biennale 2016 Daniel Ott und Manos Tsangaris sowie Marion Hirte und Malte Ubenauf im Gespräch zu OmU und dem Konzept des Festivalprogramms. Moderation: Heike Lies, Kulturreferat und Marianne Müller-Brandeck, Münchner Volkshochschule ––– KURSPROGRAMM der Münchner Volkshochschule: 18.4. / 2.5. / 9.5.2016 Gasteig BIENNALEWERKSTATT zu »Sweat of the Sun« nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog Die intensive Beschäftigung mit Text und Komposition des Stücks im Vorfeld seiner Uraufführung erleichtert den Zugang zu ungewohnten Höreindrücken und neuen Perspektiven. Leitung: Shoshana Liessmann, Musik- und Kulturwissenschaftlerin ––– 11.5.2016, 12.00 Uhr – 14.00 Uhr Ludwig-Maximilians-Universität, München Institut für Theaterwissenschaft Ringvorlesung mit Prof. Dr. David Roesner: Inszenierungsgeschichte im 20./21. Jahrhundert Die Münchener Biennale Prof. Dr. David Roesner im Gespräch mit Manos Tsangaris und Daniel Ott ––– 12.5.2016, 20.00 Uhr Gasteig / Black Box BR-KLASSIK. THEMA MUSIK LIVE »Münchener Biennale – eine neue Etappe?« Sendetermine: ARD-alpha, 21.5.2016, 22.30 Uhr (»Denkzeit«) BR-KLASSIK, 26.5.2016, 20.05 Uhr – 21.30 Uhr ––– U21-VERNETZT von der Münchener Biennale Sendetermine: ARD-alpha, 5.6.2016, 11.00 Uhr – 12.00 Uhr BR-KLASSIK Radio und Video-Stream brklassik.de, 6.6.2016, 21.05 Uhr – 22.00 Uhr einsfestival, voraussichtlich Juni 2016 ––– Gasteig / Black Box, 3.–5.6.2016 Symposium zur Münchener Biennale: OmU Echoräume und Suchbewegungen im heutigen Musiktheater Leitung: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel (Dresden) und Prof. Dr. David Roesner (München) In Kooperation mit dem Institut für Theaterwissenschaft der LMU München ––– Partner Diskurse Positionen. Texte zur aktuellen Musik 11 PROGRAMM 12 Uraufführung 28.5.2016 Muffathalle Jil Bertermann (B), David Fennessy (K), Katharina Ortmann (D), Marco Štorman (R) Sweat of the Sun nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Theater Osnabrück Kooperation mit dem Festival Operadagen Rotterdam Weitere Aufführungen: Theater Osnabrück, April/Mai 2017 Operadagen Rotterdam, Festival Mai 2017 Komposition: David Fennessy / Regie: Marco Štorman / Bühne, Kostüm: Jil Bertermann Dramaturgie: Katharina Ortmann / Musikalische Leitung: Alexander Liebreich / Münchener Kammerorchester »Wie bei der irrwitzigen Wut eines Hundes, der sich in das Bein eines bereits toten Rehs verbissen hat und an dem erlegten Wild rüttelt und zerrt, hatte sich in mir eine Vision fest gekrallt, das Bild von einem großen Dampfschiff über einem Berg ...« Werner Herzog, Eroberung des Nutzlosen 1982 drehte der deutsche Regisseur Werner Herzog den Film »Fitzcarraldo«. Herzog dokumentierte den Filmdreh in einem Tagebuch, das unter dem Titel »Eroberung des Nutzlosen« veröffentlicht wurde. »Sweat of the Sun« entwickelt aus den Schilderungen des Tagebuchs einen suggestiven musiktheatralen Raum, indem Protagonist und Zuschauer, Fiktion und Wirklichkeit, ein Einzelner und Alle zusammentreffen. David Fennessy – Komposition David Fennessy begann seine musikalische Laufbahn als Gitarrist in einer Schulrockband, bevor er im Alter von 15 Jahren ins klassische Fach wechselte. Während seines Studiums am Dublin College of Music erwachte sein Interesse für Komposition. Er studierte an der Royal Scottish Academy of Music and Drama, wo er nun selbst seit 2005 unterrichtet. 2006/2007 erhielt er ein Stipendium des Ensemble Modern. Es folgte der Dewar Arts Award (Schottland), der es ihm erlaubte, zwölf Monate in Deutschland zu verbringen. Fennessys Kompositionen werden weltweit von namhaften Ensembles aufgeführt, darunter das Royal Scottish National Orchestra, Endymion Ensemble, Irish National Chamber Choir, Concorde, Castagneri Quartet (Frankreich), Zephyr Quartet (Niederlande) und Synchronia (USA). 13 Marco Štorman – Regie Marco Štorman, geboren 1980 in Hamburg, schloss 2005 sein Regiestudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München ab. Er assistierte u.a. bei Christoph Schlingensief, Jossi Wieler, Andreas Kriegenburg, Stephan Kimmig und Schorsch Kamerun, erhielt diverse Stipendien und gründete 2006 die Gruppe Kulturfiliale. 2011 drehte er seinen ersten Film »Juliaugust«, der bei den 9. berlin film awards ausgezeichnet wurde. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut realisierte er 2011 und 2013 Stadtrauminstallationen in Melbourne und Adelaide. Er arbeitet als freier Regisseur, u.a. am Thalia Theater in Hamburg, am Schauspiel Hannover, am Düsseldorfer Schauspielhaus und an der Jungen Oper Stuttgart. Katharina Ortmann – Dramaturgie Katharina Ortmann ist Musikdramaturgin im Bereich Konzert und Musiktheater mit Schwerpunkt auf zeitgenössischem Repertoire und Projektentwicklung. Seit 2014 arbeitet sie freischaffend, derzeit u.a. als Produktionsleitung und Dramaturgin des Internationalen Musiktheaterwettbewerbs Darmstadt, den das Staatstheater Darmstadt in Zusammenarbeit mit den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt 2015/16 für Komponist*innen ausgelobt hat. Von 2011 bis 2014 war Katharina Ortmann Musiktheaterdramaturgin an der Staatsoper Hannover, wo sie in der Spielzeit 2012/13 zudem kommissarisch die Junge Oper leitete. Von 2008 bis 2011 war sie Dramaturgin am Oldenburgischen Staatstheater. Katharina Ortmann studierte von 2000 bis 2006 Musikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Berlin und Paris. 2007 bis 2009 war sie Stipendiatin der Akademie Musiktheater Heute und ist jetzt Mitglied des Alumnibeirats. Jil Bertermann – Bühne und Kostüme Jil Bertermann studierte Freie Kunst mit dem Schwerpunkt Bühnenraum an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Nach ihrem Diplom folgten Arbeiten für die Opera Stabile der Staatsoper Hamburg sowie für das Rokokotheater Schwetzingen. Der Kinofilm »TEENAGE RESPONSE« von Eleni Ampelakiotou, für den sie Setdesigns entwarf, lief im offiziellen Programm der 59. Berlinale. Von 2009 bis 2012 war sie an den Münchner Kammerspielen als Bühnenbildassistentin tätig. Dort realisierte sie eigene Bühnenbilder, u.a. für die Produktionen »Gleis 11« und »München/ Diyarbakir« von Christine Umpfenbach, »They shoot horses, donʼt they?« von Susanne Kennedy, »Hotel Europa« von Johan Simons, für »Holt mich hier raus« und das Stadtprojekt »München komplett« von Schorsch Kamerun sowie für »Das war auf einer Lichtung da sie zum ersten Mal Geld dafür nahm« von Malte Jelden. ––– Rundfunk-Mitschnitt BR-KLASSIK Sendetermin: BR-KLASSIK, 2.7.2016, 20.05 Uhr 14 Uraufführung 28.5.2016 Gasteig / Carl-Orff-Saal Simon Steen-Andersen (K,B,R) if this then that and now what Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Staatstheater Mainz Weitere Aufführungen: Staatstheater Mainz, Kleines Haus, 23.6.2016 / 30.6.2016, jeweils 19.30 Uhr Komposition/Regie/Bühne: Simon Steen-Andersen / Dramaturgie: Ina Karr / Philharmonisches Staatsorchester Mainz »if this then that and now what« ist eine abendfüllende Aufführung irgendwo zwischen Theater, Lecture Performance, Konzert, Tanz, Lightshow und Installation. Oder besser: statt eines »Zwischendrin« wird dieser Abend versuchen, alles gleichzeitig zu sein, indem er alle Disziplinen vereint. Die Hauptthemen sind Selbstbezogenheit, Gleichzeitigkeit und die Ursachen dafür. Diese Themen werden in einem Text reflektiert, der vom Stück handelt und sich den Prozessen gleichermaßen unterwirft und sie beschreibt. Ziel ist es, ein komplexes Netzwerk innerer Cross-Referenzen zu erschaffen und Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Ebenen herzustellen – und zwar auf ebenso konkrete wie abstrakte Weise, die bis zur Selbstauslöschung führen kann. Vielleicht bedeutet alles aber auch dasselbe... Ich betrachte das Projekt als Übersetzung meiner Hauptinteressen aus den letzten drei bis vier Jahren in ein großes szenisches Format, in dem ich die Verbindung zwischen Klang und Vision erforschen werde. (Simon Steen-Andersen) Simon Steen-Andersen – Idee, Komposition, Text, Regie, Bühne (www.simonsteenandersen.dk) Geboren 1976 in Odder (Dänemark). Musikalische Ausbildung (Komposition) ab 1998 in Århus bei Karl Aage Rasmussen, 2001/02 bei Mathias Spahlinger in Freiburg, 2003/04 bei Gabriel Valverde in Buenos Aires und 200 bis 2006 bei Bent Sørensen und Hans Abrahamsen in Kopenhagen. Zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, u.a. von der Dänischen Kunststiftung, der Léonie-Sonning-Musikstiftung und den Darmstädter Ferienkursen (Kranichsteiner Musikpreis 2008); diverse Gastaufenthalte. Kompositionsaufträge unter anderen von ensemble recherche / Donaueschinger Musiktage 2007, Ensemble Modern, Radio-Kammerphilharmonie Hilversum, Sinfonieorchester Shanghai, außerdem Aufführungen seiner Werke durch Ensembles wie ICTUS, das Collegium Novum Zürich und das Silesian String Quartet. Seit 2008 Lehrtätigkeit (Komposition) an der Königlichen Musikakademie in Århus; Veröffentlichungen in Zeitschriften wie kunstMUSIK, Dansk Musik Tidsskrift, Parergon (Norwegen); Mitherausgeber der dänischen Zeitschrift für neueste Kunstmusik »AUTOGRAF.org«. Das Schaffen von Simon Steen-Andersen umfasst neben Kompositionen für Solisten, Ensembles und Orchester, zum Teil mit ungewöhnlichen Zusatz-Instrumenten, Gerätschaften und verschiedenen elektroakustischen Dispositiven, auch audiovisuelle Installationen. Häufig wird die Musik durch Aktionen der Ausführenden um eine theatrale Dimension erweitert. 