NÜTZLICHE INSEKTEN IM GARTEN Insekten im Garten gibt es viele, einige davon sind uns Menschen nützlich, weil sie auf ihrem Speiseplan Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben, Schnecken oder Thripse stehen haben. Gerade diesen Insekten machen wir aber oft das Leben schwer, weil viele grundlegende Dinge im Gartenalltag, nicht beachtet werden, wie etwa das Anpflanzen von heimischen Pflanzen und der Verzicht auf Insektizide. BIENEN, HUMMELN, WESPEN UND HORNISSEN Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen - für die einen ist es die schwarz-gelbe Bedrohung schlechthin, für die anderen gehören die brummenden und summenden Insekten als Nützlinge zu den begrüßenswerten Bewohnern des Gartens. Viele menschliche Vorurteile gegen Bienen und Co. beruhen auf dem Unwissen im Umgang mit diesen und dem fehlenden Wissen, über das wahre Wesen der Tiere. So kommt es immer wieder zu unliebsamen Begegnungen, bei denen die emsigen Insekten absolut ungerechtfertigt ihr Leben lassen müssen. Mit ein wenig Respekt und Anerkennung der nützlichen Insekten können diese Fehlreaktionen allerdings bereits im Vorfeld vermieden werden. Die Artenerkennung bei Bienen, Wespen, Hornissen und Hummeln ist sicher nicht immer einfach ist, aber wer sich ein bisschen Zeit dazu nimmt, schont die Umwelt, schützt die Gesundheit und unter Umständen den Geldbeutel. Da ist es gut zu wissen, dass die meisten Wespen weder Süßes noch Fleisch mögen und für Volksbildende Wespen die Saison schon im Juli/August zu Ende ist, ein Entfernen des Wespennestes kann dann getrost unterbleiben. Einige Wespenarten und alle Bienenarten sind besonders geschützt, ihr Erhalt im Garten dient dem Artenschutz und viele Wespenarten sind ausgezeichnete natürliche Schädlingsbekämpfer. Seite 1 Bienen Schon in Kindertagen werden wir mit dem fleißigen Leben der Bienen konfrontiert – das gesungene „Summ, summ, summ, Bienchen summ herum“ oder die Geschichten um Biene Maja lassen erkennen, wie beliebt Bienen sind und welche Rolle sie in unserem Leben spielen. In Deutschland leben ca. 555 Wildbienenarten, davon sind 380 nestbauende, die anderen parasitäre Wildbienen. Bienen sind die bekanntesten und wichtigsten Bestäubungsinsekten und außerdem das einzige „Haustier“ unter den Insekten. Sie sind ausdauernd und arbeiten regelrecht ökonomisch, da sie große Mengen an Nektar und Pollen zur Aufzucht ihrer Larven benötigen. Das Sammeln von Nektar, dem Ausgangsstoff für den späteren Honig, ist für die Honigbiene eine mühsame Angelegenheit: Sie muss 1.500 Kleeblüten anfliegen, um ihren winzigen Honigmagen zu füllen, für einen Liter Honig sind es dann schon ca. 10.000.000 Blüten. Dabei legen sie rund 60.000 Kilometer zurück und sind etwa 10.000 Stunden unterwegs. Bei Bienen ist die Rüssellänge der eine entscheidende Faktor beim Blütenbesuch, die Beschaffung der Körperhaare ist die andere. Alte Bienenarten verschlucken Nektar und Pollen und bringen diesen Nahrungsbrei im Kropf zum Nistplatz. Neuere Bienenarten haben Transportmittel, die aus einer besonderen Haaranordnung an einem Körperteil bestehen. Sie werden als Kämme, Bürsten, Pollenschieber oder Sammelkörbchen benutzt. Die meisten Bienen gehören übrigens zu den „Beinsammlern“, das heißt, dass der auf dem Körper verstreute Blütenstaub zunächst mit den Beinhaaren zusammen gebürstet wird, um dann in „Pollenspeichern“ an den Hinterbeinen abgestreift zu werden. Honigbienen leben in perfekt funktionierenden Sozialstaaten, in dem tausende Bienen zum Wohl der Gemeinschaft wirken. Jeder Biene schreibt die Natur vor, was sie zu tun hat und selbst die Königin ist keine Monarchin im menschlichen Sinne, sondern wird legitimiert durch den Dienst des Eierlegens, immerhin 100.000 bis 150.000 im Laufe des Jahres. Besonders abwechslungsreich, allerdings mit nur vier bis sechs Wochen auch sehr kurz, gestaltet sich das Leben der weiblichen Arbeiterbiene als Putzbiene, Babysitter, Baubiene, Wächterbiene und Trachtbiene. Männliche Bienen, die Drohnen, werden ebenfalls nicht sehr alt. Der Drohn, der sich mit der Königin auf dem Hochzeitsflug paart, muss das mit seinem Leben bezahlen und auch die anderen Drohnen, die nun keine Funktion mehr haben, werden in Kürze ihr Leben lassen. Mit vier bis fünf Jahren können Königinnen am ältesten werden und ziehen in dieser Zeit genau so oft um. Die große Mehrzahl der Wildbienenarten allerdings kennt keinerlei soziale Bindung und lebt solitär. Hier überwintern Männchen und Weibchen als fertige Insekten im Inneren von schützenden Kokons. In der Flugzeit, Ende März bis in den Juni hinein, verlassen erst die Männchen und zwei Wochen später die Weibchen ihre Kokons. Nach der daraufhin stattfindenden Paarung haben die Männchen ihre Aufgabe erfüllt, ernähren sich noch eine Weile selber und befliegen Blüten um Nektar zu saugen, bevor Seite 2 sie im Laufe des Sommers sterben. Das begattete Weibchen sucht nun eine geeignete Bruthöhle zur Eiablage. Nach zehn Tagen schlüpfen die Larven und ernähren sich von dem vorgefundenen Nektar-Pollen-Gemisch, häuten sich in dieser Zeit mehrmals und spinnen ihre Kokons, in denen sie verpuppt die Winterkälte überstehen. Solitäre Bienen brauchen spezielle Lebensräume, in denen sie ober- oder unterirdische Nestanlagen errichten können. Grundsätzlich wählen sie für ihre Brutstätten sonnenbeschienene Orte mit guter Durchlüftung. Sonnenwärme und Luftzirkulation bewirken, dass der Bau nach einem Regenguss wieder schnell abtrocknet. Neben diesem allgemein vorhandenen Grundbedürfnis nach Wärme und Trockenheit stellen die einzelnen Wildbienenarten aber ganz unterschiedliche, erblich festgelegte Ansprüche an ihre Brutstätten. Ur- und Seidenbienen graben Niströhren in Sand- und Lehmböden und legen darin ihre Brutzellen ab, die sie mit einem schnell härtenden Sekret aus einer Hinterleibsdrüse auskleiden. Dagegen verwenden Mauer-, Mörtel- und Blattschneiderbienen beim Bau ihrer Nester keine reinen Körpersekrete, sondern verschiedene Naturmaterialien wie Sand, Steinchen, Lehm, Pflanzenmark, Tierhaare, Faser von Pflanzenstängeln oder zerkleinerte Blattstückchen. Die meisten Arten dieser Gruppe graben selbst keine Nistgänge, sondern suchen bereits vorhandenen Höhlungen in Pflanzenstängeln, in Schilf- und Strohdächern, in Mauerfugen, Felsspalten und leeren Schneckenhäuschen oder beziehen verlassene Fraßgänge anderer Insekten in morschen Zaunpfählen, abgestorbenen Bäumen oder Wurzeln. Der von vielen Menschen gefürchtete und für Allergiker auch bedrohliche Bienenstich wird zu einem Großteil vom Mensch selber verursacht, da Bienen von