10 wissenschaft & praxis Immunzytochemischer Nachweis von Tumorzellen Zusammenfassung der Diplomarbeit „Immunzytochemischer Nachweis von Tumorzellen im Knochenmark und peripheren Blut bei Patientinnen mit Mamma- und Ovarialkarzinomen“ von Severin Schöpf, Diplomierung 2001 an der MTA-Akademie in Innsbruck. q Ich hatte bereits bei der MTA-Frühjahrstagung am 16. März 2002 in Innsbruck die Möglichkeit, meine Diplomarbeit zu präsentieren. wissenschaft Nachdem einige von uns im Jänner 2002 ge& praxis beten wurden, passende Diplomarbeiten zum Thema Histologie/Zytologie einzusenden, wurde unter anderem auch meine Diplomarbeit zur Prämierung und Präsentation ausgewählt. So konnte ich erfreulicherweise meine Diplomarbeit auch noch im Rahmen der Tagung „Histologie– Zytologie. 3. Gemeinsame Fortbildungstagung für Ärzte und MTA“ am 18. April im Adolf-Zettel-Bildungsheim der AK Wien präsentieren und den Preis entgegennehmen. Einleitung Die Inzidenz des Mammakarzinoms und auch des Ovarialkarzinoms steigt in den industrialisierten Ländern ständig weiter an. Trotz der Versuche, dies durch Früherkennungsmaßnahmen zu reduzieren, weisen gerade Patientinnen, die vermeintlich einen lokalisierten Tumor haben, später ein Fernrezidiv auf. Es wäre daher sinnvoll und wünschenswert, diese Metastasierung bereits zum Zeitpunkt der Primäroperation durch den Nachweis disseminierter Tumorzellen im peripheren Blut und Knochenmark der Patientinnen zu erkennen. Mammakarzinom Definition und Inzidenz In den westlichen Industrienationen ist das Mammakarzinom mit 25 % die häufigste bösartige Tumorerkrankung der Frau. 75 % aller Erkrankungen werden bei Frauen über dem 50. Lebensjahr diagnostiziert. Nach heutigen Inzidenzzahlen erkranken ca. 10 % der Frauen am Mammakarzinom. Die Inzidenz ist weltweit steigend. Erfreulicherweise wird diese Zunahme der Inzidenz des Mammakarzinoms in den letzten Jahren von einem Stillstand bzw. sogar von einem Rückgang der Mortalität begleitet. Dies ist vor allem auf die konsequent angewandten Früherkennungsprogramme und ständig optimierten therapeutischen Maßnahmen zurückzuführen. Ätiologie und Risikofaktoren Die Ätiologie des Mammakarzinomes ist noch weitgehend unklar. Neben einer genetischen Disposition mit entsprechender familiärer Häufung werden auch chemische und virale Karzinogene sowie hormonale Faktoren diskutiert. Neben dem Alter und familiärer Belastung (Mutter oder Schwester mit bekanntem Mammakarzinom) ist derzeit das Vorliegen einer Mutation im BRCA-1-Gen mit dem höch- sten Risiko behaftet – zum Glück weisen weniger als 0,5 % der weiblichen Bevölkerung diese Mutation auf. Nach aktueller Datenlage führt eine orale Kontrazeption (Pille) nicht zu einer Erhöhung des Mammakarzinomrisikos. Lokalisation und Metastasierung Das Mammakarzinom entsteht vorwiegend einseitig unter Bevorzugung der oberen äußeren Quadranten und metastasiert kanalikulär, lymphogen v. a. in die regionären Lymphknoten und schließlich schicksalsentscheidend hämatogen und hier wiederum vorwiegend ins Knochensystem. Prognostische Faktoren Die Bestimmung von Prognosefaktoren beim Mammakarzinom hat das Ziel, den Krankheitsverlauf für die individuelle Patientin möglichst genau abzuschätzen. Zu unterscheiden ist hierbei einerseits zwischen den gesicherten „klassischen“ Prognosefaktoren wie zum Beispiel dem Ausbreitungsstadium des Tumors (pTNM-Status), dem axillären Lymphknotenbefall, dem histologischen Typ und dem Steroidhormonrezeptorstatus (Östrogen, Progesteron), welcher einen wichtigen therapierelevanten Faktor für eine mögliche endokrine Therapie darstellt. Andererseits gibt es auch