GRASSI Museum für Angewandte Kunst Johannisplatz 5 – 11 Leipzig www.grassimuseum.de Ausstellung Die Bedeutung von Türgriffen in der Architektur Service GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig Johannisplatz 5 – 11 | 04103 Leipzig Tel. +49 (0)341 / 2229-100 [email protected] www.grassimuseum.de Öffnungszeiten 10 — 18 Uhr Dienstag bis Sonntag und an allen Feiertagen geöffnet. Montags sowie am 24.12. und 31.12. geschlossen. Johannisplatz. Straßenbahnlinien 4, 7, 12, 15 Im Täubchenweg, der Dresdner Straße und der Salomonstraße. Tiefgaragen: Augustusplatz, Gutenbergplatz © VG Bildkunst Bonn, 2016; FSB, 2016 HawaiiF3 Büro für visuelle Kommunikation Leipzig Löhnert-Druck Eintrittspreise Kinder und Jugend­liche bis 18 Jahre frei. € 8,– (ermäßigt € 5,50 / 4,–) Gruppen ab 8 Per­so­nen € 6,– p. P. Anreise Parken Fotos Gestaltung Druck Die vier Gebote des Greifens 1 2 3 4 Namen der ausgestellten Architekten und Gestalter Der Daumen sucht stets eine Richtung. Auch der Zeigefinger ist immer auf Die Hand als Einheit verlangt „eine Den Griff ins Leere schätzt die Hand Karl Friedrich Schinkel (1781 – 1841) Bereits auf den ersten Faustkeilen Richtungssuche. Der Lotse der Stütze“. Daumen und Zeigefinger son- nicht. Sie will ballig geführt werden. Joseph Maria Olbrich (1867 – 1908) lassen sich seine Spuren nachweisen. Hand tastet sich suchend vor, lässt die dieren den Raum. Dann fasst die Greifvolumen ist notwendig. Beim Otto Wagner (1841 – 1918) Viele Gegenstände des Greifens übrigen Finger nachkommen. Bei Hand als Ganzes zu. Der Handballen sinnfreien Spielen mit Handschmeich- Paul Bonatz (1877 – 1956) haben eine ausgesprochene Daumen- einigen Gegenständen entdecken wir will dabei gestützt werden. Nur so kann lern, meist bunten Steinen mit Eiform, Peter Behrens (1868 – 1940) orientierung. „Zeige­fingerkuhlen“. die Kraft aufgebracht werden. verrät der Mensch unbewusst dieses Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951) Grundbedürfnis. Ferdinand Kramer (1889 – 1985) Hans Poelzig (1869 – 1936) Walter Gropius (1883 – 1969) Adolf Meyer (1881 – 1929) Sep Ruf (1908 – 1982) Le Corbusier (1887 – 1965) Karl Schwanzer (1918 – 1975) Ludwig Mies van der Rohe (1886 – 1969) Alvar Aalto (1889 – 1976) Heinz Graffunder (1926 – 1994) Johannes Potente (1908 – 1987) Max Burchartz (1887 – 1961) Egon Eiermann (1904 – 1970) Otl Aicher (1922 – 1991) Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht ein kleiner, unscheinbarer ­Gebrauchsgegenstand. Jener Teil eines Gebäudes, „… durch den der Mensch das Haus berührt.“ (D. Gieffers, W. Reul). Am Beispiel des Türgriffs, der die Haltung des Gestalters und die Architektur im Kleinen aufgreift, wird Kulturgeschichte verständlich gemacht. Die Entwurfs- und Bauauffas­ sungen der Architekten und Designer sowie deren Vorlieben für bestimmte Materialien spielen ebenso eine Rolle wie der Übergang vom analogen zum digitalen Entwerfen. Der Werkstoff Metall ermöglicht ein breites Gestaltungsspektrum, verleiht Gegenständen Wert und ist langlebig. Beim ­Entwurf und bei der Herstellung von Türgriffen geht es um die AusgewogenDen Auftakt der aus 30 Stelen heit von Optik, Haptik und Nutzung. und Erläuterungstafeln bestehenden Ausstellung, die sich in einen historischen und modernen Teil gliedert, bildet Karl Friedrich Schinkels Griff­ entwurf 1 für Schloss Charlottenhof in Potsdam. Das Gebäude, südlich des Schlosses Sanssouci gelegen, wurde zwischen 1826 und 1829 erbaut. Die gezeigte Olive, ein drehbarer Griff für Fenster oder Türen, ist mit