Informationen zum IV-Zugang www.aixtra.rwth-aachen.de 0241/80–89974 [email protected] Autor Review Biermann H Rörtgen D Version 1.1 11 Seiten IV-Zugang Intravenöser Zugang 1.Grundlagen Das Anlegen einer periphervenösen Venenverweilkanüle gehört zu den absoluten Standardtechniken des klinischen Alltages. Der intravenöse Zugang ist die Grundlage zur regelmäßigen parenteralen Verabreichung von Medikamenten und der kontinuierlichen Zufuhr von Volumen. Darüber hinaus ist er die Vorraussetzung für die Durchführung einer Narkose oder die Therapie eines medizinischen Notfalles. Somit wird schnell klar, dass jeder Arzt die Technik zur Anlage einer periphervenösen Venenverweilkanüle beherrschen muss. Da der Student in der Regel bereits während der Famulaturen oder anderer Praktika im Rahmen des Medizinstudiums mit dieser ärztlichen Aufgabe konfrontiert wird, soll das Praxistraining Infusion/Injektion die hierzu nötigen technischen Grundfertigkeiten vermitteln. Dieses Skriptum dient als Anleitung, aber auch der Vermittlung des nötigen Hintergrundwissens und versucht die Bewältigung der typischen Schwierigkeiten der ersten Punktionsversuche zu erleichtern. Wie jede invasive Maßnahme ist auch der periphervenöse Zugang (im weiteren PVZ genannt) mit Komplikationen behaftet, die es zu vermeiden gilt. Als Gefäßzugang dienen teflonbeschichtete, flexible Kunststoffkanülen mit Punktionsmandrin, die es in peripheren Venen zu platzieren gilt. Beim Erwachsenen bieten sich hier vor allem die Venen des Handrückens und des Unterarmes an, bei Kindern zusätzlich Venen der Kopfhaut und des Fußrückens. Die Nutzung von Venen der unteren Extremität sollte bei Erwachsenen vermieden werden, da nach derzeitigem Wissensstand mit einer erhöhten Komplikationsrate zu rechnen ist [1]. In seltenen Fällen ist auch die Punktion der Vena jugularis externa indiziert, die trotz einiger Besonderheiten ebenfalls den peripheren Venen zugerechnet werden muss. Über die Vena jugularis externa kann man schnell einen besonders herznah gelegenen peripher venösen Zugang schaffen. Das hat vor allem im Rahmen von Notfallsituationen große Vorteile, da die applizierten Medikamente so zügig im gesamten Kreislauf verteilt werden können. Im Rahmen der Empfehlungen für die Reanimation wird die Schaffung eines intravenösen Zugangsweges als Klasse I Maßnahme angesehen. Insgesamt ist das Legen eines intravenösen Zugangs die am häufigsten angewandte invasive Technik in der präklinischen Versorgung von Notfallpatienten. Er schafft zum einen die Möglichkeit eine Volumentherapie mit Infusionslösungen und zum anderen dient er als Standardzugang für die Applikation von Notfallmedikamenten.Für eine Venenpunktion oder Venenstämme der die Anlage einer Venenverweikanüle (i.v.-Zugang) werden die drei V. cephalica, V. mediana cubiti und der V. basilica sowie deren Verbindungsäste favorisiert. Auf der ulnaren Seite zieht die V. basilica nach proximal, während auf der radialen Seite die V. cephalica verläuft. Zwischen diesen beiden liegt, meist über mehrere Teilungsäste in Verbindung stehend, die V. mediana cubiti. Im Bereich der Ellenbeuge sollte primär auf eine Punktion verzichtet werden, da in dieser Region die Gefahr von Schädigung dort verlaufender Nervenstrukturen oder der Fehlpunktion der A. brachialis möglich ist. Aus den Ellenbeugenvenen sollte deswegen allenfalls Blut für Laborzwecke abgenommen werden. Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 2 von 11 IV-Zugang Im Bereich des Unterarms können nahezu alle oberflächlichen Venen relativ gefahrlos punktiert werden. Oft sind die Venen gut sichtbar, zumindest aber gut zu tasten, da die Haut dort meist dünn ist. Arterien und größere Nervenstrukturen sind hier tiefer gelegen und nicht so sehr durch Fehlpunktion gefährdet. Für eine Punktion eignen sich am besten Y-förmige Zusammenflüsse zweier Venen, da sie dort recht gut im Unterhautgewebe fixiert sind. Im Notfall gut erreichbar ist auch die V. jugularis externa, die sich durch eine gut sichtbare und palpable oberflächliche Lage auszeichnet. Eine leichte Kopftieflage sorgt für einen guten Füllungszustand, dies kann durch Luftanhalten und Pressen oder vorsichtige digitale Kompression supraklavikulär noch verstärkt werden. Die Punktionsstelle liegt an der Kreuzungsstelle über dem M. sternocleidomastoideus, hilfreich ist hier ein Anspannen der Haut kranial des Punktionsortes um ein Ausweichen des Gefäßes zu vermeiden. V. cephalica V. basilica V. mediana cubiti V. cephalica Venen des Handrückens Abb. 1: Venen des Unterarmes Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 3 von 11 IV-Zugang 2.Anatomie Allgemein muss gesagt werden, dass der Verlauf der Venen interindividuell stark variiert. Außer dem Venennetz des Handrückens verfügen die meisten Menschen an der oberen Extremität über zwei bis drei im Verlauf einigermaßen konstante Venen: Vena cephalica, Vena basilica und häufig eine Vena mediana cubiti. Die Vena cephalica verläuft radial/lateral, während die Vena basilica ulnar/medial zu finden ist (siehe Abb.1). Häufig verbindet die Vena mediana cubiti beide in der Nähe der Ellenbeuge. Besondere Beachtung verlangt hierbei die nahe anatomische Beziehung von Vena basilica, Arteria brachialis und mehrerer Nerven. Die Arteria brachialis befindet sich unmittelbar medial der Vene, nur minimal tiefer gelegen. Die Nerven verlaufen ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft, so dass besondere Vorsicht geboten ist und insbesondere ein Durchstechen der Vene vermieden werden muss. Von diesen drei relativ konstanten Venen abgesehen, bietet sich eine mehr oder minder große Zahl weiterer punktierbarer Venen. Zu erkennen sind sie als oberflächlich gelegene, schlaff gefüllte Gefäße, die häufig einen bläulichen Schimmer zeigen. Sie führen das Blut zum Herzen zurück und nehmen daher an Volumen zu, wenn man den Blutrückstrom zum Herzen unterbindet. Um sie von Arterien abzugrenzen, hilft zum einen die Palpation des Gefäßes – Venen sind schlaffer und verfügen über keinen tastbaren Puls – zum anderen die anatomische Kenntnis der Arterienverläufe, die weit weniger variieren als die der Venen. Die Vena jugularis externa verläuft oberflächlich am Hals, in etwa in einer Linie vom Kieferwinkel über den M. sternocleidomastoideus hinweg auf die Mitte der Clavicula zu. Der Füllungszustand lässt sich durch Kopftieflage, sanften Fingerdruck knapp oberhalb der Clavicula und/oder konstantes Summen des Patienten verbessern. Es sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt, dass die Punktion der V. jugularis externa besonderen Indikationen vorbehalten bleiben sollte und keinesfalls einen standardmäßigen Punktionsort darstellt. Bei kleinen Kindern eignen sich die Skalpvenen ebenfalls sehr gut für einen PVZ. Zur besseren Darstellung kann ein einfacher Gummiring, oder ein Stauband um die Stirn gelegt verwendet werden. Wichtig ist hierbei die Feststellung der Blutflussrichtung mittels Fingerdruck auf die Vene (das Blut wird sich an einer Seite vor dem Finger stauen und auf der anderen ablaufen), denn wie bei allen anderen Punktionsorten auch, wird mit dem Blutstrom kanüliert. Die periphervenöse Venenverweilkathetern Punktion wird mit (Teflon-beschichtete Kunststoffverweilkanülen