Tiere im Naturgarten Insekten als Schädlingsvertilger im Garten Die heimlichen Helfer des Gärtners Im Garten und in der Landwirtschaft bezeichnen wir die Lebewesen, die sich von unseren angebauten Nutz- und Zierpflanzen ernähren, als Schädlinge. Die natürlichen Feinde dieser Schädlinge werden Nützlinge genannt : es kann sich um Säugetiere, Vögel, Kriechtiere, Lurche, Insekten, Spinnen, Milben, Nematoden, Bakterien, Pilze usw. handeln. Diese Einteilung in ‚nützlich’ und ‚schädlich’ ist vom Menschen geschaffen. In der Natur hat jedes Lebewesen seinen gleichwertigen Platz. In natürlichen Lebensräumen herrscht zumeist ein ökologisches Gleichgewicht in der Populationsdichte dieser Gegenspieler, es ist um so stabiler, je artenreicher eine Lebensgemeinschaft ist. Günstige Bedingungen für eine oder mehrere Schädlingsarten können zur ihrer Vermehrung führen, sie bieten dann einen reich gedeckten Tisch für ihre räuberischen Feinde. Die Schädlingspopulation wird dezimiert, aus Mangel an Beutetieren sinkt dann auch wieder die Zahl der Räuber. Diese Populationswellen schwanken in einem gesundem Ökosystem um einen Mittelwert. In einem künstlich geschaffenen System, wie dem Garten, ist dieses Gleichgewicht von Fressen und Gefressenwerden gestört, es kann zu Massenvermehrungen kommen. 12 Natur & Garten Januar 2009 Foto © Kerstin Lüchow Die Kulturpflanzen der Gärten werden von Schädlingen besonders bevorzugt. Gern gesehene Gäste sind deshalb Igel, Vögel und Kröten, sie helfen bei der Vertilgung von Schadinsekten. Unbekannter ist die große Anzahl an oft unscheinbaren und im Verborgenen lebenden räuberischen Insekten und Spinnentieren, die auf ihrem Speisezettel pflanzenfressende Arten als Beute haben. Durch einfache, unschädliche Maßnahmen kann dieses Räuber/Beute Verhältnis gefördert und eine übermäßige Vermehrung von Schadorganismen verhindert werden. Der Einsatz von giftigen Chemikalien wird unnötig und trotzdem können gesundes Pflanzenwachstum und gute Ernten erreicht werden. Marienkäfer beim Blattlausschmaus In einem giftfreien,‚insektenfreundlichem’ Garten ist dies nicht so leicht möglich. Jeder heimische Baum oder Strauch dient unzähligen Nützlingen als Unterschlupf, Brutplatz oder Nahrungsquelle. Hier können sie sich zurückziehen, um im Sommer Schädlinge im Gemüse- und Blumengarten in Schach zu halten. Abwechslungsreiche und naturnahe Bepflanzung lockt Insekten an. Auf feuchten, trockenen und mageren Standorten wachsen vielfältige Blütenpflanzen (möglichst mit ungefüllten Blüten). Besonders attraktiv wirken Doldenblütler, Körbchenblütler, Zwiebelpflanzen, Phacelia, Holunder, Heil- und Gewürzkräuter und nährstoffarme Blumenwiesen. Der Boden ist bedeckt mit einer Vegetationsdecke, Mulch oder Laubstreu, Staudenstängel werden gern als Überwinterungsort genutzt. Hier und dort sind Stein-, Reisig- und Laubhaufen platziert, auch Baumstümpfe und Totholz bieten Versteck- und Brutplätze für Nützlinge. An selbstgebauten oder gekauften Insektenhotels herrscht an den ersten warmen Sonnentagen Hochbetrieb. Weitere Maßnahmen sind: die Verwendung von standortgerechten, robusten Kulturpflanzen, schonende Bodenpflege und Düngung, weite Fruchtfolgen und artenreiche Bepflanzung. Nicht nur die erwachsenen Nützlinge tragen zur Regulierung der Schädlingspopulationen bei. Etliche von ihnen legen ihre Eier in, bzw. in die Nähe ihrer Wirtstiere, deren Larven, Raupen oder Puppen. Nachdem die Larven der Nützlinge aus ihren Eiern geschlüpft sind, leben auch sie räuberisch von anderen Insekten oder als Parasit in ihrem Wirtstier. Einige