seinem zentralen Sternmotiv und den symmetrisch angeordneten, schwungvollen ­Joseph Blütenmotiven noch ganz dem Klassizismus verschrieben. Maria Olbrich 2 entwarf 1900 ein Wohnhaus auf der Darmstädter Mathildenhöhe. Gebäude und Gartenanlage waren als harmonisches Gesamtkunstwerk im Jugendstil konzipiert. Dem ordnen sich auch die fließenden Linien Die Hinwendung zu einfachen, karder Türbeschläge und Griffe unter. gen Formen fand am radikalsten bei Ludwig Wittgenstein 3 statt. Er entwarf einen Türdrücker für das Palais Stonborough-Wittgenstein, der lediglich aus einem rechtwinklig abgeknickten Stab besteht und damit die GestalVorgestellt wird auch der im Bautung auf ein Minimum reduziert. haus Dessau verwendete und von Walter Gropius und Adolf Meyer 4 1922 entworfene Drücker. Dieser Griff besticht durch seine klare, additive Formensprache. Alessandro Mendini 5 zitierte ihn für eine Klinke, die während eines Workshops der Firma Franz Schneider Brakel (FSB) 1986 entstand 1 2 3 und im Groninger Museum als Klinkenserie Verwendung fand. Das Besondere an diesem Entwurf ist das Experiment mit einem farbigen Kunststoff Die Verwendung des Main Kombination mit den strengen Formen. terials unterliegt ästhetischen Gesichtspunkten. Die optische und haptische Ausstrahlung von Edelstahl, Messing, Aluminium oder Kunststoff wird von den Designern bewusst eingesetzt, um die Wirkung der GesamtarchiWie das Material eine Form unterstreichen tektur zu unterstreichen. und hervorheben kann, wird am sogenannten „Entenschnabeldrücker“ aus goldfarbig eloxiertem Aluminium von Johannes Potente 6 deutlich. Der Schwung des wirtschaftlichen Aufwindes findet sich in der Form und der leuchtend gold-gelben Farbgebung des Drückers von 1952 in ganz besonEine eigene Herangehensweise an den Entwurf derem Maße wieder. stellt der Drücker von Heike Christin F ­ alkenberg 7 unter Beweis. Sie reduzierte und veränderte entsprechend ihrer eigenen eleganten und zurückgenommenen Formensprache einen Standarddrücker der Firma Franz Schneider Brakel. Entstanden ist ein großzügig wirkender, klarer und sehr femininer Drücker, der nach seiner ersten Verwendung 1997 in einem Düsseldorfer Bürogebäude zu einem Griffprogramm erweitert in anderen GeIn der Ausstellung wird die Frage der Arbäuden Verwendung fand. chitekten nach der zum Gebäude passenden Drückerform aufgegriffen. Ebenso das Thema, wie sehr sich die ­Gesamtarchitektur in einem Detail wiederfinden lässt, welches Material sich als passend erweist und welche gesellschaftlichen Aspekte unter­strichen werden sollen. Dem wird auch an Hand aktueller Türdrücker aus dem 21. Jahrhundert unter anderem der Büros Sauerbruch-Hutton 8 oder Gerkan, Marg und Partner (gmp Architekten) 9 nachgegangen, alle produziert von der weltweit renommierten Firma FSB. Nicht zuletzt sind die Räume des G ­ rassimuseums Leipzig selbst mit Türdrückern, die Hans Kollhoff 1999 in Anlehnung an die Formensprache der 30er Jahre entworfen hat, ausgestattet. Alessandro Mendini (*1931) Peter Eisenman (*1932) Josef Paul Kleihues (1933 –2004) Jasper Morrison (*1959) Gottfried Böhm (*1920) Heike Christin Falkenberg (*1962) Petra Kahlfeldt (*1960) Paul Kahlfeldt (*1956) Christoph Mäckler (*1951) Hans Kollhoff (*1946) Christoph Ingenhoven (*1960) Peter Bastian (*1965) David Chipperfield (*1953) Andreas Hild (*1961) Dionys Ottl (*1964) Laurids Ortner (*1941) Manfred Ortner (*1943) Gesine Weinmiller Andreas Heupel (*1963) (Büro *2001) Armin Behles (*1966) Jasper Jochimsen (*1964) Werner Aisslinger (*1964) Hadi