Kleintiere und Insekten - und Vogelschutzverein "Meise" Arbon

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Naturgrünes Arbon
Kleintiere und Insekten
Ein naturnaher Garten oder Park ist im Idealfall voller Leben: Insekten brummen,
Schmetterlinge gaukeln auf Wildblumen, Libellen flitzen über dem Wasser, Heuschrecken hüpfen davon, aus den Nischen der Trockensteinmauern gucken
neugierige Eidechsen, Vögel zwitschern und singen. Die Realität ist meist anders, es
sei denn, das Grundstück ist riesengross und ziemlich ungestört. Ein Stückchen
solcher Idylle lässt sich aber fast überall verwirklichen.
Natürlich hängt dies auch vom gesamten Umfeld ab. In der Nähe eines Waldes, von
Trockenwiesen und Weiden ist die Chance der Besiedlung mit Schmetterlingen oder
anderen Kleintieren sehr viel grösser als mitten in der Stadt. Trotzdem ist es immer
wieder erstaunlich, wie viele Tiere den Sprung in die Zivilisation geschafft haben und
sich auch in städtischen Grünräumen tummeln. Einige Voraussetzungen müssen
allerdings erfüllt sein. Je mehr wilde Ecken es noch gibt,
je mehr naturnahe Grünflächen in einem Quartier existieren, desto mehr Lebewesen
finden hier Lebensgrundlagen.
Nachfolgend einige Tipps für tierfreundliche Lebensräume.
Igel
Igel sind nicht nur putzige Gartenfreunde, sie vertilgen auch Schnecken und
Insekten. Allerdings schmatzen sie auch gerne süsse Erdbeeren – aber das verzeihen wir ihnen, wenn sie uns im Laternenlicht überrascht aus schwarzen Knopfaugen angucken. Um sich heimisch zu fühlen, brauchen sie vor allem Buschwerk,
das bis zum Boden reicht. Ungestörte lockere Laub- und Holzhaufen dienen als
Unterschlupf für den Winterschlaf. Igelmännchen streifen bis zu zehn Kilometer
umher, um eine Partnerin zu finden. Deshalb heisst es, im Frühjahr bei nächtlichen
Autofahrten besonders gut aufzupassen. Igelmütter gebären 4 bis 5 Junge. Diese
sind noch blind und nur mit einem weichen Stachelkleid bedeckt. Sie müssen während 6 bis 8 Wochen von der Mutter gesäugt und betreut werden. Die ganze Familie
braucht in dieser Zeit viel Ruhe und viel Futter in Form von Käfern, Schnecken und
Beeren. Ist eine solche Wochenstube bekannt, kann sie mit einem für Igel durchlässigen Drahtgitter vor spielfreudigen Hunden geschützt werden. Weit gefährlicher
sind für Igel aber die immer häufiger benutzten Motorsensen. Wer damit unbesehen
hohes Gras zwischen Sträuchern oder Gehölzsäumen mäht, riskiert die Verstümmelung und damit den qualvollen Tod der Tiere.
Kleine Igel, welche im Spätherbst noch unterwegs sind und weniger als 300 Gramm
wiegen, sind untergewichtig und gehören in eine Igelstation (Adresse im Beitrag
„Hinweise und Adressen“).
Igelfreundliche Gärten weisen viele
Versteckmöglichkeiten auf: dichte Krautsäume, bis zum Boden überhängende
Sträucher, Laub- und Holzhaufen. Abschrankungen und Begrenzungen sollten
Lücken von gerne 15 x 10 cm aufweisen.
Weiher und Swimmingpools brauchen
entweder ein flach auslaufendes Ufer
oder eine Ausstieghilfe in Form einer
„Hühnertreppe“.