Natur aus nicht angriffslustig sind, sondern nur stechen, wenn sie eine Bedrohung für ihre Brutstätte und ihr eigenes Leben sehen. Hier kann der Mensch durch Änderung in seinem Verhalten Stichen vorbeugen: Ruhig abwarten und Beobachten, statt hektischem Verjagen, bedeutet sicher für viele ein Ankämpfen gegen vererbte falsche Verhaltensweisen, für die Biene bedeutet es aber Weiterleben. Hummeln Hätten Sie es gewusst? Auch Hummeln sind Wildbienen, deren Staat nur für einen Sommer existiert. Ein im Herbst begattetes Weibchen gründet im Frühjahr einen neuen Staat. Die Hummelkönigin produziert Wachs und baut aus diesem Material einen ersten Honigtopf und eine Eiwiege. Die dort geschlüpften Larven ernähren sich von den vorgefundenen Pollen und am Ende der Larvenzeit spinnen sie eigene Seidenkokons, in denen sie sich verpuppen. Die ersten Nachkommen sind unfruchtbare Weibchen, die von nun an alle Arbeiten in der Hummelkolonie übernehmen, so dass die Königin sich auf das Eierlegen konzentrieren kann. Auf dem Höhepunkt der Ausdehnung kann ein Hummelstaat aus fünfzig bis sechshundert Tieren bestehen. Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich voll fortpflanzungsfähige Weibchen und aus unbefruchteten männliche Hummeln. Die Weibchen paaren sich mit den Männchen, überwintern in Erdverstecken und gründen im Frühjahr wieder einen Seite 3 neuen Staat. Die Altkönigin, die Arbeiterinnen und die Männchen gehen im Herbst zugrunde. Die meisten Menschen mögen die „dicken Brummer“ weil sie als nützlich und friedfertig gelten. Sie sind fleißige Blütenbesucher, die durch unterschiedliche Rüssellängen ein breites Spektrum an Pflanzen erschließen. Von den rund 36 einheimischen Hummelarten sind etwa 20 auch an der Bestäubung von Nutzpflanzen im Land- und Gartenbau beteiligt. Ohne Hummeln würde die Obsternte in manchen Jahren dürftig ausfallen. Viele der von uns wirtschaftlich genutzten Pflanzen wie Bohnen, Senf oder Raps werden vornehmlich von Hummeln besucht. Hummeln werden immer seltener und einige Arten gelten mittlerweile als vom Aussterben bedroht. Vor allem der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden macht den Hummeln schwer zu schaffen. Auch die Giftbelastung bei der Bekämpfung von Nagetieren hat unmittelbaren Einfluss: Hummeln besiedeln bevorzugt verlassene Mäusegänge, in denen es nach ihren Vorbesitzern duftet. Der Wegfall von Mäusewohnungen bedeutet für Hummeln den Verlust von Nistmöglichkeiten. Abhilfe kann hier durch eine einfache Nisthilfe geschaffen werden. Dazu wird ein mittelgroßer Tonblumentopf, der zur Hälfte mit trockenem Moos, Kleintierstreu oder Nistmaterial, das nach Mäusen duftet, gefüllt. Der Blumentopf wird im Garten an einer erhöhten Stelle vergraben, die nicht begangen bzw. in absehbarer Zeit von Pflanzen überwuchert wird. Eine mit Abstand auf das Einflugloch gelegte Steinplatte schützt vor Wind und Regen. Das Füllmaterial sollte im Winter ausgewechselt werden und ab Ende Februar zur Verfügung stehen. Hummeln und ihre Nester stehen wegen ihrer Bedeutung für die Natur unter strengem Schutz. Was viele Menschen nicht wissen, auch Hummeln können stechen, tun es allerdings nur wenn sie eingezwängt sind oder der Ausflug aus dem Nest versperrt ist. Drohnen haben ohnehin keinen Stachel, Königinnen und Arbeiterinnen wehren sich nur selten gegen Angreifer und zeigen vor dem Stich eine Bedrohung an: Bei mäßiger Bedrohung hebt die Hummel ihr mittleres Bein in Richtung des Angreifers. Bei deutlicher Bedrohung brummt die Hummel sehr laut, dreht sich auf den Rücken und streckt das Hinterteil mit dem Stachel dem Angreifer entgegen. Hummeln sind auf ein durchgehendes Blütenmeer an Pflanzen angewiesen und wer Hummeln in seinem Garten ein Nahrungsangebot zur Verfügung stellen möchte, sollte darauf achten, dass bis in den Spätsommer Pflanzen blühen, die lange Blühzeiten haben wie z. B. die Weiße Taubnessel, Wiesenklee, Wiesensalbei, Sonnenblume, Sommerflieder, Schöllkraut, Wildrosen und Thymian. Wespen In Deutschland gibt es einige hundert Wespenarten, die sich in Falten-, Grab-, Weg, Schlupf-, Gall-, Brack- und Erz- und Pflanzenwespen und in Schmarotzerwespen unterteilen. Wespen unterscheiden sich nicht nur in ihrem Körperbau sehr voneinander, auch ihre Lebensweise weist große Unterschiede auf. So gib es soziale, solitäre und sozialparasitische Wespen. Wespen fliegen nur einen Seite 4 Sommer lang, in dem die Königin einen Staat gründet und für die nächste Generation vorsorgt. Die befruchtete Königin verbringt den Winter in einem geschützten Schlupfwinkel in einer kräftesparenden Starre. Reiche Fettreserven und ein niedriger Stoffwechsel ermöglichen den Winterschlaf in Holzschuppen, Baumhöhlen oder unter Steinen und Reisighaufen. Im April verlässt die Königin ihren Unterschlupf, um kohlehydrathaltige Pflanzensäfte in Form von Blütennektar aufzunehmen. Die Suche nach einem geeigneten wind- und wettergeschützten Standort für den Bau des künftigen Wespenstaates, kann nach der Stärkung beginnen. Der Nestbau ist eine wahre Herkulesarbeit, muss die Königin doch Holz mit ihren Kieferzangen raspeln und mit Speichel zu einer Art Pappmaschee verarbeiten. In die so entstehenden Waben wird je ein Ei geklebt und mit einer schützenden Außenhülle vor den im Frühjahr auftretenden Wärme- und Kälteperioden geschützt. Im Mai/Juni schlüpfen dann die ersten Larven und wollen gefüttert werden – mit Insektenfleisch. Um ihren Hunger anzuzeigen kratzen die Larven mit ihren Kiefern fordernd an den Zellwänden. Nach zwei Wochen guter Fütterung sind die Larven ausgereift und spinnen sich einen schützenden Kokon, in dem sie als unbewegliche Puppe nochmals zwei Wochen unbeweglich verharren. In dieser Zeit wird aus der Puppe ein fertiges Insekt – eine weibliche Arbeiterwespe. Nun kann sich die Königin ganz auf das Eierlegen konzentrieren, da ab jetzt die Arbeiterinnen für den Nestbau zuständig sind, sich um das Nestklima kümmern und auf Insektenjagd gehen. Dabei tragen die agilen Jäger, die durchaus eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h erreichen, zum ökologischen Gleichgewicht bei, da ein Wespenvolk an einem Tag locker 500 Gramm Insekten wie Fliegen, Spinnen, Motten, Raupen, Heuschrecken oder Baumschädlinge vertilgt. Dabei bedienen sich Wespen verschiedener Jagdtechniken wie das Jagen im Flug, nach Ansitzen, durch Anschleichen mit anschließendem Sprung oder im Laufen. Im Spätsommer dann werden im Nest größere Zellen für die Geschlechtstiere gebaut – aus ihnen schlüpfen nun fruchtbare Weibchen und Männchen. Nach dem Sterben der Königin ab Mitte August bis