Universitätsklinik Regensburg. Rahmenkonzept für Bachelor-Absolventen. Die Implementierung strukturierter Karrierekonzepte in der Pflege kann ein Instrument zur Gewinnung und längerfristigen Bindung von Pflegefachkräften darstellen. Vor dem Hinter-grund des bereits jetzt schon bestehenden Mangels an qualifizierten Pflegefachkräften, der sich künftig mit den demographischen Entwicklungen noch deutlich verschärfen wird, stehen die Kliniken vor der Herausforderung, vorhandene Mitarbeiter zu binden und neue qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Die Attraktivität pflegerischer Berufslaufbahnen mit entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten muss daher konsequent durch die Arbeitgeber aufgegriffen werden. Die Maßnahmen der Personalentwicklung sollen eine hohe Qualität an Leistungen, ein Bestehen im Wettbewerb sowie die Orientierung an betriebswirtschaftlichen Zielen und den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter in den Kliniken sicherstellen. Die Zukunft der Pflege in Kliniken der (Supra)Maximalversorgung wird in einem Qualifikations-mix liegen, bei dem akademisch ausgebildete und grundständig ausgebildete Pflegefach-kräfte Hand in Hand tätig sind. Somit heißt es für die Arbeitgeber neue Formen der Qualifi-zierung in die Personalentwicklung zu integrieren und in die bestmögliche Ausbildung ihrer Mitarbeiter zielgerichtet zu investieren. Akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen effektiv und nachhaltig in die Praxis integrieren. Die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe in Deutschland hat in den letzten Jahren mit der Etablierung unterschiedlichster Studienmöglichkeiten eine deutliche Entwicklung erfahren. Dieser Prozess greift die zunehmende Komplexität sowie die sich verändernden Herausforderungen im Gesundheitswesen auf und nähert sich dem internationalen Standard der Qualifizierungs- und Studienmöglichkeiten an. Universitätskliniken spiegeln mit ihrer Supramaximalversorgung diese Entwicklung sehr deutlich wieder. An Universitätskliniken werden Patienten und Angehörige in komplexen, teilweise sehr kritischen Situationen betreut, es kommen modernste Verfahren und Techniken zum Einsatz und die Anforde-rungen an eine interdisziplinäre als auch interprofessionelle Zusammenarbeit mit einer Vielfalt unterschiedlicher Berufsgruppen und Fachdisziplinen sind ausgeprägt. Pflegefach-kräfte tragen in der Versorgung dieser Patienten ein hohes Maß an Verantwortung. Durch die unmittelbare Nähe zum Patienten und Angehörigen sorgen sie für Fachlichkeit, Konti-nuität, Sicherheit und persönliche Zuwendung. Die Anforderungen an die Pflegeberufe machen deutlich, dass die Akademisierung von Pflegefachpersonen kein Selbstzweck ist. Es braucht entsprechendes pflegefachliches Wissen und pflegefachliche Fertigkeiten, orientiert an internationalen Ausbildungsstandards. Die Basis dafür bilden wissenschaftliche Erkennt-nisse mit dem Ziel, die pflegerische Patientenversorgung in Effektivität und Qualität zu überprüfen und neue, innovative Konzepte entwickeln zu können. Universitätskliniken bieten mit ihrem Auftrag zur Forschung, Lehre und Patientenversorgung ideale Voraussetzungen zur Etablierung neuer Ausbildungsstandards für die Pflegeberufe. Eine Herausforderung, die sich derzeit den Institutionen stellt, ist die konkrete Integration neuer pflegerischer Kompetenzen in die Patientenversorgung. Die Pflegedirektion des Universitätsklinikum Regensburg hat hierzu ein Rahmenkonzept erarbeitet, welches stellvertretend für die Entwicklungen an vielen Universitätsklinika in Deutschland steht. Primär geht es dabei um die Etablierung akademischer Pflegequalifikationen in der Patientenversorgung, um künftigen Praxisbeispiel Universitätsklinik Regensburg August 2015 Anforderungen an die Betreuung der Patienten im Rahmen einer universitären Pflege effizient begegnen zu können. Das Netzwerk Pflege-forschung des VPU begleitet und unterstützt diese Prozesse intensiv, beispielsweise durch die Ausarbeitung einer Definition von Pflege an Universitätskliniken. Wir geben Ihrer Qualifikation einen Rahmen. Unter dem Leitsatz „Wir geben Ihrer Qualifikation einen Rahmen!