15 Aktionen im öffentlichen Raum Uraufführung im Vorfeld der Biennale ab dem 18.5.2016 und während der Biennale bis 9.6.2016 Meriel Price (K,R) Staring at the Bin Performer: Karina Erhard, Philipp Kolb, Meriel Price, Johann Michael Schneider, Christoph Theussl Produktion der Münchener Biennale »Staring at the Bin«, also: »In den Mülleimer starren«, ist eine Sammlung von MiniaturPerformances im öffentlichen Raum, so winzig, dass sie wie zufällige merkwürdige Begebenheiten erscheinen. Musikalische und theatrale Ereignisse werden nahtlos ins urbane Leben eingebettet, maximal reduziert, als Pause, als Schlag, Wiederholung oder Variation. Das Material für die Events stammt aus der unmittelbaren städtischen Umgebung. Jedes Ereignis ist einzigartig, weil es sich mit den physischen Eigenschaften einer Stadt anfreundet, wie beispielsweise mit städtischen Flaschensammelstellen. Der Passant wundert sich und begegnet jemandem oder etwas, den oder das er nicht erwartet hat. Seine automatische Interaktion mit den Performern und der Störung seines Tagesablaufs erzwingt eine Pause zum Nachdenken. Die Folge ist eine gesteigerte Neugier und Aufmerksamkeit gegenüber möglichen weiteren Ereignissen, und er stellt Verbindungen her zwischen organisierten und zufälligen Situationen, die er als Möglichkeit erkennt, seinen gewohnten Alltag neu zu interpretieren. Bereits im Vorfeld der Biennale werden die beteiligten Performer verschiedene, stark frequentierte Orte mit Eventminiaturen bespielen. Die Events werden mit versteckten Kameras und Aufnahmegeräten, Texten und Photos dokumentiert. »The theatre is hardly wanted and its workers are hardly trusted. So we cannot assume that the audience will assemble devoutly and attentively. It is up to us to capture its attention and compel its belief.« (Peter Brook: »The Empty Space«) Meriel Price – Idee, Komposition, Regie (www.merielprice.com) Die Solistin und Kammermusikerin arbeitet eng mit zeitgenössischen Komponisten zusammen, die Werke für sie schrieben, wie Luke Bedford, Larry Goves, Pete Meechan und Jordan Hunt. Sie spielt mit dem Redux Orchestra und nahm die CD Symphony X auf, die u.a. beim Springdance Festival in Utrecht präsentiert wurde. Regelmäßig tritt sie als Orchester-Saxophonistin auf, u.a. mit den Berliner Philharmonikern. Meriel Price wurde als Saxophonistin und bildende Künstlerin vielfach ausgezeichnet. Ihre Spezialisierung liegt in der Kombination von Musik und bildender Kunst. 2012 entwickelte sie mithilfe des Elsa-Neumann-Stipendiums ihr Multimedia-Projekt »Stimuli«. Als bildende Künstlerin realisierte sie u.a. Installationen für das Tempelhof Theater Festival Berlin, für das Filmund Musik-Festival Blind Spot und ein multimediales Konzert für die Martinů Festtage in Basel. Bei der Münchener Biennale 2012 war sie an »A Game of Fives« beteiligt. Meriel Price studierte am Royal Northern College of Music in Manchester und absolvierte ein DAAD-Stipendium an der Universität der Künste in Berlin. 16 Uraufführung 29.5.2016 (Eröffnung der Installation) Lothringer 13 Ole Hübner (K), Rosalba Quindici (K), Benedikt Schiefer (K), Tassilo Tesche (B), Till Wyler von Ballmoos (R) The Navidson Records nach dem Roman »House of Leaves« von Mark Z. Danielewski Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit KonzertTheater Bern und der Hochschule der Künste Bern in Zusammenarbeit mit Lothringer 13 Weitere Aufführungen: KonzertTheater Bern, Herbst 2016 Konzept, Regie, Performance: Till Wyler von Ballmoos / Komposition: Benedikt Wolfgang Schiefer, Ole Hübner, Rosalba Quindici / Sounddesign, Performance: Krishve aka Kristian Hverring / Bühne, Video, Performance: Tassilo Tesche / Videodokumentation: Andreas Pfiffner / Solisten KonzertTheater Bern / Instrumentalisten Hochschule der Künste Bern Der multiperspektivische Debütroman »House of Leaves« des amerikanischen Autors Mark Z. Danielewski entwirft mit verschiedenen Erzählstimmen, Schrifttypen und über 450 Fußnoten ein endloses Labyrinth als Spielort einer vordergründigen Horrorgeschichte. Die Kerngeschichte dieses Gesamtkunstwerks dient als Ausgangspunkt einer musikalisch-szenischen Live-Installation mit Musikern, Sängern und Performern, die die zeichenhafte Idee eines Labyrinthes in Raum und Zeit konkret erlebbar macht. Performer und Teammitglieder konfrontieren sich unter den Schlagworten »Überforderung und Durchbruch« bewusst mit dem Verlust der Kontrolle und der Orientierung in inszenatorischen Abläufen und lassen so in den verschachtelten Räumen des Lothringer 13 die traumatische Schlüsselstelle des Romans – das Öffnen der ersten Tür – musikalisch und szenisch immer wieder neu erlebbar werden. Ein »Labyrinth-Läufer«, dessen Blick voraus und rückwärts begrenzt und fragmentiert ist, wird von Verwirrung heimgesucht; »Labyrinth-Betrachter« hingegen, die die Anlage im Ganzen sehen, etwa als Skizze, sind geblendet von der Komplexität eines solchen Kunstwerks. Was man sieht (und hört), hängt davon ab, wo man steht. (Till Wyler von Ballmoos) Till Wyler von Ballmoos – Konzept, Performance, Regie (www.tillwylervonballmoos.com) Geboren 1979 in Bern, studierte er an der dortigen Universität Theaterwissenschaft sowie an der Hochschule der Künste Bern und Luzern Violoncello. 2006 bis 2011 studierte er Regie für Theater und Musiktheater an der Theaterakademie August Everding in München. Seit mehreren Jahren entwickelt er themenbezogene Musikperformance-Projekte in der freien Szene und inszeniert an diversen Staats- und Stadttheatern. Er ist unter anderem an den Münchner Kammerspielen, am Stadttheater Bremerhaven, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, in Kopenhagen am Mammutteatret sowie an der Biennale Bern tätig. 2011 erhielt Wyler von Ballmoos den Debütförderpreis der Landeshauptstadt München für seine Produktion »Was isʼn los?« 17 und gewann für seine Inszenierung »Der Tod und das Mädchen – ein Wiederhall« bei den Bayerischen Theatertagen 2011 in Bamberg den Preis für die beste Regie. Er komponiert und produziert Musik für internationale Film-, Tanz- und Theaterproduktionen und war künstlerischer Leiter der WIM Bern (Werkstatt Improvisierte Musik Bern) und der Musikfestwochen Bern. Benedikt Wolfgang Schiefer – Komposition, Performance (http://benediktschiefer.de) In Rosenheim geboren, studierte er Komposition in München und Basel. Neben zahlreichen Stipendien und Einladungen war er 2005 Stipendiat der Akademie Schloss Solitude, 2012 erhielt er den »Preis der deutschen Filmkritik«. Sein Werk erstreckt sich von klassischen Kompositionen mit oder ohne Live-Elektronik bis zu Filmmusik und Klanginstallationen. Seine Werke wurden unter anderem vom Ensemble Phönix Basel, Ensemble Ascolta, Ensemble Wiener Collage, Ensemble Gelberklang, Neue Vocalsolisten Stuttgart, bei Festivals wie ADevantgarde-Festival, Wien Modern, Ludwigsburger Festival für Neue Musik, Festspiele Europäische Wochen Passau u.a. aufgeführt. Tassilo Tesche – Bühne, Video, Performance (www.tassilotesche.de) In München geboren, studierte er Bühnenbild an der Accademia di Belle Arti in Venedig und diplomierte an der Universität der Künste Berlin bei dem Architekten Benedict Tonon und der Künstlerin Katarina Sieverding. Seitdem freischaffend, bewegt er sich mit seiner Arbeit zwischen bildender Kunst, Theater, Film und Architektur. Der Fokus seiner Theaterarbeit liegt auf der gemeinsamen Konzeption und Stückentwicklung mit Autoren, Komponisten und Regisseuren. 