Folien zur Höllerer-Vorlesung 2011

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Konflikte zwischen Intuition und
neurobiologischer Evidenz.
Wolf Singer
MPI für Hirnforschung
Frankfurt Institute of Advanced Studies
Ernst Strüngmann Institut für Hirnforschung
Berlin, Höllerer Vorlesung, 2011
Die Behauptungen der
Neurobiologie
• Alles Wissen eines Menschen residiert in der
funktionellen Architektur des Gehirns
Die Behauptungen der
Neurobiologie
• Alles Wissen eines Menschen residiert in der
funktionellen Architektur des Gehirns
• Die Regeln, nach denen dieses Wissen erworben,
verhandelt und angewandt wird, residieren ebenfalls in
dieser funktionellen Architektur
Die Behauptungen der
Neurobiologie
• Alles Wissen eines Menschen residiert in der
funktionellen Architektur des Gehirns
• Die Regeln, nach denen dieses Wissen erworben,
verhandelt und angewandt wird, residieren ebenfalls in
dieser funktionellen Architektur
• Alle, auch die höchsten mentalen Funktionen, beruhen
auf neuronalen Prozessen
Die Behauptungen der
Neurobiologie
• Alles Wissen eines Menschen residiert in der
funktionellen Architektur des Gehirns
• Die Regeln, nach denen dieses Wissen erworben,
verhandelt und angewandt wird, residieren ebenfalls in
dieser funktionellen Architektur
• Alle, auch die höchsten mentalen Funktionen, beruhen
auf neuronalen Prozessen
• Neuronale Prozesse gehorchen den Naturgesetzen
Eine plausible, wenn auch
epistemisch zirkuläre Vermutung
• Wir können nur erkennen, erdenken, uns vorstellen, was die
kognitiven Leistungen unserer Gehirne zu fassen erlauben
Eine plausible, wenn auch
epistemisch zirkuläre Vermutung
• Wir können nur erkennen, erdenken, uns vorstellen, was die
kognitiven Leistungen unserer Gehirne zu fassen erlauben
• Diese kognitiven Leistungen verdanken sich evolutionärer
Anpassung an jene Bedingungen der mesoskopischen Welt, die
für Überleben wichtig sind
Eine plausible, wenn auch
epistemisch zirkuläre Vermutung
• Wir können nur erkennen, erdenken, uns vorstellen, was die
kognitiven Leistungen unserer Gehirne zu fassen erlauben
• Diese kognitiven Leistungen verdanken sich evolutionärer
Anpassung an jene Bedingungen der mesoskopischen Welt, die
für Überleben wichtig sind
• Dies ist, soweit wir wissen, ein winziger Ausschnitt der Welt
Eine plausible, wenn auch
epistemisch zirkuläre Vermutung
• Wir können nur erkennen, erdenken, uns vorstellen, was die
kognitiven Leistungen unserer Gehirne zu fassen erlauben
• Diese kognitiven Leistungen verdanken sich evolutionärer
Anpassung an jene Bedingungen der mesoskopischen Welt, die
für Überleben wichtig sind
• Dies ist, soweit wir wissen, ein winziger Ausschnitt der Welt
• Folglich müssen unsere kognitiven Leistungen begrenzt und
eklektisch sein – vielleicht auch unsere Denkstrukturen!
Implikationen der Hirnforschung
für klassische philosophische
Fragestellungen
Epistemologie
(Die Frage nach der Natur von Erkenntnis)
Das Leib-Seele Problem
Die Konstitution des intentionalen Ich
Freier Wille
Wahrnehmung aus der Sicht der
Hirnforschung
Wahrnehmen ist ein aktiver,
konstruktiver Prozess.
Eine wissensbasierte Interpretation von
Sinnessignalen.
Die Konstruktion des
Wahrgenommenen erfordert
Vorwissen
Dieses Wissen und die Regeln nach
denen Vorwissen mit Sinnessignalen
verrechnet wird bestimmen, was und
wie wir wahrnehmen.
