G EOAKTIV – W IRTSCHAFT , B ERUF , F ORSCHUNG UND L EHRE Das Anthropozän-Konzept hat, sofern es konsequent verfolgt wird, auch umfassende Konsequenzen, wie wir in Zukunft Forschung und Bildung verstehen, wie wir Natur, Technik und Kultur ganzheitlich miteinander verbinden müssen, welche Verantwortung wir zu übernehmen haben und wie die Zukunftsaufgabe des nachhaltigen Wirtschaftens vielleicht doch bewältigt werden kann. Wenn wir als geologischer Faktor die Welt an den Rand ihrer planetaren Grenzen bringen können, so müssten wir doch, eben gerade wegen dieses großen Einflusses, die Nutzung der Welt zukünftig auch nachhaltig gestalten können, und zwar global und generationenübergreifend. Die ganze Stärke der Anthropozän-Idee liegt darin, eine Plattform für ein wissensbasiertes und bewusstes planetares Gestalten dieses Erdsystems zu schaffen. Eine derartige Plattform sollte gerade auch in Deutschland mit aufgebaut werden. Hier wurde das Konzept des Anthropozäns ersonnen. Deutschland hat durch zahlreiche wissenschaftliche und technologische Durchbrüche selbst zivilisationsbildend gewirkt. Als dicht besiedelte Industriegesellschaft ist es eines der anthropozänsten Gebiete der Welt. Die Beteiligung auch der deutschen Geowissenschaften an diesem Konzept ist gleichermaßen Chance wie Herausforderung: Es liegt an uns allen mitzubestimmen, ob das Anthropozän nur ein blitzlichtartiger geologischer Event ist, oder ob wir es als langandauerndes Erdalter mitgestalten können. Reinhold Leinfelder (Berlin/München) Gestein des Jahres 2012 – Quarzit Quarzite sind Gesteine, die fast ausschließlich (meist deutlich über 80 %) aus Quarz – dem Mineral, aus den beiden häufigsten Elementen der Erdkruste: Silizium und Sauerstoff – bestehen und deren Einzelkörner eng mit einander verzahnt sind. Die Widerstandsfähigkeit des Minerals Quarz und die Struktur des Gesteins haben eine hohe Verwitterungsbeständigkeit zur Folge. Mächtigere Quarzitpartien im Verband mit anderen Gesteinen sind daher morphologisch meist als Felsrücken in der Landschaft erkennbar. Die Böden sind nährstoffarm und steinig. Fast alle Quarzite sind im Zuge der Regionalmetamorphose aus quarzreichen Sedimentgesteinen, meist aus Sandsteinen, aber auch aus Kieselschiefern oder Hornsteinen entstanden. In Deutschland treten Quarzite daher in den meisten unserer Mittelgebirge in Gesteinsfolgen auf, die von der variszischen Gebirgsbildung erfasst wurden, d.h. älter als 330 Mio. Jahre sind, wie z.B. im Rheinischen Schiefergebirge (Taunus-Quarzit), im Harz (Acker-BruchbergQuarzit) oder im Vogtland (Gunzener Quarzit). Hier und an vielen anderen Stellen wird man dem Gestein „Quarzit“ daher bei Wanderungen begegnen. 22 Da das Mineral Quarz bereits bei relativ niedrigen Temperaturen und geringem Druck beginnt umzukristallisieren und die für Quarzite typischen Verzahnungsstrukturen bildet, können auch im Kontakthof von Graniten quarzitische Gesteine entstehen. Ein Sonderfall sind die unter rein sedimentären Bedingungen gebildeten „Tertiärquarzite“, die in den hessischen und mitteldeutschen Braunkohlenlagerstätten auftreten. Die hohe Widerstandsfähigkeit gegen chemische und physikalische Einwirkungen macht die Quarzite zu einem wichtigen und interessanten Rohstoff in der Werksteinindustrie. Die durch einen geringen Gehalt an Muskovit und einen gerichteten Druck bei der Metamorphose erzeugte Textur führen bei manchen Quarziten zu einer sehr ausgeprägten plattigen Spaltbarkeit. Im Zusammenspiel mit einer durch andere Minerale (Disthen, Dumortierit, Hämatit) verursachten Farbigkeit haben Quarzite daher ein weites Anwendungsfeld als Polygonalplatten für strapazierfähige Wandverkleidungen und Bodenbeläge gefunden. Im Handel sind fast ausschließlich Importgesteine aus Europa (Norwegen, Italien, Kroatien) und Übersee (Brasilien) anzuGMIT · NR. 46 · DEZEMBER 2011