2008 gewann er zusammen mit dem Komponisten Leo Dick für »Kann Heidi brauchen, was es gelernt hat?« den Förderpreis Fonds experimentelles Musiktheater Nordrhein-Westfalen. Mit dem gleichen Team gestaltete er für das Musikfestival 2011 am Stadttheater Bern das experimentelle Musiktheater »Der Wunsch, Indianer zu werden«. Krishve aka Kristian Hverring – Sounddesign, Performance (www.krishve.com) In Dänemark geboren, begann er bereits in seiner Kindheit mit einem alten Kassettenrecorder zu experimentieren, und Klänge seiner Umgebung aufzunehmen und zu bearbeiten. Nach seinem Master in Komposition für elektronische Musik an der Kgl. Hochschule für Musik Dänemark arbeitete er u.a. zusammen mit Andrew M. McKenzie (Hafler Trio) und Derek Holzer aka Macumbista. Krishve bewegt sich mit seinen Arbeiten an der Grenze zwischen Klangkunst und elektronischer Musik. Neben seiner eigenen Arbeit wie den Independentlabels phloq und clang arbeitet Krishve als Komponist und Sounddesigner für Performances, Installationen, Theater, Film und seit 2012 als festes Mitglied von Hotel Pro Forma, dem international erfolgreichen Ensemble für Visual-Music-Performance und Installation. 18 Rosalba Quindici – Komposition (www.rosalbaquindici.com) Die Komponistin und Pianistin Rosalba Quindici wurde 1976 in Neapel geboren. 1998 schloss sie ihr Studium am Konservatorium »Domenico Cimarosa« in Avellino ab. Parallel studierte sie Philosophie und schrieb 2004 ihre Abschlussarbeit über »Husserl and the phenomenology of musical listening«. Von 2002 bis 2010 studierte sie Komposition in Avellino und belegte Meisterkurse. Als Komponistin wurde sie 2013 zum Music Composerʼs Forum nach Kiew eingeladen und nahm 2014 an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil. Ihre Kompositionen wurden vielfach bei Festivals in Deutschland, Italien und der Schweiz aufgeführt. Ole Hübner – Komposition (https://olehuebner.wordpress.com) Ole Hübner, 1993 geboren, studierte Komposition an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bei Johannes Schöllhorn und bei Michael Beil an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Zusätzlichen Unterricht erhielt er unter anderem bei Sarah Nemtsov, Brigitta Muntendorf und Orm Finnendahl. Er arbeitete mit dem Theater Aachen, dem Studio für Stimmkunst, der Deutschen Oper Berlin, dem Xenon Saxophonquartett, dem Ensemble Garage u.a. In seiner oft stark konzeptuellen Arbeit spielen verschiedene Ebenen von »Realität« und »Virtualität« eine zentrale Rolle. Stücke von ihm wurden international aufgeführt und von zahlreichen Rundfunkanstalten gesendet. 2014 gründete er mit dem Pianisten Felix Knoblauch und weiteren Studierenden der Musikhochschulen in Köln und Essen das Ensemble Electronic ID für intermediale Musik des 21. Jahrhunderts. Seit 2015 studiert er im Masterstudiengang am Institut für angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. 19 Uraufführung 30.5.2016 (Eröffnung der Installation) Muffatwerk Judith Egger (B), Neele Hülcker (K) Hundun Idee und Konzept, visuelle Umsetzung: Judith Egger Komposition und Klangkonzept: Neele Hülcker Produktion der Münchener Biennale Hundun* lebte sein makelloses und ewiges Leben im Zentrum der Welt. Er bekam regelmäßig Besuch von den Herren des Südmeeres, Shu, und des Nordmeeres, Hu. Da er ihnen immer große Gastfreundschaft gewährte, beschlossen sie, ihm im Gegenzug etwas Gutes zu tun. Sie sagten sich: »Alle Menschen verfügen über sieben Körperöffnungen - zum Sehen, Hören, Essen und Atmen. Doch der große Hundun verfügt über keine einzige Öffnung, deshalb wollen wir ihm welche zufügen.« Hundun nahm den Vorschlag begeistert an. So bohrten sie ihm Tag für Tag eine Öffnung in den Körper. Am siebten Tag aber, als sie die siebte Körperöffnung zu Ende gebohrt hatten, verstarb Hundun. Ist nun der große, unförmige Körper, der im Halbdunkel an dicken Gurten von der Decke baumelt, der sterbliche Überrest des großen Herrschers Hundun? Spärlich beleuchtet in einer geheimen Laborsituation wird er von zwei Personen akribisch abgetastet und erforscht: Neele Hülcker untersucht die Oberfläche und die Körperöffnungen mit hochsensiblen Mikrophonen und tritt so eine akustische Entdeckungsreise an. Ähnlich verfährt Judith Egger, die mit unterschiedlichen Bildgebungsverfahren den Körper äußerlich und innerlich abtastet und durchleuchtet und so in eine ganz neue visuelle Welt eintaucht. Es entsteht ein synästhetischer Dialog, in dem sich ganz neue Assoziationsräume auftun. * Hundun 混沌 (in klassischen Texten 渾沌, auch 渾敦), steht in der chinesischen Mythologie für das Konzept der urzeitlichen Formlosigkeit und den Zustand der paradiesischen Ungetrenntheit vor dem Beginn der Welt. Neele Hülcker– Komposition (www.neelehuelcker.de) 1987 in Hamburg geboren. Kompositionsstudium bei Dieter Mack und Harald Muenz in Lübeck, bei Tapio Nevanlinna in Helsinki und bei Franz Martin Olbrisch und Manos Tsangaris in Dresden. Für ihre Arbeiten in den Bereichen Klangkunst, Musiktheater, Performance, instrumentaler und elektronischer Musik wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Sie wurden u.a. bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik, Blurred Edges Festival Hamburg und bei der Klangwerkstatt Berlin aufgeführt. Zusammenarbeit u.a. mit Ensemble Garage, Ensemble Radar, Ensemble ascolta, Eva Zöllner, Frauke Aulbert. 20 Judith Egger – Video (www.judithegger.com) Die Holzbildhauerin und Kommunikationsdesignerin (geb. 1973) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Prozessen des Wachsens, des Werdens und der Transformation von Materie und Energie. Sie bewegt sich dabei in den Grenzbereichen von bildender Kunst, Installation und Performance. Neben zahlreichen Preisen und Förderungen erhielt sie im Jahr 2000 ein Jahresstipendium des DAAD für einen London-Aufenthalt und im Jahr 2011 ein Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Bundes. 2012 erhielt sie das Musikstipendium der Landeshauptstadt München. 21 30.5.2016 Gasteig / Black Box Doppelvorstellung Georges Aperghis (K) Pub – Reklamen Arno Camenisch (T) SEZ NER Uraufführung Georges Aperghis (K) Pub – Reklamen Komposition: Georges Aperghis / Stimme: Donatienne Michel-Dansac Produktion der Münchener Biennale in Kooperation mit dem Gare du Nord, Basel In unserem Alltag sind wir von Bildern und Klängen umgeben, von Werbung, die uns anregt, unsere Wünsche zu erfüllen, um glücklicher zu sein oder mehr Komfort zu genießen, die zugleich jedoch Wünsche in uns weckt, die uns noch gar nicht bewusst waren. So wird mit jeder Reklame für ein anderes Produkt geworben (Zahnpasta, Vitamine, Getränke, Shampoo etc.). In diesen Stücken soll der Inhalt der einzelnen Anzeigen durch eine spezielle stimmliche Bearbeitung transponiert werden, die eine Spannung zwischen den Werbetexten und der musikalischen Wiedergabe schafft. Arno Camenisch (T) SEZ NER Lesung mit Untertiteln »Kühn und radikal« nannte die Literaturkritik den Debütroman »Sez Ner« von Arno Camenisch, der hoch oben auf einer Alp in Graubünden spielt und den Camenisch zweisprachig Deutsch und Rätoromanisch schrieb, und der inzwischen in zahlreichen Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Auszüge daraus wurden im »Harper's Magazine« (New York) publiziert und in »Best European Fiction« (USA). Arno Camenisch, der mit seinen Performances die Welt bereist, liest an der Münchener Biennale aus »Sez Ner«, er tut dies auf Rätoromanisch, in seinem unvergleichlichen »Camenisch-Sound«, und die Performance ist deutsch übertitelt. 22 Georges Aperghis – Komposition (www.aperghis.com) Geboren 1945 in Athen, wuchs Aperghis als Sohn des Bildhauers Achille Aperghis und der Malerin Irène Aperghis auf. Er bildete sich weitgehend autodidaktisch als Maler und Komponist aus. 1963 zog er nach Paris. Musikalisch wurde er von Komponisten wie Pierre Schaeffer, Pierre Henry und Iannis Xenakis, John Cage und Mauricio Kagel beeinflusst. 