miss DER ERNÄHRUNGSTREND "PEGANISMUS" IM CHECK ZWISCHEN VEGAN & PALEO Nach dem veganen Ernährungstrend und der Paleo-Diät, erobert nun der "Peganismus" unsere Küchen. Als Kombination aus veganer und paleolastiger Ernährung soll Peganismus die Vorzüge beider Strömungen vereinen. Wir haben bei Ernährungsexpertin Julia Pabst nachgefragt, was dieses Ernährungskonzept wirklich kann. • Bild: Shutterstock Peganismus ist eine Kombination aus veganer Ernährung und der Paleo-Diät – es werden also hauptsächlich Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index, Obst und Gemüse gegessen. Zucker, raffinierte Kohlenhydrate, tierische Milchprodukte und Gluten sind verboten. Was halten Sie von dieser äußerst eingeschränkten Ernährungsweise? Julia Pabst: Die Paleo-Ernährung schränkt die Lebensmittelauswahl stark ein, die vegane Ernährung ebenso. Die Kombination dieser beiden Extrem-Ernährungsformen lässt kaum mehr Auswahl am Speisezettel. Das kann bei den meisten Menschen nicht lange gut gehen, schließlich strebt der Mensch nach Abwechslung und Freiheit beim Essen. Stichwort "Diät": Eignet sich die Methode zum Abnehmen? Julia Pabst: Auf den ersten Blick wirkt diese Methode quasi wie zum Abnehmen gemacht, schließlich landen keine Dickmacher auf dem Teller. Auf Dauer ist diese Ernährungsform aber kaum durchhaltbar, denn das soziale Leben ist wahnsinnig eingeschränkt. Essen mit Freunden oder Essen im Restaurant ist quasi unmöglich. Aus meiner Beratungserfahrung mit Menschen die Abnehmen möchten kenne ich genau diese Hürden am Weg zum Wohlfühlgewicht. Auf Dauer macht immer nur eine langfristige Ernährungsumstellung schlank. Und das gewählte Essensmodell muss zur Person und zum Leben passen. Die Ernährung sollte beim Peganismus zu 65 Prozent aus Obst und Gemüse bestehen. Dabei lautet die Formel: Je dunkler, desto besser. Was steckt hinter dieser Formel? Julia Pabst: Dunkle Obst und Gemüsesorten sind voll mit gesunden Farbstoffen, sogenannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Diese wirken als Antioxidantien, unterstützen unser Immunsystem und halten unsere Zellen jung. Dunkelgrünes Gemüse enthält beispielsweise den grünen Farbstoff Chlorophyll, Heidelbeeren und Brombeeren enthalten dunkelrote und -blaue Anthocyane. Grundsätzlich kommt beim Peganismus kein Fleisch auf den Teller. Was sind die Gefahren/Vorteile einer fleischreduzierten Ernährung? Julia Pabst: Fleisch ist eine gute Eiweißquelle für unsere Muskeln, liefert Zink fürs Immunsystem und Eisen für den Energiehaushalt. Wer wenig Fleisch isst, könnte von diesen Nährstoffen zu wenig erwischen. Bei einer vegetarischen Ernährungsweise kommen als Alternative zu Fleisch Eier und Milchprodukte auf den Tisch. Hier ist eine ausgewogene Nährstoffzufuhr problemlos möglich. Vegane Ernährung kann bei sehr überlegter Lebensmittelauswahl ebenfalls nährstoffdeckend sein, wenn man die Ergänzung mit Vitamin B12 berücksichtigt. Bei Peganismus aber fehlt auch noch Getreide als mögliche Quelle für Eiweiß, Zink und Eisen. Hier kann es auf Dauer nährstoffmäßig knapp werden. Wenn man im Rahmen einer peganen Ernährung zu Fleisch greift, dann sollten die Produkte von Weidentieren stammen. Stimmt es, dass dieses Fleisch eine höhere Fettqualität aufweist und daher gesünder ist? Julia Pabst: Ja das stimmt, Weidetiere fressen natürliches Futter und bewegen sich mehr. Das wirkt sich tatsächlich positiv auf die Fleisch- und Fettqualität aus. Glutenhaltige Produkte werden von Peganern abgelehnt. Wie schädlich ist Gluten wirklich und warum? Julia Pabst: Menschen mit Zöliakie dürfen keine Lebensmittel mit Gluten zu sich nehmen. Etwa 1 Prozent der Bevölkerung ist von einer Zöliakie betroffen. Für diese Menschen ist es tatsächlich schädlich Gluten zu essen, denn der Darm wird durch Gluten so gereizt, dass er kaum mehr Nährstoffe aufnehmen kann. 99 Prozent der Bevölkerung können Gluten aber problemlos verdauen. Hier ist das Weglassen von Getreideprodukten überhaupt nicht notwendig. Im Gegenteil: durch das Weglassen von Getreide können sogar Nährstoffe wie Ballaststoffe und B-Vitamine fehlen. Ich bin ein großer Fan von alternativen Getreidesorten, es muss also nicht immer Weizen sein, vor allem nicht die Weißmehl-Variante. Dinkel ist ein tolles Urgetreide, Brot aus Dinkel schmeckt hervorragend. Auch Nudeln werden mittlerweile aus Dinkel hergestellt. Quinoa und Hirse sind von Natur aus glutenfrei, sehr nährstoffreich und schmecken super. Auch Buchweizen und Polenta können als glutenfreie Alternative den Speiseplan bereichern. Aber das strikte Meiden von Gluten ohne Zöliakie-Diagnose ist nicht notwendig. Würden Sie als Ernährungswissenschaftlich eine pegane Ernährungsweise empfehlen? Julia Pabst: Eine pegane Ernährungsweise ist sehr extrem und auf Dauer kaum durchführbar und im Alltag lebbar. Sie ist sehr einseitig und ich kann mir kaum vorstellen, dass es nicht zu Nährstoffmängeln kommt. Außerdem schränkt eine solche Essensform das soziale Leben wahnsinnig stark ein – und das ist bei ganz vielen meiner resize-Klienten der Hauptgrund, warum sie eine frühere Diät nicht durchgehalten haben. Aus diesem Grund ist meine Herangehensweise in der Ernährungsberatung auch ganz anders, flexibler und individueller, mit dem Ziel ein dauerhaft passendes Ernährungskonzept zu finden.