Ein sokratisches Gespräch führen Ein sokratisches Gespräch unterscheidet sich von anderen Gesprächsformen dadurch, dass in ihm ein ethisch-philosophischer Gegenstand diskutiert wird, beispielsweise Regeln oder das gute Leben. Die Methodik eines sokratischen Gesprächs stammt von dem griechischen Philosophen Sokrates (470-399 v. ehr.), der auf dem Marktplatz von Athen mit den Bürgerinnen und Bürgern über sie interessierende Probleme philosophiert hat. Sokrates hat darüber kein schriftliches Werk hinterlassen. Sein Schüler Platon (427-347 v. ehr.) machte ihn jedoch zur Hauptperson seiner philosophischen Dialoge, so dass die Methode des Sokrates in der Überlieferung Platons ersichtlich wird. Sokrates kreiste durch das Verfahren der Begriffsanalyse einen bestimmten Begriff oder ein Thema mit seinen Schülern ein, indem sie über verschiedene Bedeutungen des Begriffes nachdachten und für ihre Meinungen Argumente anführten. Dabei war Sokrates stets dominant, d.h. er hat seine Schüler geführt und ihnen durch Seine Art des Nachfragens Geburtshilfe für ihre eigenen Ideen geleistet. Deshalb nennt man seine Methode auch Mäeutik (Hebammenkunst). Die Mutter des Sokrates war Hebamme, und er holte in der übertragenen Bedeutung des Wortes sozusagen die Ideen seiner Schüler auf die Welt. Die heutige Form der sokratischen Gespräche hat von dem historischen Sokrates die Methode des Selbstdenkens übernommen. Wenn Jugendliche philosophieren, dann sollten sie ihre eigenen Ideen zu einem philosophischen Problem entwickeln. Lehrerinnen und Lehrer sollten ihnen dabei Hilfestellung geben, indem sie nachfragen, Begriffe klären lassen oder die Jugendlichen ermuntern, Gründe für ihre Meinungen anzuführen. Ein sokratisches Gespräch kann in drei Phasen unterteilt werden. 1. Phase: Vorbereitungsphase ● Welches philosophische Problem soll geklärt werden? Grundlage dafür können die philosophischen Fragen eines Jugendlichen, eine Geschichte, ein Märchen oder ein Bild etc. sein ● Aufstellen von Gesprächsregeln, die während des gesamten Gesprächs beachtet werden sollen, z. B.: Wir lassen einander ausreden; wir hören zu, wenn jemand seine Meinung sagt; wir begründen unsere Meinung etc. 2. Phase: Das philosophische Gespräch ● gemeinsame Diskussion des philosophischen Problems in der Klasse ● Gesprächsleitung durch die Lehrerin/den Lehrer oder eventuell auch durch einen Schüler oder eine Schülerin, wenn die Jugendlichen schon eine gewisse Übung im Philosophieren haben ● Begriffsklärung und Argumentation ● Formulierung einer vorläufigen Antwort: Entweder alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer stimmen der gefundenen Lösung zu (Konsens) oder mehrere begründete Meinungen bleiben nebeneinander stehen (Dissens) ● Zusammenfassung des Gesprächsergebnisses durch den Gesprächsleiter oder die Gesprächsleiterin 3. Phase: Metagespräch ● Diese Phase kann während des philosophischen Gesprächs als Unterbrechung des Denkprozesses oder im Anschluss an das philosophische Gespräch stattfinden. ● Verständigung über zwischenmenschliche Probleme und Ursachen von Kommunikationsstörungen: Warum hat Peter Ilona immer unterbrochen? Warum habt ihr die Gesprächsregeln, die wir vorher gemeinsam festgelegt haben nicht eingehalten? Quelle: Philosophische Spiele , B. Brüning