1971 erschien mit »La Tragique histoire du nécromancien Hieronimoet et de son miroir« sein erstes Werk für das Musiktheater, dessen profiliertester Vertreter in Frankreich er wurde. 1976 gründete er die Theatergruppe Atelier Théâtre et Musique (ATEM) in Bagnolet (seit 1991 am Théâtre des Amandiers in Nanterre). Hier wurden bis zur Auflösung der Gruppe mehr als zwanzig Stücke aufgeführt, darunter »La bouteille à la mer« (1976), »Conversations« (1985), »Énumérations« (1988), »Jojo« (1990), »H« (1992), »Sextuor« (1993) und »Commentaires« (1996). Donatienne Michel-Dansac – Stimme Begann ihr Musikstudium mit sieben Jahren am Conservatoire National de Région in Nantes (Violine und Klavier). Mit elf Jahren wurde sie Mitglied des Kinderchors der Oper in Nantes. 1985 wurde sie in die Gesangsklasse des Pariser Konservatoriums aufgenommen. Dank ihrer engen Zusammenarbeit mit dem IRCAM (seit 1993) hat sie zahlreiche Werke uraufgeführt, u. a. von Philippe Manoury, Pascal Dusapin, Luca Francesconi, Georges Aperghis, Fausto Romitelli und Philippe Leroux. Arno Camenisch – Lesung (www.arnocamenisch.ch) 1978 in Tavanasa im Kanton Graubünden geboren, lebt in Biel und schreibt auf Deutsch und Rätoromanisch. 2009 erschien sein Roman »Sez Ner«, 2010 »Hinter dem Bahnhof«, 2012 »Ustrinkata«, 2013 »Fred und Franz«, 2014 »Nächster Halt Verlangen« und 2015 ist sein Roman »Die Kur« erschienen. Publikationen im »Harper's Magazine« (New York) und in »Best European Fiction 2012« (USA). Seine Texte wurden in über 20 Sprachen übersetzt und seine Lesungen führten ihn quer durch die Welt, von Hongkong über Moskau und Buenos Aires bis nach New York. Zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Hölderlin-Förderpreis, den Schweizer Literaturpreis, den ZKB Schillerpreis, und mit seiner »Bündner Trilogie« wurde er in den Niederlanden für den Europäischen Literaturpreis nominiert. 2015 strahlten das Schweizer Fernsehen und 3sat den Dokumentarfilm »Arno Camenisch – Schreiben auf der Kante« aus. 23 Uraufführung 1.6.2016 Müllerʼsches Volksbad / Kleine Schwimmhalle Abdullah Kenan Karaca (R), Vincent Mesnaritsch (B), Brigitta Muntendorf (K) Für immer ganz oben nach einer Erzählung von David Foster Wallace Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Münchner Volkstheater Komposition: Brigitta Muntendorf / Regie: Abudullah Kenan Karaca / Bühne: Vincent Mesnaritsch / Münchner Knabenchor, Leitung: Ralf Ludewig / Keyboard: Sachiko Hara / E-Gitarre: Johannes Öllinger / Violoncello: Hans-Henning Ginzel / Schlagwerk: Thomas Hastreiter Ein Freibad. Es ist Sommer. Pommes und Eis, die SNACKBAR, in der Nacktheit prallen nicht zu versteckende Krampfadern auf sich brüstende Arschbomben. Der Junge ist 13 Jahre alt. Seine Wahrnehmung bildet für David Foster Wallace die Projektionsfläche für den Moment, der alles verändert. Es ist der Weg zum Sprungturm, die metaphorische Grenze zwischen Kindheit und Adoleszenz. Es ist die dringliche Suche nach einem Platz in der Welt, nach einem Rhythmus, der Sinn, Sinnlichkeit und Empfindung ordnet, nach einer Kartographie von Menschen und Lauten, nach der Kontrolle im Rausch der Metamorphose. Der Regisseur Abdullah Kenan Karaca, die Komponistin Brigitta Muntendorf und der Bühnenbildner Vincent Mesnaritsch projizieren diesen Moment auf die Körper von 18 Knabensopranen im Müllerʼschen Volksbad. Zusammen mit Schauspielern des Münchner Volkstheaters und einer bandartigen Musikerformation lassen sie eine Maschinerie des Unbändigen, Zügellosen und unvermeidbar Verletzlichen losbrechen. Brigitta Muntendorf – Komposition (www.brigitta-muntendorf.de) 1982 in Hamburg geboren, absolvierte sie ihr Kompositionsstudium bei Younghi PaaghPaan und Günther Steinke an der Hochschule für Künste Bremen, sowie bei Krzysztof Meyer, Rebecca Saunders und Johannes Schöllhorn an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Während des Studiums gründete sie das mittlerweile zehnköpfige und sieben Nationen verbindende Ensemble Garage. Es folgen Stipendien an der Cité Internationale des Arts in Paris und bei der Internationalen Ensemble Modern Akademie. Seit 2013 unterrichtet sie Komposition an der Universität Siegen und lehrt derzeit als Gastdozentin im Fach Komposition an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Ihre Tätigkeiten als freischaffende Komponistin und künstlerische Leiterin des Ensemble Garage setzt sie derzeit als Stipendiatin in der Villa Concordia in Bamberg fort. 2014 erhielt Brigitta Muntendorf den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung. Aufträge und Aufführungen führten sie u.a. zu Festivals wie Acht Brücken Köln, Eclat Stuttgart, ensembl[:E:]uropa (WDR), den Wittener Tagen für neue Kammermusik, Klang Festival Kopenhagen oder Ultraschall Berlin. Neben ihrer engen Zusammenarbeit mit dem Ensemble Garage komponierte sie u.a. auch für das Ensemble Modern, Ensemble Mosaik, Asko/Schönberg Ensemble, CALEFAX, Klangforum Wien und das Ensemble musikFabrik. 24 Abdullah Kenan Karaca – Regie Abdulla Kenan Karaca wurde 1989 in Garmisch-Partenkirchen geboren und wuchs in Oberammergau auf. Nach dem Abitur wurde er 2009 Regieassistent am Münchner Volkstheater und arbeitete bei den Salzburger Festspielen als Regieassistent bei »Jedermann« unter Christian Stückl. 2011 assistierte er Christian Stückl bei der Produktion »Joseph und seine Brüder« nach dem Roman von Thomas Mann im Oberammergauer Passionstheater. Ebenfalls 2011 leitete er das erste Mal den Jugendclub am Münchner Volkstheater. 2012 inszenierte er sein Regiedebut »Arabboy«. »Der große Gatsby« war seine zweite Arbeit am Münchner Volkstheater. In der Volkstheater-Spielzeit 2014/15 brachte er »Woyzeck« von Georg Büchner auf der großen Bühne heraus. 2015 wurde Abdullah Kenan Karaca zum stellvertretenden Spielleiter der Passionsspiele 2020 in Oberammergau gewählt. Vincent Mesnaritsch – Bühne (www.vincent-mesnaritsch.com) Vincent Mesnaritsch, 1982 in Graz geboren, studierte Szenografie an der Akademie der bildenden Künste Wien und diplomierte 2009. Er assistierte u. a. bei Martin Zehetgruber, Annette Murschetz und Bernhard Kleber. 2006 realisierte er zusammen mit Falko Herold »alles mozart!«, eine mobile Karaoke Station, in der von Passanten gesungene Mozartarien aufgezeichnet und anschließend online gestellt wurden. Das Preisträgerstück des Wettbewerbs der Stadt Wien wurde anlässlich des 250. Geburtstages Mozarts produziert. Als Bühnenbildner arbeitete Vincent Mesnaritsch u. a. mit Rudolf Frey, Michael Höppner, Esther Muschol, Michael Schachermaier, Christoph Batscheider und Thomas Birkmeir an verschiedenen Spielstätten des Burgtheaters, Stadttheater Klagenfurt, Theater Ulm, am Alten Schauspielhaus Stuttgart, Schauspielhaus Wien sowie am Schauspielhaus Salzburg. Vincent Mesnaritsch lebt als freischaffender Bühnenbildner und Maler in Wien. 25 Uraufführung 2.6.2016 Einstein-Kultur Pauline Beaulieu (R), Ariel Farace (T), Stephanie Haensler (K), Yvonne Leinfelder (B) Mnemo/scene: Echos Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Produktion der Münchener Biennale Mit Unterstützung des Instituto Cervantes München Konzept, Regie: Pauline Beaulieu / Komposition: Stephanie Haensler / Text: Ariel Farace / Ausstattung, Video: Yvonne Leinfelder / Musikalische Leitung: Johannes X. Schachtner »Mnemo/scene: Echos« ist ein Resonanzraum der Erinnerung. Die Regisseurin Pauline Beaulieu und die Komponistin Stephanie Haensler formen auf vielschichtige Weise individuelle Erfahrungen des ›Sich Erinnerns‹: In konkreten und imaginären Räumen entsteht eine Begegnung und Berührung von Musik, Installation und Inszenierung. Durch Demontage oder Überzeichnung eines musikalischen Materials und der Projektion dessen auf andere Medien in Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin Yvonne Leinfelder und dem Autor Ariel Farace, können Begriffe wie ›Nachklang‹, ›Vorahnung‹ oder ›Déjà-vu‹aufscheinen. Eine Einladung auf eine metaphorische und physische Wanderung durch ein klingendes Labyrinth auf der Suche nach dem Original. Pauline Beaulieu – Konzept, Regie (www.paulinebeaulieu.com) Pauline Beaulieu, geboren 1981 in Frankreich, studierte Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Schauspiel und zog 2005 nach Berlin. Von 2007 bis 2011 studierte sie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (Diplominszenierung: »Troerinnen« nach Euripides – Mentor: Luk Perceval). Zwischen 2007 und 2012 veröffentlichte sie einen Theateressay, vier Theaterstücke und einen Roman (Verlag Séguier). Seit 2012 arbeitet sie freischaffend und entwickelt hybride Formen von Sprechtheater/Performance/Installation/Choreographie und Musik. Ihre Arbeiten wurden u.a. in den Sophiensaelen in Berlin, beim Théâtre de l´Epée de Bois in Paris, im Staatstheater Halle, dem Grenzenlos Kulturfestival in Mainz und dem Festival Primeurs des saarländischen Staatstheaters aufgeführt. 