Woher wissen wir, was wir
wissen und woher kommen die
Regeln, nach denen wir dieses
Wissen verarbeiten?
Diese Frage reduziert sich auf die
Frage nach den Determinanten der
funktionellen Architektur.
Drei Prozesse
bestimmen die funktionelle
Architektur des Gehirns
Drei Prozesse
bestimmen die funktionelle
Architektur des Gehirns
•
Die Evolution ( Quelle genetisch tradierten Wissens)
implizites Wissen
Drei Prozesse
bestimmen die funktionelle
Architektur des Gehirns
•
Die Evolution ( Quelle genetisch tradierten Wissens)
implizites Wissen
• Erfahrungsabhängige Entwicklung (epigenetisch)
implizites Wissen
Drei Prozesse
bestimmen die funktionelle
Architektur des Gehirns
•
Die Evolution ( Quelle genetisch tradierten Wissens)
implizites Wissen
• Erfahrungsabhängige Entwicklung (epigenetisch)
implizites Wissen
• Lebenslange Lernprozesse
explizites Wissen
Die funktionelle Architektur des
Gehirns ist somit durch
genetische und epigenetische
Faktoren festgelegt.
Die Unterscheidung zwischen den beiden
Determinanten ist oft schwierig
Die molekularen Bausteine der Nervenzellen und die Mechanismen
der Signalübertragung haben sich unverändert erhalten
Von der
Schnecke
Bis zur
Hirnrinde
Die Großhirnrinde, die letzte bahnbrechende „Erfindung“ der Evolution
Mehr vom Gleichen macht den großen Unterschied
Angepaßte
Verarbeitungsstrategien werden
konserviert
Sie determinieren:
Sensorische Kategorien
Objektdefinitionen
Lernregeln
Regeln logischen Schließens
Aesthetische Kriterien
(Vieles davon teilen wir mit Tieren)
Was macht ein Objekt aus?
Antworten fand die
Gestaltpsychologie
Aber
Gültig sind diese Regeln nur für die
mesoskopische Welt, in der sich
Leben manifestiert
Die jeweils plausibelsten Lösungen werden wahrgenommen
Beispiele für die Mächtigkeit
impliziten a priori Wissens
Die in der funktionellen
Architektur gespeicherten
Erwartungen bestimmen unsere
Wahrnehmungen
Was wir wahrnehmen
hängt von Annahmen
ab, von deren Existenz
wir meist nichts wissen!
( Implizites Wissen)
Deshalb lassen wir uns
auf keine relativierenden
Diskussionen ein!
Gilt vermutlich für
unser Urteilsvermögen
im Allgemeinen
A und B sind gleich hell
Der Schatten wird berücksichtigt
A und B sind gleich hell
Der Schatten wird berücksichtigt
Wie wir wahrnehmen wird auch durch
Wissen bestimmt, das wir durch frühe
Prägung erworben haben
Wie das evolutionäre Vorwissen ist
auch dieses Wissen implizit!
Wir wissen nicht, daß wir es haben!
Trotz nahezu unveränderter
genetischer Anlagen unterscheiden
sich unsere Gehirne nachhaltig von
denen unserer Höhlen bewohnenden
Vorfahren
Der Grund:
Epigenetische Prägung
Anders als das evolutionär
erworbene Wissen ist
Erfahrungswissen kulturspezifisch
Menschen aus unterschiedlichen
Kulturen nehmen soziale Realitäten
verschieden wahr, aber jeder erlebt
das Wahrgenommene als wahr
Bei der Wahrnehmung sozialer
Realitäten gibt es keine Möglichkeit,
zwischen wahr und falsch zu
unterscheiden, da die
„ Dritte – Person- Perspektive“ fehlt
Diese Erkenntnis erfordert eine
Erweiterung unseres
Verständnisses von Toleranz
Wie konstituieren sich unsere
Wahrnehmungen im Gehirn?