“ wurde für den beruflichen Einstieg von akademisierten Pflegekräften ein Rahmenkonzept entwickelt, das neben der Darstellung einer stufenweisen Laufbahnentwicklung von Pflegekräften, die zielgerichtete Integration in die Praxis aufgreift. Mit diesem Karrieremodell sollen Pflegekräfte künftig schrittweise auf ihrem beruflichen Weg in die Pflegepraxis begleitet werden. Das Karriere-modell beinhaltet eine Aufgaben- und Laufbahnbeschreibung nach Qualifikation, Berufs-erfahrung und individueller Entwicklung. Ergänzt wird das Karrieremodell durch eine Stellenbeschreibung für Pflegekräfte mit einem Bachelorabschluss, die entsprechende Erweiterungsaufgaben im Kontext einer klinischen Patientenversorgung aufzeigt. Die stringente Begleitung der jungen akademischen Pflegekräfte, mittels eines auf ihre Aufgaben zugeschnittenen zusätzlichen „Einarbeitungsprogramm Pflege Plus©“, stellt ein zentrales Teilkonzept dar. Die Einarbeitung mit dem „Einarbeitungsprogramm Pflege Plus©“, das sich als Trainee-Programm für eine akademisierte Pflegepraxis versteht, basiert auf konkreten Lernzielen und Themenfeldern. Ziel ist es, die Mitarbeiter dazu in die Lage zu versetzen, die Grundlagen der Pflegewissenschaft auf die praktischen Aufgabenfelder am Universitäts-klinikum Regensburg zu übertragen. Neben der unmittelbaren Patientenversorgung werden auch die institutionsbedingten Besonderheiten des Prozess- und Projektmanagement betrachtet. Um wissenschaftliche Kenntnisse zielgerichtet an die Praxis weitergeben zu können, sind Methoden des Wissenstransfers am Universitätsklinikum Regensburg von Relevanz. Anschließend steht den Mitarbeitern der Weg offen, sich aktiv in einem Arbeitskreis, der sogenannten „Fachgruppe Pflege-Plus©“ zu engagieren. Die Fachgruppe dient dem fachlichen Austausch und einer abteilungsübergreifenden Bearbeitung von Problem-stellungen. Studierende, Studieninteressierte sowie an der Förderung akademisierter Pflege interessierte Mitarbeiter haben die Möglichkeit sich dem „Netzwerk Pflegestudium©“, einer sich aktuell gegründeten Peer-Group, anzuschließen. Für die Absolventen von Studien-gängen kommt selbstverständlich auch die Frage nach einer angemessenen Entlohnung auf. Bislang ist eine tarifliche Abbildung einer Eingliederung akademisierter Pflegepraktiker nicht gegeben. Es bestehen jedoch Möglichkeiten, bestimmte Erweiterungsaufgaben akademischer Pflege in einer Leistungszulage abzubilden. Wichtig bleibt festzuhalten, dass derartige Konzepte durch konkrete Arbeitshilfen nur einen Rahmen vorgeben können. Die Entwicklung in der Praxis wird prozesshaft sein und bedingt ein gutes Change-Management auf allen Ebenen einer Institution. Die Implementierung einer akademisierten Pflegepraxis braucht oftmals Mut und Geduld für Veränderung! Neue Wege in der Ausgestaltung der Pflegeausbildung und Pflegepraxis müssen gemeinsam beschritten werden. Gemeinsam, das bedeutet optimaler Weise die Einbindung akademisierter und nicht-akademisierter Pflegender, die Berücksichtigung aller Managementebenen in der Pflegeorganisation sowie die Bereitschaft zu einem interprofessionellen Dialog. Ansprechpartnerin: Kathrin Lipp, Pflegedienstleitung an der Universitätsklinik Regensburg und Vorstandsmitglied im Bundesverband Pflegemanagement E-Mail: [email protected] Praxisbeispiel Universitätsklinik Regensburg August 2015