JAGDHUNDE IM JAGDREVIER Heilkräuter Während man sich früher oft auf die Wirkung von Pillen, Salben oder anderer Arzneien, die der Arzt verschrieb, verließ, werden diese heute immer mehr hinterfragt. Dies betrifft nicht nur den Jäger, sondern auch den Jagdhund. – Alternativen aus der Natur, 3. und letzter Teil. Dr. Gabriele Lehari I n den ersten beiden Teilen dieser Serie wurden bereits Brennnessel, Rosmarin, Löwen­ zahn, Weißdorn, Kamille, Hirten­ täschel, Himbeere, Salbei, Spitz- und Breitwegerich so­ wie Thymian vorge­ stellt. Die Heil­ kräuter Holunder, Melisse, Pfefferminze, Schafgarbe, Hei­ delbeere, Baldrian, Augentrost und Ha­ gebutte schließen diese Serie ab. Holunder Sammelzeit: Juni bis Juli und Septem­ ber bis Oktober. Der Holunder (Sambucus nigra) ist ein fast allgegenwärtiger bis zu 7 m hoher Strauch, der vor allem auf feuchtem Boden gut gedeiht. Bei den Kelten galt der Holunder als heiliger Baum, bei den Germanen war er der Göttin Holla geweiht, die wir als „Frau Holle“ aus Märchen kennen. Als Heilarznei ist der Holunder seit der Antike bekannt. Die wirksamen Inhaltsstoffe be­ finden sich sowohl in den Blüten als auch in den Beeren. Die Blütezeit ist im Juni und Juli, die Beeren werden im September und Oktober geerntet. Holunder ist reich an ätherischen Ölen und Flavonoiden sowie Vitamin C, B-Vitaminen und Folsäure. Holunder gilt als blutreinigend, blutstillend, entzündungshemmend, schmerzlindernd, anregend, harn­ treibend, krampflösend, schleimlösend und stärkend. Er soll auch Viren und Pilze abtöten können. Sowohl aus den Blüten als auch aus den Beeren wird Tee zubereitet, der innerlich und äußerlich angewendet werden kann. Innerliche Anwendung: bei akuten und chronischen fieber­ haften Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten, wie Bronchitis und Husten, Schnupfen, Nasen­ nebenhöhlen- und Stirnhöhlen­ entzündung sowie hartnäckigen Verschleimungen bei Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Verstopfung bei Nieren- und Blasenleiden bei Nervenentzündungen, Neural­ gien, Gicht, Rheuma und Ischias­ beschwerden bei (alters)schwachen Hunden, um den Stoffwechsel anzuregen und das Immunsystem zu stärken Äußerliche Anwendung: Kalter Holunderblütentee eignet sich zur Kühlung von Verbrennungen und lindert Hautentzündungen, Ekzeme und Schwellungen. Für Holunder­ blütentee 2 TL getrocknete Holunder­ blüten mit ¼ l heißem Wasser über­ gießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, anschließend abseihen und abkühlen lassen. Für Holunderbeerentee 1 EL ge­ trocknete Holunderbeeren mit ¼ l Wasser über Nacht einweichen. Morgens das Wasser mit den Beeren kurz auf­ kochen, etwa 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, anschließend abseihen und abkühlen lassen. