Getreide aktuell Nummer 40, 5. Juli 2014 SGPV-FSPC Belpstrasse 26 - CH - 3007 Bern T +41 (0)31 381 72 03 - F +41 (0)31 381 72 04 [email protected] - www.sgpv.ch Periodische Publikation des Schweiz. Getreideproduzentenverbandes Ernährungssicherheit - Ein Blick in die Welt Ernährungssicherheit bedeutet den Zugang zu Lebensmitteln in ausreichender Menge und Qualität und ist ein Menschenrecht. Heute sind wir aber weit davon entfernt, dass alle Erdenbürger genug zu essen haben, denn jeder siebte geht jeden Abend hungrig oder mangelhaft ernährt ins Fritz Glauser, Präsident Bett. Dafür ist einerseits die knappe Weltproduktion verantwortlich und zweitens die ungleiche Verteilung. Rund 1.4 Milliarden Menschen müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Ernährungssicherheit und Grenzöffnung In einigen wirtschaftlich schwachen Ländern wurde mit der Öffnung der Grenzen die einheimische landwirtschaftliche Produktion durch günstige, subventionierte Importlebensmittel verdrängt. Somit verlor die ländliche Bevölkerung ihre Einkommensgrundlage. Diese Leute mit wenig Kaufkraft müssen sich bei offenen Grenzen mit den billigsten Produkten begnügen (führt zu einseitiger Ernährung) und haben häufig mit Mangelernährung und Hunger zu kämpfen. Für Netto-Importländer wie z. B. die Schweiz führt Freihandel zu einer Produktionsverminderung, wodurch der Importbedarf steigt. Dank der Kaufkraft können diese Länder jedoch von einem weltweiten Angebot profitieren. Die Bauern verlieren jedoch ihre Lebensgrundlage und jedes importierte Kilogramm fehlt anderswo. Ernährungssicherheit – der Beitrag der Schweiz Die Schweizer Bevölkerung wünscht einerseits, dass die Landwirtschaft unter Einhaltung hoher ökologischer Standards Lebensmittel produziert. Andererseits führen Marketing, Preisunterschiede und Zeitdruck beim Einkauf dazu, dass die Konsumenten diesen Anforderungen beim Einkauf wenig Beachtung schenken. Die Inlandproduktion muss folglich trotz strengen Richtlinien und teurem Kostenumfeld auf dem Preisniveau der Importe konkurrenzieren können. Dies ist nur möglich bei einem genügenden Grenzschutz! Freihandel bei Grundnahrungsmittel ist im globalen Kontext keine Lösung, da er das Recht auf Nahrung gefährdet. Wenn die Getreide- und Ölsaatenbranche weiterhin einen Beitrag zur Ernährungssicherheit in der Schweiz und indirekt auch anderswo leisten soll, so haben der Bund und die Verwaltung den Auftrag, bei der Verteidigung des Grenzschutzes dieser sensiblen Produkte jeglichen Spielraum zu nutzen, damit auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Inlandproduktion gewährleistet ist. Rund 1% der Bevölkerung ist von Zöliakie betroffen und muss deshalb auf alle glutenhaltigen Getreide wie Weizen, Roggen, Gerste, (Ur-) Dinkel, Grünkern, Emmer, Kamut, Einkorn und Triticale verzichten. Glutenfreie Getreidearten wie Hirse, Mais und Reis und Pseudogetreide wie Quinoa, Amarant und Buchweizen verursachen keine Beschwerden. Von einer nachgewiesenen Weizenallergie sind 0.1-0.5% der Bevölkerung betroffen. Hier lösen schon kleinste Mengen von Weizen zum Teil gefährliche Symptome wie Atemnot aus. Auslöser sind andere Inhaltsstoffe als Gluten. Weizenallergiker müssen nur Weizenprodukte vermeiden und können reine Dinkel- und Roggenprodukte geniessen. An einer nicht nachweisbaren Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS) scheinen rund 2-3% der Bevölkerung zu leiden. Ihre Verdauung verbessert sich, wenn sie glutenhaltige Produkte vermeiden. Weil keine Glutenunverträglichkeit nachgewiesen werden kann, ist sich die Forschung im Unklaren, ob wirklich Gluten oder eher ein anderer Stoff für diese Probleme verantwortlich ist. Ein Teil der Personen mit NCGS scheinen aber weniger Probleme mit der Verdauung von Dinkel zu haben. Obwohl sich schon verschiedene Studien mit der Verträglichkeit von Dinkel und Weizen befasst haben, konnte nicht bewiesen werden, ob und warum Dinkel besser verdaulich sein könnte. Für gesunde Personen hat Gluten keine negativen Auswirkungen, sondern ist hochwertiges, pflanzliches Protein. Weitere Informationen: Schweizerische Brotinformation SBI; www.schweizerbrot.ch Ernte 2014 und 2015: Informationen Richtpreise für die Ernte 2014 Nach zwei Jahren ohne Richtpreise konnte diese Situation an der letzten swiss granum-Sitzung erfreulicherweise behoben werden. So haben sich die Branchenpartner auf einen „Ernterichtpreis 2014“ geeinigt. Dieser Pierre-Yves Perrin, beträgt Fr. 52.