Schmetterlinge
Kennen wir sie noch, den Admiral, den Fuchs, den Distelfalter, den Schwalbenschwanz, den Bläuling, das Tagpfauenauge? Wäre es nicht wunderbar, ihnen wieder
viel öfter zu begegnen, sie in nächster Nähe zu beobachten und sich an ihrer buntschillernden Vielfalt zu freuen? „Wer Wildblumen sät, wird Schmetterlinge ernten“,
sind erfahrene Naturgartenfachleute überzeugt. Wir können sie in Garten und
Grünräumen fördern, indem wir Pflanzen einbringen, die ihnen Nahrung anbieten,
und andere, die ihren Raupen die Entwicklung vom Ei zum Kokon ermöglichen. Als
DIE Futterpflanze für viele Schmetterlingsraupen gilt die Grosse Brennnessel (Urtica
dioica). Ihr ist deshalb eine Gartenecke einzuräumen, wenn man Schmetterlinge
„ernten“ will.
Der Admiral (li) gehört in warmen Gebieten zu den ersten im Frühjahr. Die letzte Faltergeneration
überwintert in guten Verstecken. Ihre Nahrung sind Nektar von Wasserdost, im Herbst auch von Efeublüten
und Saft von Fallobst.
Der Kleine Fuchs ist ebenfalls ein „Frühaufsteher“. Bei beiden Arten dieser Wanderfalter sind Brennnesseln
für die Raupen die einzige Futterpflanze und deshalb unerlässlich. Der Kleine Fuchs lebt ebenfalls von
Wasserdost, dann auch von Alpendost, Kratz- und Silberdisteln.
Der Distelfalter (li) ist ein ausgesprochener Wanderfalter, er überwintert nur in heissen Mittelmeerräumen. Vom Wind lassen sich dann manchmal riesige Schwärme nordwärts tragen. Doch die letzte
Generation muss über die Alpen zurück in den Süden. Er liebt den Nektar vieler Distelarten, seine
Raupen entwickeln sich an Kürbisgewächsen, an Hülsenfrüchten, an Malven, Disteln und Brennnesseln.
Der Kleine Kohlweissling ist im Gemüsebau überhaupt nicht beliebt und wird bekämpft. Seine
Raupen fressen sich nämlich gerne durch alle Kohlarten. Im Naturgarten richtet er aber keinen
Schaden an und man darf sich auch über ihn freuen.
Tagpfauenauge auf Sommerflieder
Auch das Tagpfauenauge legt seine Eier
auf Brennnesseln ab. Dort entwickeln sich die
kleinen schwarzen Raupen bis zur Verpuppung. Es gibt zwei Generationen pro Sommer.
Der Falter überwintert an feuchten Orten, in
Kellern oder Mauerspalten.
Die je zwei grossen Augenflecken auf den Vorder- und Hinterflügeln (letztere hier verdeckt)
dienen der Abschreckung.
Sommerflieder (Buddleja davidii) ist eine sehr
beliebte Schmetterlingspflanze. Vom Standpunkt des Naturschutzes aus gesehen, ist dieser exotische Strauch weniger beliebt. Er verbreitet sich zunehmend an Bachufern und in
Naturschutzgebieten. Dort besetzt er den Platz
für einheimische Pflanzenarten, welche bedeutend mehr Kleintiere ernähren würden.
Wer seinen Sommerflieder unbedingt behalten
möchte, sollte deshalb die verblühten Samenstände sofort und gewissenhaft entfernen.
Insekten und Spinnen – kein Problem!
Wespen, Hornissen, Bienen, Ameisen, Spinnentiere – für manche Leute ein
Gruselkabinett. Statt die kleinen Tiere mit viel Aufwand und Chemie loszuwerden,
könnten wir wieder lernen, mit ihnen zu leben, sie kennenzulernen und zu
respektieren. Jede Art ist schliesslich ein unerlässlicher Baustein in der Natur. Wenn
wir mehr über ihre Lebensweise wissen, vermögen wir allfällige Gefahren realistisch
einzuschätzen und wir verhalten uns dann auch richtig.