Gibt es einen verortbaren
Beobachter?
Unsere Intuitionen über die
Organisation unserer Gehirne
widersprechen neurobiologischen
Erkenntnissen
Introspektion und Beobachtung
des Gegenüber legen nahe
Im Gehirn regiert eine zentrale autonome
Instanz
Unser Ich
Sie bewertet, nimmt wahr, entscheidet,
koordiniert, initiiert, ist kreativ.
Fast alle abendländischen Denktraditionen fordern ein
Konvergenzzentrum, ob dualistische oder monistische.
Die wissenschaftliche Sicht:
Das Gehirn, ein distributives, sich
selbst organisierendes System mit
nichtlinearer Dynamik.
.
Es gibt keine übergeordnete
Instanz
Keinen Beobachter
Keinen Beweger
Keinen Entscheider
Hirnrinden-Areale weisen eine sehr ähnliche interne Verschaltung auf,
arbeiten folglich nach gleichen Prinzipien, aber wenden diese auf
unterschiedliche Informationen an
Motorik
Körperschema
Aufmerksamkeit
Planen
Moral
Raum
Sprache Hören
Sehen
Objektidentifikation
Verbindungsarchitektur visueller und
motorischer Rindenareale von Primaten
From Hilgetag and Kaiser
Die Verbindungsarchitektur des
Gehirns ähnelt der von
„Small World Networks“
Internet, Soziale Systeme, Flugrouten-Netze
Ein Kompromiss zwischen 3 Strategien:
Jeder mit jedem – nur Nachbarn – randomisiert
Vorteil: Kürzeste Wege zwischen beliebigen
Orten
Verbindungen zwischen funktionellen Domänen der Hirnrinde.
Muresan et al. 2008
Da es im Gehirn kein singuläres,
übergeordnetes Zentrum gibt
Wie entstehen kohärente Wahrnehmungen?
Wo und wie wird entschieden?
Wie werden koordinierte Aktionen geplant,
initiiert und ausgeführt?
Wie konstituiert sich das wollende „ Ich“?
Neuronen auf frühen
Verarbeitungsstufen reagieren
auf elementare Merkmale
Neuronen in frühen Verarbeitungsstufen kodieren einfache
Merkmale: z.B. die Orientierung einer Kontur
Reaktion
Keine
Reaktion
Neuronen auf höheren
Verarbeitungsstufen reagieren
auf komplexe Konstellationen
elementarer Merkmale
Neuronen auf höheren Verarbeitungsstufen reagieren auf
Kombinationen von einfachen Merkmalen
Die Struktur sensorischer Repräsentationen
Punkte:Einzelne Areale
Linien:Verbindungsbahnen
Emotionale
Bewertung
Tasten
Hören
Sehen
Die zentrale Frage.
Wie wird gebunden was zusammengehört
(z.B. die Attribute eines Objektes)
Und
Wie wird getrennt gehalten, was semantisch
unverbunden?
Welche Flächen gehören zum Hintergrund, welche zu den Figuren?
Um Inhalte durch dynamisch konfigurierte
Ensembles zu repräsentieren müssen Neuronen
zwei unterschiedliche Informationen vermitteln.
• 1) Ob das Merkmal, für das sie kodieren, vorhanden ist.
• 2.) Mit welchen anderen Neuronen sie sich jeweils
verbunden haben, um einen komplexen Inhalt zu
repräsentieren.
Die Hypothese
Aktivitätszunahme signalisiert das
Vorhandensein elementarer Merkmale.
Synchronisation der Entladungen signalisiert
welche Neurone jeweils kooperieren.
Der Mechanismus
Synchronisierte Aktivität verstärkt die
Kopplung zwischen Neuronen.
Sie definiert damit Relationen und
etabliert Bindungen zwischen
räumlich verteilten Neuronen.