Anfang September löst sich der Staat langsam auf, die Geschlechtstiere verlassen im September bis Oktober das Nest und damit zerfällt die soziale Organisation im Staat. Das Heer der Arbeiterinnen stirbt mit den sinkenden Nachttemperaturen ab und nur die Königinnen überwintern. Wespen nehmen eine wichtige Funktion im Ökosystem ein, da neben der Vertilgung von Schädlingen auch Pflanzen bestäubt und Tierkadaver beseitigt werden. Nicht zuletzt dienen Wespen anderen Tieren wieder als Nahrungsgrundlage. Wespen benötigen für ihren Nestbau natürliche Höhlen alter Bäume, Erdhöhlen im Boden, dichte Hecken oder den Unterschlupf im Schuppen. Wespen- oder Hornissenkästen werden gerne angenommen. Fehlende natürliche Möglichkeiten für einen Nestbau lassen Wespen Alternativen suchen und gerne werden Rollladenkästen angenommen – nicht immer im Sinne der Bewohner. Wenn man bedenkt, dass der Lebenszyklus eines Staates nur wenige Monate dauert, bleibt abzuwägen, ob ein Verbleib an Ort und Stelle nicht sinnvoller ist, als das aufwändige Vernichten oder Umsiedeln des Staates, nicht zuletzt weil grundsätzlich alle Tiere vor Zerstörung der Nester, Belästigung und Tötung durch das Tierschutzgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind. Oft reicht es schon aus das Nest nach innen abzusichern oder die Hauptflugrichtung durch Einbringung eines neuen Einflugloches zu ändern. Diese Maßnahmen sollten aber nur durch erfahrene Experten durchgeführt werden, um Schaden an Mensch und Tier zu vermeiden. Gerade die überlieferte vermeintliche Stichgefährlichkeit macht Wespen das Leben unnötig schwer, da Stiche erst bei mehr als 100 bis 170 Stiche pro Kilogramm Gewicht gefährlich werden, das heißt, ein gesunder und nicht allergisch reagierender Mensch mit 50 Kilogramm Körpergewicht kann 5.000 Stiche verkraften. Die panische Angst, die viele schon beim Anblick eines Wespennestes befällt ist somit, rein medizinisch betrachtet, unbegründet. Wer im Umgang mit Wespen einige Verhaltensregeln beachtet, kann mit Wespen Seite 5 seinen Frieden schließen und Panik und Konflikte gehören der Vergangenheit an. Einige einzuhaltende Verhaltensregeln sind: Nicht nach Wespen schlagen, einen Abstand von 2 bis 3m vom Nest halten, Vorsicht beim Barfußlaufen im Garten, süße und fleischhaltige Nahrungsmittel abdecken, Obst früh ernten und aufsammeln, Störungen und heftige Bewegungen am Nest und das Verstellen der Flugbahn und das Stochern am und im Nest vermeiden. Übrigens, die meisten friedfertigen Wespen bauen frei hängende Wespennester – diese Wespenarten stellen keinerlei Bedrohung für den Menschen dar. Wer also an seinem Haus oder Garten ein solches Wespennest findet, der hat es mit einem der friedfertigen und harmlosen Wespenvölker zu tun, diese Nester nicht vernichten! Verzichten Sie auch auf die Anwendung von so genannten Wespensprays, da diese Nervengifte enthalten, die auch für Mensch und Haustiere gefährlich sind. Ein ausgebrachtes Gift wirkt in der Natur weiter, welchen Weg es nimmt bleibt ungewiss. Wespen sind als nützliche Insekten auf unsere Hilfe angewiesen. Reich strukturierte Landschaften mit Wasserstellen, vielen Blütenpflanzen auf (Streuobst)Wiesen, in Feldgehölzen, in Feld und Rain, Wälder mit alten, dicken und auch abgestorbenen Bäumen sowie naturnahe Gärten ohne Giftanwendungen sind die besten Refugien für unsere Wespen. Hornissen Ein vor langer Zeit in die Welt gesetztes Ammenmärchen, das besagt, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten oder drei bis vier einen Menschen, macht Hornissen bis heute das Leben schwer. Sogar so schwer, dass Hornissen seit 1984 in die Rote Liste der bedrohten Tiere aufgenommen wurden und seit 1987 zu den besonders geschützten Tierarten zählen. Ihr Nest darf deshalb nicht zerstört werden. Obwohl von Natur aus friedfertig und nützlich, wollen die meisten Menschen dennoch nur widerwillig die Nähe von Hornissen akzeptieren. Hornissen sind relativ friedliche Tiere, die außerhalb ihres Nestbereiches (3-4 Meter) eher scheu sind und kaum Verteidigungsbereitschaft zeigen – sie fliehen eher bei Bedrohung. Innerhalb des Nestbereiches sollten allerdings einige Verhaltensregeln beachtet werden, damit keine Verteidigungsreaktion ausgelöst wird: Dazu gehören das Vermeiden von größeren Erschütterungen, kein längeres Verstellen der direkten Flugbahn, keine Manipulation am Flugloch oder am Nest überhaupt, kein Anatmen der Tiere und das Vermeiden von hektischen Bewegungen. Hornissen gehören zu den sozialen Staaten bildenden Faltenwespen, und bauen kunstvolle Papiernester aus verrottetem Holz oder anderen Pflanzenstoffen, die jedes Jahr neu erbaut werden. Ein geschlechtsreifes Weibchen, das den Winter in einem geschützten Versteck überlebt hat, gründet im späten Frühjahr einen neuen Hornissenstaat, der bis zum Herbst auf mehrere hundert Tiere anwachsen kann. Ein Hornissenvolk kann pro Tag bis zu 500 Gramm Insekten vertilgen. Stellt man das geringe Gewicht der Beutetiere in Rechnung, gelangt man zu ungeheuren Stückzahlen von Fliegen, Bremsen, Käfern, Spinnen, Raupen oder auch Wespen. Seite 6 Und da Hornissen auch in der Nacht Insekten fangen, sollte ein Gärtner froh über die Anwesenheit eines Hornissennestes sein. Ab Mitte April erwacht die Jungkönigin aus ihrem Winterschlaf und sucht einen geeigneten Nistplatz in Hohlräumen wie Baumhöhlen, Vogelnistkästen oder auch Rollladenkästen, um mit dem filigranen Nestbau und der Eiablage zu beginnen. Die Königin beginnt mit der Jagd auf Insekten wie Spinnen, Wespen, Bienen, Schmetterlinge, Libellen und Heuschrecken. Dabei überrascht sie ihre Beute an Futter- oder Wohnplätzen oder erbeutet sie im Flug. Diese Ernährung wird zur Entwicklung der Eierstöcke und damit der notwendigen Eiablage benötigt. Ist diese beendet, wird die Ernährung umgestellt auf die Aufnahme von Zuckern (Baum- oder Obstsäfte). Im Laufe der Zeit übernehmen auch hier die Arbeiterinnen die Versorgung des Nestes. Die Arbeiterinnen haben eine kurze Lebenserwartung – nur zwei bis sechs Wochen beträgt diese und 50% der Arbeiterinnen werden nicht älter als 10 Tage. In dieser Zeit wärmen sie zuerst die Puppen in den Zellen, dann sind sie pausenlos im Einsatz, schaffen Nahrung, Baumaterial und Wasser heran und schlafen dabei so gut wie nie. Dabei sind die Wabenzellen der Hornissen eine von Generation zu Generation genetisch weitergegebene Bauweise, mit einem unglaublichen Sinn für Symmetrie. Faszinierend ist, dass es in einem Hornissennest stets um die 30 Grad warm ist. Die Hornissen heizen unter Verwendung der starken Flügelmuskulatur oder sie