mit Punktionsmandrin), die in unterschiedlichen Größen vorhanden sind, vorgenommen. Venenpunktionen in oder in der Peripher-venöse Zugänge . . . Größe Farbkennzeichnung max. Fluss (ml/min) 26 G lila 10 24 G gelb 24 Nähe von Gelenken sollten generell vermieden 22 G blau 36 werden, als 20 G rosa 62 unangenehm oder behindernd empfinden, die 18 G grün 105 Komplikationsrate zudem auch erhöht ist. Sofern 16 G grau 234 möglich sollte bei die Venenverweilkanüle an der 14 G orange 330 13 G rot 500 da dies die Patienten eher nicht-dominanten Seite angelegt werden (Frage nach Rechts- bzw. Linkshänder vor der Punktion). Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 4 von 11 IV-Zugang 3.Vorbereitung der Punktion Um einen PVZ zu legen, gilt es zunächst einige Vorbereitungen zu treffen. Dazu gehört die Aufklärung des Patienten über das geplante Vorgehen genauso wie hygienische Maßnahmen. Maßnahmen im Rahmen der Hygiene sind die hygienische Händedesinfektion [1], das Tragen von Schutzhandschuhen und die Vorbereitung der Materialen an einem sauberen Ort. Das Tragen von sterilen Handschuhen, Kitteln, OpHauben, oder aber die Abdeckung der Punktionsstelle mittels sterilen Lochtuches bietet keinen Vorteil und wird daher nicht empfohlen [2]. Die benötigten Materialien finden sich in Tab.1. häufig Über dieses Material hinaus werden weitere Auswahl (→Tab.2). vom Da Materialien weiteren ein verwendet, Vorgehen Zugang ohne deren abhängt Tab.1- Material für den PVZ o o o o o o o o Schutzhandschuhe Antiseptikum Zellstofftupfer Stauband Venenverweilkanülen Fixierpflaster mit steriler Auflage NaCl 0,9% in 10 ml Spritze Abwurfbox Tab.2 – Weitere häufig benötigte Materialen o o o o o Infusion Infusionsbesteck Kunstoffmandrin Blutentnahmeröhrchen BZ-Stix weitere Maßnahmen bereits wenige Minuten nach der Anlage durch eine Verlegung mit einem Blutkoagel verstopft würde, muss man dem Verschluss entgegenwirken. Durch welche Maßnahmen dies geschieht, hängt ganz vom weiteren Vorgehen ab. Erhält der Patient über den PVZ unmittelbar eine Infusion, so verhindert diese durch den kontinuierlichen Flüssigkeitsfluss die Gerinnung und Thrombenbildung am intravasalen Ende des Katheters. Die Infusion hält den Katheter offen. Benötigt der Patient hingegen akut keine Infusion, so gibt es zwei Möglichkeiten den Katheter offen zu halten: Zum einen der Verschluss mit einem einfachen Schraubverschluss (findet sich im Lieferumfang an der Sichtkammer der Venenverweilkanüle), zum anderen das Einführen eines Kunststoffmandrins, der passende zur Größe des PVZs gewählt werden muss. Entscheidet man sich für den einfachen Schraubverschluss, so muss der Zugang zunächst mit einigen Millilitern NaCl gespült werden um Blutreste aus dem Katheterlumen zu entfernen. Entsprechend dem weiteren Vorgehen müssen daher geeignete Materialen aus Tabelle 2 bereitgelegt werden. Da Blutentnahme und Blutzuckermessung nicht selten mit der Anlage eines PVZ kombiniert werden, sollten die dafür benötigten Materialien ggf. ebenfalls zurechtgelegt werden. Für das Legen eines Zugangs werden benötigt: Stauschlauch oder Blutdruckmanschette Handschuhe Desinfektionsmittel Tupfer (unsteril) Venenverweilkanüle Fixierpflaster mit sterile Auflage Abwurfbox Ggf. NaCl 0,9% in 10 ml Spritze Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 5 von 11 IV-Zugang 4.Praktische Durchführung Durchführung der Venenpunktion Handschuhe anziehen (Eigenschutz!) geeignete Vene suchen Stauen (Staubinde oder Blutdruckmanschette auf ca. 40-80 mmHg) Einsprühen mit Desinfektionsspray Einwirkzeit beachten Rest mit sterilem Tupfer abwischen Vene durch Zug an