Beginnen wir mit den verhassten Ameisen. Ohne auf die vielen verschiedenen Arten
einzugehen, lässt sich generell sagen: Wo es zu viele Ameisen gibt, ist die Natur aus
dem Gleichgewicht. Besonders bei Neuanlagen oder monotoner Gestaltung und
Bepflanzung ist dies der Fall. Die besten Gegenmittel sind ein naturnaher vielfältiger
Garten und Geduld. Es kann einige Jahre dauern, bis sich ein Gleichgewicht
eingependelt hat. Vielleicht schaut sogar der Grünspecht vorbei und hilft, die
Ameisen in Schach zu halten! Sollte es bis dahin unerträglich sein, die Nester und
Haufen regelmässig stören und abtragen. Oder einen Tontopf darüberstülpen und
den Inhalt nach ein paar Tagen in einer entlegenen Gartenecke deponieren.
Fliegende Insekten wie Bienen, Wespen, Hummeln, Hornissen usw. sind ihres
Stachels wegen gefürchtet. Ausser bei Allergikern ist das aber unbegründet. Kein
Insekt will unbedingt stechen, es büsst dies ja oft mit dem Tod. Hingegen verteidigen
sie ihre Brut und ihr eigenes Leben verständlicherweise mit Stichen. Verhalten wir
uns defensiv und ruhig und meiden die Nähe von Brutorten, passiert uns nichts.
Je mehr Krankheiten den Honigbienen zusetzen,
desto grössere Bedeutung für die Bestäubung von
Obstbäumen gewinnen die Wildbienen. Mit Wildblumen (hier: Färberkamille) und einfachen Nisthilfen im Garten oder Balkon können wenigstens
einige der 620 Arten der Schweiz gefördert werden.
Die Bestäubungsarbeit der Bienen wird weltweit
über 200 Milliarden Dollar jährlich geschätzt. Wer
Honig liebt und geniesst, darf gerne etwas für die
Bienen tun.
Nisthilfen für Wildbienen sind einfach herzustellen:
Konservendosen im frühen Frühjahr mit dürren Stängeln füllen, welche ein weiches Mark haben.
Bienenhotel, gefüllt mit verschiedenen gelochten Materialien.
Obstbaumabschnitt von 15 bis 20 cm Dicke (kein Nadelholz, da dieses harzig ist und klebt!) mit
Löchern verschiedener Durchmesser (3 bis 10 mm) versehen. Löcher nicht ganz durchbohren, so
dass die Hinterseite geschlossen ist. An einem warmen und trockenen Ort aufstellen oder aufhängen.
Wildbienen legen die Eier gestaffelt hintereinander und verschliessen die Zellen jeweils mit einem
Wachsdeckel.
Gewisse Arten brauchen warme und trockene, offene, sandige oder lehmige Bodenstellen. Sie graben
Löcher und legen dort ihre Eier ab.
Auch Honigbienen (li) lieben Wildblumen (hier auf Moschusmalve). Besonders wertvoll für alle Insekten
sind frühblühende Pflanzen wie Weidenkätzchen, Schlehen, Schneeglöckchen, Krokusse, Winterlinge usw.
Wiesenhummel auf Wilder Karde; auch Hummeln sind unentbehrliche Bestäuberinnen.
Wer hat das Papier erfunden? Wespen- und Hornissennester sind wahre Kunstwerke aus abgenagtem
Holz und Speichel.
Spinnentiere
Wäre es nicht sehr praktisch, statt nur zwei Augen deren acht zu haben? Fast alle
Spinnen haben nicht nur acht Beine, sondern auch acht Augen! Sie gehören mit in
einen naturnahen Garten sowohl als Jägerinnen wie auch als Nahrung für Vögel.