2015 wurden die TheaterPainting-Performance »A/way« und die Musik-Theater-Performance »Draußen die Welt« in Berlin uraufgeführt. 26 Stephanie Haensler – Komposition (www.stephaniehaensler.musicaneo.com) Geboren 1986, studierte sie an der Zürcher Hochschule der Künste Violine bei Robert Zimansky und Barockvioline bei Monika Baer sowie Komposition bei Isabel Mundry. Ein Hauptinteresse gilt dem Dialog zwischen Alter und Neuer Musik. Sie komponierte Auftragswerke u. a. für das Swiss Chamber Music Festival, das Ensemble Resonanz Hamburg, die Kammersolisten Zug und das Forum Alte Musik Zürich. Für ihre Kompositionen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Als Barockviolinistin spielt sie u.a. im Ensemble Picaro. Als Dozentin lehrt sie in den Fächern Violine, Komposition und Musiktheorie. Ariel Farace – Text (http://arielfarace.tumblr.com) Der Dramaturg, Autor und Regisseur Ariel Farace ist Mitbegründer des Künstlerkollektivs »Compañía Vilma Diamante«. Er wurde 1982 in Lanús (Buenos Aires, Argentinien) geboren. Seine Werke wurden in Argentinien, Mexiko, Brasilien, Uruguay, Deutschland und Spanien aufgeführt. 2008 inszenierte er in Buenos Aires Anja Hillings Stück »Nostalgie 2175«. Farace erhielt für seine Arbeiten zahlreiche Preise, u.a. den Premio Fondo Nacional de las Artes und den Premio Armando Discépolo. Yvonne Leinfelder – Video (www.yvonneleinfelder.de) 1972 geboren in Las Palmas/Gran Canaria, absolvierte sie eine Ausbildung zur Steinbildhauerin und studierte an der Akademie der bildenden Künste München bei James Reineking und Stephan Huber. 2007 erhielt sie ein Projektstipendium für Neue Medien der Stadt München. 2006 wurde sie mit dem Kulturpreis Bayern der EON Bayern AG und 2007 mit dem Förderpreis der Stadt Konstanz ausgezeichnet. Seit 2010 ist sie künstlerische Mitarbeiterin an der Technischen Universität München (Fakultät Architektur, Lehrstuhl für bildende Kunst). 27 Uraufführung 3.6.2016 Muffatwerk / Ampere Charles Sadoul (K, B) HolyVj #Digression no°1 Produktion der Münchener Biennale in Kooperation mit dem Muffatwerk Musik & Programming: Charles Sadoul / Robotic & Visuals: Adelin Schweitzer aka Deletere / George – the skateboard Kurator: Dietmar Lupfer Im Mittelpunkt der Performance steht die Geschichte eines Objekts: Das Skateboard George ist die zentrale Figur der Dramaturgie. George sitzt in einem Labor in der Falle. Durch die Erinnerung an seine Vergangenheit zum Leben erweckt, sucht er nach einem Ausweg. Jetzt, wo er ein Bewusstsein besitzt, will er sein früheres Dasein zurück, in dem er mit seinem Besitzer zu einer Einheit verschmolzen spielerisch die Stadt eroberte. Diese Darstellung ‚aus der Sicht des Objektsʻ und die Schaffung einer intimistischen Atmosphäre lassen das Bild einer Menschheit entstehen, die mit denkenden Objekten durchsetzt ist. Das Schicksal von George gleicht dem eines Menschen. Der Zuschauer fühlt sich diesem Skateboard verbunden, weil er es vermenschlicht. Wohl weil die menschliche Hand niemals sichtbar wird, kann sich das Publikum von der Möglichkeit eines denkenden Objekts faszinieren lassen. Verschiedene Erzählweisen bestimmen den Rhythmus der Geschichte: Dokumentarbericht, Objekttheater, elektronische Musik mit Tonkomposition in Echtzeit und immersive Videoprojektion. Der Wechsel zwischen direkten Bildern (Georges Auge, Laborkameras) und Dokumentarteilen mit Filmen, die Georges Weg nachzeichnen, schafft eine dramatische Intensität, die unerbittlich zur Tötung von George führt. Die Szenografie wandelt sich im Laufe der Erzählung, von der Beklemmung des Eingeschlossenseins im Labor hin zur Freiheit der großen städtischen Räume, die George einst durchstreifte. Charles Sadoul – Musik & Programming (http://circuitb.com/wordpress_3/) Ausgehend von der Entdeckung neuer Technologien in der Musik und in RealtimeGrafikprogrammen entwickelt Charles Sadoul hybride Kreationen, die elektronische Musik, akustische Signale, interaktive Installationen und digitale Bühnenbilder kombinieren. Er verwendet neue Technologien (mapping, tracking, augmented reality, sensors), um einen neuen Kontext herzustellen, in dem wir anders wahrnehmen und fühlen, in den das Publikum eingebunden wird und aktiv daran mitwirkt, was am Ende zu sehen ist. Charles Sadoul stellt sich den Herausforderungen, die die digitalen Technologien bereithalten und die Beziehung zwischen Kunst und Technik neu definieren – indem sie bestehende Konventionen einreißen und etablierte Denkmuster hinter sich lassen. 28 Uraufführung ab 4.6.2016 Stadtraum Mirko Borscht (R,K) Christian Beck (B), Hannes Hesse (V, K) ANTICLOCK (OmU) Produktion der Münchener Biennale Ein Road-Movie ist bekanntermaßen ein Film, in dessen Verlauf die Filmfiguren größere Strecken zurücklegen, zumeist in Autos, manchmal auf Motorrädern, selten in Zügen oder zu Fuß, immer jedoch auf der Suche nach solchen Verheißungen, die sich (im besten Fall) allein im Unterwegssein einzulösen vermögen. Für die Münchener Biennale verkehrt der Regisseur Mirko Borscht nunmehr die Vorzeichen des Genres. Mit »ANTICLOCK (OmU)« öffnet er die Türen eines speziell präparierten Gefährts und lädt die Zuschauer ein, sich gemeinsam mit ihm, seinem Ensemble und einem täglich wechselnden Hauptfilm (Original mit zahlreichen Untertiteln) ganz konkret auf den Weg zu machen: Hundertzwanzig (oder mehr) Minuten Aufenthalt in einem rollenden Lichtspielhaus, mit originaler und abweichender (Live-)Filmmusik, Vor- und Nachfilmen, Anschnallpflicht sowie unerwarteten Programmänderungen. »ANTICLOCK (OmU)«, dessen Titel auf einen von Claude Chabrol als »Meisterwerk des futuristischen Kinos« bezeichneten Fantasy-Spielfilm von 1979 verweist (und damit auf das allen Ereignissen des Kino-Bus-Projektes zugrundeliegende Original), beginnt täglich um 18.00 Uhr und 21.00 Uhr an der eigens eingerichteten Haltestelle oberhalb des Festivalzentrums. Mirko Borscht – Konzeption, Regie, Komposition Mirko Borscht wurde 1971 in Cottbus geboren. Seine Arbeit als Film- und Theaterregisseur wurde wesentlich durch die Zusammenarbeit mit jugendlichen Laiendarstellern bestimmt. Vor diesem Hintergrund entstanden 2005 Borschts erster Spielfilm »Kombat Sechzehn« sowie 2007 das Theaterstück »Opferpopp« am Thalia Theater Halle (letzteres ausgezeichnet mit dem Hans-Götzelmann-Preis und dem BKM-Preis für kulturelle Bildung). Am Centraltheater Leipzig waren in seiner Regie »Sweet Dreams«, »Der Tag des Opritschniks«, »Unfun« (nach Matias Faldbakken) sowie »Deutschland tanzt nicht« zu sehen. Für das Junge Schauspiel Hannover bearbeitete er 2010 das Stück »komA« von Georg Staudacher/Volker Schmidt und setzte es in der Tellkampfschule Hannover mit 19 Jugendlichen, zwei Lehrern und zwei professionellen Schauspielern in Szene. Es folgten »Kristus Monster of Münster« für das Junge Schauspiel Hannover sowie 2012 die Inszenierung von Simon Stephens »Harper Regan« am Thalia Theater in Halle. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist Mirko Borscht als Regisseur am Theater Bremen tätig, hat dort Lars von Triers »Europa« inszeniert, ein Projekt über den Rechtsextremen Odfried Hepp unter dem Titel »Larger than life« mit Jugendlichen entwickelt, sowie Jelineks »Tod-krank.Doc« uraufgeführt. Es folgten »Die Schutzbefohlenen« (Elfriede Jelinek) sowie in der laufenden Spielzeit »Verbrennungen« von Wajdi Mouawad. Am Berliner Maxim Gorki Theater inszenierte Borscht zuletzt u.a. »Woyzeck III« nach Georg Büchner. 