der Haut spannen Vene punktieren wenn Blut zurückfließt, weitere 2-5 mm vorschieben Stahlkanüle zurückziehen und Kunststoffkanüle vorschieben. Zugang fixieren (spezielle Kanülenpflaster und zusätzliche Fixierung einer Schlaufe im zuführenden Infusionssystem) Infusion anschließen (Blutzuckertest) Die erste Maßnahme bei der Anlage eines PVZs ist das Gespräch mit dem Patienten. Das absolute Mindestmaß besteht darin, sich vorzustellen und anschließend das Vorhaben und den Grund für die Anlage des Zugangs verständlich zu erklären. Es folgt die hygienische Händedesinfektion und die Anlage von Schutzhandschuhen. Das Material sollte bereits zurechtgelegt sein. Eine Möglichkeit dazu ist die Lagerung in einer sauberen Nierenschale, jeder andere saubere Ort ist aber letztlich genauso geeignet. Im nächsten Schritt wird die Punktionsstelle gewählt. Beim Erwachsenen sollte die erste Wahl auf die Venen des Handrückens fallen. Falls die Punktion dort nicht möglich ist, werden weiter proximal gelegene Venen gewählt. Dabei sind Venen im Bereich von Gelenken nicht geeignet, da der Plastikkatheter bei jeder Bewegung abknicken, und sein Lumen somit verlegt werden würde. Darüber hinaus wäre der Patient in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Sind beide Arme gesund erfolgt die Punktion an der nicht-dominanten Extremität. Nicht zuletzt müssen auch besondere Lagerungen bei OPs oder schlechte Vorraussetzungen (nur ein Arm zugänglich, schlechte Venenverhältnisse) bei der Wahl der Punktionsstelle berücksichtigt werden. Bei Kindern erfolgt die Wahl wie bei Erwachsenen, allerdings ist zusätzlich die Punktion der unteren Extremität und der Skalpvenen möglich. Es gibt eine Reihe von Vorerkrankungen wie zum Beispiel ein Zustand nach Schlaganfall mit paretischem Arm, oder die dialysepflichtige Niereninsuffizienz mit „Shunt-arm“. Hier muss man stets versuchen, den gesunden Arm zu punktieren. Zur Punktion werden die Venen gestaut und palpiert, um Verlauf und Position festzustellen. Die Stauung erfolgt mittels Stauband, oder mit einer Blutdruckmanschette, die bis maximal knapp oberhalb des diastolischen Blutdruckes gefüllt sein sollte. Es folgt die Desinfektion mittels Antiseptikum. Die Punktionsstelle kann anschließend, insbesondere bei Verschmutzung, mithilfe eines Zellstofftupfers abgewischt werden. Da dieser jedoch unsteril ist, muss dann erneut mit einem Antiseptikum behandelt werden. Nach Beachtung der Einwirkzeit (i.d.R. 15-30 sec) erfolgt die Punktion, nicht ohne den Patienten auf den Stich hinzuweisen. Bei der Punktion gibt es zwei verschiedene Techniken: Die direkte und die indirekte. Bei der direkten Punktion wird die Haut unmittelbar über der Vene in einem Winkel von 5-30° punktiert und die Venenwand durchstoßen. Anschließend wird der Zugang weitere 5 mm parallel zur Hautoberfläche und in Verlaufsrichtung der Vene vorgeschoben. Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 6 von 11 IV-Zugang Bei der indirekten Punktion punktiert man ein bis zwei Zentimeter von der Vene entfernt und schiebt den Katheter anschließend ebenfalls parallel zur Hautoberfläche durch die Subcutis auf die Vene zu, um diese dann anzustechen. Ist die Katheterspitze im Gefäßlumen (erkennbar am Rücklauf des Blutes in die Sichtkammer), schiebt man die Verweilkanüle auch hier einige Millimeter in Verlaufsrichtung der Vene vor. Vorteile der indirekten Methode werden von einigen Autoren in einer herabgesetzten Infektionsgefahr einerseits, einer geringeren Wahrscheinlichkeit die Vene komplett zu durchstechen andererseits gesehen [3]. Durch die subcutane Tunnelung haben pathogene Keime eine