der erwachsenen Nützlinge benötigen Pollen oder Nektar als Nahrung, die obengenannten Pflanzen sind Anziehungspunkte. Folgende Tabelle gibt einen allgemeinen Überblick über die Vielzahl der Nützlinge, deren Nahrung und Lebensraum. Wer sich die heimlichen Helfer in den Garten locken will, (auch aus Naturschutzgründen!), kann sich durch weiterführende Literatur informieren. Tiere im Naturgarten Blattsauger, Blutlaus, Drahtwürmer, Frostspanner, Erdflöhe, Kartoffelkäfer, Kohlfliege, Spinnmilben, Mehltau- und Schimmelpilze, Schnecken und Schneckeneier, Puppen, Raupen und Eier aller Art. Unter Stein- oder Holzhaufen, morsche Baumstubben, Laub, Moos, Grashorste, Hecken Doldenblütler, Schafgarbe, Rainfarn. Blattläuse und Blattsauger aller Art, Käferlarven, Milben, Raupen, Spinnmilben, Thripse, Zikaden Dill, Fenchel, Kümmel. Feuchte Biotope. Überwinterung: Dachböden, Gartenhäuschen, Hecken, künstliche Verstecke. Ohrwürmer Läuse aller Art, Spinnmilben, Apfelblütenstecher, Blattflöhe, Kohlfliege Unter Brettern, Steinen, Laub, in Mauerritzen, Hecken, künstliche Verstecke mit Holzwolle, Heu oder Moos. Spinnentiere Raubmilben Spinnen, viele verschiedene Blatt- und Blutläuse, Thripse, Springschwänze, Milben, Fliegen, Mücken, Gallmücken, Blattwespen, Nematoden, Spinnmilben Unter Bodenstreu, Falllaub, Vegetationsdecke, Steinen, an Gräsern und Wildkräutern, in Rindenritzen, Hecken. Thripse Schädliche Thripse, Spinnmilben, Blattläuse, weiße Fliege Käfer ( -larven) Aaskäfer Buntkäfer Jagdkäfer Laufkäfer Leuchtkäfer Marienkäfer Weichkäfer Zipfelkäfer Netzflügler (-larven) Blattlauslöwen Florfliegen Staubhafte Thripse, räuberische Wanzen Blumenwanzen Raubwanzen Sichelwanzen Weichwanzen, räuberische Zweiflügler (- larven) Blattlausfliegen Gallmücken Langbeinfliegen Raubfliegen Raupenfliegen Schnepfenfliegen Schwebfliegen Blattläuse, Blattflöhe, Zikaden, Spinnmilben, Thripse, Weiße Fliege, Raupen, Bohnenfliege, Gespinstmotten, Kohlfliege Unter Moos, Laub, Bodenstreu, und Baumrinde, Hecken, Weiden, Brennnesseln, Disteln, Margeritten. Blattläuse und Raupen aller Art, Blattsauger, Spinnmilben, Käfer Doldenblütler, Korbblütler, Hahnenfußgewächse, Rosengewächse, Weiden und Gräser. Vertilgen Schädlinge, aber manchmal eben auch andere Nützlinge: Krabbenspinnen. Foto © Susanne Goroll Doldenblütler, Phacelia. Überwinterung: Rindenritzen, Moos, trockene Gräser, Hecken, künstliche Insektennisthölzer, Strohhalmbündel. Blattlausschlupfwespen Brackwespen Erzwespen Faltenwespen Gallwespen Grabwespen Lehmwespen Schlupfwespen Doldenblütler ziehen Insekten magisch an, die Süßdolde (Myrrhis odorata) ist auch hübsch und gut zu essen. Foto © Kerstin Lüchow Blattläuse und Blattsauger aller Art, Bohnen- und Kohlfliege, Kohl-, Lauch- und Gespinstmotte, Minierfliegen, Erdflöhe, Haselnussbohrer, weiße Fliege etc Hautflügler ( -larven) Foto © Kerstin Lüchow Räuberisch vertilgen Bevorzugter lebende Nützlinge diese Schädlinge Lebensraum Mit Löchern versehene Harthölzer sind beliebte Kinderstuben. Literatur Susanne Goroll, Biogärtnerin, D-Braunschweig. Langjähriges aktives Mitglied im Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN), mit Faible für naturnahen Garten und Tierbeobachtung. Foto © Susanne Goroll Berling: Nützlinge und Schädlinge im Garten, BLV Verlag Blümel/Fischer- Colbrie/Höbaus: Grundwissen Nützlinge, Bildungsverlag EINS Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge, Frankh-Kosmos Verlag Kreuter: Pflanzenschutz im Biogarten, BLV Verlag Ein Reisighaufen bietet Unterschlupf für allerhand Getier. Natur & Garten Januar 2009 13