29 Christian Beck – Bühne Der Bühnen- und Kostümbildner Christian Beck wurde 1965 in Jena geboren und studierte Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Er war Mitbegründer und Ausstattungsleiter am Theaterhaus Jena sowie Ausstattungsleiter am staatlichen Puppentheater Dresden und Thalia Theater Halle. Als freier Bühnenund Kostümbildner arbeitete er unter anderem mit den Regisseuren Carlos Medina, Andreas Kriegenburg, Armin Petras und Annegret Hahn an der Volksbühne Berlin, am Schauspiel Leipzig, dem Theater der jungen Generation Dresden und dem Theater Mühlheim an der Ruhr. Mit dem Regisseur Enrique Vargas und dem Teatro de los Sentidos verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit in Bogotá, Ljubljana, London, Aarhus, Modena und Barcelona. Für Mirko Borschts Inszenierungen entwarf er bereits mehrfach die Bühne, darunter für die Produktionen »Opferpopp«, »Sweet Dreams«, »Kristus – Monsters of Münster« und »Harper Regan« am Thalia Theater Halle, dem Centraltheater Leipzig und dem Schauspiel Hannover, sowie für Mirko Borschts Inszenierungen »Europa« und »Tod-krank.Doc« am Theater Bremen. Hannes Hesse – Video, Komposition Hannes Hesse ist Videokünstler aus Halle an der Saale und studiert Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 2006 ist er an verschiedenen Theatern aktiv gewesen. U.a. für Mirko Borscht entwarf und entwirft er seit mehreren Jahren Videoinstallationen: z.B. für »Sweet Dreams«, »Der Tag des Opritschniks«, »Harper Regan« und »Die Welt ohne uns IV« am Centraltheater Leipzig, dem Thalia Theater Halle und dem Schauspiel Hannover. Als VJ arbeitet Hannes Hesse mit diversen Acts und Clubs aus der elektronischen Musikszene zusammen und entwickelt für sie Video- und Lichtkonzepte. 30 Uraufführung 5.6.2016 Gasteig, alle Foyers & Celibidacheforum GAACH - quasi eine Volksoper Ein Partizipationsprojekt Produktion der Münchener Biennale mit der Münchner Volkshochschule Ein Partizipationsprojekt von Cathy Milliken, Robyn Schulkowsky und Dietmar Wiesner für die Münchener Biennale »Im Jahr 2013 wurden wir von Daniel Ott und Manos Tsangaris eingeladen, im neuen Team der Münchener Biennale 2016 mitzuwirken. Auftrag war es, ein Format zu entwickeln, das Konzepte des zeitgenössischen Musiktheaters in München nutzt, um immer mehr Bürgerinnen und Bürger miteinzubeziehen. Zunächst erstellten wir eine Materialsammlung zu Geographie und Geschichte Münchens, insbesondere des Stadtteils Haidhausen. Außerdem führten wir dort intensive Gespräche mit Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft. Daraufhin entschieden wir uns für ein Partizipationsformat – eine Art Volksoper –, durchgeführt und entwickelt von und mit den Menschen dieses Stadtteils. Dies bedeutet, die Entdeckerfreude, das Engagement und die Beteiligung jedes Einzelnen einzubinden in den gemeinsamen Pozess.« (Catherine Milliken • Robyn Schulkowsky • Dietmar Wiesner) GAACH heißt laut Bayerischem Lexikon steil und steht ursprünglich für die Namensgebung des Gasteigs im Ortsteil Haidhausen. Und es ist der Titel eines Kunstprojekts, einer kommunalen Aufführung, die im Rahmen der Münchener Biennale 2016 mit vielen Menschen unterschiedlichster Lebensstationen und kultureller Herkunft im Gasteig stattfinden wird. »GAACH - quasi eine Volksoper« ist ein partizipatorisches Projekt, das heißt alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer (von Amateur bis Profi) bestimmen im ständigen Dialog miteinander und mit dem GAACH-Team den Entstehungs-, Entwicklungs- und Aufführungsprozess. Die Volkshochschule ist mit zahlreichen Kursen prominent beteiligt. Der Focus liegt auf Haidhausen: geographisch, literarisch, geschichtlich, ethnologisch und/oder persönlich aus der Perspektive jedes Teilnehmers. Diese Abschlussperformance des Partizipationsprojekts „GAACH – quasi eine Volksoper« am 5. Juni 2016 stellt die Mosaikteile eines Stadtteils in seiner Einzigartigkeit dar. Das Projekt transponiert Haidhausen in eine musikalische Partitur. Ihre Einzelteile werden zum Schluss in einer installativen Übersetzung im Gasteig räumlich-geographisch neu aufgebaut: Als »Original mit Untertiteln« (OmU). Künstlerische Leitung Die Musiker_innen Catherine Milliken, Robyn Schulkowsky und Dietmar Wiesner stehen sich seit mehr als drei Jahrzehnten durch gemeinsame Auftritte künstlerisch nahe. Seit zehn Jahren arbeiten sie mit professionellen Künstler_innen und Laien zusammen, entwickeln neue Wege von Aufführungspräsentationen, teilen ihre Erfahrungen als Solist_ innen, Komponist_innen und Dozent_innen sowie ihre Leidenschaft für neue Musikformen der Gegenwart. Zusammen konzipieren sie partizipative Formate und führen diese international erfolgreich für Festivals und Konzerthäuser durch, wobei ihnen das Erforschen künstlerisch hochwertiger Entwicklungsprozesse mit Menschen unter-schiedlicher kultureller und sozialer Herkunft ein besonderes Anliegen war und ist. 31 Catherine Milliken – Oboe, Komposition, Performance (www.cathymilliken.com) Geboren in Australien, Studium in Europa, Gründungsmitglied des Ensemble Modern. Seit 1990 komponiert sie Musiktheater-, Instrumental- und Kammermusikwerke, Hörspiele, Installationen, Theater- und Filmmusik und gründete 1994 die Komponistengruppe HCD-Productions zusammen mit Dietmar Wiesner und Hermann Kretzschmar. Ihre Tätigkeiten als Komponistin, Oboistin und Creative Director führen sie als international gefragte Musikerin in die ganze Welt. Dem nicht genug: 2005 bis 2012 war sie der führende kreative Kopf des Education-Programms der Berliner Philharmoniker und setzte dort neue Impulse, indem sie alle Bereiche des künstlerischen Ausdrucks, Tanz, Malerei, Digitale und Darstellende Kunst mit einbezog. Robyn Schulkowsky – Perkussion, Komposition Die US-amerikanische Perkussionistin Robyn Schulkowsky lebt seit 1980 in Deutschland. International gefragt sind ihre Interpretationen und Uraufführungen der bedeutendsten Stücke für Solo Perkussion des 20. und 21. Jahrhunderts. Die vielseitige Musikerin und Komponistin konzertiert und unterrichtet Kinder, Jugendliche, Studierende, Berufsmusiker_innen und Laien kontinuierlich in der ganzen Welt. Mit vielen bedeutenden Komponist_innen verbindet sie langjährige Formen der Zusammenarbeit, wie z.B. mit Christian Wolff, der wie manche seiner Kollegen einige Werke speziell für Robyn Schulkowsky schreibt. Regelmäßig ist sie zusammen mit den Musikern Joey Baron, Reinhold Friedrich, Kim Kashkashian, dem Komponisten Christian Wolff, der Choreografin Sasha Waltz und dem Künstler Günther Uecker auf Tournee. 2014 nahm sie mit Joey Baron und Fredy Studer ihre eigene Komposition »Armadillo« für Percussion-Trio bei New World Records auf. Ihr Perkussionprojekt mit Fabrikarbeitern in Österreich wurde mit dem »Junge Ohren«-Preis 2006 ausgezeichnet. Seit 2005 ist ihr »Rhythm Lab« auf Reisen zu neuen Klanghorizonten und Hörerfahrungen rund um den Globus, ob in der Grand Central Station New York, in mehreren Städten Rumäniens, in Ingolstadt, Island, Mexico und Uruguay. Weitere Stationen in China und Argentinien sind noch für 2016 geplant. Dietmar Wiesner – Flöte, Komposition Als Mitbegründer und Flötist des Ensemble Modern ist er seit Beginn aktiv in alle künstlerischen und organisatorischen Prozesse des Ensembles eingebunden und arbeitet mit den wichtigsten Komponist_innen seiner Zeit zusammen. Regelmäßige Auftritte im In- und Ausland, auch als Solist u.a. mit Orchestern wie dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Arbeiten als Komponist für Installationen und Musiktheaterproduktionen u.a. an der Comédie Française Paris, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Schauspiel Frankfurt. 1994 gründete er zusammen mit Hermann Kretzschmar und Catherine Milliken die Komponistenformation HCD Productions. Seit 2005 ist er Dozent an der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) und der Frankfurter Musikhochschule. Seit 2007 leitet er u. a. die Education-Projekte »lautstark« des Musikfestivals Klangspuren Schwaz und ›Zukunft@Bphil‹ der Berliner Philharmoniker. 