weitere Strecke bis in das Gefäßlumen zurückzulegen und können hier durch die körpereigene Abwehr eliminiert werden. Unabhängig davon welche Technik man wählt, sollte unbedingt mit der nichtdominanten Hand des Punkteurs die Haut über der Punktionsstelle gespannt werden. Das fixiert die Vene in Ihrer Position. Besonders bei älteren Patienten mit weniger straffem Bindegewebe kann diese Maßnahme eine entscheidende Rolle spielen. Noch besser fixiert sind Venen im Bereich von Gefäßgabelungen. Es bietet sich an, solche Y-förmigen Gabelungen zwischen den beiden Schenkeln des „Ypsilons“ zu punktieren. Nach erfolgreicher Punktion der Vene (erkennbar am Rückfluß von Blut in die Füllkammer), wird in einem weiteren Schritt der Kunststoffschlauch der Venenverweilkanüle in Blutflußrichtung vorgeschoben, bis der flexible Teil des Kunstoffkatheters komplett in der Vene liegt. Dieser Vorgang muss auf jeden Fall ohne Widerstand durchführbar sein. Konstanter Widerstand beim Vorschieben spricht für eine paravasale Lage des Katheters, also eine Lage außerhalb der Vene. Plötzlicher stärkerer Widerstand kann durch Venenklappen verursacht sein (s.u.). Beim Herausziehen des Stahlmandrins ist unbedingt zu beachten, dass dieser keinesfalls ganz aus dem Kunststoffkatheter gezogen werden sollte (es würde Blut austreten). Noch wichtiger ist allerdings den einmal zurückgezogenen Mandrin nicht wieder vorzuschieben – auch kein kleines Stück! Geschieht dieses doch, so führt es nicht selten zu einer Perforation des Kunststoffkatheters oder im schlimmsten Falle zum Abscheren der Katheterspitze mit Verschleppung der Spitze durch den Körper und nachfolgender Embolie. Da die Stauung der Venen nicht weiter benötigt wird, sollte sie an dieser Stelle beendet werden. Verbleibt der Stau länger als nötig, wird das für den Patienten schnell unangenehm. Bevor der Zugang mit einer Infusion versehen oder abgestöpselt wird, erfolgt die Fixierung. Zur Fixierung gibt es viele verschiedene Pflastersysteme, mit denen man sich vertraut machen sollte. Es gibt Pflaster mit und ohne Sichtfenster. Zum Teil erfolgt auch die Fixierung mittels Verbandpäckchen. Hier wird das im Uniklinikum benutze Pflastersystem mit Sichtfenster beschrieben. An diesem Pflaster haften zwei schmale Pflasterstreifen, die parallel zum Zugang über die Flügel geklebt werden. So fixiert, erfolgt der Anschluss der Infusion. Dazu drückt an mit zwei Fingern der nicht-dominanten Hand auf das intravasale Katheterende, um Blutausstrom zu verhindern. Ist das geschehen, wird der Stahlmandrin herausgezogen und entweder direkt in ein durchstichsicheren Container abgeworfen, oder aber bei Bedarf vorher aus dem Blutstropfen der Sichtkammer ein Blutzuckertest veranlasst. Auf den PVZ wird der Anschluss des entlüfteten Infusionsbesteckes geschraubt und der Druck auf die Katheterspitze gelöst. Die Infusion wird über Körperniveau gehalten und frei laufen gelassen. Dabei muss die Infusion ungehindert in die Vene einlaufen können. Ist das der Fall, führt man die Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 7 von 11 IV-Zugang Rücklaufprobe durch. Dazu hält man die offene Infusion deutlich unter Herzniveau des Patienten und beobachtet den Schlauch nahe des PVZ. Bei korrekter Lage läuft Blut zurück. Ist auch dies der Fall, wird die richtige Tropfgeschwindigkeit eingestellt und die Infusion aufgehängt. Der Patient sollte darüber hinaus nach Schmerzen oder Brennen im Bereich der Punktionsstelle befragt werden, während der Punkteur an der Punktionsstelle auf zunehmende Schwellung achtet. Ohne Brennen, Schmerz oder Schwellung kann dann von einer intravasalen