Himmelserscheinungen im Juni: Der Messier

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Himmelserscheinungen im Juni: Der Messier-Katalog – Spielwiese für Amateurastronomen - NZZ Wissenschaft
Himmelserscheinungen im Juni
Der Messier-Katalog – Spielwiese für
Amateurastronomen
Vor gut 250 Jahren begann der Astronom Charles Messier,
aussergewöhnliche Himmelsobjekte zu katalogisieren. Heute ist sein Katalog
vor allem für Amateurastronomen interessant.
Von Felicitas Mokler
Im Juni verlassen bald nach Einbruch der Nacht langsam die Frühlingssternbilder die Himmelssphäre: Im Westen neigt sich der Krebs mit Praesepe
gen Horizont, dann folgt der Löwe. Auf der Ekliptik in weiter südlicher
Richtung begegnen wir der Jungfrau mit der hellen Spika. Höher zum Zenit
hin stehen das «Haar der Berenike» sowie Bootes mit dem Hauptstern
Arkturus. Der Grosse Bär versucht dem Bärenhüter bereits nach Nordwesten
zu entkommen. Hoch im Südosten finden wir Herkules mit zwei sehenswerten Kugelsternhaufen. Unterhalb davon erstreckt sich die weitläufige
Konstellation des Schlangenträgers. Im Osten zieht bereits das Sommerdreieck herauf: Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler
bieten in den warmen Nächten eine gute Orientierungshilfe am Himmel.
Eine ganze Reihe für den Amateurastronomen interessanter Himmelsobjekte
finden wir im Messier-Katalog aufgelistet. Er geht zurück auf die
Aufzeichnungen des französischen Astronomen Charles Messier (1730–1817).
Eigentlich hatte dieser es auf Kometen abgesehen. Noch während des 18.
Jahrhunderts lag die Jagd nach neuen Schweifsternen unter ProfiAstronomen im Trend. Denn gelang einem eine Neuentdeckung oder sagte
man die Wiederkehr eines bereits bekannten Kometen korrekt vorher, konnte
man sich des Ruhmes praktisch sicher sein. So suchte auch Messier den
Himmel ab. Dabei hielt er Ausschau nach schwachen, diffusen Lichtfleckchen,
die sich relativ zum Fixsternhintergrund merklich bewegten.
Als er im Jahr 1758 nach dem von seinem britischen Kollegen Edmond Halley
vorhergesagten Kometen fahndete, stiess er im Sternbild Stier auf ein blasses
Nebelchen, dessen Position sich jedoch nicht im Lauf der Zeit veränderte. Es
sollte die erste einer ganzen Reihe solcher Erscheinungen sein, die der
Sternenforscher in seine Liste aufnahm. Bei diesem Eintrag, M1, handelt es
sich um den Krebsnebel, einen Supernova-Überrest einer Sternexplosion aus
dem Jahr 1054. Messier selbst hat 40 unterschiedliche Nebelchen entdeckt,
deren Position und Erscheinungsbild er gewissenhaft aufzeichnete. So wollte
er einer Fehlinterpretation bei der künftigen Kometensuche vorbeugen.
Schliesslich fügte er gemeinsam mit seinem Kollegen Pierre Méchain weitere
Objekte hinzu.
Insgesamt umfasst der Messier-Katalog 110 Objekte unterschiedlicher
astrophysikalischer Natur. Einige davon sind bereits unter sehr guten
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Sichtbedingungen mit blossem Auge, die meisten aber mit einem Fernglas zu
erkennen. Darunter befinden sich Supernova-Überreste wie M1, planetarische
Nebel (Gashüllen, die ein Stern am Ende seines Lebens abgestossen hat),
Galaxien sowie offene und Kugelsternhaufen.
Der Sommerhimmel ist reichlich gespickt mit leicht auffindbaren Objekten
dieser Liste. Im Sternbild Herkules etwa treffen wir gleich auf zwei
Kugelsternhaufen, nämlich M13 und M92. Beide sind sich recht ähnlich, M13
jedoch ist wohl der prächtigste seiner Art überhaupt. Im Feldstecher erscheint
er als perfekt sphärischer Tupfer, dessen Helligkeit vom Zentrum nach aussen
hin homogen abnimmt. In einem Teleskop lassen sich in den äusseren
Regionen die Sterne einzeln auflösen, weiter innen stehen sie aber zu dicht
dafür.
Nehmen wir Kugelsternhaufen ins Visier, blicken wir aus der Scheibenebene
unserer Galaxis hinaus in ihren Halo. Diese Sternansammlungen können
einige hunderttausend Mitglieder und mehr umfassen, die alle in einem
Schwung entstanden und bereits viele Milliarden Jahre alt sind. So blieb
genug Zeit, dass sich innerhalb eines solchen Systems ein Gleichgewicht
einstellen konnte: Die einzelnen Sterne pendeln um den gemeinsamen
Massenschwerpunkt, kinetische Energie und Gravitation halten sich hier die
Waage. In ihrer sphärischen Struktur mit zunehmender Dichte zum Zentrum
hin offenbart sich in Kugelsternhaufen auf ästhetische Weise die Natur der
Schwerkraft. Die Sternsysteme ihrerseits bewegen sich auf weiten Bahnen
durch den Halo der Milchstrasse um das galaktische Zentrum. M13 besitzt
rund 300 000 Mitglieder und ist 22 000 Lichtjahre entfernt. Sein Alter wird
auf 12 Milliarden Jahre geschätzt.
Mittlerweile sind ambitionierte Amateurastronomen häufig mit besserem
Beobachtungsinstrument ausgestaltet als einst Messier. Bisweilen liefern sie
sich gar einen Wettbewerb darum, wer in einer Nacht die meisten Objekte des
Messier-Katalogs auffindet.
► Lauf der Planeten: Unser Nachbarplanet Venus ist bereits kurz nach
Sonnenuntergang am westlichen Himmel zu sehen. Bis kurz vor Monatsende
geht er nicht vor Mitternacht unter. Ebenfalls recht weit im Westen finden wir
Jupiter, der allerdings nicht so hell erstrahlt wie Venus. Der Ringplanet
Saturn lässt sich während der gesamten Nacht beobachten. Uranus im
Sternbild Fische taucht Ende Juni in der Morgendämmerung im Osten auf.
Neptun steigt im Wassermann ebenfalls gegen Morgen über den Horizont, ist
aber sehr lichtschwach und auch mit Hilfsmitteln nur schwer zu beobachten.
► Lauf des Mondes: Am 2. Juni steht der Vollmond im Tierkreisbild
Skorpion. Der abnehmende Halbmond passiert am 9. 6. den Wassermann
direkt neben Neptun. Zu Neumond am 16. des Monats befindet sich der
Erdtrabant im Stier, der wieder zunehmende Halbmond tritt am 24. 6. in das
Sternbild Jungfrau ein.
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