genügend potentiell neue Prognosefaktoren wie zum Beispiel den immunzytochemischen Nachweis von disseminierten Tumorzellen, tumorassoziierte Proteolysefaktoren (Plasminogenaktivator vom Urokinasetyp u-PA), den Nachweis von Ki– 67, usw. Für die Patientin selbst ist jedoch nur entscheidend, ob diese Faktoren Vorhersagen über das Gesamtüberleben erlauben, oder ob dadurch weitere Therapieentscheidungen mitbeeinflusst werden können. Die Anforderungen an einen neuen Prognosefaktor sind sehr hoch, da die Berücksichtigung nicht relevanter Faktoren nur zu einer Verunsicherung der betroffenen Patientin und oft auch ihrer behandelnden Ärzte führt, nicht aber zu einer Verbesserung der Abschätzung der individuellen Prognose. Ovarialkarzinom Epidemiologie und Risikofaktoren Das Ovarialkarzinom ist nach dem Endometrium- und Zervixkarzinom das dritthäufigste Genitalmalignom der Frau und in etwa 28 % aller malignen Erkrankungen des weiblichen Genitalbereichs nachzuweisen. Wie bei vielen Malignomen steigt auch hier die Inzidenz mit zunehmenden Alter an. Eine weitere pathogenetische Rolle spielen Umwelt- und Ernährungsfaktoren, Infertilität und die medikamentöse Ovulationsauslösung. So wird zum Beispiel das Ovarialkarzinomrisiko durch die hormonale Kontrazeption auf 1/4 reduziert. Metastasierung und Früherkennung Die Ausbreitung von Ovarialmalignomen erfolgt in erster Linie intraabdominell und lymphogen in die regionären Lymphknoten (Stadium II und III). Fernmetastasen (Stadium IV) finden sich hauptsächlich in den Lungen und der Leber, seltener im Knochen und Gehirn. wissenschaft & praxis Abb. 1: 5- bzw. 10-Jahres-Überlebensraten beim Ovarialkarzinom Aufgrund des häufig symptomarmen Krankheitsverlaufs in den Frühstadien erfolgt die Diagnosestellung in 70 % der Fälle erst in den fortgeschrittenen Stadien FIGO III und IV. Hierdurch lässt sich die niedrige Gesamt-Fünf-Jahres-Überlebensrate erklären, die zwischen 20 und 40 % liegt (siehe Abb.1). Die Prognose der Patientinnen in frühen Tumorstadien ist demgegenüber bedeutend günstiger, wie man deutlich anhand dieses Diagramms (Abb. 1) erkennen kann. Eine Früherkennung und frühzeitige Therapie könnte somit zu einer erheblichen Verbesserung der Gesamtprognose führen. Zu den klassischen morphologischen Prognosefaktoren gehören das pathologische Stadium (Staging), der histologische Typ (Typing) und Differenzierungsgrad (Grading). Weitere neuere prognostische Faktoren sind der DNA-Index (Ploidiestatus) und die S-Phase-Fraktion, eventuell auch die Überexpression des Onkogens c-erb B2 und des Tumorsupressorproteins p53. Immunzytochemie – Allgemein Prinzip Immunzytochemische Arbeitstechniken dienen der Lokalisation von Zell- und Gewebekomponenten (= Antigen) mittels immunologischer Methoden, bei denen es zur Reaktion von Antigenen mit Antikörpern kommt. Diese Immunreaktion (Ag/Ak-Reaktion) kann sichtbar gemacht werden mittels Fluorochromen, radioaktiven Isotopen oder – wie im Rahmen meiner Diplomarbeit – durch Enzyme. In der Immunzytochemie werden vor allem monoklonale Antikörper verwendet, da sie gegenüber ihren polyklonalen Äquivalenten etliche Vorteile aufweisen, wie zum Beispiel ihre weitreichende Homogenität, das Fehlen unspezifischer Antikörper, ihre leichte Charakterisierbarkeit sowie das Fehlen von chargenabhängigen Qualitätsschwankungen. Die Fixierung stellt immer einen Kompromiss zwischen Erhaltung der Antigenität und optimaler Konservierung der Zellen dar. In der Immunzytochemie stellt bereits das Lufttrocknen eine Form der Fixierung dar. Weitere Möglichkeiten der Fixierung sind die Formalin-, Aceton-, Methanol- oder