kühlen unter aktivem Verdunsten eingetragenen Wassers. In der Zeit zwischen Mitte August und Mitte September hat dann das Hornissenvolk seinen Entwicklungshöhepunkt mit 400 bis 700 Tieren erreicht. Ab diesem Zeitpunkt schlüpfen nur noch Jungköniginnen und Drohnen, die Zeit der Altkönigin ist damit nach nur einem Jahr gezählt. Die Jungköniginnen suchen sich nun für den Winter ein geschütztes Quartier mit geringen Klimaschwankungen. Hornissen beziehen ein verlassenes Nest nicht wieder. Da es aber von anderen Insekten zum Überwintern genutzt wird, sollte es erst im nächsten Frühjahr entfernt werden. Seite 7 OHRWÜRMER, MARIENKÄFER UND FLORFLIEGEN Ohrwürmer Weltweit gibt es ca. 2.000 Ohrwurmarten, in unseren Breiten sind allerdings nur acht Arten unterwegs, die die unterschiedlichsten Biotope, vom Meer bis zum Hochgebirge, bewohnen. Ohrwürmer, auch Ohrenzwicker genannt, sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die sich tagsüber unter Steinen, Rinden und Brettern verbergen. Eigentlich könnten Ohrwürmer davonfliegen, aber bei den meisten Exemplaren sind die Hinterflügel verkümmert und fliegen ist nicht möglich. Bevor ein Ohrwurm in die Luft gehen kann, muss er aufwändige Flugvorbereitungen treffen. Seine Hinterflügel sind so kompliziert zusammengelegt und verpackt, dass er dafür seine Schwanzanhänge benutzen muss, um sie zu entfalten. Angst vor dieser „Hinterleibszange“ braucht der Mensch übrigens nicht zu haben, da diese zu schwach ist, um unsere Haut zu durchstechen. Sie dienen bei allen Ohrwurmarten vor allem der Paarung, die ab Juli stattfindet. Das Weibchen wandert ab September in den Boden und baut dort für die Eiablage und Überwinterung eine Erdröhre. Auch wenn das Männchen kaum mithilft beim Bau, überwintert es gemeinsam mit dem Weibchen in dieser Höhle. Kalte Winter stellen für Ohrwürmer übrigens kein Problem dar, da sie Temperaturen bis zu minus 23°C tolerieren. Ohrwurmmütter sind sehr fürsorglich und kümmern sich ununterbrochen um ihr Gelege. Die Eier werden bewacht, gewendet und auch mal umgezogen, wenn das alte Versteck als nicht mehr geeignet erscheint. Die Larven werden dann sogar verteidigt und zum Nest zurückgeholt, wenn sie sich zu weit entfernt haben. Da das Männchen als Gefahr angesehen wird, muss es nach dem Schlüpfen der Larven aus der gemeinsamen Höhle ausziehen. Der Ohrwurm durchläuft fünf Larvenstadien mit fünf Häutungen bis zum geschlechtsreifen Tier und vollzieht damit lediglich eine Generation pro Jahr. Ohrwürmer sind sehr familiäre Tiere und leben in großen Gruppen zusammen. Sie sind sehr agil, gut zu Fuß (ca. 10 Zentimeter pro Sekunde) und die meisten Arten sind ziemlich gute Kletterer, denen selbst das Hochklettern an glatten Wänden problemlos gelingt. Als Ohrwurmleibspeise gelten Blumen- und Minierfliegen, Schild- und Blattläuse, aber auch Raupen von Schmetterlingen und die Brut von Ameisen. Immerhin kann ein Ohrwurm pro Nacht 50 bis 120 Blattläuse mit seinen kauend-beißenden Mundwerkzeugen vertilgen. Ein einfaches Ohrwurmquartier bietet ein Tonblumentopf, der locker mit Holzwolle oder Stroh gefüllt wird. Das Anbringen von Kaninchendraht sichert die Füllung gegen Herausfallen. Im zeitigen Frühjahr wird der Topf an einem Ast aufgehängt, wobei der Topfboden den Ast berühren sollte, damit eine rasche Besiedlung gewährleistet ist. Um ein zu heftiges Schaukeln im Wind zu vermeiden sollte der Topf am Ast stabilisiert werden. Gefüllte Ohrwurmquartiere können einfach umgehängt werden und so gezielt gegen Schädlinge eingesetzt werden. Das Quartier bleibt ganzjährig im Freien, darf nicht in der prallen Sonne stehen und bedarf keinerlei Reinigung. Da Ohrwür- Seite 8 mer empfindlich auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden reagieren, sollte auf einen Einsatz im Garten verzichtet werden. Marienkäfer Rot lackiert mit schwarzen Punkten ist er der Glücksbringer schlechthin und gilt als der beliebteste Käfer beim Menschen. Weltweit existieren etwa 4.500 Arten, in Deutschland sind es immerhin noch ca. 70. Die meisten Marienkäfer sind intensiv rot, orange oder gelb mit schwarzen Punkten oder Flecken eingefärbt. Diese Warnfärbung dient der Feindabwehr und sollte die Farbe alleine einmal nicht ausreichen, kann der Marienkäfer bei Gefahr zusätzlich eine unangenehm schmeckende Körperflüssigkeit absondern oder sich einfach tot stellen. Marienkäfer durchlaufen eine Generation pro Jahr, wobei die Käfer den Winter an geschützten Stellen gesellig überdauern. Marienkäfer werden ungefähr ein Jahr alt und überwintern als fertige Insekten. Sie ernähren sich räuberisch von Blattläusen, Larven vertilgen bis zu ihrer Verpuppung immerhin etwa 600 davon, während erwachsene Tiere nochmals mehrere tausend Blattläuse genüsslich verzehren. Alle Nachkommen eines Marienkäferweibchens können so in einer Vegetationsperiode etwas 130.000 Blattläuse vertilgen. Damit wird wohl jeder Marienkäfer im Garten zu einem echten Glückskäfer. Nicht alle Marienkäfer sind nur auf Blattläuse spezialisiert, einige Arten ernähren sich auch von Spinnmilben und Schildläusen, aber auch Mehltaupilze können auf dem Speiseplan stehen. Larve und Käfer fressen die gleiche Nahrung, wobei die Suche nach den geliebten Blattläusen nach dem Zufallsprinzip funktioniert – einfach mal loslaufen und schauen, ob sich eine oder mehrere Blattläuse finden lassen. Ein gemütliches Zuhause für Marienkäfer lässt sich gut selber bauen. Am besten geeignet sind Häuschen in Form eines Vogelhauses aus unbehandeltem Kiefer- oder Tannenholz, in dessen Bodenplatte mehrere 8mm große Löcher als Ein- und Ausgang gebohrt werden. Ausgestopft wird das Ganze mit Holzwolle oder Weizenstroh. Aufgestellt wird das Häuschen dann im Garten, an einer nicht zu schattigen Stelle oder in unmittelbarer Umgebung von befallenen oder Blattlausgefährdeten Pflanzen und auch hier gilt: Reinigungsarbeiten sind nicht nötig. Florfliegen Weltweit sind ungefähr 1.200 Florfliegenarten bekannt, in Mitteleuropa gibt es etwa 35. Zerbrechlich, mit goldglänzenden Facettenaugen und transparenten Flügeln ausgestattet, kommt, die zu den Netzflüglern gehörende, Florfliege mit einem gehörigen Appetit daher. Die als „Blattlauslöwe“ titulierten Larven jagen Blattläuse in unglaublichen Mengen und vertilgen in ihrer dreiwöchigen Entwicklungsphase 500 bis 800 davon. Alle Nachkommen einer Florfliege verzehren so insgesamt etwa 157.000 Blattläuse oder gar 4.200.000 Milbeneier. Mit Frühjahrsbeginn und steigenden Temperaturen werden die Tiere lebhafter und paaren sich, falls das nicht schon nach dem Schlupf im Spätsommer erfolgt ist. Die