32 Uraufführung 5.6.2016 Gasteig / Carl-Orff-Saal Christian Grammel (R), Genoël von Lilienstern (K), Elisabeth Tropper (D), Yassu Yabarra (B) Speere Stein Klavier Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Theater Augsburg Gefördert durch die Carl Orff-Stiftung Dießen am Ammersee Weitere Aufführungen: Theater Augsburg, Brecht Bühne | 6.7.2016 / 13.7.2016 Komposition: Genoël von Lilienstern / Regie: Christian Grammel / Bühne, Kostüm: Yassu Yabara / Dramaturgie: Elisabeth Tropper / Musikalische Leitung: Domonkos Héja / Augsburger Philharmoniker / Solisten und Chor des Theaters Augsburg Vor dem Verwaltungsgebäude der GEMA in München thront der Erich-SchulzeBrunnen: eine riesige, glänzende Tuba aus Messing. Darunter, im Verborgenen unter den Pflastersteinen, liegen die Trümmer des Bürgerbräukellers: Überreste eines missglückten Attentats auf den »Führer«. Die archäologische Spurensuche – eine Expedition durch den Schalltrichter – bringt verschüttete Artefakte ans Licht; Objekte der Geschichte Münchens vor allem seit 1933: Tondokumente, Grundrisspläne, Modellbauten, Weißbier, Granitplatten. Drei Männer – sind sie Vater, Sohn und Großvater? – machen sich daran, die Fundstücke zu klassifizieren und einander zuzuordnen. Carl Orffs »Reigen und Einzug der Kinder« für Olympia 1936 findet eine Entsprechung im »Gruß der Jugend« für Olympia 1972; Ralph Maria Siegels Wohlfühlschlager der Nachkriegszeit stehen seinem »Schlager ABC« von 1942 gegenüber. Das analytisch-nüchterne Vorhaben gerät zusehends aus dem Ruder: die Fragmente entwickeln ein Eigenleben, unerwartete Widersprüche und Kontinuitäten treten zutage – die ausgetriebenen Geister werden sichtbar. Sie sind der gefilterte, geleugnete Teil eines historischen Zusammenhangs. Genoël von Lilienstern – Komposition 1979 in Monschau in der Eifel geboren, lebt als freischaffender Komponist in Berlin. Genoël von Lilienstern studierte Komposition in Bremen, Berlin und Den Haag, u.a. bei Younghi Pagh-Paan, Clarence Barlow und Hanspeter Kyburz. Er besuchte Meisterkurse von Georges Aperghis, Douglas Repetto, Brian Eno und Peter Eötvös und war Stipendiat der Ensemble Modern Akademie in Frankfurt, der Darmstädter Ferienkurse, der Akademie der Künste Berlin und der Cité Internationale des Arts Paris. Er erhielt den Hanns-Eisler-Preis für Komposition und Interpretation zeitgenössischer Musik, den Ring.Award.off (2008), einen Sonderpreis der Komischen 33 Oper Berlin für seine Oper Rigolator und den Gargonza Arts Award (2012). 2013 war er Guest Lecturer am Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) an der Stanford University. Seine Werke werden u.a. vom Ensemble Intercontemporain, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR oder dem Ensemble Modern aufgeführt. Christian Grammel – Regie (https://dergrammel.wordpress.com) Freischaffender Regisseur und Dramaturg, studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität in Gießen u.a. bei Heiner Goebbels, Rabih Mroué und Laurent Chétouane, wo er 2011 mit einer Arbeit über den Körper in der zeitgenössischen Musik sein Diplom erwarb. 2012 brachte Grammel die Produktion »Josefine« am Theater Mönchengladbach zur Uraufführung, deren Konzept die Ausschreibung des »Fonds experimentelles Musiktheater NRW« gewinnen konnte. Zudem war die Performance »the phantom piper of corrieyairrack« von 2009, die bereits auf Kampnagel Hamburg und im HAU Berlin zu sehen war, zum Tonlagen Festival in Hellerau 2012 eingeladen. Bereits während des Studiums realisierte er zahlreiche Projekte u.a. mit dem Ensemble Modern in Frankfurt, dem Ensemble musikFabrik Köln oder der Internationalen Ensemble Modern Akademie. Yassu Yabara – Bühne und Kostüme (www.yassuyabara.com) Yassu Yabara ist freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin in Berlin und arbeitet mit verschiedenen Teams an Stückentwicklungen, experimentellen Musiktheaterkonzepten und Opernperformances. Seit ihrem Diplom 2011 an der UdK machte sie viele verschiedene Erfahrungen mit diversen künstlerischen Teams in freien Produktionen in Berlin, der Schweiz und an Stadttheatern in Deutschland, unter anderem arbeitete sie gemeinsam mit Nis-Momme Stockmann am Schauspiel Frankfurt und Stadttheater Heidelberg, mit Georg Schütky an der Oper Leipzig und Staatstheater Mainz, mit Julia Lwowski an den Sophiensälen, dem Ballhaus Ost, Galerina Steiner und Neuköllner Oper. Zuletzt realisierte sie mit Beate Baron »Drei Einakter« von Bohuslav Martinů an der Oper Frankfurt im Bockenheimer Depot und mit Nele Jahnke und dem Theater Hora »Normalität - ein Musical« in Zürich in der Roten Fabrik. Elisabeth Tropper – Dramaturgie (www.prothein.de/mag-phil-elisabeth_tropper) Elisabeth Tropper, geboren 1984 in Graz, studierte Germanistik und Publizistik an den Universitäten in Graz und Klagenfurt. Sie arbeitete als freie Mitarbeiterin in der Kulturredaktion einer regionalen Tageszeitung, absolvierte Praktika im Kulturbereich (u.a. beim steirischen herbst 2003) und war als Regie- und Dramaturgiehospitantin sowie -assistentin in Oper und Schauspiel tätig. 2007 wurde sie Dramaturgieassistentin und Jungdramaturgin am Schauspielhaus Graz, wo sie u.a. mit Patrick Schlösser, Georg Schmiedleitner und Bernadette Sonnenbichler zusammenarbeitete. Zudem betreute sie verschiedene Formate auf der Spielstätte Ebene 3. 2007 nahm sie an der International Exposure of Israeli Theatre in Tel Aviv teil. Seit August 2009 ist sie als freie Dramaturgin tätig und arbeitete zuletzt am Hebbel am Ufer (»Man braucht keinen Reiseführer für ein Dorf, das man sieht« von Tim Staffel, Regie: Nurkan Erpulat) sowie am Heimathafen Neukölln (»Sisters« von Andreea Clucerescu, Regie: Nicole Oder). 34 Uraufführung 6.6.2016 Muffathalle Deville Cohen (B,R), Hugo Morales Murguia (K) Underline Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit der Deutschen Oper Berlin Weitere Aufführungen: Deutsche Oper Berlin, Tischlerei | 16.6./18.6./19.6./23.6./24.6.2016, jeweils 20 Uhr Storyline, Video, Ausstattung, Inszenierung: Deville Cohen / Komposition und Instrumente: Hugo Morales Murguia / Dramaturgie: Dorothea Hartmann Szenische Beratung: Robyn Schulkowsky, Michael Höppner / Choreographie: Elik Niv / Projektionsdesign: Bodo Gottschalk / Produktionsassistent: Miika Hyytiäinen / Performer: Elik Niv, Herve Guerrisi, Moritz Ostruschnjak, Margaux Marielle-Trehouart / Musiker: Anja Füsti, Diego Espinosa, Almut Lustig, Emily Yabe Über 100 Jahre nach Veröffentlichung des Zukunftsomans »Flatland« verwandelt »Underline« E.A. Abbotts satirische Utopie in neues Musiktheater: In der assoziativen, multidimensionalen und polyphonen Komposition von Materialien, Bildern, Formen, Körpern, Bewegungen, Licht, Videos, Klängen und Musik entwickelt »Underline« aus Motiven, Konflikten, Charakteren und narrativen Elementen des Romans eine kinetische Skulptur als musikalisches Objekttheater. »Flatland« ist die autobiografische Geschichte eines Quadrats, in der es seine zweidimensionale Heimat beschreibt, von Reisen zu Regionen mit mehr oder weniger Dimensionen erzählt und die Grenzen seiner Wahrnehmung hinterfragt. Die fantastische Zukunftsvision, die dem Roman einst zur Kritik an seiner viktorianische Umwelt diente, liefert noch immer eine passende Analogie zu unserer Gegenwart: Szene und Musik zeigen Menschen, Lebenswelten, Stoffe und Requisiten als passgenaue Objekte und angepasste Instrumente in einer geometrischen Performance. »Underline« versetzt das Publikum in die Perspektive des Romanhelden, schickt es in Grenzbereiche der eigenen Vorstellungskraft und animiert zur Reflexion unserer eigenen Beschränkungen. »Underline« ist die erste Zusammenarbeit zwischen dem New Yorker Videokünstler und Regisseur Deville Cohen und dem Komponisten Hugo Morales Murguia. Hugo Morales Murguia – Komposition (www.hugomorales.org) Geboren 1979 in Mexiko City, lebt in den Niederlanden und arbeitet als freischaffender Komponist, Sonologist und Klangkünstler an der Schnittstelle zwischen traditionellen Instrumenten, gefundenen Objekten, Performance-Technik und Technologie. Essentiell für seine Arbeit ist die Entwicklung alternativer Formen von Klang-Erzeugung für die musikalische Komposition. Er studierte erst am Center of Research and Musical Studies (CIEM) in Mexiko City, dann in Den Haag 35 Komposition an der Royal Conservatory sowie Sonologie am Institut für Sonologie und promovierte anschließend am Centre of Contemporary Music Practice der Brunel University in London. Auftragskompositionen entstanden für das Arditti Quartet, LʼEnsemble Intercontemporain, das IKTUS Percussion Quartet und viele andere Formationen. Deville Cohen – Regie, Video, Raum, Objekte (www.devillecohen.com) 1977 in Israel geboren, studierte Cohen an der Kunsthochschule Berlin Weißensee sowie an der Milton Avery Graduate School of the Arts in New York und lebt derzeit in Brooklyn, New York. In seinen Arbeiten hat er einen ganz eigenen Stil in der Kombination von Video, Animationen, Grafik sowie installativen und performativen Aspekten entwickelt, in denen sich zwei- und dreidimensionale Objekte und Bilder miteinander verschränken. 