Wortarten Unter Wortart versteht man die Klasse von Wörtern einer Sprache auf Grund der Zuordnung nach gemeinsamen grammatischen Merkmalen. Die Wortartlehre versucht eine Klassifizierung der lexikalisch-grammatischen Einheiten einer Sprache. Die Wortart ist zu unterscheiden von der syntaktischen Funktion (Satzfunktion) eines Wortes wie Subjekt, Objekt, Adverbial, Attribut usw. Wörter können insbesondere nach ihrer Bedeutung (semantisch), nach ihrer Form (morphologisch) oder nach ihrer Verwendung im Satz (syntaktisch) eingeteilt werden. Die Kriterien werden einzeln oder miteinander kombiniert verwendet. Entsprechend gibt es sehr unterschiedliche Wortartenlehren. Welche Wortarten es gibt, ist abhängig von der zugrunde gelegten Theorie und von der zu beschreibenden Sprache. Ob es überhaupt universalsprachliche Wortarten gibt, ist umstritten. Teilweise wird nur/zumindest die "die Unterscheidung in Verben und Nomina" als wesentlich angesehen[1]. Nach seiner Stellung innerhalb eines Satzes lässt sich ein Wort einer syntaktischen Kategorie zuordnen: Adjektive stehen im Deutschen vor dem Substantiv, nach einem Artikel. Die Morphologie unterscheidet Wörter hinsichtlich der Möglichkeit, sie zu beugen: Verben werden im Deutschen konjugiert, haben also verschiedene Tempusformen, Infinitiv, Imperativ, Konjunktiv, Partizipien etc. Auch die Bedeutung der Wörter wird bei der Wortartklassifizierung genutzt, oft lediglich zur Subklassifizierung. So unterscheidet man etwa Präpositionen u.a. in Lokal-, Temporal- und Modalpräpositionen. In der Computerlinguistik werden Wörter eines Textes automatisch Wortarten zugeordnet (Partof-speech Tagging). Die Klassifikation der Wörter in lexikalische Kategorien wird seit den frühesten Anfängen der Linguistik unternommen[2] In der Nirukta, im 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. geschrieben, definiert die Sanskrit Grammatik Yāska vier Wortarten. [3] nāma - Nomen (Substantive) ākhyāta - Verben upasarga - Präverben oder Präfixe nipāta Partikel (invariante Wörter, vielleicht auch Präpositionen) Diese vier Gruppen wurden in zwei große Klassen eingeteilt: in gebeugte (flektierte) (Nomen und Verben) und ungebeugte Wörter (Präverben und Partikel). Ein oder 2 Jahrhunderte später schrieb Plato im Dialog Kratylos, dass Sätze eine Kombination von Verben [rhēma] und Nomen [ónoma] seien.[4] Von Aristoteles wurden später als weitere Klassen die Konjunktionen, die Pronomen und die Artikel hinzugefügt. Am Ende des 2. Jh. v. Chr. hatte sich das Klassifikationsschema in acht Kategorien ausgeweitet, so in der Téchnē grammatiké: Nomen: kasusflektierter Redeteil, der eine konkrete oder abstrakte Entität bezeichnet Verb: nicht kasusflektierter Redeteil, der nach Zeit, Person und Zahl flektiert und eine Tätigkeit oder einen Prozess bezeichnet Partizip: Redeteil, der an den Möglichkeiten (features) der Verben und Nomen teilhat Artikel: kasusflektierter Redeteil, der einem Nomen vor- oder nachgestellt ist Pronomen: durch ein Nomen ersetzbarer Redeteil, der für eine Person steht Präposition: Redeteil, der vor anderen Wörtern in Zusammensetzungen und in der Syntax steht Adverb: unflektierter Redeteil, der ein Verb modifiziert oder ihm hinzugefügt ist Konjunktion: Redeteil, der den Diskurs zusammenhält und Lücken in seiner Interpretation füllt Die lateinischen Fachtermini für die Wortarten erscheinen als Lehnübersetzungen der griechischen. Die lateinische Grammatik von Priscian (5. Jahrhundert n. Chr.) modifizierte das obige AchtWortarten-Schema, indem die Wortart Interjektion die Wortart Artikel ersetzte. Nicht vor 1767 erschien das Adjektiv als eigenständige Wortklasse[5] In der deutschen Grammatik hat sich daraus die 10-Wortarten-Lehre entwickelt (siehe unten). In der englischen traditionellen (Schul-) Grammatik unterscheidet man noun, verb, adjective, adverb, pronoun, preposition, conjunction und interjection. Partikeln Als Partikeln (lat. particula „Teilchen“) werden je nach Definition entweder alle unflektierbaren Wörter einer Sprache bezeichnet oder - im engeren Sinne - nur diejenigen nichtflektierbaren Wörter, die nicht den Subklassen Präpositionen, Adverbien oder Konjunktionen angehören. Der aktuelle Grammatikduden, der die Partikeln gemäß der letztgenannten (engeren) Definition aufführt, unterscheidet sieben Arten von Partikeln, nämlich die Grad-, Fokus-, Negations-, Abtönungs-, Gesprächs- und Ausdruckspartikeln, sowie lautmalenden Partikeln (Onomatopoetika)[1]. Das Wort Partikel im Sinne von Wortklasse hat feminines Genus (sg. die Partikel, pl. Nom. die Partikeln). In allen anderen Bedeutungen hat es neutrales Genus (sg. das Partikel, pl. die Partikel). Partikeln in der deutschen Sprache Zu den Partikeln im weiteren Sinne gehören Modalpartikeln (auch Abtönungspartikeln), (sehr, freilich, halt, eben ...) Interjektionen (he!, schade!) Negationspartikel (nicht) Antwortpartikel (ja, nein, hm, gern ...) Darüber hinaus gibt es in einigen Dialekten Fragepartikeln, beispielsweise a in der Deutschkärntner Mundart. Zur Zusammen- und Getrenntschreibung von Wortverbindungen aus Partikel + Verb siehe: Partikelliste