Komplementarität von Ratenzunahme und Synchronisierung
Experimentelle Hinweise für die
Bindungsfunktion der
Synchronizität
Synchrone oszillatorische Aktivität von Neuronengruppen
in der Sehrinde
Feldpotentiale
Zellentladungen
Räumlich getrennte Neuronengruppen können synchron oszillieren
Doppelableitung
Reizbedingung
Korrelationsmuster
Eine von vielen Voraussagen
Die Synchronisationswahrscheinlichkeit
sollte die Gestaltkriterien perzeptuellen
Gruppierens widerspiegeln
Das Gestaltkriterium der
Kontinuität und des
gemeinsamen Schicksals
Elemente werden zu einem Objekt
vereint, wenn sie verbunden sind
und sich gleichförmig bewegen
Kohärente
Reizung:
Synchronisation
Inkohärente
Reizung:
Keine
Synchronisation
Welche Konturelemente gehören zu den Pferden?
Neuronen,die das gleiche Objekt repräsentieren, entladen synchron
a und b synchron
c und d synchron
a
b
c
d
b und c asynchron
Also folgt:
Repräsentationen bestehen aus
Assemblies
aus einer ad hoc gebundenen
Gruppe weit verteilter Neuronen,
von denen jedes einzelne nur
Teilaspekte des zu
repräsentierenden Inhaltes kodiert
Dies gilt für alle Prozesse
Also:
Alle Wahrnehmungen, Wertungen,
Entscheidungen und Aktionen beruhen
auf komplexen raum - zeitlichen
Erregungsmustern, an denen sich jeweils
Myriaden, oft weit verteilter Neuronen
beteiligen
Polymodale Wahrnehmungen, Entscheidungen etc.
beruhen auf transienten, synchronen Aktivitätsmustern
Tasten
Bei bestimmten Erkrankungen (Schizophrenie, Autismus, Alzheimer)
sind die Mechanismen
gestört, die synchrone Oszillationen ermöglichen.
Hören
Dies erklärt viele der kognitiven Störungen und ermöglicht nun die
Sehen
gezielte Suche nach Ursachen
Gestörte Bindungsfunktionen bei
der Schizophrenie?
Hinweise:
Gestörte Merkmalsbindung
Gestörtes Arbeitsgedächtnis
Die Hypothese:
Gestörte Synchronisation von
Gamma Oszillationen?
Gestaltwahrnehmung und Synchronizität bei
schizophrenen Patienten.
Quellenlokalisation von Gamma Oszillationen
Gestörte Gamma Oszillationen in
Schizophrenen Patienten
Controls
Patients
Time (sec)
Reduzierte Phasen Synchronisierung
Correlation with symptoms
Positive
.48*
Delusions
.51*
Hallucinations
.55**
p < .005
J. Neuroscience, 2006
Topographie der Phasensynchronisation
0-100 ms
Gesunde
Patienten
Differenz
100-200 ms
200-300 ms
300-400 ms
Schlussfolgerung
Die dissoziativen Störungen
kognitiver Leistungen bei
schizophrenen Patienten könnten
auf gestörten Bindungsfunktionen
beruhen
Altersabhängigkeit der Erstmanifestation
der Schizophrenie
men
women
age
Späte Reifung der Gamma Oszillationen
5
3 3
2 3
3
1 2
2
4
PNAS, 2009
Transienter Zusammenbruch der Phasen Synchronizität
Adult
Late childhood
Late adolescence
PNAS, 2009
Adoleszenz:
Eine kritische Entwicklungsphase
Synchrone Oszillationen werden stärker und präziser
ABER
-- Netzwerke destabilisieren
--Synchronisation bricht dabei vorübergehend zusammen
--Übergang von globalen zu fokalen Netzwerken
Freud´s „second chance“?
Wie weiß das Gehirn, dass es ein
stimmiges Ergebnis erzielt hat ?