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg zweimal 1 TL, bis 15 kg zweimal 1 EL, bis 30 kg zweimal 1–2 EL, über 30 kg zweimal 2–3 EL. Melisse Sammelzeit: Juni bis Juli. Die Melisse (Melissa officinalis) stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wurde dort bereits in der Antike als Heilmittel verwendet. Der bis zu 90 cm hohe Halbstrauch ist eine dank­ bare Gartenpflanze und versorgt uns jedes Jahr aufs Neue mit den aroma­ tischen Blättern, die auch als Gewürz verwendet werden. Zerreibt man die Blätter in der Hand, verströmen sie einen zitronenartigen Duft, daher wird die Pflanze auch Zitronenmelisse genannt. Die Blätter sollten vor der Blüte im Juni oder Juli geerntet werden, da sie sonst bitter werden. Melisse ist verdau­ ungsfördernd, appetitanregend, anti­ bakteriell sowie virus- und pilz­ hemmend. Sie beruhigt und hilft auch bei nervösen Herzbeschwerden. Innerliche Anwendung: bei Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Störungen Schwarzer Holunder – oben Blüte, unten Früchte. 22 FOTOS SCIS65, DABJOLA, WWW.FOTOSEARCH.DE WEIDWERK 6 | 2016 ww0616_s2226.indd 22 20.05.2016 11:44:43 Für die heilenden Eigenschaften der Pfefferminze sind vor allem die ätherischen Öle verantwortlich. FOTO HSAGENCIA, WWW.FOTOSEARCH.DE bei Gallenleiden und Gallenstau bei Erkältungskrankheiten, Husten, viralen und bakteriellen Infekten bei Unruhezuständen, Angst­ zuständen und Hyperaktivität als mildes Beruhigungs­mittel bei nervösen Herzbeschwerden und Kreislaufschwäche bei älteren Tieren mit einer Herzschwäche bei Reisekrankheit, vor Ausstellun­ gen und Turnieren als beruhigendes Tonikum bei Milchstau Verwendet wird der Tee. Hierfür 2–3 TL klein geschnittene Melisseblätter mit l kochendem Wasser übergießen, ¼ 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und anschließend abseihen und ab­ kühlen lassen. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal 1 EL, bis 30 kg zweimal 1 ½–2 EL, über 30 kg zweimal 2–2 ½ EL. Äußerliche Anwendung: bei Insektenstichen bei Wunden und Geschwüren bei Blutergüssen und Quetschungen bei Herpesviren bei Parasitenbefall bei nervösen Beschwerden vor und nach der Läufigkeit Hierfür tränkt man ein Baumwolltuch mit Melissentee und legt es auf die betroffene Stelle. Zur Stärkung des herzkranken alten Hundes kann man regelmäßig etwa 3–4 kleine Blättchen fein zer­kleinert unters Futter mischen. Pfefferminze Sammelzeit: Juni bis Juli. Die Pfefferminze (Mentha arvensis x piperita) entstand aus Kreuzungen zwischen wilder Bachminze und Krauseminze. Typisch ist der intensive Duft, der sich entfaltet, wenn man die Blätter zerreibt. Die Pfefferminze wird als winterharte Staude 30–90 cm hoch und als Gewürz- und Heilpflanze kultiviert. Auch im eigenen Garten gedeiht sie prächtig, sodass im Sommer reichlich geerntet werden kann. Die Blätter sollten im Frühsommer, also Juni und Juli, vor der Blüte gesammelt werden. Viele andere Minzearten haben ähnliche Wirkungen wie die Pfeffer­ minze und können daher auch ver­ wendet werden. Für die heilenden Eigenschaften der Pfefferminze sind vor allem die ätherischen Öle verantwortlich. Sie wirken antibakteriell, keimtötend, desinfizierend, beruhigend, entzün­ dungswidrig, krampflösend, schmerz­ stillend, appetitanregend, durch­ blutungsfördernd, schleimlösend und abstillend. Innerliche Anwendung: bei Appetitlosigkeit bei krampfartigen und schmerz­ haften Beschwerden im Magen-­ Darm-Bereich bei Magen- und Darm­ent­zün­ dungen bei nervösen Verdauungs­ beschwerden bei Erbrechen und Durchfall bei Darmparasiten und -hefen bei Erkältung, Schnupfen, Grippe bei Nervenschmerzen und nervöser