Ethanolfixation. Fragestellung Der Nachweis von Tumorzellen im peripheren Blut und im Knochenmark bei Patientinnen mit Mamma- und Ovarialkarzinom könnte bei folgenden klinischen Fragestellungen relevant sein: ■ Frage nach Mikrometastasen ■ Diagnose von Primärtumoren („Tumorsuche“) ■ Therapie- und Verlaufskontrolle Die prognostische Bedeutung disseminierter Tumorzellen und eine eventuelle Korrelation mit klinischen Parametern sollten im Rahmen einer Studie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck evaluiert werden. Durch neue und sensitivere Nachweisverfahren für disseminierte Tumorzellen und Aussagemöglichkeiten über deren klinische Bedeutung besteht vielleicht einmal die Möglichkeit, Patientinnen besser Risikogruppen zuordnen zu können und damit einer adäquaten Therapie zuzuführen. Aufgabe meiner Diplomarbeit war es nun, die Häufigkeit, Menge und Charakteristika zirkulierender Tumorzellen in Blut und Knochenmark bei Patientinnen mit Mammaund Ovarialkarzinom mittels Immunzytochemie nachzuweisen und anschließend diese Methode mit der der immunomagnetischen Beads zu vergleichen. Eine weitere Fragestellung lautete: Besteht eine Korrelation mit dem Lymphknotenstatus beziehungsweise mit dem Tumor-Grading? Material und Methode Material Im Rahmen der Primäroperation von 19 Patientinnen mit Mamma- oder Ovarialkarzinomen und benignen Veränderungen der Mamma/des Ovars wurde nach Einwilligung der Patientinnen eine Blutentnahme und eine Knochenmarksaspiration durchgeführt. Bei meiner Diplomarbeit standen mir von diesen 19 Patientinnen jeweils zumeist 6 Objektträger (OT) mit Blut, Knochenmark vor (KM prä) und Knochenmark nach Primäroperation (KM post) zur Verfügung. Nach Austestung der optimalen Fixationsmethode und der optimalen Verdünnung des verwendeten Primärantikörpers (A45-B/B3) mit Hilfe bekannter Tumorzelllinien wurden pro Patient zumindest 3 OT mit Blut und je 4 OT mit Knochenmark prä und post immunzytochemisch gefärbt und anschließend auf das Vorhandensein von möglichen Tumorzellen untersucht. Vorbehandlung des verwendeten Materials Die Knochenmarksaspirationen wurden mit Aspirationsnadeln aus dem Beckenkamm unmittelbar vor (KM prä) und direkt im Anschluss (KM post) an die Primäroperation durchgeführt. Hierbei wurden jeweils 8-10 ml Markblut in heparinisierte Spritzen aspiriert. Die Bestandteile des Aspirates wurden anschließend über einen Dichtegradienten differentialzentrifugiert, wodurch man in der Schicht über dem Lymphoprep die mononukleären Zellen erhalten hatte (MNC = Mono Nuclear Cells). Diese MNCs wurden vorsichtig abgehoben und in PBS (Phosphat Buffered Solution) mit 1%igem HSA (Humanem Serum Albumin) gewaschen, resuspendiert und in Röhrchen zu je 10 Mio. Zellen pro ml bereitgestellt. Diese MNCs wurden mit 10 µl von einem DNA-bindenden Farbstoff (HoechstStain) 30 min bei 37 ºC im Wärmeschrank inkubiert und anschließend im Eisbad wieder auf 4 ºC heruntergekühlt. Gewaschene und mit MOC 31 konjugierte Beads wurden dann mit MNCs für 30 min bei 4 ºC rotierend inkubiert. Anschließend wurde die Zellsuspension mit PBS/1 % HSA verdünnt, in eine Magnethalterung gespannt und dort 2–3 min belassen, damit die an die Beads gebundenen Tumorzellen von den nichtgebundenen Zellen durch Abkippen des Überstandes getrennt werden konnten. Die noch verbliebenen Zellen wurden auf einen Objektträger (OT) übertragen, ein Deckglas daraufgegeben und noch am selben Tag unter dem 11 12 wissenschaft & praxis Fluoreszenzmikroskop auf das Vorhandensein von sogenannten Rosetten durchsucht (= Tumorzellen, die von mindestens 5 Beads flankiert sind). Nach erfolgter Auswertung wurde das Deckglas vorsichtig vom OT genommen, mit der zellhältigen Seite nach oben auf einen weiteren OT mit Proclear befestigt und nach Lufttrocknung bei 4 °C im Kühlschrank archiviert. Kontrollmaterial Bei allen immunzytochemischen Färbungen wurden eine Positivkontrolle und 2 Negativkontrollen mitgeführt. Als Positivkontrollen wurden mir freundlicherweise vom Biochemischen Labor der Univ.