Gefeierte Uraufführung http://www.tageszeitung.it/2013/05/15/gefeierte-urauffuhrung/ Von Heinrich Schwazer erstellt: 15. Mai 2013, 04:05 in: Kultur | Kommentare : 0 Das Streichquartett Quatuor Diotima: Im Garten der musikalischen Zeit Auf Initiative des Weinguts Alois Lageder fand am vergangenen Samstag zum sechsten Mal ein Konzertabend der Reihe VIN-o-TON – Klassische Musik der Gegenwart – im historischen Gemäuer des Casòn Hirschprunn auf dem Margreider Weingut statt. 2007 ins Leben gerufen, ist VIN-o-TON seither eine Plattform für den interdisziplinären Austausch zwischen Alois Lageders ganzheitlichen Philosophie der biologisch-dynamischen Weinbereitung und der zeitgenössischen Musik der Gegenwart. Ein als „Artist in Residence“ geladener Musiker komponiert jährlich im Dialog mit dem Winzer und seiner Arbeitsweise eine Auftragsarbeit, die als Höhepunkt des Konzertabends präsentiert wird. In diesem Jahr kam vor zahlreich erschienenen Gästen „Distant Voices“ von Toshio Hosokawa (*1955) zur Uraufführung. Der bekannteste lebende Komponist Japans bewegt sich in seiner einzigartigen Musiksprache zwischen den Polen der westlichen Avantgarde und der traditionellen Kultur seines Heimatlandes. Mit Spannung folgte das Publikum dem sich aus dem Schweigen entwickelnden Streichquartett, welches die Zuhörer „durch den Garten der musikalischen Zeit“ führte. So formulierte es der Komponist in seiner Widmung an seinen Auftraggeber Alois Lageder. Mit dem Winzer verbindet ihn der gemeinsame Wunsch, mit den eigenen Kreationen der Essenz der Natur Ausdruck zu verleihen. Auf Vorschlag von Toshio Hosokawa vergab Alois Lageder in diesem Jahr einen weiteren Kompositionsauftrag an den jungen italienischen Musiker Federico Gardella (*1979): Auch die zweite Uraufführung des Abends, Gardellas erstes Streichquartetts „Esercizi di nubi“, beschrieb mit scheinbar zeitlosen Klängen eine Landschaft, die zum Verweilen einlud. Im Titel, zu deutsch “Übungen über die Wolken”, offenbart sich die Inspiration des Komponisten, der seine Beobachtungen sich wandelnder Wolkenformationen in eine leise Musik mit fein nuancierten Verwandlungen, akzentuiert durch aufwirbelnde Einschübe, transformiert hat. Abgerundet wurde der Konzertabend mit zwei weiteren Streichquartetten: „I listen to—” (2008) der japanischen Komponistin Noriko Miura (*1968), angelehnt an ein Gedicht des japanischen Lyrikers Shuntaro Tanikawa, sowie dem Streichquartett Nr. 2 in a-moll (1873) von Johannes Brahms, dessen Vielgestaltigkeit und formale Vollkommenheit bis heute eine einmalige Faszinationskraft entfaltet. Die Interpreten des Streichquartetts Quatuor Diotima begeisterten durchweg durch beseeltes und technisch makelloses Spiel. Im nächsten Jahr wird der international geschätzte und preisgekrönte israelische Pianist und Komponist Matan Porat als „Artist in Residence“ die Uraufführung für die siebte Ausgabe von VIN-o-TON komponieren.