Unruhe zur Stärkung des Immunsystems Die Pfefferminze wird vor allem als Tee ver­ wendet. Hierfür 1 EL ge­ trocknete Pfefferminzblätter (oder 4–5 frische Pfeffer­ minzblätter) mit heißem Wasser aufgießen, 10 Mi­ nuten zugedeckt ziehen lassen, anschließend abseihen und abkühlen lassen. Pfefferminztee kann zimmerwarm unters Futter gemischt werden, sollte aber nicht über längere Zeit verab­ reicht werden. Manche Hundewelpen vertragen die Pfefferminze nicht, deshalb sollte man den Tee sicherheits­ halber nur erwachsenen Hunden geben. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal ½ TL, bis 30 kg zweimal 1 TL, über 30 kg zweimal 1 TL. Pfefferminze und Homöopathie vertragen einander nicht, daher sollte sie nicht während einer homöopathi­ schen Behandlung gegeben werden. Schafgarbe Sammelzeit: Juni bis Oktober. Die Schafgarbe (Achillea millefolium) verdankt ihren wissenschaftlichen Namen dem griechischen Helden Achilles, der seine Verletzung an der „Achillesferse“ auf Rat der Göttin Aphrodite mit Schafgarbe behandelte. Die Schafgarbe ist eine mehrjährige, ausdauernde Pflanze, das heißt ein Teil der Blätter bleibt sogar im Winter oberhalb der Erdoberfläche. Als wert­ volle Heilpflanze wurde sie für die Verdauungsorgane und Frauenleiden eingesetzt. Verwendet werden die Blütenstände oder das gesamte Kraut. Hauptwirkstoffe der Schafgarbe sind ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe sowie ein hoher Gehalt an Mineralstoffen. Die Schafgarbe ist bekannt für ihre blutreinigende, blutstillende und krampflösende Wirkung. Sie wirkt Melisse ist verdauungsfördernd, appetitanregend, anti­bakteriell sowie virus- und pilzhemmend. FOTO AVIAVLAD, WWW.FOTOSEARCH.DE 23 WEIDWERK 6 | 2016 ww0616_s2226.indd 23 20.05.2016 11:44:45 JAGDHUNDE IM JAGDREVIER auch gefäßtonisierend, sekretions­ fördernd, antimikrobiell, verdauungs­ fördernd und appetitanregend. Auch verschiedene Tierarten wissen instink­ tiv die blutstillende und verdauungs­ fördernde Wirkung der Schafgarbe zu nutzen. Innerliche Anwendung: bei Appetitlosigkeit bei Magen- und Darmerkrankun­ gen, Verstopfung bei mangelnder Magensaft­ produktion und Gallenflüssigkeit als sekretionsanregendes Mittel bei nervösen Zuständen zur Beruhigung bei inneren Blutungen von Nase, Lunge, Darm, Gebärmutter und Niere bei Blut- und Kreislaufbeschwerden Das Schafgarbenkraut bzw. die Blüten werden getrocknet oder frisch zer­ kleinert unter das Futter gemischt. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg 1 TL, bis 15 kg 1 EL, bis 30 kg 1–2 EL, über 30 kg 2–4 EL. Alternativ kann auch Tee mit dem Futter verabreicht werden. Hierfür 1 EL getrocknetes Kraut (Blättchen) oder Blüten mit ¼ l kochendem Wasser übergießen, 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, anschließend abseihen und abkühlen lassen. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal 1 TL, bis 30 kg zweimal ½–1 EL, über 30 kg zweimal täglich 1–2 EL. Die Schafgarbe regt die Gebär­ mutter­ tätigkeit an und darf keiner trächtigen Hündin gegeben werden. Äußerliche Anwendung: bei akuten Verletzungen als Erste-Hilfe-Mittel und zur Wundbe­ handlung, um die Blutung zu stillen bei Ekzemen bei Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich, Afterjucken bei wunden Zitzen beim säugenden Tier Hierfür die Schafgarbe quetschen und auf die blutende Wunde legen. Man kann bei kleinen Wunden auch den Tee zur äußerlichen Anwendung ver­ wenden, dann sollte er aber mit der doppelten Menge an Kraut zubereitet werden. Heidelbeere Sammelzeit: Juni bis August. Als Heilpflanze ist die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), auch Blaubeere genannt, seit dem Mittelalter bekannt. Die Pflanze ist ein kahler, verzweigter Strauch, der bis zu 50 cm hoch wird. Aus den Blattwinkeln entspringen im Frühjahr rosafarbene, glockenförmige Blüten, aus denen im Sommer die blauschwarzen Beeren reifen. Ver­ wendet werden die Blätter und die Früchte. Heidelbeeren wirken blutzucker­senkend, antibakteriell, im­ munstärkend und entzündungs­ hemmend, zudem auch wundheilend und blutstillend. Am bekanntesten ist wohl die Anwendung bei Durchfall. Heidelbeeren enthalten sehr viele Gerbstoffe, welche die Schleimhäute zusammenziehen, wodurch die Erreger nicht in die Darmschleimhaut gelangen und keine wichtigen Nährstoffe und Wasser verloren gehen. Innerliche Anwendung: bei Durchfallerkrankungen bei Verdauungsstörungen mit starken Gärungsvorgängen bei Magenschleimhautentzündungen bei akuten und chronischen Darmentzündungen Heidelbeeren. FOTO LARINEB, WWW.FOTOSEARCH.DE gegen Maden- und Spulwürmer zur Unterstützung bei Diabetes bei Katarakt, zur Verbesserung der Durchblutung der Netzhaut zur Unterstützung der Durch­ blutung bei Blasenentzündungen, Blasen­ reizungen bei Erschlaffung der Blase beim alten Tier bei Rheuma, Gicht und Gelenks­ entzündungen Äußerliche Anwendung: bei Entzündungen im Maul und Rachenbereich bei Zahn- und Zahnfleisch­­ problemen bei Geschwülsten am Zahnfleisch­ rand bei juckenden Hautausschlägen, Ekzemen und Geschwüren Verwendet wird ein Tee aus Früchten oder Blättern. Hierfür 1–2 TL getrock­ nete Blätter oder 2 TL getrocknete Früchte mit ¼ l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, anschließend abseihen und abkühlen lassen. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg zweimal 1 TL, bis 15 kg zweimal 2 TL, bis 30 kg zweimal 1–2 EL, über 30 kg zweimal 2–4 EL. Der Tee sollte nicht über einen langen Zeitraum, sondern nur bei akuten Beschwerden gegeben werden. Baldrian Sammelzeit: Juli bis August. Beim Baldrian (Valeriana officinalis) deutet schon der lateinische Name „Valeriana“, was „gesund sein“ oder „kräftig“ bedeutet, auf seine Heilkraft hin. Die mehrjährige Pflanze mit den hochragenden, kantigen Stängeln wird bis zu 1,5 m hoch. In Europa gedeiht Baldrian an Gräben und Bachläufen. Verwendet werden die Blüten, die im Die Schafgarbe ist bekannt für ihre blutreinigende, blutstillende und krampflösende Wirkung. FOTO DABJOLA, WWW.FOTOSEARCH.DE ww0616_s2226.indd 24 20.05.2016 11:44:47 Juli/August gepflückt werden, sowie die Wurzeln, die am besten im Oktober gesammelt werden. Die für den Baldrian typischen Bitterstoffe wirken in Kombination mit den ätherischen Ölen bei Konzentrationsschwäche an­ regend und gleichzeitig bei Erregung, Angst oder Unruhe beruhigend. Innerliche Anwendung: bei Nervosität, Unruhe, Hyperaktivität bei Angst und