-Frauenklinik Innsbruck für das Mammakarzinom BT-20 und für das Ovarialkarzinom Ovcar 3 als Tumorkontrollzelllinien zur Verfügung gestellt. Bei jedem Lauf wurden 2 Negativkontrollen mitgeführt. Bei der 1. Negativkontrolle wurden bekannte Tumorzellen im Sinne einer Verfahrenskontrolle statt mit Primärantikörper (A45-B/B3) nur mit RPMI inkubiert, um zu zeigen, dass wirklich nur der Primärantikörper für die spezifische Reaktion verantwortlich ist. Als 2. Negativkontrolle wurden PBMCs eines gesunden Probanden herangezogen, um sicherzustellen, dass der Primärantikörper keine unspezifischen Reaktionen mit regulär im Blut vorkommenden PBMCs eingeht. Die Kontrollen zeigten bei allen durchgeführten immunzytochemischen Färbungen das geforderte Ergebnis. Verwendeter Primärantikörper Bei dem verwendeten Primärantikörper A45-B/B3 handelt es sich um einen gereinigten monoklonalen Panzytokeratinantikörper der Maus, der spezifisch gegen die epithelialen Zytoskelettkomponenten von CK 8, CK 18 und CK 19 gerichtet ist. Dieser Antikörper wurde mir dankenswerterweise aus einer ordentlichen Dotation des Biochemischen Instituts der Univ.-Frauenklinik Innsbruck zur Verfügung gestellt. Es ist dies ein monoklonaler Antikörper der Immunglobulinklasse IgG1, der speziell zur Detektion epithelialer Zellen geeignet ist, die normalerweise nicht im Knochenmark und peripheren Blut vorkommen sollten. Methoden Neben der direkten Methode, 2-Schritt- bzw. 3-Schrittindirekten-Methode und Avidin-Biotin-Complex-Methode (ABC-Methode) gibt es auch noch die von mir angewandte lösliche Enzym-Immunkomplexmethode (APAAP-Methode). Angewandte Methode – APAAP Enzym-Anti-Enzymkomplex-Techniken werden nach dem jeweils verwendeten Enzym-Immunkomplex benannt, zum Beispiel: PAP (Peroxidase-Anti-Peroxidase) APAAP (Alkalische Phosphatase-Anti-Alkalische Phosphatase) Diese Methode nützen die präformierten löslichen Enzym-Anti-Enzym-Immunkomplexe zwischen Antigen (= Enzym) und den dagegen gerichteten Antikörper (siehe Abb. 2). An das Gewebsantigen lagern sich der Reihe nach an: 1. Unkonjugierter Primärantikörper 2. Unkonjugierter Sekundärantikörper 3. Lösliche Enzym-Anti-Enzymkomplexe 4. Substratlösung Als Hauptvorteil dieser Methode ist die sehr hohe Sensitivität zu nennen, wodurch diese Technik zu einer der empfindlichsten der Immunzytochemie zu zählen ist. Angewandt wird sie vor allem zur Bestimmung von Antigenen in niedrigen Konzentrationen oder zur Bestimmung eines Tumorursprungs, um somit eine genauere Klassifikation möglich zu machen. Der große Vorteil der APAAP- gegenüber der PAP-Methode, die ja Abb. 2: Lösliche Enzym-Immunauch auf löslichen Imkomplex-Methode munkomplexen beruht, besteht darin, dass bei der APAAP-Methode der störende Effekt der endogenen Peroxidase-Aktivität wegfällt. Daher wird diese vor allem für Blut- und Knochenmarkausstriche empfohlen. Die endogene Phosphatase-Aktivität des Knochengewebes, der Leber und der Niere sowie einiger Leukozyten kann durch den Zusatz von 0,2–1 mM Levamisol zum Chromogen Fast Red unterdrückt werden. Es werden also keine zusätzlichen Blockierungsschritte benötigt (im Gegensatz zur PAP-Methode). Ermittlung der optimalen Fixationsmethode Um die optimale Fixationsmethode der