Hierfür gibt es verteilte Subsysteme, die
globale Systemzustände beurteilen.
Diese bedürfen keines „Fachwissens“.
Sie beenden Suchprozesse und erlauben
Lernvorgänge.
Das limbische System
Die Bewertungssysteme sind distributiv organisiert
Schlußfolgerungen
Komplexe Systeme mit nichtlinearer Dynamik
kommen ohne zentrale Steuerungsinstanz aus.
Effizienz, Robustheit und Fehlertoleranz
verdanken sich Selbstorganisationsprozessen.
Diese bedürfen „intelligenter“ Architekturen
und zentraler Bewertungssysteme.
Das Problem der Willensfreiheit
Auch hier täuscht uns die
Intuition!
Der je nächste Zustand eines sich
selbst organisierenden Systems ist
vollständig durch den unmittelbar
vorangehenden determiniert
Die Konstituierung einer
Entscheidung folgt den gleichen
Prinzipien wie die Konstituierung
der Repräsentation einer
Wahrnehmung
Es muss sich das stabilste, an
Widersprüchen ärmste Ensemble
ausbilden
Nur selten sind zwei Ergebnisse
gleichwahrscheinlich und es
.
entscheiden zufällige
Fluktuationen
In der Regel ist der je folgende
Zustand des Gehirns durch den
vorangehenden determiniert.
Dennoch ist die zukünftige
Entwicklung nicht festgelegt.
Der Grund:
Nichtlineare Dynamik des Gehirns.
Was meinen wir eigentlich mit
Freiheit?
Dass wir, als wir entschieden, auch anders
hätten entscheiden können?
ODER
Dass wir Anderes hätten wollen können
ODER
Dass wir Handlungsspielraum haben?
Wäre dann Freiheit ein graduelles
Phänomen?
Frei wovon?
Äusseren Zwängen
(Befehlsnotstand,Bedrohungen)
Inneren Zwängen
(Triebe,Süchte,Traumata)
Welche Entscheidungen werden
als freie empfunden?
Solche, die auf bewußter
Deliberation aller relevanten
Variablen beruhen und Argumenten
zugänglich sind
Aber:
Auch die bewußte Deliberation
beruht auf neuronalen Prozessen
Argumente, moralische Bedenken und
frühere Erfahrungen beeinflussen als
neuronale Erregungsmuster die
Entscheidungsprozesse
Auch die Regeln für die Deliberation
residieren in der funktionellen
Architektur des Gehirns
Folglich sind auch bewußte
Entscheidungen determiniert von:
Evolution(Gene)
Entwicklung(Prägung)
Lernen
Zu welchem Ergebnis der
Entscheidungsprozess
konvergiert hängt nicht nur von
den bewußten Argumenten
sondern auch von einer Fülle
unbewußter Motive ab
Welche Argumente im
Bewußtsein aufscheinen wird
unter anderem von diesen
unbewußten Motiven bestimmt.
Bewußte und unbewußte
Abwägungsprozesse erfolgen
parallel
Sie gehorchen unterschiedlichen
Regeln und müssen nicht kongruent
sein!
Zudem gilt, daß die bewußten
Gründe oft nicht die zutreffenden
Motive sind.
Post hoc Rationalisierung ist häufig
Wann empfinden wir uns frei?
Wenn bewußte Deliberation und unbewußte
Abwägung konkordant sind
UND
Der Optionenraum wenig eingeschränkt ist.
Schlußfolgerung
Das Konstrukt: Freiheit - subjektive Schuld Strafmaß ist fragwürdig.
Die Praxis: Verantwortlichkeit der Person Sanktion
(Abschreckung, Wiedergutmachung, Schutz )
bleibt unangetastet.