Unruhezuständen vor Prüfungen, Ausstellungen oder Tierarztbesuchen, Reisekrankheit bei Erschöpfungszuständen, Überanstrengung bei Gleichgewichtsstörungen bei nervösen Magen-Darm Beschwerden bei nervösen Herzbeschwerden bei nervöser Reizblase bei Rückenschmerzen, Verspan­ nungen und Halswirbelsyndrom Baldrian kann als Pulver oder Tee ge­ geben werden. Der Tee kann auch aus Baldrianblüten auf übliche Weise her­ gestellt werden, die Wirkung ist jedoch nicht so intensiv wie die der Wurzel. Der Baldrianwurzeltee wird wie folgt zubereitet: 2 TL getrocknete oder frische Baldrianwurzel mit kochendem Wasser übergießen, etwa 10 Stunden ziehen lassen und anschließend ab­ seihen. Der bittere Tee kann mit Honig gesüßt werden und sollte vor der An­ wendung leicht erwärmt werden. Für ältere Hunde mit Herzschwäche eignet sich der Baldriantee ganz besonders. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal 1 TL, bis 30 kg zweimal 1 EL, über 30 kg zweimal 1–2 EL. Baldrianpulver, gewon­ nen aus getrockneten Wurzeln, gibt man täglich (je nach Körpergewicht 1 Messerspitze bis ½ TL) ins Futter. Augentrost Sammelzeit: Juli bis Oktober. Augentrost (Euphrasia officinalis) ist ein kleines, blühendes Kraut, das von Beim Baldrian werden sowohl die Blüten als auch die Wurzeln ver ­wendet. FOTO JOPELKA, WWW.FOTOSEARCH.DE Funktion und Tradition www. wild-wald.com ww0616_s2226.indd 25 20.05.2016 11:44:50 JAGDHUNDE IM JAGDREVIER Juli bis Oktober gesammelt werden kann. Wie kleine leuchtende Augen mit großen Wimpern erscheinen die zarten weißen, gelb und blauviolett gemuster­ ten Blüten. Aber nicht nur deswegen hat diese Pflanze ihren Namen er­ halten, denn sie hilft bei Augen­ entzündungen – sie „schenkt den Augen Trost“. Verwendet wird das ganze Kraut mit den Blüten. Die Inhaltsstoffe der Pflanze wirken entzündungshemmend und anti­bakteriell. Sie sind durchblutungs­ fördernd, abschwellend und schmerz­ lindernd. Gerb- und Bitterstoffe wirken außerdem verdauungsfördernd und appetitanregend. Bei Augenerkrankungen jeder Art, besonders aber bei Bindehautent­ zündungen und allergischen Reakti­ onen hat sich Euphrasia bewährt. Es lindert geschwollene und rote Lider, eitrige oder tränende Augen, Schmer­ zen (der Hund kratzt sich ständig) sowie Lichtempfindlichkeit (ständiges Blinzeln). Gegen Augenerkrankungen, häufig auch verbunden mit Niesen und wässrigem Schnupfen, wird Augentrost äußerlich angewendet. Hierfür sind am besten die in der Apotheke erhältlichen Tropfen geeignet, da man vor allem bei den Augen sehr auf die Hygiene achten muss, um weitere Infektionen zu vermeiden. 1–3 Tropfen werden mehr­ mals täglich in den Bindehautsack geträufelt. Aus den Tropfen lässt sich auch mit warmer Kochsalzlösung eine Spülung zubereiten, die mehrmals täglich ange­ wendet wird. Augentrost kann aber auch in Form von Tee innerlich ange­ wendet werden. Es regt nicht nur den Appetit an und fördert die Verdau­ ung, sondern kräftigt vor allem die Immunabwehr des Hundes, wenn er häufig mit Die Inhaltsstoffe des Augentrosts wirken entzündungshemmend und anti­bakteriell. FOTO RBIEDERMANN, WWW.FOTOSEARCH.DE ww0616_s2226.indd 26 Erkältungen, Halsschmerzen, Husten und Lichtscheuheit zu tun hat. Für den Tee 1–2 TL getrocknetes Augentrostkraut mit ¼ l kochendem Wasser übergießen, 10–15 Minuten ziehen lassen, anschließend abseihen und abkühlen lassen. Der Tee kann mit etwas Honig gesüßt übers Futter ge­ geben oder oral mit einer Spritze ver­ abreicht werden. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg zweimal 1 TL, bis 15 kg zweimal 1 EL, bis 30 kg zweimal 1–2 EL, über 30 kg zweimal 2–4 EL. Hagebutte Sammelzeit: ab Ende September. Hagebutten sind die Früchte der Hunds­rose (Rosa canina). Die Hunds­ rose wächst wild und ist in Europa weit verbreitet. Im Mittelalter wurden Biss­ verletzungen durch tollwütige Hunde mit dem Wurzelsaft der Hundsrose behandelt. Der lateinische Name heißt so viel wie „hundsgemein“, d. h. die Hunds­rose kann man überall finden. Der Strauch wird bis zu 5 m hoch und blüht rosafarben. Die Sammelzeit für Hagebutten beginnt Ende Septem­ ber und reicht bis in den Spätherbst hinein. Die leuchtend roten Früchte enthalten viele kleine Nüsse. Diese Nüsschen sind mit feinen, wider­ hakenbestückten Härchen bedeckt, die bei Hautkontakt Juckreiz hervorrufen. Die Hagebutte hat einen enorm hohen Gehalt an Vitamin C (100 g frische Hagebutten enthalten etwa 1.250 mg Vitamin C) und ist einer der wichtigsten Kalziumlieferanten. Die Flavonoide sorgen dafür, dass der Körper das Vitamin C besser verwerten kann. Zudem enthält sie Gerbstoffe, Fruchtsäuren, Pektine und die Vi­ tamine A und B. Hagebutten sind entzündungs­ hemmend, antibiotisch und wirken leicht harntreibend. Sie unterstützen die Blutbildung und erhöhen die Widerstandskraft. Hundsrosenblüten. FOTO ROXANA25, WWW.FOTOSEARCH.DE Innerliche Anwendung: um den Appetit anzuregen um das Immunsystem zu stärken beim älteren Tier zur Steigerung der Abwehrkräfte zur Rekonvaleszenz (Genesung) bei Erkältungs- und Infektions­ erkrankungen zur Stärkung bei Fieber bei Harnverhaltung zur Harn­ regulierung bei Arthritis, Arthrose und Rheuma bei physischem oder psychischem Stress, wie Fellwechsel, Läufigkeit, Unruhe und Nervosität beim säugenden Welpen Hagebutten werden getrocknet und zu Pulver verarbeitet – oder man bereitet ein Hagebuttenmus zu. Für das Mus werden die Früchte gewaschen und in wenig Wasser so lange gekocht, bis sie weich sind. Dann wird die Masse durch ein Sieb passiert, um die Kerne abzu­ trennen. Das Mus wird in ein Glas ge­ füllt und im Kühlschrank aufbewahrt. Von dem Mus erhält der Hund je nach Größe pro Tag ½–1 TL. Die gemahlenen Früchte werden unters Futter gemischt. Zum Trocknen werden die Früchte längs aufgeschnitten, entkernt, ge­ waschen und etwa 1–2 Stunden im Back­ofen bei 40 °C und mit geöffneter Tür – damit die Feuchtigkeit ent­ weichen kann – getrocknet. Die aus­ gekühlten Hagebutten werden dann gut verschlossen aufbewahrt und bei Bedarf zermahlen. Das Pulver bzw. die getrockneten, fein gemahlenen Früchte werden unter das Futter gemischt. Dosierung pro Tag: Für Hunde bis 5 kg 1 TL, bis 15 kg 1 EL, bis 30 kg 1–2 EL, über 30 kg 2–4 EL. Nicht über­ dosieren, da der Hund sonst Durchfall bekommen kann. Hagebutten, die Früchte der Hundsrose, verfügen über einen hohen Vitamin-C-Gehalt. FOTO SCHANKZ, WWW.FOTOSEARCH.DE 20.05.2016 11:44:53