Männchen sterben meist innerhalb von zwei Wochen nach der Paarung, die Weibchen hingegen sind nun emsig mit der Eiablage beschäftigt – etwa 300 bis 700 Stück. Florfliegenlarven laufen sehr lebhaft umher und können so durchaus zwei Zentimeter pro Sekunde zurücklegen. Dabei bewegen sie den Kopf ständig hin und her, um nur keine Beute wie Thripse, Weiße Fliegen, Schmierläuse, Blattläuse und Milben zu verpassen. Die Larven fressen ihre Beute übrigens nicht, sie saugen sie aus. In unseren Breiten gibt es zwei Florfliegengenerationen pro Jahr, die erste erscheint im Juli und lebt nur vier bis sechs Wochen, die nächste Generation tritt ab September auf und lebt etwa neun Monate. Neben erwachsenen Blattläusen werden auch Schmierläuse, Raupen, Spinnmilben, Thripse und Blattlauseier gefressen. Als erwachsene Tiere ernähren sie sich von Pollen und Nektar, aber auch Schadinsekten stehen weiterhin auf dem Speiseplan. Florfliegen Seite 9 werden mittlerweile gezielt gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt und können als Eier oder Larven bei Nützlingsanbietern „eingekauft“ werden. Der Behandlungserfolg ist allerdings erst nach einiger Zeit sichtbar, da vor allem die Larven im 3. Entwicklungsstadium einen gesunden Blattlaushunger zeigen. Der Florfliegenbestand ist immer an das Nahrungsangebot gekoppelt, geht dieses zurück, wird auch der Florfliegenbestand kleiner. Im Spätsommer geschlüpfte Tiere verbringen den Winter mit stark herabgesetztem Stoffwechsel an kühlen und windgeschützten Orten wie Dachböden, Scheunen, kühlen Hausfloren oder Florfliegenkästen. Wohnräume sind für die Überwinterung absolut ungeeignet und im Herbst in der Wohnung aufgefundene Florfliegen sollten in geeignete Unterkünfte gebracht werden. Zur Überwinterung werden von Florfliegen auch gerne Florfliegenkästen angenommen. Der Kasten sollte eine ungefähre Größe von 25 bis 35 Zentimeter haben und an der Vorderseite mit Lamellen versehen sein, damit die Tiere ihn problemlos besiedeln können. Gefüllt werden die Kästen mit Holzwolle oder Weizenstroh. Florfliegenkästen sollten rotbraun angestrichen werden, da diese Farbe anlockend ist und sich zudem im Winter gut erwärmt. Der Kasten kann auf einem Pfahl oder mit Aufhängung in einer Höhe von bis zu 1.80 Meter angebracht werden, dabei sollte die Vorderseite zu einer windabgewandten Himmelsrichtung zeigen. Aufgestellt werden können die Kästen ab September, wobei die Tiere noch bis in den November hinein ihr neues Winterquartier besiedeln. Zum Frühjahr hin kann der Kasten an den Einsatzort im Garten aufgestellt werden. Auch hier sind Reinigungsarbeiten nicht erwünscht. Der Verzicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gilt auch bei Florfliegen als erste Schutzmaßnahme. Da die verschiedenen Arten der Florfliegen auch unterschiedliche Ansprüche haben, ist eine gezielte Förderung aller Arten allerdings kaum möglich. Dennoch ist eine erste Grundlage für viele unserer Florfliegenarten das Anpflanzen von heimischen Pflanzen und Bäumen wie Hainbuche, Eiche, Buche, Weißdorn, Kiefern oder Fichte. Seite 10 GLÜHWÜRMCHEN, SCHWEBFLIEGE UND LAUFKÄFER Glühwürmchen Weltweit gibt es ca. 2.000 Arten von Glühwürmchen, in Europa etwa 30, in Mitteleuropa sind allerdings nur 3 Arten anzutreffen. Ei, Larve und Käfer besitzen die Fähigkeit Licht auszusenden. Der Lebenszyklus eines Leuchtkäfers zieht sich über mehrere Jahre hinweg, nach der Eiablage im Sommer folgt die Überwinterung als Larve. Die weitere Larvenentwicklung dauert dann noch das gesamte zweite Jahr, dem sich eine weitere Überwinterung anschließt. Erst im Sommer des dritten Jahres erfolgt die Verpuppung zum Käfer, dessen Lebensdauer mit nur zwei bis drei Wochen allerdings sehr kurz ist und nur der Arterhaltung dient. Larven durchleben rein räuberische Fress- und Wachstumsphasen, während die Nahrungsaufnahme bei Käfern kaum mehr eine Rolle spielt. Larven ernähren sich von Nackt- und Gehäuseschnecken ganz unterschiedlicher Arten. Bezogen auf das Gewicht können sogar Gehäuseschnecken überwältigt werden, die bis zu zweihundertmal so schwer wie die Larve sind. Leuchtkäferlarven sind aufgrund ihrer geruchsensiblen Taster und Fühler fähig, Schneckenschleim praktisch blind zu folgen – ein Entkommen ist für die Schnecke fast unmöglich. Die Larve überwältigt die Schnecke mit einem Bissangriff und verabreicht so einen Cocktail aus lähmenden und abtötenden Stoffen. Da die Partnerfindung über die Leuchtsignale der Weibchen erfolgt, irritieren fremde (künstliche) Lichtquellen im Garten und stören die Paarung der Glühwürmchen. Sinnvoll ist es deshalb, Lichtquellen im Garten nachts ganz auszuschalten bzw. sollte die Leuchtrichtung nach unten zeigen. Auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere von Insektiziden sollte verzichtet werden. Schnittmaßnahmen bei Gräsern und Kräutern lieber mit der Sense von Hand oder mit dem Balkenmäher durchführen. Empfehlenswert ist auch, während der Leuchtperiode im Juni und Juli ganz auf Mäharbeiten zu verzichten. Larven benötigen für ihre mehrjährige Entwicklung unterschiedliche, kleinstrukturierte und mosaikartig angeordnete Lebensbereiche. Dazu sollten sowohl offene Bereiche im Garten, die sich im Bodenbereich rasch erwärmen als auch feuchtschattige Stellen als Rückzugsgebiete vorhanden sein. Die Kombination aus Trockenmauern, Wildkräutern, Blumenwiesen sowie Hecken und Schatten von Laubbäumen gilt als empfehlenswert. Schwebfliegen Schwebfliegen gehören zur Insektenunterordnung der Fliegen und ähneln auf den ersten Blick Wespen. Ihren Namen tragen Schwebfliegen zu Recht, da sie stehend in der Luft verweilen können, aber auch durch unvermitteltes Hakenschlagen ihre Position ändern können. Die Schlagfrequenz der Flügel ist mit mehreren hundert pro Sekunde so hoch, dass wir die Bewegung der Flügel als solche nicht wahrnehmen können. Weltweit gibt es rund 5.000 Schwebfliegarten, in Deutschland sind es immerhin noch 400. Schwebfliegen sind als erwachsene Tiere wichtige Blütenbestäuber und ernähren sich von Honigtau, Pollen und Nektar. Sie besiedeln artabhängig die unterschiedlichsten Biotope wie Wälder, Gebirgsregionen, Wiesen und Weiden. Die Seite 11 Larven ernähren sich zu ca. 30% von Blattläusen und zu etwa 25% von Pflanzen. Den Rest machen abgestorbene organische Materialien aus. Erwachsene Schwebfliegen ernähren sich von Pollen, Nektar und Honigtau. Am aktivsten sind Schwebfliegen in den Morgenstunden und während sie Wind nicht stört, können sie Regen oder Nebel nicht leiden und bleiben lieber daheim. Die Eiablage der weiblichen Tiere erfolgt gezielt