Patientenproben zu ermitteln, wurde mit Tumorkontrollzellen eine Reihe von Vorversuchen durchgeführt. Ethanolfixation für 10 Minuten ergab zwar viele sehr schön positive (= intensiv rote) Tumorzellen, leider gingen jedoch auch einige Tumorzellen zugrunde. Als optimale Fixationsmethode hat sich die Methanolfixation für 10 Minuten herausgestellt, da dabei 100 % der Tumorzellen ein positives (= intensiv rotes) Ergebnis zeigten. Austestung der optimalen Antikörperkonzentration Als optimale Verdünnung des Primärantikörpers A 45B/B3 hat sich durch eine Reihe von Vorversuchen (1:10, 1:50, 1:100, 1:200, 1:400) jene von 1:200 herausgestellt. Mit dieser Verdünnung gelang es am besten, einen positiven Nachweis der Zytokeratinkomponenten bei allen Tumorzellen durch eine intensiv rote Anfärbung im Zytoplasma der Zellen zu zeigen. Es war dabei praktisch keine störende Hintergrundfärbung zu erkennen (siehe Abb. 3 zum Vergleich ein positives Resultat einer immunomagnetischen Methode, Abb. 4). Durchführung des immunzytochemischen Nachweises Als Primärantikörper wurde der monoklonale Antikörper A45-B/B3 verwendet, da normal im Blut- bzw. Knochenmarkausstrich keine epithelialen Zellen vorkommen sollten. 1. Zunächst wurden die OT in abgedeckten Küvetten mit Methanol für 10 Minuten lang fixiert, anschließend einzeln herausgenommen und der gewünschte Bereich mittels eines PAP-PEN-Stiftes (= Fettstift) umrandet. 2. Die OT wurden mit dem Primärantikörper, der 1:200 mit RPMI verdünnt worden ist, beschichtet und für 60 wissenschaft & praxis 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Ab diesem Zeitpunkt durften die OT nicht mehr austrocknen! Im nächsten Schritt wurde der Primärantikörper vorsichtig an einem Zellstoff abgeklopft, die OT in Küvetten mit Tris-Spülpuffer gegeben und durch vorsichtiges Schwenken zweimal gewaschen. Nun erfolgte für 30 Minuten bei Raumtemperatur die Inkubation mit dem Brückenantikörper RAM (= Sekundärantikörper), der zuvor 1:30 mit RPMI und Humanserum (6T + 1T) verdünnt wurde. Die OT wurden erneut in die Küvetten transferiert und zweimal vorsichtig mit Tris-Spülpuffer gewaschen. Der nächste Inkubationsschritt in der feuchten Kammer dauerte 60 Minuten. Die OT wurden mit dem löslichen Enzym-Immunkomplex APAAP beschichtet, der zuvor 1:100 mit RPMI verdünnt wurde. In dieser Zeit konnte nun die Fast-Red-Lösung hergestellt werden. Nach zweimaligem vorsichtigem Spülen kamen die OT dann für 30 Minuten in die frisch hergestellte Fast-RedLösung. Es folgte ein kurzes Spülen der OT mit AD und für 15–20 Sekunden die Kerngegenfärbung mit verdünntem Hämalaun (1:2 mit AD). Im letzten Schritt wurden die OT noch mit kaltem Leitungswasser gebläut, diese Bläuung mit AD gestoppt und die OT mit Kaysers Glyceringelatine eingedeckt. CAVE: Nicht mit Alkohol entwässern, da Fast Red in Al(C kohol löslich ist!!) Abb. 3: Positivkontrolle (Immunzytochemie) Ergebnisse Im Rahmen meiner Diplomarbeit wurde das periphere Blut und Knochenmark von 19 Patientinnen mit Mammaund Ovarialtumoren mit der immunzytochemischen APAAPMethode auf das Vorhandensein von disseminierten Tumorzellen untersucht. Die Hauptfragestellung war der direkte Vergleich mit der immunomagnetischen Methode, die schon zuvor am selben Material durchgeführt wurde. Nach Austestung der optimalen Fixationsmethode und der optimalen Verdünnung des verwendeten Primärantikörpers (A45-B/B3) mit Hilfe bekannter Tumorzelllinien wurden pro Patient zumindest 3 OT mit Blut und je 4 OT mit Knochenmark prä und post immunzytochemisch gefärbt. Nach der immunzytochemischen Färbung ging es nun darum, akribisch alle OT auf das