In diesen Aspekten ähnelt das
Gehirn anderen komplexen
Systemen
Wirtschaftssystemen
Sozialen Systemen
Ökologischen Systemen
Von all diesen Systemen
erwarten wir Effizienz, Stabilität
und vor allem
Fehlertoleranz
Das Gehirn erfüllt diese Anforderngen in
optimaler Weise
Hierfür sorgten evolutionäre Mechanismen
Zwei Fragen
Können wir von der Organisation
des Gehirns lernen, um unsere
lebensweltlichen Systeme zu
strukturieren?
Lassen sich diese Systeme durch
gezielte Eingriffe steuern?
Warum fand die Evolution zu
dezentralen Lösungen und setzt auf
Selbstorganisation?
Vermutlich, weil sich auf diese Weise mehrere
Vorteile erzielen lassen.
Robustheit trotz wachsender Komplexität.
Implementierung nicht-linearer Prozesse
.
Selbstorganisation als Notwendigkeit.
Komplexe Systeme mit nicht-linearer
Dynamik sind sehr leistungsfähig ABER sie
lassen sich nicht zielgerichtet steuern!
Eingriffe führen zu Veränderungen, deren
langfristige Folgen grundsätzlich nicht
voraussagbar sind!
Was könnte dies für unsere sozialen,
wirtschaftlichen und politischen
Systeme bedeuten?
Vielleicht sollten wir auch hier zur
Optimierung der Systemarchitekturen
evolutionäre Prinzipien einsetzen und mehr
auf die verteilte „Klugheit“ von
Selbstorganisationsprozessen vertrauen
Desiderata
Selbstorganisierende Architekturen schaffen.
Diese Architekturen fortwährend ändern.
Zielorientierte Hypothesen für Optimierung und
Induktion von Veränderungen formulieren.
Auswahl zwischen Optionen durch Würfeln.
Systemzustände häufig evaluieren.
Sich bewährende Architekturen stabilisieren.
Praktische Implikationen
Das Gehirn ist ein paradigmatisches Beispiel
für komplexe Systeme
Grosse Zahl aktiver, reziprok interagierender
Komponenten.
Ausgeklügelte Architektur der Vernetzung.
Nichtlineare Dynamik.
Zielorientierte Organisation.
Welche Konsequenzen erwachsen
aus diesen Erkenntnissen für die
Organisation unserer komplexen,
lebensweltlichen Systeme?
Zwei komplementäre Strategien
Bindung durch Konvergenz in hierarchisch
strukturierten Netzwerken
Bindung durch dynamische Konfiguration von
Ensembles kooperierender Neuronen in
distributiv organisierten Netzwerken
Die Repräsentation kognitiver
Objekte durch Ensembles
Da es nicht für alle Inhalte spezifische
Bindungsneuronen geben kann, bestehen
Repräsentationen von Wahrnehmungen,
Gedanken, Entscheidungen und Plänen
zumeist aus sich selbst organisierenden
Ensembles kooperierender Neuronen
Ensembles sind dynamisch
konfigurierte, relationale
Konstrukte, ähnlich wie Sätze.
Wie diese bedürfen sie eines
Codes, der definiert, wie die
Symbole miteinander verbunden
sind.
MEG Ableitungen und Quellenlokalisation von
Gamma-Oszillationen bei schizophrenen Patienten
Comparison between medicated and unmedicated ScZ-Patients
Gamma Power
Age dependent manifestation of Schizophrenia
A motivation for developmental studies
men
women
age
Late maturation of gamma oscillations
5
3 3
2 3
3
1 2
2
4
PNAS, 2009
Transient disruption of phase locking
Adult
Late childhood
Late adolescence
PNAS, 2009
Reduzierte Gamma–Oszillationen bei unbehandelten
Schizophrenen Patienten (Erster Schub)
gesund
behandelt
unbehandelt
Phasen Synchronizität von Gamma Oszillationen
Gesunde
p<.005
Patienten
Alles Wissen und die Programme
für die Interpretation von
Sinnessignalen residieren in der
Verschaltungsarchitektur des
Gehirns
Welche Faktoren bestimmen diese
Architektur?
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