Jetzt geht es an die Mitralklappe

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Katheterverfahren für Herzklappenpatienten
Jetzt geht es an die Mitralklappe
Kathetertherapien an der Mitralklappe: Neben dem MitraClip (Bild) stehen jetzt auch die
direkte Anuloplastie und in Zukunft womöglich der komplette Mitralklappenersatz als
katheterbasierte Behandlungen zur Verfügung.
Quelle: BVMed
28.09.2015 In Deutschland werden mittlerweile mehr Aortenklappen per
Katheter eingesetzt als in offener Chirurgie. Zwei neue Verfahren für
katheterbasierte Mitralklappeneingriffe könnten dafür sorgen, dass auch diese
schwieriger erreichbare Klappe für Herzkatheter besser zugänglich wird. von
Philipp Grätzel von Grätz
Die Mitralklappe befindet sich zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer und ist
dort stärksten mechanischen Belastungen ausgesetzt. Anders als bei der Aortenklappe,
die am Abgang der Brustaorta liegt, ist es bei Verengungen der Mitralklappe deutlich
schwieriger, eine Katheterklappe einzusetzen: Denn weder oberhalb noch unterhalb der
Mitralklappe gibt es ein Blutgefäß, das den Stent, der die Katheterklappen trägt,
stützen könnte.
Auch ist die Mitralklappe per Katheter schwer zu erreichen, und sie bewegt sich durch
den Herzschlag deutlich mehr als die Aortenklappe. Ein weiterer Unterschied zur
Aortenklappe besteht darin, dass die häufigste Klappenerkrankung nicht die
Verengung der Klappe, eine sogenannte Mitralstenose, sondern im Gegenteil eine
Erweiterung der Klappe ist. Diese führt dazu, dass das Blut in den linken Vorhof
zurückströmt. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Mitralinsuffizienz.
Direkte Anuloplastie: Klappe dicht ohne Clip
Aus all diesen
Gründen tun sich
Kardiologen mit
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Katheterverfahren zur Behandlung von Patienten mit Mitralklappenerkrankungen
ungleich schwerer als bei Aortenklappenerkrankungen. Was es gibt, ist das
katheterbasierte Mitralklappen-Clipping, bei dem die beiden Klappensegel
gewissermaßen zusammengetackert werden. Dadurch verringert sich eine
Mitralinsuffizienz. Die Behandlung ist aber nicht für alle Patienten geeignet.
Bei dem Herzklappenkongress PCR London Valves, der in diesem Jahr ausnahmsweise
in Berlin stattfand, stellte Professor Karl-Heinz Kuck von der Asklepios-Klinik St. Georg
in Hamburg eine klinische Studie zu einem neuen Katheterverfahren zur Behandlung
von Patienten mit Mitralinsuffizienz vor. Bei dieser „direkten Anuloplastie“ führt der
Kardiologe einen Katheter über die Beckenvene ins rechte Herz, durchsticht dann die
Vorhofscheidewand und platziert am Übergang von linkem Vorhof zu linker
Herzkammer ein ringförmiges Implantat, das die Mitralklappe rafft und dadurch
abdichtet.
An der von Kuck vorgestellten Studie nahmen 45 Patienten teil. Zum Einsatz kam das
Cardioband-System des israelischen Herstellers Valtech Cardio. Auch andere
Unternehmen arbeiten an Implantaten für die direkte Anuloplastie. Kuck und seine
Kollegen konnten zeigen, dass sich der Durchmesser des Mitralklappenrings durch das
Implantat im Mittel von 36 auf 29 Millimeter verringerte. Dies ging einher mit einer noch
während der Prozedur nachweisbaren Verringerung des Rückflusses des Bluts bei 43
von 45 Patienten.
Klinisch profitierten die Patienten davon massiv: Lebensqualität, Luftnot und das
Abschneiden bei Belastungstests verbesserten sich jeweils statistisch signifikant. Diese
klinische Verbesserung war nicht nur nach dem Eingriff, sondern auch nach sechs und
zwölf Monaten eindeutig nachweisbar. Noch während des Berliner Kongresses wurde
bekannt, dass das Cardioband-Implantat auf Basis der von Kuck präsentierten Daten
die europäische CE-Zulassung erhalten hat.
Kompletter Mitralklappenersatz: Kommt eine FDA-Zulassung?
Ein weiteres Katheterverfahren für
Patienten mit Erkrankungen der
Mitralklappe sorgte beim PCR
London Valves Kongress ebenfalls
für große Aufmerksamkeit. Dabei
ging es nicht um eine Raffung der
undichten Klappe, sondern um den
Einbau einer komplett neuen
Mitralklappe bei Patienten mit einer
(vergleichsweise seltenen)
Mitralstenose. Professor Mayra
Guerrero von der NorthShore
University in Chicago berichtete
über erste Erfahrungen im Rahmen
des „TMVR in MAC“-Registers bei
In einer Studie in den USA soll untersucht werden,
insgesamt 64 Patienten in elf
ob die Mitralklappe künstlich ersetzt werden kann.
Ländern.
Dabei kommt eine Herzklappe zum Einsatz, die für
den Aortenklappenersatz konzipiert wurde.
Die Studienteilnehmer waren
Quelle: BVMed
Patienten mit einer ringförmigen
Mitralklappenverkalkung (MAC), die
schwere Symptome durch eine
Mitralstenose hatten, aber nicht operiert werden konnten. Für den Kathetereingriff
wurden unterschiedliche Zugangswege gewählt, etwa über die Beckenvene und die
Herzscheidewand, oder auch ein direkter, sogenannter „transapikaler“ Zugang durch
den Brustkorb ins linke Herz.
Für einen Eingriff dieser Komplexität und Risikokategorie seien die Ergebnisse relativ
gut gewesen, betonte Guerrero. Bei immerhin drei von vier Patienten war der Eingriff
technisch erfolgreich. Es gab allerdings einige Komplikationen: Einer von sechs
Patienten benötigte eine zweite Klappe, und es kam auch wiederholt zu Verlegungen
des linken Herzens. Drei von zehn Patienten starben in den ersten 30 Tagen nach dem
Eingriff.
Die anderen Patienten profitierten erheblich. Vor dem Eingriff hatten mehr als neun von
zehn Patienten schwere Luftnot. Danach waren es weniger als zwei von zehn. Mit
medikamentösen Therapien ist so ein Ergebnis bei diesen Patienten nicht zu erreichen.
Die US-Zulassungsbehörde FDA hat deswegen ihre Zustimmung zu einer auf die
Zulassung des Katheterverfahrens zielenden Studie mit weiteren 30 Patienten an sechs
Zentren in den USA erteilt. Die Genehmigung erfolgte auf Basis einer Investigational
Device Exemption (IDE). Zum Einsatz kommt die für Aortenklappeneingriffe
zugelassene Herzklappe Sapien XT von Edwards.
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