Vorhandensein von etwaigen Tumorzellen unter dem Mikroskop zu durchsuchen. Dies stellte sich als eine äußerst schwierige und zeitaufwändige Arbeit heraus, da die Dynabeads der immunomagnetischen Methode, mit der das Blut/Knochenmark schon zuvor bearbeitet wurde, sich als sehr störend für das Durchscreenen nach Tumorzellen erwiesen. Es wurden prinzipiell all jene Proben als positiv bewertet, bei denen mehr als eine Zelle ein positives Ergebnis (= Tumorzelle) aufwiesen. Eine weitere Bedingung war, dass zumindest eine Tumorzelle im Knochenmark (prä oder post) nachgewiesen werden musste. Alle fraglichen Ergebnisse wurden mit Negativ bewertet. Korrelation der Ergebnisse – Mamma Es bestand eine deutliche Korrelation der Ergebnisse der immunzytochemischen Methode mit jener der immunomagnetischen Beads. Es wurden keine Tumorzellen bei benignen Veränderungen der Mamma gefunden. Bei den Karzinomen kam es in 8 von 9 Fällen zu einer Übereinstimmung beider Methoden. Nur in 1 Fall mit Sta- Abb. 4: Positivkontrolle (HOECHST-Stain) dium pT2N0 (Grad III) kam es mittels der immunzytochemischen Methode zu einem positivem Ergebnis, wohingegen mit der immunomagnetischen Methode keine Tumorzellen gefunden werden konnten. Weiters bestand auch eine deutliche Korrelation der immunzytochemischen Methode mit der Stadieneinteilung und dem Lymphknotenstatus. Korrelation der Ergebnisse – Ovar Bei den Ovarialtumoren hingegen kam es zu einer bedeutend höheren Diskrepanz. Es kam bei drei von vier benignen Veränderungen des Ovars zu einem positiven Ergebnis – beide Methoden zusammengezählt. Diese benignen Veränderungen wurden jedoch eigentlich als vermeintliche „Negativkontrollen“ mitgeführt! Was die vier Ovarialkarzinome anbelangt, so konnten mit der immunzytochemischen Methode bei allen Tumorzellen im Knochenmark nachgewiesen werden. In einem Fall kam es zu einem falsch positivem Ergebnis, da hierbei nur in einem von sechs OT mit Blut 11 CK-positive Zellen nachgewiesen werden konnten und rein morphologisch eher Epithelien der Haut zuzuordnen waren. Dies 13 14 wissenschaft & praxis alles deutete eher auf eine Kontamination im Rahmen der Vorbehandlung des Materials hin (siehe auch 4.3.). Mögliche Ursachen für die Diskrepanz Auch wenn das Ergebnis bei den Patientinnen mit Mammakarzinom recht gut mit der Immunzytochemie korrelierte, gab es vor allem bei den benignen Tumoren des Ovars eine doch deutliche Diskrepanz. Die Ursache dafür ist in den folgenden Punkten zu suchen: ■ Frage: Prinzipiell wird bei beiden Methoden ein anderes Antigen in der gesuchten Tumorzelle nachgewiesen, welches nicht zwangsläufig bei jeder Tumorzelle in derselben Art und Weise sowie Intensität exprimiert werden muss. Dadurch ist erklärbar, dass nicht in allen Fällen eine Übereinstimmung beider Methoden gegeben ist. ■ Frage: Als größtes Problem stellte sich jedoch die Vorbehandlung der OT mit der immunomagnetischen Methode heraus, da hierbei für die Auswertung des gewonnenen Materials unter dem Fluoreszenzmikroskop ein Deckglas auf die Zellsuspension gegeben werden musste. Durch das Herunterlösen des Deckglases nach erfolgter Auswertung wurden die Zellen zum Teil in Mitleidenschaft gezogen. Wenn man bedenkt, dass es bei diesen Untersuchungen darum geht, eine Tumorzelle unter 106 normalen Zellen zu erfassen, kann man dieses Problem nur schwer tolerieren. ■ Frage: Ebenfalls als sehr störend erwiesen sich die Dynabeads (= magnetische Kügelchen, die mit MOC 31 beladen sind), da sie die Auswertung unter dem Mikroskop durch Überlagerung mancher Zellen stark erschwerten und auf diese Weise zu einigen fraglichen Ergebnissen