Teherani (*1954) Stephan Höhne (*1961) Schulz und Schulz (Büro *1992) Sauerbruch-Hutton (Büro *1989) gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Büro *1965) Graft (Büro *1998) Zu den Referenten der Veranstaltungen a Professor Ansgar Schulz gründete bereits während des Studiums 1992 gemeinsam mit seinem Bruder Benedikt Schulz das Büro Schulz und Schulz. Vielbeachtete Projekte des Büros sind das Wolkenlabor in Leipzig, das Vereinsgelände für den Traditionsfußballclub FC Schalke 04 in Gelsenkirchen, der Neubau für St. Trinita­tis in Leipzig und die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Wien. Für ihre Arbeiten wurden sie mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem europäischen Balthasar Neumann Preis 2016 und mit dem International Prize for Sacred Architecture 2016. Als Universitätsprofessor lehrt und forscht er am Lehrstuhl Baukonstruktion der Technischen Universität Dortmund, den er gemeinsam mit seinem Bruder seit 2010 leitet. Begleitprogramm b Gesine Weinmiller arbeitet als Architektin in Berlin und lehrt seit 2000 als Professorin an der HafenCity Universität in Hamburg. Ihre Bauten wie z.B das Bundesarbeitsgericht, die Mi. 23.11. 19h Do. 09.02. 19h Do. 09.03. 19h Mi. 22.03. 12h 4 5 6 Do. 23.03. 14h Mi. 05.04. 19h Sa. 06.05. 19h — 24h Do. 11.05. 19h 7 8 9 Eröffnung der Ausstellung Filmvorführung Drei Filme zur Gründungs- und Wirkungs­ geschichte der Hochschule für G ­ estaltung Ulm, edition disegno Peter Schubert Filmproduktion, ­Herausgeber: FSB Vortrag „Glaube Hoffnung Liebe“, Ansgar Schulz / Schulz und Schulz Architekten Leipzig a Kunstpause „Klinken putzen“, Führung in der Ausstellung (Axel Menz) Nicht nur für ältere Semester „Sich einklinken“, ­Führung in der Ausstellung mit Werkstattprogramm (Axel Menz; 8 €) Vortrag „Vom Bau der Kirche“, Gesine Weinmiller / ­Weinmiller Architekten Berlin b Die Ausstellung ist während der Museumsnacht geöffnet Vortrag „Sinn als Credo der Architektur“, Meinhard von ­Gerkan / Gerkan, Marg und Partner (gmp Architekten) Hamburg c Landeskreditbank in Karlsruhe oder das Justizzentrum Aachen wurden u.a. mit dem Betonpreis, dem Thüringer Staatspreis für Architektur und dem Deutschen Natursteinpreis ausgezeichnet. Sie ist Vorsitzende des Gestaltungsbeirates der Stadt Wiesbaden und sitzt im Architekturbeirat des Auswärtigen Amtes. c Prof. Dr. h. c. mult. Dipl.-Ing. Meinhard von Gerkan grün- dete 1965 mit seinem Partner Volkwin Marg das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp Architekten) mit Hauptsitz in Hamburg. Er erhielt mehr als 660 Preise in nationalen und internationalen Wettbewerben. Seine Lehrtätigkeiten führten ihn an die Freie Akademie der Künste Hamburg und die TU Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Er erhielt neben zahlreichen Gastprofessuren in Japan, Südafrika, den USA und China auch Ehrentitel namhafter Universitäten. Zu seinen bedeutendsten Bauten zählen unter anderem der Flughafen Berlin-Tegel, der neue Berliner Hauptbahnhof, die Kunsthalle Mannheim, die Neue Messe Leipzig, das Hanoi Museum und das Lingan New City Maritim-Museum (China). Abbildungen 1 Griff. Karl Friedrich Schinkel, um 1827 2 Türdrücker. Joseph Maria Olbrich, 1900 3 Türdrücker. Walter Gropius und Adolf Meyer, um 1923 4 Türdrücker. Ludwig Wittgenstein, um 1927 5 Türdrücker. Alessandro Mendini , 1986 6 Türdrücker. Johannes Potente, 1952 7 Türdrücker. Heike Christin Falkenberg, 1996 8 Türdrücker. Sauerbruch-Hutton, 2014 9 Türdrücker. gmp Architekten / von Gerkan, Marg und Partner, 2015