36 DISKURSE 37 ––– OFFENE AKADEMIE der Münchner Volkshochschule 5.4.2016, 19.30 Uhr Gasteig / Black Box OmU VORLAGE UND FILM: LOST IN TRANSLATION? Michael Verhoeven (Filmregisseur), Steven Uhly (Romanautor) und Jochen Striebeck (Synchronsprecher) sprechen über die Adaption von literarischen Vorlagen für Filme, die Synchronisation von Filmen in einer anderen Sprache, sowie die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Original. Moderation: Christoph Lindenmayer, Münchner Volkshochschule 3.5.2016, 20.00 Uhr Gasteig / Black Box ORIGINAL MIT UNTERTITELN Die Münchener Biennale 2016 Daniel Ott und Manos Tsangaris sowie Marion Hirte und Malte Ubenauf im Gespräch zu OmU und dem Konzept des Festivalprogramms. Moderation: Heike Lies, Kulturreferat und Marianne Müller-Brandeck, Münchner Volkshochschule ––– KURSPROGRAMM der Münchner Volkshochschule 18.4. / 2.5. / 9.5.2016 Gasteig BIENNALEWERKSTATT zu »Sweat of the Sun« nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog Die intensive Beschäftigung mit Text und Komposition des Stücks im Vorfeld seiner Uraufführung bieten Raum für Erfahrung, Erkenntnis und Diskussion und erleichtern den Zugang zu ungewohnten Höreindrücken und neuen Perspektiven. Darüber hinaus ermöglichen Probenbesuche und Gespräche mit mitwirkenden Künstlerinnen und Künstlern einen besonderen Einblick in die Entstehung der Produktion. Leitung: Shoshana Liessmann, Musik- und Kulturwissenschaftlerin ––– Ludwig-Maximilians-Universität, München Institut für Theaterwissenschaft Ringvorlesung mit Prof. Dr. David Roesner Inszenierungsgeschichte im 20./21. Jahrhundert 11.5.2016, 12.00 Uhr – 14.00 Uhr Die Münchener Biennale Prof. Dr. David Roesner im Gespräch mit Manos Tsangaris und Daniel Ott Im Rahmen der Ringvorlesung »Inszenierungsgeschichte im 20./21. Jahrhundert« der Theaterwissenschaft München werden Manos Tsangaris und Daniel Ott im Gespräch mit Prof. Dr. David Roesner über neueste Entwicklungen im zeitgenössischen Musiktheater sprechen. Insbesondere die zunehmende Verzahnung von Komposition, Inszenierung und musikalischer Performanz lässt sich am Beispiel der Münchener Biennale 2016 als stil-bildende Entwicklung beschreiben, deren Konsequenzen für den kreativen Prozess sowie die Erfahrung der Zuschauer in der Vorlesung erörtert werden sollen. ––– ––– 38 BR-KLASSIK THEMA MUSIK LIVE 12.5.2016, 20.00 Uhr Gasteig / Black Box »Münchener Biennale – eine neue Etappe?« Gäste: Cathy Milliken, Brigitta Muntendorf, Daniel Ott und Manos Tsangaris Konzept, Redaktion, Moderation: Dr. Meret Forster Musik: Brigitta Muntendorf / Münchner Knabenchor, Leitung: Ralf Ludewig Sendetermine: ARD-alpha, 21.5.2016, 22.30 Uhr (»Denkzeit«) BR-KLASSIK, 26.5.2016, 20.05 Uhr – 21.30 Uhr ––– Gasteig / Black Box, 3.-5.6.2016 Symposium zur Münchener Biennale: OmU Echoräume und Suchbewegungen im heutigen Musiktheater Leitung: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel (Dresden) und Prof. Dr. David Roesner (München) In Kooperation mit dem Institut für Theaterwissenschaft der LMU München Wie sehen veränderte Formate, Strategien und Möglichkeiten im Musiktheater heute aus? Und in welcher Relation stehen sie zu den Wandlungen in unterschiedlichen Feldern der Gegenwartskunst? Das Symposion sucht Überlegungen wie diese mit Blick auf einige Produktionen der Biennale zu thematisieren, aber greift dabei auch ins Grundsätzliche aus – beginnend mit der durch die Formel »OmU« nahegelegten Frage, was überhaupt ein »Original« ist und welche Erwartungen es in uns weckt. ––– BR-KLASSIK U21-VERNETZT von der Münchener Biennale Konzept, Moderation: Annekatrin Schnur und Patricius Mayer Sendetermine: ARD-alpha, 5.6.2016, 11.00 Uhr – 12.00 Uhr BR-KLASSIK Radio und Video-Stream brklassik.de, 6.6.2016, 21.05 Uhr – 22.00 Uhr einsfestival, voraussichtlich Juni 2016 Begleitende multimediale Social Media in Kooperation mit dem Studiengang Musikjournalismus der Hochschule für Musik und Theater München ––– Partner Diskurse Positionen. Texte zur aktuellen Musik 39 PLATTFORMEN 40 Internationale Plattformen der Münchener Biennale Seit 2013 veranstaltet die Münchener Biennale regelmäßig internationale BiennalePlattformen. Sie stellen Labors für szenisch-musikalische Projekte dar, die einer beweglichen, ortsspezifischen und gesellschaftsreflektierenden Idee von Musiktheater verbunden sind. Der mit einer solchen Plattform-Idee verknüpfte Arbeitsansatz befragt den Zusammenhang und das traditionelle Verhältnis von Komposition, Inszenierung, Erzählung, Autorenschaft und Aufführungsort. Projekte, Stücke und Stoffe werden von Anfang an im Team und aus dem gemeinsamen Interesse an formalen und inhaltlichen Fragen entwickelt und diskutiert. Sie sind wesentliche Impulsgeber für das Programm der Münchener Biennale und reflektieren bereits frühzeitig die jeweiligen Festival-Themen, die das Team um Tsangaris und Ott vorschlägt. Chronologie der Plattformen Zeit Ort Partner Okt / Nov 2013 München Februar 2014 München Juni 2014 Bern KonzertTheater Bern & Hochschule der Künste Bern September 2014 Bern KonzertTheater Bern & Hochschule der Künste Bern Dezember 2014 Peking Beijing Youth Technology & Culture Central Conservatory of Music Mai 2015 Rotterdam Operadagen Rotterdam Juni 2015 Starnberger See Münchner Volkshochschule Juli 2015 Lima Goethe-Institut Lima Juli 2015 Buenos Aires Goethe-Institut Buenos Aires & Panorama Sur.& Maestría en Ópera Contemporánea Universidad Nacional de Tres de Febrero November 2015 Buenos Aires November 2015 München Februar 2016 München Herbst 2016 Hongkong Zürcher Hochschule der Künste Kowloon Cultural District Herbst 2016 Athen Onassis Cultural Centre 41 Daten & Fakten Veranstalter: Kulturreferat der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit Spielmotor München e.V. – eine Initiative der Stadt München und der BMW Group Künstlerische Leitung: Daniel Ott und Manos Tsangaris Dramaturgie: Marion Hirte, Malte Ubenauf Mentoren: Cathy Milliken, Isabel Mundry, Robyn Schulkowsky, Penelope Wehrli, Dietmar Wiesner Produktion und Veranstaltungsleitung: Tilmann Broszat Künstlerisches Betriebsbüro: Katrin Beck Festivalbüro: Karl Beckers, Maria Mosca, Franziska Alfons Projektleitung: Walter Delazer, Annette Geller Technische Leitung: Werner Kraft Verwaltungsleitung Spielmotor München e.V.: Viktoria Strohbach-Hanko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kathrin Hauser-Schmolck, Basel, Tel. +41 (0)61 422 0539 Christiane Pfau, München, Tel. +49 (0)89 48 920 970 [email protected] Design Müller + Hess, Basel Catherine Hersberger, München Partner & Förderer Carl Orff-Stiftung Dießen am Ammersee Deutsche Oper Berlin enoa (european network of opera academies) Ernst von Siemens Musikstiftung Gare du Nord, Basel Goethe-Institut e.V. Hochschule der Künste Bern Hochschule für Musik und Theater München Instituto Cervantes München KonzertTheater Bern Lothringer13 Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Theaterwissenschaft Münchner Volkstheater Münchner Volkshochschule Muffatwerk Operadagen Rotterdam Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung Staatstheater Mainz Stadtwerke München/ Müllerʻsches Volksbad Theater Augsburg Theater Osnabrück Theaterakademie August Everding 42 Medienpartner BR-KLASSIK NZfM – Neue Zeitschrift für Musik Spielorte Gasteig, Rosenheimer Straße 5, 81667 München Muffatwerk, Zellstr. 4, 81667 München Müllersches Volksbad, Rosenheimer Str. 1, 81667 München Lothringer13, Lothringer Straße 13, 81667 München Einstein-Kultur, Einsteinstr. 42, 81675 München diverse Orte im Stadtraum –––––––––––––––––––––– Festivalzentrum: Muffatwerk –––––––––––––––––––––– Tickets: www.muenchenticket.de Vorverkaufsbeginn: 15. April 2015 43