Autorenteam: Ursi Bamert, Peter Rutishauser, Hans Ullmann Zusatzstoffe sind nichts Neues Die Verwendung von Zusatzstoffen ist nicht etwa eine Erfindung der modernen Zeit. Die Menschen haben schon seit Urzeiten versucht, Lebensmittel zu konservieren. Als die Jäger und Sammler vor 10’000 Jahren sesshaft wurden und Landwirtschaft betrieben, suchten sie nach Möglichkeiten, Erntegüter länger lagern zu können. Bald entdeckten sie, dass durch Trocknen, Salzen und Räuchern dieses Ziel erreicht werden konnte. Bis zum Mittelalter kamen weitere Technologien wie das Einlegen in Flüssigkeiten (z. B. Öl) oder die Ansäuerung und die Vergärung hinzu. Backpulver, Saccharin und Benzoesäure kennt man seit dem 19. Jahrhundert. Viele Zusatzstoffe waren von Natur aus Bestandteile unserer Nahrung (z. B. Zitronensäure aus dem Saft der Zitronen oder Gelatine, welche aus Haut und Knochen von Schweinen hergestellt wurde). Einige Hersteller von Lebensmitteln griffen früher auch auf gesundheitsgefährdende Stoffe zurück (z. B. schweflige Säure oder Salpeter). Zu spät zeigten sich dabei die oft tödlichen Nebenwirkungen. Die Produzenten von bleihaltigem Wein oder anderen verfälschten Lebensmitteln muss- 2 aktuell l Nr. 3 l 2010 l E-ssen was uns schmeckt ten vielfach ihre eigenen Produkte im Gefängnis verzehren, bis sie starben. Heute passiert dies natürlich nicht mehr, denn alle Zusatzstoffe müssen deklariert werden. Zusatzstoffe unterliegen strengen gesetzlichen Bestimmungen. Sie dürfen nur verwendet werden, wenn nachgewiesen werden kann, dass der Stoff keinerlei nachteilige Wirkung auf die Gesundheit des Menschen hat. Für das Beifügen eines Zusatzstoffes reicht es jedoch nicht aus, seine Harmlosigkeit zu beweisen, sein Nutzen muss ebenfalls gerechtfertigt sein. Linzertörtchen von Weight Watchers (links) – Linzertörtchen hausgemacht (rechts) Heutige Nahrung Die Ansprüche an die Nahrungsmittel sind in den letzten Jahrzehnten ständig gestiegen. So lebt der moderne Mensch zunehmend in Städten, also weitab der natürlichen Anbaugebiete seiner Nahrung. Lebensmittel sind heutzutage mehrere Tausend Kilometer unterwegs. Zudem sind immer mehr Frauen berufstätig und oft fehlt einfach die Zeit, Lebensmittel frisch einzukaufen und zu verarbeiten. Wer nämlich mit frischen Zutaten kocht, braucht Light-Produkte versprechen viel und wecken den Appetit auf noch mehr Süsses und Fettes. keine Stabilisatoren, um den Geschmack zu fixieren, keine Emulgatoren, die verbinden, was naturgemäss scheidet, keine Antioxidantien gegen das Ranzigwerden und keine Konservierungsmittel gegen den Verderb. Konsumenten und Konsumentinnen verlangen haltbare, gesunde, reichhaltige, wohlschmeckende und preisgünstige Lebensmittel, die das ganze Jahr über verfügbar sind. Ohne Zusatzstoffe wäre es für die Nahrungsmittelindustrie sehr schwierig und teilweise sogar unmöglich, diese Anforderungen zu erfüllen. Und ohne Zusatzstoffe wären viele «Convenience»-Lebensmittel aus der Packung (Fertigsalate und Fertigpizzen), «Light»-Produkte oder diätetische Lebensmittel nicht vorstellbar. So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig Verschiedene internationale Organisationen untersuchen die Sicherheit der Zusatzstoffe, darunter auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Schweiz regelt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Zulassung und Anwendung von Zusatzstoffen. Das Lebensmittelgesetz bewilligt aus- schliesslich Zusatzstoffe, für die eine gute Verträglichkeit nachgewiesen werden kann. Ebenfalls sind die Höchstmengen zur Verwendung in Lebensmitteln festgelegt; diese Mengen werden in experimentellen Studien ermittelt. Für Zusatzstoffe, für die keine Höchstmengen angegeben sind, gilt das Prinzip der guten Herstellerpraxis. Dies bedeutet, so wenig wie möglich, so viel wie nötig des betreffenden Stoffes einzusetzen und nur so viel, bis die bestimmte Wirkung erzielt ist. Die Zusatzstoffe gehören somit zu den am besten untersuchten Substanzen in unserer Nahrung und werden nur in dem Masse zugelassen, wie eine gesundheitliche Unbedenklichkeit für die Bevölkerung gegeben ist. Wie werden Zusatz­ stoffe gekennzeichnet? Die Zusatzstoffe werden auf der Verpackung im Rahmen der Zutatenliste aufgeführt. Es muss sowohl die Gattungsbe- Deklaration eines Weight-WatchersLinzertörtchens zeichnung, z. B. Geschmacksverstärker, wie auch die Einzelbezeichnung (Natriumglutamat) oder die entsprechende E-Nummer (E 621) angegeben werden. Das «E» steht für Europa oder auch für essbar (edible). Das «E» zusammen mit der Nummer macht einen bestimmten Stoff unverwechselbar im gesamten europäischen Markt. 3