Unsere einheimischen Spinnenarten produzieren zwar ein Gift, mit dem sie ihre
Beute lähmen, sind für uns „Dickhäuter“ aber ungefährlich. Zwei Ausnahmen, vor
denen man sich besser hütet, sind:
die Wasserspinne, welche aber
praktisch nie zubeisst, und der
Kreuzspinne
in ihrem
Dornfinger. Die aus dem Süden stamkunstvollen
mende und sehr wärmeliebende Art
Radnetz.
kommt vor allem an Steppenrasenähnlichen Stellen vor. Wenn das Weibchen seinen Taubenei-grossen Kokon
bewacht, ist es beissfreudig. Die Stiche
schmerzen und rufen unangenehme
Symptome hervor.
Im gelblichen Kokon liegen die Spinneneier gut geschützt, bis die winzigen Spinnen an einem warmen
Sommertag herauskrabbeln. Doch keine Bange: Nur wenige Individuen überleben, die anderen sind
willkommenes Futter für Meise und Co.
Eidechsen
Nur wenn es in der näheren Umgebung Eidechsenvorkommen gibt, ist mit einer Besiedlung durch sie zu rechnen. Keinesfalls Tiere aus der Natur entnehmen und im
Garten aussetzen! Ungestörte warme Mauern und Mäuerchen mit vielen Ritzen und
Löchern sind ihr Paradies. Wo Katzen lauern, haben sie allerdings kaum Chancen.
Trockensteinmauern sind nicht nur schöne und passende Gestaltungselemente,
sondern auch Verstecke für Kleinlebewesen. Diese Mauern sind ohne Mörtel oder
andere Bindemittel aufgebaut. Deshalb muss besonders sorgfältig gearbeitet und
Stein auf Stein gepasst werden. Ein solides Kiesbett ist Voraussetzung. Für grössere
Mauern oder Stützmauern sind Fachleute beizuziehen (Beitrag „Hinweise und
Adressen“).
Biotop für Eidechsen und andere Kleintiere (li).
Mauereidechse, welche eine Trockensteinmauer als Wohnort ausgewählt hat.
Käfer und Wanzen
Die sechsbeinigen Krabbler erfüllen viele Funktionen in der Natur, nicht nur die als
Futter für Fledermäuse und Vögel! Einige bestäuben ebenfalls Pflanzen, andere sind
im „Rückbau“ sehr aktiv: Sie bauen pflanzliche Organismen ab und machen sie für
die Zersetzung durch Bakterien verfügbar. Ob so oder so, sie sind faszinierend,
vielfältig und schön.
Pinselkäfer (von li) sind drollige Gesellen. Mit ihrem wolligen Haar ähneln sie etwas den Hummeln und sind
dadurch besser geschützt. Sie lieben vor allem Pollen von Doldenblütlern.
Feuerwanzen sind trotz ihres Namens harmlos. Früh im Jahr krabbeln sie auf warmen Kiesplätzen und
Plattenbelägen umher. Sie leben von Pflanzensäften, bevorzugt von jenen der Malvensamen.
Goldglänzende Rosenkäfer (Goldkäfer) fallen durch ihr tiefes Brummen und den grün-golden glänzenden
Panzer auf. Ihre Larven entwickeln sich während drei Jahren in morschem Holz oder in Kompost und ähneln
jenen der Maikäfer. Sie sind jedoch an ihrem seitlichen Kriechgang zu unterscheiden. Sie fressen auch
keine Pflanzenwurzeln.
Marienkäfer
fressen mit Vorliebe Blattläuse. Sie werden deshalb
gerne extra dafür gezüchtet und eingesetzt.
Der Asiatische Marienkäfer (Bild) frisst besonders
viele davon, aber leider auch die Eier und Larven von
vielen anderen Insektenarten, auch die von unseren
einheimischen Marienkäfern. Er wurde in Nordeuropa in Treibhäusern eingesetzt und ist daraus
entwichen. Er vermehrt sich rasant.
Andere Blattlaus-vertilgende Tiere sind etwa die
Florfliegen oder Meisen.
Text und Bilder: EW-C
Natur- und Vogelschutz Meise Arbon
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