führten. Zudem zog es die Dynabeads – wahrscheinlich aufgrund ihrer geringen Größe und eher hohen Dichte – vermehrt an den Rand in den Bereich der PAP-PEN-Umrandung. Dort sorgten sie wiederum vermehrt für das zuvor erwähnte Phänomen der Überlagerung von Zellen (siehe Abb. 5). ■ Frage: Aufgrund doch einiger Waschschritte bestand zudem die Gefahr, dass sich Zellen herunterlösen könnten. Diese Gefahr wurde jedoch durch reichliche Vorversuche zur Bestimmung der optimalen Fixationsmethode auf ein Minimum reduziert. In einem Fall kam es bei einem Ovarialkarzinom zum Nachweis von 11 zytokeratinpositiven Zellen im Blut, wobei alle 11 nur in einem der 6 durchgescreenten OT gefunden wurden. Zudem wiesen die detektierten Zellen keine zytologischen Zeichen von maligne transformierten Zellen auf und waren rein morphologisch eher den Epithelien der Haut zuzuordnen. Diese Punkte sprechen vielmehr für eine Kontamination des OT mit Epithelien der Haut. Diese Fehlerquelle sollte bei zukünftigen Untersuchungen stets in Betracht gezogen werden. Zusammenfassung Das Mammakarzinom zählt zu den häufigsten Tumoren der Frau (25 %). Das Ovarialkarzinom ist mit ca. 28 % das dritthäufigste Genitalmalignom der Frau. Die Inzidenz des Mammakarzinoms steigt in den industrialisierten Ländern weiter an. Trotz der Versuche, dies durch Früherkennungsmaßnahmen zu reduzieren, weisen oft Patientinnen, die vermeintlich einen lokalisierten Tumor haben, später ein Fern- Abb. 5: Überlagerung durch Dynabeads rezidiv auf. Eine hämatogene Metastasierung ist für das weitere Schicksal der Patientinnen meist von größter Bedeutung. Es wäre daher sinnvoll und wünschenswert, diese Metastasierung bereits zum Zeitpunkt der Operation durch den Nachweis disseminierter Tumorzellen im peripheren Blut und Knochenmark der Patientinnen zu erkennen. Es stellte sich heraus, dass eine deutliche Korrelation zwischen der Immunzytochemie und der Methode der immunomagnetischen Beads nur bei Patientinnen mit Mammakarzinom gegeben war. Bei den Patientinnen mit Ovarialkarzinom bestand eine höhere Diskrepanz. Vor allem kam es bei den vermeintlichen „Negativkontrollen“ von Patientinnen mit benignen Veränderungen des Ovars in drei von vier Fällen zu einem positiven Ergebnis. Als störend hat sich für die Immunzytochemie die Vorbehandlung durch die immunomagnetische Methode herausgestellt. Es wäre daher interessant, bei nachfolgenden Untersuchungen mit unbehandeltem Patientenmaterial nochmals die Immunzytochemie anzuwenden, um anschließend die Ergebnisse vergleichen zu können. Und zuletzt noch ein kurzer Blick in die nahe Zukunft: Durch die Identifikation und Charakterisierung von im Blut bzw. Knochenmark zirkulierenden Tumorzellen mit metastatischem Potential wäre es in Zukunft denkbar, durch den Einsatz monoklonaler Antikörper, die gezielt gegen eine spezifische Antigendeterminante der Tumorzelle gerichtet sind, diese Tumorzelldissemination bereits im Keim zu unterdrücken. Zudem könnten daraus wichtige Rückschlüsse und Informationen über den Prozess der Metastasierung gewonnen werden! ■ Diplomarbeit, MTA-Akademie Innsbruck (2001), ausgeführt am Morphologischen Labor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck und hervorragend betreut von A. Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Müller-Holzner. Herzlich bedanken möchte ich mich auch noch beim gesamten Team des Morphologischen Labors, vor allem bei den Diplomierten med.-techn. Analytikerinnen Martina und Vera für die Einarbeitung auf dem Gebiet der Immunzytochemie und bei Tommy für die Recherchierung aller Patientendaten. Severin Schöpf [email protected]