Lage ausgegangen werden. Es erfolgt die sterile Abdeckung mit dem zweiten Teil des Pflastersystems. Hierzu wird die undurchsichtige Schutzfolie abgezogen und das Pflaster, während man es am verstärkten Rahmen hält, mit dem Sichtfenster auf die Punktionsstelle geklebt (Abb.), womit die Anlage des PVZs abgeschlossen ist. 5.Komplikationen und Besonderheiten Die häufigste Komplikation bei der Schaffung eines venösen Zugangs ist das Durchstechen des punktierten Gefäßes. Es kommt entweder sofort nach der fehlerhaften Punktion zur Ausbildung eines Hämatoms oder ein schmerzhaftes Anschwellen im Bereich der Punktionsstelle deutet auf eine paravasale Infiltration hin. Eine arterielle Fehlpunktion kommt am häufigsten (neben der Leistenbeuge) in der Ellenbeuge durch Verletzung der A. brachialis vor. Eine Applikation von Medikamenten ist auf jeden Fall zu vermeiden, da eine intraarterielle Injektion einen massiven Vasospasmus mit Hypoperfusion bis hin zur Nekrose hervorrufen kann. Der Verlust der Extremität ist im Extremfall die Folge. Bestehen Zweifel an der korrekten Punktionsstelle, so sollte jegliche Injektion unterbleiben und an einem anderen Ort erneut punktiert werden. Als weitere Komplikationen können auch versehentliche Punktionen von Nerven mit ausstrahlenden oder einschießenden Schmerzen, sowie plötzlichen Kribbel- oder Taubheitsgefühl (Dysästhesien) in der punktierten Extremität auftreten. Trotz richtiger Technik und sorgfältiger hygienischer Arbeitsweise kann es zu durch die Punktion und bei entsprechender Liegedauer zu Venenwandreizungen kommen, welche in der Folge zu Thrombophlebitiden führen können. Streng aseptische Punktionsweise, sowie eine sorgfältige Pflege der Punktionsstelle im Verlauf helfen dem vorzubeugen. Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 8 von 11 IV-Zugang Literatur 1. Komission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-KochInstitut. Prävention Gefäßkatheterassoziierter Infektionen. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 2002; 45: 907-924. 2. Marino PL, Taeger K. Der intravasale Verweilkatheter. In: das ICU buch, München: Elsevier; 2002. S.55-67 3. Lackner CK, Madler C. Gefäßzugänge. In: Madler C, Jauch KW, Werdan K, Siegrst J, Panjonk FG. Das NAW-Buch. München: Elsevier; 2005. S.276-287 4. Dörner K, Deufel T, Dörner R. Allgemeine klinische Chemie. In: Dörner K. Klinische Chemie und Hämatologie. Stuttgart: Thieme; 2003. S.1-85 Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 9 von 11 IV-Zugang IV-Zugang erforderliches Material Schutzhandschuhe Antiseptikum Zellstofftupfer Stauband Venenverweilkanülen Fixierpflaster mit steriler Auflage Abwurfbox NaCl 0,9% in 10 ml Spritze Außerdem sinnvolles Material: Vorbereitete Infusion mit Infusionsbesteck Kunstoffmandrin Blutentnahmeröhrchen BZ-Stix Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 10 von 11 IV-Zugang IV-Zugang Checkliste praktische Durchführung Patienten aufklären Hygienische Händedesinfektion Unsterile Handschuhe anziehen Stauen (richtige Positionierung des Armes, Schwerkraft Blut) Vene aufsuchen (Inspektion/Palpation) Einsprühen mit Desinfektionsmittel Abwischen (korrektes Vorgehen) Einsprühen mit Desinfektionsmittel Einwirkzeit beachten (30 sec) Spannung der Vene durch Zug „nach distal“ Punktion (im richtigen Winkel zur Haut, von distal nach proximal) Punktion erfolgreich? Vorschieben des IV-Zugangs nach Blutaspiration Stahlkanüle zurück, Kunststoff vor Lösung des Venenstaus Fixierung mit Pflaster Anschluss einer Infusion oder Verschluss des IV-Zugang Skript IV-Zugang Überarbeitet 2011-0427.doc Version 1.1 Seite 11 von 11