in Blattlauskolonien, 500 und mehr können es pro Weibchen durchaus sein, wobei in großen Blattlauskolonien mehr Eier abgelegt werden als in kleinen. Die weibliche Schwebfliege kann ihre Ablage abschätzen und so gezielt für ausreichende Nahrung für ihren Nachwuchs sorgen. Während ihrer durchschnittlichen Lebensdauer von ein bis zwei Wochen vertilgt die dämmerungs- und nachtaktive blinde Larve zwischen 400 bis 700 Blattläuse, Schildläuse, Blattflöhe, Weiße Fliegen oder Zikaden und ist damit ein höchst effektiver Schädlingsräuber. Schwebfliegen sind fast ganzjährig anzutreffen, die verschiedenen Generationsverhältnisse machen dies möglich. Einige Arten der Schwebfliegen wandern in Richtung Süden und können pro Tag durchaus bis zu hundert Kilometer zurücklegen. Auf Pflanzenschutzmittel reagieren Schwebfliegen sehr empfindlich, ein Verzicht fördert die Ansiedlung im heimischen Garten. Um erwachsene Tiere zu schützen, sollten die Blütenflächen im Garten möglichst zusammenhängend und vernetzt, sein. Pflanzen wie Bärlauch, Wiesenbärenklau, Ackerkratzdiestel, Huflattich, Dost, Liguster, Schlehe, Himbeere, Goldrute, Astern und Efeu und weitere Blühpflanzen aus der Familie der Doldenblütler, Korbblütler, Liliengewächse, Hahnenfußgewächse und Rosen bilden die perfekte Basis für die Anwesenheit von Schwebfliegen. Laufkäfer Ca. 400.000 bekannte Arten von Käfern weltweit beherbergen eine Vielzahl von Käfern, die aus menschlicher Sicht nützlich sind, wie die ca. 40.000 Laufkäferarten. In Deutschland sind etwa 750 davon in Wäldern, Mooren, Küstengebieten und im Hochgebirge unterwegs. Einige Laufkäferarten wurden, bedingt durch den Rückgang von spezifischen Biotopen, bereits in die Rote Liste gefährdeter Arten aufgenommen und einige Arten sind mittlerweile durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Die meisten Larven und ausgewachsene Käfer ernähren sich von Insekten, Regenwürmern, Schnecken und Spinnen. Dabei ist ein Großteil nachtaktiv, einige wenige Arten sind aber auch tagsüber anzutreffen. Ihr täglicher Nahrungsbedarf entspricht in etwa ihrem Körpergewicht. Die meisten Laufkäfer sind dunkel oder schwarz und besitzen kauend-beißende Mundwerkzeuge. Ausgeklügelt ist auch der Bewegungsablauf, da stets drei Füße (zwei Füße auf der einen Seite und ein Fuß auf der anderen Seite) Bodenkontakt haben, was ein Umkippen praktisch unmöglich macht. Der Lebenslauf eines Käfers vollzieht sich, vom Ei über drei Larvenstadien und ein Puppenstadium, bis zum erwachsenen Käfer. Die Eier werden von den Weibchen im Boden abgelegt. Die Dauer der einzelnen Entwicklungsstadien ist abhängig von der Art und der Temperatur. Alle Laufkäfer vollziehen eine Generation pro Jahr, wobei artabhängig entweder die Larve oder der Käfer überwintert. Laufkäfer haben als Schutz vor Feinden einige Abwehrmechanismen entwickelt: Schlecht riechenden Verdauungssäfte, Mundwerkzeuge und eine Drüse, die unangenehm riechende und teils giftige Stoffe abgibt, lassen Laufkäfer als wehrhafte Tiere erkennen. Der Schutz von Laufkäfern ist in erster Linie durch den Schutz von Biotopen möglich. Auch für Laufkäfer gilt, dass sie sehr empfindlich auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reagieren und sehr dankbar über einen Verzicht dieser Mittel sind. Hilfe sind schon durch einfache Maßnahmen möglich, wie das Schaffen von Unterschlupfmöglichkeiten durch Laub-, Stein- oder auch Holzhaufen, unaufgeräumte Ecken im Garten, die Tolerierung von „Unkräutern“ in Maßen sowie den Verbleib von Baumstümpfen als Versteck oder Überwinterungsplatz. Seite 12 SCHMETTERLINGE Schmetterlinge Anmutig, farbenfroh und schwerelos schweben sie durch unsere Lüfte und ausnahmslos jeder erfreut sich an der Anwesenheit von bunt schillernden Schmetterlingen. Dennoch sind viele unserer grazilen Blütenbestäuber, aufgrund fehlender Nektar- und Futterpflanzen und nicht vorhandener Überwinterungsquartiere, mittlerweile in ihrem Bestand bedroht. Kalte Winter werden auf unterschiedlichste Weise überstanden: Als Raupe, Puppe oder als ausgewachsener Falter. Einige Wanderschmetterlinge, wie der Admiral, machen sich sogar auf eine lange Reise über die Alpen in Richtung Süden. Hier überwinternde Schmetterlinge suchen sich einen geeigneten Unterschlupf in nicht ausgebauten Dachböden, Schuppen, Scheunen oder Gartenhäuschen. Als Einlass genügen schon kleine Öffnungen und Ritzen, die immer offen bleiben müssen. Zitronenfalter Zitronenfalter bezaubern uns bereits im zeitigen Frühjahr mit ihrem Hochzeitsflug. Wie mit unsichtbaren Fäden verbunden folgt das Weibchen dem Männchen auf exakt dem gleichen Kurs. Zitronenfalter legen im Sommer oft eine Art Sommerschlaf ein, um im Herbst noch einmal aktiv zu werden. Längere Frostperioden sind für die munteren Falter kein Problem: Sie scheiden mit Harn oder Kot überflüssiges Wasser aus und setzen so den Gefrierpunkt im Körperinneren herab. Raupen lieben als Futterpflanzen Faulbaum oder Kreuzdorn. Quartiere zum Überwintern finden Zitronenfalter in Büschen, unter Falllaub, in Reisighaufen oder Efeupflanzen. Tagpfauenauge Das Tagpfauenauge, unser wohl bekanntester heimischer Edelfalter ist anhand seiner markanten Augenflecken leicht erkennbar. Das Augenmuster, das beim Aufklappen der Flügel sichtbar wird, kann hungrige Vögel so erschrecken, dass sie vom Verzehr des Falters lieber Abstand nehmen. Zugeklappt vertraut das Tagpfauenauge dann lieber auf das Prinzip der Tarnung, sieht es doch einem trockenen Blatt zum Verwechseln ähnlich. Wer die attraktiven Tagfalter im Garten bewundern möchte, sollte in seinem Garten Nektarblumen mit ungefüllten Blüten und vor allem den Sommerflieder Buddleia anpflanzen. Die Raupen allerdings lieben eine Pflanze, die der Mensch nur sehr ungern freiwillig in seinem Garten wachsen lassen will: Die Brennnessel. Hier leben die dunkel gefärbten Raupen gesellig und nicht selten kann der gesamte Lebenszyklus des Tagpfauenauges, vom Ei bis hin zum schlüpfenden Falter, an Brennnesselstauden beobachtet werden. Als Unterschlupf im Winter werden hohle Bäume, Gartenhäuschen, Schuppen, Scheunen oder Dachböden aufgesucht. Seite 13 LIBELLEN Libellen In Deutschland gibt es über 80 heimische Libellenarten, von denen allerdings insgesamt 48 in den verschiedenen Gefährdungskategorien der „Roten Liste der bedrohten Tiere“ aufgeführt sind, sieben davon stark. Vor einigen Jahrzehnten gingen die Libellenbestände aufgrund von Gewässerverschmutzung, Kanalisierung, Torfabbau, zu hohem Fischbesatz bis hin zur Trockenlegung von Feuchtgebieten stark zurück. Mittlerweile erhielten Libellen einen Teil