Landschaft, Landwirtschaft, Forst Bahnhofstrasse 10, 8708 Männedorf Tel. 044 921 66 14 Fax 044 921 66 09 www.maennedorf.ch Liselotte Hanimann-Brennwald [email protected] Neophyten – Neuankömmlinge in unserer Flora Seit eh und je werden Samen oder Pflanzenteile durch Wind, Wasser, Tiere und den Menschen verfrachtet und die Arten dadurch verbreitet. Die Einwanderung neuer Arten ist also ein Jahrtausende alter Prozess und nicht unbedingt „unnatürlich“. Da mit der Entdeckung Amerikas 1492 der Welthandel und damit die Verschleppung von Arten aber sprunghaft angestiegen sind, werden „Neuankömmlinge“ ab 1500 als Neophyten bezeichnet. Viele dieser Arten haben sich problemlos und unspektakulär in unsere Vegetation eingefügt (Kartoffel, Tomate, Mais, usw.). Die Schweizer Flora zählt ungefähr 550 Neophyten, davon werden allerdings ca. 45 zu den problematischen invasiven Neophyten gezählt – Arten, die vielfach eine hohe Vermehrungsrate durch Samen oder Wurzelausläufer aufweisen, oft in Verbindung mit einer erstaunlichen Regenerationsfähigkeit. Invasive Neophyten Früh erkennen – sofort handeln Invasive gebietsfremde Pflanzen können grosse ökologische, gesundheitliche sowie ökonomische Schäden verursachen. Durch ihr schnelles Wachstum in dichten Beständen vermögen sie die angestammte Vegetation zu überwachsen und zu verdrängen. Mit vertretbarem Aufwand können solche Pflanzen oft nur in den Anfangsphasen bekämpft und getilgt werden. Früherkennung und Sofortmassnahmen sind neben der Verhinderung der Einfuhr und Verwendung das effizienteste Instrument. Massnahmen gegen Problempflanzen – Auftrag z.B. an Gemeinde Die Bekämpfung eines bereits etablierten Problempflanzen-Bestandes ist langwierig und mühsam. Grosse Bedeutung kommt daher der Prävention zu: Informieren Verbreitungsbiologie sowie mögliche und wirksame Bekämpfungsmethoden abklären Ursachen für den Befall abklären Befallskarte erstellen Bekämpfungsmethode festlegen Pflanzenmaterial fachgerecht entsorgen Massnahmen dokumentieren und Kontinuität gewährleisten 11 verbotene Pflanzenarten – hier vier der wichtigsten… Die eidg. Freisetzungsverordung (FrSV) regelt den Umgang mit gebietsfremden Pflanzen und nennt u.a. Pflanzen, mit denen der Umgang verboten ist. Das heisst, sie dürfen weder eingeführt, verschenkt, verkauft, transportiert, vermehrt, angepflanzt noch gepflegt werden. Alle Massnahmen zur Bekämpfung hingegen sind zulässig, es besteht jedoch keine Pflicht dazu (ausser bei Ambrosia). Hier einige Beispiele besonders problematischer Pflanzen: Asiatische Staudenknöteriche (Reynoutria) bis zu 3 m hohe Staude, mehrjährig, Blätter und Stängel sterben im Winter ab, ab Mitte April schlagen die winterharten Triebe wie Spargelsprossen aus, Blütezeit: Aug. – Sept., Ausbreitung: kleinste Teile der unterirdischen Triebe aber auch Stängelstücke können neue Pflanzen bilden! Keine Verbreitung über Samen. Bekämpfung: laufend mit unterirdischen Ausläufern ausreissen und im Kehricht entsorgen. Entlang von Gewässern ist besondere Vorsicht geboten: Pflanzenteile, die ins Wasser gelangen, verbreiten die Pflanze über weite Strecken bachabwärts. Nordamerikanische Goldruten (Solidago canadensis L. und Solidago gigantea Agiton) 60 – 120 cm hohe Staude, mehrjährig, Blätter und Stängel sterben im Winter ab, Blütezeit: Mitte Juli – Okt., Ausbreitung: Flugsamen und unterirdische Ausläufer (Rhizome) Bekämpfung: laufend, aber spätestens bis vor der Samenreife ausreissen oder ausgraben und damit in den Abfallsack oder die Vergärungsanlage. Auf keinen Fall kompostieren. Essigbaum (Rhus typhina L.) 5 – 8 m hoher sommergrüner Baum, Blätter im Herbst rot gefärbt, Blütezeit: Juni bis Juli, rote stehende Kolben, Ausbreitung: hauptsächlich über Wurzelausläufer, Bekämpfung: einzelne junge Pflanzen mit Wurzeln ausreissen oder ausgraben und in den Kehricht. Grössere Exemplare ringeln oder Fällen und unbedingt Wurzelstock ausgraben ansonsten wachsen rundum viele Stockausschläge. Pflanzen der schwarzen Liste,… …“deren Vorkommen und Ausbreitung entgegen gewirkt werden muss“; gemäss Info flora: Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus L.) bis 6 m hoch, immergrüner Zierstrauch, Blütezeit: April, Ausbreitung: Samenverbreitung durch Vögel und Wurzelausläufer, verwildert an Waldrändern und im Wald. Bekämpfung: einzelne junge Pflanzen mit Wurzeln ausreissen oder ausgraben und sachgemäss entsorgen. Nicht in den Kompost. Sommerflieder (Buddleja davidii Franch.) 2-4 m hoch, sommergrüner Strauch, Blütezeit: Juli-Aug., violett bis lila oder weiss, Ausbreitung: Flugsamen (bis zu 3 Mio. pro Pflanze) und Wurzelausläufer, verwildert an Ufern, Waldrändern und an Strassen- und Bahnböschungen. Bekämpfung: mit Wurzeln ausreissen oder Wurzelstock ausgraben. Blüten vor Samenreife abschneiden und sachgemäss entsorgen oder in den Kehricht. Handlungsmöglichkeiten für Privatpersonen Oft wird beteuert, dass Lösungen im Bereich invasiver gebietsfremder Pflanzen nur durch Zusammenarbeit mit der Bevölkerung umgesetzt werden können. Tatsächlich kann jeder von uns dazu beitragen, dass keine neuen invasiven Arten eingebracht werden, und sich die schon vorhandenen nicht noch weiter ausbreiten – z.B. indem wir: uns besser über die invasiven Arten informieren und lernen, sie zu identifizieren im eigenen Garten oder Grundstück einheimische Arten bevorzugen Gartenabfälle und Schnittgut sachgemäss kompostieren oder entsorgen (keine wilden Deponien, die ohnehin verboten sind) Fundstellen melden Schöne und ökologisch wertvolle Alternativen Ob Sichtschutz oder Blütenfarbe – sicher haben Sie verschiedene Ansprüche an die Pflanzen in Ihrem Garten, auf diese Sie jedoch nicht verzichten müssen. Es gibt für die Umwelt und den Menschen wertvolle Alternativen zu Problempflanzen – die Biodiversität wird es Ihnen danken!