-/dt für die Klasse Top, Fr. 50.-/dt für die Klasse I und Fr. 49.-/dt Geschäftsführer für die Klasse II. Diese Preise geben den Produzenten ein positives Signal und sind ein gutes Vorzeichen für die Vermarktung der Ernte 2014. Ernte 2015: Aussaatempfehlungen Die allgemeinen Empfehlungen für die Verteilung zwischen den Qualitätsklassen beim Weizen sind gegenüber dem Vorjahr kaum angepasst worden. Auf jeden Fall raten wir Ihnen an, sich bei Ihrer Sammelstelle oder Mühle zu informieren, welche unter Umständen spezifische Anforderungen hat. Wir erinnern daran, dass es ab Ernte 2015 möglich sein wird, nur einzelne Getreidearten für den Extenso-Anbau anzumelden. So wird es z.B. möglich sein, ExtensoBrotweizen und gleichzeitig konventionellen Brotroggen anzubauen. Proteinbezahlung: Wie vorgehen? Ab der Ernte 2015 wird ein neues Kriterium in den Übernahmebedingungen von swiss granum aufgenommen. Es handelt sich um ein Bonus / Malus – System je nach Proteingehalt des Brotweizens der Klasse Top, auf der Stufe zwischen Sammelstelle und Mühle. Die Produzenten sollten deshalb ab diesem Jahr bei der Klassenauswahl Rücksicht auf die Empfehlungen der Sammelstellen nehmen. Dieses System ist ein Kompromiss, welcher innerhalb der swiss granum gefunden wurde, um den Erwartungen der Mühlen besser entsprechen zu können. Dank der Analyse „Abgang“ Sammelstelle kennen die Käufer die Qualität der gekauften Ware genau. Gleichzeitig können die Sammelstellen die Qualität während der Lagerzeit so gut wie möglich optimieren. Die Sammelstellen können ihre Produzenten über die am besten geeigneten Sorten in der Region beraten. In einigen Fällen wird der Verzicht auf die Klasse Top zugunsten von Weizen der Klasse I oder Klasse II zu überprüfen sein. In Bezug auf die Stickstoffdüngung sind weiterhin folgende Empfehlungen gültig: Eine erste moderate Gabe bei Vegetationsbeginn, eine zweite, höhere Gabe beim Stadium „Ähre 1cm“ und eine dritte Gabe, wenn das letzte Blatt sichtbar ist. Zöliakie ist eine nachgewiesene Unverträglichkeit von Gluten bei genetisch vorbelasteten Personen. Die chronische Entzündung der Schleimhaut des Dünndarms der Betroffenen führt zum Abbau der Darmzotten und löst Durchfall, Blähungen und Verstopfung aus. Agroline-Feldtage 2014 : Fachinformationen und Austausch Die Agroline Feldtage waren für die Produzenten spannend : die Ergebnisse vielerlei Versuche wurden anschaulich und mit viel Hintergrundwissen präsentiert. Der SGPV freute sich zusammen mit dem VSKP am Stand über interessierte Besucher und gab Tipps beim Ausfüllen des kniffligen Wettbewerbs. • Für Brotweizen Klasse TOP • Zwischen Sammelstelle und Mühle Bonus Der SGPV wird immer wieder auf die Verträglichkeit von Weizen und Dinkel sowie deren Inhaltsstoffe angesprochen. Gluten kommt heute nicht nur in Brot- und Backwaren, sondern auch in Gewürzen und Andrea Koch, StellvertreFertigprodukten als Emulgatoren, Stabilisatoren oder Bindemittel vor. tende Geschäftsführerin Was sollen wir Getreideproduzenten von Presseberichten und Erzählungen über solche Probleme halten? Wir sind der Sache nachgegangen und erklären die wichtigsten drei Unverträglichkeiten. System Proteinbezahlung Richtpreis TOP plus Fr. 1.50 15.5 % + 10 Rp. / 0.1 % Proteingehalt 14.0 % Richtpreis TOP 12.5 % Malus Ernährung: Verträglichkeit von Gluten, Weizen und Dinkel – 10 Rp. / 0.1 % Proteingehalt 11.0 % Richtpreis TOP minus Fr. 1.50 Den Gewinnern werden Landi- bzw. Bäckerei Gutscheine im Wert von insgesamt Fr. 600.- zugesandt. Herzliche Gratulation ! 1. Preis Erich Christen, Hofstatt 4. Preis Damian Vogt, Lupfig 2. Preis Christian Kobel, Hettiswil 5. Preis Esther Hossle, Reigoldswil 3. Preis Peter Brunner, Linn Bözberg 6. Preis Andrea Peter, Rickenbach