ihrer Lebensräume in Wasser und auf Land durch folgende Maßnahmen wieder zurück: Schaffung und Wiederherstellung naturnaher Ökosysteme wie Flussauen, Moore oder natürliche Wälder, Renaturierung von Bächen, Flüssen und Weihern, naturnahe Gestaltung von Gewässerrändern durch Heckensäume, Wälder und blütenreiche Wiesen. Libellen kämpfen mit vielen Vorurteilen wie angriffslustig, stechfreudig und beißwütig, die jedoch auf einen Irrglauben beruhen. Libellen sind, außer für die von ihnen erbeuteten Insekten, absolut harmlos. Sie beißen und stechen nicht und sind auch nicht giftig. Die Flugkünstler sahen schon vor 150 Millionen Jahren so aus wie heute, können bis zu 50 Stundenkilometer schnell fliegen, in vollem Flug abrupt bremsen und steigen problemlos bis auf 2.000 Meter Flughöhe. Auch das Segeln von langen Strecken, rückwärts fliegen und die Beuteflugberechnung stellt für Libellen kein Problem dar. Ihr ökonomischer Flugstil ermöglicht es Libellen, unterstützt durch Luftströmungen, innerhalb weniger Tage bis zu 1000 Kilometer zurück zu legen. Libellen sind gefräßige Verwandlungskünstler, die im Wasser und der Luft leben. Die unscheinbaren Larven leben nur im Wasser, manche Arten sogar mehrere Jahre lang. Hier fressen sie genüsslich Würmer, Kleinkrebse, Kaulquappen und andere Insektenlarven, einige auch Wasserschnecken. Bei ausgewachsene Libellen stehen Fliegen, Mücken und Falter auf dem Speiseplan. Eine Verbindung der beiden Lebensräume Wasser und Land ist daher für das Überleben der Libelle unumgänglich. Libellenschutz im Garten bedeutet vor allem, vorhandene Gewässer nicht zu verschmutzen und das Umfeld der Gewässer naturnah zu belassen. Auch der Verzicht auf Torf im Garten und damit der Moorzerstörung Einhalt zu gewähren hilft Libellen beim Überleben. Seite 14 INSEKTENHOTELS Was klingt wie ein Urlaubsparadies, ist in Wirklichkeit oft der einzig annehmbare Lebensraum weit und breit für Bienen, Hummeln, Käfer und Schmetterlinge. Insektenhotels sind vom Menschen gefertigte Nisthilfen, die faszinierende Einblicke in das geschäftige Leben von Insekten gewähren. Viele von uns betrachten mit viel Argwohn und Vorurteilen das Brummen und Summen von Insekten und manch gemütliches Frühstück im Freien wandelt sich zur panischen Bienen- Vertreib-Aktion. Dabei vergessen wir, dass Wildbienen, und nicht nur diese, bereits seit Jahrmillionen existieren. Ihre Rolle als Blütenbestäuber und biologische Schädlingsbekämpfer wurde und wird weithin unterschätzt. Nur selten denken wir darüber nach, wer unsere Kulturpflanzen, Obstbäume und Blumen bestäubt und uns damit unsere Ernährung sichert. Im Gegenteil: Die Giftbelastung unserer modernen Landwirtschaft und der damit verbundene Einsatz von Herbiziden und Insektiziden rotten Tiere und Wildblumen aus und machen damit Bienen und Co. das Leben schwer. Flurbereinigungen, aufgeräumte Gärten, verschlossene Häuser, Schuppen und Garagen lassen kaum noch Raum für Insektenunterschlüpfe und viele unserer Insekten kämpfen mittlerweile ums Überleben. So gelten einiger Arten der Hummeln als vom Aussterben bedroht und die überaus nützliche Hornisse wurde bereits 1984 in die rote Liste aufgenommen. Dabei ist es möglich, mit einfachen Mitteln die Lebenssituation von Wildbienen und anderen Insekten zu verbessern und jeder kann relativ einfach eine Ansiedlung im Garten, auf der Terrasse und auf dem Balkon umsetzen. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig und bleiben der menschlichen Kreativität und Phantasie überlassen. Sie reichen von der Anbringung einzelner Insektenquartiere bis zum Bau eines Insektenhotels. Dieses sollte vielfältig sein, da Einsiedlerbienen und –wespen in der Regel hoch spezialisiert sind und nur Wohnungen beziehen, die ihren jeweiligen Ansprüchen genügen. Nisthilfen Die Nisthilfen sollten bis Anfang März bezugsfertig sein, an einem sonnigen Standort angebracht werden, Wind- und regengeschützt sein und nach Süden ausgerichtet werden. Gesäubert werden Nisthilfen in der Regel nicht. Nur stark verwitterte und unbewohnte können umgestaltet oder erneuert werden. Die einfachste Form einer Nisthilfe sind hohle Pflanzstängel wie Bambusröhrchen, Schilfstängel, Gras- oder Strohhalme, Zweige von Holunder, Brombeere, Himbeere, Heckenrose, Sommerflieder, Forsythie aber auch markhaltige Stängel wie die von Disteln, Königskerzen oder Fingerhut. Auch ein Gartenteich liefert brauchbares Baumaterial wie Binsen, Rohrkolben oder Teichschachtelhalm. Die getrockneten Pflanzenröhrchen sollten am hinteren Ende einen Knoten aufweisen, die Hohlräume im Inneren durchgängig sein und eine Länge von zehn Zentimetern haben. Mehrere dieser Röhrchen werden mit Gärtnerdraht oder einer Kordel fest zusammen gebunden, um ein HerauszieSeite 15 hen durch Vögel zu vermeiden, in einer Konservendose, einem Tonrohr, unter einem halbrunden Dachfirstziegel oder in einem nach vorne offenen Holzgehäuse untergebracht (mit Regendach) und in leichter Schräglage nach vorne unten an sonnigen Plätzen an Zäunen, Pergolen, Balkongeländern oder Bäumen angebracht. Ein freier Zugang muss immer gewährleistet sein, Äste und Blätter dürfen den Eingang nicht verdecken und die Nisthilfe darf nicht im Wind hin und her schaukeln. Für Wildbienen, die ihre Eier in kleine Gänge aus Holz legen, eignen sich Nisthölzer, die die Mindestgröße eines Ziegelsteines haben sollten. In die geeigneten Holzklötze von Eiche, Buche, Esche, Akazie, Birke, Apfel und Ahorn werden parallele Löcher von zwei bis zehn Millimeter Durchmesser gebohrt und sonnig, regen- und windgeschützt mit Ausrichtung Südost an einem Dachvorsprung aufgehängt. Das eingesetzte Hartholz muss trocken und mindestens ein Jahr gelagert sein, da sich sonst bei Nässe die Holzfasern in den Röhren aufstellen und die Insekten rückwärts nicht mehr heraus krabbeln können. So nicht: Verwendung von Nadelholz, da das enthaltene Harz die Flügel und den Pelz verklebt. Gut geeignet sind auch Loch- und Gitterziegel oder Dachhohlziegel, die zu Niststeinen umgebaut werden können. Bei kleinen Löchern von drei bis sechs Millimetern können die Ziegel direkt aufgehängt werden. Größere Öffnungen müssen durch Bambusabschnitte oder andere Stängel verdichtet werden. Die Stängel werden mit einem dicken Lehmbrei in die Löcher geklebt oder fest in die Löcher gepresst. Auch hier müssen die Öffnungen, als Schutz vor Regenwasser, leicht nach unten zeigen. So nicht: Verwendung von Bimsstein, da dieser zu viel Wasser speichert und zu leicht verpilzt. Gut angenommen werden auch Nisthilfen aus Lehm. Dazu wird eine Holzkiste mit feuchtem Lehm gefüllt und mit einem Bleistift werden mehrere Löcher, ungefähr fünf Zentimeter tief, gebohrt. Nach dem Trocknen an einem schattigen Ort, werden die Nisthilfen regensicher aufgehängt. All diese Möglichkeiten können in einem Insektenhotel kombiniert werden. Das Hotel sollte eine stabilen Holzrahmen und ein Regendach bekommen, auf das optimalerweise gleich eine Dachbegrünung integriert werden könnte. Abgerundet werden kann das Insektenhotel mit der Einrichtung einer Igelunterkunft im „Erdgeschoss“, aber auch das Stapeln von Totholz am Boden bietet sich an. Das Bauen eines Insektenhotels kann über den Winter die gartenfreie Zeit verkürzen, macht Spaß und fördert das Bewusstsein für die Sorgen und Nöte unserer Insekten. Werden Sie deshalb Hotelmanager und bieten Sie Bienen, Hummeln, Marienkäfern, Schmetterlingen und anderen Insekten einen All-Inklusive-Service an. Als Gegenleistung erhalten Sie einen Garten ohne Blattläuse und andere Pflanzenschädlinge, der ohne Gift auskommt und in dem der Mensch sich zurücklehnen und gebührenfrei Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge bewundern kann. Seite 16 INSEKTENFREUNDLICHE GARTENGESTALTUNG Weitere Möglichkeiten, Lebensräume und damit Naturoasen für unsere nützlichen Insekten zu schaffen sind: Das Anpflanzen von heimischen Pflanzen, das Anlegen einer Wildblumenwiese, begrünte Fassaden und Mauern, Trockenmauern und Totholz im Garten. Heimische Pflanzen Auch wenn ihre Namen oft unspektakulär klingen und ihre Blüten nicht mit der Farbenpracht exotischer Pflanzen konkurrieren können, ihre heimische Herkunft macht sie perfekt für unsere Gartengestaltung: Heimische Pflanzen. Angepasst an das hiesige Klima filtern sie für uns die mit Schadstoffen bereicherte Luft, liefern Sauerstoff und spenden in heißen Sommern Schatten und bieten nicht zuletzt für unzählige Insekten, Vögel und Kleinsäuger Unterkunft und Nahrung. Dennoch kämpfen viele einheimische Pflanzen gegen exotische Pflanzen um ihre Anerkennung in den Gärten und machen viel zu oft Platz für Sträucher, Bäume und Blumen, die zwar optisch schön anzusehen sind, aber keinerlei Nutzen für die heimische Tierwelt haben. Besenheide, Deutscher Ginster, Vogelbeerbaum, Eiche, Holunder aber auch Brombeeren, Johannisbeeren und Hundsrose, bis hin zu Gemüse wie Lauch oder Salbei bringen Leben in den Garten und bieten alles, was Vögel und Insekten zum Leben benötigen. Selbst auf dem Balkon ist es möglich, den eintönigen Balkonkästen Paroli zu bieten. Auch Kletterpflanzen wie Duftwicke, Feuerbohnen, Knollenblatterbse oder Winterjasmin eignen sich hervorragend als Begrünung. Das Anpflanzen von Kräu- tern wie Bohnenkraut, Schnittlauch oder Zitronenmelisse gelingt leicht und wenn im Frühjahr die Pflanze zur Blüte kommt, werden Bienen angelockt und nutzen die Kräuter als Tankstelle für Blütennektar. Seite 17 Die Wildblumenwiese Eine Wildblumenwiese stellt für viele Hobbygärtner die Krönung ihrer Träume dar, dennoch setzen nur wenige diesen Traum in die Realität um. Wildblumenwiesen locken mit ungewohnten Farbspielen und Landeplätzen für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Das Anlegen einer Wildblumenwiese bedeutet im Vorfeld zwar ein bisschen mehr Aufwand, der aber mit der prachtvollen Vielfalt an Pflanzen und dem sich ständig wechselnden Blumenarten reich entschädigt. Unser normaler Boden ist sehr humusreich und sollte daher im Vorfeld abgemagert werden. Dazu muss der alte Grünrasen bis unter den Wurzelbereich der Gräser abgetragen, mit Sand aufgefüllt und dieser mit dem Mutterboden vermischt werden. Nach dem Aussäen muss das Saatgut einige Wochen ständig feucht gehalten werden, damit sich eine artenreiche Traumwiese entwickelt. Einige Blumenarten werden sich stark ausbreiten, andere wiederum werden verschwinden. Gut geeignet sind Kornblume, Klatschmohn, Färberkamille, Schafgarbe, Hopfenklee, Huflattich und Vogelwicke. Das Mähen einer Wildblumenwiese sollte optimalerweise in Staffeln erfolgen, damit den blütenbesuchenden Insekten nicht auf einen Schlag die gesamte Nahrungsgrundlage entzogen wird. Dazu erst die eine Hälfte der Wiese mähen und sobald sich hier wieder die ersten Blüten zeigen, die andere Hälfte. Eines ist eine Wildblumenwiese allerdings nicht: Ein Tummelplatz für spielende Kinder, da hoch wachsende Wiesenblumen kein Betreten vertragen. Begrünte Mauern und Fassaden Einen lebendigen grünen Blattpelz erhält man auch durch begrünte Mauern und Fassaden. Die Blüten und Früchte sind begehrte Futterquellen und bieten Singvögeln Nistplätze und Verstecke. Das dichte Blattwerk wirkt wie ein Wettermantel, der Witterungsextreme mildert und Fassaden vor Feuchtigkeit schützt. Kletterpflanzen schaffen ein Luftpolster zwischen Mauer- und Blattwerk, erzeugen Sauerstoff, sind Staubfilter und Schalldämpfer und stellen eine natürliche Verbindung zwischen Wohnraum und Garten dar. Geeignet sind Wilder Wein, Schlingknöterich, Efeu und Kletterhortensie. Trockenmauern Ein altes Gestaltungselement in der Naturlandschaft stellen Trockenmauern dar. Sie bestehen aus sorgfältig aufeinander geschichteten Steinen und werden ohne Bindemittel erbaut. Rasch entwickeln sie sich zu einem begehrten Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Steinnelken, Mauerpfeffer, Alpensonnenröschen, Sandthymian und Zwergglockenblume erobern die Mauern und Molche, Kröten, Salamander, Masken- und Seidenbienen nutzen die Fugen als Kinderstube. Seite 18 Totholz Auch wenn es unserer Ordnungsliebe widerstrebt, nimmt das Liegenlassen von Totholz im Garten eine wichtige Funktion im Naturkreislauf ein. Ein Totholzhaufen hat nichts mit Unordnung zu tun, sondern stellt eine kluge Überlegung dar. Die Aufschichtung in einer ruhigen Ecke, bringt jede Menge Leben in den Garten. Grob zerkleinert, aufgeschichtet und über viele Jahre sich selbst überlassen, zerfällt das abgestorbene Holz langsamer oder schneller und bevor es sich irgendwann in Humus verwandelt, bietet es über Jahre hinweg unzähligen Tierarten Nahrung, Nistplatz und Wohnraum. Flechten, Moose und Pilze siedeln sich an, Asseln und Spinnen folgen. Spechte, Kleiber und Meisen stochern in den Ritzen und klopfen die lockere Rinde ab, unter der sich Larven von Käfern verbergen, die mit ihren Fraßgängen wieder Niststätten für Bienenarten schaffen, die sich ihre Brutgänge nicht selber bohren können. „Jeder dumme Mensch kann einen Käfer zertreten, aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“ (Arthur Schopenhauer) respekTIERmich e.V. | Buchenweg 1 | 72658 Bempflingen | Tel. 07123-938288 www.respektiermich.de | [email protected] Seite 19